Sinfonie-Orchester verbreitet Wohlklang Musikverein Biberach

Sinfonie-Orchester verbreitet Wohlklang
Musikverein Biberach überzeugt mit
besonderem Programm
von: Vogel, Günter (vo), in: Schwäbische Zeitung
25.01.2016 (Biberach / Service), mit Bild/Zeichnung
- J
Text: Biberach - Ermanno Wolf-Ferrari und Robert
Schumann sind die Komponisten der Werke, die
beim diesjährigen Neujahrskonzert des
Musikvereins in der Stadthalle aufgeführt wurden.
Tamás Füzesi und Teresa Kolbatzky überzeugten als
Solisten.
Musikdirektor Andreas Winter und das Orchester
eröffneten mit der Ouvertüre zu "Susannens
Geheimnis", der 1909 enstandenen Oper des
Deutsch-Italieners Wolf-Ferrari. Das ist eine
beschwingte, fröhlich hüpfende Musik. in der es um
eine heimlich rauchende Frau geht, vor 100 Jahren
ein Ding der Unmöglichkeit. Ein melodienreicher
witziger Konzertbeginn mit lustig keckerndem
Fagott am Schluss.
Vom selben Komponisten spielte Tamás Füzesi,
Konzertmeister des Ulmer Philharmonischen
Orchesters, dessen Violinkonzert D-Dur.
Wolf-Ferraris Konzert bezaubert durch seine
wunderschön schwelgerische Melodik und die
fröhliche Grundstimmung mit breiten Kantilenen
und farbiger Orchestrierung. Der erste Satz
"Fantasia" beginnt mit einer zart lyrischen und
etwas elegischen Melodie, setzt sich mit Czardas
assoziierenden Rhythmen fort. Der 67-jährige
Komponist hatte das Werk 1943 für die 40 Jahre
jüngere amerikanische Geigerin Guilia Bustabo
geschrieben, mit der ihn eine heftige Beziehung
verband. Speziell auch für sie hat er wohl das kurzes
Zitat "Es waren zwei Königskinder" aus Lehars
"Lustiger Witwe" in den Orchesterpart geschrieben.
Die lyrischen Empfindungen steigert Wolf-Ferrari im
zweiten Satz "Romanza", der originäre romantische
Stimmung in die Zuhörer-Phantasien zaubert.
Großer flirrender orchestraler Streichersatz drückt
Liebesgefühle in sehnsuchtsvollen Phrasen aus.
Der Satz "Improvviso" geht natürlich über
improvisatorisches weit hinaus, lässt
triolengestützte tänzerische Elemente hören. Das
Rondo ist triumphaler Abschluss, der das ganze
virtuose Können des Solisten erfordert. Füzesi
beherrscht diese extremen Anforderungen mit
schierer Leichtigkeit, versetzt mit Doppel- und
Mehrfachgriffen, Sprungbogen, Vibrati die Zuhörer
in eine fast unirdische Virtuosenwelt. Zusammen
mit der Harfenistin Teresa Kolbatzky spielte er als
Zugabe die "Meditation" aus der Oper "Thais" von
Jules Massenet, gefühlstiefer feiner
Zusammenklang zweier edler Instrumente.
Sinfonie Es-Dur von 1850, der "Rheinischen",
entstanden kurz nach dem Umzug der Schumanns
von Dresden nach Düsseldorf. Die glückliche
Stimmung, in der der Komponist jetzt war,
empfindet der Zuhörer in der lebensfrohen
Heiterkeit, in der "rheinischen Fröhlichkeit" des
Werks nach. Die fünf Sätze dieser Sinfonie
komponierte Schumann in nicht einmal einem
Monat.
Der erste Satz "Lebhaft" (Schumann verwendete
deutsche Satzbezeichnungen) beginnt direkt mit
dem markanten Hauptthema, gefolgt von einem
cantablen Motiv.
Das dreiachteltaktige "Sehr mäßig" klingt behaglich
wie ein Ländler, stolziert
gutbürgerlich-biedermeierisch daher. Nach dem
freundlichen Grundton des "Nicht zu schnell" folgt
der beschauliche Satz "Feierlich", klanglich
dominiert vom Holz. Der Schluss "Lebhaft" endet
choralartig mit Finale in beschwingt-heiterer
Stimmung. Eine grandiose Stretta beschließt die
Sinfonie.
Das Orchester und sein Dirigent Andreas Winter
ließen ebenso zarte wie beherzt konturierte
Klangteppichgewebe entstehen, fein gezeichnet von
den Streicherfiguren, mit melodiöser
Holzbläserornamentik und prägnanten
Blechkonfigurationen, in jeder Beziehung ein
eindrucksvolles und klangfarbenreiches Konzert.
Bildtext: Tamás Füzesi und Teresa Kolbatzky bei
ihrer Zugabe. SZ-Foto: Vogel
Rheinisch fröhlich
Dann zeigte sich das Orchester von seiner intensiven
sinfonischen Seite mit Robert Schumanns 3.
-Städtische Archive Biberach-Zeitungen-Druckdatum: 28.01.2016 - Uhrzeit: 10:41 - S. 1 -