Weitere Informationen zum Unternehmensspiegel Ostschweiz

10. März 2016
«Ohne Mitarbeitende geht nichts»
Alle Erfolgsfaktoren eines Unternehmens stehen im
Zusammenhang mit den Mitarbeitenden. Wie Führungskräfte
von KMU die Mitarbeitenden in den Fokus rücken können,
erklärte und diskutierte Prof. Dr. Roland Waibel von der FHS
St.Gallen an der siebten Ausgabe des Unternehmensspiegels
Ostschweiz in St.Gallen.
Sei es nun Innovation, Kundenorientierung oder Kreativität, was auch immer ein
Unternehmen erfolgreich mache, der Erfolgsfaktor stehe meist in Abhängigkeit zu
den Mitarbeitenden. In ihren eröffnenden Worten nahm Prof. Dr. Sibylle Minder
Hochreutener, Prorektorin und Leiterin des Fachbereichs Wirtschaft der
Fachhochschule St.Gallen (FHS) bereits vorweg, was Prof. Dr. Roland Waibel,
Leiter des Instituts für Unternehmensführung IFU-FHS in seinem Referat
untermauerte: „Ohne Mitarbeitende geht nichts“, so lautete das Fazit des 7.
Unternehmesspiegel Ostschweiz im Pfalzkeller in St.Gallen am 9. März 2016.
Wie bequem sitzen die Mitarbeitenden?
Unter den 300 Gästen waren vornehmlich Führungskräfte von KMU und ihnen
erklärte Roland Waibel, dass ein Chef nur ein beschränktes Motivationspotential,
aber ein unendliches Demotivationspotential habe. Kontrolle und
Selbstbestimmung über die eigene Arbeit sei motivierend: Mitarbeitende wollten
sich selber als kompetent, wirksam und erfolgreich erleben. Hebel um dies
herbeizuführen sieht Roland Waibel im Empowerment der Mitarbeitenden, also
ihrer Ermächtigung. Hier müssten Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung in
einem Gleichgewicht stehen. Das sei wie bei einem dreibeinigen Stuhl: Wenn
eines der drei Beine kürzer sei, dann sässen die Mitarbeitenden nicht bequem, so
der FHS-Professor. Zu oft sei das Kompetenzen-Bein aber weniger lang als die
anderen zwei.
Wenn nicht alles kontrolliert werde, sondern die Vorgesetzten den Mitarbeitenden
vertrauten, dann werde deren Beziehung schneller, effizienter und erfreulicher, so
Roland Waibel. Eine vollständige Kontrolle sei auch nur schwer zu leisten oder
sogar eine Illusion: Die Mitarbeitenden wüssten besser darüber Bescheid, was zur
Ausführung ihrer Aufgaben notwendig sei, insbesondere bei anspruchsvollen
Tätigkeiten oder Wissensarbeitern. Eine Kontrolle sei hier nur schwer zu leisten,
Vertrauen in die Mitarbeitenden notwendig. Vertrauen sei auch ein Zeichen der
Wertschätzung gegenüber der Mitarbeitenden. Bedingungslose Wertschätzung
(anders als Lob in Abhängigkeit einer Leistung), sei eine positive Grundhaltung
den Mitarbeitenden als Menschen gegenüber. Dies könne viel bewirken und sei
fast kostenlos.
Beispiele, wie es andere machen
Am Unternehmensspiegel Ostschweiz werden jedes Jahr Erkenntnisse anhand
von Beispielen aus der Region vertieft, einerseits von Roland Waibel vorgestellt
und andererseits mit Gästen diskutiert. Das moderne Gebäude der Abacus in
Wittenbach mit Bar, Fitnessraum und Sonnenterasse ist auch Ausdruck von
Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden. Die Spenglerei Brönnimann in
St.Gallen verzichtet weitgehend auf Kontrollen und vertraut den Mitarbeitenden.
Bei der Schwizer Haustechnik in St.Gallen und Gossau ist die Reziprozität von
grosser Bedeutung: Zuerst säen und dann ernten, so das Motto des
Geschäftsführers.
Die Aepli Stahlbau AG verteilt 40 Prozent des Unternehmensgewinnes an die
Mitarbeitenden. Verwaltungsratspräsident und Inhaber Ruedi Aepli erzählte, wie
das Kader dadurch stärker unternehmerisch ausgerichtet sei: Dieses wolle durch
die Erfolgsbeteiligung vermehrt nicht einfach die ersten, sondern die bestmöglichen
Aufträge an Land ziehen. Christoph Solenthaler, Geschäftsführer und Inhaber der
Solenthaler Recycling AG in Gossau, zeigt die Wertschätzung für die Leistung der
Mitarbeitenden, indem er bei Engpässen auch einmal selber den Blaumann
anzieht und an den Maschinen aushilft. Er betonte, dass die Mitarbeitenden
verstehen müssten, was das Ziel des Unternehmens sei und welchen Anteil sie an
der Zielerfüllung hätten. Der beste Weg, dies sicherzustellen, sei es, wenn man als
Vorbild für die Mitarbeitenden wirke.
Auch Aktionäre und Kunden sind die Wichtigsten
Im Podiumsgespräch zwischen Hans-Jakob Würsch, Geschäftsleiter Hotel Dom,
und Stephan Weigelt, Vorsitzender der Geschäftsleitung der acrevis Bank AG,
bemerkte letzterer kritisch: „Den Aktionären sagen wir: Ihr seid die Wichtigsten,
den Kunden, dass sie es sind und den Mitarbeitern sagen wir es sind die
Mitarbeitenden.“ Würsch entgegnete dem, dass die Mitarbeitenden für einen
positiven „Engelskreis“ verantwortlich seien: Eine pannenfreie Arbeit sei nur mit
einem guten Team möglich. Und wenn dieses Spass an der Arbeit habe, dann
würde sich das auch auf die Gäste – hier die Kunden - übertragen und diese
fühlten sich wohl. Denkt man diese Kausalkette weiter, dann führen glückliche
Gäste zu einem erfolgreichen Hotel mit zufriedenen Investoren, womit die
Mitarbeitenden zum Ursprung des Unternehmenserfolges werden - und insofern
vielleicht tatsächlich zum wichtigsten Einflussfaktor.
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Appenzeller Beispiele am Unternehmensspiegel in Teufen
Am 23. März 2016 findet die zweite Ausgabe des diesjährigen
Unternehmensspiegel Ostschweiz statt. In Teufen werden neue Beispiele aus dem
Appenzellerland präsentiert sowie im Gespräch mit Dr. Adrian Eichrodt, GEOINFO
Gruppe, und Franz Fässler, Metzgerei Fässler AG, reflektiert. Die Begrüssung
übernimmt Dr. Daniel Fässler, Stillstehender Landammann Appenzell Innerrhoden
und Nationalrat. Anmeldung an den Unternehmensspiegel in Teufen ist über
www.fhsg.ch/ifu-unternehmensspiegel möglich.