Rinderforum 2015 in Donaueschingen: „Verständnis für die Kuh – der Erfolg kommt im Nu!“ Dieses Motto traf den Nerv der Milchviehhalter. Wieder kamen über 200 Fachbesucher, überwiegend Landwirte, in die Donauhallen in Donaueschingen, um sich über Fragen des Managements von Milchviehherden zu informieren. Was einen guten Betrieb auszeichnet, machte Esther Achler, Projektleiterin bei der DLG für das Forum DLG-Spitzenbetriebe, deutlich. In ihrem Vortrag: „DLG Spitzenbetriebe – Was zeichnet diese Gruppe aus?“ nannte sie die Leistungsdaten, die Voraussetzung zum Eintritt in diese Gruppe sind. Und auch bei den besten Betrieben gibt es Unterschiede, wobei der Betriebserfolg nicht allein von der Zahl der gehaltenen Kühe abhängt. Interessant, dass aktuell nur die Besten der Besten einen Betriebsgewinn erwirtschaften. Zudem stellte Frau Achler die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema Zufriedenheit vor. Ihr Fazit: Auch wenn der Betrieb fordert: „Lebe, um zu arbeiten!“, nie vergessen, dass gelten muss, um zufrieden zu sein: „Arbeite, um zu leben!“ Marc Gührer aus Kressbronn, einer der DLG-Spitzenbetriebe, stellte seinen Betrieb vor. Eindrucksvoll die Entwicklung der Leistungsdaten beispielsweise mit jährlich steigenden LKV-Abschlussergebnissen, 2014 über 10000 kg Milch, und einer Lebensleistung der Abgangskühe von über 40000 kg Milch. Gührer gelang dies durch eine konsequente Erfüllung der Ansprüche seiner Kühe. Er baute für die Schlüsselbereiche der Trockenstehenden und der Jungviehaufzucht neu. Den dadurch im Stall gewonnenen Platz nutzte er für Vergrößerung der Boxen, die Laufgänge wurden saniert, die Versorgung mit Luft, Licht und Wasser wurde optimiert. Auf Futterhygiene legt Gührer größten Wert. Neue Messlatte: Transition Cow Index (TCI) Welche technischen Hilfsmittel zu einem effizienten Herdenmanagement genutzt werden können, zeigte Christian Koch von der Lehr- und Versuchsanstalt Hofgut Neumühle in Rheinland-Pfalz auf. Hier sprach er insbesondere die Messung der Wiederkauaktivität und ihre Nutzung zur Brunstfeststellung an. Abschließend berichtete er von einer Neuentwicklung aus den USA, dem Transition Cow Index (TCI). Dieser Wert dient der Überprüfung des Managements in der Transitperiode. Es ist sicher belegt, dass die Milchleistung nach der Abkalbung mit der Gesundheitssituation der Kühe in Verbindung steht. Die Milchmenge am ersten Milchkontrolltag nach der Kalbung wird mit einem berechneten Wert verglichen, den die Kuh eigentlich erreichen müsste. Diese Schätzung basiert auf der Leistung in der vorangegangenen Laktation, dem Laktationstag, der Dauer des Trockenstehens, der Rasse, dem Kalbemonat, der Zellzahl in der vorherigen Laktation und noch einigen Werten mehr. Ausgedrückt wird der TCI also als Unterschied zwischen der tatsächlichen und geschätzten Milchmenge in kg Milch. „Frauenversteher“ gefragt Dass es wichtig ist, ein „Frauenversteher“ zu sein, also die Signale der Kühe richtig zu interpretieren, verdeutlichte Julia Schmautz, Produktionsmanagerin beim RKW Kehl. Mit zahlreichen Bildern zum Verhalten der Kühe aus den Bereichen Fressen, Laufen, Komfort oder Brunst stellte sie die Signale vor und gab Tipps, wie auf diese reagiert werden soll. Im letzten Vortrag ging Angelika Sigel von der Landwirtschaftlichen Familienberatung im Evangelischen Bauernwerk aus Bietigheim-Bissingen darauf ein, wie der Spagat zwischen Betrieb und Familie zu bewältigen sei. Sie sprach von den eigentlich guten Voraussetzungen des Familienbetriebs für ein gelungenes Lebenskonzept. Arbeiten und Leben, Beruf und Familie sind am gleichen Ort vereinbar. Kinder erleben die Eltern im Beruf und nehmen sogar daran teil. Die hohen betrieblichen Belastungen üben aber einen hohen Druck auf den Einzelnen und die Familie aus. „Arbeite, um zu leben“: Familie und Beruf sind vereinbar Angelika Sigel führte aus: „Viele funktionieren im Betrieb noch hervorragend, aber in der Familie und in der Partnerschaft ist es keine Freude mehr mit ihnen.“ Dabei gilt aber, dass starke Familien eine Grundlage für den ökonomisch leistungsfähigen Betrieb ist. Die Stärke der Familie hängt davon ab, dass die Partnerschaft nicht nur funktioniert, sondern lebt und dass Generationenkonflikte gemeistert werden. Zum Abschluss ihres Vortrags stellte die Referentin das Modell des Familienbetriebshauses vor, das ermöglicht, alle Lebensbereiche von außen anzuschauen und dadurch Spannungsfelder auszubalancieren. Wieder alles Käse Der richtige Käse durfte auch beim Rinderforum 2015 natürlich ebenso wenig fehlen wie das traditionelle Gewinnspiel. Der glückliche Gewinner durfte eine 750 Kilo schwere Mischpalette Futter im Wert von 1500 Euro mit nach Hause nehmen. Gelegenheit zum Austausch hatten die Forumsteilnehmer auch nach dem offiziellen Ende Veranstaltung bei Käse von der Käserei Spindler aus Löffingen und Wein. Von Dr. Uwe Kaminski (Produktionsmanager RKW Kehl)
© Copyright 2024 ExpyDoc