indonesien 10 jahre nach der katastrophe

FEBRUAR 2016
DAS MAGAZIN DES HILFSWERKS DER EVAN
INDONESIEN
10 JAHRE NACH DER
KATASTROPHE
KIRCHEN SCHWEIZ
ÜBERLEBENSKAMPF
Eine Reportage aus der DR Kongo
INFOSCHWEIZ 50+
Pilotprojekt für ältere Asylsuchende
INHALT
IMPRESSUM
NR. 331 / FEBRUAR 2016
HANDELN
Das Magazin des Hilfswerks
der Evangelischen Kirchen
Schweiz
Erscheint 4-mal jährlich
AUFLAGE
52 000
REDAKTIONSLEITUNG
Dieter Wüthrich (dw)
REDAKTION
Bettina Filacanavo (fb)
BILDREDAKTION
Sabine Buri
Mobilität in der von Armut und Gewalt zerrütteten DR Kongo: eine Gruppe junger Männer, unterwegs
auf einem «Chukudu» in Goma (Provinz Nord-Kivu). Foto: Teun Voeten/Panos Pictures
TITELBILD
Annette Boutellier
KORREKTORAT
korr.ch
THEMA
HEKS wirkt
Erfolgreiche Wiederaufbauarbeit in Indonesien
IN DIESER NUMMER
3Editorial
4Indonesien
HEKS blickt auf erfolgreiche Wiederaufbauarbeit zurück
8
«Kongo fatigue»
Enwicklungszusammenarbeit in einem zerrütteten Land
10Interview
Simon Engeli und Andrea Hämmerle erzählen von
ihren Eindrücken aus der DR Kongo
16Pilotprojekt
InfoSchweiz 50+ unterstützt Asylsuchende im Seniorenalter
18Prävention
Katastrophenvorsorge auf den Philippinen
21Persönlich
10 Fragen an Nora Wittchen, freiwillige Mitarbeiterin
22Patenschaft
Starthilfen für Frauen in Senegal
23Aktuell
Winterhilfe für Flüchtlinge in Serbien
2
GESTALTUNG
Joseph Haas und
Corinne Kaufmann-Falk,
Zürich
DRUCK
Kyburz AG, Dielsdorf
PAPIER
Refutura / Recycled / FSC
ABONNEMENT
Fr. 10.– / Jahr
wird jährlich einmal von
Ihrer Spende abgezogen
ADRESSE
HEKS
Seminarstrasse 28
Postfach
8042 Zürich
Telefon 044 360 88 00
Fax 044 360 88 01
E-Mail [email protected]
www.heks.ch
www.eper.ch
HEKS-SPENDENKONTO:
Hilfswerk der Evangelischen
Kirchen Schweiz
PC 80-1115-1
EDITORIAL
LIEBE LESERIN
LIEBER LESER
Haben Sie sich schon einmal überlegt,
unter welchen Umständen Sie sich dazu
entschliessen würden, alleine oder mit
Ihrer Familie aus der Schweiz zu fliehen
und dabei Ihr ganzes Hab und Gut zurückzulassen? Es wären wohl die gleichen
Gründe, aus denen Menschen seit jeher
diese schwierige Entscheidung getroffen haben: Krieg, Hunger, Armut – und
die vage Hoffnung, in
einem anderen Land
ein Leben in Sicherheit,
vielleicht sogar bescheidenem Wohlstand führen zu können.
Für die EZA-Projekte von HEKS bedeutet dies dreierlei: Zum einen müssen wir
uns mit weniger Mitteln noch stärker auf
unsere EZA-Kernkompetenzen – Entwicklung ländlicher Gemeinschaften, Zugang zu Land sowie Konfliktbearbeitung
– ­fokussieren. Und uns damit möglicherweise – wie dies auf den Philippinen per
Ende 2015 geschehen ist – aus einigen
Ländern zurückziehen
(vgl. Seiten 18/19).
«Wir wollen die
grösstmögliche
positive Wirkung
für unsere
Begünstigten
erzielen.»
Die Frage, wie der erzwungenen Migration
von Hunderttausenden
von Menschen Einhalt
geboten werden kann,
wird oft gestellt. Eine auch hierzulande
viel gehörte Antwort lautet: Statt Millionen von Franken in unser Asylwesen zu
pumpen, sei es besser, diese Menschen
in ihren Heimatländern zu unterstützen.
Was wiederum heissen würde, nicht nur
in die kurzfristige humanitäre Hilfe, sondern auch mehr Mittel in die langfristige
Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zu
investieren.
So bedenkenswert dieser Ansatz sein
mag, so wenig korrespondiert er leider
mit der aktuellen politischen Realität.
Tatsächlich werden Schweizer Hilfswerke in den kommenden Jahren wohl mit
markant weniger Bundesmitteln für ihre
EZA-Projekte auskommen müssen, nachdem National- und Ständerat für 2016
entsprechende Kürzungen beschlossen
haben und der Bundesrat weitere Einsparungen für die Jahre 2017 bis 2019 ins
Auge gefasst hat.
Zum anderen wollen wir
unserem Anspruch, mit
den eingesetzten Mitteln die grösstmögliche
positive Wirkung für
unsere Begünstigten
zu erzielen, auch in Zukunft gerecht werden.
Dazu bedarf es einer
verlässlichen Wirkungsmessung wie etwa
bei unseren EZA-Projekten in Indonesien
(vgl. Seiten 4 – 7).
Und drittens bedeutet der Sparkurs des
Bundes bei der EZA, dass wir mehr denn
je auf private Spenden angewiesen sind.
Dafür, dass Sie uns auch in Zukunft unterstützen, danke ich Ihnen deshalb von
ganzem Herzen.
Andreas Kressler
Direktor
3
INDONESIEN
Hoffen auf reichen Fang: Fischer auf der Insel Nias tragen einen Korb zu ihrem Boot.
AUS TRÜMMERN WÄCHST
NEUE HOFFNUNG
Letztes Jahr hat HEKS seine Projekte der Humanitären Hilfe in Indonesien abgeschlossen und blickt heute auf eine erfolgreiche Wiederaufbauarbeit auf der Insel
Nias und in der Region von Padang und Pariaman in Westsumatra zurück.
Text Judith Macchi
Fotos Annette Boutellier
Vor über zehn Jahren wurden die Menschen auf Nias gleich zwei-­­
mal von Katastrophen getroffen; was im Dezember 2004 nicht
bereits der Tsunami zerstört hatte, sank im März 2005 bei einem
Erdbeben der Stärke 8,7 in Trümmern. Seither hat sich das Leben
der Menschen auf der Insel Nias zum Guten verändert – auch
dank den vielfältigen Hilfsmassnahmen von internationalen und
lokalen Organisationen. In sechs Dörfern an der nordwestlichen
Küste von Nias hat HEKS zusammen mit der lokalen Partner­
organisation «Holianaa» viel zur positiven Entwicklung beige­
tragen. Waren vor Tsunami und Erdbeben Frauen nur selten an
Dorfversammlungen anzutreffen, gestalten sie heute das Dorf­
leben aktiv mit. «Früher mussten wir bei den Dorfversammlungen auf dem Boden sitzen und durften nicht mitreden, heute
sitzen wir neben den Männern auf Stühlen und dürfen sogar als
4
Erste unsere Meinung zu Entscheidungen äussern», berichtet
eine ältere Dorfbewohnerin bei der Schlussevaluation der HEKSProjekte. Die Evaluation hat denn auch gezeigt, dass das Selbstbewusstsein der Frauen gewachsen ist und sich ihr Status innerhalb der Familie und in den Dörfern verbessert hat.
Kredit- und Spargruppen
2006, nach der Verteilung von Soforthilfe-Paketen unmittelbar
nach der Katastrophe, hat «Holianaa» mit Unterstützung von
HEKS damit begonnen, die ökonomischen Lebensgrundlagen
der begünstigten Familien wiederherzustellen und nachhaltig zu
verbessern. Im Besonderen die Frauen wurden darin unterstützt,
Kleinunternehmen aufzubauen, die der Familie ein Zusatzeinkommen und damit eine sichere Lebensgrundlage einbrachten.
Um das Kapital für den Unternehmensaufbau sicherzustellen,
wurden auf Dorfebene Kredit- und Spargruppen gegründet. Besonders arme Frauen erhielten ein Startkapital, welches sie zur
Hälfte zurückzahlen mussten. Zudem wurden die Mitglieder der
Kredit- und Spargruppen in Buchhaltung, ökologischer Landwirtschaft und in der Tierhaltung geschult. Schliesslich wurden
Frauen und Männer bei gemeinsamen Veranstaltungen für Genderthemen sensibilisiert.
Startkapital und Ausbildung für Frauen
Die Evaluation hat gezeigt, dass viele der Frauen, die durch das
Projekt ein Startkapital zur Unternehmensgründung sowie eine
Ausbildung erhalten haben, auch drei Jahre nach Projektabschluss immer noch erfolgreich ihre kleinen Geschäfte betreiben;
sie sind heute Schweinezüchterinnen, Gemüse-,Kakao- oder
Kautschukhändlerinnen oder sie führen einen eigenen Laden.
Auch Asma, 38-jährig und Mutter von sechs Kindern, ist heute
Kleinunternehmerin. Sie züchtet Hühner und baut Obst und Gemüse an, das sie dann auf dem Markt verkauft. Über die FrauenSpargruppe konnte sie einen Kredit aufnehmen. «Ich habe Kurse von «Holianaa» besucht, in denen ich alles Wichtige lernte, um
eine eigene Hühnerzucht zu betreiben und um Gemüse und
Obst anzubauen. Zudem lernte ich, wie ich in der Kooperative
mit­arbeiten kann», berichtet sie. Sie und ihr Mann, der als Fischer
arbeitet, verdienen heute zusammen rund 150 Franken im Monat. Das Geld brauchen sie für den täglichen Lebensunterhalt
und für die Ausbildung ihrer Kinder.
Im Gegensatz zu Asma hat die 39-jährige Inasafa, Mutter von
fünf Kindern, auf Kautschuk gesetzt. Damals, als sie bei «Holianaa» die Ausbildung machte und alles über den Kautschuk lernte, war der Kautschukpreis dreimal höher als heute. «Ich besitze
zweihundert Bäume, von denen ich rund acht Kilogramm Kautschuk pro Tag ernten kann», sagt sie. Trotz den tiefen Preisen
Mit der Gewinnung von Kautschuk (Bild oben) oder dem Verkauf von
geräuchertem Fisch können sich Frauen ein zusätzliches Einkommen
erwirtschaften.
hat sie, neben den Einnahmen ihres Mannes als Fischer, dank
ihrer Plantage ein Einkommen, das der Familie hilft. Aber sie
hofft sehr, dass die Preise in Zukunft wieder steigen werden.
Diversifizieren
Frauen, die wie Inasafa in den letzten Jahre zu einseitig auf die
Kautschukproduktion setzten, mussten in den letzten beiden
Jahren herbe Einkommenseinbussen in Kauf nehmen: Nach jahrelangem Höhenflug ist der Kautschukpreis vor zwei Jahren ein­
gebrochen. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass HEKS
in seinen Projekten die Begünstigten dafür sensibilisiert, auf
mehrere Einkommenszweige zu setzen und Ersparnisse anzulegen. Versiegt wegen der volatilen Weltmarkpreise oder als Folge
einer Naturkatastrophe eine Einkommensquelle, kann die Familie noch auf einen anderen Einkommenszweig zurückgreifen
und so eine Krise aus eigener Kraft überstehen.
5
KONFLIKTBEARBEITUNG
DER RESIGNATION
TROTZEN
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) sehen sich
HEKS und seine örtlichen Partner mit einer komplexen und instabilen Lage konfrontiert. Die Kriminalität steigt, einheimisches Personal wird häufig entführt, bewaffnete Gruppen unbekannter
Herkunft treiben ihr gewalttätiges Unwesen – und zu alledem besteht das Risiko von Vulkanausbrüchen. Wie arbeitet HEKS unter
diesen Bedingungen?
Text Thierry Pleines, Programmverantwortlicher DRK
Ein Sonntagmorgen im Oktober 2015 auf
einer steinigen Strassenpiste in der Provinz Nord-Kivu. 17 Mitglieder einer Partnerorganisation von HEKS sind dort in
zwei Kleinbussen unterwegs. Plötzlich
versperren bewaffnete Männer den Weg
und fordern die Insassen auf, aus den
Bussen zu steigen. Die beiden Frauen lassen sie laufen, die Männer behalten sie in
ihrer Gewalt und fordern Lösegeld.
Die Sicherheitslage in Nord-Kivu im Osten
der riesigen DR Kongo ist prekär und instabil. Die kongolesischen Partner von
HEKS stehen jeden Tag vor der heiklen
Frage, ob sie ihrer Arbeit nachkommen
und sich den Gefahren aussetzen oder ob
sie im Büro bleiben und sich unnütz fühlen sollen. Manchmal ist ein Gebiet von
einem auf den anderen Tag unzugänglich
und das Personal muss evakuiert werden.
«Kongo fatigue»
Die Region ist von Umstürzen wechselnder
politischer Allianzen und von Konflikten
geprägt, denen schon Hunderttausende
zum Opfer gefallen sind. Es herrschen bewaffnete Gruppen, die von Erpressung
und dem «Schutz» der Minengebiete leben. Die offizielle Armee kontrolliert nur
einen kleinen Teil des Landes und trägt
selbst ihren Teil zur Instabilität bei.
8
Viele Diplomaten und Menschen, die sich
für die Entwicklung des Landes engagiert
haben, sind mittlerweile entmutigt und
leiden unter Abnutzungserscheinungen,
im Land selber häufig als «Kongo fatigue»
bezeichnet.
Das Gefühl des Ausgebranntseins erklärt
sich einmal durch die absurde, nicht endende Gewalt insbesondere gegen Frauen. Weiter durch die Tatsache, dass in
diesem grossen Land viele Probleme ungelöst sind: einerseits fehlt es an integeren politischen Kräften andererseits haben die komplexen ethnischen und wirtschaftlichen Spannungen bereits auf die
Nachbarländer übergegriffen. Sogar die
«MONUSCO», der grösste friedenssicherende Einsatz der UN-Blauhelme, ist festgefahren.
Die Spannung steigt
Im Hinblick auf die für 2016 angekündigten Präsidentschaftswahlen mehren sich
die Anzeichen für einen erneuten Ausbruch bewaffneter Konflikte. Denn wie in
zahlreichen Nachbarländern konzentriert
sich auch in der Demokratischen Republik
Kongo das politische Leben auf einen Präsidenten, der zu allem bereit ist, um sich
seine Herrschaft zu sichern. Selbst ausländische Regierungen, die sich früher in der
DRK engagiert haben, haben heute kei-
nen Einfluss mehr. Davon zeugt auch die
jüngste Verhaftung eines US-Beamten.
Der Zugang zu den lukrativen kongo­
lesischen Bodenschätzen trägt ebenfalls
massgeblich zur Instabilität bei. Die
­Arbeitsbedingungen in den Minen sind
erschreckend, vom Verkauf finanzieren
sich bewaffnete Gruppen und Politiker.
Konzerne, von denen manche ihren Sitz
in der Schweiz haben, treiben florierende
Geschäfte mit diesen Ressourcen.
Hoffnungsschimmer
Trotzdem gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Anfang 2015 mobilisierte sich
die Bevölkerung friedlich und mutig, um
sich der geplanten Verfassungsänderung
zu widersetzen und Präsident Kabila an
einer Verlängerung seiner Amtszeit zu
hindern. Studenten nahmen zu anderen
jungen Leuten in Burkina Faso und in
­Senegal Kontakt auf, denen es in ihren
Ländern gelungen war, die Demokratie
voranzubringen.
Auch das landwirtschaftliche Potenzial
in der DRK ist enorm. Dafür sorgen der
fruchtbare Boden aus Vulkangestein, häu-­
fige Regenfälle und erfahrene Landwirte.
Dank einem fragilen Waffenstillstands­
abkommen waren die Ernten in den Jahren 2014 und 2015 gut.
Freund oder Feind? Ein bewaffneter
Soldat der «Congolese Rebel Army
FPC» beobachtet eine Gruppe
Minenarbeiter auf ihrem Weg zur
Arbeit. Foto: James Oatway/Panos
Pictures
DEMOKRATISCHE
REPUBLIK KONGO
DIE DR KONGO IST DAS
ZWEITGRÖSSTE LAND AFRIKAS
ZENTRALAFRIKANISCHE
REPUBLIK
SUDAN
UGANDA
REPUBLIK
KONGO
DEMOKRATISCHE
REPUBLIK KONGO
SÜD-KIVU
Neue Ausrichtung der
HEKS-Projektarbeit
Vor dem Hintergrund seiner 50-jährigen
Erfahrung in der DRK, davon mehr als
20 in Kivu, denkt HEKS trotz allen Schwierigkeiten nicht daran, sein Engagement
aufzugeben. Allerdings musste die Strategie mit den Hauptbetroffenen neu definiert werden, um das Landesprogramm
2016 – 2017 auszuarbeiten. So wurden
schliesslich verschiedene Massnahmen
identifiziert, die tatsächlich eine Verbesserung der Situation bringen können.
Nord-Kivu die Aktivitäten eines Netzwerkes von Organisationen unterstützt, die
in rund zwölf Dörfern tätig sind. Mit Hilfe
der traditionellen, von der Bevölkerung
anerkannten Dorfvorsteher sollen die
Spannungen zwischen den Gemeinschaften abgebaut werden. Das Programm zur
Beilegung von Landkonflikten wird fortgesetzt, da der Zugang zu Grund und
Boden als Folge der Flüchtlingsströme in
den letzten Jahrzehnten immer wieder zu
gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hat.
Die erste Massnahme betrifft die Verbesserung des Sicherheitsdispositivs – eine
notwendige Voraussetzung, um die Arbeit im Land überhaupt fortsetzen zu
können. So werden künftig bei jeder
Fahrt systematisch Vorsichtsmassnahmen
getroffen, die jedoch die Arbeit nicht
übermässig behindern sollen. Das einheimische Personal ist gut ausgebildet und
aufmerksam. Gegen die wahrscheinlichsten potenziell gefährlichen Zwischenfälle
wurden ebenfalls entsprechende Vorkehrungen getroffen.
Als dritte Massnahme wird HEKS die Dorfbewohner bei ihren Bemühungen zur
Konfliktbewältigung systematisch unterstützen. Eine Form des Widerstands der
Bauern gegen die Plünderungen marodierender Milizen ist der Anbau von Süsskartoffeln: Diese zu ernten, ist für die Soldaten zu umständlich und langwierig –
im Gegensatz zu Hühnern und Schafen,
die schnell gestohlen und geschlachtet
sind.
Als zweite Massnahme wird HEKS sein
Engagement zur Friedensförderung intensivieren, indem es sich auf lokal verankerte Prozesse stützt. Namentlich werden in
Wider die Komplizenschaft
der Rohstoffkonzerne
Letzten Endes müssen wir in der Schweiz
aber vor der eigenen Haustür kehren. Wir
sollten nicht länger hinnehmen, dass
Konzerne die Ressourcen der DR Kongo
KENIA
NORD-KIVU
RUANDA
BURUNDI
TANSANIA
ANGOLA
SAMBIA
Bevölkerungszahl
80 Mio.
Fläche in km2
2 344 860
Trotz seinem Rohstoffreichtum
zählt der Staat, bedingt durch
jahrzehntelange Ausbeutung,
Korruption, jahrelange Kriege und
ständige Bevölkerungszunahme,
heute zu den ärmsten Ländern der
Welt. Besonders von Armut
betroffen ist die Provinz Kivu.
ausbeuten und sich auf diese Weise zu
Komplizen der Gewalttäter machen. Deshalb unterstützt HEKS die Konzernverantwortungs-Initiative. Diese verlangt, dass
Firmen den Schutz der Menschenrechte
und der Umwelt verbindlich in sämtliche
ihre Geschäftsabläufe einbauen.
Nein, die «Kongo fatigue» ist bei HEKS
nicht ausgebrochen. Aber es bleibt viel zu
tun!
9
KONFLIKTBEARBEITUNG
DER RESIGNATION
TROTZEN
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) sehen sich
HEKS und seine örtlichen Partner mit einer komplexen und instabilen Lage konfrontiert. Die Kriminalität steigt, einheimisches Personal wird häufig entführt, bewaffnete Gruppen unbekannter
Herkunft treiben ihr gewalttätiges Unwesen – und zu alledem besteht das Risiko von Vulkanausbrüchen. Wie arbeitet HEKS unter
diesen Bedingungen?
Text Thierry Pleines, Programmverantwortlicher DRK
Ein Sonntagmorgen im Oktober 2015 auf
einer steinigen Strassenpiste in der Provinz Nord-Kivu. 17 Mitglieder einer Partnerorganisation von HEKS sind dort in
zwei Kleinbussen unterwegs. Plötzlich
versperren bewaffnete Männer den Weg
und fordern die Insassen auf, aus den
Bussen zu steigen. Die beiden Frauen lassen sie laufen, die Männer behalten sie in
ihrer Gewalt und fordern Lösegeld.
Die Sicherheitslage in Nord-Kivu im Osten
der riesigen DR Kongo ist prekär und instabil. Die kongolesischen Partner von
HEKS stehen jeden Tag vor der heiklen
Frage, ob sie ihrer Arbeit nachkommen
und sich den Gefahren aussetzen oder ob
sie im Büro bleiben und sich unnütz fühlen sollen. Manchmal ist ein Gebiet von
einem auf den anderen Tag unzugänglich
und das Personal muss evakuiert werden.
«Kongo fatigue»
Die Region ist von Umstürzen wechselnder
politischer Allianzen und von Konflikten
geprägt, denen schon Hunderttausende
zum Opfer gefallen sind. Es herrschen bewaffnete Gruppen, die von Erpressung
und dem «Schutz» der Minengebiete leben. Die offizielle Armee kontrolliert nur
einen kleinen Teil des Landes und trägt
selbst ihren Teil zur Instabilität bei.
8
Viele Diplomaten und Menschen, die sich
für die Entwicklung des Landes engagiert
haben, sind mittlerweile entmutigt und
leiden unter Abnutzungserscheinungen,
im Land selber häufig als «Kongo fatigue»
bezeichnet.
Das Gefühl des Ausgebranntseins erklärt
sich einmal durch die absurde, nicht endende Gewalt insbesondere gegen Frauen. Weiter durch die Tatsache, dass in
diesem grossen Land viele Probleme ungelöst sind: einerseits fehlt es an integeren politischen Kräften andererseits haben die komplexen ethnischen und wirtschaftlichen Spannungen bereits auf die
Nachbarländer übergegriffen. Sogar die
«MONUSCO», der grösste friedenssicherende Einsatz der UN-Blauhelme, ist festgefahren.
Die Spannung steigt
Im Hinblick auf die für 2016 angekündigten Präsidentschaftswahlen mehren sich
die Anzeichen für einen erneuten Ausbruch bewaffneter Konflikte. Denn wie in
zahlreichen Nachbarländern konzentriert
sich auch in der Demokratischen Republik
Kongo das politische Leben auf einen Präsidenten, der zu allem bereit ist, um sich
seine Herrschaft zu sichern. Selbst ausländische Regierungen, die sich früher in der
DRK engagiert haben, haben heute kei-
nen Einfluss mehr. Davon zeugt auch die
jüngste Verhaftung eines US-Beamten.
Der Zugang zu den lukrativen kongo­
lesischen Bodenschätzen trägt ebenfalls
massgeblich zur Instabilität bei. Die
­Arbeitsbedingungen in den Minen sind
erschreckend, vom Verkauf finanzieren
sich bewaffnete Gruppen und Politiker.
Konzerne, von denen manche ihren Sitz
in der Schweiz haben, treiben florierende
Geschäfte mit diesen Ressourcen.
Hoffnungsschimmer
Trotzdem gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Anfang 2015 mobilisierte sich
die Bevölkerung friedlich und mutig, um
sich der geplanten Verfassungsänderung
zu widersetzen und Präsident Kabila an
einer Verlängerung seiner Amtszeit zu
hindern. Studenten nahmen zu anderen
jungen Leuten in Burkina Faso und in
­Senegal Kontakt auf, denen es in ihren
Ländern gelungen war, die Demokratie
voranzubringen.
Auch das landwirtschaftliche Potenzial
in der DRK ist enorm. Dafür sorgen der
fruchtbare Boden aus Vulkangestein, häu-­
fige Regenfälle und erfahrene Landwirte.
Dank einem fragilen Waffenstillstands­
abkommen waren die Ernten in den Jahren 2014 und 2015 gut.
Freund oder Feind? Ein bewaffneter
Soldat der «Congolese Rebel Army
FPC» beobachtet eine Gruppe
Minenarbeiter auf ihrem Weg zur
Arbeit. Foto: James Oatway/Panos
Pictures
DEMOKRATISCHE
REPUBLIK KONGO
DIE DR KONGO IST DAS
ZWEITGRÖSSTE LAND AFRIKAS
ZENTRALAFRIKANISCHE
REPUBLIK
SUDAN
UGANDA
REPUBLIK
KONGO
DEMOKRATISCHE
REPUBLIK KONGO
SÜD-KIVU
Neue Ausrichtung der
HEKS-Projektarbeit
Vor dem Hintergrund seiner 50-jährigen
Erfahrung in der DRK, davon mehr als
20 in Kivu, denkt HEKS trotz allen Schwierigkeiten nicht daran, sein Engagement
aufzugeben. Allerdings musste die Strategie mit den Hauptbetroffenen neu definiert werden, um das Landesprogramm
2016 – 2017 auszuarbeiten. So wurden
schliesslich verschiedene Massnahmen
identifiziert, die tatsächlich eine Verbesserung der Situation bringen können.
Nord-Kivu die Aktivitäten eines Netzwerkes von Organisationen unterstützt, die
in rund zwölf Dörfern tätig sind. Mit Hilfe
der traditionellen, von der Bevölkerung
anerkannten Dorfvorsteher sollen die
Spannungen zwischen den Gemeinschaften abgebaut werden. Das Programm zur
Beilegung von Landkonflikten wird fortgesetzt, da der Zugang zu Grund und
Boden als Folge der Flüchtlingsströme in
den letzten Jahrzehnten immer wieder zu
gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hat.
Die erste Massnahme betrifft die Verbesserung des Sicherheitsdispositivs – eine
notwendige Voraussetzung, um die Arbeit im Land überhaupt fortsetzen zu
können. So werden künftig bei jeder
Fahrt systematisch Vorsichtsmassnahmen
getroffen, die jedoch die Arbeit nicht
übermässig behindern sollen. Das einheimische Personal ist gut ausgebildet und
aufmerksam. Gegen die wahrscheinlichsten potenziell gefährlichen Zwischenfälle
wurden ebenfalls entsprechende Vorkehrungen getroffen.
Als dritte Massnahme wird HEKS die Dorfbewohner bei ihren Bemühungen zur
Konfliktbewältigung systematisch unterstützen. Eine Form des Widerstands der
Bauern gegen die Plünderungen marodierender Milizen ist der Anbau von Süsskartoffeln: Diese zu ernten, ist für die Soldaten zu umständlich und langwierig –
im Gegensatz zu Hühnern und Schafen,
die schnell gestohlen und geschlachtet
sind.
Als zweite Massnahme wird HEKS sein
Engagement zur Friedensförderung intensivieren, indem es sich auf lokal verankerte Prozesse stützt. Namentlich werden in
Wider die Komplizenschaft
der Rohstoffkonzerne
Letzten Endes müssen wir in der Schweiz
aber vor der eigenen Haustür kehren. Wir
sollten nicht länger hinnehmen, dass
Konzerne die Ressourcen der DR Kongo
KENIA
NORD-KIVU
RUANDA
BURUNDI
TANSANIA
ANGOLA
SAMBIA
Bevölkerungszahl
80 Mio.
Fläche in km2
2 344 860
Trotz seinem Rohstoffreichtum
zählt der Staat, bedingt durch
jahrzehntelange Ausbeutung,
Korruption, jahrelange Kriege und
ständige Bevölkerungszunahme,
heute zu den ärmsten Ländern der
Welt. Besonders von Armut
betroffen ist die Provinz Kivu.
ausbeuten und sich auf diese Weise zu
Komplizen der Gewalttäter machen. Deshalb unterstützt HEKS die Konzernverantwortungs-Initiative. Diese verlangt, dass
Firmen den Schutz der Menschenrechte
und der Umwelt verbindlich in sämtliche
ihre Geschäftsabläufe einbauen.
Nein, die «Kongo fatigue» ist bei HEKS
nicht ausgebrochen. Aber es bleibt viel zu
tun!
9
INTERVIEW
«DER ALLTAG IST EIN HARTER
ÜBERLEBENSKAMPF»
Für den Schauspieler und Musiker Simon Engeli war es die Erfüllung eines lange
gehegten Wunsches. Um sich ein eigenes Bild der von ihm unterstützten HEKS-Projekte zu machen, reiste er im A
­ ugust 2015 in die Demokratische Republik (DR)
Kongo. Begleitet wurde er dabei von alt Nationalrat Andrea Hämmerle, einem Kenner des afrikanischen Kontinents. Im folgenden Gespräch schildern die beiden ihre
eindrücklichen Erlebnisse.
Interview Dieter Wüthrich
Simon Engeli, Andrea Hämmerle, was
waren Ihre Beweggründe für diese
Reise?
Simon Engeli: Ich war schon immer interessiert an entwicklungspolitischen Themen, wie etwa der Frage, woher unser
Reichtum hier in Europa kommt. Ich habe
auch zahlreiche Bücher über den Kongo
gelesen, ein Land mit einer unglaublich
wechselvollen und faszinierenden Geschichte. Ein Land, für dessen Entwicklung Europa und damit auch die Schweiz
eine grosse historische Verantwortung
tragen. Ich hätte es allerdings kaum gewagt, alleine in dieses Land einzutauchen.
Deshalb habe ich Andrea gefragt, ob er
mich begleiten würde. Und er war sofort
Feuer und Flamme für meine Idee.
Andrea Hämmerle: Ich hatte Afrika zuvor
zwar schon mehrmals bereist, aber in der
DR Kongo war ich erst einmal vor vielen
Jahren, nämlich 1972. Mich interessierte,
wie sich dieses Land im Laufe der letzten
Jahrzehnte entwickelt hat.
Welches waren für Sie die prägendsten Eindrücke vom Land und der Situation der dort lebenden Menschen?
Andrea Hämmerle: Ich bin in meinem Leben schon viel herumgekommen, aber
ein so vollkommen zerrüttetes Land wie
die DR Kongo habe ich zuvor noch nie
gesehen. Es funktioniert dort praktisch
nichts. Was boomt, sind einzig die Reli­
gion mit ihren freikirchlichen Erweckungs­
predigern, die Bierbrauereien und die
Musik, wobei ich nur Letzterer etwas Po-
10
sitives abgewinnen kann. Die öffentliche
Infrastruktur liegt hingegen völlig am Boden und trotzdem leben die Menschen
dort irgendwie. Wenn ich die Situation
heute mit jener anlässlich meines ersten
Besuches vor 43 Jahren vergleiche, so
stel­­le ich fest, dass es mit der Entwicklung des Landes eindeutig abwärts ging.
Simon Engeli: Der Alltag der Menschen
dort ist ein dauernder, harter und nervenaufreibender Überlebenskampf. Ein Beispiel: Als wir einmal im Auto unterwegs
waren, wurden wir mitten auf einer Kreuzung von einem Polizisten angehalten.
Als wir uns – typisch schweizerisch –
schon fragten, ob wir wohl zu schnell
gefahren waren oder sonst ein Verbot
missachtet hatten, fragte uns der Polizist,
ob wir ihm etwas zu essen hätten. Selbst
für kongolesische Staatsbeamte ist also
das tägliche Brot alles andere als eine
Selbstverständlichkeit.
Andrea Hämmerle: Berührt hat mich unsere Begegnung mit Kojak, einem Musiker, der im Hinterhof eines für unsere
Begriffe trostlosen Elendsviertels, für dortige Verhältnisse aber eher eines Mittelstandsquartieres, zusammen mit anderen
begabten jungen Leuten auf höchstem
Niveau musizierte. Zu erleben, wie Kojak
diese jungen Musiker coachte und motivierte, war ein kleiner Hoffnungsschimmer inmitten grösster Armut und Perspektivenlosigkeit.
Wie beurteilen Sie die Projekte von
HEKS in der DR Kongo?
Andrea Hämmerle: Die Projekte von HEKS
zur ländlichen Entwicklung sind sehr gut
und zeigen Wirkung. Als ehemaliger Bauer erlaube ich mir diese Einschätzung. Es
wäre zwar illusorisch zu glauben, dass
sich mit solchen kleinen Projekten die
­Situation in der DR Kongo grundlegend
verändern liesse. Dafür ist ihre Hebelwirkung letztlich zu gering. Trotzdem sind
diese Projekte enorm wichtig, denn sie
sie auch tatsächlich bei den Begünstigten
ankommen. Man darf allerdings nicht erwarten, dass Projekte der Entwick­lungs­
zusammenarbeit in einem solch schwierigen Umfeld wie in der DR Kongo immer
völlig problemlos umgesetzt werden können.
In seiner Sammelkampagne 2015 hat
HEKS die Frage thematisiert, ob Spenden überhaupt Sinn macht. Was würden Sie nach dem Besuch der HEKSProjekte in der DR Kongo auf diese
Frage antworten?
Andrea Hämmerle: Man kann mit Projekten wie jene von HEKS in der DR Kongo
nicht für alle den Himmel auf Erden
schaffen, aber immerhin für einige Menschen die Hölle auf Erden beseitigen.
Simon Engeli (*1978) hat an der
«Scuola Teatro Dimitri» Bewegungstheater und Theaterkreation studiert.
Seit 2004 ist er als freischaffender
Schauspieler und Regisseur tätig. Er
ist Mitbegründer der Theaterwerkstatt Gleis 5. Für das 100-Jahr-Jubiläum des Schweizerischen Nationalparks 2014 war er zusammen mit
Giu­­seppe Spina mit der künstlerischen Gesamtleitung des Open­-AirTheaters betraut. Ab 2016 ist er Mitglied bei «Karl’s kühne Gassenschau».
Er lebt mit seiner Frau und seinen drei
Kindern in Kreuzlingen/TG.
Andrea Hämmerle (*1946) hat in
Zürich und Basel Jurisprudenz studiert.
1979 bis 1984 war er als Gewerkschaftssekretär tätig. 1989 bis 1994
vertrat er die Sozialdemokratische
Partei (SP) im Bündner Kantonsparlament. 1991 wurde er in den Nationalrat gewählt, dem er bis 2011 angehörte. Von 2001 bis 2008 wirkte er
zudem als Präsident der Eidgenössischen Nationalpark-Kommission. Daneben bewirtschaftete er bis 2003
einen eigenen biologischen Landwirtschaftsbetrieb. Er unternimmt immer
wieder ausgedehnte Reisen in die
ganze Welt und hat darüber auch ein
Buch geschrieben: «Ein Bündner erfährt die Welt».
Die neunjährige Brigitte bereitet sich
ein Essen aus Maniok zu. Mit Tausenden
anderen zusammen ist sie vor Krieg
und Gewalt im Grenzgebiet zwischen
der Zentralafrikanischen Republik
und der DR Kongo geflohen.
Foto: Brian Sokol/Panos Pictures
Grenzerfahrung: Simon Engeli (links)
und Andrea Hämmerle bei einem Halt
in einem kongolesischen Dorf.
Foto: Annelies Hegnauer
vermögen die Lebenssituation von wenigstens einigen Hundert Familien nachhaltig zu verbessern.
Simon Engeli: Ich habe die lokalen Mitarbeitenden von HEKS – vom Chauffeur
über den Sicherheitschef und die Projektverantwortliche bis zum Landesdirektor –
als sehr kompetent, vertrauenswürdig
und motiviert erlebt. Diese Menschen
sind stolz darauf, für HEKS zu arbeiten.
Mir scheinen die unterstützten Projekte
sorgfältig und seriös ausgewählt. HEKS
schaut sehr genau darauf, was mit den
eingesetzten Geldern passiert, und dass
Deshalb ist die Behauptung falsch, dass
die Entwicklungszusammenarbeit nichts
bringe. Tatsächlich hat die Verbesserung
der Lebensbedingungen eines jeden
Menschen einen hohen Wert.
Was nehmen Sie an Erfahrungen und
persönlichen Erkenntnissen aus dieser
Reise mit?
Simon Engeli: Für mich war es ein echter
Kulturschock. Und ich bin mehr denn je
überzeugt, dass der zivilisatorische Boden,
auf den wir uns hier im Westen so viel
einbilden, sehr dünn ist. Wenn wir wie
die Menschen in der DR Kongo jeden Tag
ums Überleben kämpfen müssten, wären
wir sicher genauso bereit, uns mit Mitteln
der Korruption dieses Überleben zu sichern.
Andrea Hämmerle: Auch für mich war es
eine Grenzerfahrung, wohl auch eine der
grössten Erschütterungen in meinem langen Leben. Ich bereue nicht, all dies gesehen zu haben, aber ich weiss nicht, ob
ich nochmals dorthin reisen würde. Aber
wie sagt doch ein chinesisches Sprichwort: Einmal sehen ist besser als hundertmal hören.
11
REPORTAGE
DER HÖLLE ENTKOMMEN
Die Demokratische Republik Kongo ist ein von jahrzehntelangen interethnischen
Konflikten schwer gezeichnetes Land. Bewaffnete Angriffe, Morde und Plünderungen, verübt von schwer bewaffneten Milizen, lassen das zerrüttete Land nicht zur
Ruhe kommen. Leidtragende der herrschenden Gewalt sind vor allem Frauen, die
zum Teil traumatische Erlebnisse verarbeiten müssen. In der Provinz Nord-Kivu unterstützt HEKS ein Projekt zur ganzheitlichen psychosozialen Unterstützung für die
Opfer sexueller Gewalt. Ein Augenschein vor Ort.
Text Annelies Hegnauer
Der 1. Januar 2015 hat sich bei der
38-jährigen Regine N. tief ins Gedächtnis
eingebrannt. An jenem Tag – Régine war
damals im zweiten Monat schwanger –
drangen bewaffnete Rebellen in ihr Haus
ein. Sie und zwei ihrer Nachbarinnen wur-­
den auf einen Lastwagen gezerrt und in
ein verstecktes Camp der Rebellen entführt. Regine erinnert sich an die schrecklichen Erlebnisse: «Wir wurden immer
und immer wieder von allen Männern
vergewaltigt und mussten alles tun, was
die Banditen von uns wollten. Denn sie
drohten, dass sie uns sonst umbrin­gen
würden. Es war die Hölle! Sie haben uns
auch zum Wasserholen geschickt an einen Brunnen, der einige Kilometer weit
entfernt war. Ich nutzte dann einen günstigen Moment der Unachtsamkeit meines
betrunkenen Bewachers und floh. Ich
rannte die ganze Nacht durch das Gebüsch. Vage erinnerte ich mich, wo die
Hauptverbindungsstrasse war. Dann sah
ich sie. Immer wieder rief ich um Hilfe.
Schliesslich nahm mich ein Velofahrer mit
und brachte mich zu meinem Mann, Wimanaya Ntapaka. Ich hatte Glück, denn
er verstiess mich nicht, was ansonsten
häufig der Fall ist. Er brachte mich ins Spital, denn ich litt furchtbare Schmerzen im
Unterleib. Ich musste mich einer Not­ope­
ration unterziehen und danach lange
im Spital bleiben. Wie durch ein Wunder
überlebte mein Mädchen, das wenige
Monate später auf die Welt kam. Wir haben unserer Tochter den Namen Njota
(Stern) gegeben. Nach einer weiteren
Ope­ration musste mein Mann auf Anwei-
12
sung der Ärzte drei Monate auf mich verzichten. Er gestand, dass es schwierig sei,
wenn ich neben ihm liege. Weil er meine
gesundheitliche Situation respektierte,
war er damit einverstanden, dass ich bei
einer Nachbarin schlafe. Mein Mann ging
zu ‹Maison écoute› und schilderte meine
Situation. Eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation besuchte mich daraufhin und
seither begleitet sie mich. ‹Maison écoute› übernahm die Spitalkosten, verhandelte mit den Ärzten und in unzähligen Gesprächen suchten wir nach Lösungen für
meine unerträgliche Situation. Ich versuche nun, das Ganze mit einer Therapie zu
verarbeiten. Denn immer wieder erwache
ich schweissgebadet aus schrecklichen
Albträumen. Ich bin nicht zur Polizei gegangen, was hätte es auch genützt? Es
wäre bloss eine weitere grosse psychische
Belastung gewesen und ich wusste ja
nicht, wer die Peiniger waren und wo die
Vergewaltigungen stattgefunden hatten.
Die Unterstützung vom ‹Maison écoute›
half mir über das Schlimmste hinweg.»
Prävention und Aufklärung
Das bewegende Schicksal von Regine ist
nur eines von Tausenden. Die von HEKS
unterstützte Organisation «AVREO» leistet Aufklärungsarbeit und Gewaltprävention und führt zudem drei «Maisons
écoute». Kasereka Inaombi Josephine, die
Leiterin des Hauses, erklärt, wie ein solches «Maison écoute» funktioniert: «Die
drei Häuser werden von Frauen und
­Männern aufgesucht, die traumatische
Gewalterfahrungen gemacht haben. Sie
werden angehört und man sucht gemeinsam nach einer Lösung, wenn die psychische Belastung für die Menschen so gross
wird, dass sie alleine keinen Ausweg
mehr finden. Sie bleiben einige Nächte,
bis klar ist, wie die weitere Therapie aussehen wird. Die Menschen werden so
lange psychologisch betreut, bis sie wieder gesund an Leib und Seele sind, soweit dies überhaupt möglich ist. Wenn
ein Opfer seinen Fall vor ein Gericht bringen will, können wir eine juristische Begleitung anbieten. Die wenigsten m
­ achen
allerdings von diesem Angebot Gebrauch.
Unsere Sozialarbeiterinnen machen aber
auch aufsuchende Sozialarbeit in den
Dörfern. Und wir nutzen für unsere Aufklärungs- und Informationsarbeit das Radio – das ist ein guter Kanal, denn viele
Familien besitzen ein kleines Radio.»
Die schwere Last der Verantwortung
Für Regine war die ganzheitliche Be­
gleitung überlebenswichtig. Neben den
trau­matischen Erlebnissen, die sie zu verarbeiten versucht, muss sie zu Hause die
ganze Last tragen. Ihr 37-jähriger Mann
ist so schwer am Herzen erkrankt, dass
er keine Arbeit mehr verrichten darf. Der
Foto: Jenny Matthews/Panos Pictures
Dank der psychologischen
Betreuung im «Maison écoute»
hat Regine, hier mit ihrer Toch­ter
Njota, zurück ins Leben gefunden.
Foto: Annelies Hegnauer
ren könnte. Nun hat sie dank der Unterstützung von HEKS wieder Mut gefasst
und schmiedet auch wieder Pläne für ihre
Zukunft. Sie wünscht sich, dass ihre Kinder wieder zur Schule gehen ­können.
Wenn sie wieder genügend Kraft hat, will
Regine um ein Startkapital bitten, mit
dem sie Lebensmittel in grossen Behältnissen kaufen und in kleineren Mengen
mit Gewinn wieder verkaufen kann. Sie
würde gerne einen kleinen ­Laden direkt
vor ihrem Haus eröffnen, damit sie keine
weiten Wege mehr gehen muss. Und sie
wünscht sich, dass auch ihre Nachbarinnen, über deren Schicksal und Verbleib
sie nichts weiss, wieder freikommen. Sicher, die körperlichen und seelischen
Wunden werden mit der Zeit verheilen,
aber die Narben werden ein Leben lang
sicht- und spürbar bleiben.
Die Unterstützung für Regine und 574
weitere gewaltbetroffene und trauma­
tisierte Erwachsene und Kinder mag wie
ein Tropfen auf den heissen Stein wirken,
aber für die Betroffenen bedeutet sie
alles. Denn trotz all den furchtbaren Er­
lebnissen sehen sie für sich wieder eine
lohnens­werte Zukunftsperspektive. Und
vielleicht kann die sich nach wie vor drehende Gewaltspirale dereinst durch ­flä-­
chen­­deckende Aufklärungsarbeit durchbrochen werden. Zu wünschen wäre es
den gebeutelten Menschen in Nord-Kivu.
Arzt meinte, wenn er sich nicht daran halte, würde er sterben. Die ganze Verantwortung liegt deshalb auf Regines Schultern, auch für ihre sieben Kinder im Alter
zwischen fünf Monaten und fünfzehn
Jahren. Die Grösseren helfen schon fleissig mit. Sie waren es auch, die den Haushalt führten, als Regine bei den Banditen
im Camp litt. Bis vor kurzem hat Regine
zu­sätzlich zu allem anderen noch die ganze Feldarbeit erledigt. In guten Zeiten
konnten die beiden Eheleute ein schö­nes
Einkommen erzielen und damit eine Parzelle Land kaufen. Und ein eigenes Haus
bauen, das jetzt aber in einem schlechten
Zustand ist, weil sich niemand mehr um
den Unterhalt kümmern kann. Jetzt kann
Regine nicht mehr. Sie ist völlig erschöpft.
Die Familie hat deshalb die Parzelle ver-
pachtet und erhält dafür einen Zins so-­
wie rund 20 Prozent der Ernte. Dadurch
hat sie zumindest genug zu ­essen. Leider
reicht es für das Schulgeld der Kinder
nicht mehr, weshalb sie im Moment nicht
zur Schule gehen können. Früher, als ihr
Mann noch Kraft hatte, verdienten sie
genug, um das Schulgeld für alle Kinder
bezahlen zu können.
Der Traum vom eigenen Laden
Das Schicksal von Regine berührt. Ihr und
vielen anderen Opfern von Gewalt konnte mit Unterstützung von HEKS geholfen
werden – in einer Situation, in der sie
dachten, dass das alles keinen Wert mehr
hätte. Auch Regine hatte die Hoffnung
aufgegeben, dass sie wieder auf die Beine kommen und ein normales Leben füh-
HEKS-ENGAGEMENT
IN DER DR KONGO
In der Demokratischen Republik (DR)
Kongo setzt sich HEKS für die Ver­bes­
serung der sozialen und wirt­schaft­
lichen Lebensbedingungen der ländlichen Gemeinschaften in den Ge­­bieten Rutshuru, Masisi und Lubero
in der Provinz Nord-Kivu ein. Unterstützt werden insbesondere Projekte
zur Sicherung des Zugangs zu Land
und zu den natürlichen Ressourcen,
zur Verbesserung der land- und viehwirtschaftlichen Produktion sowie zur
ganzheitlichen psychosozialen Unterstützung für die Opfer von Gewalt.
www.heks.ch/kongo
13
Die Kabine eines Fischerboots, das am 3. Oktober 2013 vor Lampedusa sank. 266 MigrantInnen ertranken.
Das Wrack liegt 50 Meter unter dem Wasserspiegel. (Bild: KEYSTONE / NOOR/Francesco Zizola)
SOZIALE INTEGRATION
ZUM LERNEN
IST MAN
NIE ZU ALT
InfoSchweiz 50+ ist ein Pilotprojekt von HEKS für
Asylsuchende im Seniorenalter, die neu in der
Schweiz sind und denen in Französischkursen der
schweizerische Alltag nähergebracht wird. Durchgeführt wird das Projekt vom Secrétariat romand
in Lausanne.
Text Joëlle Herren Laufer
Fotos EPER/Olivier Cosandey
16
Miad, Ina, Feda und Opha sind über fünzig Jahre alt, stammen
aus Syrien und kamen im Laufe der letzten zwei Jahre in die
Schweiz. Sie wurden dem Kanton Waadt zugeteilt, sprechen
kaum Französisch und tun sich schwer, sich in unserer Gesellschaft zurechtzufinden. Wie diese vier Männer und Frauen sprechen die meisten Flüchtlinge oder vorläufig Aufgenommenen
bei ihrer Ankunft in der Schweiz kaum Französisch; oder der
Französischunterricht liegt schon so weit zurück, dass die Kenntnisse nicht mehr ausreichen, um den Alltag ohne fremde Hilfe
meistern zu können.
So wandte sich die «Fachstelle für Integration und zur Prävention von Rassismus im Kanton Waadt» (BCI) an HEKS mit der
Frage, ob die vier Flüchtlinge am bereits bestehenden HEKS-Projekt «AltuM – Alter und Migration» für Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund teilnehmen könnten. Da diese
Flüchtlinge jedoch im Gegensatz zu den «AltuM»-Teilnehmenden erst seit kurzem in der Schweiz sind, klärte HEKS zunächst
die Bedürfnisse dieser Personengruppe ab.
Motiviert, sich zu integrieren
Es hat sich dann gezeigt, dass sich sehr viele ältere Flüchtlinge
wünschen, mehr an der Gesellschaft teilzuhaben – sei es durch
eine berufliche Tätigkeit oder mit Freiwilligenarbeit. «Dass sie
eine Arbeit finden, ist wegen ihres Alters eher unwahrscheinlich.
Deshalb haben wir nach einem Weg gesucht, der es ihnen erlaubt, sowohl sprachlich als auch hinsichtlich der Alltagsbewältigung unabhängiger zu werden. Überrascht hat uns vor allem
die Entschlossenheit dieser Menschen, mit der sie die Sprache
lernen und Arbeit finden wollen, weil sie der Gesellschaft nicht
zur Last fallen und ihr Leben wieder in die eigenen Hände nehmen möchten», erklärt Elma Hadzikadunic, die Verantwortliche
des HEKS-Projekts «Alter und Migration». Und: «Wir fördern
ihre Integration, ohne dass diese unbedingt über die Arbeitswelt
erfolgen muss.» Auf diese Weise entstand die Idee für das Pilotprojekt «InfoSuisse 50+», in Anlehnung an das Integrationsprojekt «InfoSchweiz» der HEKS-Regionalstelle Bern.
Wann fährt der Zug? Wie löse ich ein
Zugbillett? Die fremdsprachigen Seniorinnen
und Senioren machen gemeinsam einen
Ausflug.
Das Pilotprojekt «InfoSuisse 50+» bietet dreimonatige Französischkurse mit Aktivitäten an. Jede Woche wird an jeweils drei
halben Tagen ein bestimmtes Thema behandelt, das einen direkten Bezug zum Alltag der Teilnehmenden hat. «Zum Thema
Mobilität haben wir Lehrmittel erarbeitet, die helfen sollen, sich
in der Stadt zu orientieren, einen Fahrplan zu lesen oder ein
Billett zu kaufen. Um das Thema zu veranschaulichen, sind wir
alle gemeinsam zum Bahnhof gefahren und haben ein Zugbillett
nach Renens gekauft», erklärt die Lehrerin Valéria Veronesi.
«Wenn die neuen Begriffe unmittelbar angewendet werden, lassen sie sich schneller merken.»
Fleissige Schülerinnen und Schüler
Die Stimmung im Klassenraum ist fröhlich, es wird viel gelacht.
Ein Syrer und ein Armenier necken sich gegenseitig, es geht um
die richtige Aussprache einer Zahl. Die Teilnehmenden – zehn
pro Klasse – sind sehr motiviert und schreiben eifrig mit. Joseph,
ein ehemaliger Bankkaufmann, 76 Jahre alt und seit einem halben Jahr in der Schweiz, übersetzt für seine Altersgenossen.
Sein Französisch ist beeindruckend und für die Lehrerin ist er
beim Übersetzen bestimmter Begriffe eine grosse Hilfe.
«Wir haben viel gelernt,
aber es gibt noch viel mehr,
das wir lernen möchten!»
Französischkurs für Flüchtlinge 50+:
Die Seniorinnen und Senioren werden aus
ihrer Isolation geholt, lernen Französisch
und können neue Kontakte knüpfen.
Im Französischkurs werden auch wichtige Informationen zu
Schweizer Institutionen und zur Gesellschaft insgesamt vermittelt. Auch Computerkurse werden angeboten. Wenn immer
möglich, werden zum Thema passende Ausflüge organisiert, die
helfen, das im Unterricht erworbene Wissen in der Praxis anzuwenden. Beim Thema «Ernährung» besuchte die Klasse zum
Beispiel einen Bauernhof in Cheseau, beim Thema «Rente» ging
es zu «Pro Senectute».
Sich (wieder) auf den Weg machen
«Über den Kurs hinaus versuchen wir den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern Ideen für ihre Zukunft zu vermitteln», erklärt Projektleiter Marc Caverzasio. «Selbstverständlich können wir ihr
Leben in zwölf Wochen nicht komplett verändern. Aber wir versuchen, sie so zu begleiten, dass sie besser informiert sind, sich
im Alltag selbstständig bewegen können und ihren Platz in der
Gesellschaft finden.»
Nach drei Monaten Französischunterricht haben Anfang Dezember zwei Klassen ihre letzte Lektion beendet. Die Bilanz der Lernenden fällt positiv aus. Vor allem die Ausflüge haben ihnen
gefallen, speziell das Modul «Die Schweiz entdecken» mit einer
Exkursion nach Bern, aber auch die Besuche der Institutionen.
«Wir haben viel gelernt, aber es gibt noch viel mehr, das wir
lernen möchten! Wir würden gerne die französische Grammatik
vertiefen und unseren Wortschatz erweitern», sagt eine Teilnehmerin. Die Kurse haben die Teilnehmenden nicht nur aus ihrer
Isolation herausgeholt, sondern ihnen auch neue Kontakte vermittelt. Joseph, der Gruppenälteste, sagt, dass sie sich weiterhin
treffen werden: «Wir sind ja eine richtige Familie geworden. Und
unsere Lehrerin Valéria ist eine von uns!»
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HUMANITÄRE HILFE
MIT DEN NATURGEWALTEN
LEBEN LERNEN
Die Philippinen werden regelmässig von Naturkatastrophen heimgesucht. Nach den
Taifunen 2012 und 2013 hat HEKS auf Mindanao und Panay gemeinsam mit lokalen
Partnerorganisationen humanitäre Hilfe geleistet und den Wiederaufbau unterstützt.
Damit die Menschen und ihre Lebensgrundlagen künftig besser geschützt sind, hilft
HEKS den lokalen Behörden bei der Verbesserung der Katastrophenvorsorge.
Text Olivier Schmid
Rechts: Wiederaufbau nach der Naturkatastrophe. HEKS
baute auf der Insel
Panay 1800 Häuser,
welche 2013 vom
Taifun «Haiyan» zerstört wor­den waren.
Foto: HEKS/Beni Basler
2370 Familien
werden längerfristig
beim Auf­bau und
der Sicherung ihrer
Lebensgrundlagen
unterstützt. Sie gene­rieren ihr Einkommen durch Fischerei,
Landwirtschaft,
Gemüseanbau oder
durch Kleingewerbe.
Fotos: SRF/Karin
Wen­ger (Bild rechts/
oben rechts)
Vor gut einem Jahr haben HEKS und seine philippinische Partnerorganisation
«Task Force Mapalad» (TFM) auf der Insel
Panay den Wiederaufbau von 1800 Häusern abgeschlossen. Diese waren 2013
vom verheerenden Taifun «Haiyan» zerstört worden. 2370 der bedürftigsten Fa­
­milien in den Provinzen Capiz und Iloilo
werden nun längerfristig beim Aufbau
und der Sicherung ihrer Lebensgrundlagen unterstützt. Fischerfamilien reparieren oder ersetzen mit Hilfe von HEKS und
18
TFM ihre vom Taifun zerstörten Boote und
Netze und erhalten Unterstützung beim
Züchten von Muscheln und Austern. Bäuerinnen und Bauern erhalten Saat­­­gut,
Dünger und landwirtschaftliche Werkzeu­
ge. Damit die Bauernfamilien bei der
nächsten Naturkatastrophe nicht ihre gesamte Ernte verlieren, entwickeln sie diversifizierte Anbaumethoden und pflan-­
zen nebst Kaffee und Reis neu auch Bananen, Mais, Maniok, Gemüse oder Süsskartoffeln an. TaglöhnerInnen, die 2013
wegen des Taifuns ihre Arbeit verloren,
erhalten die notwendigen Materialien,
um sich eine zusätzliche Lebensgrundlage mit Gemüseanbau oder Kleinviehhaltung aufzubauen. Mehrere Hundert Personen erhalten zudem Unterstützung
beim Aufbau eines Kleingewerbes in der
Fisch- oder Gemüseverarbeitung, im Handel und in der Produktion von handwerklichen Gütern oder als Rikscha-Fahrer.
Foundation Inc» (KRDFI) Kleinbäuerinnen
und Kleinbauern bei der Diversifizierung
ihrer landwirtschaftlichen Produktion: Sie
erhalten Saatgut, Setzlinge und Dünger
für Mischkulturen in Kombination mit
Gummibäumen und werden bei deren
Pflege und der Kautschukgewinnung begleitet. Sieben Gemeinden erhalten zudem Unterstützung beim Aufbau einer
verbesserten Katastrophenvorsorge: Mitarbeitende von KRDFI erarbeiten und testen gemeinsam mit den lokalen Behörden
individuelle Frühwarnsysteme und erstellen Evakuierungspläne.
HEKS und TFM bereits Land erhalten haben, entwickeln in einem zweiten Schritt
individuelle Anbaupläne, erhalten landwirtschaftliche Güter und eine Ausbildung in integrierten Anbaumethoden.
Foto: HEKS/Karin Desmarowitz (Bild unten)
Zugang zu Land für landlose Familien
Landlose Familien sind von Naturkatastrophen überdurchschnittlich schwer betroffen: Ihre Häuser sind oft in Risikogebieten
gebaut, sie haben keine Reserven, um
zerstörte Güter zu ersetzen, und sie verlieren nach Katastrophen oft kurzfristig ihre
Arbeit als Saisonarbeiter. Darum informieren HEKS und TFM 600 landlose Familien
über ihr gesetzlich verankertes Recht auf
Land und unterstützen sie, offizielle Landtitel zu erhalten. 167 Familien, die dank
Evakuierungszentren als Schulhäuser
Der Taifun «Haiyan» forderte 6300 Tote.
Um künftig das Leben der Menschen besser zu schützen, bauen HEKS und TFM in
siebzehn Gemeinden auf Panay Island
gemeinsam mit den lokalen Behörden so­
genannte Katastrophenkomitees auf. Solche gab es zwar bereits vor «Haiyan»; da
jedoch das Geld und die personellen Ressourcen INDIEN
für Trainings fehlten, funktionierte der Katastrophenschutz auf Gemeinde­
ebe­ne nur ungenügend. Heute erhalten
die lokalen Komitees von HEKS und TFM
die notwendige Ausbildung und Ausrüstung, sie entwickeln Nothilfepläne und
testen diese bei Simulationsübun­gen.
Ab 2016 werden in vier Gemeinden der
Provinz Capiz vier neue Evakuierungszentren gebaut. Denn die Zahl der bestehenden Schutzbauten ist unzureichend, und
bei vielen ist die Sicherheit bei Überschwemmungen, Schlammlawinen oder
Erdbeben nicht gewährleistet. Die vier
geplanten Zentren sollen im Notfall ins­
gesamt tausend Personen Schutz bieten.
Ansonsten werden sie für Schulzwecke
und Sportaktivitäten genutzt und bieten
Platz für knapp 1300 Schulkinder und
Lehrpersonen.
Mischkulturen und Frühwarnsysteme
Auch auf der Insel Mindanao in der Region Caraga ist HEKS seit dem Jahr 2013
aktiv. Im Jahr 2012 zerstörte der Taifun
«Bopha» die Lebensgrundlage vieler armer Bauernfamilien. HEKS unterstützt
gemeinsam mit seiner Partnerorganisation «Kasangyangan Rural Development
PHILIPPINEN
HEKS-SCHWERPUNKT:
HUMANITÄRE HILFE
PANAY
MINDANAO
Bevölkerungszahl
98,4 Mio.
Geschätzte Zahl ArbeitsmigrantInnen
8 Mio.
Die Philippinen werden regel­
mässig von schweren Natur­kata­strophen heimgesucht. Der
Taifun «Haiyan» im Jahr 2013
kostete über 6300 Menschen das
Leben. Millionen von Menschen
wurden obdachlos und verloren
ihre Lebensgrundlage.
19
RÜCKBLICK
KINDER SINGEN FÜR KINDER
Text Bettina Filacanavo
Fotos Hanspeter Bigler
20
Um sich bei den Spenderinnen und Spendern zu bedanken, haben Kinder von
HEKS-Mitarbeitenden Ende November
den Weihnachtssong «Ensemble» aufgenommen. «Ensemble» ist der Song der
Migros-Spendenaktion, im Original gesungen von 23 bekannten KünstlerInnen
aus der Schweizer Musikszene. Bereits
zum zweiten Mal ist HEKS Partnerhilfswerk der Migros und erhält einen Teil der
Spenden, die die Migros im Rahmen ihrer
Weihnachtsaktion zugunsten von bedürftigen Kindern in der Schweiz sammelte.
Dank der Grosszügigkeit der Schweizer
Bevölkerung konnte die Migros HEKS
1,53 Mio. Franken überweisen. Mit der
Spen­de wird HEKS so­zial benachteiligte Kinder und deren Fami­
lien in der Schweiz unterstützen
und den Kindern einen chancengerechten Einstieg in die Schule
ermöglichen. Wir bedanken uns
ganz herzlich bei der Migros und
allen, die die­se Aktion unterstützt
haben. Unser Dank geht auch an
die Video-Produzentin Julia Brütsch
(www.juliabruetsch.ch) und das Tonstudio (www.brauerei­sound.ch) für die
tolle Zusammenarbeit. Wer das Video
noch nicht gesehen hat, der kann es sich
hier anschauen:
www.heks.ch/weihnachtsgruss
PERSÖNLICH
10 FRAGEN AN NORA WITTCHEN
Nora Wittchen ist dreissig Jahre alt und lebt in Bern. Sie engagiert sich seit vier Jahren als freiwillige
Mitarbeiterin im Integrationsprojekt «HEKS Neue Gärten Bern». In diesem Projekt erhalten Migrantinnen mit einer Flüchtlingsbiografie die Möglichkeit, auf einem Familiengartenareal eine Parzelle
gemeinsam zu bewirtschaften. Nora Wittchen betreut dort jeweils die Kinder, die mit ihren Müttern
den Nachmittag im Garten verbringen.
Text Bettina Filacanavo
Foto Schweizer Illustrierte/Marcel Noecker
Was machen Sie heute beruflich?
Ich unterrichte Deutsch als Zweitsprache
für Kinder einer Primar- und einer Oberstufe und arbeite in der dazugehörenden
Tagesschule.
Was beschäftigt Sie im Moment am
meisten?
Im Moment beschäftigen mich privat vor
allem die Reisevorbereitungen für eine
mehrmonatige Velotour durch Südame­
rika. Und wenn ich über den Horizont der
Fahrradtaschen hinausblicke, frage ich
mich immer häufiger, wann wir Menschen endlich bereit sind, das Geschehen
auf der Welt als ein Ganzes zu betrachten
und das Wohlergehen aller Lebewesen
als oberstes Ziel anzuerkennen.
Wie sind Sie mit HEKS in Kontakt gekommen?
HEKS lernte ich als Kind durch verschiede­
ne Aktionen kennen. Zum Projekt «Neue
Gärten Bern» kam ich vor bald vier Jahren
über die Homepage von HEKS. Damals
suchte ich nach Möglichkeiten, mich für
Migrantinnen und Migranten engagieren
zu können.
Wie wohnen Sie?
Ich wohne mit meinem Partner in einer
Blockwohnung mit Morgen- und Abendsonne und einem im Sommer sehr grünen, wunderschön bewachsenen Balkon.
Wegen der Nähe zur Aare, zu Wäldern
und Feldern und zum Stadtzentrum liegt
die Wohnung für mich ideal.
Was haben Sie gestern gegessen?
Gestern Abend gab es einen leckeren
Chicoréesalat, gedämpften Blumenkohl
mit Polenta und viel Käse.
Was macht Sie glücklich?
Es macht mich glücklich, wenn ich sehe,
dass ich jemandem weiterhelfen kann,
wenn ich im Frühling die ersten Blumen
und Blüten entdecke und wenn ich mit
meiner Familie und meinen Freunden
schöne Momente geniessen darf.
rannte, plötzlich stecken blieb und kopfüber im tiefen Schnee landete.
Was macht Ihnen Angst?
Die Angst und Machtgier vieler Menschen machen mir Angst.
Ein schöner Moment, an den Sie sich
erinnern?
Ein schöner Moment war, nach einer einstündigen Postautofahrt in einem noch
schlafenden Tessiner Bergdorf auf der
Terrasse eines Restaurants einen Kaffee
und die Vorfreude auf eine wunderschöne Wanderung zu geniessen.
Was bringt Sie zum Lachen?
Im Moment kann ich herzhaft lachen,
wenn ich daran denke, wie ich vor kurzem einen verschneiten Hang hinunter-
Was ist Ihr grösster Wunsch?
Ich wünsche mir, dass wir alle ein «Miteinander» anstreben und mit allen Lebewesen respektvoll umgehen.
21
PATENSCHAFT
STARTHILFEN FÜR FRAUEN
70 Prozent der Menschen, die weltweit in extremer Armut leben,
sind Frauen. Häufig müssen sie für den Lebensunterhalt ihrer Familien aufkommen. In Senegal leben viele von ihnen von der Sammelwirtschaft. Ihre Einkommensgrundlage ist aber bedroht.
Text Olivier Schmid
Foto HEKS/Karin Desmarowitz
An der «Petite Côte», in der Umgebung
von Senegals Hauptstadt Dakar, sam­meln
die Frauen seit Jahrzehnten Heilpflanzen
und Wildfrüchte, die sie trocknen, verarbeiten und auf den lokalen Märkten verkaufen. Weil für die Holzkohlegewinnung
aber seit Jahren exzessiv Raubbau betrieben wird, sind von den ehemals aus­ge­
dehnten Wäldern nur kleine Flächen übrig geblieben. Die ursprünglich grosse
Pflanzenvielfalt ist weitgehend verschwunden, der Boden von Erosion bedroht.
Ohne den Schutz und die Wiederaufforstung der Wälder und Wildpflanzen verlieren die Frauen ihre Einkommensgrundlage. HEKS unterstützt darum zusammen
mit seiner lokalen Partnerorganisation
«Association d’actions concertées pour
l’entraide et la solidarité» (ACCES) Frauen­gruppen dabei, offizielle Landtitel für
brachliegendes Gemeindeland zu erhal-
22
ten. 1500 Frauen aus 19 Dörfern wan­deln
das Land unter fachlicher Anleitung in
geschützte Allmenden, so genannte «aires proté­gées», um. Sie legen Baumschulen an und ziehen einheimische Baumsetzlinge und Pflanzen auf, die vom Aussterben bedroht sind. Schutzhecken
schützen die jungen Pflanzen vor Wind,
Erosion und Kleintieren.
Ziel ist es, dass die Frauen mit den geernteten Früchten, Blättern, Samen, Baumrinden und Sträuchern ihr Einkommen
sichern. Die Bewässerung der Allmenden
ist jedoch sehr aufwändig. Die Frauen
müssen viele Kilometer laufen, um Wasser zu holen. HEKS und ACCES haben
deshalb sechs Brunnen gebaut, um den
Frauen die Bewässerung der Jungpflanzen in den geschützten Allmenden zu er­
leichtern. Zusätzlich erhalten acht Frauengruppen Kleinkredite zu günstigen Konditionen. Diese nutzen die Frauen als
Startkapital für den Handel mit ihren
Produkten: Sie verkaufen Tee und Heilpflanzen, aber auch selbst hergestellte
Seife und gefärbte Stoffe. Weiterbildungen unterstützen die Frauen dabei, ihre
Produkte rentabel zu verarbeiten und zu
vermarkten.
WERDEN SIE PATIN
ODER PATE!
Mit einer Patenschaft «Starthilfe für
Frauen» für 360 Franken im Jahr verhelfen Sie Frauen zu mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität: HEKS und
seine lokalen Partnerorganisationen
fördern die Alphabetisierung, Vernetzung und Weiterbildung von Frauen
oder geben ihnen ein Startkapital, damit sie eine Geschäftstätigkeit aufbauen können. Aus dem Erlös kaufen die
Frauen Kleider für die Kinder, bezahlen
Schul- oder Gesundheitskosten und entwickeln ihr Geschäft weiter. Weitere
Informationen zur Patenschaft sowie
einen Einzahlungsschein finden Sie in
der Beilage.
Kontakt: Jeannette Voegeli, Tel. direkt
044 360 88 08, [email protected].
AKTUELL
HEKS-Benefizkonzert
in der Tonhalle
Winterhilfe für Flüchtlinge
in Serbien
Wir freuen uns, unseren Spenderinnen
und Spendern dieses Jahr mit der weltweit gefeierten Janáček Philharmonie
Ostrava unter dem Dirigat von Heiko
Mathias Förster ein Musikerlebnis der
besonderen Art präsentieren zu können.
Gönnen Sie sich diesen wundervollen
Konzertabend und unterstützen Sie damit gleichzeitig bedürftige Familien auf
der Flucht. Das Sinfonieorchester besteht
aus rund hundert erstklassigen Musikerinnen und Musikern und ist in Ostrava,
Tschechische Republik, beheimatet. Mit
dem geschmeidigen Klang seiner Streicherinnen und Streicher und dem treibenden Bläser-Ensemble hat das Orchester Weltruhm erlangt. Heiko Mathias
Förster wurde schon mit 23 Jahren zum
Chefdirigenten des Brandenburger Theaters ernannt. Als Gast dirigierte er zudem Or­chester auf der ganzen Welt. Seit
2014 leitet er die Janáček Philharmonie
Ostrava. Das Orchester spielt Werke von
Be­dřich Smetana, Adrian Enescu, Johann
Strauss jun., Franz Liszt und Antonín
Dvořák.
Die Kälte macht den Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Europa zu schaffen.
Konnten sie im Sommer noch draussen
in Parks oder auf einem Feld übernachten, sind sie bei tiefen Temperaturen
dringend auf feste Unterkünfte angewiesen. HEKS leistet seit September
2015 gemeinsam mit seiner Partnerorganisation «Ecumenical Humanitarian Organisation» (EHO) Soforthilfe in Serbien.
Während der Wintermonate unterstützt
HEKS die Flüchtlinge zusätzlich mit warmer Kleidung und stellt Unterkünfte in
der Umgebung von Šid (serbisch-kroatische Grenze) zur Verfügung. Kurzfristig
konnten HEKS und EHO mithelfen, das
Motel «Adaševci» als Empfangszentrum
für die Flüchtlinge einzurichten EHO verteilt im Empfangszentrum Adaševci sowie in Bussen und Zügen täglich 1200
bis 2000 Hilfspakete. Die Pakete enthalten Nahrungsmittel, Wasser sowie Hygieneprodukte. Verteilt werden zudem
De­cken, Rucksäcke, Socken, Schuhe, Un­
terwäsche, Mützen, Handschuhe, warme Jacken und Decken. Das EHO-Medical-Team leistet Erste Hilfe, verarztet
Wunden und verteilt Medikamente.
SAMSTAG, 23. APRIL 2016, 19.30 UHR
Tonhalle Zürich, Grosser Saal
Tickets sind erhältlich: in der Tonhalle,
bei Musik Hug, im Musik­haus Jecklin oder
bei Jelmoli in Zürich. Online-Bestellungen:
www.tonhalle.ch, Billettkasse:
044 206 34 34
Weitere Informationen:
www.heks.ch/soforthilfe-serbien
SPENDENKONTO 80-1115-1,
VERMERK «FLÜCHTLINGE WELTWEIT
UND IN DER SCHWEIZ»
Filmtipp
Der Film «La buena vida» erzählt den
Kampf der indigenen Wayúu um ihr Dorf
Tamaquito im kolumbianischen Regenwald. Der grösste Kohletagebau der
Welt, hinter dem mächtige Rohstoffkonzerne wie «Glencore» stehen, frisst sich
immer näher an ihre Siedlung heran.
Doch die Wayúu wollen sich nicht kampf­los umsiedeln lassen und misstrauen den
Versprechungen der Minenbetreiber auf
ein «besseres» Leben in modernen Häusern mit Stromversorgung. Es beginnt
ein Kampf David gegen Goliath ...
Der Film dokumentiert auf eindringliche
Weise die Situation im Norden Kolumbiens, wo auch HEKS Dorfgemeinschaften
unterstützt, die vom Kohletagebau bedroht sind und zur Umsiedlung gezwungen werden.
«LA BUENA VIDA» LÄUFT SEIT DEM
21. JANUAR 2016 IN VERSCHIEDENEN
KINOS IN DER DEUTSCHSCHWEIZ
Foto-Ausstellung
Um die Integration von Flüchtlingen zu
fördern, mietet HEKS in verschiedenen
Gemeinden und Städten Gartenparzellen in öffentlichen Familiengartenare­alen
und bearbeitet diese gemeinsam mit den
Flüchtlingen. Die Gärten sind zugleich
Ar­beitsort und sozialer Treffpunkt. Die
MigrantInnen pflanzen Blumen und Gemüse, lernen den biologischen Gartenbau kennen, können sich mit anderen
Menschen über das Leben in der Schweiz
austauschen und dabei ihre Deutschkenntnisse verbessern. Schweizweit bestehen zurzeit mehr als dreissig Gärten.
Die Wanderausstellung erzählt, wie die
gemeinsame Gartenarbeit und Gespräche helfen, Vertrauen zu gewinnen und
das Fremde kennen und schätzen zu lernen.
ERÖFFNUNGSFEIER UND VERNISSAGE:
«IN DER NEUEN HEIMAT WURZELN
SCHLAGEN», 11. MÄRZ 2016, 18 UHR
Pauluskirche, Blumenrain 24, 2503 Biel
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Falls sie sich
Fragen, ob
spenden
sinn macht,
Fragen sie ihn.
www.fragen-sie-ihn.ch
Im Kleinen Grosses bewirken.
PC 80-1115-1
www.heks.ch