46 Medizin Medical Tribune · 50. Jahrgang · Nr. 40 · 2. Oktober 2015 Immer Bauchweh nach Toast, Kuchen und Pizza Zöliakie auch bei Erwachsenen ausschließen / „Weizensensitivität“ als neues Krankheitsbild ÜMedical-Tribune-Forum CME DRESDEN – Treten nach dem Verzehr von Weizenmehlprodukten Beschwerden auf, sollte man nicht nur an die Zöliakie denken. Auch andere Erkrankungen, wie Weizenallergie und -sensitivität, können Patienten den Genuss von Getreideprodukten vermiesen. Wenn kleine Kinder nicht recht gedeihen wollen, unter Durchfällen und Bauchschmerzen leiden, wird man wahrscheinlich schnell an die Möglichkeit einer Zöliakie denken. Aber auch bei Erwachsenen mit Symptomen, wie Gewichtsverlust, Eisenmangelanämie, chronisch rezidivierenden Bauchschmerzen und Durchfällen oder unklarem Transaminasenanstieg, sollte man eine Zöliakie ausschließen. In der Altersgruppe über 40 Jahre hat die Erkrankung einen zweiten Häufigkeitsgipfel, erinnerte Dr. Peter Strauven, niedergelassener Allgemein- und Ernährungsmediziner aus Bonn. Auch bei bestimmten Autoimmunerkrankungen, wie Autoimmunthyreoiditis, Typ-1-Diabetes oder Autoimmunhepatitis, kann es sich lohnen, nach einer Zöliakie zu fahnden – genauso wie bei erstgradigen Verwandten von Betroffenen. Medical Tribune CME Fortbildung Zugrunde liegt eine Überempfindlichkeit auf Gluten, die bei Exposition zu Entzündungen und Verlust der Zottenarchitektur im Dünndarm mit Malabsorption führt. Unter glutenfreier Ernährung bilden sich alle Symptome zurück. Zöliakie häufig nach gastrointestinalem Infekt Die „klassische“ Zöliakie entwickelt sich im Erwachsenenalter häufig nach einem gastrointestinalen Infekt. Neben den typischen Symptomen findet man einen Anstieg der IgA-Transglutaminase-Antikörper im Serum auf Werte über 200 U/ml. Dies reiche zur Sicherung der Diagnose im Prinzip aus, wenn ein IgA-Mangel ausgeschlossen wurde, meinte Dr. Strauven. Goldstandard bleibe aber ein Nachweis der villösen Dünndarm atrophie in mehreren Biopsien. Von einer subklinischen Zöliakie spricht man, wenn die Antikörper bereits erhöht und leichte Veränderungen in der Dünndarmbiopsie nachweisbar sind – der Patient aber nur über Allgemeinsymptome, wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, klagt. Einzige Therapie der Zöliakie ist eine lebenslange, glutenfreie Diät, die dank des großen Angebots an glutenfreien Lebensmitteln heute wesentlich einfacher geworden ist. Sprechen Patienten mit gesicherter Zöliakie nicht auf die glutenfreie Ernährung an, sind meist Diätfehler schuld, so die Erfahrung des Kollegen. Nach drei- bis fünfjähriger Zöliakiedauer muss auch an die Entwicklung eines T-Zell-Lymphoms gedacht werden, das eine sehr schlechte Prognose aufweist. Auch eine IgE-vermittelte Weizenallergie kann zu Symptomen nach dem Genuss von Weizenprodukten führen. Pricktest, die Bestimmung von IgE-Antikörpern, ein Symptomtagebuch und in unklaren Fällen ein Provokationstest helfen diagnostisch weiter. Relativ neu ist das Krankheitsbild der „Weizensensitivität“. Die Symptome können ähnlich wie bei der Zöliakie sein, man findet aber in der Histologie, wenn überhaupt, nur geringfügige Veränderungen und der Antikörperbefund ist meist negativ. Die zugrunde liegende Pathophysiologie dieser Intoleranzreaktion ist noch nicht vollständig geklärt. Eine glutenfreie Diät und das Weglassen sogenannter FODMAPs (kurzkettige Kohlenhydrate, wie Fruktose, Fruktane, Laktose, Galaktose und Zuckeraustauschstoffe) führen auch bei diesen Patienten oft zu symptomatischer Besserung. MW Vortrag „Glutenunverträglichkeiten von Zöliakie bis Glutensensitivität erkennen und richtig diagnostizieren“ Medical Tribune CME-Fortbildung, unterstützt durch Dr. Schär AG Interesse an CME-Fortbildung mit Medical Tribune? Termine, Themen und Anmeldung unter: www.medical-tribune.de/fortbildung oder per E-Mail: [email protected]
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