WirtschaftsWoche print: NR. 009 vom 26.02.2016 Seite 010 / Standpunkte Gewinne privatisiert, Müll sozialisiert Jahrelang füllte K+S die Taschen seiner Aktionäre. Umweltschutz war dem Konzern nicht so viel wert. Es war einmal ein Konzern, der strotzte nur so vor Profit. Gleich viermal schraubte der Kasseler Rohstoffkonzern K+S seine Gewinnprognose im Jahr 2008 nach oben. Damals schüttete er eine Dividende von sagenhaften 2,40 Euro pro Aktie aus. Ein Traum für Aktionäre! K+S katapultierten diese Ergebnisse damals in die Liga der Dax-Unternehmen. In den kommenden Wochen wird K+S die Königsklasse voraussichtlich wieder verlassen müssen. Mit dem sinkenden Kalipreis rasselte auch der Aktienkurs der Kasseler in den Keller. Nun folgt der nächste Tiefschlag: Der Staatsanwalt zweifelt an der Legalität der Entsorgung von Salzabfällen, die K+S jahrelang tief unter die thüringische Erde gepresst hat, und erhebt Anklage gegen rund ein Dutzend K+S-Manager. Nun rächt es sich, dass K+S zwar seine Aktionäre bedachte, den Umweltschutz aber vernachlässigte. Denn der Kalisalzabbau von K+S in Thüringen und Hessen hat in der Umwelt Spuren hinterlassen, die mehr an Raubbau als an Abbau erinnern. Zwar verweist K+S auf Umweltausgaben in der Höhe von rund 800 Millionen Euro in wenigen Jahren. Doch noch immer kippt das Unternehmen Salzlauge aus der Kaliproduktion in die Werra. Weil der Fluss nicht den gesamten Müll schlucken kann und die Berge aus Salzabfällen in der Region ihren Zenit erreichen, griff K+S Ende der Neunzigerjahre eine abenteuerliche Idee auf: Eine Gesteinsschicht tief unter der thüringischen Erde erschien den Verantwortlichen als ideale Müllhalde für ihre Salzlauge. Die Behörde erteilte dazu sogar eine Genehmigung. Ob das rechtens war, muss nun das Landgericht Meiningen klären. Dabei könnte der Müll auch umweltschonender entsorgt werden: Zum Beispiel könnte die Salzlauge eingedampft werden, mittels einer Vakuumkristallisationsanlage, sodass nur eine kleine Menge Magnesiumchlorid-Lösung übrig bleibe. Doch statt hier zu investieren, pumpt K+S den Salzabfall weiter in die Umwelt, frei nach dem Motto: Gewinne privatisieren, den Müll sozialisieren.
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