s Sparkasse Essen Massive Rückgänge an den Aktienmärkten weltweit: Risiko oder Chance? Kapitalmärkte in schweren Turbulenzen Eine schwache wirtschaftliche Verfassung in China verbunden mit einer unerwarteten Abwertung des Yuan hat die Kapitalmärkte global verunsichert und in schwere Turbulenzen gestürzt. Schlagartig kam es zu einem Anstieg der Risikoaversion der Kapitalanleger. Dabei wurden vielfach unreflektiert alle Anlageformen veräußert, die mit Risiko verbunden wurden. Die Kursverluste gipfelten in einem bislang finalen Ausverkauf am Montag, dem 24. August. Zum Tiefpunkt an diesem Tag hatte der Deutsche Aktienindex Dax von seinem Allzeithoch im April dieses Jahres von 12.390 Punkten bereits fast 25% an Kurswert eingebüßt. Wir halten viele Kursbewegungen jedoch für übertrieben und geben nachfolgend eine erste Einschätzung mit möglichen Szenarien und Handlungsalternativen. Grafik: Kursverluste am chinesischen Aktienmarkt Unsicherheit als Ausgangspunkt Es besteht hohe Unsicherheit 5500 5500 weiteren Konjunktur- 5000 5000 entwicklung in China. Die Furcht vor einer 4500 4500 harten Landung der Konjunktur sorgte 4000 4000 3500 3500 3000 3000 2500 2500 bezüglich eine der bereits für eine krisenhafte Entwicklung in zahlreichen Schwellenmärkten und zu einem Preisverfall an den Öl- und Rohstoffmärkten. China steht dabei vor der Herausforderung, Überkapazitäten in den verarbeitenden Sektoren abzubauen. 2000 Auch der Übergang von einer rein exportorientierten Wirtschaft in eine mit 2000 2011 2012 SHANGHAI SE A SHARE- PRICEINDEX 2013 2014 2015 Source: Thomson Datastream Grafik: Wirtschaftswachstum in China mehr Binnenmarktorientierung gestaltet 11.00 11.00 10.50 10.50 10.00 10.00 9.50 9.50 zwangsläufig. Eine Rezession leiten wir 9.00 9.00 daraus nicht ab. Letztlich handelt es sich 8.50 8.50 um eine Korrektur der zuvor überhöhten 8.00 8.00 Wachstumserwartungen in Verbindung 7.50 7.50 mit 7.00 7.00 sich schwieriger als erwartet. Allerdings ermäßigen prozentualen sich die Wachstumsraten rein mit zunehmender Größe einer Volkswirtschaft einem ungeschickt gewählten Zeitpunkt für eine Währungsabwertung. Die extrem spekulative Börse Shanghai reagierte mit einem Kurseinbruch. 6.50 2011 CH GDP (YEAR TO DATE YOY %) 6.50 2012 2013 2014 2015 Source: Thomson Datastream Wachstumsprognosen bleiben intakt Der bisherige Konjunkturausblick hat sich dürften weiterhin vom Rückgang der durch die aktuellen Ereignisse nur in Energiepreise Nuancen geändert. Die Weltkonjunktur sorgen die Wachstumsängste um China sollte und die Schwellenländer, der starke US- sich nach einer kurzen profitieren. Schwächephase wieder leicht beleben. Wir Dollar erwarten aufschlussreiche niedrigen insgesamt einen historisch Wachstumspfad, der die und Notenbank das für Allerdings zuletzt wenig Protokoll der US- Zweifel an den Inflations- und Zinsprognosen für lange Kapitalmärkten, ob bereits im September Zeit auf einem sehr niedrigen Niveau der festzurrt. Innerhalb der Industriestaaten Leitzinsschritt gekommen ist. Solange dürften die USA dynamischer wachsen als diese Unsicherheit besteht, stellt auch die Eurozone oder Japan. sie einen Risikofaktor für den Markt dar. Zeitpunkt für einen ersten Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten resultieren unseres Erachtens also eher Eurozone wächst auf „Sparflamme“ aus einer plötzlich angesprungenen Die Risikoaversion als deuten in der Eurozone auf eine leichte Neueinschätzung der aus einer fundamentalen konjunkturelle Stimmungsindikatoren Belebung nachlassende Konjunk tur Inflation und hin. Der Ölpreisverfall, die EZB-Liquidität und der Situation. BIP Früh- Konsolidierungsdruck 2014 2015e 2016e Deutschland 1,6 1,6 1,7 Eurozone 0,9 1,2 1,5 Als Hauptmotor erweisen sich aktuell USA 2,4 2,5 2,8 Spanien Welt 3,4 3,5 3,7 enttäuschte dagegen Deutschland 0,90 0,30 1,50 schwachen Wachstumszahlen Eurozone 0,40 0,10 1,30 Frankreich stagniert USA 1,60 0,30 2,50 Risikofaktoren verbleiben die Wachstums- Welt 3,50 2,80 3,60 sorgen um China und die Schwellenländer, sollten 2015 und 2016 weiterhin für mehr Wachstum sorgen. und Deutschland. mit sogar. Italien zuletzt und Als während Griechenland mittlerweile in den Veränderung in % gegenüber Vorjahr, Stand: August 2015 Quelle: LBBW US-Zinswende wird kommen, nur wann? Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Kapitalmärkte stellt auch eine mögliche Zinswende der US-Notenbank FED dar. Der Arbeitsmarkt und die Mehrzahl der Konjunkturindikatoren deuten in den USA auf eine stetige Wachstumsdynamik hin. Die private Konsumnachfrage und die weitere konjunkturelle Entwicklung Hintergrund getreten ist. Welt der kleinen Zahlen Durch die Wirtschaftsabschwächung in China dürften die deflationären Tendenzen in der Welt noch einmal verstärkt und die Wachstums- bzw. Inflationspotenziale begrenzt werden. Die Inflationsrate (HVPI) in der Eurozone liegt bereits seit einigen Jahren deutlich unter der von der EZB angestrebten Rate Grafik: Kursrücksetzer im Dax von 2010-2015 von 2 %. Hauptgrund dafür bleiben die 000'S niedrigen Energiepreise. Daher hält die 12 12 11 11 10 10 Deflationsrisiken 9 9 auch weiterhin auf rekordtiefen 0,05 %. 8 8 Eine 7 7 6 6 US-Zinswende. 5 5 Aktienbewertung wieder attraktiver 2011 DAX 30 PERFORMANCE INDEX 200 TAGE DURCHSCHNITTSLINIE EZB den Leitzins im Kampf gegen Wirtschaftsflaute moderate und Erhöhung des Zinsniveaus bei mittleren und langen 000'S 13 13 Laufzeiten erwarten wir mit beginnender 4 4 2012 2013 2014 Durch den Kursrücksetzer wurde auch das Bewertungsniveau korrigiert. der Aktien wieder für eine Argumente Beimischung europäischer Aktien bleiben die lockere Geldpolitik, der schwache Euro und die gefallenen Energiekosten. Zudem übertrifft die Dividendenrendite weiterhin deutlich die Verzinsung der Rentenpapiere. Allerdings sollten Anleger die deutlich stärkeren Kursschwankungen dieser Anlageform beachten, wie die nachfolgende Grafik veranschaulicht: 2015 Source: Thomson Datastream Verschiebung der Wachstumsregionen Der Kurseinbruch an den Kapitalmärkten hat zugleich auch das Weltbild eines ganzen Jahrzehnts zerstört. Hinter den heftigen Kursbewegungen steckt letztlich ein grundsätzlicher Schwenk in der Weltwirtschaft und damit auch in der Anlagestrategie. Viele Länder der sog. Emerging Markets haben die „fetten“ Jahre starken Wachstums, hoher Rohstoffpreise und niedriger Zinsen Prognosen Aktuell 31.12.2015 30.06.2016 DAX 10280 11500 12000 EuroStoxx 3270 3600 3700 nicht genutzt, um Misswirtschaft, Verkrustungen und die Verschuldung abzubauen und ein tragfähiges Geschäftsmodell für die Zukunft zu 50 Dow Jones 16280 18000 19000 Index Quelle: LBBW, Stand: 27. August 2015 entwickeln. Insofern erklärt sich auch der massive Abfluss von Kapital aus den bisherigen Wachstumsregionen. Mögliche Szenarien Konjunktur und Märkte Hauptszenario (Wahrscheinlichkeit 65 %) Die Weltkonjunktur bleibt auf einem stabilen, wenn auch historisch niedrigen Wachstumspfad. Der chinesischen Konjunktur gelingt ein „soft landing“. Die Konjunktur in der Eurozone erholt sich allmählich. Das Wirtschaftswachstum steigt in der Eurozone und Deutschland in 2016 wieder auf 1,5 % bis 1,7 %. Die Inflationsraten normalisieren sich auf 1,3 % bis 1,5 %. Die EZB bleibt angesichts der Deflationsrisiken bei ihrem expansiven Kurs und einem Leitzins von 0,05 %. Die Geldmarktsätze bleiben durch die Politik der EZB nahe Null. Am langen Ende der Renditekurve steigen die Renditen etwas durch die Zinsanhebung der USNotenbank, die auch auf die Eurozone abstrahlt. Die Gewinnentwicklung der Unternehmen wird durch den schwachen Eurokurs und die niedrigen Energiepreise unterstützt. Das niedrige Zinsniveau und die wieder zunehmende Risikofreude lassen die Aktienkurse steigen. Fazit für die Geldanlage: Eine gut gestreute Geldanlage über verschiedene Anlageklassen unter Beimischung von Aktien und Unternehmensanleihen verspricht den größten Nutzen. Risikoszenario (Wahrscheinlichkeit 25 %) „Harte Landung“ in China. Starker Wachstumsrückgang in den Emerging Markets und Einbruch der Weltkonjunktur. Anhaltender Druck auf die Währungen der Emerging Markets und die Rohstoffpreise. Die Konjunktur und die Inflationsraten in der Eurozone brechen wieder ein. Die EZB reagiert mit weiteren unkonventionellen Maßnahmen und einer Verlängerung des Staatsanleihen-Ankaufprogramms auf den deflationären Druck. Die US-Notenbank bricht den geplanten Zinserhöhungszyklus ab und legt ein neues Quantitative Easing-Programm auf. Die Renditen fallen am Kapitalmarkt auf neue Rekordtiefs. Eine Flucht aus risikobehafteten Anlageformen (Emerging Market-Anleihen, hochverzinsliche Unternehmensanleihen) in Bundesanleihen als „sicherer Hafen“ setzt ein. Bundesanleihen mit mittleren und langen Laufzeiten notieren mit Negativ-Renditen. Die Unternehmensgewinne brechen massiv ein. Eine Flucht aus Aktien setzt ein, bevor sich die Aktienkurse durch die expansive Geldpolitik wieder stabilisieren. Fazit für die Geldanlage: Bei Deflation sind erst einmal nur langlaufende Staatsanleihen, vornehmlich Bundesanleihen Trumpf. Optimistisches Szenario (Wahrscheinlichkeit 10 %) China überrascht mit hohen Wachstumsraten. Eine schnelle und starke Konjunkturbelebung setzt in der Welt ein. Die Emerging Markets sind als „verlängerte Werkbänke“ der Welt wieder gefragt. Die Konjunktur in der Eurozone erholt sich deutlich. Allerdings beschleunigen sich auch die Inflationsraten. Der Druck auf die Notenbanken zu Leitzinserhöhungen nimmt zu. Deutlicher Renditeanstieg in den USA und der Eurozone. Anleihen mit mittleren und langen Laufzeiten verlieren erheblich an Wert. Ein positiver Wirtschaftsausblick und erheblich steigende Unternehmensgewinne erzeugen eine neue Aktienhausse mit einer Phase der Übertreibung. Fazit für die Geldanlage: Im festverzinslichen Bereich Kursgewinne mitnehmen und die Laufzeiten deutlich verkürzen. Aktien bzw. unternehmensnahe Anlageformen sollten in dieser Marktphase übergewichtet werden. Sparkasse Essen Kapitalmarkt und Börse Bearbeitung: Joachim Klein 27. August 2015 Disclaimer: Bitte beachten Sie, dass es sich bei dieser Publikation um werbliche Informationen allgemeiner Art und nicht um eine vollständige Darstellung bzw. Finanzanalyse eines bestimmten Marktes, eines Wirtschaftszweiges oder eines Wertpapiers handelt. Diese Informationen genügen nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und führen nicht zu einem Verbot des Handels vor Veröffentlichung von Finanzanalysen. 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