Grundfrequenz und Emotionen – eine Frage des Intensitätsgrades

Grundfrequenz und Emotionen – eine Frage des Intensitätsgrades?
Louise Probst, Angelika Braun
Universität Trier
[email protected], [email protected]
Obwohl sich viele Studien bereits mit der Beobachtung der Grundfrequenz bei verschiedenen
Emotionen beschäftigt haben und aufzeigen, dass diese ein wichtiger Parameter zur
Erfassung der Emotion durch Hörer ist, kommen die einzelnen Untersuchungen zu
unterschiedlichen, teils sogar widersprüchlichen Ergebnissen. Die vorliegende Arbeit widmet
sich daher der Frage, ob unterschiedliche Grade von Emotion dabei helfen können, diese
Ergebnisse zu erklären.
Für diese Studie wurden emotionale und neutrale Sätze von sechs professionellen Sprechern
des Deutschen aufgezeichnet. Sie wurden gebeten, fünf verschiedene Emotionen in drei
Intensitätsstufen – gering, mittel und extrem – zu porträtieren. Als Sprachmaterial dienten
Nonsense-Sätze, die zur Referenz auch in neutraler Äußerung aufgezeichnet wurden. Die
vorgegebenen Emotionen waren: Angst, Trauer, Freude, Ekel, kalte Wut und heiße Wut. Für
die akustische Analyse wurden die mittlere Grundfrequenz (mean F0), die
Standardabweichung (SD) und die Bandbreite der Grundfrequenz (range) ermittelt.
Während die Vorhersagen durch die Ergebnisse vorheriger Studien für die Emotionen Freude,
heiße Wut und Trauer weitestgehend bestätigt wurden, treffen sie für Angst und kalte Wut nicht
zu. Diese zeigen größere inter-individuelle Abweichungen als angenommen. Ekel weist als
einzige Emotion ein eher lineares Modell für die drei Intensitätsgrade der Emotionen auf.
Die Sprecher modulieren ihre Grundfrequenz zur Porträtierung von Emotionen, wobei extreme
Emotionen mit extremeren Veränderungen der Grundfrequenz einhergehen. Während manche
Externalisierungen bei allen Sprechern ähnlich sind, scheinen sie für die Emotionen Angst,
Ekel und kalte Wut sehr individuell zu sein. In fast allen Fällen werden extreme Emotionen
deutlicher markiert als geringe oder mittlere.
Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass die unterschiedlichen, teils
widersprüchlichen Beobachtungen vorheriger Studien aus unterschiedlichen Intensitätsgraden
der Emotionen resultieren. Für die weitere Forschung an sprechsprachlicher Realisierung von
Emotionen sollten daher wenigstens ein geringerer und ein stärkerer Grad in Betracht
gezogen werden.
Literatur:
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Psychology, vol. 70, no. 3, pp. 614-636, 1996.
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