Dietikon 05.12.: Liederabend

„Durch alle Töne tönet
Im bunten Erdentraum
Ein leiser Ton gezogen
Für den, der heimlich
lauschet … „
ROBERT SCHUMANN
Dichterliebe op. 48
Fantasie C-Dur op. 17
Liederabend am 5. Dezember 2015
in der Reformierten Kirche Dietikon
Tamás Bertalan Henter– Gesang
Helga Váradi – Klavier
Beginn um 17 Uhr
Freier Eintritt
Die Dichterliebe, Schumanns meisterhafter Liedzyklus von 16 Liedern bildet einen der
Höhepunkte des romantischen Kunstlieds. Entstanden 1840 zu Gedichten des Dichters
Heinrich Heine (Lyrisches Intermezzo), ging Schumann von einer in sich geschlossenen
Episode mit einer zugrunde liegenden poetischen Idee aus. Er folgte dabei einer eigenen
dramatischen Konzeption und stellte die ursprüngliche Reihenfolge von Heines Gedichten
um. Träumerei, Liebe, Hoffnung und Sehnsucht sprechen zu uns, eine Geschichte bildet
sich …
I. Im wunderschönen Monat Mai
II. Aus meinen Tränen sprießen
III. Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne
IV. Wenn ich deine Augen seh’
V. Ich will meine Seele tauchen
VI. Im Rhein, im heiligen Strome
VII. Ich grolle nicht
VIII. Und wüßten’s die Blumen, die kleinen
IX. Das ist ein Flöten und Geigen
X. Hör ich das Liedchen klingen
XI. Ein Jüngling liebt ein Mädchen
XII. Am leuchtenden Sommermorgen
XIII. Ich hab’ im Traum geweint
XIV. Allnächtlich im Traum
XV. Aus alten Märchen
XVI. Die alten, bösen Lieder
Ein Jahr vor der Entstehung der Dichterliebe, veröffentlichte Schumann 1839 seine
Klavierkomposition, die C-Dur Fantasie op. 17, die zu seinen bedeutendsten Werken für
das Instrument gehört. 1836 begonnen, zwei Jahre später abgeschlossen formulierte er in
diesem dreiteiligen Werk seine erschütternde Liebe zu Clara, die er nach vier schwierigen
Jahren 1840 endlich heiraten durfte. Gleichzeitig ein Hommage an den von ihm so
verehrten Tonkünstler, Ludwig van Beethoven, widmete er das Werk an seinen Freund
Franz Liszt, dem berühmten ungarischen Klaviervirtuosen und Komponisten. Der erste
Satz, der kompositorische Höhepunkt entstand aus der hoffnungslosen Verzweiflung nach
Clara, als alles verloren zwischen den beiden zu sein schien. Der wilde Geist Florestans –
der literarische Symbol Schumanns ist allgegenwärtig, die Eindringlichkeit herrscht. Der
zweite Satz ist ein festlicher Marsch in Es-Dur, die Clara so gern gespielt hat – allerdings
war eine öffentliche Aufführung zu Lebzeiten Schumanns nicht erlaubt. Das Finale ist ein
lyrisch-inniges Klanggebilde, ein Abbild von Eusebius (der zweite literarische Gestalt von
Schumann, um seine Doppelnatur auszudrücken) der einen ruhigen bis weihevollen
Gegenpol zum bisherigen Geschehen bietet. Der literarisch versierte Schumann setzte eine
pantheistisch inspirierte Strophe Friedrich Schlegels als Motto über seine Komposition:
Durch alle Töne tönet
Im bunten Erdentraum
Ein leiser ton gezogen
Für den, der heimlich lauschet
Helga Váradi studierte zunächst Cembalo in Szentendre
(Ungarn), an der Wiener Universität für Musik und
darstellende Kunst bei Gordon C. Murray, im Conservatoire
Supérieur de Musique et de Danse Lyon bei Françoise
Lengellé und in Basel bei Jörg-Andreas Bötticher an der
Schola Cantorum Basiliensis. Ihr zweites Masterstudium
absolvierte sie bei Wolfgang Zerer im Hauptfach Orgel. Sie
besuchte Meisterkurse u.a. bei Nicolas Parle, Christophe
Rousset, Lars Ulrik Mortensen, Johann Sonnleitner, Jacques
Ogg, Gustav Leonhardt, Michael Radulescu, Hans-Ola
Ericsson. Ihre Konzertauftritte brachten sie nach Österreich
(Musikverein Wien,), Deutschland, Frankreich (Festival
Mars en Baroque Marseille, Festival l’Orgue en Ascension
Tournus), Luxemburg (EUBO-Barockorchester), Italien
(Milano), in die Slovakei und die Tschechische Republik
(Prager Frühlingsfestival). Sie ist Preisträgerin mehrerer
Wettbewerbe, u.a. hat sie in 2014 den III. Preis am
internationalen Cembalowettbewerb Gianni Bergamo Classic
Music Award in Lugano bekommen. In der Schweiz war sie
2015 mit der Kammerphilharmonie Graubünden, im Cantars
Kirchenmusikfestival, ausserdem in Stans, Zürich, Bellelay,
Basel zu hören. Diverse Radioaufnahmen (SRF2, RSR)
dokumentierten ihre Tätigkeit als Musikerin. Sie ist
Organistin in der Reformierten Kirche Zollikon und
Dietikon, seit 2015 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in
der Forschungsabteilung der Zürcher Hochschule der Künste.
Der ungarische Sänger Tamás Bertalan Henter wurde
in Rumänien geboren, später in Ungarn aufgewachsen.
Im Jahre 2014 schloss er seine Ausbildung in den
Gesangsklassen von Lina Maria Åkerlund und Markus
Eiche an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Davor
erwarb er das Diplom für Biologie in Budapest.
Während seiner musikalischen Ausbildung bekam er
oft die Möglichkeit, sich in verschiedenen Opernrollen
auszuprobieren (als Einsiedler und Gubernator in Karl
Amadeus Hartmanns „Simplicius Simplicissimus“, als
Max in Carl Maria von Webers “Freischütz”, als
Tambourmajor in Alban Bergs „Wozzeck“ und als
Alessandro in Mozarts “Il re pastore”. Seit Ende 2014
ist er Mitglied der Zürcher Sing-Akademie, wo er in
Aufführungen grosser Chorwerken mitwirken darf
(Poulenc–Stabat Mater,J.S.Bach Weihnachtsoratorium,
Salonen – Karawane). Als Konzertsänger durfte er
Telemann- und Bach-Kantaten und andere oratorische
Werke singen. Die Zusammenarbeit der schubertischen
„Winterreise“ mit Ana Silvestru führte ihn zu anderen
Liederzyklen und zur Arbeit mit Helga Váradi weiter
(Schumann: Dichterliebe). Er bildet sich in
Meisterkursen bei Meinard Kraak, Paul Triepels und
Margreet Honig (Holland), Ion Buzea, Scot Weir,
Daniel Fueter, Hans Adolfsen (Zürich), Judit Pallagi
und József Hormai (Budapest) weiter.