WS 12/13 - Universität Bremen

Erfahrungsbericht ERASMUS - Semester Krakau WiSe 2012/13
Vorbereitung und Partneruni
Das Wintersemester 2012/13 (mein 5. Fachsemester) habe ich in Krakau verbracht. Das
Bewerben für ein Auslandsemester ist nicht allzu schwer. Vorerst werden die meisten Daten
im Internet gesammelt. Zu jeder Zeit kann man seinen Bewerbungsstand online nachlesen
und sich informieren, was als nächstes zu tun ist. Außerdem steht für Fragen immer der
ERASMUS-Koordinator der jeweiligen Studiengänge zur Verfügung. Nichtsdestotrotz ist es
teilweise (und vor allem wenn man sich noch nicht auskennt), wie man es aber von der Uni
schon gewohnt ist, ein hinterher rennen nach Unterschriften und Informationen. Die Zeit für
die Abgabefristen ist jedoch immer ausreichend gewesen und so hatte ich keine Probleme
alles pünktlich abzugeben.
Sobald ich dann in der Jagiellonen Universität eingeschrieben war, bekam ich alle nötigen
Informationen und auch Fragen per Mail wurden schnell und hilfreich beantwortet. Trotzdem
muss man sich die Zeit nehmen und sich genau informieren, wie man sich zum Beispiel im
Kurskatalog zurechtfindet, welche Kurse für einen selbst in Frage kommen und natürlich
muss die Frage der Anerkennung dieser Kurse vorher abgeklärt werden.
Ich selber studiere Soziologie, konnte darüber hinaus aber auch alle anderen Kurse wählen,
die mich interessieren. Das Anmelden dieser Kurse findet jedoch erst in Polen statt, wenn
man sein Passwort und seine Email-Adresse von der Uni bekommt. Das Learning Agreement ist also erst mal nur vorübergehend, da man sich von hier aus noch nicht fest eintragen
kann. Viele Kurse habe ich auch erst entdeckt als ich dort war.
Die Jagiellonen Universität hat eine große Auswahl an Kursen, die für ERASMUS Studenten
angeboten werden und dementsprechend auf Englisch stattfinden. Aber auch in diesen Kursen sind Polen zu finden. Wer die polnische Sprache beherrscht, hat darüber hinaus natürlich auch die Möglichkeit die regulären Kurse auf Polnisch zu besuchen. Für die, die es nicht
tun werden sowohl vor Semesterbeginn, als auch während des Semesters polnisch Kurse
angeboten, die jedoch Kostenpflichtig sind. Trotzdem empfehle ich es einen Kurs zu besuchen, da es im Alltag doch nützlich ist ein wenig polnisch zu können.
Ein paar Wochen vor der Anreise meldet sich dann das Netzwerk für ERASMUS Studenten
der Gastuni (ESN) und gibt ebenfalls gute Tipps und Ratschläge für den Start in Krakau. Außerdem bieten sie jedem ausländischen Studenten an, sich für einen Mentor zu Bewerben.
Dies ist eine Person die dich die erste Zeit ein wenig „an die Hand nimmt“ und bei Problemen
und Fragen probiert mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Die Uni befindet sich mitten in der Altstadt. Es sind mehrere Gebäude in verschiedenen
Straßen verstreut, die man teilweise so als Uni gar nicht erkennen würde. Ein richtiges „Unifeeling“ kommt da erst mal nicht auf, da es auch keine Mensa oder Ähnliches gibt. Es gibt
auch weiter Außerhalb wohl einen richtigen Campus. Den kenne ich jedoch nicht, da meine
Kurse alle in der Stadt stattfanden. Auch die Zentrale Bibliothek der Uni liegt Separat. Zwar
habe ich eine Einführung mitgemacht, konnte aber trotzdem nie so wirklich rausfinden, wie
es dort funktioniert. Neben dieser Bibliothek gibt es jedoch auch noch Kleinere in den einzelnen Fakultäten.
Als ich das erste Mal in der Uni war um mich anzumelden, muss ich sagen, war es einfacher
als ich es mir vorgestellt hatte. Mir wurde alles erklärt, was ich wissen musste und auch meine Fragen wurden so gut es ging beantwortet. Außerdem steht einem vom ersten Moment
der ESN zur Seite, der von Studenten organisiert wird und auf die meisten Fragen eine Antwort hat, egal ob es um die Uni oder um Allgemeines geht. Sie sind es auch, die die OWoche organisieren und über das Semester verteilt Ausflüge, Kurzreisen, Partys etc. anbieten.
O-Woche
Ein bisschen ungünstig war es, das die O-Woche mit dem Semester gleichzeitig startete.
Man musste sich zum Teil entscheiden, ob man die Aktionen dieser Woche mitmachen wollte oder lieber zur Einführung in die Kurse ging. Ich habe mich für einen Teil von beidem entschieden. Die O-Woche war gut organisiert und für jeden war etwas dabei: von Sightseeing
Touren über sportliche Aktivitäten bis zu den nächtlichen Partys. Außerdem ist es eine großartige Gelegenheit Kontakte herzustellen und Leute kennenzulernen.
Leute
Ich war sehr überrascht so viele ERASMUS Studenten in Krakau zu treffen. Überhaupt hat
man das Gefühl, diese Stadt besteht nur aus Studenten (und Touristen). Es ist überhaupt
kein Problem gewesen Leute Kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Es waren Leute
aus ganz Europa vertreten, aber auch viele Deutsche. Hat man sich erst mal in diesem Kreis
eingelebt, ist es schwer zur einheimischen Bevölkerung Kontakte zu knüpfen. So hatte auch
ich überwiegend Freunde, die auch nicht aus Krakau kamen. Einfacher war es für meine
deutschen Freunde die ebenfalls polnische Wurzeln haben und über diese kam man dann
auch in Kontakt mit Einheimischen.
Unterkunft
Ich habe mich vor der Abreise um eine Wohnung gekümmert. Unter
http://www.krakowflats.com, habe ich mir ein Zimmer ausgesucht und alle weiteren Formalitäten per Mail geklärt. Die erste Woche musste ich zwar noch in einer anderen Wohnung
verbringen, aber ansonsten lief bei mir persönlich alles gut. Man muss jedoch bedenken,
dass es nun mal eine Agentur ist, wo durchaus auch mal was schief läuft und ich weiß, dass
es Leute gab die ein paar Schwierigkeiten hatten. Zum Beispiel gab es in manchen Fällen
Missverständnisse, was An-oder Abreise betraf. Andere hatten über Zustände in ihrer Wohnung geklagt und ewig auf Abschaffung dieser Probleme warten müssen.
Meine Wohnung habe ich mir mit drei anderen Mädchen geteilt (zwei Belgierinnen, eine andere Deutsche). Die Wohnung war groß, in relativ anständigem Zustand und perfekt Gelegen
(Rynek Kleparski) – 3 min zu Fuß in die Innenstadt. Dafür habe ich aber auch eine Miete
zahlen müssen, die eher deutschem Standard entspricht und für Polen doch anständig teuer
ist.
Bei Facebook gibt es außerdem die Gruppe „exchange Students Krakow“. Dort trifft man
viele Leute die neue Mitbewohner suchen oder eine neue WG gründen wollen. Diese Gruppe
ist außerdem für alle weiteren Fragen, Gesuche etc. sehr nützlich.
Ich weiß aber auch, dass sich manche erst in Polen um eine Wohnung gekümmert haben
und vorübergehend in ein Hostel gezogen sind. In Krakau gibt es unglaublich viele Hotels
und Hostels. Viele liegen sehr Zentral und sind wirklich günstig. Dies ist auch ein guter Tipp
falls man mal Besuch empfangen möchte, der vielleicht nicht mehr in die Wohnung passt.
Wer überlegt, sich auf einem Platz im Studentenwohnheim zu bewerben, dem sei gesagt:
das ist nur etwas für Leute, die auf wenig Platz und fehlende Privatsphäre stehen. Anderer-
seits lernt man nirgendswo schneller und mehr Studenten kennen als dort. Mein Fall war es
aber wirklich nicht.
Geld
Am einfachsten ist es wohl sich eine Kreditkarte zu besorgen, mit der man weltweit kostenlos
Bargeld abheben kann. Ich habe das getan und keine Schwierigkeiten gehabt. In Krakau gibt
es an jeder Ecke einen Bankautomaten und in jedem Geschäft/Restaurant kann man noch
so kleine Beträge mit der Karte zahlen. Außerdem gibt es dort auch die Deutsche Bank mit
mehreren Filialen. Da man in Polen mit Zloty bezahlt, habe ich vorher in Deutschland schon
ein paar Scheine gewechselt, um nicht gleich losrennen und mich informieren zu müssen.
Anfangs dachte ich, Polen muss unglaublich günstig sein. Teilweise ist das auch wahr (man
kann gut und günstig essen gehen und in Bars bezahlt man meistens auch nicht viel). Man
bedenke aber, das soziale Leben ist wirklich teuer. Bei der Kalkulation sollte deshalb nicht zu
eng geplant werden. Ich habe um ein vielfaches mehr ausgegeben als ich gedacht hätte.
Das wirklich Wichtige
Krakau ist eine wunderschöne Stadt! Ich habe mich dort sofort heimisch gefühlt. Ich habe
neue Freunde gefunden und die schönste Zeit meines ganzen Studiums dort verbracht. Sofort nachdem ich angekommen bin, hatte ich nicht mehr den geringsten Zweifel, dass das
das Richtige war. Diese Zeit lässt sich schwer beschreiben, da ich denke, man muss es einfach selbst erlebt haben. Polen ist anders und man muss sich umstellen wenn man dort ist,
aber genau dafür macht man ja auch ein Auslandsemester. Es wurde nie langweilig. Wenn
man möchte, kann man jeden Abend ausgehen, es ist immer etwas los. Die Stadt ist jung
und dynamisch mit unglaublich vielen jungen Leuten und Studenten. Überall kann man Geschichte aus den verschiedenen Jahrhunderten entdecken, vom Mittelalter bis heute.
Die Erinnerung an den Holocaust wird dort aufrechterhalten und man erfährt diesen Teil der
Geschichte (auch die des eigenen Landes) auf eine ganz andere Weise. Ich habe unter anderem Schindlers Fabrik und Auschwitz besucht und immer wieder Dinge dazu gelernt, die
ich nicht wusste. Aber die Stadt ist mehr als das. Da sie durch den Krieg zum Glück kaum
zerstört wurde, ist die Altstadt einer der ältesten und schönsten die ich gesehen habe. Man
merkt, wie Krakau sich modernisieren möchte, aber trotzdem das traditionelle aufrecht erhält.
Nach diesem Semester zähle ich Menschen aus ganz Europa zu meinen Freunden. Es war
eine Begegnung der besonderen Art, die uns gezeigt hat, wie ähnlich und doch verschieden
wir alle sind. Wer die Chance hat ein Auslandsemester zu machen, dem rate ich wirklich dieses auch zu tun!
Zurück zu Hause
Da man einen Teil des Zuschusses erst bekommt, wenn man alle Dokumente rechtzeitig und
vollständig eingereicht hat, empfehle ich, einen Plan zu machen und noch im Ausland zu
überprüfen ob man alle nötigen Unterschriften zusammen hat. Man sollte den Erfahrungsbericht und den Evaluierungsbogen nicht unnötig hinauszögern, da direkt im Anschluss an das
Semester die Erinnerungen doch noch am frischsten sind.
Bis jetzt hatte ich noch keine Probleme, weder mit Formularen noch mit der Anerkennung
meiner Leistungen. Da ich mir diese jedoch nur im Gerneral Studies Bereich anrechnen lasse, ist das wahrscheinlich einfacher, als wenn man obligatorische Kurse im Ausland besucht.
Aber da habe ich keine Erfahrung mit.