Heute_bei_der_Queen_morgen_in_Biafra

52 | Kunst & Kultur
Heute bei der Queen, morgen in Biafra
Aus dem Leben des Starfotografen Stuart Heydinger, der jetzt lieber malt
Von Britta Lübbers
Stuart Heydinger (Jg. 1927) war einer
der weltweit gefragten Fotoreporter. Er
führte das Leben eines modernen Nomaden, pendelte zwischen Metropolen,
Wüsten und Meer und fing den Glamour
der Mächtigen ebenso ein wie das Elend
der Armen und vom Krieg Verfolgten.
Nach seinem Einsatz im geschundenen
Biafra verabschiedete er sich von der
großen Bühne. Heute lebt der 81-Jährige in Hude und bevorzugt die Staffelei.
Welche Bilder hängt ein Mann in seine
Wohnung, der zu den großen Fotografen seiner Zeit zählt? Was sucht er sich
heraus aus dem wertvollen Fundus seiner Jahrzehnte währenden Arbeit, in der
er flüchtige Momente eingefangen und
für die Nachwelt konserviert hat? Stuart
Heydinger hat sie alle aufgenommen, die
Reichen und die Schönen, die Eitlen und
die Mächtigen, die Armen und die Geschlagenen. Seine Fotomappen sind ein
Archiv der Zeitgeschichte. Seit 1979 lebt
er in Deutschland, 22 Jahre davon in Hude. Geboren wurde er 1927 in Kingston
upon Thames in England. Doch sind dies
nur die Fixpunkte eines rastlosen Bildreporterlebens, dessen Kartografie die Erdkugel abbildet, von Nord nach Süd, von
Ost nach West.
Es ist ein milder Tag im Herbst und Stuart Heydinger öffnet die Tür. Er ist groß,
das ehemals dunkle Haar ist licht gewor-
den, der Bart ist weiß. Der Blick des Besuchers fällt neben den Eingang, und da hängen gar keine Fotos, es sind Zeichnungen
aus dem Baskenland, die Heydinger gerahmt hat. Er hat sie selbst gemalt, in den
1970er Jahren, als er das Dasein des von
einer Katastrophe zur nächsten Hetzenden nicht mehr führen wollte. Aber schräg
gegenüber der Sitzecke ist sie dann doch,
die Fotowand. Sie zeigt einen strahlenden John F. Kennedy, 1963 am Flughafen
Gatwick, einen zerknautscht wirkenden
Alexei Kossygin, der 1965 als Ministerpräsident der Sowjetunion in Leipzig war;
ägyptische Ärmelkanalschwimmer sind zu
sehen und – in sehr großem Format – das
Bild des Feuerschiffs South Goodwin, das
auf der Goodwin Sandbank in Seenot geriet. Die South Goodwin, 1954 in warnender Mission unterwegs, kenterte schließlich selbst.
Stuart Heydinger war ein aufstrebender junger Fotograf in der Londoner Fleet
Street, der traditionellen Adresse der britischen Presse, die vom mächtigen HearstImperium dirigiert wurde. Mit dem Bild
des auseinander brechenden Schiffs gelang ihm einer seiner ersten Erfolge. Die
Schwarzweißaufnahme erinnert an die
Marinemalerei des 18. und 19. Jahrhunderts: Die einzelnen Wrackteile sind Spielzeug der mächtigen Wellen, die Technik muss sich der überlegenen Natur geschlagen geben. Stuart Heydinger hatte
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sich mit dem Flugzeug zum Unglücksort
fliegen lassen, auf seinen Wunsch lenkte der Pilot die Maschine besonders tief,
Heydinger wollte einen möglichst realistischen Eindruck des aufwühlenden Geschehens vermitteln. Er schaffte, was er
beabsichtigte, das Bild wurde später von
der renommierten Sunday Times in ein
Standardwerk für Fotografen aufgenommen. Hier ist bereits alles angelegt, was
den aufstrebenden Newcomer schnell erfolgreich sein lässt: Einsatzwillen gepaart
mit dem unbestechlichen Blick für Dramaturgie und perfekte Bildkomposition.
60 Zigaretten am Tag
In Hude ist es an diesem Morgen windstill, Stuart Heydinger serviert Kaffee auf
dem von roten Geranien gesäumten Bal-
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kon. Manchmal weht das Rattern eines
Güterzugs vom nahe gelegenen Bahnhof herüber, das Laub der Bäume leuchtet rot. „Ich liebe diese Herbstfarben“, lächelt der Gastgeber, der – trotz all seiner
Erfolge – überaus bescheiden wirkt, angenehm selbstironisch und zudem charmant. Als er damals aus privaten Gründen entschied, sich in Bremen nieder zu
lassen, konnte er so gut wie kein Wort
Deutsch. Das hat sich natürlich geändert,
auch wenn Heydinger seine Sätze gerne
mit englischen Wörtern anreichert. „Ist es
cool draußen?“, fragt er, und „cool“ meint
dann tatsächlich „kühl“. Die deutsche
Sprache hat er sich angeeignet wie vor
Jahrzehnten die Fotografie: Learning by
doing. Neulich hat er sich in einen Sprachlehrgang vertieft, aber seine Freunde haben gelacht und ihm abgeraten, erzählt
der 81-Jährige und muss selbst lachen.
„Sie mögen wie ich rede“, erklärt er und
gießt Kaffee nach, der perfekt gebrüht ist.
„Früher war mein Kaffee zu stark.“ Früher,
vor 40, 50 Jahren, trank Stuart Heydinger
nicht nur starken Kaffee, er rauchte auch
60 Zigaretten am Tag. Er schlief wenig
und wenn doch, dann nicht selten in Situationen, die zum Schlafen kaum geeignet sind.
Das Foto eines Kollegen zeigt ihn 1956
während der Olympischen Spiele in Melbourne auf zwei Stühlen und einer Tonne für Fixiermittel liegend. Um das grelle
Licht im Fotografenraum abzumildern, hat
er sich eine Zeitung über
den Kopf gelegt, auf dem
Boden steht eine halbleere Cola-Flasche, das Koffein hat offenbar nicht gewirkt. „Ich war so erschöpft,
ich habe wirklich geschlafen“, erinnert sich Heydinger mehr als 50 Jahre später. Der Kollege hat seinen
Schnappschuss damals direkt entwickelt und dem
Schlafenden an die Wand
des Büros gehängt. Später, als Heydinger in Krisenund Kriegsgebieten unterwegs ist und international als einer der
führenden Pressefotografen gilt, wird er
im Dschungel und auf Bergkuppen schlafen. Er wird das aufregende Leben eines
modernen Abenteurers führen, eines zeitgenössischen Nomaden, der immer wieder in die Städte zurückkehrt. Seine Fotografien werden hoch gehandelt, sie sind
politische und soziale Dokumente ohne
Verfallsdatum von hohem ästhetischem
Rang. Mehrfach werden seine Bilder in
die Liste zum „world press photo“ aufgenommen, in die Auswahl der besten Fotos der Welt. Aufnahmen aus jener Zeit,
die ihn selbst abbilden, zeigen einen attraktiven, hochgewachsenen, schlaksigen Mann, meist lächelnd, einen Gregory-Peck-Typen, einen Flaneur mit Kamera. Sie verraten nichts von der Kehrseite
des Erfolgs, sie erzählen nicht vom Getriebensein, nichts davon, wie es zunehmend schwer für Heydinger wird, das von
ihm dokumentierte Elend seelisch zu verarbeiten.
Kalte Nächte im Büro
In den Anfängen ist das Fotografendasein in erster Linie eine spannende Angelegenheit, in die der junge Heydinger
eher zufällig hineingerät: „Eigentlich wollte ich Cartoonist werden.“ Als 16-Jähriger zeichnet er Karikaturen von Hitler und
Mussolini und von Winston Churchill, den
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er heute noch sehr schätzt. Er darf die Bilder in einem kleinen Laden in der Nachbarschaft aushängen, so wird der Chefreporter des lokalen Folkstone Herald auf
ihn aufmerksam. Er gibt dem Jungen die
Gelegenheit, einmal in der Woche eine
der gekonnt witzigen Zeichnungen zu veröffentlichen. Heydinger befreundet sich
mit dem Fotografen der Zeitung und der
wird – nur ein Jahr älter als er selbst –
in den Kriegsdienst beordert. Stuart übernimmt dessen Job. Er muss mit der damals üblichen großen, unhandlichen Plattenkamera arbeiten. „Ich hatte keine Ahnung“, sagt er rückblickend. „Ich wusste
nichts von Verschlusszeiten, von Brennweiten, von der Einstellung der Blende.“
Er habe alle Fehler gemacht, die man machen kann. Und für sein Leben daraus gelernt. Er bewährte sich. „Ich war der jüngste Pressefotograf Englands“, so Heydinger heute. Und mit 18 Schillingen in der
Woche wohl auch einer der am schlechtesten bezahlten. 1944 wechselt er zu einer
kommerziellen Fotofirma, ein Jahr später wird er zum Militärdienst eingezogen.
Er lässt sich zum Fallschirmspringer ausbilden („das erschien mir am Aufregendsten“) und ist bis zum Ende des britischen
Mandats 1948 in Palästina im Einsatz. Zurück in England heiratet er, 1951 kommt
sein Sohn Van zur Welt. Jetzt braucht er
ein geregeltes Einkommen. Er findet eine
Stelle beim Eastbourne Chronicle und es
gelingt ihm, Aufnahmen an die amerikanische Agentur International News Photos
(INP) in der Fleet Street zu verkaufen, für
die er dann als freier Mitarbeiter tätig sein
wird: ein Ritterschlag für den jungen Fotografen.
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Heydinger ist ambitioniert („ich wollte
nach oben, ich wollte Erfolg haben“) aber
zunächst hat er viel Arbeit für sehr wenig
Geld. Die erste Zeit in London schläft er
im Waterloo-Bahnhof, dann lässt ihn ein
Kollege im Büro nächtigen, obwohl das
weder mit dem Chef abgesprochen noch
erlaubt ist. Es ist kalt, und Heydinger hat
den Ofen im ansonsten dunklen Zimmer
angelassen, was einen Feuerwehreinsatz
zur Folge hat. „Es gab einen Feuerschein,
die haben gedacht, es brennt, ich konnte
mich nur mit Mühe herausreden.“ Schließlich nimmt er sich ein Hotel, sein Nylonhemd wäscht er jeden Abend im Waschbecken aus, seine Hose legt er unter die
Matratze, damit die Falten sich glätten.
„Ich war immer korrekt gekleidet.“ Heydinger holt ein Foto hervor, das ihn in den
1950er Jahren zeigt, wie er sich auf einen
Empfang am schwedischen Königshof
vorbereitet. Er trägt einen schicken Smoking und lächelt breit in die Kamera. „Der
Anzug war geliehen, Manschettenknöpfe hatte ich auch nicht.“ Der alte Heydinger schüttelt den Kopf über den jungen
Heydinger. Der behalf sich mit Zeitungspapier, das er zwischen die Knopflöcher
klemmte.
Mit Sir Hillary am Südpol
Am 2. Juni 1953, Heydinger arbeitet bereits fest für INP, geht eines seiner Bilder
um die Welt: Es zeigt Königin Elisabeth II
nach der Krönungszeremonie in einer goldenen Kutsche durch London fahrend. Er
wird noch häufiger bei den Royals zu Gast
sein. Und nichts wird dem Zufall überlassen werden. Die Queen und ihr Hofstab
haben sehr klare Vorstellungen davon,
wie ein akzeptables Foto auszusehen hat.
Das Protokoll ist straff geregelt, Heydinger
muss professionell und schnell sein. „Es
war ein unglaublicher Druck, nicht auszudenken, wenn die Bilder nichts geworden
wären.“ Nachträgliche Bildbearbeitung am
Computer gab es damals nicht. Was zählte war der Moment, und den galt es über
die Vergänglichkeit des Tages hinaus zu
konservieren. Stuart Heydinger schaffte
das sehr oft. „Das hast du wieder toll gemacht, Stu“, lautete dann das Lob in der
Redaktion. Mitarbeiter anderer Agenturen
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erlebte er als Kollegen und Konkurrenten
gleichermaßen. Man traf sich abends zum
Whiskey in den einschlägigen Bars, ließ
die Höhepunkte des Tages Revue passieren und schlug sich kumpelhaft auf die
Schulter (das Metier war ganz klar Männersache). Am nächsten Tag kämpfte man
wieder bei Presseterminen um den besten
Platz, damit das eigene Bild und nicht das
der anderen die Titelseiten zierte. „Es war
ein Wettkampf, immer wieder.“ Und wie
übersteht man dieses dauernde Spiel um
Sieg oder Niederlage? „Mit Humor, wir
hatten viel Spaß.“ Heydinger lächelt. Es
habe eine Art Berufsethos gegeben, Paparazzi-Aufnahmen wären damals nicht
möglich gewesen, es galt, die Abgelichteten nicht der Lächerlichkeit auszusetzen.
Warum ist das heute so anders? Stuart
Heydinger glaubt, es liegt an den astronomischen Summen, die inzwischen für
Fotos von Prominenten gezahlt werden.
„Diese Preise verderben die Moral. Bei
uns war das anders. Ein guter Fotograf
verdiente nicht mehr als ein Handwerker.“
Der Qualität der Bilder habe das nicht geschadet, im Gegenteil.
Um Geld geht es allerdings auch, als
INP Stuart Heydinger aufgrund von Sparmaßnahmen die spannenden Aufträge
entzieht. Er kündigt und geht zur Times.
Hier tauscht er die Plattenkamera gegen
eine handliche Rolleiflex, sein Einsatzgebiet weitet sich aus, er ist jetzt international unterwegs. Am 16. Januar 1958 macht
er eine Aufnahme, auf die erneut die Welt
blickt: Er hält den Handschlag fest, mit
dem sich der englische Forscher Dr. Vivian Fuchs und der neuseeländische MountEverest-Besteiger Sir Edmund Hillary am
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Südpol begrüßen. Anlass des medial inszenierten Treffens ist das Geophysikalische Jahr, an dem sich 60 Nationen beteiligen. Nur viermal kann Heydinger auf den
Auslöser drücken, dann hat die arktische
Kälte die Kamera schockgefrostet.
Stuart Heydingers Name ist inzwischen
ein Gütesiegel, 1960 wechselt er zum Observer, wo er bis 1966 bleibt. Der Unabhängigkeitskrieg in Algerien, die Krise
im indischen Tezpur, das 1962 vom Einmarsch der Chinesen bedroht ist, der Tod
Papst Johannes XXIII („ich habe nachts
auf dem Petersplatz ausgeharrt), sind nur
einige der Themen, mit denen sich der Fotograf auseinandersetzt. „Ich war besessen von meiner Arbeit“, sagt er. Zuweilen
riskiert er sein Leben für den Job. 1965
gibt es einen bewaffneten Grenzkonflikt
zwischen Indien und Pakistan, Heydinger
ist in Kaschmir. Bei einem Angriff der Indian Air Force am Tawi-Fluss wird er verletzt, schont sich aber nicht, weil er die
Filme in der nass gewordenen Nikon-Kamera retten will. Zwölf Stunden schleppt
er das Material in einem Eimer bis zum
nächsten Labor. Die Firma Nikon vermarktet seinen Einsatz und wirbt mit der
Unverwüstlichkeit ihres Produkts.
Im Juni 1966 kündigte Stuart Heydinger
seinen Posten als Cheffotograf des Observer, von einem Tag zum anderen schmiss
er alles hin. Das viele Unterwegssein hatte
ihn seiner Familie entfremdet, er war keine
40 Jahre alt und fühlte sich leer und ausgebrannt: „Ich habe meinen Ehrgeiz verloren“, notierte er damals. Er verließ sein Büro und warf nicht einen Blick zurück.
Dennoch blieb er seinem Beruf treu, er
arbeitete nun als freier Fotograf und be-
stimmte selbst, welche Aufträge er annahm. Im Juni 1967 fährt er für The Daily
Telegraph nach Biafra, eine Region in Nigeria, in der ein blutiger Bürgerkrieg tobt,
an dem auch der Westen beteiligt ist.
Heydinger fotografiert die Flüchtlinge, er
zeigt die vom Hunger ausgemergelten
Körper der Kinder. Diese Bilder werden
zum Fanal, sie brennen sich in das kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation.
Aber sie lassen auch Heydinger selbst
nicht mehr los. „Es war das Schlimmste,
was ich je sehen musste, es war der Inbegriff der Katastrophe“, sagt er noch heu-
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te. Der Auftrag hat Folgen für ihn, er fühlt
sich lange danach mitgenommen und deprimiert und er entscheidet, nie wieder in
einem Kriegsgebiet zu arbeiten.
Die Schönheit des Baskenlands
Heydinger beginnt zu malen, und er entdeckt das Baskenland für sich. Bis 1982
fährt er regelmäßig dorthin und macht
Fotos von archaischer Schönheit – Bilder von zerfurchten Männergesichtern,
Bauernkindern, Markt- und Straßenszenen, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. Einmal trifft er sich mit Mitgliedern
der separatistischen Untergrundorganisation ETA. In abenteuerlicher Fahrt wird er
zu einem abgelegenen Gehöft gebracht,
wo ihn maskierte und bewaffnete Männer in Empfang nehmen. Es ist eine seiner letzten politischen Missionen. Seine
Motive findet er zunehmend in der Natur,
besonders die Weite der norddeutschen
Landschaft und ihr tiefer melancholischer
Himmel faszinieren ihn. Inzwischen war
Heydinger auch nach Bremen gezogen.
Von 1986 bis 1995 arbeitete er zudem als
Fotograf am Oldenburger Staatstheater,
eine Zeit, von der er regelrecht schwärmt:
„Das war viel mehr als ein Job.“ Mit einigen Darstellern ist er bis heute befreundet.
Was bleibt aus Heydingers bewegtem
Berufsleben? Viele Ordner mit zahllosen
Fotografien und Zeitungsausschnitten, ein
30 Jahre altes Vergrößerungsgerät der
Marke Leitz, das jetzt allenfalls nostalgischen Wert besitzt und von dem Heydin-
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ger sich nicht trennen mag. Die Bildergalerie an der Wand. Fotografiert er noch?
Selten. Er malt lieber. „Ich bin ein Yesterdaysman“, bemerkt er lakonisch. Das
ist wohl typisch englisches Understatement. In diesem Jahr war eine ausführliche Werkschau mit 120 Fotos von Stuart
Heydinger im Oldenburger Landesmuseum zu sehen, die später auch in anderen
Städten gezeigt wurde. In Kürze soll es eine Heydinger-Ausstellung in London geben. Die Oldenburger Schau und der sehr
schöne Katalog dazu sind in großem Maße dem Engagement der stellvertretenden Leiterin des Oldenburger Landesmuseums Doris Weiler-Streichsbier zu verdanken. Monatelang hat sie sich einmal in
der Woche mit Heydinger in Hude getroffen – eine Zeit, die sie mit Stevensons „In
80 Tagen um die Welt“ vergleicht. Heydinger ließ sie teilhaben an seinem turbulenten Fotografenleben und führte sie im
Zeitraffer rund um den Globus. „Er erzählte Anekdoten (...), schilderte dramatische
Situationen, in denen er um sein Leben
fürchten musste, überzeugte mich restlos
von seinem Gespür für ein gutes, durchkomponiertes Foto und berührte mich
durch seine Menschlichkeit, sein hochsensibles Mitgefühl für andere“, schreibt Doris Weiler-Streichsbier in ihrer Einleitung.
Dem Inhalt vorangestellt hat sie ein Zitat,
das von Stuart Heydinger selbst stammt:
„Man muss sich auch in diesem Beruf seine Sensibilität bewahren. Ich habe immer
versucht, in meinen Bildern nie die Grausamkeit des Krieges und das Leiden der
Menschen auszuschlachten.“
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