Anaphylaktische Reaktionen oder allergische Schocks

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Service
Anaphylaktische Reaktionen
oder allergische Schocks
Was ist das und wie sollte man darauf reagieren?
A
llergische Schocks haben in den vergangenen Jahren um das
Siebenfache zugenommen. Immer häufiger sind auch Kinder
betroffen. Wir möchten dazu beitragen, dass diesen Kindern und
Jugendlichen die unbeschwerte Teilnahme am Sport ermöglicht
werden kann. Wenn die Betreuer gut informiert und offen für alle
notwendigen Maßnahmen sind, ist das schon ein großer Schritt in
die richtige Richtung. Widerstand tritt meist aus Verunsicherung
und Unkenntnis über die Anaphylaxie im Allgemeinen und über die
möglichen Notfallmaßnahmen auf.
Ob bei Vereinsfeiern, Ferienfreizeiten oder beim Sport im Freien:
Anaphylaktische Reaktionen treten oft auch im öffentlichen Bereich
auf.
Was Betreuer, Übungsleiter und Helfer unbedingt wissen sollten!
Eine Anaphylaxie – auch „allergischer Schock“ genannt – ist die
schwerste allergische Reaktion, die ein Mensch erleben kann. Sie ist
lebensbedrohlich und erfordert schnelles Handeln.
Eine Anaphylaxie zeichnet sich dadurch aus, dass mindestens
zwei verschiedene Organsysteme – Haut, Atemwege, Magen-DarmTrakt und/oder Herz-Kreislauf-System – gleichzeitig betroffen sind.
Der Betroffene leidet also zum Beispiel unter Hautausschlag (Nesselsucht) und Atemnot. Zudem tritt die Reaktion innerhalb kurzer Zeit
nach Kontakt mit dem Auslöser auf und verschlechtert sich schnell.
Die häufigsten Auslöser schwerer allergischer Reaktionen sind:
■■ Insektengifte von Wespe, Biene, Hummel oder Hornisse
■■ Medikamente wie Schmerzmittel, Antibiotika, Narkose- und Röntgenkontrastmittel
■■ Nahrungsmittel wie Milch, Ei, Nüsse, Erdnüsse, Fisch, Schalentiere, Sellerie und Soja
Im Vordergrund sollten natürlich der Schutz vor dem Auslöser und
das Vermeiden des Kontaktes stehen. Sehr wichtig ist deshalb, dass
die Betroffenen ihre Betreuer und alle Verantwortlichen über ihre
Allergie informieren und ihren Allergiepass ständig mit sich führen.
Bei Nahrungsmitteln ist es nicht immer ganz einfach, den auslösenden Bestandteil zu meiden. So sind zum Beispiel Nüsse oder Spuren davon in weit mehr Nahrungsmitteln enthalten, als man glaubt.
Damit auch Allergiker bei Vereinsfeiern die mitgebrachten Speisen
unbeschwert genießen können, ist es hilfreich und ohne großen
Mehraufwand möglich, die Inhaltsstoffe aufzulisten und zur Information auszulegen.
Meist sind die Betroffenen selbst geübt im Umgang mit ihrer
Anaphylaxie im Alltag. Da ein Allergenkontakt aber nie ganz ausgeschlossen werden kann, ist es notwendig, Maßnahmen zur
Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion zu kennen und zur
richtigen Zeit einsetzen zu können.
Eine oft geäußerte Sorge bei den Betreuungspersonen besteht
darin, einen möglichen anaphylaktischen Schock nicht richtig einschätzen und behandeln zu können.
Symptome
Typische Hautreaktionen
sind die „Nesselsucht“: ein
bis fünf Zentimeter große
Quaddeln, die stark jucken.
Außerdem treten sehr häufig Schwellungen der Augenlider und der Lippen auf.
Reaktionen der Atemwege und des Kreislaufsystems können lebensbedrohlich sein. Sie äußern
FOTO: TKHATSKO/ISTOCK/THINKSTOCK
sich in Luftnot, zähem Auswurf und asthmatischen
Beschwerden mit Hustenreiz. Die Kreislaufsymptome reichen von
leichtem Schwindel und Blutdruckabfall bis zum Herz-KreislaufStillstand. Bei Menschen mit wiederholten anaphylaktischen Reaktionen nimmt die Intensität der Symptome zu.
Die genannten Symptome müssen nicht plötzlich auftreten, sie
können sich auch über Stunden langsam entwickeln. Haben Sie
eine anaphylaktische Reaktion festgestellt, informieren Sie als erstes
einen Arzt. Von der Allergie Betroffene sollten das von ihrem Facharzt verordnete Notfallset immer mit sich führen. Wenn die Notfallmedikamente gemäß der ärztlichen Vorgabe eingesetzt werden, bestehen keine besonderen Risiken.
Zögern Sie nicht, zu helfen. Strafbar ist nur unterlassene Hilfeleistung. Dagegen wird man für einen Schaden, der bei Erste-HilfeMaßnahmen passiert, nicht haftbar gemacht. Wer sich als Ersthelfer
selbst verletzt, hat hingegen Anspruch auf Schadensersatz.
Unsicherheit unter den Betreuern bereitet vor allem die Gabe des
Adrenalin-Pens, da das Medikament über eine Injektion verabreicht
wird. Da Adrenalin jedoch das am schnellsten wirksame Medikament ist, sollte es bei schweren Reaktionen immer als erstes eingesetzt werden. Der Betroffene selbst oder Angehörige können das
Medikament mithilfe eines Autoinjektors injizieren. Die Injektion erfolgt in den seitlichen Oberschenkelmuskel.
In der Regel genügt die Hilfestellung durch den Betreuer. Die Al­
lergiker wissen selbst am besten, was zu tun ist. Heiß diskutiert wird
die Frage, ob Betreuungspersonen Medikamente verabreichen dürfen. Eine gesetzliche Verpflichtung dazu besteht nicht. In jedem Fall
lohnt sich aber die Auseinandersetzung mit dem Thema. Dadurch
können Hemmschwellen abgebaut werden, um im Notfall gelassen
zu bleiben und dem Betroffenen eine gute Hilfe sein zu können.
Wenn Sie Fragen haben oder an einer Zusendung
von näheren Informationen oder Anträgen interessiert sind, so
wenden Sie sich bitte an das Versicherungsbüro beim BLSV,
VereinsBeratung
Tel. 0 89/1 57 02-400 · Fax 0 89/1 57 02-299 · E-Mail: [email protected]
www.blsv.de/blsv/vereinsservice.html
Nr. 48 · bayernsport · 24. November 2015
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oder informieren Sie sich unter
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