Andacht Nur eine Nummer? Namenlos? Meinen Reisepass habe ich problemlos im Bürgerbüro bekommen: er garantiert mir Freizügigkeit, öffnet mir alle Reisemöglichkeiten und kostete nun wirklich nicht die Welt. Damit bin ich identifizierbar: ich bleibe nicht namenlos. Dieses Privileg haben nicht alle Menschen: wie gerne hätten sie einen solchen Pass: nicht für eine Urlaubsreise: sondern um in Sicherheit zu kommen. Viele fliehen vor dem Krieg und der Gewalt - unter lebensgefährlichen Umständen und überteuert, weil dieses Identifikationspapier fehlt: Sie ruft niemand beim Namen: sie sind eine Nummer, wenn sie überhaupt irgendwo erfasst werden. Dabei hat Gott klar gesagt, wie wir als Menschen uns begegnen sollen: gastfreundlich - wertschätzend - beim Namen nennend: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Flüchtlinge kommen zu uns nach Friemersheim: nach christlichem Verständnis kann es nur ein Wort für sie geben: Herzlich willkommen! Dieses Wort der Begrüßung ist Kennzeichen unserer Kultur, die uns mit vielen Menschen christlichen Glaubens und auch anderer Religionen auf der ganzen Welt verbindet. Indem wir dies sagen und mit Leben füllen, setzen wir damit auch ein Signal gegen diejenigen, die auf die Not der Flucht auch noch die Last des braunen Gedankenguts packen: Rassismus und braunes Denken ist nicht ein Phänomen aus Heidenau oder anderen Schauplätzen feiger Übergriffe auf Flüchtlinge. Andacht Rassismus und braunes Denken ist auch hier - an Stammtischen, auf der Straße, wenn montags immer noch diese Prototypen des hässlichen Deutschen unter der Flagge der Pegida am Hauptbahnhof rumlungern. Diesem braunen Brandstiftern und Mitläufern sagen wir in Friemersheim: Ihr gehört nicht hierher! Ihr seid nicht willkommen: weder gestern, noch heute noch morgen. Schade, dass man heute diese eigentlich selbstverständliche Handlungsweise so betonen muss: dass wir gastfreundlich sind, dass wir Menschen in Not helfen und so Christus selbst die Ehre geben! Pfarrer Thomas Gregorius Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt. Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit, achtet dieses nicht gering, in der trübsten Zeit. Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht. Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht. Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt. Schalom Ben-Chorin, 1942 Emigranten waren diejenigen unserer Landsleute im vergangenen Jahrhundert, die nach Amerika ausgewandert sind, weil sie eine neue Heimat finden wollten. Diejenigen, die während der Nazizeit Emigranten genannt wurden, teils von der deutschen Propaganda, aber so übernommen auch in die Sprache des Volkes, waren nicht Emigranten, sondern waren politische oder rassische oder auch religiöse Flüchtlinge. Willy Brandt
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