Oktober 2015 Eine Umfrage zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Der Inhalt dieses Berichtes darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Dokumentationssystemen (information storage and retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden. © Infratest dimap, Moosdorfstraße 7-9, 12435 Berlin Inhaltsverzeichnis Untersuchungsanlage ...................................................................................... 1 Zusammenfassung ........................................................................................... 2 Wachsende Verunsicherung angesichts der Flüchtlingszahlen ............... 3 Skeptischere Haltung zur Zuwanderung ...................................................... 5 Zuwanderungszweifel eher kulturell als ökonomisch geprägt ................... 6 Zustimmung für Asylrechtsänderungen ........................................................ 7 Syrien-Krise: Zustimmung zu Verhandlungen mit Assad und zu Russland-Kooperation ..................................................................................... 8 Regierungszufriedenheit: Kabinett verliert an Zuspruch ............................ 9 Politikerzufriedenheit: Merkel büßt ein, Seehofer legt zu ........................ 10 Sonntagsfrage: Verluste für Union und Grüne, Zugewinne für Linke, FDP und AfD ................................................................................................... 11 VW-Abgastest-Manipulationen: acht von zehn sehen globales Branchenproblem ........................................................................................... 13 ARD – DeutschlandTREND Oktober 2015 Umfrage zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Untersuchungsanlage ____________________________________________________________________________ Grundgesamtheit Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren Stichprobe Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30) WDR-Autor Ellen Ehni 0221 220-1800 WDR-Redakteurin Friederike Hofmann 0221 220-1800 Heiko Gothe 030 53322-116 Roberto Heinrich 030 53322-153 Wissenschaftliche Betreuung / Durchführung infratest dimap Erhebungsverfahren Computergestützte Telefoninterviews (CATI) Fallzahl 1.001 Befragte Sonntagsfrage: 1.501 Befragte Erhebungszeitraum 28. bis 29. September 2015 Sonntagsfrage: 28. bis 30. September 2015 Fehlertoleranz 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent Durchführendes Institut: infratest dimap Ihre Ansprechpartner: Michael Kunert 030 53322-154 Reinhard Schlinkert 0228 32969-3 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____1 Zusammenfassung Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Flüchtlingszahlen zeigen sich deutliche Verschiebungen im Meinungsbild der Bundesbürger. Die Veränderungen betreffen die Haltung der Wahlberechtigten zu zentralen Fragen der Ausländer- und Asylpolitik sowie die Bewertung von Bundesregierung und Regierungsspitzen. Spürbar ist im Monatsverlauf eine gewachsene emotionale Verunsicherung der Wahlberechtigten: Bekannten Anfang September 38 Prozent, dass ihnen die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge Angst bereitet, signalisiert gut vier Wochen später jeder zweite Deutsche (51 Prozent) seine Besorgnis. Diese sorgenvolle Haltung schlägt sich nieder in einer skeptischeren Haltung zur Zuwanderung allgemein: Nachdem Anfang September 45 Prozent überzeugt waren, dass die Zuwanderung der Bundesrepublik eher Vorteile verschafft, ist es aktuell ein Drittel (35 Prozent). Demgegenüber glauben aktuell 44 Prozent, dass die Nachteile der Zuwanderung für Deutschland überwiegen. Sichtbare Skepsis besteht momentan vor allem in kultureller Hinsicht: Knapp die Hälfe der Deutschen (45 Prozent) tut sich schwer damit, in den Flüchtlingen eine Bereicherung für das Leben in Deutschland zu sehen. Veränderungen zeigen sich auch in der Beurteilung von Kabinett und Kanzlerin. Konnte die Bundesregierung über eineinhalb Jahre auf ein eher positives Urteil der Wahlberechtigten setzen, stößt sie aktuell auf ein geteiltes Echo. Nach 53 Prozent im September äußern sich derzeit 48 Prozent wohlwollend, eine knappe Mehrheit übt Kritik. Der Popularitätsschwund der Koalition im Monatsverlauf geht einher mit deutlichen Sympathieeinbußen für die Kanzlerin (-9). Aktuell äußern sich 54 Prozent der Bundesbürger zufrieden zur Arbeit von Angela Merkel, der niedrigste Wert für die CDU-Politikerin im ARD-DeutschlandTREND seit Dezember 2011. Auch andere Politiker verlieren gegenüber dem Vormonat erkennbar an Zustimmung, darunter Außenminister Frank-Walter Steinmeier (-7), Finanzminister Wolfgang Schäuble (-5) sowie die mit Plagiatsvorwürfen konfrontierte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (-6). Deutlich zulegen kann allein CSUMinisterpräsident Horst Seehofer (+11). Das insgesamt veränderte Meinungsbild lässt die bundespolitische Stimmung nicht unberührt. Union und Grüne verlieren gegenüber dem Vormonat (jeweils -2). Während die Sozialdemokraten ihr Stimmenniveau von September halten, legen Linke (+1) und FDP (+1) in der Sonntagsfrage zu. Noch deutlicher gewinnt die AfD (+2). Trotz der Einbußen bliebe die Union aktuell mit 40 Prozent klar stärkste Partei vor der SPD, die 24 Prozent in Aussicht hätte. Die Grünen kämen derzeit auf 10 Prozent, die Linke auf 9 Prozent. Die AfD wäre aktuell mit 6 Prozent im Bundestag vertreten. Ebenso könnte die FDP mit 5 Prozent auf den Parlamentseinzug hoffen. Alle anderen Parteien würden wie im Vormonat zusammen 6 Prozent erzielen. Neben der Flüchtlingsfrage bewegt derzeit der Manipulationsskandal bei Volkswagen das Land. Drei von zehn geben an, dass sie persönlich durch die Enthüllungen Vertrauen in die deutschen Autohersteller verloren haben, darunter überdurchschnittlich viele ältere Bundesbürger. Auch wenn die Mehrheit glaubt, dass manipulierte Testwerte ein Problem der Autobranche weltweit sind, befürchten vier von zehn einen langfristigen Schaden für die deutsche Wirtschaft insgesamt. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des ARD-DeutschlandTREND Oktober 2015, den infratest dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT erstellt hat. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____2 Wachsende Verunsicherung angesichts der Flüchtlingszahlen Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Flüchtlingszahlen zeigt sich im Oktober eine deutlich veränderte Haltung der Bundesbürger zu zentralen Fragen der Ausländer- und Asylpolitik. Spürbar ist im Monatsverlauf eine gewachsene emotionale Verunsicherung der Bundesbürger: Bekannten Anfang September 38 Prozent der Wahlberechtigten, dass ihnen die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge Angst bereite, signalisiert gut vier Wochen später jeder zweite Deutsche (51 Prozent) seine Besorgnis. ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Meinungen zum Flüchtlingszuzug „Es macht mir Angst, dass so viele Flüchtlinge zu uns kommen.“ Zeitverlauf September/Oktober Entscheidung zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Ungarn 59 Entscheidung zur Wiederaufnahme von Grenzkontrollen Stimme eher zu 61 54 51 47 45 38 KW 36 Stimme eher nicht zu 38 KW 37 KW 38 KW 39 KW40 Frage: Ich nenne Ihnen nun einige Aussagen zum Thema „Flüchtlinge“. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie diesen eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____3 ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Meinungen zum Flüchtlingszuzug „Es macht mir Angst, dass so viele Flüchtlinge zu uns kommen.“ Bevölkerungsgruppen Stimme eher zu Gesamt (+13) 51 Abitur / Fachhochschulreife Mittlere Reife Volks- und Hauptschule Stimme eher nicht zu 47 33 55 (-12) 65 43 63 35 3.000 Euro und mehr HH-Nettoeinkommen 44 53 1.500 bis 3.000 Euro HH-Nettoeinkommen 54 45 Unter 1.500 Euro HH-Nettoeinkommen 54 43 Frage: Ich nenne Ihnen nun einige Aussagen zum Thema „Flüchtlinge“. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie diesen eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu September 2015 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Ungeachtet der Veränderungen zeigt sich in der emotionalen Haltung zur Flüchtlingsaufnahme weiterhin eine erkennbare soziale Spaltung. Während Deutsche mit Abitur (33:65) und finanziell besser gestellte Haushalte (44:53 Prozent) eher keinen Anlass zur Sorge sehen, überwiegen bei Bürgern mit Hauptschulabschluss (63:35 Prozent), aber auch in Haushalten mit niedrigen (54:43 Prozent) bis mittleren Einkünften (54:45 Prozent) eher Ängste. Hinzu kommt eine regionale Teilung zwischen alten und neuen Ländern. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____4 Skeptischere Haltung zur Zuwanderung Diese sorgenvolle Haltung schlägt sich nieder in einer skeptischeren Haltung zur Zuwanderung nach Deutschland ganz allgemein: Waren Anfang September 45 Prozent überzeugt, dass Zuwanderung der Bundesrepublik eher Vorteile bringt, ist es aktuell ein Drittel (35 Prozent). Demgegenüber glauben derzeit 44 Prozent, dass die Nachteile der Zuwanderung für Deutschland überwiegen, gegenüber 33 Prozent vor einem Monat. ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Folgen der Zuwanderung für Deutschland Zeitverlauf eher Vorteile eher Nachteile spontan: sowohl als auch / beides / weder noch Entscheidung zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Ungarn 45 39 44 33 35 36 15 KW 38 21. Sep. KW 37 14. Sep. 7. Sep. 31. Aug. KW 36 KW 39 28. Sep. 18 16 KW40 Frage: Wie ist Ihre Meinung zum Thema Zuwanderung ganz allgemein: Hat Deutschland durch die Zuwanderung eher Vorteile oder eher Nachteile? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / sowohl als auch / beides / weder noch A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____5 Zuwanderungszweifel eher kulturell als ökonomisch geprägt Die Zuwanderungsvorteile, die die Deutschen wahrnehmen, sind eher ökonomischer Art. Sechs von zehn (58 Prozent) glauben, dass Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt perspektivisch gebraucht werden. Ebenso viele (59 Prozent) bezweifeln, dass die hohe Flüchtlingszahl den bestehenden Wohlstand in der Bundesrepublik ernsthaft in Frage stellt. Sichtbare Skepsis besteht dagegen insbesondere in soziokultureller Hinsicht: So tut sich aktuell knapp die Hälfe der Deutschen (45 Prozent) damit schwer, in den Flüchtlingen eine Bereicherung für das Leben in Deutschland zu sehen. ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Meinungen zum Flüchtlingszuzug Stimme eher zu Ich glaube, dass Flüchtlinge perspektivisch auf dem deutschen Arbeitsmarkt gebraucht werden. 58 Es macht mir Angst, dass so viele Flüchtlinge zu uns kommen.* (+13) Ich empfinde die Flüchtlinge als eine Bereicherung für das Leben in Deutschland. (-5) Ich habe Sorge, dass die große Zahl an Flüchtlingen unseren Wohlstand bedroht. (+2) Stimme eher nicht zu 37 51 (-12) 47 47 (+2) 45 39 59 (-3) Frage: Ich nenne Ihnen nun einige Aussagen zum Thema „Flüchtlinge“. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie diesen eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zum 24. September 2015 / *Vergleich zum 3. September 2015 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____6 Zustimmung für Asylrechtsänderungen Im Umgang mit der Zuwanderungskrise befürworten die Deutschen weiterhin humanitärere Lösungen auf europäischer Ebene wie z.B. legale Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge in die EU (76 Prozent). Gleichzeitig aber setzt die Mehrheit der Bundesbürger auf eine restriktivere Asylgesetzgebung in Deutschland. Acht von zehn (80 Prozent) unterstützen die Einstufung von Albanien, Kosovo und Montenegro als sichere Herkunftsländer. Sieben von zehn (71 Prozent) befürworten die Ersetzung von Geldleistungen für Asylsuchende durch Sachleistungen. ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Maßnahmen der Flüchtlingspolitik Richtig Albanien, Kosovo und Montenegro als sichere Herkunftsländer einstufen, in die Flüchtlinge schneller zurückgeschickt werden können. 80 Einen schnelleren Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge schaffen. 79 Die Einführung eines Gesetzes, das regelt, wie man Zuwanderer auf deutsche Grundwerte verpflichtet. Legale Möglichkeiten zur Einreise nach Europa schaffen. (-9) Sachleistungen statt Geldleistungen. (-1) Nicht richtig 14 17 77 18 76 19 71 21 Frage: Ich nenne Ihnen nun einige Maßnahmen zum Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland und Sie sagen mir bitte, ob Sie dies richtig oder nicht richtig finden. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu September 2015 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Wichtig sind den Bundesbürgern darüber hinaus neue Regularien zur Integration in unsere Gesellschaft: Drei Viertel (77 Prozent) fänden es richtig, wenn Zuwanderer per Gesetz auf deutsche Grundwerte verpflichtet werden würden. Acht von zehn (79 Prozent) plädieren dafür, Flüchtlinge schneller im Arbeitsmarkt unterzubringen. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____7 Syrien-Krise: Zustimmung zu Verhandlungen mit Assad und zu Russland-Kooperation Angesichts des Umfangs der Flüchtlingsbewegung befürwortet die Mehrheit der Deutschen verstärkte diplomatische Anstrengungen in der Syrien-Krise: Um den Konflikt im Bürgerkriegsland zu befrieden, fänden es acht von zehn richtig, auch mit Präsident Baschar al-Assad Gespräche zu suchen (82 Prozent) sowie eine engere Zusammenarbeit mit dem Assad-Verbündeten Russland einzugehen (79 Prozent). ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Syrien-Krise Verhandlungen mit Assad Zusammenarbeit des Westens mit Russland 82 79 15 Richtig Nicht richtig Frage: Viele Flüchtlinge kommen aus Syrien. Dort herrscht Bürgerkrieg. Bisher hat die Bundesregierung abgelehnt, mit dem syrischen Präsidenten Assad zu reden, da er für den Krieg mitverantwortlich gemacht wird. Nun wird darüber diskutiert, ob auch mit Assad verhandelt werden soll, um den Konflikt zu befrieden. Finden Sie es richtig oder nicht richtig mit Assad zu verhandeln? 14 Stärker zusammen arbeiten Nicht stärker zusammen arbeiten Frage: Russland ist seit langem ein Partner des syrischen Präsidenten Assad. Sollten die westlichen Länder, um den Konflikt zu befrieden, stärker mit Russland zusammen arbeiten oder sollten sie das nicht tun? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Russland gleichzeitig mit einer Lockerung der westlichen Sanktionen entgegen zu kommen, stößt allerdings bei der Hälfte der Deutschen (49 Prozent) auf Widerspruch. 41 Prozent können sich dagegen vorstellen, die im Zuge der Ukraine-Krise eingegangenen Strafmaßnahmen gegenüber Russland zu lockern. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____8 Regierungszufriedenheit: Kabinett verliert an Zuspruch Deutliche Veränderungen binnen eines Monats zeigen sich in der Beurteilung der wichtigen bundespolitischen Akteure, allen voran der Bundesregierung. Konnte das Berliner Kabinett über eineinhalb Jahre auf ein eher positives Urteil der Wahlberechtigten setzen, stößt es mit seinen aktuellen Leistungen auf ein geteiltes Echo. Nach 53 Prozent im September äußern sich derzeit 48 Prozent der Bundesbürger wohlwollend zur Regierungsarbeit, 51 Prozent üben Kritik. Letztmalig überwog die Unzufriedenheit mit der großen Koalition zu Beginn ihrer Amtsperiode im März 2014. Bei den Unionsanhängern erntet die Bundesregierung mit 73 Prozent nach wie vor den größten Zuspruch. Allerdings verliert das Kabinett gerade in den Unions-Reihen an Rückhalt (-7). ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Regierungszufriedenheit Zeitverlauf 100 Union/SPD Union/FDP Union/SPD 83 90 80 80 74 70 Weniger / gar nicht zufrieden 56 60 51 51 50 48 40 48 43 30 Sehr zufrieden / zufrieden 25 20 19 10 Okt 15 Nov 14 Dez 13 Jan 13 Feb 12 Mrz 11 Apr 10 Mai 09 Jun 08 Jul 07 Aug 06 16 Sep 05 0 Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Sind Sie damit...? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____9 Politikerzufriedenheit: Merkel büßt ein, Seehofer legt zu Der Popularitätsschwund der Regierung binnen eines Monats geht einher mit deutlichen Sympathieeinbußen für die Kanzlerin. Aktuell äußern sich 54 Prozent der Bundesbürger (-9) zufrieden zur Arbeit von Angela Merkel, der niedrigste Wert für die CDU-Politikerin im ARDDeutschlandTREND seit Dezember 2011. Allerdings verlieren auch andere Politiker erkennbar an Zustimmung. Hierzu gehören SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier (-7; 65 Prozent) und CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble (-5; 64 Prozent), ebenso die mit Plagiatsvorwürfen konfrontierte CDU-Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (-6; 39 Prozent). Ihr Zustimmungsniveau vom Vormonat in etwa halten können SPDParteivorsitzender und Vizekanzler Sigmar Gabriel (-1; 47 Prozent), Linken-Politiker Gregor Gysi (+1; 45 Prozent), Innenminister Thomas de Maiziere (-1; 39 Prozent) sowie Arbeitsministerin Andrea Nahles (+1; 37 Prozent). ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Politikerzufriedenheit Sehr zufrieden / zufrieden Weniger / gar nicht zufrieden Frank-Walter Steinmeier (-7) 65 Wolfgang Schäuble (-5) 64 Angela Merkel (-9) Sigmar Gabriel (-1) Gregor Gysi (+1) Manuela Schwesig (-2) 40 Horst Seehofer (+11) 39 48 Ursula von der Leyen (-6) 39 50 Thomas de Maizière (-1) 39 50 Andrea Nahles (+1) 8 30 54 4 43 1 47 42 7 45 42 9 33 37 20 45 27 Sahra Wagenknecht Anton Hofreiter 24 Spontan: Kenne ich nicht / kein Urteil (+2) 25 50 42 8 7 8 13 18 27 Frage: Und nun geht es um Ihre Meinung zu einigen Spitzenpolitikern. Wie ist das mit…? Sind Sie mit ihrer/seiner politischen Arbeit sehr zufrieden, zufrieden, weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zu September 2015 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Deutlich zulegen kann im Monatsverlauf allein der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (+11). Mit 39 Prozent erzielt er den höchsten Zustimmungswert im ARDDeutschlandTREND seit April 2014. Während der CSU-Chef in den Reihen der UnionsAnhänger zulegt (+7), muss die CDU-Vorsitzender Merkel auch unter den eigenen Anhängern Federn lassen (-5). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____10 Sonntagsfrage: Verluste für Union und Grüne, Zugewinne für Linke, FDP und AfD Das insgesamt veränderte Meinungsbild lässt die bundespolitische Stimmung nicht unberührt. Union und Grüne verlieren gegenüber dem Vormonat (jeweils -2). Während die Sozialdemokraten ihr Stimmenniveau von September halten, legen Linke (+1) und FDP (+1) in der Sonntagsfrage zu. Noch deutlicher gewinnt die AfD (+2). Trotz der Einbußen bliebe die Union aktuell mit 40 Prozent klar stärkste Partei vor der SPD, die 24 Prozent in Aussicht hätte. Die Grünen kämen derzeit auf 10 Prozent, die Linke auf 9 Prozent. Die AfD wäre aktuell mit 6 Prozent im Bundestag vertreten. Ebenso könnte die FDP mit 5 Prozent auf den Parlamentseinzug hoffen. Alle anderen Parteien würden wie im Vormonat zusammen 6 Prozent erzielen. ARD-DeutschlandTREND Oktober 2015 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl SPD 24 ( 0) CDU/CSU 40 (-2) Grüne 10 (-2) Linke 9 FDP 5 (+1) Sonstige 6 ( 0) AfD 6 (+1) (+2) Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Angaben in Klammern: Vergleich zum 03. September 2015 Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____11 ARD-DeutschlandTREND Oktober 2015 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl in West- und Ostdeutschland West Ost SPD 20 SPD 25 CDU 36 CDU/CSU 41 Grüne 5 Grüne 11 Linke 20 FDP 3 Linke 6 FDP 5 Sonstige 6 AfD 8 Sonstige 8 AfD 6 Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent ARD-DeutschlandTREND Oktober 2015 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl: Zeitverlauf 50 BTW‘05 CDU/CSU: 35,2 SPD: 34,2 Linke: 8,7 Grüne: 8,1 FDP: 9,8 BTW‘09 CDU/CSU: 33,8 SPD: 23,0 FDP: 14,6 Linke: 11,9 Grüne: 10,7 BTW‘13 CDU/CSU: 41,5 SPD: 25,7 Linke: 8,6 Grüne: 8,4 FDP: 4,8 AfD: 4,7 40 40 CDU/ CSU 30 24 SPD 20 10 9 6 5 0 Grüne Linke AfD FDP Jul 05 Okt 05 Jan 06 Apr 06 Jul 06 Okt 06 Jan 07 Apr 07 Jul 07 Okt 07 Jan 08 Apr 08 Jul 08 Okt 08 Jan 09 Apr 09 Jul 09 Okt 09 Jan 10 Apr 10 Jul 10 Okt 10 Jan 11 Apr 11 Jul 11 Okt 11 Jan 12 Apr 12 Jul 12 Okt 12 Jan 13 Apr 13 Jul 13 Okt 13 Jan 14 Apr 14 Jul 14 Okt 14 Jan 15 Apr 15 Jul 15 Okt 15 10 Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____12 VW-Abgastest-Manipulationen: acht von zehn sehen globales Branchenproblem Neben der Flüchtlingsfrage bewegt derzeit der Manipulationsskandal bei Volkswagen das Land. Drei von zehn (31 Prozent) geben an, dass sie persönlich durch die Enthüllungen Vertrauen in die deutschen Autohersteller eingebüßt haben, darunter mit 40 Prozent überdurchschnittlich viele ältere Bundesbürger. ARD-DeutschlandTREND: Oktober 2015 Abgas-Manipulation bei Volkswagen Testmanipulationen Vertrauen in deutsche Automobilindustrie nicht verloren verloren 65 31 Weltweit in der Autobranche auch bei anderen deutschen Herstellern nur bei VW Frage: In der vergangenen Woche ist bekannt geworden, dass der Autohersteller Volkswagen bei Dieselfahrzeugen eine Software zur Manipulation von Abgaswerten eingesetzt hat. Haben Sie persönlich dadurch Vertrauen in die deutsche Automobilindustrie verloren oder haben Sie das nicht? 81 9 4 Frage: Und glauben Sie, dass es Manipulationen von Abgaswerten nur beim Volkswagen-Konzern gegeben hat, gibt es dieses Problem Ihrer Meinung nach auch bei anderen deutschen Autoherstellern oder ist das ein Problem der Automobilbranche weltweit? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland / Angaben in Prozent Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Zwei Drittel (65 Prozent) geben an, dass die aufgedeckten Manipulationen ihre Haltung zu den deutschen Autoherstellern nicht negativ beeinflusst hat. Eine Rolle bei diesem Urteil mag spielen, dass die große Mehrzahl der Deutschen von einem globalen Branchenproblem ausgeht: Nur 13 Prozent glauben, dass Testmanipulationen auf Volkswagen (4 Prozent) bzw. auch auf andere deutsche Hersteller (9 Prozent) begrenzt sind. 81 Prozent sehen stattdessen ein Problem, das die Branche weltweit betrifft. Nichts desto trotz befürchten vier von zehn (38 Prozent) einen langfristigen Schaden für die deutsche Wirtschaft insgesamt. 57 Prozent teilen diese Sorge nicht. -Michael Kunert / Reinhard Schlinkert A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D O K T O B E R 2 0 1 5 _____13
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