Müll. Ein Making-of [PDF-Datei - 3.2 MB]

Materialien zu
MÜLL.
EIN MAKING-OF
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Liebe Leserin, lieber Leser,
Man könnte meinen, zum Thema Müll sei alles gesagt: Müll ist schlecht. Hauptsache, weg
damit! Seitdem unser Müll „Wertstoff“ heißt und getrennt werden soll – und hoffentlich
von Euch allen auch getrennt wird! –, ist die Sache aber ein bisschen komplizierter geworden. Wir haben jetzt vier Tonnen im Keller stehen: Eine braune Biomüll-Tonne, eine gelbe
Tonne für den Verpackungsmüll, eine blaue Tonne für das Papier – und eine graue Tonne,
in die der ganze Rest reinkommt. Das muss zwar auch erstmal alles geübt werden, aber
es ist auch vernünftig. Aber ist das wirklich alles?
Tag für Tag hören wir von neuen Problemen. Die Menge an CO2, die die Menschheit in die
Atmosphäre pustet, wird nicht kleiner. Der Klimawandel bedroht zunehmend das Leben
auf der Erde. Wir hören von Artensterben, Verwüstung weiter Landstriche, Müllstrudeln in
den Ozeanen. Die Gier der Menschheit, die es doch so weit gebracht hat, bedroht die Erde.
Weil die Lage bedrohlicher wird, obwohl wir eifrig bemüht sind, das Richtige zu tun, haben wir haben den Verdacht, dass wir es hier mit einem größeren Problem zu tun haben.
Das Problem betrifft die Art und Weise, wie wir leben. Wie wir mit den Ressourcen unseres Planeten umgehen. Wie wir unser Leben leben. Wie wir miteinander umgehen.
Deshalb haben wir gedacht, dass wir bei einem Theaterstück über den Müll zu allererst
bei uns selbst anfangen müssen. Wie leben wir? Was brauchen wir zum Leben? Was ist
uns wichtig und wo fallen wir auf die Versprechungen der Werbung rein? Werbung, die
uns ständig sagt, was wir alles brauchen, damit wir glücklich werden. Aber wo liegt denn
das Glück?
Unser Stück ist deshalb ein sogenanntes Recherchestück geworden. Die drei Spieler und
die Spielerin sind gemeinsam mit der Regisseurin und uns (Dramaturg und Theaterpädagogin) durch Berlin gezogen auf der Suche nach dem, was mit unserem Müll passiert. Und
sie haben einige Selbstversuche gemacht. Aus dem, was sie daraus geschrieben, erzählt,
aufgezeichnet, gelernt und ausprobiert haben, ist das Stück geworden.
Wir hoffen, dass es keine Antworten gibt, sondern die richtigen Fragen stellt. Mit unserem Stück möchten wir helfen, Bewusstsein zu schaffen. Im Alltag.
Deshalb ist dieses Heft auch ein Heft mit wenig klugen Artikeln und viel Stoff zum Machen
und Ausprobieren geworden. Denn das Thema Müll ist keines für den Kopf. Sondern für
das Herz, für die Hand – und für das Gemeinsam-Machen. Für Kinder mit Kindern, Kinder
mit Erwachsenen und Erwachsene unter sich. Ein Heft eben: für alle.
Viel Spaß beim Lesen und Machen!
Eure
Laura Klatt (Theaterpädagogin)
Henrik Adler
(Dramaturg)
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Kilian Ponert
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1
Besetzung
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Kapitel 1: MÜLL. EIN MAKING-OF 5
7
8
9
Kapitel 2: BERLIN UND SEIN MÜLL
11
13
Kapitel 3: UNSER MÜLL
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Müll. Ein Making-of
Fragen an Hannah Biedermann
Die Spieler*innen
Unser Müll heißt jetzt Wertstoff
Ran an den Müll!
Was wir schon immer über Müll wissen wollten,
uns aber nie zu fragen getraut haben…
Und weg war der Müll!
25
34
Kapitel 4: SO ORANGE IST NUR BERLIN
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42
43
Weitere Tipps
44
Gestalte deine Umwelt
Müll-Ausflüge in Berlin
Ein Mitspieltheater „Müll. Da spielen wir mit!“
Impressum
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47
3
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Besetzung
MÜLL. EIN MAKING-OF
Stückentwicklung & Text Hannah Biedermann und Ensemble
mit Musik von Johannes Birlinger
Uraufführung: 07. 10. 2015
Spieler*innen:
Regie:
Bühne und Kostüme:
Videoeinspieler:
Dramaturgie:
Theaterpädagogik:
Regieassistenz:
Dramaturgieassistenz:
Bühnen- und Kostümassistenz:
Hospitanz:
Technik: Licht / Bühne:
Ton / Bühne:
Requisite:
Schneiderei:
Maske:
Der Song „Räumliche Distanz“
Vanessa Stern
Johannes Birlinger
Jens Mondalski
Kilian Ponert
Hannah Biedermann
Hanne Lauch
Alec Barth
Henrik Adler
Laura Klatt
Fabian Rosonsky
Lene Gaiser
Anahí Pérez
Tabea Jorcke
Jerry Geiger, Raissa Jänisch
Klaus Reinke, Frank Szardenings
Oliver Rose
Anne Rennekamp, Sabine Winge
Sedija Husak, Sarah Jane Ruhnow
Text Kilian Ponert nach Funny van Dannen
Diese Produktion wurde gefördert aus Mitteln des Förderfonds Trenntstadt Berlin.
4
Johannes Birlinger, Kilian Ponert
Kapitel 1
MÜLL. EIN MAKING-OF
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Aus: 2.Begrüßung
VANESSA:
JENS:
KILIAN:
JOHANNES: JENS:
(…)
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Hallo! Schön, dass ihr da seid. Wir sind jetzt auch komplett. Wir das ist zum Beispiel der Jens. Er ist bei einem Naturschutzgebiet in Brandenburg aufgewachsen.
Eigentlich wollte er mal Biochemie studieren, aber dann ist er doch Schauspieler
geworden. Er weiß dennoch viel, was er auch gerne zum Besten gibt. Geschickt ist
er auch. Er kann aus allem irgendwas bauen. Oder auch Dinge reparieren. Jens ist
der perfekte Mann für dieses Theaterstücks.
Das hier ist Kilian. Unser Jüngster. Er sieht zwar aus wie ein großer, lieber Junge,
aber er hat es faustdick hinter den Ohren. Kilian ist ein Extremschauspieler. Er
kann zum Beispiel auf Kommando pupsen. Er ist unsere lebende Gärungsmaschine.
Er isst keine Tiere und keine tierischen Produkte. Und wenn du in ein Wurstbrot
beißt, dann redet er es dir sofort schlecht.
Ist es ja auch.
Dann haben wir noch Vanessa. Die verzweifelte Kämpferin. Der egoistische Paladin.
Sie geht immer von sich aus oder von ihrem Sohn. Ihre Probleme sind die Probleme
der Welt. Sie weiß was richtig ist und scheitert doch permanent daran. Die Verantwortung für ihren Müll schiebt sie auf den Windelverbrauch ihres Sohnes. Den entsorgten Nudelauflauf auf die miserablen Kochkünste ihres Mannes. Aber Vanessa
gibt nicht auf. Das zumindest hat sie sich vorgenommen.
Ja, und ich bin Johannes.
Richtig Johannes. Er ist auch dabei. Er sieht immer so aus, als wäre er gerade aus
dem Bett gefallen. Ein bisschen langsam, aber nicht dumm. Er lässt Computer und
Handys auf der ganzen Welt liegen, aber sie kommen immer wieder zu ihm zurück.
Johannes ist ein glücklicher Mensch. Auch wenn ihm das Thema hier kurz mal die
Laune verdorben hat, hat er immer eine schöne Melodie in den Fingern.
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Müll. Ein Making-of
von Lene Gaiser
Müll – was genau bedeutet das eigentlich? Wer
entscheidet, was Müll ist und was nicht? Was geschieht mit dem Müll, nachdem er in der Tonne
gelandet ist? Warum gibt es überhaupt unterschiedliche Mülltonnen? Was wird unser Müll Archäologen in 583 Jahren über unser Leben erzählen? Kann Müll schön sein? Wie kommt der Müll
ins Meer? Kann man Müll in einen Vulkan schmeißen? Ginge es auch ohne Müll, und wie viel Müll,
habe ich eigentlich zu Hause?
Diese und andere Fragen verhandeln Regisseurin
Hannah Biedermann und vier Darsteller*innen in
der Stückentwicklung Müll. Ein Making-of mal mit
sich selber, mal untereinander, dabei aber immer
im Dialog mit ihrem Publikum.
Sie haben Bücher gewälzt, Filme geschaut, diskutiert, recherchiert, überlegt, experimentiert und
sind dabei immer wieder auf neue Aspekte rund
um das Thema Müll gestoßen.
Auf ihren Recherchereisen sind sie durch die Hallen einer Müllsortierungsanlage gestreift, waren
auf einem Recyclinghof und haben eine Müllverbrennungsanlage bestaunt. Eine Woche lang haben sie ihren Müll gesammelt und zu den Proben
mitgebracht. Sie haben ihren Müll analysiert, sortiert, mit ihm gebastelt und anschließend auf dem
Flohmarkt verkauft.
Während der Arbeit an dem Projekt sind ihnen
viele unterschiedliche Menschen begegnet. Sie
sind mit Mitarbeiter*innen von BSR, ALBA, Kindern und Müllmännern ins Gespräch gekommen,
haben Flaschen gesammelt, containert und sind
auf einem Müllauto mitgefahren. Bei all dem sind
sie immer wieder an ihre Grenzen gestoßen und
haben gleichzeitig viel Neues über sich und ihr
Verhältnis zu ihrem Müll gelernt. Ach ja, und gezaubert wurde auch.
Jens Mondalski, Vanessa Stern, Kilian Ponert, Johannes Birlinger
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Fragen an Hannah Biedermann
Was schießt dir spontan in den Kopf, wenn du an
Müll denkst?
Puh..spontan ist nach einer wochenlangen Recherche gar nicht so einfach. Aber ich glaube es ist immer noch: bunte, leere Verpackungen.
Was ist der meiste Müll, den du produzierst?
Auch das ist nur geschätzt. Zwar haben wir in den
Proben unseren Müll untersucht, aber da ich hier
nicht zu Hause wohne, esse ich oft unterwegs, das
verfälscht das Ergebnis. Ich denke aber dennoch,
es sind leere Verpackungen von Wurst und Käse
und vor allem leere Cola Flaschen. Das ist meine
Sucht. (Aber ich versuche nur noch Glasflaschen
zu kaufen,.immer hin).
Was hat dich daran interessiert ein Stück über Müll
zu machen?
Müll machen wir alle. Egal wie alt wir sind, oder
wo wir leben, oder wie viel Geld wir haben..
Leben macht Müll. Aber er ist ein Problem, kein
kleines und nicht nur im Moment.
Ich finde, das Theater ist ein guter Ort, um über
das Leben und das Verhältnis vom Menschen zur
Welt nachzudenken und Probleme anders als in
der Schule – vielleicht emotionaler, sinnlicher,
ergreifender, zu verhandeln. Müll stellt viel mehr
Fragen an unser Menschsein, Wertesystem und
unsere Wachstumsgesellschaft, als wir denken.
Was hat dich daran interessiert ein Stück über Müll
zu machen?
Über Müll gibt es viele Informationen, die man
sich anlesen kann. Wenn wir das getan haben,
könnten wir den Kindern erzählen, was wir wissen. Viel spannender finde ich aber, zu erzählen,
was wir nicht wissen. Zu zeigen das Erwachsene
nicht klüger oder besser sind als Kinder. Da hilft
es, wenn wir ganz ehrlich von uns selbst weniger
von uns als Figuren sprechen.
Außerdem ist das Thema Müll ganz schnell sehr
moralisch. Gut und Böse scheint ausgemacht.
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Spannend für das Theater sind aber die Widersprüche, Ambivalenzen und das Scheitern. Das finden wir sofort in unseren eigenen Versuchen mit
dem Müllproblem umzugehen, nicht aber in den
Zahlen und Fakten.
Was ist für dich das Spannendste, das du während
der MÜLL-Produktion über Müll erfahren hast?
Ohje und schon wieder. Es ist soooo viel. unglaublich.
Es war toll, einen Einblick in die Müllsortierungsanlage zu bekommen und zu verstehen, mit welcher Technik es heute möglich ist, einzelne Kunststoffarten zu unterscheiden. Oder zu begreifen,
welches Ausmaß das Plastikproblem hat: Über die
enorme Verschmutzung im Meer, über tote Fische
und das Mikroplastik in uns, das hormonelle Wirkungen hat und sogar Veränderung unseres Erbmaterials verursacht.
Genauso spannend war es aber für mich, zu erfahren, dass Vanessa immer Körperlotion geschenkt
bekommt, die sie nicht braucht, und Johannes
zwei kleine Keramikvögel als Erinnerung an seine
Jugendfreundin behalten hat.
Was willst du nie wieder hören, wenn es um Müll
geht?
Ehrlich gesagt nichts. Also das heißt alles. Da das alles so komplex ist und auch immer im Wandel, kann
man gar nicht aufhören darüber nachzudenken und
Dinge in Erfahrung zu bekommen. Auch wenn manche Hinweise, wie man beispielsweise den Müll
richtig trennt, vielleicht nerven, so ist das Thema
selbst für mich längst nicht abgehakt. Sei es als Frage: Was heißt denn richtig? Macht es wirklich Sinn?
Oder einfach als Erinnerung, wenn sich mein innerer Schweinehund wieder zu sehr ausgebreitet hat.
Danke, liebe Hannah!
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Die Spieler*innen:
Vanessa – Jens – Kilian – Johannes
Was war das Spannendste / Interessanteste / Lustigste / Traurigste was du über Müll während der Produktion
rausgefunden hast?
VANESSA: KILIAN: JOHANNES: Es ist schwer zu sagen, was das Interessanteste ist, was ich rausgefunden habe. Ich fand
ganz schön viel ganz schön spannend. Und auch ganz schön verwirrend; dass früher
der Müll Westberlins gegen Geld in der DDR abgelagert wurde. Dass unsere Meere und
alles was davon und darin lebt, den langsamen Plastiktod stirbt. Dass Plastik 400 Jahre
braucht, um sich zu zersetzen und dann auch nicht klar ist, welche giftigen Stoffe, es
dabei wohin abgegeben hat, dass es in unserer unmittelbaren Nähe immer noch überschüttete Müllhalden gibt, aus denen manchmal unkontrolliert Gase austreten, dass
man einfach gar nicht weiß was man mit den ganzen Giften machen soll, die bei der
Verbrennung anfallen, dass viele Müllverbrennungsanlagen auf der ganzen Welt permanent Emissionsgrenzen um das hundertfache übersteigen, also Gift in unsere Luft
lassen, dass ich viel mehr Essen wegschmeiße, als ich jemals dachte, dass ich viel mehr
Plastik und Verpackungen in meinem Leben benutze, als es mir bewusst war, dass es
Menschen gibt, sogenannte Wirtschaftslobbyisten, die wiederum die Politiker beeinflussen, damit bestimmte Dinge als die Wahrheit und die beste Lösung verkauft werden,
damit wiederum Riesenkonzerne mehr Gewinne einfahren als andere; dass aber die
Meinungen, was die beste Lösung ist, in Sachen der Müllentsorgung oft auseinandergehen, dass ganz ganz viele Leute in Berlin überhaupt keinen Müll trennen und ich anscheinend in einer ziemlichen Blase lebe, in der ich glaube, jedes Kind weiß heutzutage
bescheid, und erinnert seine Eltern daran Müll zu vermeiden oder zu trennen. Außerdem fand ich es faszinierend, dass Teile der Berliner Mauer wiederverwendet werden,
um Plastikmüllwürfel in der Müllsortierungsanlage vorm Umfallen zu bewahren, und
dass ich den Berliner Plastikmüll von einem Tag mal eben an Förderbändern an mir
vorbeifahren sah und da in meiner Wahrnehmung verdammt viel Hariboverpackungen
rumgepustet wurden. Die Leute die da am Fließband stehen und da also auch händisch
meinen Müll sortieren und die gar keine Zeit hatten hochzugucken, als wir sie angeguckt haben, die werden mir auch immer in Erinnerung bleiben.
Dass Frauen bei der BSR kein Müllauto fahren dürfen.
Am meisten hat mich beeindruckt, dass in Deutschland 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden.
JENS: Während der Recherchen an Orte zu kommen, zu denen man nicht kommen könnte, z.B.
zur Müllverbrennungsanlage oder zur ALBA Sortieranlage.
Am Erschreckendsten: Wie schwer es ist Verpackungsmüll zu vermeiden. Im Alltag fast
unmöglich.
Am Spannensten: Die Selbstversuche. 4 Wochen den eigenen Müll sammeln. Ein Familienprojekt. Die unzähligen Verpackungen abwaschen. Die Materialien zu erspüren
und neu wahrzunehmen. Sie zu ordnen und wertzuschätzen wie einen Schatz, den man
anhäuft.
Am Beängstigensten: Wie wenig Verpackungsindustrie und Handel mit der Wiederverwendung Hand in Hand gehen. Wieviel unnützen Schrott und Nippes es zu kaufen gibt,
der am Ende nur zu Müll wird.
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Kapitel 2
BERLIN UND SEIN MÜLL
Vanessa Stern
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JENS: 12
03. Juli 2015 – Wir sind zu Besuch in einer der größten und modernsten Müllsortieranlagen der Welt. Wir sind bei ALBA, einem privaten Entsorgungsunternehmen,
in Berlin- Mahlsdorf. In einer riesigen Halle entladen täglich 80 LKWs den Müll aus
unseren Wertstofftonnen. Große Radlader lockern diesen Müll zuerst auf und lassen ihn in metallene Trichter fallen. Weiter geht es in einer zweiten, noch größeren
Halle voller Förderbänder und Maschinen. Hier durchläuft unser Müll mehrere Stationen. Zuerst wird der Müll in rotierenden Siebtrommeln nach seiner Größe auseinandersortiert. Starke Elektromagnete ziehen alle Eisenteile herunter. Ein Magnetfeld sortiert Aluminium und Kupfer ab. Ein Windabscheider saugt Folien und leichte
Kunststoffverpackungen mit Hilfe eines kräftigen Luftstroms heraus. Diese wandern
nun an Infrarotsensoren vorbei, die die fünf wichtigsten Kunststoffarten erkennen
können, und werden dann durch computergesteuerte Luftdüsen in fünf verschiedene Richtungen geschossen. Tetra-Packs werden ebenso durch Sensoren erkannt und
aussortiert. Bevor aber nun die verschiedenen Materialien sortenrein in große Kubikmeterwürfel gepresst und aufgestapelt werden, durchlaufen sie noch einmal die
händische Sortierung in einem extra Raum oben unterm Dach. Dort stehen tatsächlich noch Menschen, die den Müll von Hand nachsortieren.
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Unser Müll heißt jetzt Wertstoff
Was einmal schön war, wird hässlich, was nützlich
war, ist plötzlich unnütz – wir nennen das dann
Müll. Was passiert eigentlich mit unserem Abfall?
Berlin hat viel Müll, aber auch eine Lösung. Auch
Berlin hat seinen Keller, er umfasst 5.000 Quadratmeter und liegt 15 Meter tief unter dem Potsdamer Platz. Die Oberwelt: 6,8 Hektar hoch aufgeschossene gläserne Architektur, eine Stadt für sich
aus Shoppingarkaden, Kinos, Flanierplätzen, Büros, Restaurants, Hotels und Spielkasino. Die Unterwelt: ein abwaschbares, verästeltes Ver- und
Entsorgungszentrum in Kunstlicht, in dem jeden
Tag 200 Lkw neue Waren anliefern und das, was
übrig blieb, abtransportieren. Überall Aufzüge,
Türen, Hunderte von Metern an Gängen. Wie ist
es möglich, sich hier ohne Navi zurechtzufinden?
Der Potsdamer Platz ist wohl der einzige Platz
der Welt, der berühmt für seinen Keller ist. Logistik- und Abfall-Experten aus allen Kontinenten
machen Termine, um zu erfahren, wie das funktioniert: ein nachhaltiges Konsumparadies. 10.000
Menschen leben und arbeiten am Potsdamer
Platz, 100.000 kommen täglich zu Besuch. Und
produzieren jedes Jahr 3.000 Tonnen Müll, der im
Keller in 500 Mülltonnen gesammelt wird – jede
einzelne fasst mehr als 1.000 Liter. Und nichts von
dem, was im Keller geschieht, kriegen sie mit – die
vielen Menschen vom Potsdamer Platz. Als gäbe es
ihn gar nicht, den ganzen Müll. Und auf eine gewisse Art stimmt dies sogar.
Denn von Müll spricht in Berlins berühmtem Keller niemand mehr. Müll heißt jetzt Wertstoff. Alles
ist hier irgendwie etwas wert, sogar die Gemüseoder Kuchenreste auf den abgeräumten Tellern
der Restaurants und Bäckereien. 15.000 Tonnen
solcher Nahrungsreste fallen jedes Jahr am Potsdamer Platz an. Aus braunen Tonnen entleert sich
das matschige Gemenge aus Brot, Broccoli, Apfelstummel und Soßen in eine Maschine – vorher haben Arbeiter noch per Hand alles Harte wie Knochen oder Gabeln herausgefischt. Dann zerkleinert
die Maschine, was niemand mehr aufessen wollte,
weicht die Reste auf und verrührt sie zu Brei.
Lecker ist das nicht. Es stinkt. Die Dehydrieranlage
entzieht dem Brei das Wasser, aus einem Rohr fallen Flöckchen heraus, die einmal Brot oder Broccoli waren. Die Flocken werden mit einem Lkw
in eine Biogasanlage in Brandenburg gefahren,
mit dem Gas kann man wiederum Lkw betanken.
Auch das Wasser, das dem Nahrungsbrei entzogen
wurde, wird nicht etwa weggeschüttet, sondern
geklärt und wieder zu Trinkwasser aufbereitet.
Eine fast perfekte Kreislaufwirtschaft, privat betrieben von der Alba Group: Die eine Hälfte des
Abfalls wird zu Energie gemacht, die andere recycelt. Hierfür werden die verschiedenen Stoffe in
13 Sorten getrennt, alles wird gewogen, und ein
Chipsystem macht nachvollziehbar, wer da oben
was in welche Tonne da unten geworfen hat.
BERLIN, die größte deutsche Stadt. 3,5 Millionen
Einwohner, 1,8 Millionen Haushalte, die jedes Jahr
1,2 Millionen Tonnen Abfall produzieren. Wohin
damit? Diese Frage müssen die Berliner Stadtreinigungsbetriebe quasi täglich beantworten. Wobei
Stadtreinigung irgendwie noch nach Kehrbesen
klingt und nach Müllbergen irgendwo im Nirgendwo, also nach vorigem Jahrhundert. Die Berliner
Stadtreinigung aber ist eines der größten und
modernsten kommunalen Entsorgungsunternehmen in Europa. Es beschäftigt 5.300 Mitarbeiter
und macht im Jahr einen Umsatz von 485 Millionen Euro. Die Frage „Wohin damit?“ stellt dort
denn auch niemand mehr. Sondern: Was machen
wir aus dem Müll, der kein Müll ist, sondern ein
Sammelsurium aus verschiedensten Wert- und
Rohstoffen? Wie werden aus alten neue Dinge,
wie wird aus Reststoffen Energie? Berlin hat 15
Recyclinghöfe, auf denen man fast alles loswird,
was man nicht mehr braucht – vom Sperrmüll
bis zu Elektrogeräten. Hinzu kommen die Abfälle,
die schon bei den Häusern getrennt erfasst werden, etwa die für die Wertstofftonne. Deren Inhalt
kommt zunächst einmal in eine Sortieranlage der
Firma Alba, die auch die Müllentsorgung unterm
Potsdamer Platz regelt: Über Förderbänder gelangt der Tonneninhalt in eine Art Trommel, wo
die Dinge nach Größe getrennt werden. Infrarotgeräte scannen den Müll auf den Förderbändern,
Luftdruckdüsen blasen leichtere Kunststoffe auf
ein gesondertes Förderband, durch einen Luftzug
werden Folien abgesaugt, Magnete ziehen Dosen,
Kronkorken und andere Dinge aus Metall an. Die
einzelnen Fraktionen werden später zu handhabbaren Paketen gepresst, damit man sie zur Weiterverarbeitung gut transportieren kann.
Stahlschrott ist besonders wertvoll, weil man ihn
ohne Qualitätsverlust beliebig oft wieder verwer-
13
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ten kann. Stahlwerke schmelzen ihn ein, mengen
ihm gegebenenfalls Zusätze wie Chrom oder Silizium bei – und verarbeiten ihn am Ende zu gewalztem Blech. Aus diesem werden dann erneut
Waschmaschinen, Toaster oder andere Geräte
gebaut. Urban Mining heißt das Zauberwort. Die
Stadt als Rohstoffmine, in der Müll gesammelt, getrennt, verarbeitet und wieder verwertet wird.
Etwa ein Drittel des von der Berliner Stadtreinigung eingesammelten Hausmülls wird recycelt.
Und der Rest? In Ruhleben hat die Berliner Stadtreinigung ein Müllheizkraftwerk gebaut. Beim Verbrennen entsteht Hochdruckdampf, der an ein benachbartes Kraftwerk geliefert wird. Dieses macht
aus dem Dampf Strom für 61.000 Haushalte. Die
Wärme, die dabei entsteht, wird in ein Fernwärmenetz eingespeist und beheizt 35.000 Haushalte.
Die Schlacke, ein Abfallprodukt der Verbrennung,
ersetzt natürliche Rohstoffe im Straßenbau. Waste
to energy heißt das Konzept, bei dem Abfall fossile
Brennmaterialien wie Steinkohle ersetzt.
Wie die Kellermeister vom Potsdamer Platz sind
auch die Leute von der Berliner Stadtreinigung an
den Abfällen der Biotonne, die jetzt positiv „Biogut“ heißen, interessiert – 67.000 Tonnen kommen jedes Jahr zusammen. In der Biogasanlage in
Ruhleben werden die Bioabfälle aus ganz Berlin
von Mikro-Organismen zersetzt, sodass Gas freigesetzt wird. Dieses ist nach Aufbereitung dem
Erdgas vergleichbar und reicht, um 150 Müllfahrzeuge damit fahren zu lassen.
Jens Mondalski, Vanessa Stern, Kilian Ponert
14
Die Stadt und der Müll, das war schon im Mittelalter ein Thema, als der Unrat sich noch auf den Gassen langsam selbst zersetzte. Erst nachdem diverse
Pestepidemien gewütet hatten, wurde dieses ratten- und erregerfreundliche Entsorgungsprinzip
infrage gestellt. 1660 machte in Potsdam Kurfürst
Friedrich Wilhelm erstmals die Straßenreinigung
zur Staatsangelegenheit und ließ die Bürger ihren
Dreck auf Karren entsorgen, die regelmäßig durch
die Gassen fuhren. Doch das Modell blieb lange die
Ausnahme. Die systematische Müllentsorgung in
den Städten ist gerade einmal 120 Jahre alt. 1896
wurde in Hamburg die erste Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen, um die Jahrhundertwende folgte München, die erste Berliner Anlage
entstand 1921 in Schöneberg.
Mit der Industrialisierung und dem wachsenden
Wohlstand wurden das Verbrennen von Müll und
die Lagerung auf Deponien aber immer problematischer. Giftige, teils sogar dioxinhaltige Stoffe
gelangten durch die Schornsteine in die Luft oder
unter den Halden ins Grundwasser, weil die Böden
nicht ausreichend versiegelt waren. Erst dreißig,
vierzig Jahre liegt diese Zeit zurück. Verglichen mit
den 1970er Jahren kommt einem die Müllverarbeitung in Berlin und anderen deutschen Städten
heute geradezu paradiesisch vor.
Sollten wir uns also endlich mal entspannen? Besser nicht. Die Erde droht im Müll zu ersticken, trotz
aller Fortschritte. Die Deutschen haben jetzt zwar
ein Rücknahme- und Recyclingsystem für Flaschen
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und Dosen. Aber gleichzeitig entleeren sie neuerdings zum Beispiel zwei Milliarden Kaffeekapseln
jedes Jahr – das macht 4.000 Tonnen zusätzlichen
Abfall. Sie schmeißen eine Million Tonnen Handys,
Computer, Drucker und Fernseher weg, 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel, 800.000 Tonnen Kleider. Mengen, die sich keiner mehr vorstellen kann.
Vor hundert Jahren besaß ein durchschnittlicher
junger Mann etwa zwanzig Gegenstände, heute
sind es 500. Das Konsumieren von heute hat mit
dem ursprünglichen Sinn des lateinischen Wortes
consumere, von dem es abstammt, nicht mehr viel
zu tun: Verbraucht wird nur noch selten, sondern
für einige Zeit gebraucht und dann weggeworfen.
Dabei ist eine Stadt wie Berlin mit ihren 1,2 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr nur ein kleiner Punkt
auf der großen Erde. Die Weltbevölkerung produziert 3,5 Millionen Tonnen Abfall jeden Tag. Experten sagen, diese Zahl werde sich bis 2025 verdoppeln und bis zum Jahr 2100 sogar auf täglich 11
Millionen Tonnen anwachsen. Die Europäer investieren zwar in Hochleistungsentsorgung, machen
aber zusammen mit den US-Amerikanern weltweit den meisten Müll. Erst ab 2050 wird dieser
Trend rückläufig werden – zusammen mit der Bevölkerung und dank des technischen Fortschritts,
so prophezeit es zum Beispiel der kanadische Chemiker und Zero-Waste-Aktivist Daniel Hoornweg.
In den Schwellenländern hingegen wird der Müll
weiter rasant wachsen. In brasilianischen oder
chinesischen Boomstädten gibt es schon heute
Halden, die täglich mehr als 10.000 Tonnen Abfall aufnehmen müssen. Hinzu kommt der Müll,
der sich der Abfallsammlung entzieht. Wer an der
Nordseeküste spazieren geht, findet statistisch
gesehen auf 100 Meter Küste 700 Müllteile. Noch
dramatischer: die winzigen Plastikteilchen, die
sich aus unseren Verpackungen, Einwegprodukten und Kosmetika lösen, ins Wasser und über die
Flüsse ins Meer gelangen. Die Verbreitung des Mikroplastiks und seine Folgen hat der österreichische Regisseur und Autor Werner Boote in seinem
Dokumentarfilm „Plastic Planet“ dramatisch vorgeführt: Er zeigte nicht nur Fische und Vögel, die
an den Plastikpartikeln in ihren Mägen verenden,
sondern auch einen gigantischen Meereswirbel im
Pazifik. Zwischen Nordamerika und Asien „ersetzen“ Millionen Tonnen zermahlenen Plastikmülls
in der Nahrungskette der Meerestiere inzwischen
das Plankton.
Gegen diesen Müllwahnsinn hat sich die Bewegung
Zero Waste zusammengefunden. Und weil Städte
die größten Müllproduzenten sind, setzt sie genau
hier an: bei der Zero-Waste-Stadt. Das heißt: Alles,
aber wirklich auch alles, was die Bewohner der
Stadt wegwerfen, soll gesammelt, getrennt und
wieder in den Stoffkreislauf überführt werden. Bis
2020 will San Francisco seinen Restmüll auf null
reduzieren. Die Stadt will ihre Deponien und sogar ihre Verbrennungsanlagen abschaffen und nur
noch recyceln und kompostieren. San Francisco
hat seinen Bürgern deshalb strikte Regeln auferlegt. Plastiktüten in Supermärkten sind verboten,
Kompostieren ist Bürgerpflicht. Wer sich nicht an
die Auflagen hält, muss mit Strafen rechnen.
100 Prozent Müllvermeidung – 80 Prozent hat
San Francisco bereits geschafft. Das südschwedische Borås, 66.000 Einwohner, liegt bereits bei
96 Prozent – nur vier Prozent des Abfalls landen
dort noch auf der Deponie. Auch in der einstigen
Müllstadt Neapel hat der Bürgermeister das ZeroWaste-Protokoll unterschrieben – sehr zum Ärger der Mafia. Aber Masdar City, das ökologische
Mammut-Projekt von Abu Dhabi, ist unter seinem
Ehrgeiz, in der Wüste eine vollständig regenerative Stadt zu errichten, vorerst in die Knie gegangen
und hat die Fertigstellung auf 2030 vertagt.
Der Umweltaktivist Herbert Girardet, Mitbegründer des World Future Council, fasst in seinem Bericht über regenerative Städte die Entwicklung
so zusammen: „In die Stadt des 20. Jahrhunderts,
die Petropolis, führt ein linearer Strom von Gütern aus aller Welt, und sie entlässt ebenso linear
umweltschädliche Abfallstoffe. Die Stadtform des
21. Jahrhunderts dagegen muss die Ökopolis sein:
eine Stadt, die in biologischen und technischen
Kreisläufen denkt. Die Ökopolis produziert viele
Ressourcen selbst oder bezieht sie aus dem direkten Umland. Die Nährstoffe, die sie der Umwelt
entzieht, werden über ein kluges Abwasser- und
Abfallmanagement an sie zurückgegeben.“
Eine Stadt wie Berlin müsste man dafür ziemlich drastisch umbauen. Ist das machbar? „Zero
Waste ist schon ein großes Wort“, sagt Andreas
Thürmer, der das Vorstandsbüro der Berliner
Stadtreinigungsbetriebe leitet. Der Prokurist des
hauptstädtischen Müllentsorgers ist stolz darauf,
wie sein Unternehmen mit der Biogasanlage den
Energiekreislauf geschlossen hat. Und dass man
den Dampf des Müllheizkraftwerks zu einer Turbine von Vattenfall weiterleitet. Fast kommt er ins
Schwärmen, wenn er erzählt, dass die Metalle, die
der Hitze des Kraftwerks ausgesetzt waren, keine
organischen Anhaftungen mehr hätten und deshalb besonders begehrt seien. Außerdem gibt es
in Berlin eine der modernsten Sortieranlagen für
Verpackungsabfälle. „Aber mehr als 40 bis 50 Pro-
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Jens Mondalski, Vanessa Stern, Kilian Ponert
zent stoffliche Verwertung erreicht man zurzeit
nicht“, sagt Thürmer, der Realist.
Die Berliner Stadtreinigung tut viel, um in der
Hauptstadt klima-freundliche Stoffkreisläufe zu
etablieren. Das Unternehmen fährt auch Kampagnen zur Mülltrennung, investiert in Öffentlichkeitsarbeit, gibt ein gut gemachtes, informatives
Magazin heraus und geht in Schulen und Kitas,
um aufzuklären. Trotzdem sagt Andreas Thürmer:
„Für die meisten Bürger ist die Abfallwirtschaft
eher ein Low Interest-Thema.“
Das ist erstaunlich, weil sich gerade in Berlin vieles tut. Kürzlich hat in der Hauptstadt der erste
absolut verpackungsfreie Supermarkt eröffnet.
Selbst die Zahnpasta gibt es dort nicht in der Tube,
sondern lose in Form von Kautabletten. Einen
Hype gibt es auch um die Re-use-Szene, die sich
gerade entwickelt: In Werkstätten wird aus alten
Kleidern oder Gegenständen Neues hergestellt
und verkauft. Auch in Supermärkten gibt es gute
Ansätze. Unter dem Namen „Wunderlinge“ verkauft REWE zum Beispiel krumme Karotten und
anderes Gemüse, das nicht der Norm entspricht.
An Ideen mangelt es nicht. Doch wenn man am
Ende des Wochenendes am Mauerpark spazieren
geht, dann wähnt man sich auf einer Müllhalde
alten Stils, so viel Abfall haben die Besucher dort
in die Gegend geschmissen. Auch das Statistische
16
Bundesamt bescheinigt den Deutschen wenig Umweltbewusstsein: 492 Kilo Müll produzierte jeder
Bürger 2012 im europäischen Durchschnitt – in
Deutschland waren es 612 Kilo. Damit liegen wir
an drittletzter Stelle.
Die Menge an Müll aus Verpackungen und weggeworfenen Dingen wächst weiter, im Keller unterm
Potsdamer Platz wie in ganz Berlin. „Es wäre Sache
der Politik dafür zu sorgen, dass Produkte anders
hergestellt werden“, findet Andreas Thürmer, der
Mann von der Berliner Stadtreinigung, die viel Aufwand betreibt, um immer mehr Dinge immer besser zu entsorgen. Thürmer glaubt, dass die Stoffe,
aus denen die Dinge des Lebens und ihre Verpackungen bestehen, irgendwann einmal so wertvoll
werden, dass man es sich nicht mehr leisten kann,
sie wegzuwerfen. „Vielleicht können die aus Abfall
gewonnenen Stoffe irgendwann den Prozess finanzieren, der nötig ist, um sie zu gewinnen. Aber davon sind wir heute noch sehr weit entfernt.“
Berlin, die größte deutsche Stadt, mit weitgehend geschlossenem Stoffkreislauf. Wann könnte diese Idee
realistischerweise Wirklichkeit sein? Andreas Thürmer überlegt. Schwer zu sagen. „Vielleicht 2065?“
Aus: http://www.es-werde-lux.de/site/nachhaltigkeit/unsermuell-heisst-jetzt-wertstoff-3764/ (Stand: 22.09.2015).
Kapitel 3
UNSER MÜLL
Jens Mondalski, Vanessa Stern
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Aus: 8. Unser Müll (Dosentennis)
VANESSA:
KILIAN:
Lust auf eine Runde Dosentennis?
Ja, klar.
Kilian & Vanessa spielen Dosentennis.
KILIAN:
Also für mich ist das kein Spiel. Ich vermeide wirklich Müll.
KILIAN: Ja, im Gegensatz zu dir Vaneessa.
VANESSA:
Ach ja?
VANESSA:Was?
KILIAN:
Ja, du schmeißt ja weg, was das Zeug hält. Wie wir an deinem Haufen Müll sehen
konnten.
KILIAN:
Und Vanessas Müll wog 4,5 kg und da fehlt noch der Biomüll von 2 kg.
JENS:
VANESSA:
KILIAN:
JENS:
KILIAN:
VANESSA:
JENS:
VANESSA:
JENS:
VANESSA:
KILIAN:
JENS:
VANESSA:
JENS:
VANESSA:
KILIAN:
JENS:
JOHANNES:
JENS:
ALLE:
18
Also wir haben eine Woche unseren Müll gesammelt: Plastik, Papier, Essensabfälle –
alles. Und das haben wir dann mit zur Probe gebracht
Du hast deinen ja nicht mal mitgebracht.
Ich kann ja nichts dafür, wenn meine Mitbewohner den Müll wegschmeißen.
Immer sind die anderen schuld.
Es geht doch nicht um Schuld.
Doch, die Verpackungsindustrie ist schuld, dass mein Müll so schwer ist.
Du bist schuld, dass du ohne Energydrink nicht leben kannst.
Dein Müll war viel schwerer.
Das war von meiner ganzen Familie.
Meiner auch.
Ja, immer sind die anderen schuld.
Wir sind halt zu viert.
Ja, und deine Kinder schmeißen sogar Seifenblasenschwerter und Glitzerstifte weg.
Die waren kaputt.
Die waren noch total voll.
Und ganz viel Plastik Verpackungen von Ikea.
Das war nur eine Ausnahme, kein Durchschnittsmüll.
Wir lagen sowieso alle unterm Durchschnitt.
Richtig. In Deutschland stellt jeder Mensch pro Jahr im Durchschnitt 394 kg Müll
her. Das ergibt so 7 - 8 kg pro Woche. Wir hatten nur 3,6 kg.
Jens, das stimmt nicht. Du hattest viel mehr Müll. Das waren 5,3 kg!
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Ran an den Müll!
Bevor es losgeht, eine kleine Information für euch:
Im Heft tauchen immer wieder Experimente auf,
bei denen ihr selber forschen könnt. Diese sind ge-
kennzeichnet durch DIY. DIY steht für Do it yourself, ist englisch und bedeutet „Mach es selber“.
So nun aber los und Do it yourself!
Bevor es losgeht, sollten wir uns einigen, was Müll ist.
Jede*r schreibt für sich eine eigene Definition von
Müll auf. Anschließend versucht ihr aus allen zu-
sammengetragenen Definitionen eine gemeinsame Müll-Definition zu gewinnen.
Müll–Definition
Unser Müll in Maßen
DIY: Während unserer Recherche flogen uns immer wieder Zahlen und Mengeneinheiten um die
Ohren. Beispielsweise produziert jeder Mensch
394 Kilo Müll pro Jahr in Deutschland.
Aber wie errechnet sich der Durchschnitt?
Durchschnitt
Hier ein Beispiel:
Wenn Horst und Peter zusammen 3 Liter Apfelsaftschorle trinken, aber Horst weil er so Durst
hat zwei Liter trinkt und Petra nur einen ist der
Durchschnitt wieviel jede*r getrunken hat 1,5 Liter. D.h. ihr müsst die Summe – in dem Falle 3 Liter
Apfelsaftschorle – durch die Anzahl der durstigen
Menschen teilen – also zwei.
Um sich die Müllmengen besser vorstellen zu können, ist es gut, erstmal zu verstehen, was die Mengenangaben, die wir verwenden eigentlich bedeuten.
Somit haben wir auch erstmal recherchiert, was
die Angaben eigentlich bedeuten.
Kilowattstunde
Eine Kilowattstunde (kWh) ist die Energiemenge,
die bei einer Leistung von einem Kilowatt (1 kW)
innerhalb von einer Stunde umgesetzt wird. Es
handelt sich also um ein Kilowatt multipliziert mit
einer Stunde, nicht etwa ein “Kilowatt pro Stunde”.
Puh, ganz schön kompliziert…
Hier nochmal eine andere Erklärung:
Der Verbrauch von Strom wird in Kilowattstunden
gerechnet. Wenn 25 Glühbirnen mit 40 Watt Leistung eine Stunde lang brennen, haben sie zusammen eine Kilowattstunde Strom verbraucht. Mit
einer Kilowattstunde kannst du:
•
•
•
•
•
240 Frühstückseier kochen
5 ½ Kilo Wäsche waschen
3 Hemden trocknen und bügeln
133 Toastbrote toasten
7 Stunden Fernsehen schauen
Eine vierköpfige Familie mit Eltern und zwei Kindern verbraucht in Deutschland im Jahr 4250 Kilowattstunden Strom. Das sind über 1.000.000 –
eine Million – Frühstückseier!
KILIAN:
Stopp! Wisst ihr eigentlich, was solche Geräte allein in der Herstellung kosten? Ich meine an Energie? Die Herstellung eines Computers mit Monitor
verbraucht 3000 kWh Strom. Das ist so viel wie ein
durchschnittlicher deutscher Haushalt mit einem
Kind in einem Jahr verbraucht. Weiterhin 1.500 l
Wasser und 23 kg verschiedenster Chemikalien
und es fallen dabei 850 kg Treibhausgase an. Also
Müll. Bei der Herstellung, aber auch im Betrieb.
Ich meine, habt ihr da mal drüber nachgedacht?
Johannes? Wie viele Geräte stehen da gerade bei
dir rum? Vier? Fünf? Weißt du, was die an Strom
verbrauchen? Was die gerade an Treibhausgasen
verursachen? Alles Müll.
Aus: 16. Moralpredigt
DIY: So und nun seid ihr dran. Ratet mal.
Wie viel kWh Strom braucht es um:
• ein Smartphone aufzuladen?
0,0123 Kilowattstunden pro Tag
• für die Herstellung von 1kg Schokolade?
2,5 kWh
• im Jahr für Onlinespiele?
1700 kWh jährlich
• für jede Suchanfrage im Internet?
4 kWh
• für die Herstellung von 500 Toilettenpapier?
41 kWh
19
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Jens Mondalski, Kilian Ponert, Vanessa Stern, Johannes Birlinger
• für die Herstellung von 500 Toilettenpapier
•
recyceltem Klopapier?
28 kWh
2 Aluminiumdosen zum Beispiel für Cola
herzustellen?
10 kWh
Aus: http://www.schlaubi.de/frag-schlaubi/wieviel-stromverbraucht-ein-pc
http://www.giga.de/downloads/energiekosten/news/energiekosten-smartphones-sparsamer-als-erwartet/
http://www.tuev-kids.de/content/tuev_kids_themen/strom/
poster_strom/was_ist_eine_kilowattstunde/
https://www.energie-lexikon.info/kilowattstunde.html
(Stand: 22.09.2015).
Kilogramm und Gramm
Wisst ihr eigentlich, wie viel ihr wiegt?
Also wir waren uns auch nicht mehr so sicher und
haben uns alle auf die Waage gestellt.
Zusammen wiegen wir: 839 Kilo.
DIY: Stellt euch alle auf die Waage und rechnet zusammen, wie viel die ganze Klasse wiegt.
Wenn von dem Gewicht von Müll gesprochen wird,
ist ganz oft die Rede von Tonne. Meist geht es dann
aber nicht um die blaue, gelbe, schwarze oder grüne, die wir alle kennen, sondern die Gewichtseinheit
Tonne. Bei Tonne handelt es sich um 1000 Kilo.
DIY: Wie viele Klassen eures Gewichts bräuchte es,
um eine Tonne zu wiegen?
20
Also wir müssten noch 161 Kilo dazu bekommen,
dann wären wir eine Tonne.
Eine 0,33l Dose Cola wiegt zum Beispiel 371
Gramm. Um ein Kilo zu erreichen braucht es 1000
Gramm. Also ein bißchen weniger als 3 Cola Dosen
ergeben ein Kilo.
DIY: Wie viele Dosen Cola bräuchte es, um auf das
Gewicht eurer Klasse zu kommen?
Prozent
Ein guter Einstieg in die Prozentrechnung ist es,
wenn man sich zuerst einmal die Bedeutung des
Wortes “Prozent” verdeutlicht: “Prozent” kommt
aus dem Lateinischen (pro centum) und heißt
wörtlich übersetzt “vom Hundert” oder etwas freier: “Hundertstel“.
Und damit sind wir schon beim Kern der Prozentrechnung: Mit Prozenten rechnen, heißt, rechnen mit
Hundertsteln! 100% entsprechen einem Ganzen.
Ein Prozent ist nichts anderes als ein Hundertstel.
Um herauszubekommen, wie viel ein Prozent von einer Zahl ist, muß man also die Zahl durch 100 teilen.
Will man eine andere Anzahl (sagen wir mal 5)
Prozent haben, so teilt man die Zahl durch 100 und
nimmt dann mal.
Aus: http://prozentrechnen-kapiert.de/prozentrechnunggrundbegriffe/
http://www.mathepower.com/prozent.php
(Stand: 22.09.2015).
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Müll-ABC
Druckt für jede*n eine MÜLL-ABC Vorlage aus und schreibt zu jedem Buchstaben des Alphabets etwas auf,
das euch zu Müll einfällt.
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z
21
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Müllquiz
DIY: So nachdem wir uns hoffentlich alle ein bisschen besser vorstellen können, was eine Tonne
bedeutet, was eine Kilowattstunde ist und wie viel
5 % sind und ganz viele Begriffe zu Müll im Kopf
haben. Hier ein paar Müll-Ratefragen.
Los geht´s!
Frage: Was glaubt ihr, wie viel Kilogramm Lebensmittelabfälle produziert jeder Mensch pro Jahr?
Deutschland: 82 Kilogramm. Das entspricht etwa
zwei vollgepackten Einkaufswagen. Aufs ganze
Land hochgerechnet ergibt das einen gewaltigen
Berg von 6,7 Millionen Tonnen. Den produzieren
wir, die Verbraucher.
Frage: Was meint ihr, welcher Anteil gekaufter Lebensmittel landet in Deutschland durchschnittlich
im Müll?
Jedes 8. Lebensmittel, das wir kaufen, landet auf
dem Müll. Aufs ganze Land hochgerechnet, ergibt
sich ein Berg von 7 Millionen Tonnen.
KILIAN:
„Ein kleiner Joghurtbecher steht einsam auf der
Wiese. Ein Kind hat ihn vergessen und auch nicht
aufgegessen. Er hat noch etwas Joghurt drin, Vanille mit Rhabarber und auch alle seine Freunde sind
nicht mehr da. Kleiner Joghurtbecher, was stehst
du in der Sonne? Weißt du nicht, dass dadurch
dein Mindesthaltbarkeitsdatum verringert wird?
Kleiner Joghurtbecher, mach dich schnell vom
Acker, sonst bist du nicht am 8. Juli sondern schon
am 5. schlecht.“
(Ausschnitt aus der Probenimpro Müll-ABC)
Frage: Was bezeichnet das Datum auf dem Joghurtbecher?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist ein vorgeschriebenes Kennzeichnungselement, das laut
harmonisiertem EU-Recht bzw. schweizerischem
Recht auf Fertigpackungen anzugeben ist. Das MHD
gibt an, bis zu welchem Termin ein Lebensmittel
bei sachgerechter Aufbewahrung (insbesondere
Einhaltung der im Zusammenhang mit dem MHD
genannten Lagertemperatur) auf jeden Fall ohne
wesentliche Geschmacks- und Qualitätsbußen sowie gesundheitliches Risiko zu konsumieren ist.
Da es sich um ein Mindesthaltbarkeits- und nicht
22
um ein Verfallsdatum handelt, ist das Lebensmittel
in der Regel auch nach dem angegebenen Datum
noch verzehrbar. Ebenso sind kosmetische Produkte, die nicht länger als zweieinhalb Jahre haltbar sind, gemäß der Kosmetikrichtlinien mit einem
Mindesthaltbarkeitsdatum zu kennzeichnen. Die
Festlegung des Mindesthaltbarkeitsdatums liegt
im Ermessen des Herstellers. So kann es sein, dass
gleichartige Produkte verschiedener Hersteller
eine unterschiedliche Mindesthaltbarkeit haben.
Bedenkenlos entsorgt wird auch, was wir für verdorben halten, es aber meistens gar nicht ist. Dieses Schicksal ereilt besonders oft Milchprodukte.
Wer kennt das nicht: Man holt sich einen Joghurt
aus dem Kühlschrank, sieht, dass dasMindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, und wirft den
Becher ungeöffnet in den Mülleimer. Ebenso gut
könnten wir bares Geld wegwerfen. Denn „abgelaufen“ bedeutet in den seltensten Fällen „nicht
mehr genießbar“.
Wer Lebensmittelabfälle reduziert, zum Beispiel
indem man das Mindesthaltbarkeitsdatum wörtlich nimmt – mindestens haltbar bis – kann richtig
Geld sparen: Aufs gesamte Jahr gesehen, wandern
pro Person Lebensmittel im Wert von rund 235
Euro in die Tonne.
Frage: Was ist der häufigste Grund, dass Menschen
Lebensmittel wegwerfen?
Meistens tun sie es, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war: 84%, am seltensten, wenn
es nicht geschmeckt hat: 16%.
Frage: Was glaubst du welche Lebensmittel werden
am meisten weggeworfen (in Prozentzahlen)?
Die wenigsten Lebensmittel, die im Müll landen,
gehören dorthin. Wir werfen nicht in erster Linie
tatsächlich Verdorbenes weg, sondern Produkte, die
uns nicht mehr gut und appetitlich genug erscheinen. Das betrifft vor allem Obst und Gemüse. Welker
Salat, schrumpelige Möhren oder Äpfel mit Druckstellen – all das, was für eine gesunde Ernährung
besonders wichtig ist, aber leider auch bei falscher
Lagerung schnell unansehnlich wird, landet am
häufigsten in der Tonne. Obst und Gemüse macht
fast die Hälfte des Lebensmittelabfalls aus. Danach
folgen Back- und Teigwaren sowie Speisereste.
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Verteilung der vermeidbaren und teilweise vermeidbaren
Lebensmittelabfälle aus Haushalten nach Produktgruppen
44 % obst & Gemüse
7 % Getränke
3 % sonstiges
12 % speisereste
82
kG
pro kopF
und JaHr
6 % Fleisch & Fisch
8 % Milchprodukte
20 % Back- & Teigwaren
Quelle: Studie der Universität Stuttgart (2012), gefördert durch das BMELV
DIY: Puh, jetzt wissen wir auf jeden Fall, dass ganz
schön viel Essen weggeworfen wird, obwohl es eigentlich noch gut ist.
Aber was können wir dagegen tun?
Sammelt gemeinsam Ideen, was man machen
könnte.
Hier noch ein paar Gedanken:
Lebensmittelabfälle entstehen überall und aus
vielen Gründen. Wir kaufen Großpackungen, weil
diese vermeintlich billiger sind. Wir kaufen mehr,
als wir brauchen, weil vieles so lecker aussieht.
Wir lagern unsere Lebensmittel nicht richtig, so
dass sie schneller verderben. Wir werfen sie weg,
weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen
ist oder in Kürze abläuft. Wir kochen zu viel und
verwerten übriggebliebenes Essen nicht. Auf
ww.zugutfuerdietonne.de findet ihr weitere Ideen!
23
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Müll-Lexikon
DIY: Wir haben nun viele Wochen geforscht, recherchiert und selber Experimente gemacht. Von
Müll hat jede*r schon so viel gehört und trotzdem
gibt es immer noch viel zu viel Müll und ja, wir haben auch gemerkt, dass wir zwar irgendwie was
wissen und auch ständig Wörter wie Upcycling,
Treibhausgas und so weiter benutzen und darüber
reden, aber bei vielen Begriffen, die wir benutzten, eigentlich gar nicht genau wissen, was damit
gemeint ist, oder wie genau das funktioniert. Vielleicht geht es euch genauso?
Wenn ja, fühlt euch nicht doof, denn das ist auch
echt verdammt viel, was es über Müll zu wissen
Vanessa Stern, Kilian Ponert, Jens Mondalski
24
gibt. Deswegen schlagen wir euch vor ein Müll Lexikon zu schreiben.
Sammelt alle diese Begriffe in einem gemeinsamen
Klassenheft und lasst jeweils dahinter Platz für die
Erklärung. Nun könnt ihr überlegen, wo ihr die Information herbekommt was das eigentlich bedeutet
was euch nicht so klar ist. Vielleicht wissen es eure
Eltern, Lehrer*innen, ihr findet es im Internet oder
ja, ihr fragt morgens mal die Müllmänner! Viel Spaß!
Jens wollte zum Beispiel herausfinden wie das mit
dem Biogasanlagen funktionieren.
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Was wir schon immer über Müll
wissen wollten uns aber nie zu
fragen getraut haben...
Bevor wir auf unsere Recherche gingen haben wir
uns viele Fragen zu Müll gestellt.
Dabei ging es nicht immer darum eine 100% Antwort zu bekommen, sondern herauszufinden, was
uns an Müll interessiert.
DIY: Sammelt in der Klasse eure Fragen zu Müll.
Am besten sammelt ihr sie schriftlich auf einem
großen Papier, das ihr an die Wand hängen könnt.
Hier ein paar unserer Fragen:
• Wann ist für dich etwas wert-/nutzlos?
• Wenn etwas kaputt gegangen ist, was machst
du damit?
• Was könnte ich aus meinem Müll machen? Kann
man Müll in einen Vulkan schmeißen?
• Wie sähe mein Alltag/Leben ohne Plastik aus?
• Wer stellt den Sperr-und Sondermüll heimlich
nachts in unseren Hof?
• Wer hat wann das Plastik erfunden?
• Wie kommt der Müll ins Meer?
Müllmythen – über Müll ist eine Menge Müll im Umlauf
Weil so viel Müll über Müll erzählt wird, produzieren wir immer mehr Müll. Wir werfen Essen
weg, was eigentlich noch gut ist, oder werfen allen
Müll in eine Tonne. Das verschmutzt unsere Umwelt mehr, als uns in dem Moment vielleicht klar
ist. Aber woher kommen diese Mythen? Wer lässt
sich so einen Quatsch einfallen? Keine Ahnung…
der eine hat vom anderen gehört, dass der gesagt
hat, das wiederum sie gesagt hat, aber sie hat auch
nur gehört von… Naja, und so schnell entsteht ein
Mythos…
Aufgetaute Lebensmittel nicht wieder einfrieren?
Spinat darf man nicht aufwärmen und muss
ihn wegwerfen.
Trennen lohnt sich nicht! Am Ende wird alles zusammengekippt.
Hier ein paar dieser Mythen und zudem auch noch
die Antworten wie es wirklich ist. Vielleicht habt
ihr ja auch schon von denen gehört.
Stimmt nicht! Die entsprechenden Hinweise auf
Tiefkühlverpackungen sind nur eine gesetzlich
vorgeschriebene Warnung, da der Hersteller nicht
garantieren kann, dass der Verbraucher mit dem
Lebensmittel zu Hause richtig umgeht. Das Einfrieren unterbricht das Wachstum von Mikroorganismen, tötet sie aber nicht ab, so dass sie sich beim
Auftauen wieder vermehren können. Stark angetaute rohe Lebensmittel sollten möglichst schnell
verbraucht oder fertig zubereitet (gegart) werden.
Als fertige Speise können sie dann noch einmal
eingefroren werden.
Einige Gemüsepflanzen enthalten Nitrat, eine
Stickstoffverbindung, die die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Beim Aufwärmen verwandelt sich
das Nitrat in Nitrit, das sich wiederum in Verbindungen mit Bakterien zu krebserregenden Nitrosaminen verwandeln kann. Bei einmaligem Aufwärmen ist das kein Problem, zumal wenn der
Spinat nach dem Kochen rasch kalt gestellt wurde.
Von Vergiftungsgefahr kann keine Rede sein.
Das Ganze ist mühselig: Für jede Tonne, die im Hof
steht, braucht man einen extra Mülleimer in der
Wohnung. In welches Töpfchen gehören QuitscheEnte, Alufolie oder Essensreste? Mülltrennung
kann einem vorkommen wie ein Intelligenztest.
Aber: Wird der Joghurtbecher, den man fein säuberlich in die Gelbe Tonne geworfen hat, nicht
doch am Ende zusammen mit dem Restmüll in die
Müllverbrennung geschickt?
25
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Irrtum: Wer seinen Müll in die gelbe, orangefarbene oder graue Tonne wirft, entscheidet über ganz
unterschiedliche Verwertungswege: Der Inhalt der
Restmüll-Tonne wird in der Regel verbrannt, was in
der gelb-orangefarbenen Wertstofftonne oder dem
gelben Sack landet, wird meist in und um Berlin
sortiert und zu 50 bis 80 Prozent recycelt. Nur was
dann noch übrig bleibt, geht als Brennstoff in Industrieanlagen wie die Zementwerke Rüdersdorf.
Schimmelsporen in der Biotonne gefährden
unsere Gesundheit!
Gammelnde Apfelgriepsche, faulendes Brot, Maden im Schnitzel. Und dann noch der eklige Gestank, der aus der Biotonne aufsteigt – das kann
doch nicht gesund sein! Aus Angst vor den Schimmelsporen und Keimen drücken sich viele davor
Essensreste zu trennen.
Irrtum: Studien zeigen, dass selbst Müllfahrer, die
täglich mehrere Stunden den Biomüll-Ausdünstungen ausgesetzt waren, nicht häufiger krank werden. Wer nur kurz den Deckel der Biotonne hebt,
ist erst recht nicht gefährdet. Lediglich Patienten,
die zum Beispiel nach einer Operation geschwächt
sind, sollten gar keine Abfalltonnen öffnen.
Papiertaschentücher gehören ins Altpapier!
Sie sind aus Papier, also sind sie ein Fall für den Papierkorb. Sie können viel Feuchtigkeit aufsaugen,
deshalb passen sie in den Biomüll. Mit den Hinter-
26
lassenschaften aus der erkälteten Nase sind sie so
eklig, dass man sie eigentlich nur in den Restmüll
schmeißen will. Oder doch ins Altpapier?
Irrtum: Die Antwort, die Müllabfuhr und Umweltbundesamt geben, ist eindeutig: Aus hygienischen
Gründen gehören benutzte Papiertaschentücher in
den Restmüll.
Joghurtbecher muss man spülen, bevor man
sie wegwirft!
Viele Joghurtbecher werden aus Kunststoff gemacht, aus denen wieder Farbeimer, Fleecepullover oder Parkbänke hergestellt werden können.
Für dieses Recycling darf das Plastik nicht dreckig
sein – könnte man meinen. Also müssen alle Verpackungen mit Wasser abgespült werden, bevor man
sie in die Gelbe Tonne wirft.
Irrtum: Zum einen verschlechtert sich durch das
Auswaschen die Umweltbilanz, denn dabei wird
unnötig Wasser und Energie verbraucht. Zum
anderen wird das Altplastik, wenn es für das Recycling aufbereitet wird, ohnehin durch ein Wasserbad geschickt. Es reicht also vollkommen, den
Joghurtbecher mit dem Löffel auszukratzen, bevor
er in die Gelbe Tonne kommt.
Aus: Recycling Stadt Berlin. Stiftung Naturschutz Berlin (Hrsg)
(2014). Müllmythen. Ragnar Vogel
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Abfall?
Abfall?Das kommt mir nicht in die Tonne!
nnen!
schirr
Es lohnt sich zu trennen und umso wichtiger ist es
zu wissen was in welche Tonne kommt.
DIY: Macht daraus ein Spiel: Sammelt zuerst wel-
Papier
Papier
/Pappe
/Pappe
cher Müll in der Schule oder bei euch zuhause anfällt. Nun teilt ihn in die verschiedenen Tonnen ein.
Hier noch mal eine gute Übersicht:
Hausmüll
Hausmüll
Biogut
Biogut
Schalen
Schalen
und Reste
und von
Reste
Obst
vonund
Obst
Gemüse,
und Gemüse,
auch von
auch
Zitrusfrüchten
von Zitrusfrüchten
Hygieneartikel
Hygieneartikel
Verpackungen
Verpackungen
aus Papier,
aus Papier,
z. B. Mehlz. B. Mehlund Zuckertüten
und Zuckertüten
Kaffeesatz
Kaffeesatz
samt Filter
samt Filter
Geschirr
Geschirr
Tee und
Tee
Teebeutel
und Teebeutel
Staubsaugerbeutel
Staubsaugerbeutel
Prospekte
Prospekte
Eierschalen
Eierschalen
Papier,Papier,
verschmutzt
verschmutzt
oder beschichtet
oder beschichtet
Kartons,
Kartons,
z. B. Waschmittelkartons
z. B. Waschmittelkartons
Essensreste,
Essensreste,
auch Gekochtes
auch Gekochtes
Tierstreu
Tierstreu
Kataloge
Kataloge
alte Lebensmittel
alte Lebensmittel
(ohne Verpackung)
(ohne Verpackung)
Windeln
Windeln
Schreibpapier
Schreibpapier
Blumen
Blumen
Tapetenreste
Tapetenreste
Bücher,
Bücher,
Hefte Hefte
Gartenabfälle,
Gartenabfälle,
auch Rasenschnitt
auch Rasenschnitt
Folien,Folien,
verschmutzt
verschmutzt
Grün- und
GrünStrauchschnitt
und Strauchschnitt
Farben,Farben,
eingetrocknet
eingetrocknet
Laub Laub
Kehricht,
Kehricht,
Fegereste
Fegereste
Zeitungen
Zeitungen
Zeitschriften
Zeitschriften
Hygienepapiere
Hygienepapiere
Wohin
Wohin
Wohin
mit
mit
mit
Ihrem
Ihrem
Ihrem
Abfall?
Abfall?
Abfall?
Einwickelpapier,
Einwickelpapier,
z. B. altes
z. B.Zeitungsaltes Zeitungsoder Küchenpapier
oder Küchenpapier
Asche Asche
und Aschenbecherinhalt
und Aschenbecherinhalt
SpiegelSpiegelund Fensterglasscherben
und Fensterglasscherben
Fotos Fotos
KartonsKartons
bitte flach
bittezusammenfalten
flach zusammenfalten
oder zerreißen!
oder zerreißen!
Gut in ZeitungsGut in Zeitungsund Küchenpapier
und Küchenpapier
einwickeln,
einwickeln,
keine Plastiktüten
keine Plastiktüten
verwenden!
verwenden!
um
ag Umweltschutz.
zum Umweltschutz.
der
ce oder
www.BSR-Verschenkmarkt.de
www.BSR-Verschenkmarkt.de
Wertstoffe
Wertstoffe
Wertstoffe
Bauabfälle
Bauabfälle
oder Schadstoffe
oder Schadstoffe
bitte bitte
nicht innicht
oderin
neben
oder die
neben
Tonne!
die Tonne!
GlasGlas
Glas
Papier
Papier
Papier
/Pappe
/Pappe
/Pappe
Biogu
Bi
Verpackungen
Verpackungen
Verpackungen
und andere
und andere
und
Gegenstände
andere
Gegenstände
Gegenstände
aus: aus: aus:
Flaschen,
Flaschen,
Flaschen,
z. B. Getränkeflaschen,
z. B. Getränkeflaschen,
z. B. Getränkeflaschen,
Essig-EssigundEssigÖlflaschen
und Ölflaschen
und Ölflaschen
Zeitungen
Zeitungen
Zeitungen
Kunststoff
Kunststoff
Kunststoff
Gläser,
Gläser,
z. B.
Gläser,
Marmeladenz. B. Marmeladenz. B. Marmeladenund und und
Konservengläser
Konservengläser
Konservengläser
sowiesowie
Gläser
sowie
Gläser
für Gläser
für für
Babynahrung
Babynahrung
Babynahrung
Verpackungen
Verpackungen
Verpackungen
aus Papier,
aus Papier,
aus
z. B.
Papier,
Mehlz. B. Mehlz. B. Mehlund Zuckertüten
und Zuckertüten
und Zuckertüten
Kaffeesatz
Kaffeesatz
Kaffeesatz
samt Filter
samtsam
Fil
Prospekte
Prospekte
Prospekte
Eierschalen
Eierschalen
Eierschalen
Kartons,
Kartons,
z.Kartons,
B. Waschmittelkartons
z. B. Waschmittelkartons
z. B. Waschmittelkartons
Essensreste,
Essensreste,
Essensreste,
auch auch
Gekoc
aG
Folien,Folien,
z. B.Folien,
Plastiktüten
z. B. Plastiktüten
z. B. Plastiktüten
Kataloge
Kataloge
Kataloge
alte Lebensmittel
alte Lebensmittel
alte Lebensmit
(ohne(oV
Schaumstoffe,
Schaumstoffe,
Schaumstoffe,
z. B. Styroporschalen
z. B. Styroporschalen
z. B. Styroporschalen
Schreibpapier
Schreibpapier
Schreibpapier
Blumen
Blumen
Blumen
Gebrauchsgegenstände,
Gebrauchsgegenstände,
Gebrauchsgegenstände,
z. B. Spielzeug,
z. B. Spielzeug,
z. B. Spielzeug,
Gießkannen,
Gießkannen,
Gießkannen,
Plastikschüsseln
Plastikschüsseln
Plastikschüsseln
Bücher,
Bücher,
Hefte
Bücher,
HefteHefte
Gartenabfälle,
Gartenabfälle,
Gartenabfälle,
auch auch
Rase
Becher,
Becher,
z. Becher,
B. für
z. B.
Jogurt,
für
z. B.Jogurt,
für
Margarine
Jogurt,
Margarine
Margarine
Kunststoffflaschen,
Kunststoffflaschen,
Kunststoffflaschen,
z. B. für
z. B.
Saft,
für
z. B.Saft,
für Saft,
Spül-,Spül-,
Waschmittel
Spül-,
Waschmittel
Waschmittel
Zeitschriften
Zeitschriften
Zeitschriften
Schalen
Schalen
und
Schalen
Reste
und Reste
und
von R
O
auch auch
von Zitrusfrüchten
auch
von Zitrusfrüc
von Zitru
Tee und
TeeTeebeutel
und
Tee Teebeutel
und Teebe
Grün-GrünundGrünStrauchschnit
und Strauchs
und Stra
MetallMetall
Metall
Laub LaubLaub
Getränke-,
Getränke-,
Getränke-,
Konservendosen,
Konservendosen,
Konservendosen,
Flaschenverschlüsse
Flaschenverschlüsse
Flaschenverschlüsse
Einwickelpapier,
Einwickelpapier,
Einwickelpapie
z. B. alte
z.
oder Küchenpapier
oderoder
Küchenpapier
Küchenp
Alufolie,
Alufolie,
-deckel,
Alufolie,
-deckel,
-schalen
-deckel,
-schalen
-schalen
Töpfe,Töpfe,
Werkzeuge,
Töpfe,
Werkzeuge,
Werkzeuge,
Besteck
Besteck
Besteck
Verbundstoff
Verbundstoff
Verbundstoff
Getränkekartons,
Getränkekartons,
Getränkekartons,
Kaffeeverpackungen
Kaffeeverpackungen
Kaffeeverpackungen
Bitte nach
BitteWeißBitte
nachnach
Weißund Bunt
Weißundglas
Bunt
undtrennen!
glas
Bunttrennen!
glas trennen!
Bitte keine
BitteBitte
keine
Elektrogeräte,
keine
Elektrogeräte,
Elektrogeräte,
Energiesparlampen,
Energiesparlampen,
Energiesparlampen,
SpiegelSpiegelund
SpiegelFensterglas
und Fensterglas
und Fensterglas
sowie sowie
Geschirr
sowie
Geschirr
Geschirr
Batterien,
Batterien,
Textilien,
Batterien,
Textilien,
Datenträger
Textilien,
Datenträger
Datenträger
und Holz!
und Holz!
und Holz!
bitte inbitte
die bitte
in
Hausmülltonne.
dieinHausmülltonne.
die Hausmülltonne.
Kartons
Kartons
bitte
Kartons
flach
bitte bitte
zusammenfalten
flachflach
zusammenfalten
zusammenfalten
oder zerreißen!
oder oder
zerreißen!
zerreißen!
Gut inGut
ZeitungsinGut
Zeitungsinund
ZeitungsKüche
und K
keine keine
Plastiktüten
keine
Plastik
Plv
Aus: www.bsr.de [Stand:22.09.2015]
Trennen
Trennen
Trennen
Sie Ihren
Sie Sie
Ihren
Abfall
Ihren
Abfall
richtig
Abfall
richtig
und
richtig
und
leisten
und
leisten
Sie
leisten
einen
Sie Sie
einen
aktiven
einen
aktiven
aktiven
Beitrag
Beitrag
Beitrag
zumzum
Umweltschutz.
zum
Umweltschutz.
Umweltschutz.
Nutzen
Nutzen
Nutzen
Sie auch
Sie Sie
auch
unsere
auch
unsere
Recyclinghöfe,
unsere
Recyclinghöfe,
Recyclinghöfe,
den den
Sperrmüll-Abholservice
den
Sperrmüll-Abholservice
Sperrmüll-Abholservice
oderoder
www.BSR-Verschenkmarkt.de
oder
www.BSR-Verschenkmarkt.de
www.BSR-Verschenkmarkt.de
030030
7592-4900
030
7592-4900
7592-4900
www.BSR.de
www.BSR.de
www.BSR.de
27
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Aus: 6. Der Müll spricht
JENS:
Ich bin der Plastikmüll.
KILIAN: Ich bin der Biomüll.
JOHANNES: VANESSA: JENS:
KILIAN:
JOHANNES:
Ich bin der Papiermüll.
Ich bin der Restmüll.
Eins, zwei, drei, vier, Trennschwein,
alles muss versteckt sein.
Fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn – ich komme!
Mülls, so jung komm wir nicht mehr zusammen.
Ich werde euch vermissen.
VANESSA:
Ich vermisse euch jetzt schon. Früher waren wir alle zusammen. Seit unserer Trennung fühl ich mich ganz einsam und leer.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn – ich komme!
KILIAN:
JENS:
JOHANNES: JENS:
JOHANNES:
JENS:
Das kenn ich. von früher. Da gab‘s nur mich. Von der ersten Ausscheidung an.
Also ich genieße das bunte Leben. Mir geht’s gut.
Du bist ja auch noch grüngepunktet hinter den Ohren. Als ich so jung war wie du, da
habe ich auch noch geglaubt, dass ich zu 100% zu tollem Recyclingpapier verwertet
werde.
Und jetzt?
Naja, nun hab ich tausende von Zeitungen gelesen und da stehen dann auch so Sachen wie, dass die Druckerschwärze auf dem Altpapier nicht entfernt werden kann
und krank macht.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn – ich komme!
Aber alles digital schreiben ist doch auch nicht besser. Wo ist eigentlich der Elektroschrott?
ALLE:
In Afrika.
KILIAN:
Die sind unsichtbar.
JENS:
JOHANNES:
KILIAN:
JOHANNES:
VANESSA: KILIAN:
Und der Datenmüll? Und das CO2?
Typisch. Nach dem Motto: Wen man nicht sieht, lässt man in Ruhe. Aus den Augen,
aus dem Sinn. Meine Zeitungsstapel verstopfen ganze Wohnungen.
Du wirst zu Klopapier.
Ach, Scheiße.
Immerhin hast du direkten Kontakt zum Menschen. Bei mir wünschen sich doch
alle, ich wäre gar nicht da.
Das stimmt.
JOHANNES:
Mann, Biomüll, was soll das denn jetzt. Du merkst doch, dass der Rest schon ganz
durcheinander ist.
JENS: Ach ja, und was ist mit dir? Dich will erst recht niemand haben, weil du stinkst.
KILIAN:
KILIAN: 28
Naja, aber es stimmt doch! Am besten wärt ihr alle nicht da.
Das ist, weil ich im Gegensatz zu euch arbeite. Ich zersetze mich selbst. Ich kann
mich in Luft auflösen.
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
VANESSA:
Ich dachte, das kann ich auch.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn – ich komme!
KILIAN: JOHANNES: JENS:
VANESSA:
KILIAN:
JENS:
KILIAN:
JOHANNES:
KILIAN:
JENS:
VANESSA:
KILIAN:
VANESSA:
KILIAN:
Eben nicht. Du wirst verbrannt und als giftige Asche in dunklen Salzstollen versauern.
Bio, stänkere nicht so rum. Rest, aus deiner Schlacke werden immerhin Straßen
gebaut.
Also aus mir werden bunte Gießkannen. Und geruchsneutral bin ich auch.
Aber ohne meine Energie, die ich bei meiner Verbrennung gebe, ginge das nicht.
Ach, das mit der Energie kann ich auch.
Und ich spare Rohstoffe und damit auch Energie ein.
Naja, von dir wird auch ein Drittel verbrannt, du gelber Sack.
Genau, Plastikmüll, Du musst echt mal über den Becherrand schauen. Tatsache ist
doch, dass du über 400 Jahre lang bleibst, fast unverändert.
Und dass du diese ganzen Gifte im Meer ansammelst und anziehst und dann fressen
dich die Fische und die Quallen und die Seesterne…
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn – ich komme!
Ist doch nicht meine Schuld, wenn die Recyclingquoten so schlecht sind. Ich bin ein
Wertstoff der Zukunft.
Zukunft? Das ganze muss doch mal ein Ende haben. Ich will nicht mehr, dass es
mich gibt. Ich will mich auflösen.
Du kannst dich nicht abschaffen. Das hatten wir doch schon. Wir drehen uns hier
echt im Kreis. Also ich verdufte
Und wir?
Ihr werdet bestimmt bald abgeholt. Sind doch in Deutschland.
29
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Müllstatistik
DIY: Wir haben eine Woche lang unseren Müll gesammelt und diesen anschließend gewogen.
Überlegt euch in der Klasse, ob ihr euren Müll zu-
hause oder in der Schule sammeln wollt und tragt
die Ergebnisse anschließend in die Müllstatistik.
Es ist echt spannend zu sehen, wieviel Masse da innerhalb kürzester Zeit entsteht.
Name
Stücke
Gewicht
Name
Stücke
Gewicht
Name
Name
Name
Name
Name
Name
Name
Name
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30
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Stücke
Gewicht
Gewicht
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Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
Gewicht
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Dein Ökologischer und CO2-Fußabdruck auf der Welt!
Wasserverbrauch und CO2-Ausstoß je Kilogramm Lebensmittel
1 kg Bananen
850 l Wasser
850 g CO2 Äquivalente
1 kg ToMaTen
180 l Wasser
340 g CO2 Äquivalente
1 kg BroT
1.000 l Wasser
750 g CO2 Äquivalente
1 kg kÄse
5.000 l Wasser
8.300 g CO2 Äquivalente
1 kg FleIscH
15.500 l Wasser
6.450 g CO2 Äquivalente
1 kg ÄpFel
700 l Wasser
513 g CO2 Äquivalente
www.waterfootprint.org; www.virtuelles-wasser.de
Es ist schwer vorstellbar, dass wir mit unserem
Verhalten auf der Welt ganz schön viel beeinflussen können. Sich das konkret vor Augen zu führen,
ist schwer. Aber schaut mal, wenn ihr zum Beispiel
im Supermarkt seid, woher das Obst und Gemüse
kommt. Beispielsweise kommen die Braeburn Äpfel meist aus Neuseeland. Diese Äpfel werden mit
dem Flugzeug aus Neuseeland hergeflogen. Und
Neuseeland ist verdammt weit weg, müsst ihr euch
mal auf der Weltkarte anschauen.
D.h. dass nur damit wir Äpfel aus Neuseeland bekommen, müssen ganz viele Flugzeuge fliegen.
Und das verschmutzt ganz schön die Luft.
Mit dem ökologischen Fußabdruck könnt ihr überprüfen, inwieweit euer Konsumverhalten die Umwelt mit beeinflusst.
Hierfür gibt es zwei aussagekräftige Modelle, die den
Lebensstil darstellen: den Ökologischen Fußabdruck
und den CO2-Fußabdruck/CO2-Footprint. Beide testen dein Konsumverhalten in punkto Warmwasser
und Strom, Sprit, Fleisch, Flugreisen etc..
Der Ökologischer Fußabdruck ist ein komplexer
Nachhaltigkeitsindikator: alle natürlichen Rohstoffe, die wir zum Essen, Wohnen, Reisen, etc.
verbrauchen, benötigen Platz zum Nachwachsen
auf unserem Planeten. Ebenso braucht die Natur
Ressourcen, um unsere Abfälle abzubauen (z.B.
Wälder, um das CO2 zu binden). Der ökologische
Fußabdruck errechnet, wie viel Fläche wir für unseren aktuellen Lebensstil beanspruchen.
Was versteht man unter dem CO2-Footprint, oder
auch „Kohlenstoff-Fußabdruck“? Damit ist die
Menge des Treibhausgases CO2 gemeint, die ein
Mensch durch Wohnen, Mobilität, Ernährung und
Konsum erzeugt. Insgesamt werden weltweit jährlich knapp 25 Milliarden Tonnen des Treibhausgases freigesetzt – Tendenz steigend! [...]
Die verschiedenen CO2-Rechner geben dir eine
Antwort auf die Frage, wie viele CO2 du mit deinen
momentanen Lebensstil produzierst. Dabei werden unterschiedliche Statistiken verwendet, um
deinen persönlichen Wert zu ermitteln.
So einen Rechner findet ihr zum Beispiel auf der
Internetseite: reset.org.
Tipp: Wenn es um die Äpfel geht, oder auch anderes Gemüse, schaut am besten was aus Deutschland kommt oder noch besser aus der Region, das
hat die kürzesten Wege. Zudem lohnt es sich zu
schauen, wann welches Obst und Gemüse wächst.
Hierfür findet ihr im Internet hilfreiche Obst- und
Gemüsejahreszeitenkalender. Zum Beispiel unter:
bitte einfügen: http://www.regional-saisonal.de/
saisonkalender [Stand:22.09.2015].
Aus: http://reset.org/act/dein-oekologischer-fussabdruck-
co2-footprint (Stand: 26.09.2015)
31
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Wer bestimmt was Müll ist?
JOHANNES:
Als ich siebzehn war, hatte ich eine Freundin. Wir
haben uns sehr geliebt und als Zeichen, dass wir
immer zusammen bleiben wollen, hat sie mir – haben wir uns zwei kleine Keramikvögel gekauft, auf
denen stand: „Ich liebe dich für immer.“
Tja, wir haben uns dann trotzdem getrennt. Aus
irgendeinem Grund sind die beiden Vögel bei mir
gelandet und liegen in einer Kiste im Keller. Ich
weiß nicht… Ich kann die einfach nicht wegwerfen.
Jens Mondalski, Kilian Ponert, Vanessa Stern
32
DIY: Wer bestimmt was Müll ist?
Wir alle haben etwas bei uns gefunden, von dem
wir uns nicht trennen können, was andere aber
vielleicht als Müll beschreiben würden. Bringt alle
einen Gegenstand mit in die Schule und erzählt
euch eure Geschichten, weswegen diese Sache für
euch wichtig ist.
Aus: Müll-ABC-Improvisation bei der Probe
(Stand: 27.09.2015)
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Alles raus aus den Taschen!
VANESSA: „So, zum Schluss noch einen kleinen Wettbewerb
zu Zahnzwischenraumbürsten. Damit putze ich mir
jeden Abend die Zähne und ich hasse es. Es ist eine
Qual. Damit hole ich den Schmutz aus meinen Zähnen raus. – Kleiner Wettbewerb. Ich bin selber keine
Teilnehmerin, denn sonst würde ich gewinnen. Ich
möchte von jedem von euch wissen, wie viele Teile
Plastik ihr gerade dabei habt. Zählt die mal und wer
am meisten Plastik dabei hat, ist Sieger. Am Körper,
in den Taschen… Rucksäcke gelten auch, wenn ihr
welche dabei habt. Noch 50 Sekunden. 50, 40, 30,
12, 11, 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, 0. So, nun erzählt
mal.“ – Lene: „15.“ – „15? Nicht schlecht. Johannes?“
– Johannes: „27.“ – „Hannah?“ – Hannah: „10.“ – Fabian „24.“ – Jens: „4.“ – „Oh!“ – Kilian: „25.“ – „Also
hat Johannes gewonnen.“
DIY: Alles raus aus den Taschen!
Leert alle eure Taschen und schaut mal, was ihr so
dabei habt.
Versucht nun zu sortieren, was in welche Mülltonne kommen würde.
Aus: Müll-ABC-Improvisation bei der Probe
(Stand: 27.09.2015)
33
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Und weg war der Müll!
DIY: Wenn wir den Müll in die Tonne werfen, ist
er leider noch nicht von den Erdoberfläche verschwunden und verbrennen wäre auch nicht so
super, denn das würde ganz schön die Luft verschmutzen. Am tollsten wäre es, könnte man den
Müll wegzaubern. Aber leider ist es wie bei Zaubertricks bei denen das Karnickel verschwindet,
ganz weg ist es nicht, wir sehen es nur nicht mehr.
Trotz allem geht es jetzt darum Müll wegzuzaubern. Nehmt euch einen der Gegenstände, die ihr
in euren Hosentaschen oder Schultaschen gefunden habt. Nun geht immer zu zweit zusammen und
lasst euch einen Zaubertrick einfallen, wie ihr den
Müll verschwinden lassen könnt.
Wenn ihr wissen wollt wohin der Müll kommt,
schaut doch mal unter: http://www.naturdetektive.de/fileadmin/NATDET/documents/
Kapitel_1-10/15884-17339-1-kapitel_10_muell.pdf
[Stand:23.09.2015]
Abfall im Meer
Leider landet sehr viel vom Müll im Meer. Und
nicht nur dass es echt hässlich aussieht und keinen
Spaß mehr macht, darin zu baden, leiden die Pflanzen, die dort wachsen sehr und auch die Fische im
Wasser und die Vögel, die über die Meere fliegen.
Kunststoff zersetzt sich im Meer sehr langsam, das
ist ein großes Problem. Wir haben mal ein paar Informationen für euch zusammengetragen, welcher
Gegenstand wie lange braucht, um sich wirklich
ganz zersetzt zu haben. Bevor ihr die Antworten
lest, könnt ihr ja mal raten.
Lasst euch überraschen, wir waren auch echt baff!
Babywindeln:
450 Jahre
aschen:
Plastikfl re
450 Jah
Styropor
becher:
50 Jahre
Plastikboje:
80 Jahre
ter
Getränkebehäl
k:
aus Plasti
400 Jahre
34
Deckel:
re
400 Jah
Plastikbe
steck,
Plastikge
schirr:
400 Jahr
e
Plastiktü
ten
10 - 20 Ja :
hre
Angelschnur:
600 Jahre
Schu
hs
50- 8 ohlen:
0 Jah
re
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Verrotungsexperiment
DIY: Wenn ihr mal wissen wollt, wie das so ist mit
den Obst- und Gemüseresten und im Gegensatz
dazu dem Plastik in der Erde, baut doch einfach
eine Verrotungsmaschine:
7. Wenn die Möglichkeit besteht, den Eimer samt
Inhalt noch für ein paar Monate zu bewahren,
könntet ihr nochmal nach zwei bis drei Monaten nachsehen und nochmal ein Foto machen.
2. Legt Obst- und Gemüsereste in den Eimer.
Hier noch ein paar spannende Informationen, wie
lange bestimmte Gegenstände brauchen zu verroten:
1. Füllt einen Eimer mit Erde (halb voll).
3. Legt etwas aus Kunststoff dazu: einen Joghurtbecher, eine kleine zusammengeknüllte Plastiktüte, einen Eislöffel oder Ähnliches. Ihr könnt
den „Mülleimer“ auch fotografieren.
4. Füllt Sie den Eimer jetzt mit Erde auf, so dass
aller Abfall gut bedeckt ist.
5. Überlegt gemeinsam, was wohl mit den Sachen
in der Erde passiert.
6. Nach 3-4 Wochen könnt ihr mit den Ausgrabungen beginnen. Macht zur Dokumentation ein
zweites Foto.
Aus: www.bsr.de/12235.php (Stand: 24.09.2015)
Kaugummi:
5 Jahre
Coladose
aus Weiß
blech:
10 Jahre
lie,
Alufo enverpalad
hoko Jahre
c
S
.
z. B ung: 50
ck
Abfallvermeidung
Abfallvermeidung bedeutet, dass Abfälle erst gar
nicht entstehen. Das heißt, es werden keine Produkte oder Verpackungen hergestellt, die später
verwertet werden müssen. Abfallvermeidung ist
daher direkter Umweltschutz, denn es werden die
zur Herstellung notwendigen Rohstoffe, Energie,
Wasser sowie Transportaufwand eingespart.
Bei dem ganzen Müll der existiert ist es eigentlich
am besten so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Dies ist insbesondere möglich, wenn man
schon beim Einkaufen darauf achtet, wie Sachen
verpackt sind.
Oder kennt ihr das auch, wenn ihr mit euren Eltern einkaufen seid und für vier Dinge zwei Tüten
bekommt?
Am Besten ist es, einen Beutel schon von zuhause
mitzunehmen.
DIY: Beutel bemalen
Bringt alle einen Stoffbeutel mit in die Schule und
bemalt ihn. So macht es viel mehr Spaß einkaufen
zu gehen!
Und denkt nicht, wenn ihr den Müll im Supermarkt
lasst, dass er nicht da ist. Auch dort muss er entsorgt werden. Schaut doch mal, bei welchen Lebensmitteln am wenigsten Verpackung dabei ist.
Und hier noch ein paar Tricks Müll zu vermeiden:
Mieten statt Kaufen
Was selten gebraucht wird, lässt sich häufig viel
günstiger mieten.
Gebrauchtes statt Neues
Wenn aufgrund häufigerer Nutzung ein Kauf die
wirtschaftlichere Lösung ist, reicht vielleicht auch
ein gebrauchtes Produkt.
Bewusst entscheiden
Qualität und Langlebigkeit sind oft entscheidende
Kriterien, wenn es darum geht, unnötigen Abfall
(und Ärger) zu vermeiden.
Mehrweg statt Einweg
Auch Mehrwegsysteme tragen erheblich zur Abfallvermeidung bei: Getränkeflaschen, Nachfüllpackungen etc.
Aus: www.bsr.de (Stand: 25.09.2015)
35
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Zero Waste
Aus: http://0waste.de/?cat=1 (Stand: 28.09.2015)
Materialien reduzieren und sparen
Fordern sie Produkte mit geringeren oder möglichst gar keinen Verpackungen und die Rücknahme von Verpackungen. Verlangen sie die Reduktion von giftigen Verpackungsmaterialien und die
Ersetzung durch ungiftige Stoffe.
Reduktion von Verpackungen
Produzenten sollten dazu angeregt werden Produkte und Verpackungen zu verwenden, die Abfall
und Emissionen so gering wie möglich halten.
Rücknahme
Systeme einrichten, welche die Produzenten dazu
verantwortlich macht, Produkte und Verpackungen zurück zu nehmen, die Abfall oder Emissionen
erzeugen.
36
Schadstoffe reduzieren
Die Verwendung von Schadstoffen sollte eliminiert
werden. Stattdessen sollten Stoffe mit geringen
Schadstoff-mengen oder Schadstofffreie Alternativen verwendet werden.
Entwicklungen ohne Abfall
Produkte sollten in der Art entworfen werden, das
möglichst wenig Abfall ensteht.
Verbrauch und Verpackung reduzieren
Verbrauche weniger. Kaufe nur was nötig ist und
vermeide Verpackungen. Vermeide Entsorgung.
Verwende eigene Behälter.
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Müll, der stinkt so!
Müll kann man verbrauchen, verbrauchen.
Niemand will ihn haben, ihn haben.
Denn er stinkt so, er stinkt so.
(Beschütze die Natur und beachte,
was du weg wirfst, du weg wirfst.)
Müll, der stinkt so, der stinkt so.
Niemand will ihn haben, ihn haben.
Es ist kaum zu ertragen, ertragen.
(Wir allein versuchen,
dass es der Welt besser geht.)
Diesen Song haben die Schüler*innen der 5a der
Galilei Grundschule komponiert und dazu auf Instrumenten die sie aus Müll gebaut haben auch eine
Melodie entwickelt. Das war ziemlich klasse! Danke dafür!
DIY: Schreibt euren eigenen Müllsong und baut
aus Müll eure eigenen Instrumente.
Viel Spaß beim komponieren und singen!
Der beste Abfall ist der, der nicht entsteht,
nicht entsteht.
Kilian Ponert, Vanessa Stern, Jens Mondalski
37
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Müllforscher*innen
DIY: Bringt Verpackungsmüll mit in die Schule.
Zum Beispiel eine Cornflakespackung und schaut
mal nach, wieviel drinnen ist und wieviel reinpassen würde.
Meist ist da sehr viel Luft dazwischen … “Wenn
man es kauft, denkt man: Wow, ist das voll!“
Es ist spannend zu sehen, wie die Verpackung aussieht und dann zu sehen, dass der Inhalt eigentlich
viel geringer ist.
Johannes Birlinger
38
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
TauschRausch
DIY: Bringt doch mal einige Dinge von zuhause
mit, die ihr selber nicht mehr haben wollt und
tauscht sie untereinander in der Klasse. Oft haben
Dinge, die man selber nicht mehr mag, für andere
großen Wert!
Geflügelte Müllwörter/-sprüche
DIY: Was fallen euch für Sätze / Sprichwörter zum
Thema Müll ein?
Also so was wie beispielsweise: „Etwas unter den
Teppich kehren“ oder „Red´nicht so ´nen Müll“.
Müllkette
DIY: Welche anderen Ausdrücke kennt ihr für das
Wort Müll?
Also wir kamen auf: (Abfall), Ramsch, Kehricht,
Schrott, Mist, Schutt, Dreck, Unrat, Dreck, Plunder, Ausschuss, Schleuderware, Gerümpel, Schund,
Trödel, Krempel
Kreismüllgeschichte
DIY: Erfindet gemeinsam eine Müllgeschichte!
So funktioniert es: Alle sitzen im Kreis. Eine Person beginnt eine Geschichte z.B. mit: „Als ich heute
morgen an der Mülltonne stand….“. Den zweiten
Satz sagt die neben ihr sitzende Person, den dritten, die daneben sitzende Person...Die Geschichte
sollte dann enden, wenn alle Personen einmal dran
waren.
IDEE:
Es kann auch ein bestimmtes Thema vorgegeben
werden, wie beispielsweise gemeinsam ein Kochrezept/ Menü erfinden.
Die Geschichte kann auch so im Kreis erzählt werden, dass jeder seinen Satz mit „Weil“ beginnen
muss, somit erklärt jeder den Satz vom Vorherigen
im Kreis. Genauso könnte „Und dann“ der Einstiegssatz sein“.
Es kann auch ein Gegenstand im Kreis herumgegeben werden. Die Geschichte sollte irgendetwas mit
ihm zu tun haben.
„Dieses Bananenschale landete auf dem Müll
weil...“
In dieser Übung geht es darum anhand eines Gegenstands eine Geschichte zu erfinden und vor
der Gruppe zu erzählen. Die Spielleitung bringt
eine Mülltüte voll Müll mit - natürlich ausgespült
oder Gegenstände, die auf jeden Fall nicht schmut-
zig sind. Nun zieht jedes Kind aus der Tüte einen
Gegenstand und erzählt nacheinander irgendeine
Geschichte zu dem Gegenstand.
„Das ist keine alte Zahnbürste, sondern ein
Schuhputzer!“
Alle Kinder stehen oder sitzen im Kreis. Die Spielleitung beginnt und lässt einen Gegenstand, den
sie aus einer Mülltüte zieht und der mal Müll war,
beispielsweise eine Zahnbürste, zu etwas Anderem werden. Das kann ein Mikrofon, eine Gabel
oder was auch immer sein. Sie sagt nicht, was es
ist, sondern zeigt es pantomimisch. Nun gibt sie
den Gegenstand im Kreis weiter und die nächste
Person lässt sich etwas einfallen. So geht es weiter
bis alle Kinder dran waren.
WEITERE IDEEN:
Die Kinder erraten erst nach Abschluss der Runde, wer was gezeigt hat. Nun werden die Begriffe
genannt und aufgeschrieben. Dies bietet sich gerade für Gruppen an, die über einen nicht so großen
Wortschatz verfügen. Die Spielleitung lässt einen
unsichtbaren Gegenstand oder ein unsichtbares
Wesen in seiner Hand bildlich werden. Dazu überlegt er selbst, ob es sich um ein Wesen oder einen
Gegenstand handelt, welche Form es hat und welches Gefühl dabei ausgedrückt wird. Nach einiger
Zeit wird es an das nächste Kind weitergegeben,
die es so aufnimmt, wie es eben gesehen wurde, es
aber dann in der eigenen Hand spontan zu etwas
anderem macht.
39
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Kilian Ponert, Johannes Birlinger, Vanessa Stern
Müll ist nicht gleich Müll
DIY: Eine weitere Sache, die man täglich benutzt
und danach meist achtlos wegwirft [...]: Tetrapacks. Hast du dir schon einmal überlegt, ob man
aus diesem ziemlich praktischen Material – leicht,
wasserdicht, stabil – nicht doch etwas Dauerhaftes basteln könnte? Hier eine fixe Idee: Mit einem
scharfen Messer schneidest du das obere Drittel
bis Viertel des Kartons ab. Dann spülst du den
Karton sorgfältig aus – am bestem mit Spülmittel
– und lässt ihn trocknen. Nun beklebst du den Tetrapack von unten beginnend rundherum mit Isolierband. Besonders schön sieht es aus, wenn du
zwei oder mehrere Farben verwendest und diese
abwechselnd in Reihen anbringst. Wasser einfüllen, Blume reinstellen, fertig.
40
Tipp: Anstatt einer Vase könnt ihr auch einen Blumentopf aus einem Milchkarton basteln! Einfach
mal in die Prinzessinengärten am Moritzplatz gehen, da bekommt ihr viele tolle Ideen, wie man
Verpackungen schön und sinnvoll wiederverwerten kann.
Aus: Eismann Sonja, Köver, Chris (2012): Mach´s selbst. Do it
yourself für Mädchen. Weinheim.
Vanessa Stern, Jens Mondalski, Kilian Ponert, Johannes Birlinger
Kapitel 4
SO ORANGE IST NUR BERLIN
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Aus: 7. Kilians Müllmanntag
KILIAN:
Bitte einfügen: Ich habe für dieses Stück einen Tag bei der BSR mitgearbeitet. Als
Müllmann. Wir sind eine Wertstofftour gefahren. In die Wertstofftonne kommt nur
Kunststoff, Metalle und Verbundstoffe, also hauptsächlich Plastik und das ist von
allen Tonnen die beste, denn sie stinkt nicht, im Gegensatz zu Restmüll oder Bio,
und ist leicht, im Gegensatz zu Glas, das ist schwer und laut.
Ich bin bei Uli und Ralf mitgefahren, beides alte Müllmannveteranen bei der BSR.
Die machen das schon seit zwanzig, dreißig Jahren und es ist auch von beiden der
absolute Berufswunsch gewesen, die wollten auch nie was anderes machen. Ralf
war vorher mal Fleischer, aber ist dann Müllmann geworden. Ich finde das gut. Das
ist ja auch schön, wenn man lieber den Kehricht von anderen Leuten wegschaffen
will, statt Tiere zu töten.
Uli und Ralf fahren jetzt schon seit mehreren Jahren zusammen, also immer die
gleiche Strecke mit dem Müllwagen.
Aber der Clou ist: Die holen ja nicht jeden Tag die gleichen Mülltonnen ab – einige
werden wöchentlich abgeholt, einige sogar nur einmal im Monat.
Wir haben natürlich auch gearbeitet an diesem Tag. Und ich habe auch mit angepackt. Ich hatte auch schön die orangene Kleidung an.
Also ich bin an einem Freitag mitgefahren. Freitag ist irgendwie der ruhigste Tag
von allen, da ist nicht viel los. Im Prinzip war es echt easy, nach drei, vier Stunden
waren wir fertig und haben die ganzen Wertstoffe zu Alba in die Müllsortierungsanlage gefahren. Dann mussten wir aber noch eine Weile durch Berlin fahren, weil
man erst nach sechs Stunden Schluss machen darf. Das ist natürlich nicht immer so.
Es gibt auch harte Tage, wie in jedem Job.
Gestalte deine Umwelt
DIY: Was uns auf dem Werkstoffhof sehr gefallen
hat, waren die sortierten Müllberge. Sortierte Pappe, sortiertes Plastik…auf einmal sah Müll ganz
schön aus!
Müll der rumliegt, gehört in die Tonne. Somit rein
damit. Aber: Wenn du Dinge die am Straßenrand
stehen siehst, stell sie so hin, wie du findest, dass
42
es schön aussieht. Wenn du Steine findest, lege sie
in Reihen, wenn Schnee liegt, zeichne etwas in ihn.
So hast du die Möglichkeit deine Umwelt mitzugestalten.
Viel Spaß dabei!
» M ü l l . E i n M a k i n g - o f «
Müll–Ausflüge in Berlin
Spandau
Mitte
Prenzlauer Berg
Müllheizkraftwerk Ruhleben
Freiheit 24 -25
13597 Berlin
GRIPS Theater PODEWIL
Klosterstr. 68
10179 Berlin
BUND – Jugend
Erich-Weinert-Straße 82
10439 Berlin
030 / 392 82 80
Tempelhof
Kreuzberg
Berlin-Mahlsdorf
Murks-Museum Berlin
Mariendorfer Damm 16
12109 Berlin
Prinzessinnengarten
Prinzenstrasse 35 – 38
10969 Berlin
ALBA Recycling GmbH
Alt-Mahlsdorf 123
12623 Berlin-Mahlsdorf
Original unverpackt
Wiener Straße 16
10999 Berlin
Museum der Dinge
Oranienstraße 25
10999 Berlin
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Weitere Tipps
Orte zum Besuchen
ALBA Group
www .alba.info/the-recycling-company..de
(Stand:22.09.2015)
BSR
www.bsr .de
(Stand:22.09.2015)
Museum der Dinge
www.museumderdinge.de
(Stand:22.09.2015)
Original Unverpackt
www.original-unverpackt.de/
(Stand:22.09.2015)
Prinzessinnengarten
www.prinzessinnengarten.net/
(Stand:22.09.2015)
Repair-Cafés
www.repaircafe.org/de
(Stand:22.09.2015)
Tausch dich fit
www.tausch-dich-fit.de
(Stand:22.09.2015)
Umsonstladen
www.umsonstladen.de
(Stand:22.09.2015)
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Weitere Informationen
Bundesministerium für für Umwelt und
Baugewerbe
www.bmub.bund.de/
www.bmub-kids.de/
(Stand:22.09.2015)
Co2-Rechner
www.uba.klimaktiv-co2-rechner.de/de_DE/page/
(Stand:22.09.2015)
Culinarymisfits
www.www.culinarymisfits.de/
(Stand:22.09.2015)
Foodsharing
www.foodsharing.de/
(Stand:22.09.2015)
Fairfashion Network
www.getchanged.net/
(Stand:25.09.2015)
Jahreszeitenkalender:
http://www.regional-saisonal.de/saisonkalender
[Stand:22.09.2015]
Lexikon der Nachhaltigkeit
www.nachhaltigkeit.info/
(Stand:22.09.2015)
Naturdetektive:
http://www.naturdetektive.de/fileadmin/NATDET/documents/Kapitel_1-10/15884-17339-1kapitel_10_muell.pdf [Stand:23.09.2015]
neue energie – das magazin für erneuerbare energien
www.es-werde-lux.de/site/nachhaltigkeit/unsermuell-heisst-jetzt-wertstoff-3764/
(Stand:22.09.2015)
Material Mafia
www.material-mafia.de
(Stand:22.09.2015)
Müllarchäologen
www.muell-archaeologie.de/
(Stand:22.09.2015)
Naturdedektive
www.naturdetektive.de/
(Stand:26.09.2015)
Netzwerk Papierwende
www.papierwende.de/
(Stand:22.09.2015)
Umweltbundesamt
www.umweltbundesamt.de/
(Stand:22.09.2015)
rehab republic
www.rehab-republic.org/
(Stand:24.09.2015)
Saubere Meere
www.saubere-meere.de/index.php
(Stand:20.09.2015)
Trenntstadt-berlin
www.trenntstadt-berlin.de/
(Stand:23.09.2015)
trenntmagazin
www.trenntmagazin.de/thema/wissen/#.VgKyH5cUeZh
(Stand:22.09.2015)
upcycel me
www. upcycleme.fashionforhome.de/
(Stand:22.09.2015)
Zerowaste
www.0waste.de/
(Stand:21.09.2015)
Eismann Sonja, Köver, Chris (2012): Mach´s selbst.
Do it yourself für Mädchen. Weinheim.
Mundraub
www.mundraub.org
(Stand:22.09.2015)
Murks? Nein danke!
www.murks-nein-danke.de/murksmelden/
(Stand:22.09.2015)
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Ein Mitspieltheater
„Müll. Da spielen wir mit!“
für Menschen ab 9 Jahren begleitend zu dem Stück „Müll. Ein Making-of“
von Thorsten Böhm und Ensemble
Regie: Anne Zühlke
Die Mitspielaktion ist für die 4. bis 6. Klasse konzipiert und wird ab 17. November 2015 in Verbindung mit
einem Stückbesuch zu MÜLL. EIN MAKING-OF für Schulklassen kostenfrei angeboten.
Die Mitspielaktion dauert ca. 3 Schulstunden. Wir kommen zu einer Klasse in die Schule.
Alles funktioniert interaktiv, wie in einem Theaterstück zum Eingreifen und Mitspielen: die Kinder steigen
in die Geschichte ein, sie treffen Entscheidungen, suchen Lösungen und haben selbst teil an der Entwicklung
der Geschichte.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Plastiktüte. Die Zusammenhänge zwischen der Plastikproduktion,
den Auswirkungen unseres Konsumverhaltens und dem entstehenden Verpackungsmüll werden spielerisch erfahrbar gemacht.
In Zusammenhang mit einem Vorstellungsbesuch von Müll. Ein Making-of
Gefördert durch stiftung naturschutz berlin aus den Mitteln der Trennstadt Berlin
Anmeldung bei Vera Düwel unter: 030 – 397 47 411 (werktags 9.00 – 17.00) oder [email protected]
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Dank an
die Schüler*innen der 6a und 6b der Galilei-Grundschule Kreuzberg und ihre Lehrerinnen Doris Seeger
und Frau Zollitsch, die Schüler*innen der TUSCH-Gruppe des Eckener Gymnasiums und Patricia Rigg. An
Franziska Voß von der BSR für die fachliche Begleitung, Heidrun Grüttner von der Stiftung Naturschutz
Berlin für das Vertrauen und den Förderfonds Trenntstadt Berlin. Wir danken dem Müllmann i. R. Heinz
Heidinger, Herrn Rauhut vom Müllheizkraftwerk der BSR in Ruhleben, Frau Reimann vom Recyclinghof der
BSR in Britz, Sabine Berg von der ALBA-Wertstoffsortieranlage in Mahlsdorf, dem Museum der Dinge, Stefan
Schridde vom MURKS.CENTER in Tempelhof, dem Repair-Café im Nachbarschaftsheim Urbanstraße, Benjamin Bongardt vom Naturschutzbund Deutschland, der BUND Jugend Berlin und der Rektorin der »UmweltSchule« am Falkplatz Frau Melchert-Arlt, sowie Stefanie Kaluza und Dietrich Lehmann und dem Zauberer
Boris Friese.
Übrigens!
Das Begleitmaterial ist ab 08. Oktober 2015 auch als kostenloser DOWNLOAD erhältlich unter:
grips-theater.de
Impressum
Herausgegeben von:
GRIPS Theater GmbH
Altonaer Straße 22
10557 Berlin
www.grips-theater.de
Spielzeit 2015/2016
Künstlerischer Leiter: Stefan Fischer-Fels
Geschäftsführer: Volker Ludwig
Text und Redaktion: Laura Klatt, Lene Gaiser,
Henrik Adler
Zeichnung Baum: S. Hanne Lauch
Fotos Spieler*innen: David Baltzer /
www.bildbuehne.de
Satz: artkrise kommunikation]s[design
Art Direktion: anschlaege.de
Druck: Conrad, Berlin
Aufführungsrechte: Felix Bloch Erben, Berlin
Premiere der Uraufführung: 7. Oktober 2015,
GRIPS Podewil
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