Michel Péclard geht in Arosa fremd: Zauber auf dem Grill – Magie im

Luzern, den 13. Januar 2016
HGZ No 1
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A spe k te
Michel Péclard geht in Arosa fremd:
Zauber auf dem Grill – Magie im Keller
Neues Design und
Fünf-Gang-Znacht: Der
Zürcher Gastronom
Michel Péclard entstaubte den Aroser
«Alpenblick». Von der
blassen Beiz zur stilvollen Berghütte.
Ein Trio führt das Geschäft
Im letzten Frühling war es, als
die Familie Kipp-Bechtolsheimer, in deren Besitz unter anderem das Aroser Fünfsternehotel
Tschuggen ist, das «Alpenblick»
erwarb und einen Partner aus der
Gastro-Welt suchte. «Da musste
ich nicht lange überlegen», erinnert sich der Zürcher Gastronom
Michel Péclard (47). «Ich habe
meine Jugend im Winter jeweils
im Nachbarhaus verbracht. Der
‹Alpenblick› ist eine Herzensangelegenheit.» So entstand der erste
Betrieb in Péclards Pumpstation
GmbH (u. a. Fischers Fritz, Coco, Urchig und chic zugleich: In der «Züri-Stube» im Restaurant Alpenblick fühlt sich
Pumpstation, Milchbar) ausser- der Gast beim All-Inclusive-Dinner wohl.
Z VG
halb der Region Zürich.
Die Geschäftsführung in
der Berghütte teilt sich ein Trio:
Christa Hess, Daniel Weist «Chalbs-Cordon blöö», «Glusch- Zwischengang.
und Yves Bamberger. Erstere tigi Riesä-Chäässchnitte», «En
Danach füllt Maurice die
führte zuvor das Zürcher Tradi- Mockä Bündner Alpchääs». Und Grillplatte üppig. Besonders betions-Café Schober und erwartet falls der Winter dann doch noch liebt sind Mistkratzerli, Sparein den nächsten Wochen Nach- so richtig Einzug halten sollte, ribs sowie der «Pumpispiess»,
ein Fleischspiess, benannt nach
wuchs. Dann sind Weist – der führt die Piste 2 direkt zur Hütte.
Grillstand
«PumpGastgeber an der Front – und
Das Highlight folgt ab 18 Uhr, Péclards
Bamberger – der Chef in der Kü- wenn der «Alpenblick» zum Din- station» am Zürichsee. Für eiche – auf sich alleine gestellt. Dass ner lädt. Eine Abendkarte sucht nen Aufpreis bekommt der Gast
die beiden Jung-Gastronomen, man vergebens. Stattdessen wird Lammgigot oder andere Fleischdie in diesem Jahr die Schweize- für 99 Franken ein Fünfgänger spezialitäten auf den Teller. Ein
rische Hotelfachschule Luzern angeboten – inklusive Wasser, hausgemachter Kuchen nach
abschliessen, einer solchen He- Hauswein, Bier und Kaffee à dis­ Schober-Art oder eine luftige
Z VG
Schokoladenmousse runden das
Menü ab.
Via Küche in den Weinkeller
Mehr Informationen unter:
www.alpenblick-arosa.ch
Gemahlener Kaffee und feinster Curry rieseln wild gemischt
durch Maurices Hände. Noch einmal wirbelt der Grilleur das Gemisch, dessen weitere Zutaten er
nicht verrät, durch, ehe er damit
das üppige Lammgigot bestäubt.
Rasch ein Kontrollblick hinüber zu den senkrecht hängenden
Mistkratzerli, die im Kreis über
der Glut tanzen, dann die Spareribs und Cervelats umdrehen.
Die coole Miene behält der Berliner Grillmeister trotz der Hitze –
und beeindruckt damit Gross und
Klein zugleich. Kaum einer, der
vor dem imposanten Grill aus Valser Quarzit nicht innehält.
Zweifelsohne bildet der Grill
das Herzstück des renovierten Restaurants Alpenblick. Ein neuer
Boden aus altem Holz, auf Mass
gezimmerte Tische aus dem Ei- Dank dem neu designten Logo ist der «Alpenblick» schon von Weitem sichtbar.
chenholz alter Weintrotten und
die dezente, trendige Beleuchtung
verleihen dem Lokal ein neues
Kleid. Bodenständig urchig einerseits, frisch und modern an- rausforderung gewachsen sind, crétion. Zum Starten tischt die
dererseits. «Ich erkenne den La- bewiesen sie bereits im vergan- Kellnerin eine Platte mit Wurstden kaum wieder», meint ein Gast genen Sommer, als sie Péclards waren von den hauseigenen Alp­
wohlwollend. Ein anderer doppelt Badi-Beiz «The Beach Thalwil» lämmern und Bündner Käse auf.
Mit Messer und Hobel schneinach: «Der Umbau war überfäl- erfolgreich führten.
lig.» Bühnenbildner Raphael Otto
15 Mitarbeiter stehen im den sich die Gäste ihre Portioenblick» im Einsatz. Schon nen selber. Auch bei den nachfolvom Atelier 72, der zuvor bereits «Alp­
diversen Péclard-Betrieben und zum Frühstück sind Gäste will- genden Salat- und Suppenschüsanderen Restaurants das Design kommen, mittags gibt es urchige seln ist Selbsthilfe angesagt. Eine
verpasste, gestaltete das einstige Gerichte von der auf Züri- Portion Raclette oder Fondue aus
Bauernhaus urchig, aber chic.
düütsch geschriebenen Karte: der Region bildet den unüblichen
Keine hundert Franken für dieses
Nachtessen – ein überaus fairer
Preis. Péclard erklärt: «Den können wir anbieten, weil die Gänge
nicht zu aufwendig sind und wir
beim Wein keinen Zwischenhändler haben.» Kredenzt wird der unkomplizierte «Contos da Terra»,
ein Rotwein-Blend aus den portugiesischen Rebsorten Tinto Roriz, Touriga Nacional und Touriga Franca. Dunkle, rote Früchte,
samtene Tannine, unterlegt von
feiner Würzigkeit: ein Alltagswein,
der als Begleitung zum Fleisch
vom Grill Spass macht. Des tiefen
Menüpreises wegen oder aus reiner Neugier – kaum eine Tischgesellschaft lässt sich den Gang
in den Weinkeller entgehen. Geschäftsführer Weist nimmt seine
Gäste dann auf eine Tour mit,
die durch die Küche in den Untergrund führt und so für nicht
alltägliche Einblicke sorgt. Im
hübsch eingerichteten Weinkeller
finden sich ausgesuchte Weine aus
der Bündner Herrschaft und eine
schöne Auswahl an europäischen
Spitzenweinen. «Da kommt keine
Gruppe ohne Weinflasche wieder
hoch», sagt Weist.
Wird der Gast bald zum Fischer?
120 Innen- und 180 Aussenplätze
hat der «Alpenblick» zu bieten.
Ein Kutschenservice durch die
Schneelandschaft wird angeboten, um die Gäste direkt zur Sonnenterrasse mit der herrlichen Panoramasicht oder zur wärmenden
Beiz zu chauffieren.
Mitte November öffnete das
Restaurant seine Türen erstmals.
«Das Feedback ist sehr positiv»,
verrät Péclard. «Klar, dass im ersten Monat noch nicht alle Abläufe
einwandfrei funktionierten. Aber
die Atmosphäre passt und das Essen schmeckt.» Man treffe sich
nachmittags bei hausgemachten Wähen zum Jassen, lasse sich
schon mittags einen guten Tropfen einschenken. Ein Gast habe
sogar schon seine Gitarre ausgepackt und den ganzen Laden zum
Klatschen und Tanzen gebracht.
Für die Sommersaison träumt
Péclard vom eigenen Teich hinter dem Haus, aus dem die Gäste
ihren Fisch fangen können, sowie von Tieren um die Hütte, die
später zu Filet, Wurst und Spiess
verarbeitet werden sollen. Wer
Péclard kennt, weiss, wie schnell
solche Fantasien bei ihm Realität
werden können.
B EN N Y EP S T EI N
Zum Thema
Auch im Hotel Tschuggen
wurde ein Restaurant
erneuert: Im «The Basement»
bietet Sternekoch Tobias
Jochim Fine Fast Food zu
moderaten Preisen an.
Fondueburger, Currywurst,
Käse-Lauch-Quiche.
Hotel-Direktor Leo Maissen:
«Die Gerichte sind hochwertig und originell. Ein Schritt in
die Zukunft.» Verantwortlich
für das Design: Michel
Péclard und Bühnenbildner
Raphael Otto.