Späte Reaktion auf veröffentlichte Pädophilen

Späte Reaktion auf veröffentlichte Pädophilen-Daten | Manuskript
Späte Reaktion auf veröffentlichte Pädophilen-Daten
Bericht: Heiner Hoffmann, Anja Neubert
"Wir sind die Armee "The Legend" und haben uns mit ansehnlichen Waffen bestückt. Wir
befinden uns auf der großen Jagd, der Operation Darknet. Wir haben herausgefunden, dass
eine Mehrheit der Pädophilen eine Seite namens Lolita City benutzt. Wir haben den
Betreiber erfolgreich identifiziert und das inakzeptable System lahmgelegt."
Dieses martialische Video hat die Hackergruppe "anonymous" Mitte Oktober ins Netz
gestellt. Ihr Motto: "Wir wissen, wer ihr seid." Ihr Ziel: Nutzer von Kinderpornografie an den
Pranger stellen. Denn die finden sich längst nicht mehr nur auf frei zugänglichen Webseiten,
sondern vor allem im sogenannten Darknet. Die Nutzer tauschen in einem eigenen Netzwerk
kinderpornografische Videos und Bilder aus. Ein solches Netzwerk haben die Hacker nun
entdeckt, die Daten der Nutzer veröffentlicht und die Seite lahmgelegt. Das Vorgehen ist
illegal – doch für Opferverbände zählt vor allem das Ergebnis. Der ehemalige sächsische
Justizminister Geert Mackenroth sieht in der Aktion der Hacker eine große Chance.
Geert Mackenroth, Opferschutzverein Weißer Ring Sachsen:
"Zunächst mal habe ich mir gedacht: Manchmal kann eine solche Aktivität auch gute
Ergebnisse herausbringen. Aus Sicht der Opfer ist es natürlich so, dass eine frühe Entdeckung
notwendig ist, um diesen Kriminellen das Handwerk zu legen und mir ist eigentlich relativ
egal, wer dazu beiträgt."
Das sind sie - Tausende Nutzerdaten von mutmaßlichen Kinderporno-Seiten, den
Ermittlungsbehörden quasi auf dem Silbertablett präsentiert. Darunter offensichtlich viele
deutschsprachige Nutzer, wie die gehackte Liste im Internet zeigt. Technisch wäre es nun ein
Leichtes, diese Nutzer über ihre virtuelle Hausnummer, die IP-Adresse, auch in der Realität
aufzuspüren. Florian Bokor von der Piratenpartei Sachsen fordert deshalb schnelles Handeln.
Florian Bokor, Piratenpartei Sachsen:
"Technisch ist es binnen 24 Stunden möglich, wenn Staatsanwaltschaft und Gerichte
zusammenarbeiten, IP-Adressen und Personen in Verbindung zu bekommen, aber da die IPAdressen und die Verbindung zu den Personendaten nicht lange gespeichert werden, muss
man zügig handeln."
Frage: "Also ist es gerade in dem Fall wichtig, schnell zu handeln?"
"Ja."
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Die Zeit drängt, bevor die Spuren der mutmaßlichen Täter verwischt sind. Umso brisanter
das Verhalten des Bundeskriminalamts. Über knapp zwei Wochen ist nichts geschehen, nicht
einmal ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet. Erst heute Nachmittag, nach mehreren
Anfragen von Exakt, teilte das BKA mit, die Behörde – Zitat: " …prüft aktuell die Liste der
angeblichen Nutzer dieser Seite." Die Staatsanwaltschaft habe "zwischenzeitlich ein
Ermittlungsverfahren eingeleitet."
Aktuell, zwischenzeitlich. Heißt im Klartext: Erst heute, nach mehreren Exakt-Anfragen, ist
überhaupt etwas passiert. Geert Mackenroth ist empört.
Geert Mackenroth, Opferschutzverein Weißer Ring Sachsen:
"Aus meiner Sicht ist das ein ungewöhnliches, um das Wort unprofessionell zu vermeiden,
ein ungewöhnliches Vorgehen. Wir haben ja diesen Status des Ermittlungsverfahrens, damit
die Ermittlungsbehörden bestimmte Instrumentarien der Strafprozessordnung in die Hand
bekommen. Das ist wichtig, um Beweise zu sichern. Ich möchte wirklich vermeiden, dass
Beweise verloren gehen. Das wäre aus Opfersicht kaum hinnehmbar."
Doch das Bundeskriminalamt hat mehr als zwei Wochen kein solches Ermittlungsverfahren
eingeleitet – dabei wird es von Tag zu Tag schwieriger, die Beweise zu sichern. Die Betreiber
von Lolita City jedenfalls scheinen sich nach wie vor sicher zu fühlen. In einem Chat heißt es
sinngemäß: Uns wird ohnehin nichts passieren. Damit sich das ändert, muss das BKA jetzt
ganz schnell handeln.
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