Artikel zur Expo 2027 in Thurgauer Zeitung vom 12

Samstag, 12. September 2015
Thurgau&Ostschweiz
19
Freude über das Expo-Konzept
Die Oberthurgauer Stadtammänner nehmen das am Donnerstag vorgestellte Konzept für die
Expo 2027 positiv auf. Dem Seeufer von Romanshorn bis Rorschach kommt darin eine
besondere Rolle zu. Zurückhaltender fällt die Reaktion in Frauenfeld und Kreuzlingen aus.
David Bon
Stadtpräsident Romanshorn
Wir haben uns sehr gefreut! Dass
wir wegen der günstigen Verkehrslage im Rennen liegen,
ahnten wir schon. Aber dass wir
der Thurgauer Hauptstandort
für die Expo 2027 werden sollen,
kam wirklich überraschend. Wir
sehen das als Chance und denken, dass wir auf einem guten
Weg sind. Vor allem gibt es uns
Fahrt. Bei der Hotelfrage geht es
bisher langsam voran. Kommen
mehr Besucher in die Stadt, ist es
für einen Investor lohnender,
sich an einem Hotel zu beteiligen. Auch beim SBB-Lagerhaus,
das schon lange Zeit leer steht,
kann es rascher vorwärtsgehen.
Ich bin überzeugt, dass auch die
Besitzer sich motivieren lassen
von der Expo. Ideen für die Bespielung der Stadt Romanshorn
haben wir auch schon. Als Highlight wünschen wir uns eine
Plattform draussen im Bodensee, einen Leuchtturm.
Markus Wallner
Landeshauptmann
von Vorarlberg
Andreas Netzle
Stadtpräsident Kreuzlingen
Auf den ersten Blick scheint die
Idee der «Expedition 2027» reizvoll zu sein. Beim heutigen Stand
der Information ist jedoch noch
nicht erkennbar, was neben den
drei Hauptorten Romanshorn,
Winkeln und Säntis geschehen
soll und was die Rolle der anderen Orte am See und in der
Ostschweiz sein könnte. Wäre
das – jetzt viertplazierte – Projekt
«La Suisse Orientale» gewählt
worden, wäre Kreuzlingen die
Hauptrolle mit einer grossen
Seebühne zugekommen. Ich
kann mir vorstellen, dass Kreuzlingen mit dem Siegerkonzept
eine Rolle als ein «Einstiegsort»
bekommt. Was das genau heisst,
muss noch geklärt werden.
Visualisierung: Hosoya Schaefer Architects
Die Expo träumen: Romanshorn wird mit seinem Hafen laut dem Siegerkonzept Hauptstandort des Expo-Teils «Seelandschaft».
einbringen wollen. Die Oberthurgauer Gemeinden sind bereit für die Expo. Ich freue mich
über dieses Konzept und freue
mich darauf, bei der Umsetzung
zu helfen. Wenn alles gutgeht,
werde ich die Planungen für die
Expo bis zum Schluss begleiten
und die Eröffnung der Landesausstellung noch in meiner aktiven Amtszeit erleben können.
Expo am See werden soll, ist
nachvollziehbar. Die Stadt ist ein
Verkehrsknotenpunkt und hat
einen grossen Hafen. Jetzt müssen Ideen für diesen Standort
entwickelt werden. Hier werde
ich mich einbringen. Anzustreben ist, dass neue Bauten nicht
nur für die Expo erstellt werden,
sondern anschliessend einer
definitiven Nutzung zugeführt
werden können. So können die
Kosten für die Expo tief gehalten
werden. Möglich wäre zum Beispiel, die SBS-Werft für die Expo
zu nutzen. Auch der grosse SaalPavillon eines allfälligen neuen
Hotels am Hafen könnte für die
Ausstellungsdauer der Expo zur
Verfügung gestellt werden.
Hermann Hess
Vorstandsmitglied Expo-Verein
Andreas Balg
Stadtpräsident Arbon
Es ist sehr erfreulich, dass
der Oberthurgau eine derart
wichtige Rolle im Expo-Konzept
spielt. Dass Romanshorn eine
besondere Bedeutung zukommt,
bietet sich aufgrund seiner geographischen Lage an. Das muss
uns in Arbon nicht neidisch machen. Was Romanshorn nützt,
nützt dem ganzen Oberthurgau.
Auch Arbon wird Teil der Expo
sein. Unsere Stadt hat grosse
freie Flächen, die wir als Arteplages für die Landesausstellung
www.thurgauerzeitung.ch
erfolgreichen Realisierung der
Expo 2027 zu leisten. Der Bodensee wird damit abermals zum
zentralen Verbindungselement
und definiert die angrenzenden
Länder und Kantone als einen
gewachsenen und zusammengehörenden Lebens-, Natur- und
Kulturraum. Darüber hinaus hat
die Landesausstellung das Potenzial, die internationale Wirtschaftsregion Bodensee als Modellregion für nachhaltige und
intelligente Entwicklung zu präsentieren und die herausragende
Innovations- und Wirtschaftskraft der Raumschaft widerzuspiegeln.
Der Verein Expo 2027 BodenseeOstschweiz hatte mit dem Konzeptwettbewerb nur am Rande
zu tun. Das Siegerkonzept hat
sicher grosses Potenzial, auch
wenn es noch viel Raum lässt.
Jetzt muss es mit Ideen gefüllt
werden. Mir gefällt, dass es
auf die drei Landschaftstypen
«Berg», «Stadt» und «See» setzt.
Das Konzept zeigt auch, dass es
nicht nötig ist, für die Expo
grosse Verkehrsinfrastrukturen
neu zu bauen. Es bezieht die
bestehenden Eisenbahnverbindungen ein. Die Linien muss
man nur intensiver nutzen und
den Fahrplan anpassen. Dass
Romanshorn Hauptstandort der
Anders Stokholm
Stadtpräsident Frauenfeld
Die Stadt Frauenfeld kommt auf
der Karte des Siegerkonzepts
zwar nur ganz aussen, oben links
vor. Ich gehe aber davon aus,
dass man an der Kantonshauptstadt nicht vorbeikommen wird.
Das Konzept ist noch nicht sehr
konkret. In den nächsten zwölf
Jahren bis zur Expo-Eröffnung
wird noch vieles geschehen. Die
Stadt Frauenfeld wird sich aktiv
in die Planungen einbringen.
Durch die eidgenössischen Feste
haben wir eine grosse Erfahrung
mit Grossanlässen. Wir haben
auch die Infrastruktur dazu.
Frauenfeld könnte in der Expo
eine Rolle spielen als Ort für einzelne Veranstaltungen oder als
Ort fixer Ausstellungen.
Thurgau könnte sich gut in die
Expo-Planungen einbringen.
Winfried Kretschmann
Ministerpräsident
von Baden-Württemberg
Matthias Mölleney
Präsident Think Tank Thurgau
Das Konzept gefällt mir sehr gut.
Ich finde das eine tolle Idee. Der
Think Tank Thurgau hätte hier
Anknüpfungspunkte.
Unsere
Vision ist, Wissenschaft und Forschung erlebbar zu machen. Das
würde sehr gut in dieses ExpoKonzept hineinpassen. Der
Think Tank Thurgau führt jährlich einen Wissenschaftskongress durch, der auch Ausstrahlung für die Öffentlichkeit haben
soll. Ausserdem hat sich der
Think Tank Thurgau mit Fragen
der Landschaft auseinandergesetzt, die im Konzept eine grosse
Rolle spielen. Wir haben uns ja
zum Beispiel thematisch mit der
Energielandschaft Thurgau auseinandergesetzt. Der Think Tank
Mit ihren Landesausstellungen
schafft die Schweiz seit dem Jahr
1883 für jede Generation einen
einzigartigen Rahmen, um über
die Identität der Eidgenossenschaft und über aktuelle politische, wirtschaftliche, kulturelle
und gesellschaftliche Fragen zu
reflektieren. Die Expo 2027 in der
Region
Bodensee-Ostschweiz
macht deutlich, dass die Schweiz
sich selbst mehr denn je als
international vernetztes Land
begreift. Als Ministerpräsident
des Landes Baden-Württemberg
und diesjähriger Vorsitzender
der Internationalen BodenseeKonferenz begrüsse ich ausdrücklich die Absicht der Trägerkantone, die Bodenseeanrainer
in die Konzeption der Landesausstellung einzubeziehen. Dieser grenzübergreifende Ansatz
ermöglicht es Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg und
dem Fürstentum Liechtenstein,
einen konkreten Beitrag zur
Mit ihrem Entschluss, die nächste schweizerische Landesausstellung, die Expo 2027, auszurichten, haben die Ostschweizer
Kantone Appenzell Ausserrhoden, St. Gallen und Thurgau ein
selbstbewusstes und mutiges
Statement abgegeben. Die Umsetzung eines Vorhabens in dieser Grössenordnung mit diesem
Renommée stellt schliesslich
eine sehr grosse Herausforderung dar, finanziell ebenso wie
in organisatorischer und logistischer Hinsicht. Lebensraum,
Landschaft und Ressourcen und
unsere Verantwortung, damit
sorgsam und schonend umzugehen: Mit Blick auf die inhaltliche Konzeption wäre ein Gelingen des visionären Kraftakts
äusserst wünschenswert für die
gesamte Region. So liesse sich im
Rahmen der Schau etwa auch
die stark ausgeprägte grenzüberschreitende Kooperation im
Bodenseeraum zum Thema machen. Beim Projekt Expo 2027
handelt es sich damit um eine
grosse Chance. Den beteiligten
Partnerkantonen wünsche ich
am Weg zur Landesausstellung
die nötige Hartnäckigkeit und
die erforderliche Ausdauer.
Zur gelungenen inhaltlichen
Schwerpunktsetzung gratuliere
ich herzlich.
Martin Zimmermann
Geschäftsführer WWF
St. Gallen und beider Appenzell
Noch ist die Expo 2027 eine Idee,
ein Konzept – und kein konkretes
Projekt. Es ist daher heute
schwierig zu beurteilen, ob sie
ihren Anspruch, nachhaltig zu
sein, wird einlösen können.
Grundsätzlich ist es aber schön,
dass die Landschaft ins Zentrum
gerückt wird. Der Landschaftsansatz der Expo birgt eine Gefahr: Bestimmte Gebiete wie Natur- und Landschaftsschutzgebiete müssen geschont werden.
Ob sie überhaupt gefährdet wären, wissen wir heute noch nicht.