Interview Lifecircle, Fragen gestellt durch Herrn SZ im Rahmen einer

Interview Lifecircle, Fragen gestellt durch Herrn S. Z. im
Rahmen einer Abschlussarbeit eines Berufs- und
Weiterbildungszentrums in der Schweiz, 5.8.2015
Wann wurde Lifecircle gegründet?
November 2011, erste Begleitungen ab August 2012
Konzentriert sich ihre Firma nur auf die Sterbehilfe?
Bitte lesen Sie die Website, bevor Sie ungeschickte Fragen stellen. Lifecircle
ist ein Verein zur Verbesserung der Lebensqualität bei unheilbarer
Krankheit, er bietet Patientenverfügungen an, gibt Informationen
betreffend Palliativmedizin und Hospizpflege, setzt sich für die
Ermöglichung der Pflege zu Hause ein, gibt Hilfsmittel wie Elektrorollstühle
und Rollatoren, auch Pflegebetten ab. Wenn dann ein Mitglied des Vereines
lifecircle alle Möglichkeiten der Lebensqualitätsverbesserung ausgeschöpft
hat, und eine aktive Lebens- und somit Leidensbeendigung wünscht, dieser
Wunsch andauernd ist und das Mitglied urteilsfähig ist, kann es an die
Stiftung Eternal Spirit einen schriftlichen Antrag auf eine Freitodbegleitung
(FTB) stellen. Der Verein lifecircle konzentriert sich also alleinig auf die
Lebenshilfe, die zugehörige Stiftung aber ermöglicht den Mitgliedern
Sterbehilfe.
Wie viel Leute mit welcher Ausbildung beschäftigt Lifecircle?
4 Ärzte, 1 Anwalt, 1 Buchhalter, 2 Freitodbegleiter (hauptberuflich
Photograph und Zugbegleiterin), 1 Anästhesieschwester und
Rettungssanitäterin
Aus welcher Idee entstand die Firma?
Bitte bestellen Sie mein Buch „Vater du darfst sterben“ auf unsrer Website,
dann wissen Sie sehr viel Wichtiges (der Erlös kommt dem Verein zugute).
Ich möchte erreichen, dass der Sterbetourismus aufhört, dass jeder Mensch
in seinem Heimatland eine FTB eingehen darf. Es ist unmenschlich, dass
Leute mit schwerster Krankheit in einem eigentlich reiseunfähigen Zustand
in die Schweiz reisen müssen, nur um ihr Leiden in Sicherheit beenden zu
dürfen, und dann noch abschätzig „Sterbetouristen“ genannt werden. Ich
will in der Schweiz und in andern Ländern zeigen, dass die FTB eine
ärztliche Aufgabe sein kann und sein soll.
Welches sind die schönen Momente in ihrem Arbeitsalltag?
Wenn ich die Freude und die Dankbarkeit der Menschen spüre und höre,
die eine FTB eingehen dürfen, und wenn ich nachher Mails und Briefe der
Dankbarkeit erhalte von Angehörigen, die bei der FTB anwesend waren
und ihren geliebten Verwandten mit guten Gefühlen gehen liessen. Hätte
ich dieses positive Feedback nicht, würde ich diese traurige, aber auch
schöne Arbeit nicht machen.
Was möchten Sie der Gesellschaft mit ihren Diensten geben?
Selbstbestimmung auch bei unheilbarer Krankheit und ganz besonders am
Lebensende. Ich möchte sie schützen vor Übertherapie und dem
Paternalismus von Ärzten und Pflegepersonal.
Gibt es bei ihnen nie Bedenken zu ihrer Arbeit?
Doch, diese sind sehr wichtig, und ich diskutiere sehr gerne mit Gegnern,
weil deren Argumente mich vorsichtig machen. Ich möchte nie einen zu
frühen Tod eines Menschen verantworten müssen. Es wird immer wieder
vom „slippery slope“ gesprochen, dass alte und invalide Menschen Druck
verspüren könnten, eine FTB zu verlangen, weil sie „nur noch kosten und
nichts mehr nützen“. Dass dann einer den andern ansteckt und alte
Menschen „entsorgt“ werden. Dies hat sich in meiner 10 jährigen Arbeit mit
FTB nie bewahrheitet. Ich halte immer Augen und Ohren offen, um nicht
jemandem eine FTB zu ermöglichen, der aus ethisch nicht
nachvollziehbaren Gründen sterben will oder gar muss (fremdbeeinflusst).
Warum ja?/Warum nein?
Reichen 4'050 Fr. um ihre Kosten vollständig zu decken?
Bei uns reichen diese Beträge, um die Kosten zudecken. Dies aber nur, weil
ich sehr viel ehrenamtlich arbeite. Würde ich schon nur einen
Sekretärinnenlohn für meine tagelange administrative Arbeit für den
Verein und die Stiftung verrechnen, würde es nicht reichen. Bernhard
Sutter sagt, Exit (begleitet nur Schweizer!) entstehen pro FTB gegen 6'000.Kosten. Das ist für mich eine korrekte Schätzung.
Sind die 4'050 Fr. manchmal einen Scheiter Grund für den Prozess?
Nein, niemals. Die Stiftung hat dank Spenden eine Reserve, mit der sie den
Menschen die FTB zu 100 % finanzieren kann, welche kein Geld haben. So
kann ein wichtiger sozialer Ausgleich stattfinden. Es darf nicht sein, dass
jemand wegen mangelndem Geld eine FTB nicht erhalten kann.
Versuchen Sie am Anfang die Leute zu anderen Lösungen zu bringen?
Ein Beitritt im Verein lifecircle ist Pflicht. Im Verein versuchen wir immer
die Mitglieder so lange im Leben zu halten wie möglich, bevor sie eine FTB
beantragen können. Das Sterben gehört zum Leben, und man sollte offen
darüber sprechen können, es geht und alle etwas an, da wir alle sterben
werden. Aber niemand sollte das Geschenk Leben zu früh zurückgeben, es
ist das einmaligste der Geschenke, die wir Menschen je erhalten haben.
Betreiben Sie mit ihren Diensten auch Suizid Prävention?
Sicher, denn viele Menschen reden dank dem Vertrauensverhältnis mit uns
ganz offen über ihren Wunsch nach Suizid. So verhindern wir, dass sie sich
auf unsichere brutale Art vor dem Zug und mit Pistolen zu suizidieren
versuchen. Von allen Menschen, die nach einem Antrag auf FTB das
provisorische grüne Licht erhalten, das heisst sie können jederzeit um
einen Termin für eine FTB bitten, benutzen diese Möglichkeit nur ca. ein
Drittel. Allen andern reicht die Sicherheit, wenn es dann ganz unerträglich
wird, den Notausgang der FTB offen zu haben, und sie sterben eines
natürlichen Todes, ohne Angst vor einem unerträglichen Sterben.
Wie sieht der Ablauf bei der Freitodbegleitung aus?
Hier möchte ich Sie bitten, die DVD „Notausgang auf unsrer Website zu
bestellen. Der Erlös kommt dem Regisseur zugute. Auf dieser DVD wird der
Ablauf gezeigt, und es werden sehr viele Fragen beantwortet.
Ganz wichtig ist, dass die Stiftung Eternal Spirit im Vergleich mit andern
Schweizer Organisationen die wohl strengsten Guidelines hat. Diese
müssen erfüllt werden, bevor eine FTB realisiert werden kann.
Was sagen Angehörige nach dem Freitod über den Prozess?
Für die Angehörigen ist es sehr schwierig, einen lieben Verwandten gehen
zu lassen, auch sehr traurig. Wenn sie aber sein Leiden miterlebt haben,
und sehr viel Trauerarbeit durch vorhergehende Gespräche mit dem
Sterbenden und den andern Verwandten schon geleistet haben, sind sie
immer unendlich erleichtert und glücklich, dass das Leiden ein Ende hat mit
einem ruhigen, friedlichen Einschlafen im Kreis der Angehörigen und
Freunde. Wir haben immer Angehörige bei den FTB’s dabei, einmal waren
vier Generationen, 21 Personen bei einer FTB anwesend, und es war
eindrücklich, wie sich die noch junge krebskranke Frau von jedem
einzelnen mit einer Umarmung verabschiedet hat, bevor sie die tödliche
Infusion selber öffnete und für immer einschlief.
Danke vielmals für Ihre Antworten!
Das Team von lifecircle und Eternal Spirit wünscht Ihnen von Herzen
viel Erfolg bei der Arbeit. Es ist schön und wichtig, wenn sich junge
Menschen mit der Thematik des Lebensendes auseinandersetzen.
Denn wie gesagt, sterben werden wir garantiert alle, fragt sich nur,
wie!