Wandern im „Dichter-Wald“

Wandern im „Dichter-Wald“
Meldung vom Montag, den 14.09.2015
Im Bild:
Am Schild für Heimatdichter HugoHeinz vereint
(von
links):
GünterHeinz,
BerndHeinz,
FriedrichHeinz,Tettaus
ehemaliger
Bürgermeister Alfred Schaden und derjetzige
Rathauschef
Peter
Ebertsch
sowie
Ludwigsstadts Bürgermeister Timo Ehrhardt.
Fotos:Doris Hein
: 2,5 Kilometer lang ist ein neuer Weg, der Thüringen und Franken am Rennsteig
verbindet. 24 Infotafeln erinnern an berühmte deutsche Poeten. Es ist nicht das letzte
Projekt in der Gegend. Kleintettau - 'Wenn ich verreise, fällt mir in vielen Gegenden auf,
wie gut die Leute ihre regionalen Besonderheiten vermarkten. Da haben wir hier
eindeutig
noch
Nachholbedarf.'
Der
solches
behauptet,
ist
Günther
Schmidt,
Ruheständler aus Spechtsbrunn. Anstatt seine Ruhe zu genießen, tüftelt er immer wieder
an
neuen
Ideen
zur
Verschönerung
und
Bereicherung
seiner
Heimat.
Am
Freitagnachmittag präsentierte er zwischen der Kalten Küche bei Spechtsbrunn und der
Frankenwaldhütte am Rennsteig erstmals den 'Dichter-Wald'.
Schmidts Idee, im 'dichten Wald' zwischen dem Naturparkinformationszentrum im
Thüringischen und der Schildwiese beim Fränkischen Kleintettau Wanderern berühmte
deutsche Dichter nahezubringen, war bei den Tourismus-Vereinen beiderseits des
Höhenwanderweges auf offene Ohren gestoßen. Alfred Schaden, Obmann des
Frankenwaldvereins Kleintettau, nutzte die Kontakte und Erfahrungen aus seiner
langjährigen Tätigkeit als Tettauer Bürgermeister, warb Sponsoren in der heimischen
Industrie und brachte Helfer und Ideengeber zusammen. Bei der Eröffnung des
'Dichter-Waldes' lobte er das gute Zusammenwirken zwischen Thüringen und Franken,
die Forstbehörden inklusive. Schmidt selbst bezeichnet sich als 'Spurensucher am
Rennsteig', und so schritt er zur Eröffnung des 2,5 Kilometer langen Dichter-Weges am
Freitag mit einer überdimensionalen Lupe in der Hand voran. Im interessierten Gefolge
unter anderem die Bürgermeister von Ludwigsstadt und Tettau, Timo Ehrhardt und Peter
Ebertsch, sowie zahlreiche weitere Wanderfreunde.
14 Mal machte Schmidt unterwegs Halt. Er verwies auflandschaftliche Besonderheiten,
aber auch auf Spuren, die das ganz normale Leben sowie einschneidende historische
Ereignisse auf der alten Heeres- und Handelsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig
hinterlassen haben. Spuren von Bauern und Kaufleuten, von Napoleons Armee oder
Tausenden Landsknechten. Spuren vom Kalten Krieg im Grenzgebiet zwischen
Deutschland Ost und West. Spuren der vielfältigen Grenzen, die im Laufe der Zeit die
Region prägten, in der nun wieder grenzübergreifend gewandert wird.
Vier Mal kam Martin Luther nachweislich hier des Weges. Historisch belegte Details zu
Goethes Reisen über den Sattelpass hatte Christel Wiegand vom Gräfenthaler
Heimatund Geschichtsverein 'Die Pappenheimer' parat.
Aber auch landschaftliche Besonderheiten wie das Jägermoor samt Moorleiche kamen
zur Sprache. 21 Tafeln 'gesamtdeutscher' Dichter luden unterwegs zum Lesen und
Lernen ein. Die Köpfe der Poeten hat Günther Schmidt als gelernter Porzellanmaler
selbst auf den Tafeln verewigt. Drei Heimatdichter der Region wurden nahe der
Frankenwaldhütte entsprechend gewürdigt: Rosa Meinhardt und Wilhelm Güntsch aus
Ludwigsstadt sowie Hugo Heinz aus Kleintettau, Onkel von Unternehmer Carl-August
Heinz und selbst 51 Jahre lang 'in der Hütte dem Glas verbunden'.
Tettaus Bürgermeister Peter Ebertsch lobte den Dichterwald direkt am Rennsteig als
Bereicherung für die Region. Hier könne manin intakter Natur etwas fürs Leben lernen. In
Zeiten von Handy und iPhone sei es eine gute Möglichkeit, auch die Jugend an
kulturelles Erbe heranzuführen, so Ebertsch.
Dichterwald-'Vater' Günther Schmidt aus Spechtsbrunn.
Als 'schön und für die Region wichtig' bezeichnete Max Heinz, Vorsitzender des Heimatund Tourismusvereins Oberland am Rennsteig, das Engagement rüstiger Ruheständler,
die in ihrer Freizeit im Interesse der Allgemeinheit Themen mit historischem Bezug in
Angriff nehmen. Derartige Projekte würden von den Tourismusvereinen natürlich gerne
begleitet, so Heinz.
In der Frankenwaldhütte fand die Wanderung bei einer zünftigen Brotzeit ihren
gelungenen Abschluss. Gleichzeitig wurden weitere Höhepunkte zur Wiederbelebung des
Rennsteigs angekündigt. So soll 2016 auf dem mit 748 Metern höchsten Punkt der
Schildwiese und gleichzeitig des Landkreises Kronach ein rund dreißig Meter hoher
Aussichtsturm entstehen, berichtete Christian Goldammer, zuständiger Revierleiter im
Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten.
Bereits am 31. Oktober wird der Naturlehrpfad des Frankenwaldvereins Kleintettau
eingeweiht, informierte Vereinsvorstand Alfred Schaden. Initiator dieses Projektes war
Bernd Heinz, Wege- und Wanderwart und Hüttenwirt der Frankenwaldhütte. 'Nur was
man kennt, kann man schützen', sagte er. Deshalb liege ihm der Naturlehrpfad am
Herzen. An 26 Stationen soll dort Wanderern aller Altersstufen die einheimische Tier- und
Pflanzenwelt nahegebracht und gleichzeitig dem 'Waldvergessen' entgegengewirkt
werden.
Führungen
Führungen im Dichterwald können Gruppen bei Günther Schmidt unter Telefon
036703/80632 buchen. Natürlich kann man den Weg auch selbst erlaufen, die
Informationen nachlesen und verinnerlichen.
Meldung verfasst von Doris Hein (Neue Presse, 14.09.2015)