Das meiste sind Luftschlösser

DIE RHEINPFALZ
DIE RHEINPFALZ — NR. 214
S T A D T N A C HRICHTEN
Ortskartell: Schließung der
Geschäftsstelle überdenken
Der Vorsitzende des Ortskartells Ernstweiler,
Robert Hähn, bittet die Sparkasse Südwestpfalz in einem offenen Brief, ihre Entscheidung, die Geschäftsstelle Ernstweiler in eine
Selbstbedienungsfiliale umzuwandeln, zu
überdenken. Nach der im Mai bekanntgegebenen Entscheidung hätten ihn zwischenzeitlich viele Bürger angesprochen und ihren Unmut und Unverständnis geäußert, so Hähn. Ältere Mitbürger befürchteten, ihre Bankgeschäfte nicht mehr selbstständig erledigen zu
können. Nach dem Sparkassengesetz sei das
Geldinstitut dem Gemeinnutz verpflichtet und
diene der Daseinsvorsorge. Das Ortskartell
hat daher Zweifel, ob man bei solchen Entscheidungen wie der Schließung einer Geschäftsstelle allein betriebswirtschaftliche
Gründe zugrunde legen darf. Die Sparkasse
solle alle Möglichkeiten ausschöpfen, um in
dem Stadtteil eine optimale Versorgung mit
Bankgeschäften sicherzustellen. (ts)
Junger Autofahrer kommt
von der Fahrbahn ab
Am Sonntag gegen 9.45 Uhr kam ein junger
Autofahrer auf der L 700 von der Fahrbahn ab.
Der 20-Jährige war laut Polizei mit überhöhter
Geschwindigkeit auf regennasser Fahrbahn
von Hornbach Richtung Zweibrücken unterwegs. Er geriet nach rechts auf den unbefestigten Grünstreifen und verlor die Kontrolle über
sein Auto. Er schleuderte 45 Meter die Böschung hoch und prallte gegen einen Zaun.
Nach weiteren 15 Metern kam er entgegen der
Fahrtrichtung in der Böschung zum Stehen.
Der 20-Jährige hatte Glück im Unglück: Er
blieb unverletzt. Laut Polizei entstand ein
Schaden von etwa 500 Euro. (tju)
B E R U FE(N):
M E I N A R B EITSPLATZ
Die stets freundliche
und höfliche „Rückkehrerin“
Beim Baustoffunternehmen Sauerer in der Pirmasenser Straße arbeitet mit Rosi Brucker eine „Rückkehrerin“. Die 57-jährige Bexbacherin
hat in dem Betrieb einst ihre Ausbildung zur
Bürokauffrau gemacht, im jetzt vierten Jahr
sitzt sie wieder an einem Sauerer-Schreibtisch.
„Davor war ich in einem Malerbetrieb im Saarland beschäftigt, die Arbeit war weitgehend
die selbe“, erzählt sie. Dann klingelt das Telefon, sie hebt ab und meldet sich mit: „Bauzentrum Sauerer, mein Name ist Brucker.“ Viele
Anrufer verbindet sie anschließend eine Etage
höher in die Geschäftsführung. Wenn der Chef
schon belegt ist, sagt sie: „Der telefoniert
schon wieder.“ Der Dienst in der Zentrale wird
aufgelockert durch andere Tätigkeiten, etwa
durch die Bearbeitung von Lieferscheinen.
„Freundlich und höflich muss man im Umgang
mit den Kunden sein, ruhig und gelassen, auch
wenn mal jemand forsch auftritt“, sagt sie. Rosi
Brucker hat als Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit den Sport für sich entdeckt: „Jogging, Walking, Fitnesstraining.“ (bun/Foto: Steinmetz)
A C H T U N G, RADAR
Die Polizei hat für heute Geschwindigkeitskontrollen in Wallhalben und Landstuhl sowie
auf der A 6 bei Kaiserslautern und auf der
B 270 zwischen Pirmasens und Waldfischbach-Burgalben angekündigt.
SO E R R E I C HEN SIE UNS
ZWEIBRÜCKER RUNDSCHAU
Verlag und Geschäftsstelle:
Telefon:
Fax:
E-Mail:
„Das meiste sind Luftschlösser“
Land antwortet auf CDU-Anfrage zum Stand der Projekte des 25-Punkte-Programms – Wirtschaftsförderung nicht der Rede wert
Viele Maßnahmen, die das Land
nach dem Aus für den Zweibrücker
Flughafen vor einem Jahr in einem
25-Punkte-Programm als Hilfe für
Zweibrücken und die Region auflistete, sind bis heute Luftschlösser
geblieben. Dieser Meinung sind
die CDU-Landtagsabgeordnete Susanne Ganster und der Zweibrücker CDU-Landtagskandidat Christoph Gensch, nachdem die Landesregierung die Anfrage ihrer Partei
nach dem Sachstand der einzelnen
Maßnahmen beantwortet hat.
Gensch und Ganster kritisierten vor
allem, dass sich ihrer Meinung nach
bei der Wirtschaftsförderung in und
um Zweibrücken nichts getan habe.
Hier sicherte die Landesregierung in
ihrem Programm vor einem Jahr zu,
weiterhin die Ansiedlung von Unternehmen in und um Zweibrücken
zu unterstützen. Wie genau sie das
tun will, hat sie aber nicht gesagt,
und alles andere, als die Ansiedlungen zu unterstützen, wäre ziemlicher Unsinn. So fallen die Antworten auf die CDU-Nachfragen zu diesen konkreten Punkten auch sehr
schmal aus. „Kein neuer Sachstand“
ist der einzige Kommentar zur Frage
nach Ansiedlungen von Unternehmen in der Region und rund um das
Outlet.
Weiter bemängeln Ganster und
Gensch, dass es ihrer Ansicht nach
keine konkrete Strategie zur Entwicklung des Tourismus in der Region gibt. Damit bleibe auch unklar, ob
es Landesmittel für diesen Bereich
geben wird. „In der Zwischenbilanz
zeigt sich, dass viele der damals vorgestellten Maßnahmen nicht als etwaige Gegenmaßnahme zur Flughafen-Insolvenz zu sehen sind, sondern unabhängig davon längst geplante Vorgänge waren“, bilanzieren Ganster und Gensch. Konkret
sprechen sie die Anerkennung der
Contwiger
Grundschule
zur
Schwerpunktschule, die Erweiterung der Integrierten Gesamtschule
Contwig, die John-Deere-Brücke in
der Wilkstraße und den neuen Stu-
Die Zahl der Zweibrücker Kinder
unter zwei Jahren, die entweder in
einer Tageseinrichtung oder bei einer Tagesmutter betreut werden,
ist in den letzten Jahren gestiegen.
Rund ein Viertel der unter Zweijährigen wird mittlerweile fremdbetreut. Dies geht aus Zahlen des
Statistischen Landesamtes in Bad
Ems hervor. Die Stadt Zweibrücken, so Pressesprecher Heinz
Braun, erfasst nur die Zahlen der
unter Dreijährigen und auch nur
die der städtischen Einrichtungen.
Eine Information vorweg: Der überwiegende Anteil der Kinder unter
zwei Jahren wird in einer Tageseinrichtung (Kinderkrippe, Kita) betreut und nur ein verschwindend
geringer Prozentsatz von einer öffentlich geförderten Kindertagespflege, also einer Tagesmutter oder
einem Tagesvater. Das Statistische
06332 2090-033
06332 2090-034
[email protected]
Lokalredaktion
Telefon:
Fax:
E-Mail:
06332 9221-40
06332 9221-49
[email protected]
spurig ausgebaute B 10 und eine SBahn-Verbindung zwischen Zweibrücken und Homburg. Doch gerade
beim Ausbau der B 10 zwischen Pirmasens und Landau fallen die Antworten des Landes wieder sehr
dürftig aus. Es wird lediglich darauf
hingewiesen, dass die Abschnitte
entsprechend dem Baurecht und
der Finanzierung umgesetzt werden und, dass der Ausbau Sache des
Bundes sei.
Das Land sieht die Region hingegen auf einem guten Weg, wie aus
der Antwort auf die CDU-Anfrage
hervorgeht. Es sei sich sicher, dass
die Arbeitsplatzverluste, verursacht
durch die Flughafen-Insolvenz,
langfristig kompensiert werden
könnten und sich die Lebensqualität
in Zweibrücken und dem Umland
nachhaltig verbessern werde. (mco)
Zur Sache: Stand der Projekte
Etliche für die Stadt und das Umland
wichtige Projekte aus dem 25-Punkte-Programm sind bereits angelaufen. Eine kleine Übersicht:
Stadt am Wasser. Diese Maßnahme
ist dazu gedacht, die Lebensqualität
in der Stadt zu erhöhen. Schwarzund Bleicherbach sollen den Bürgern zugänglich gemacht werden –
unter anderem mit Stufen. Den Anfang macht der Bau einer Sitztreppe
hinunter zum Schwarzbach am Herzogsplatz. Vergangene Woche war
der Spatenstich. Für das Vorhaben
sind rund 1,4 Millionen Euro an Landesgeldern beantragt, 333 000 Euro
sind bereits bewilligt.
Flughafen-Mitarbeiter: Der Landesbetrieb Mobilität hat 16 Mitar-
beiter des Flughafens übernommen,
14 seien noch im Dienst. Einer habe
eine andere Stelle angenommen, ein
weiterer die Probezeit nicht bestanden.
Breitbandversorgung. Bis 2018 will
der Landkreis Südwestpfalz über
ein Förderprogramm seine Gemeinden flächendeckend mit schnellem
Internet (50 Mbit pro Sekunde) versorgen. Zurzeit stimmen die Gemeinderäte ab, ob sie den Ausbau an
die Verbandsgemeinden und in der
Folge an den Kreis übertragen.
Wasserspielplatz Contwig. Der
Platz am Freibad ist im Bau, ob es
mit der Einweihung im September
noch etwas wird, ist fraglich. Das
Land schoss 330 000 Euro zu. (mco)
betreut, insgesamt sechs (2,3 Prozent dieses Alters), doch nur 15 Kinder von einem Jahr (5,3 Prozent dieses Alters) und 61 Kinder von zwei
Jahren (21,6 Prozent dieses Alters).
Die Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen, dass die Tagesbetreuung für Kinder unter zwei Jahren zunehmend genutzt wurde. Die
noch vorläufigen Zahlen des Statistischen Landesamtes für das Jahr
2015 weisen auf einen weiteren Anstieg der außerhäuslichen Betreuung hin - zumindest bei den Zweijährigen. Es werden in dieser Altersklasse deutlich mehr Kinder als im
Vorjahr betreut, nämlich 195. Bei
den unter Einjährigen bleibt es bei
drei betreuten Kindern. Bei den Kindern von einem Jahr liegt sie mit 56
auch auf Vorjahresniveau. Dass immer mehr Kinder immer früher eine
Tageseinrichtung besuchen sollen,
ist erklärtes politisches Ziel. (bsg)
Landesamt erfasst beide Möglichkeiten, nicht aber die privat organisierte Betreuung.
Im Folgenden ist von der Gesamtzahl der betreuten Kinder die Rede,
auf eine Untergliederung in Tageseinrichtung/-mutter wird verzichtet. Das Statistische Landesamt teilt
die unter Zweijährigen in drei Altersklassen ein, in Kinder unter einem Jahr, Kinder von einem Jahr
und Kinder von zwei Jahren. Im
März 2014 wurden drei Kinder unter einem Jahr betreut. Dies entspricht einem Anteil von 1,2 Prozent
dieses Alters. Bei den Einjährigen
wurden 58 Kinder und bei den
Zweijährigen 146 Kinder betreut.
Das sind 21,3 Prozent der Einjährigen und 56,8 Prozent der Zweijährigen. Zum Vergleich die Zahlen von
den ersten Erhebungen im März
2006: Zu diesem Zeitpunkt wurden
zwar mehr Kinder unter einem Jahr
„Ohne Loch kannschde kenner fahre losse“
DER SEPP VOM HALLPLATZ: Erinnerungen an alte Bahner – Die aktuelle Diskussion um eine zweite Schienenverbindung ist nicht neu
[email protected]
Geschäftsanzeigen
Telefon:
Fax:
E-Mail:
diengang „Medizin und Biowissenschaften“ an der Zweibrücker Hochschule an. All diese Maßnahmen seien längst vor der Insolvenz des Flughafens geplant gewesen.
Die beiden Christdemokraten erkennen allerdings auch an, dass einige der vom Land aufgestellten
Punkte in der Stadt eine positive
Entwicklung genommen haben –
beispielsweise die Förderprogramme „Soziale Stadt“ und „Stadt am
Wasser“ oder die beschleunigte
Städtebauförderung für Contwig.
Das sind alles Projekte, die die Lebensqualität in der Stadt erhöhen
sollen. Doch für Ganster und Gensch
reicht das nicht aus. Sie fordern das
Land dazu auf, auch in Maßnahmen
zu investieren, die der Wirtschaft
und Infrastruktur der Region dienen. Dazu zählen beide eine vier-
FOTO: MOSCHEL
Anteil derzeit bei 25 Prozent – Tendenz steigend – Tagesmütter kaum in Anspruch genommen
Rosengartenstr. 1 - 3
66482 Zweibrücken
06332 9221-0
06332 9221-23
06332 2090031
06332 2090032
[email protected]
Den Bau der für John Deere sehr wichtigen Brücke an der Wilkstraße fördert das Land mit rund einer Million Euro.
Mehr Kinder unter zwei Jahren außer Haus betreut
Abonnement-Service
Telefon:
06332 209980
Fax:
06332 209982
E-Mail:
[email protected]
Privatanzeigen
Telefon:
Fax:
E-Mail:
DIENSTAG, 15. SEPTEMBER 2015
Des zwedde Bahnglees hann uns die
Franzose genomm, dess had uns
doch zu schaffe gemachd“, hörte
man in den Nachkriegsjahren, wenn
es um das Thema Bahnhof und Zugverbindungen ging. Auch Karl Lenz,
engagierter Eisenbahner und langjähriger Chef des Beamtenbundes,
erinnerte immer wieder daran.
Nicht nur in der Eisenbahnerkanti-
ne, die damals noch in der Luitpoldstraße war, wurde darüber debattiert. Aber vor allem natürlich dort.
Und es kam hinzu, dass man in der
Stadt auch davon betroffene Bahner
kannte, wohl mehr, als das heute der
Fall zu sein scheint: Erich Pein, war
vielen vertraut. Von ihm wusste
man, dass er oft mitten in der Nacht
seinen schweren Dienst als Heizer
auf der Lok antrat. In vorderster Linie stand jahrzehntelang Willy Hüther, der als Gewerkschafter die Interessen seiner Kollegen vertrat.
Walter Jäkel kannte man, der mithalf, dass die Züge pünktlich fuhren,
und vor dem Kontrolleur Hermann
Wolf hatte man natürlich Respekt.
Dass August Dahler aus Bubenhausen als Eisenbahner Dienst tat,
wusste man. Wie man auch nicht
vergaß, dass er in der Führung des
TSC das Sagen hatte und zugleich
auch lange Zeit engagierter Kommunalpolitiker war. Noch mehr Leute kannte man „vum sien“, die dafür
sorgten, dass alles klappte. Dazu gehörten auch vertraute Gesichter „an
de Schberr“. An jener Stelle, an der
die schmalen Zugkarten aus Pappdeckel gelocht wurden. Und warum? „Weil de ohne Loch kenner
fahre losse kannschd“, sagten die
Schulkameraden zur Erklärung und
hofften, dass es „de Babbe“ nicht
hörte. Auch wenn man damals noch
vom Zweibrücker Hauptbahnhof direkt nach München fahren konnte
oder nach Stuttgart – das fehlende,
frühere zweite Gleis wurde oft angesprochen. Die Franzosen hatten
es, als sie in den Nachkriegsjahren
das Sagen hatten, abbauen lassen.
Hinzu kam die Tatsache, dass die Zü-
ge „no vorne“, in Richtung Landau
eben, noch über Pirmasens-Nord,
„iwwer die Biewermiehl“, fahren
mussten, weil das Saarland damals
noch abgetrennt war.
Natürlich hörte man auch, dass
die Bahn an Bedeutung verliert, weil
jeder lieber auf das eigene Auto umsteigt. Wer überlegt, wie viele Tankstellen es zu jener Zeit allein in der
Zweibrücker Innenstadt gab, glaubte das auch. Doch es fuhren mehr
Züge als heute die stündliche Verbindung „enuff un erunner“, für die
man noch sehr dankbar sein muss.
Wenn jetzt, wie in der RHEINPFALZ
zu lesen war, in politischen Gremien
wieder über ein zweites Bahngleis
diskutiert wird, dann gilt das vor allem dem künftigen Frachtaufkommen. Immer mal wieder hieß es,
dass die Schwerlasten von der Stra-
ße genommen werden sollten. Dabei darf man nicht übersehen, dass
wohl noch viel Wasser den
Schwarzbach hinunterfließen wird,
bis wieder ein zusätzliches Gleis
Entlastung für den Lastwagenverkehr, aber auch mehr Lärm für die
Anwohner bringen könnte.
Ob dann mancher auch wieder
vom eigenen Wagen auf die Bahn
umsteigen würde, ist eher zu bezweifeln. Bis dahin müsste es aber
längst geklappt haben mit der gewünschten direkten Zugverbindung nach Homburg, für die Bernhard Marschall, Bernd Endres, Wolfgang Staedtler und ihre Freunde seit
Jahren kämpfen. Dieses Gleis würde
gewiss auch die Straße durch Ernstweiler und Einöd vom Verkehr entlasten. Aber das muss erst mal in
manchen Politikerkopf rein.
zwe_hp13_lk-stadt.01