Dokuz Eylül University, 2014-15 - AAA

Erfahrungsbericht
Name: M ü l l e r, Dominik
Austauschjahr: WS 2014/15
Gastuniversität: Dokuz Eylül University
Stadt: Izmir
Land: Türkei
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Nach Abschluss der Bewerbung bei der Türkischen Universität bekommt man von
der Dokuz Eylül Universität einen türkischen Buddy zugewiesen. Dieser soll einem in
allen möglichen Dingen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Einen Monat vor Beginn
des Aufenthalts in der Türkei bekam ich eine Mail von meinem zugeteilten Buddy.
Dieser half mir bei der Wohnungssuche und beantwortete alle möglichen Fragen von
mir. Als ich in Izmir einen Tag vor der Orientierungswoche ankam, holte mich mein
Mitbewohner vom Flughafen ab. Dies war auch nötig, da Izmir eine doch recht große
und chaotische Stadt ist und ich mich am ersten Tag nie alleine dort zurecht gefunden hätte. Allerdings lernt man die wunderschöne Stadt relativ schnell kennen. Vor
allem die Orientierungswoche des Erasmus Social Networks (ESN) half mir und den
anderen Erasmus Studenten Izmir relativ schnell kennenzulernen. Es wurden verschiedenste Events organisiert, von einem gemeinsamen Frühstück am ersten Tag,
über Gemeinschaftsspiele bis hin zu einer Stadtrallye. Ebenso wurden die Wochen
danach immer wieder, zum Teil legendäre, Ausflüge organisiert. Der Cesme Boottrip
oder das Wochenende in Bodrum sind meiner Meinung nach Pflichtveranstaltungen
um den wunderschönen türkischen Spätsommer mit den anderen Erasmus Studenten zu genießen.
Das Universitätsleben fängt direkt nach dieser Orientierungswoche an, aber die erste
Uniwoche ist nicht sehr gut besucht, da viele Studenten noch in ihren Heimatsstädten bleiben. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass das Niveau vergleichbar ist mit
dem in Deutschland. Allerdings sind die Kurse in der Türkei eher schulischer ausgerichtet. Das bedeutet, dass es kleine Klassen sind (max. 25-30 Leute), es Zwischenprüfungen und Präsentationen gibt und dass man mit Professoren (vor allem als
Erasmusstudent) ein sehr gutes persönliches Verhältnis hat. Ein Kurs ist 3 Stunden
lang aber dafür nur einmal pro Woche. An der Dokuz Eylül Universität besteht Anwesenheitspflicht und es darf höchstens an 30% der Veranstaltungen gefehlt werden.
Leider gibt es keine vom Professor erstellten Skripte wie es an der Universität Augsburg üblich ist. Meist sind es Folien von Fachbüchern die nicht zur Verfügung gestellt
werden oder es gibt schlichtweg gar keine. Es wird auch oft 1 zu 1 das Buch von den
Lehrenden vorgelesen. Das Englisch Level der meisten Studenten ist katastrophal
(an einer englischsprachigen Universität). In Kursen werden oft Fragen auf Türkisch
gestellt und auch von den Professoren auf Türkisch beantwortet. Einige Lehrer
handhaben es aber auch so, dass sie nur Fragen auf Englisch beantworten, um den
Studenten es anzugewöhnen. Ebenso ist das Englisch Level einiger Professoren
nicht auf einem besonders guten Niveau.
Meinen ersten großen Schock gab es gleich in der ersten Woche, als 6 von 7 Kursen
von meinen Learning Agreement „Before the Mobility“ nicht mehr an der Fakultät angeboten werden. Es wurde mir aber von der Fachbereichsleiterin der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Dokuz Eylül Universität und auch von der Universität
Augsburg geholfen, dass ich doch noch 5 andere Kurse finden konnte, die gut in
meinen Studienverlauf in Augsburg passen. Im Allgemeinen bin ich auch sehr zufrieden mit meinen erreichten Leistungen. Leider weiß ich noch nicht, ob und wie die
Noten hier in Deutschland angerechnet werden, da die Dokuz Eylül Universität sehr
lange braucht um das Transcript of Records fertigzustellen und nach Deutschland zu
schicken.
Das Leben ist Izmir ist sehr schön. Die Stadt liegt direkt an der Ägäis und profitiert
von einem sehr milden Klima. Viele Badeorte wie Kusadasi und Cesme sind sehr
günstig mit dem Bus zu erreichen und man findet immer andere Studenten die mit
einem gerne einen Tag zum Baden dorthin fahren. Auch der alte große Basar
(Kemeralte), das Party- und Innenstadtviertel (Alsancak) und die Küstenpromenade
sind sehr beliebt und wirklich schön. Allerdings befinden sich viele Fakultäten etwas
weiter außen und man muss dorthin mit dem Bus und der Izban (1,10 TL ~ 40 Cent)
oder mit dem Taxi (30 TL ~ 12 Euro) fahren. Dies kann bei viel Verkehr gerne mal
über 2 Stunden dauern. Alles im allem ist das Leben in Izmir im Vergleich zu München sehr günstig. Ich habe für mein Zimmer in einer WG 500 TL (etwa 173 Euro)
gezahlt. Ebenso ist das Essengehen sehr günstig, dass es sich meist nicht rentiert
selbst zu kochen. Es gibt wirklich gute Restaurants in welchen man für knapp 4 Euro
eine Hauptspeise, Salat, Getränk, Cay und noch eine Nachspeise bekommt. Allerdings ist Alkohol in der Türkei sehr teuer. Ein Muss für jeden Studenten in Izmir:
Inceoglu in der Nähe vom Tinaztepe Krankenhaus. Hier gibt es mit Abstand das beste Essen in ganz Izmir zu sehr günstigen Preisen. Im Supermarkt gibt es ein einheimisches Bier für 1,50 Euro und in einer Bar bzw. Club kann das Bier schon mal bis
zu 8 Euro kosten.
Alles im allem kann ich die Türkei als Austauschland nicht empfehlen. Dies liegt zum
einen an dem maroden Staatsapparat und zum zweiten an der derzeitigen Regierung
und dem Präsidenten. Es gab bei vielen Erasmusstudenten enorme Probleme mit
der Aufenthaltsgenehmigung. Dies ging so weit, dass Polizisten bei Erasmusstudenten geklingelt und sie genötigt haben einen in türkischer Sprache vorgefertigtes Formular zu unterschreiben, andernfalls hätten sie sofort das Land verlassen müssen.
Ich weiß nicht wie viele Stunden ich in der Ausländerbehörde (über 1 1/2 Stunden
entfernt von meiner Wohnung) verbracht habe. Es gab immer wieder andere Probleme und Dinge die gefehlt haben. Schlussendlich bin ich für 2 Tage nach Deutschland geflogen, um danach wieder als Tourist einzureisen, um die Probleme mit der
Aufenthaltsgenehmigung zu umgehen. Ich kann jedem der es erwägt, als Erasmusstudent in die Türkei zu gehen, nur empfehlen die Aufenthaltsgenehmigung nicht zu
beantragen, dann zu Hälfte des Semesters auszureisen und wieder mit einem anderen Reisedokument einzureisen.