DAS SALZ DER ERDE Das Licht der Welt

Das Salz der Erde
Christian Hagen
DAS SALZ
DER ERDE
Das Licht
der Welt
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Das Salz der Erde
Christian Hagen
Liebe Gemeinde,
„Ihr seid das Licht der Welt und das Salz der Erde.“ Das ist eine Definition,
die Jesus für Seine Jünger in der Bergpredigt parat hat. Er sagt das nicht
zu x-beliebigen Personen. Nein. Diese Sätze sagt Jesus nur zu seinen
Nachfolgern. Es sind nicht Allerweltssätze, die Er hier formuliert. Er hatte
viel Zeit gehabt, um sich ganz bewusst auf diese Situation vorzubereiten
und Seine Worte weise zu wählen. Das sind Sätze, die vor Jesus noch
keinem Menschen persönlich so gesagt wurden.
Jesus hatte viele Fans zu dieser Zeit. Er heilte und vollbrachte Wunder.
Das brachte ihm viele Bewunderer, die Ihm nachliefen, die Ihm aber
eigentlich nicht nachfolgten. Nachlaufen und nachfolgen sind zwei paar
Schuhe. Deshalb zog sich Jesus auf den Berg zurück und sprach nur mit
Seinen engsten Jüngern. Oft hat man das Bild im Kopf, dass Jesus bei der
Bergpredigt zu 1000en Leuten sprach. Das ist aber nicht so. Er spricht nur
zum engsten Kreis von einigen Dutzend Menschen. Es heisst in Mt 5:
Als er nun die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt
hatte, traten seine Jünger zu ihm.
Wir sehen hier eine Szene, die ganz intim ist. Jesus setzt sich, die Jünger
scharen sich um ihn und hören ihm ganz gebannt zu. Jeder, der da ist, hat
das Gefühl, dass Jesus nur mit ihm persönlich spricht; dass Jesus nur Ihn
anspricht. Die Jünger und Jüngerinnen sind ganz begierig auf Seine Worte.
Sie hatten schon so viel erlebt mit Ihm, Wunder, Heilungen, Predigten. Es
war eine reine Erfolgsgeschichte bis hierher. Das Volk erwachte aus der
Lethargie und rannte zuhauf herbei, wenn Er irgendwo auftauchte. Nach
all dem, was die Jünger gesehen hatten, schwebten sie jetzt auf Wolke
sieben. Was würde Er nun, in diesem intimen Rahmen, zu ihnen sagen?
Würde Er ihnen Seinen Masterplan offenbaren? Würde Er die Revolution
ausrufen und zum Sturm auf Jerusalem blasen? Was ist der nächste
Schritt?
Man spürt im Bericht des Matthäus sichtlich die Vorfreude und Spannung
der Jünger. Jetzt wird es gleich losgehen. Aber Jesus macht etwas ganz
Erstaunliches. Er drosselt nämlich den Enthusiasmus der Jünger. Ja, Er
spricht sie noch nicht einmal persönlich an. Denn Er sagt:
Selig die Armen im Geist. Selig die Trauernden. Selig die Gewaltlosen. Selig die nach
Gerechtigkeit dürsten. Selig die Barmherzigen. Selig die reinen Herzens sind. Selig die
Friedensstifter. Selig, die verfolgt werden, weil sie sich für Gerechtigkeit einsetzen.
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Nach all dem, was die Jünger konkret erleben konnten, hört sich das alles
doch sehr abstrakt an. Was sollen sie damit anfangen? Sie verstehen
nicht, was ihr Meister hier sagt. Und dann kommt der Hammer:
„Selig seid ihr, - HIER WERDEN DIE JÜNGER HELLHÖRIG, JETZT GEHT ES ENDLICH UM
UNS, UM UNSERE ROLLE IN DIESER GANZEN GESCHICHTE - wenn sie euch schmähen
und verfolgen und euch das Ärgste nachsagen um meinetwillen und dabei lügen.“
Was? Wir sehen doch, wie die Leute uns nachlaufen, weil sie gebannt sind
von deiner Macht. Und Du sprichst jetzt von Verfolgung und
Verleumdung? Die Jünger fallen von Wolke sieben auf den Boden der
Realität zurück.
Das holt die Jünger auf den Boden der Realität zurück. Betretene Stille.
Und was machen wir jetzt mit dieser Information. Wir werden verfolgt
werden und verleumdet. Supertoll. Das sind ja Aussichten! Betretenes
Schweigen unter den Zuhörern! Und in diese Stille spricht Jesus wieder
etwas völlig Unerwartetes: „Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der
Welt“. Trotz der Verfolgung, die bevorsteht, seid ihr Licht und Salz. Das
sagt Jesus zu Seinen Nachfolgern und damit auch zu uns heute, die Jesus
nicht nur nachlaufen sondern nachfolgen wollen.
Stellen wir uns der einfachen und wunderschönen Realtität: Wir alle sind
„das Licht der Welt“. Wir alle sind „das Salz der Erde“. Wir alle. Mit diesen
Sätzen erklärt Jesus uns, was wir sind. Er hat nicht gesagt: „Ihr seid das
Salz und das Licht, wenn ihr dies und jenes macht. Ihr seid so, wenn ihr
ein tadelloses Leben führt, wenn ihr keine Fehler macht.“ Nein. „Ihr seid
das Salz und das Licht. Punkt! Ihr seid das jetzt, weil ich es euch sage.“
Stell Dir vor, dass Jesus vor dir steht. Er legt Seine Hand auf deine
Schulter, blickt dir tief in die Augen und sagt: „Du bist das Licht der Welt
und das Salz der Erde. Du bist unersetzlich. Egal, wie du Äusserlich
aussiehst oder wie deine Lebensumstände sind – Du bist Licht! Du bist
Salz! Du bist unschätzbar wertvoll und wichtig für Gott und für die
Menschen um dich herum.“
Das Licht, das in dir leuchtet, kommt von Gott. Du hast es nicht selber
angezündet. Du hast nur die Wahl: Lässt du dieses Licht leuchten oder
versteckst du es? Eine Lampe zu entzünden konnte zur Zeit Jesu gut und
gerne mal 30 Minuten dauern. Da war noch nichts mit Lichtschalter oder
mit Streichhölzern. Man macht sich doch nicht die Mühe, so ein Licht
anzuzünden und stellt es nachher unter den Scheffel.
Nein, Jüngerschaft ist sichtbar. Ein Jünger verdunkelt nicht das Licht, das
für die Welt brennt. Vielmehr überwindet er die Dunkelheit und bringt
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Licht an Orte, wo es noch düster ist. Das kann ein Jünger, weil Licht sein
innerstes Wesen ist; weil Gottes Licht in ihm brennt.
Jesus hat dich definiert und dir gesagt: Du bist das Licht der Welt. Das ist
es, was dich im Kern bestimmt. Dein Licht soll brennen und die Menschen
anziehen wie eine Stadt, die auf dem Hügel steht.
Natürlich gilt auch: Wenn wir zu unserem Glauben stehen und unsere
Jüngerschaft leben, dann werden wir auch kritisiert werden. Das gehört
dazu; Verfolgung und Verleumdung. In jedem Fall aber werden die
Menschen merken, dass unser Glaube nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.
Unser Glaube lebt, weil wir durchdrungen sind vom Licht Gottes. Lassen
wir unser Licht brennen und die Leute werden es sehen.
Du bist das Salz der Erde. Salz wirkt, indem es sich auflöst. Man gibt das
Salz in eine Speise und die beiden verschmelzen mit einander. Salz ist
ungeniessbar, wenn man es pur essen will. Man bringt es pur schier nicht
hinunter. Es muss verschmelzen mit dem Essen, das es zu salzen gilt. Ein
Christ, der nicht bereit ist, mit seiner Umwelt (seiner Nachbarschaft,
seinen Mitmenschen) in gewisser Weise zu verschmelzen und Anteil zu
nehmen, ist ebenso ungeniessbar. Abschottung hilft weder dem Christen
noch seiner Nachbarschaft. Irgendwann wird er sich so lange abgeschottet
haben, bis er abgestanden ist. So ein Christ, dessen Glaube nicht gelebt
wird, dessen Glaube ein reines Lippenbekenntnis ist, wird zertreten
werden – so sagt es Jesus. Er wird nicht von Gott zertreten werden. Er
wird von den Leuten zertreten werden – weil sie nämlich merken, wie fade
und langweilig und stumpf sein Glaube ist; weil sie ihm nicht glauben, was
er so vor sich her faselt; weil das, was er sagt, nicht mit dem überein
stimmt, wie er handelt. Er redet zwar von der Ehre Gottes, aber er handelt
nicht zu Gottes Ehre.
Nochmal: Gott hat Dich definiert. Ganz tief innen drin hat Er sich
eingerichtet. Dort wirkt Er und brennt Er für dich und die Menschen. Lass
dieses Licht raus. Sei sichtbar und erkennbar. Und du wirst merken, wie
viel Freude es bringt, so richtig zu brennen. Schotte dich nicht ab vor der
Umwelt. Du bist nicht in die Nachfolge gerufen, um nur dir selbst Licht zu
sein. Du bist gerufen, um mit Fackeln in die dunkelsten Winkel der Welt
voranzugehen. Überwinde die Dunkelheit – du bist Licht! Vertreibe den
Stumpfsinn – du bist Salz! Du bist unersetzbar! Du bist einzigartig! Du bist
wertvoll! Ohne dich ist die Welt dunkler und sinnloser, stumpfer und öder.
Und jetzt brenne! AMEN
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