Stamm vs Winzeler - Gemeinde Thayngen

12 Gemeinde
THAYNGER Anzeiger DIENSTAG, 25. AUGUST 2015
Höherer Wasserpreis erhitzt die Gemüter
Der Einwohnerrat hat die
Erhöhung des Wasserprei­
ses auf 1.50 Franken
­beschlossen. Dagegen
­haben 261 Stimmberech­
tigte das Referendum
­ergriffen. Deshalb wird im
September darüber ab­
gestimmt. Ein Befürworter
und ein Gegner kreuzen
die Klingen.
deren Gemeinden haben wir schon
eine relativ hohe Grundgebühr. Die
Einführung der Grundgebühr – ich
war damals noch nicht im Amt –
war bei den Gewerbetreibenden
sehr umstritten. Denn viele von ihnen brauchen nur wenig Wasser,
haben aber einen recht hohen Gebäudewert. Sie wären über eine
weitere Erhöhung des Promillewerts nicht erfreut gewesen. Übrigens hat mir ein Landwirt aus Hallau gesagt, dass er in der Erhöhung
auf 1.50 Franken kein Problem
sehe; er selbst zahle fast 3 Franken
pro Kubik.
Angenommen, die Stimmberechtigten tragen dem Argument Rechnung, dass die grossen Wasserverbraucher entlastet werden sollen,
und lehnen den Gebührenvorschlag
des Gemeinderats ab. Was passiert
dann, Herr Stamm?
Stamm: Dann ist es meine Pflicht,
einen Vorschlag auszuarbeiten, bei
Dafür: Rainer Stamm, Finanzreferent, parteilos, Landwirt. Bilder: vf
dem das ganze Vorhaben anders fiheute 0,2 Promille des Gebäudeverlen, ist Urs Winzelers Recht. Tatsananziert wird. Das heisst, ich muss
andere Bevölkerungsteile mehr
sicherungswerts zu erheben. Wache ist aber, dass ich selber schon
zur Kasse bitten. Wenn wir dieses
früh wusste – mindestens seit der
rum wurde dieser Vorschlag, der die
Jahr keine Lösung mehr zustande
genannten Fraktionssitzung –, dass
grossen Wasserverbraucher entlasbringen und mit 80 Rappen fortein Teil der SVP mit dieser Form der
tet hätte, auch von einigen LandErhöhung unzufrieden ist. Ich habe
wirten abgelehnt?
fahren, dann werden wir noch tiedann den bereits genannten AlterWinzeler: Die Einwohnerräte hafer in die roten Zahlen schlittern.
Per Ende 2015 rechnen wir mit
ben die Informationen über die
nativvorschlag
durchgerechnet
einem Minus im
Wasserpreiserhöhung erst zehn
und
diesen
Erneuerungsfonds
Tage vor der Einwohnerratssitzung
nebst dem Anerhalten. Ein paar Tage später hatrag des Ge«Nach der Erhöhung wird von etwa 340 000
Franken und müsben der Gemeindepräsident und
meinderats
der Verbrauchswert auf
der Wasserreferent an unserer Frakvorgestellt. Es
sen dann ein weierstaunt mich,
tionssitzung erklärt, wie das Ganze
teres Verlustjahr
dem Niveau anderer Ge­
dass du, Urs,
gedacht ist. Bis dahin hatte nieanhängen.
meinden liegen.» Rainer Stamm
erst so spät damand eine Ahnung davon. Erst ab
dann konnten die Betroffenen verWäre es denkbar,
von erfahren
dass man am ­
hast. Unglücksuchen, alternative Lösungen ausarbeiten. Das haben wir bis zum
lich ist, dass die vier Landwirte in
20. September Ja sagt zum VorTag der Einwohnerratssitzung geder SVP-Fraktion unterschiedlich
schlag des Gemeinderats und
gestimmt haben. Zwei haben für
tan.
dass die Rekurrenten dann eine
den Alternativvorschlag, und zwei
­Altenative vorlegen, über die man
haben für den anderen Alternativdann zum Beispiel in einem Jahr
An der Einwohnerratssitzung vom
Da scheint einiges unglücklich geabstimmt?
18. Juni wurde ein Antrag gestellt,
laufen zu sein. Was sagen Sie dazu,
vorschlag von Heinrich Bührer geden Wasserpreis nur um 35 Rappen
Herr Stamm?
stimmt, der nur eine Erhöhung um
zu erhöhen und dafür 0,3 statt
Stamm: Ändern kann man das GeRainer Stamm: Das so darzustel35 Rappen und die Beibelassung
des Promillewerts wollte. Die Landbührenmodell immer wieder. Wenn
man in ein paar Jahren auf das eine
wirte haben es an dieser Sitzung
Abstimmung über drei Wasser-Vorlagen
oder andere Projekt verzichtet,
selber versaut. Man hat gepokert
Wasserversorgung in den Jahren
dann sind Korrekturen nicht ausgeund alles gewollt, das heisst nur 35
Am 20. September befinden die
2016 bis 2022. Weiter wird ein
Rappen, ist am Schluss dann aber
Thaynger Stimmberechtigten an
schlossen. So, wie wir ja jetzt auch
Bruttokredit von 2 Millionen
damit gescheitert.
der Urne über drei Vorlagen. Sie
beim Abwasser eine Korrektur maFranken vorgelegt für den Neustehen alle im Zusammenhang
chen und die Gebühr um 30 Rapmit der Wasserversorgung. Zum
Wieso sind Sie, Herr Stamm, obpen senken.
bau des Wasserreservoirs Chapf.
einen geht es um einen RahmenSchliesslicht geht es um die Erwohl sie selbst auch Landwirt sind,
Bruttokredit von 5,84 Millionen
für die Variante des Gemeinderats
höhung des Wasserpreises auf
Winzeler: Grundsätzlich ist der
Franken für die Sanierung der
eingestanden?
1.50 Franken. (vf )
vorgeschlagene Investitionsplan
Stamm: Im Vergleich zu vielen anfür uns ein Rolls-Royce.
Herr Winzeler, weshalb sind Sie und
die Mitunterzeichner des Referendums gegen eine Erhöhung der
Wassergebühr auf 1.50 Franken?
Urs Winzeler: Grundsätzlich sind
wir nicht dagegen, dass Investitionen in die Thaynger Wasserversorgung getätigt werden. Wir sind
auch nicht dagegen, dass man das
Reservoir auf dem Chapf erneuert.
Aber die Gebührenerhöhung um
mehr als 80 Prozent, das heisst von
80 Rappen auf 1.50 Franken, ist zu
viel. Denn diese wird hauptsächlich von den grössten Wasserverbrauchern getragen. Zu diesen gehören Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe. Wenn man das Reservoir in 25 Jahren abschreibt und
20 Landwirtschaftsbetriebe in der
Grösse des meinigen nimmt – wir
verbrauchen pro Jahr 2500 Kubikmeter Wasser, was zusätzliche Ausgaben von 2000 Franken ausmacht
–, dann zahlen allein diese Betriebe
in 25 Jahren eine Million Franken,
was die Hälfte der zwei Millionen
Franken für das Reservoir ausmacht. Es kann nicht sein, dass 20
Betriebe der Gemeinde ein neues
Reservoir zahlen!
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THAYNGER Anzeiger
Jetzt widersprechen Sie sich
aber. Am Anfang des Gesprächs
­haben Sie gesagt, dass die geplanten Investitionen unbestritten
sind ...
Winzeler: Wir sind nicht gegen alle
Investitionen.
Wo könnte man denn abspecken?
Winzeler: Zum Beispiel bei den beiden Verbindungsleitungen, die im
Investitionsplan
drin sind.
eine neue Leitung das ganze Bibertal hoch!
Stamm: Ich hätte mir diese Diskussion früher gewünscht.
Winzeler: Diejenigen, die viel Wasser brauchen, sind gar nie gefragt
worden!
Stamm: Von einem Rolls-Royce
sprichst du, Urs,
nur wegen der
«Es kann nicht sein, dass Gebührensitua20 Betriebe der Gemeinde tion.
Stamm: Neben
derjenigen nach
ein neues Reservoir
Opfertshofen
Winzeler: Nein.
kenne ich nur
Aus unserer Sicht
zahlen!» Urs Winzeler
noch eine, die
ist die Wassernach
Hofen,
preiserhöhung
doch die kostet nur 200 000 Fran- völlig überrissen, wenn man noch
gar nicht weiss, welche Vorhaben
ken.
der Investitionsplanung tatsächlich
Winzeler: Die eine ist die Stieren- umgesetzt werden. Gegen eine
gartenleitung in Altdorf, und die massvolle Erhöhung haben wir
andere ist die Verbindung mit der nichts einzuwenden, zum Beispiel
Reiat-Wasserversorung,
das 35 Rappen ...
macht rund 1,5 Millionen Franken
Stamm: Das reicht doch hinten und
aus.
vorne nicht ...
Stamm: Die Stierengartenleitung,
die mitten im Wassersystem ist, Winzeler: ... und dann muss man
schauen, welche Projekte man mawürdest du auch wegstreichen?
chen muss und welche man weglasWinzeler: Opfertshofen hat ein Re- sen kann. Es gilt, eine ausgewogene
servoir, das erst kürzlich neu ge- Lösung zu finden und nicht auf
macht wurde. Und nun baut man einen Schlag um 80 Rappen zu erhö-
Dagegen: Urs Winzeler, Einwohnerrat, SVP, Landwirt.
hen und einen Teil der Bevölkerung
die Investitionen zahlen zu lassen.
Herr Winzeler hat gesagt, weshalb
man den Gebührenvorschlag des
Gemeinderats ablehnen soll. Weshalb, Herr Stamm, soll man ihn annehmen?
Stamm: Weil man die Wasserver-
sorgung nachhaltig finanzieren
muss. Weil der Gebäudegrundwert
im Vergleich zu anderen Gemeinden schon relativ hoch ist, soll die
Erhöhung über den Verbrauchswert
erfolgen. Nach der Erhöhung wird
der Verbrauchswert auf dem Niveau
anderer Gemeinden liegen. (Interview: vf )
DIE GEMEINDE INFORMIERT
Folgende Baubewilligungen
wurden erteilt:
■■ An Arthur Fuchs, Föhrenhof 68, 8243 Altdorf, für den Anbau eines Personenlifts und
eines Balkons an der Westseite sowie für die
Vergrösserung des Tores an der Ostseite am
Gebäude VS Nr. 34 auf dem Grundstück GB
Thayngen (Altdorf) Nr. 81 an der Dorfstrasse im Ortsteil Altdorf.
■■ An Bernhard und Carmen Lauber, Schaffhauserstrasse 35, 8240 Thayngen, für die
Erstellung eines Wintergartens auf bestehender Terrasse der Liegenschaft VS Nr.
634 auf dem Grundstück GB Thayngen Nr.
2462 an der Schaffhauserstrasse in 8240
Thayngen.
■■ An Marco und Zoe Saladin, Chuttlerstrasse 6, 8242 Hofen, für den Anbau eines
Hauswirtschaftsraumes und einer Teilüberdachung der Garage an der Liegenschaft VS
Nr. 6 auf dem Grundstück GB Thayngen
(Hofen) Nr. 15, an der Chuttlerstrasse im
Ortsteil Hofen.
An Peter und Claudia Simmler, Haldenstrasse 3, 8241 Barzheim, für die Umnut■■
zung des Unterstandes zu einem Pferdestall
und die Erstellung eines Allwetterauslaufs
auf dem Grundstück GB Thayngen (Barzheim) Nr. 6331, VS Nr. 3072 A an der Haldenstrasse im Ortsteil Barzheim.
Am 24. Juli 2015 hat das Bauinspektorat
des Kantons Schaffhausen das Baugesuch
von Walter Bührer, Weinbergstrasse 16,
8242 Bibern, zur Auffüllung (Bodenverbesserung) der Vertiefung auf der Wiese des
Grundstückes GB Thayngen (Hofen) Nr. 69,
«Isehaalde», aus Gründen des Naturschutzes abgelehnt.
■■
Das Bauinspektorat des Kantons
­Schaffhausen hat folgende Bewilligungen
erteilt:
■■ Am 18. August 2015 an die Natürlich
Meister Holzart GmbH, Schlatterweg 47,
8240 Thayngen, für das Erstellen eines
Kernholztrocknungsturmes zur stehenden
Trocknung von bearbeiteten Massivholzstämmen auf dem Grundstück GB Thayngen
(Bibern) Nr. 305, «Sägi», im Ortsteil Bibern.
■■ Neben der normalen Baubewilligung erfordern die Einbauten unterhalb des Grundwasserspiegels zusätzliche gewässer-
schutzrechtliche Bewilligungen. Mit Bewilligung Nr. 20217 vom 22. Juli 2015 hat das
Tiefbauamt des Kantons Schaffhausen an
die Baugesellschaft «Wässerig» p.A. Kummer Generalbau AG, Wanngasse 26, 8240
Thayngen, folgende Baubewilligung erteilt:
Baute unterhalb des mittleren Grundwasserspiegels, Neubau eines Bürogebäudes
auf GB Thayngen Nr. 2738 an der Bietingerstrasse. In der Bewilligung ist vermerkt,
dass allfällige Auflagen der Gemeinde
Thayngen bindend und unbedingt zu beachten sind.
Der Gemeinderat stimmt einer Versuchsphase mit vier Sammelstandorten für die
Sammlung und die Trennung von Kunststoffabfällen beim Parkplatz Coop, Entsorgungsplatz Weiherli, Entsorgungsplatz Bibern und Entsorgungsplatz Hinterberg zu.
Eine zusätzliche Orientierung der Bevölkerung erfolgt im «Thaynger Anzeiger».
Die Vergaben zur Erneuerung der Schulinformatik, 2. Tranche, erfolgen an die
­Firmen Letec IT Solutions AG, Schaffhausen,
Embru-Werke AG, Rüti ZH, Inform AG,
­Bühler SG, und Bischoff AG, Wil SG.