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SICHERHEITSTECHNIK
CANOPEN SAFETY CONFIGURATION TOOL
Halle 9,
Stand C05
Sichere Kommunikation über CANopen:
Es geht auch ohne Master
Da CANopen ein multimasterfähiges Bussystem für Maschinensteuerungen ist, benötigt ein über
CANopen vernetzter Notausschalter nicht unbedingt eine sicherheits-gerichtete Steuerung, um
ein Sicherheitsrelais über das Netzwerk zu betätigen. CANopenSafety ist deshalb vor allem für
Maschinensteuerungen
interessant, die bis zur Sicherheitsklasse 3
ohne redundante Netzwerke auskommen sollen. Für die Sicherheitsklasse 4 fordert die Berufsgenossenschaft eine redundante
Busauslegung.
Bei dem von der BIA abgenommenen Konzept CANopen-Safety
kann ein Notausschalter ohne sicherheits-gerichtete
Steuerung
mit einem sicherheits-relevanten
Aktuator kommunizieren. Um
auch die Konfiguration sicherheits-gerichtet durchführen zu
können, ist ein entsprechendes
Werkzeug erforderlich, wie es
Janz Computer in Hannover vorstellt. Dieses Softwaretool ersetzt
quasi die Sicherheitssteuerung,
verbleibt aber im laufenden Betrieb nicht in der Maschine.
Serielle Redundanz sorgt
für Kompatibilität zu
bestehenden Profilen
Prinzipiell dürfen in sicherheitsgerichteten Systemen Einfachfehler nicht zu einem Fehlverhalten
führen. Das System muss in einem
solchen Falle in den sicheren Zustand gehen. Dies gilt auch für
bus-basierende Lösungen. Zu den
Fehlern, die das Bussystem erkennen muss, zählen:
Wiederholung von Nachrichten
Verlust von Nachrichten
Einfügung von Nachrichten
Falsche Abfolge von Nachrichten
Nachrichtenverfälschung
Verzögerung von Nachrichten.
Die Verzögerung von Nachrichten
muss durch ein Time-out-Mechanismus erkannt werden. Für die Erkennung der anderen Fehlerarten
erlaubt der BIA-Prüfgrundsatz verschiedene Maßnahmen, darunter
auch die serielle Redundanz mit
Kreuzvergleich, für die sich die CiA
entschieden hat. Dadurch lassen
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sich die bereits vorhandenen Geräteprofile unverändert weiter nutzen
und der Implementierungsaufwand
bleibt gering. Die Alternativen wie
zusätzlicher CRC oder laufende
Nummern hätten im CAN-Datenfeld
realisiert werden müssen. Damit wären die CANopen-Geräteprofile
nicht mehr kompatibel gewesen.
Die serielle Redundanz, das heißt
die zweimalige Übertragung eines
Datums, quadriert die Restwahrscheinlichkeit der implementierten
Fehlererkennungs-Mechanismen
(CRC-Fehler, Acknowledge-Fehler,
Bitfehler, Stuffbit-Fehler und Formatfehler) des Standard-CAN-Protokolls.
Die doppelte Übertragung eines sicherheits-relevanten Datums erfolgt
über zwei CAN-Telegramme mit
Identifiern, die sich in mindestens
zwei Bits unterscheiden. Der Dateninhalt des ersten Telegramms wird
bitweise invertiert und im zweiten
Telegramm übertragen. Die beiden
Telegramme werden in CANopen als
sicherheits-relevantes Datenobjekt
(SRDO) bezeichnet. Eine SRDOÜbertragung ist nur dann erfolgreich, wenn der Empfänger beide
Telegramme korrekt empfangen hat
und auch die Dateninhalte nach einer Rückkonvertierung noch übereinstimmen. SRDOs sind im CANopen-Objektverzeichnis
beschrieben und haben hochpriore DefaultIdentifierwerte.
Multi-Master-Betrieb
durch SRDO-Linking
In einem CANopen Netzwerk sind
maximal 32 sicherheits-relevante,
sendende Geräte zulässig. Defaultmäßig sind 64 sicherheits-relevante
Geräte möglich (je 32 mit einem Sende- und Empfangs-SRDO). Die Übertragung der sicherheits-relevanten
Daten erfolgt default-mäßig über
einen zentralen Knoten (Master).
Unterstützen die Slave-Knoten jedoch SRDO-Linking, lassen sich beliebige Kommunikationsbeziehungen konfigurieren – d. h. ein echter
Multimaster-Betrieb ist möglich.
Auch die Anzahl der SRDOs unterliegt dann keiner Beschränkung.
Somit kann in der Praxis ein Notausschalter direkt einen oder mehrere
Antriebe stillsetzen, ohne Umweg
über eine sicherheits-gerichtete
Steuerung. Dies reduziert die Kosten, insbesondere in Maschinen,
die nur wenige sicherheits-relevante Daten benötigen. Ein typisches Beispiel ist eine Schutztür,
bei der im geöffneten Zustand alle
Antriebe aus Sicherheitsgründen
stillstehen müssen.
Ein SRDO wird immer periodisch
gesendet, das sich über den Parameter Refresh-Time im CANopenObjektverzeichnis konfigurieren
lässt. Bei einem Empfangs-SRDO
entspricht dieser Wert der Safeguard-Zeit, nach deren Ablauf der
Teilnehmer in den sicheren Zustand geht, da er einen Ausfall des
zugehörigen Senders vermutet.
SRDOs sind nur im Netzzustand
’Operational‘ übertragbar. Die
Konfiguration von sicherheits-relevanten Teilnehmern ist nur im
Zustand ’Pre-Operational‘ erlaubt.
Um die Reaktionszeit eines Systems zu erhöhen, ist in dem CANopen-Framework für sicherheitsrelevante Datenübertragung auch
ein ’Global Failsafe Command
(GFC)‘ definiert. Dieses Objekt besteht ebenfalls aus zwei CAN-Telegrammen mit den hochprioren
Identifiern 1 sowie 2. Das GFC ist
gültig, wenn nur eines empfangen
wurde. Da die GFC Telegramme
keine Daten enthalten, können alle Teilnehmer dieses Objekt senden. Allerdings muss der auslösende Teilnehmer das eigentliche
SRDO nachliefern.
Vorprogrammierte CAN-Module,
die dem Gerätehersteller die Entwicklung von sicherheitsrelevanten Busankoppelungen erleichtern, werden Ende des Jahres auf
den Markt kommen. Erste CANopen-Geräte, die dem Sicherheitsprofil CiA DSP-304 entsprechen,
sind auf der Hannover-Messe Industrie 2001 zu sehen. Bernstein,
IFM und Groupe Schneider waren
an der Definition des Standards
aktiv beteiligt.
Holger Zeltwanger, Geschäftsführer
der CAN in Automation Vereinigung,
in Erlangen
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CANopen-Safety
iee 46. Jahrgang 2001, Nr. 3