Ein Großteil der Seniorenheimbewohner leidet unter Schmerzen

Pressemitteilung zu den 15. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG)
Ein Großteil der Seniorenheimbewohner leidet unter Schmerzen –
bessere Schmerzerfassung würde Schmerzmanagement voranbringen
Wien, 22. Jänner 2016 – „Ein beträchtlicher Teil der Bewohnerinnen und Bewohner österreichischer
Pflegeheimen leidet unter Schmerzen. Zwischen 40 und 68 Prozent geben an, schon einmal
Schmerzen verschwiegen zu haben oder sie einfach als altersbedingt hinzunehmen“, sagt Univ.-Prof.
Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink, Vorstand des Institutes für Pflegewissenschaft und -praxis der
Paracelsus Universität Salzburg und ÖSG-Vorstandsmitglied anlässlich der 15. ÖSG-Schmerzwochen.
Die aktuelle OSiA-Studie (Optimiertes Schmerzmanagement in Altenpflegeheimen), deren Co-Autor
Prof. Osterbrink ist, hat die Schmerz-Situation von 425 Bewohnerinnen und Bewohnern in zwölf
österreichischen Altenpflegeheimen erhoben. Die Bilanz: Zwei Drittel der geistig leistungsfähigen
Bewohnerinnen und Bewohner haben Schmerzen in Ruhe oder bei Bewegung. Bei rund 80 Prozent
der kognitiv Beeinträchtigten konnten deutliche Zeichen von Schmerzverhalten beobachtet werden.
Ein Anteil von 81 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner, die täglich Schmerzen haben, ist bereits
länger als ein Jahr davon betroffen. Darüber hinaus zeigt sich deutlich, wie Schmerzen Depressionen
begünstigen und Appetit und Mobilität bremsen können.
Großteil der Befragten mit Schmerzmanagement zufrieden
Die überwiegenden Mehrheit der Befragten zeigte sich allerdings mit dem Schmerzmanagement
zufrieden: Knapp die Hälfte (48,9 Prozent) gab an, mit ihrer Schmerzsituation „sehr zufrieden“ zu sein
oder hatte keine Schmerzen. Ein gutes Drittel (35,6 Prozent) war „eher zufrieden“. 84,7 Prozent der
Bewohner sind mit ihrer medikamentösen, 80,1 Prozent mit ihrer nichtmedikamentösen
Schmerztherapie zufrieden. Mit der Schmerzerfassung waren 82,6 Prozent zufrieden.
Unzufrieden sind zeigten sich vor allem jene, die ihrer Ansicht nach nicht gefragt werden, ob sie
Beschwerden haben, und unter größeren Schmerzen leiden. Die Wahrnehmung, ob ausreichend nach
möglichen Beschwerden gefragt wird, geht auseinander: Nach eigenen Angaben wurden 57,9 Prozent
der Bewohner von ihren Betreuerinnen und Betreuern nach ihren Schmerzen gefragt. 80 bis 90 Prozent
der Pflegenden gaben an, sich nach etwaigen Schmerzen der Bewohner zu erkundigen.
Verbesserung der Schmerzerfassung verbessert auch Schmerzmanagement
Die Studie ergab allerdings auch, dass die Prozentzahl zur Verbreitung der Schmerzen je nach
Erhebungsinstrument stark variieren kann. Ein Beispiel: Geht es nach dem Urteil des Pflegepersonals,
haben zwischen 47,7 und 87,7 Prozent ihrer Betreuten Schmerzen. Prof. Osterbrink: „Die verwendeten
Instrumente zur Selbst- und Fremdeinschätzung führen zu unterschiedlichen Ergebnissen bei
Prävalenzzahlen, Sensitivitäten und Spezifitäten und erfassen die Schmerzbetroffenen nicht gleich
gut.“ Der Experte forderte daher: „Wir brauchen verlässliche und Bewohner-angepasste
Erfassungsmethoden, damit Schmerzen nicht länger stillschweigend ertragen oder – gerade bei
kognitiv beeinträchtigen Menschen – übersehen werden. Um das Schmerzmanagement zu verbessern,
müssen wir in Zukunft die Schmerzerfassung voranbringen!“
Quelle: Schreier et al: Schmerz und Schmerzerfassung in Altenpflegeheimen. Ergebnisse der OSiA-Studie, in: Der Schmerz,
April 2015, Volume 29, Issue 2, pp. 203-210.
Kontakt:
B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler
0676 6368930; 01 3194378; [email protected]
Mit freundlicher Unterstützung von