Die Ostschweiz bricht mit «Expedition 27» zur Expo auf

Freitag, 11. September 2015
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20 GE
27
Nr. 211/AZ 8501 Frauenfeld
CHF 3.50 / € 4.–
www.thurgauerzeitung.ch
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Er füllt tote Tiere mit ewigem Leben
Gastro-Vertrag gescheitert
Hanspeter Greb ist Tierpräparator. Eisbären, Löwen, Tiger
und Affen hat er in Busswil schon ausgestopft. Aber sein
Lieblingstier ist ein einheimisches.  THURGAU LOKAL 37
Peter Schildknecht hat sich als
Partner der Stadt Arbon
zurückgezogen.  ARBON 39
Bodan-Areal: Neuer Besitzer
Erst im März kaufte die Allreal das
Grundstück. Nun geht es schon an
die AXA.  ROMANSHORN 41
KOMMENTAR
THURGAU
Alles –
nur keine
Nabelschau
WEINFELDEN
Ideensuche für ein
lebendiges Zentrum
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SIEGERSHAUSEN
Die Strähl Käse AG
feiert Jubiläum
D
AADORF
Kanton will keinen
Fussgängerstreifen
Salzkorn
Stehplätze sind in der Regel
nicht unbedingt begehrt, etwa
im öffentlichen Nah- und Fernverkehr oder auf der hinteren
Plattform von Müllfahrzeugen.
Anders verhält es sich indes an
bestimmten Veranstaltungsorten. Die oft euphorischsten
Fans und die grössten Fachleute
drängen sich gerade auf den billigen Stehplätzen. Von dort
dröhnt der leidenschaftlichste
Beifall für eine Darbietung.
Das ist nicht nur auf den
Rängen einer Fussballarena so.
Immer häufiger werden auch
Besucher im Parkett von Tonhallen oder Theatern ihrer Begeisterung dann gewahr, wenn
sie demonstrativ ihre teuren Sitzplätze stehenden Fusses verlassen. Bezeugen doch die sogenannten Standing Ovations, wie
kennerhaft ein Publikum jubelt.
Und wenn trotzige Sitzenbleiber Applaus nicht zwanghaft im
Stehkonvent spenden wollen?
Wenn sie von frohlockenden
Stehaufmännchen und -weibchen getadelt werden? Dann
sollten sie’s mit dem standhaften Luther halten. Der Situation
angepasst: «Hier sitze ich! Ich
kann nicht anders.»
W.W.
Visualisierung: Hosoya Schaefer Architects
Der Berg, einer der drei Landschaftsräume des Siegerprojekts – Herkunft und Sehnsucht, Mythos und Gegenwart.
Die Ostschweiz bricht mit
«Expedition 27» zur Expo auf
REGULA WEIK
HEIDEN. Die Expo 2027 in der
Region Bodensee-Ostschweiz erhält erste Konturen: Die drei Trägerkantone Appenzell Ausserrhoden, St. Gallen und Thurgau
haben gestern das Siegerkonzept
«Expedition 27» vorgestellt. Es ist
eine Kooperation von Hosoya
Schaefer Architects, Plinio Bachmann und Studio Vulkan; die
Federführung hat der Zürcher
Architekt Markus Schaefer.
siere auf die drei Landschaftsräume Berg, Kreuzung/Stadt
und Küste – «sie geben gemeinsam der Ostschweiz ihr charakteristisches Gepräge», so Eisinger. Die Landschaftsräume werden durch drei Eisenbahnringe
verbunden.
Markus Schaefer versteht die
nächste Landesausstellung als
«Expo des Lebensraums». Er erhofft sich davon den Anstoss zu
Drei Landschaftsräume
«Expedition 27» wurde aus
über 60 Beiträgen ausgewählt.
Das Konzept habe aus allen
Ideen herausgestochen, so Jurypräsident Angelus Eisinger. Das
Projekt sei «visionär und mutig,
praktikabel und umsichtig zugleich». «Expedition 27» fokus-
Kunden sollen nicht drei
Tage auf Einkauf verzichten
FRAUENFELD. Der Trend geht da-
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hin: 24 Stunden am Tag, sieben
Tage die Woche sollen Ladengeschäfte geöffnet haben. Nun
folgen an Weihnachten drei
Sonntage
aufeinander.
Die
Grossverteiler Migros und Coop
wollen das ihren Kunden nicht
zumuten und werden am Sonntag, 27. Dezember, einige Filialen
öffnen. Die Detaillisten in Frauenfeld ziehen mit, anders sieht
es in Romanshorn und Kreuzlingen aus. Das gleiche Szenario
spielt sich an Neujahr ab. Auch
da folgen drei Sonntage aufeinander. Migros und Coop wollen
wiederum öffnen. Die Frauenfelder Detaillisten machen nicht
 THURGAU 20
mehr mit. (red.)
einer breiten Diskussion, wie wir
künftig mit dem Lebensraum
Schweiz umgehen möchten.
Bewerbungsdossier ausarbeiten
Auf der Basis des Siegerprojekts arbeiten die Trägerkantone
nun das Bewerbungsdossier zuhanden des Bundes aus. Es umfasst eine Machbarkeitsstudie
und klärt die Kosten einer Expo
2027 ab.
 THEMA 2 + 3/BEILAGE
ie Landesausstellung
2002 im Dreiseenland
ist in den Köpfen noch
stark präsent. Entsprechend
gross waren die Erwartungen,
der gestern aufgelöste Wettbewerb werde bereits Vergleiche
mit den Arteplages von Biel,
Neuenburg und Murten ermöglichen. Diese Erwartungen wurden enttäuscht – denn sie waren
falsch. Gefragt waren in dieser
Phase erst Konzepte, nicht Projekte. Die anstehenden Abstimmungen in den Kantonen Thurgau und St. Gallen sind darum
auch nur vordergründig Kreditentscheide. Es geht um die
Grundsatzfrage «Expo in der
Ostschweiz: Ja oder Nein?»
«Expedition 27», der Name
des erstrangierten Konzepts, ist
Programm und Versprechen zugleich. Es zeichnet klare räumliche Umrisse und schlägt örtliche Schwerpunkte vor, lässt
inhaltlich aber nahezu alles
offen. Die Küsten-, die Stadtund die Berglandschaft lassen
sich auf unterschiedlichste Art
mit Leben füllen und können
damit auch unterschiedlichsten
Bedürfnissen gerecht werden.
Wenn es dereinst um konkrete Projekte geht, sollen die
Planer mit möglichst wenig Vorgaben behelligt werden. Eine
allerdings ist unabdingbar: Die
Expo 2027 darf keine Nabelschau werden. Eine Region, die
sich gerne ihrer Lage im Dreiländereck rühmt, muss die angrenzenden Länder mitnehmen.
Eine Expo über den See, nicht
mit dem Rücken zum See.
Silvan Lüchinger
ytagblatt.ch
BLOCHER
Neuer Anlauf
für Turmhof
Als Historiker auf Tournée
STECKBORN. Nach der Einigung
zwischen
Heimatvereinigung
und Stiftung Turmhof Anfang
Jahr ist der Weg frei für ein neues
Bauprojekt. Es handelt sich um
eine Sanierung mit 4,5 Millionen
Franken Bausumme. Wohnungen sollen zur Eigenfinanzierung
beitragen. Der Kultur gehören
Hof und Foyer. (red.)
Christoph Blocher zieht seit
ein paar Jahren als Historiker
durch das Land. Er redet über
längst verstorbene Persönlichkeiten wie Ulrich Ochsenbein oder Jeremias Gotthelf.
Der Publikumsaufmarsch ist
der gleiche wie früher: Die
Leute füllen die Hallen, wenn
er spricht. Dennoch überlässt
Christoph Blocher nichts dem
Zufall. Im Interview mit der
Thurgauer Zeitung erklärt er,
weshalb er am 19. September
im Thurgauerhof in Weinfelden auftritt. Und weshalb er
sich für Johann Konrad Kern,
Adolf Dietrich und Alfred
Huggenberger
entschieden
 THURGAU 19
hat. (da)
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2 Thema
Expo 2027
Jetzt wird es konkret
Vertiefung, Konkretisierung, Finanzierung: Das sind die nächsten Planungsschritte der Expo 2027.
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2011 Die drei Trägerkantone Appenzell
Ausserrhoden, St. Gallen und Thurgau
unterzeichnen eine Absichtserklärung
– sie wollen Gastgeber einer nächsten
Landesausstellung 2027 sein.
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2013 Die Trägerkantone definieren ihre
Leitideen für die Expo 2027. Darauf
baut der Konzeptwettbewerb auf.
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2014 Von Mai 2014 bis Juli 2015 wird
der international ausgeschriebene Konzeptwettbewerb durchgeführt. 60
Teams nehmen teil.
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2015 Die Regierungen der drei Trägerkantone beantragen ihren Parlamenten
Kredite von insgesamt 8,8 Millionen;
700 000 Franken sollen Dritte beisteuern. Im Frühherbst wird das Siegerprojekt präsentiert. Die Trägerkantone
erstellen nun in Zusammenarbeit mit
dem Siegerteam das Bewerbungsdossier zuhanden des Bundes. Es soll
Fragen zur Machbarkeit und Finanzierung beantworten.
Freitag, 11. September 2015
«Das Konzept lässt Raum»
Das Siegerkonzept für die Expo 2027 enthalte bewusst noch keine Details, sagt Carmen Haag, die Vorsitzende des
Expo-Steuerungsausschusses. Auch im Hinblick auf die Abstimmungen dürfe man sich jetzt nicht in Details verlieren.
CHRISTOF WIDMER
Frau Haag, was überzeugt Sie am Siegerkonzept für die Expo 2027?
Carmen Haag: Die Nähe der Spielorte zueinander. Damit verbunden ist auch die
bereits gut durchdachte Frage der Erschliessung. Mich überzeugt auch, dass
sich die Eingriffs-Tiefe im Rahmen hält.
Das Konzept sieht keine Monumentalbauten vor.
Das Konzept hat als Überthema die Landschaft als Lebensraum. Lässt sich das mit
Inhalten füllen, die 2027 dem dannzumaligen Zeitgeist noch entsprechen?
Haag: Ja. Wir haben ja erst ein Konzept,
das noch vertieft werden soll. Man will
Platz lassen, um Aktualitäten aufnehmen zu können. Ich bin überzeugt, das
Konzept lässt Raum, um Themen aufzugreifen, mit der sich die Schweizer Bevölkerung 2027 beschäftigt.
Das Konzept liefert erst Umrisse. Was der
Expo 2027 noch fehlt, ist das Gesicht –
wie der Monolith von Murten oder die
Wolke von Yverdon bei der Expo 02. Können Sie Ihrer Expo schon ein Gesicht geben?
Haag: Man hält sich immer gern an
Details. Die sind im Konzept noch nicht
vorgesehen. Das macht es etwas
schwierig. Wir hatten andere Wettbewerbsbeiträge, die schon sehr konkret
waren. Das war aber unserseits gar
nicht gefragt.
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2016 Im Sommer werden die Thurgauer Stimmberechtigten – und aller
Voraussicht nach auch die St. Galler –
Das Konzept nennt immerhin Standorte
wie Romanshorn, Heiden oder Winkeln.
Sind diese Gemeinden einbezogen worden?
Haag: Die Standorte sind einzig und
allein von den Konzeptmachern entwickelt worden.
Bild: Michel Canonica
An der Medienkonferenz (v. r.): Jurypräsident Angelus Eisinger, Regierungsmitglieder Marianne Koller, Carmen Haag, Beni Würth.
Das heisst, dass jetzt der Romanshorner
Stadtpräsident aus allen Wolken fällt?
Haag: Das nehme ich an.
Die Inhalte der Expo werden noch erarbeitet. Dafür braucht es Geld. Im Thurgau,
voraussichtlich auch in St.Gallen, gibt es
eine Volksabstimmung zur Finanzierung
der nächsten Phase. Sind die Abstimmungen mit diesem Konzept zu gewinnen?
Haag: Es muss uns gelingen, weg vom
Detail zu gehen. Wenn wir uns in den
Details verlieren, laufen wir Gefahr, dass
das eine gegen das andere ausgespielt
wird. Es muss uns möglich sein, die Idee
eines Gesamt-Ostschweizer-Projekts zu
vermitteln. Dann wird es uns gelingen,
die Abstimmung zu gewinnen.
Die Abstimmung im Thurgau wird im
Frühling oder Sommer stattfinden. Das
bedeutet ein halbes Jahr Verzögerung. Lässt
sich der Zeitplan für die Expo einhalten?
Haag: Wir haben einen engen Zeitplan.
Wir werden vor der Abstimmung so viel
wie möglich intern vorbereiten, damit
wir danach Zeit aufholen können. Im
Moment gehe ich davon aus, dass das
Endziel nicht in Frage gestellt ist.
Die Expo wird am 6.Mai 2027 eröffnet.
Haag: Ja, der 6. Mai 2027 steht.
Was die Kosten der Landesausstellung für
die drei Trägerkantone betrifft, ist nicht
mehr von einem dreistelligen Millionenbetrag die Rede, sondern von 90 Millionen
Franken. Dies, weil es auch Einnahmen
und Sponsoring gebe. Ist das realistisch?
Haag: Das wird das Finanzierungskonzept zeigen, das Teil der Machbarkeitsstudie ist. Der Bund wünscht, dass die
Kantone mindestens 6 Prozent der Kosten übernehmen. Geht man von 1,5 Milliarden Franken aus, macht das 90 Millionen. Das wäre zu stemmen. Aber es
braucht viele Besucher, die Eintritt zahlen. Und es braucht Firmen, die weit
voraus Sponsoringbeiträge zusichern.
Erst eine Idee – die Inhalte folgen
an der Urne grundsätzlich Stellung
nehmen können zur Idee einer Landesausstellung im Raum Bodensee-Ostschweiz.
Der Schleier ist gelüftet, das Siegerkonzept bekannt. Die Konturen der nächsten Landesausstellung bleiben dennoch unscharf.
Die Verantwortlichen erklären, weshalb dies so sein muss, und ziehen Vergleiche mit der Expo 02.
REGULA WEIK
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2019 Spätestens 2019 wollen die Trägerkantone beim Bund ihre offizielle
Bewerbung einreichen.
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2027 Die Expo 2027 wird eröffnet. Es
werden zehn Millionen Besucherinnen
und Besucher erwartet.
Der Schleier soll gelüftet werden. Jener
über der Expo 2027. Der Ort dazu ist
wohl überlegt ausgewählt: Heiden – mit
Blick ins Expo-Land, ins St. Gallische, in
den Thurgau, auf den Bodensee. Doch
dann legt sich ein Schleier über die
Landschaft. Sie habe es sich auch «amächeliger» vorgestellt, sagt Marianne Koller, Ausserrhoder Regierungsrätin – und
meint das Wetter, nicht das Siegerprojekt.
«Ein kleines Stück näher gerückt»
Mit der Kür des Siegerkonzepts rücke
die nächste Landesausstellung in der
Ostschweiz «ein kleines Stück» näher,
sagt Carmen Haag, Thurgauer Regie-
Bodensee
rungsrätin und Vorsitzende des Projektausschusses Expo 2027. Und weiter:
«Konzepte sind keine detaillierten Projekte.» Die konkreten Inhalte und das
Gesicht der Expo 2027 würden in den
nächsten Schritten entwickelt. Dies an
die Adresse jener, die konkrete Projekte
erwartet hatten, eine Wolke wie in Yverdon oder einen Monolithen wie in Murten an der Expo 02. Übrigens: Wolke
und Monolith waren zwölf Jahre vor Eröffnung der letzten Expo auch noch
nicht bekannt. Und beide gibt es heute
nicht mehr.
Das wollen die Macher einer Expo in
der Ostschweiz verhindern. Die Themen, die Diskussionen, die Prozesse sollen über 2027 hinaus nachhallen. Und
anders als im Drei-Seen Land soll die
Romanshorn
Landschaft nicht Staffage, sondern erlebter, bereister, erfahrener Raum sein.
Die Idee hinaustragen
«Es braucht Bilder, um begeistern zu
können», antwortet Carmen Haag auf
die Frage, wann die Ostschweiz endlich
beginne, auch die restliche Schweiz von
ihrer Idee zu überzeugen. Mit dem Siegerkonzept lägen nun erstmals mögliche Ideen und Vorstellungen auf dem
Tisch, die nun auch hinausgetragen
würden. «Heute ist der Startpunkt dafür», so die Thurgauer Regierungsrätin.
Die Expo 02 habe «Phasen vieler Ankündigungen und lange wenig Konkretes» gehabt, fügt der St. Galler Regierungspräsident Beni Würth an. Mit dem
Siegerkonzept und den nun folgenden
Arbeiten sei die notwendige «Substanz»
vorhanden, um aufzuzeigen, wo der
Mehrwert einer Expo in der Ostschweiz
für die Schweiz liege.
Ist eine Landesausstellung in einer
zunehmend digitalisierten Welt kein
Anachronismus? Beni Würth verneint.
Was hält uns zusammen? Was trennt
uns? Es stehe der Schweiz gut an, sich
periodisch diese Fragen zu stellen.
Nach Abschluss der Medienkonferenz hat sich der Nebel verzogen. Das
Expo-Land jedoch bleibt milchig, wie
mit einem Weichspüler gezeichnet –
ohne scharfe Konturen. Genauso wie
die Expo 2027 und das Siegerkonzept.
Wie hatte es Jurypräsident Angelus
Eisinger erklärt: «Keine akademische,
vielmehr eine notwendige Abstraktheit.»
Winkeln
Seelandschaft
Visualisierung: Hosoya Schaefer Architects
Schnitt durch die Expo-Landschaft mit den drei Räumen Küste, Kreuzung und Berg und einzelnen vorgeschlagenen Spielorten.
Thema 3
Freitag, 11. September 2015
Der Säntis liegt am Meer
Die «Expo des Lebensraums» und ihre grosse Erzählung um Berg, Kreuzung, Küste
verspricht eine vielstimmige Spurensuche auf dem Gebiet der «Humangeographie».
MARCEL ELSENER
Noch immer nichts Konkretes! Man hört
sie schon, die enttäuschten Stimmen.
Wer nach vermeintlichen Pflöcken
greift, nach dem Pier in Romanshorn
oder der Gondelbahn in Winkeln,
kommt nicht weit. Zu früh, wird betont,
viel zu früh sei es, die Expo 2027 in Gestalten, Inhalten, Namen zu skizzieren.
Obschon, ein Name steht fest bei dieser
«Expedition 27»; eine zentrale Figur, ein
Aufhänger oder mindestens ein Schutzpatron: Eduard Spelterini. Am 2. Juni
2027, mitten in der Expo-Zeit, jährt sich
der 175. Geburtstag des St. Galler Ballonfahrers. Und so träumt man sich in Spelterinis Ballon schwebend vom Bodensee zum Säntis, um sich die Spielorte im
Landschaftsraum von Küste, Kreuzung
und Berg vorzustellen, inspiriert von der
Idee des Klosters St. Gallen, «nichts anderes als eine grosse Erzählung».
in der breiten Bevölkerung Verständnis
für den Siedlungsraum zu entwickeln,
dafür, «dass man Teil eines grösseren
Ganzen ist». Die schweizerische Fähigkeit der verdichteten Infrastruktur und
Landschaft im «Stadtgarten Europas»
diskutierte Schaefer jüngst in Venedig –
zusammen mit seiner japanischen Partnerin Hiromi Hosoya war er an der
Architekturbiennale 2014 Gastgeber der
Begleitveranstaltungen im Salon Suisse.
Der erzählte Lebensraum in der spezifischen Landschaft – davon handelt das
moderne angelsächsische Universitätsfach Humangeographie. Prompt beschwört die amerikanische Landschaftsarchitektin Robin Winogrond
vom Studio Vulkan – Teil des auf drei
Säulen gebauten Siegergespanns – die
«Poesie der Landschaft» als Expo-Katalysator und nennt das Zauberwort für
den Erfolg: «Geographical imagination.»
Anstifter, Gastgeber, Treiber
Erzählerisch unterwegs
Aufbruch, Ausflug, Abenteuer – so
will es die Vorstellung des Siegerteams
um den Zürcher Architekten Markus
Schaefer. Versprochen eine Forschungsreise mit offenem Ausgang, noch ohne
Ikonen; einen schwimmenden Ring auf
dem See habe man erdacht und wieder
eliminiert, «weil zu fix und zu komisch»,
sagt Schaefer. Stattdessen biete man
«viele kleine Teilringe, die Ikonen werden könnten, etwa ein Skilift». Wenn
schon, denkt er an die «norwegische
Strategie», Aussichtspunkte zu markieren, «wie mit einem Steg ins Nichts».
Bestenfalls könne im Verlauf der Expo
ein Ort «umgedeutet» werden; Winkeln
wäre als Las Vegas denkbar, Romanshorn als Brighton. Wichtigstes Anliegen:
Die Expedition gilt einer «Erzählwelt»; in Eisenbahnen unterwegs soll
das Publikum Erzählungen «seiner»
Landschaft erleben. Als Schriftsteller
kommen einem Robert Walser, Peter
Weber, Dorothee Elmiger in den Sinn,
als Künstler Roman Signer und Bernhard Tagwerker, namentlich ihre frühe
Zusammenarbeit «Säntis und Bodensee». Und Peter Liechtis Filmwanderung
«Hans im Glück» (2003) liegt nahe, eine
«herausragende Vermessung der mentalen und geographischen Topographie
des Landes» (Christoph Egger).
Taugliche Namen für die Erzählungen im umgebauten Bahnwagen? Man
solle den Begriff «nicht zu wörtlich literarisch nehmen», der «writer’s room» sei
von TV-Serienmachern für eine Autorengruppe erfunden worden, sagt Plinio
Bachmann, «Cheferzähler» des Teams,
es hätten darin Historiker, Soziologen,
Sagenerzähler und mehr Platz. Der Dramaturg, bis vor kurzem Chef der Stadtzürcher Theaterförderung, hat Erfahrung mit mobilen Erzählmaschinen: Er
war 2003 am Zyklus «Das Meer kommt
in die Berge» der Geschwister Peter und
Barbara Weber beteiligt, ein Container
bot zum St. Galler Kantonsjubiläum in
sieben Dörfern rund um den Säntis
reichhaltige «Kulturfracht». Und er
weiss als Drehbuchautor («Der Verdingbub», jetzt «Die Schwarze Spinne»), wie
man populär erzählt: «Wir können nicht
einen literarischen Spaziergang für zehn
Millionen Besucher inszenieren.»
Die Menschen in der Ostschweiz sollen als «Helden» in die Erzählung ihrer
Landschaft eingebunden werden, sagt
Bachmann. Eine «Akademisierung»
weist Schaefer zurück: «Wir haben den
Dialog mit Bürgern, Wanderern, Bauern
noch nicht aufgenommen.» Auch Jurypräsident Angelus Eisinger zweifelt
nicht an der nun erforderlichen Basisarbeit: «Das Team weiss, dass die Expo
in die Herzen und Köpfe der Menschen
kommen muss und diese nicht aufschrecken darf.»
Noch keine Pipilotti, dafür Spelterini
Keine Wolke wie in Yverdon, kein
Cube wie in Murten – von spektakulären
Bauten noch kein Wort. Und selbstverständlich hütet man sich ebenso sehr
vor der Preisgabe möglicher Köpfe, wie
es Pipilotti Rist im Anlauf der Expo 02
war. Wenn es eine Kulturpersönlichkeit
zur Promotion benötige, sei dafür noch
längstens Zeit, sagt Expo-Berater Martin
Bild: ky/Gian Ehrenzeller
Das Hafenareal Romanshorn soll wichtigster «Spielort der Küste» am See werden.
Heller. Köpfe gäbe es genug, wie Felix
Lehner, als Sitterwerk-Leiter in der Jury
installiert, Josef Felix Müller oder «sicher
auch jüngere Kulturschaffende». Heller
freut sich über eine «tolle Weiterentwicklung» seiner Expo 02, die Abschied
nehme von der umzäunten Ausstellung
und erstmals wirklich in der Landschaft
spiele. Er weiss erst recht, dass intellektuelle Planspiele erst ankommen, wenn
sie durch «Hardcore-Arbeit» glaubhaft
realisiert werden: «Die Schweiz will
Glaubwürdigkeit, keine Begeisterung.»
Und er erzählt schmunzelnd ein eigenes
Beispiel: «Ich musste hundert Schafzüchtern am Schwarzsee die Wolke erklären.»
Als Leitfigur halten wir uns vorläufig
mit Vergnügen an Eduard Spelterini,
bürgerlich Eduard Schweizer (!). In der
Person des Bazenheiders, der in Paris
seinen ersten Ballon bauen liess und
später in Belgien und Russland lebte,
laufen wesentliche Motive der Expo-
Forschungsreise zusammen: Internationalität, Grenzüberschreitungen, Pionierhaftigkeit, Showbusiness, Überblick,
Landesvermessung, die Themen Alpen,
Städte und Bodensee – inklusive
Freundschaft mit Graf Zeppelin.
Mit lebhaften Vorträgen vor kolorierten Glasdias begeisterte der vielsprachige Ballonfahrer ganz Europa. Die
NZZ beschrieb Spelterini als «Tausendskerl»; was er «aus den Fahrten in
die Lüfte mit heruntergebracht hat, trägt
er jetzt in zwei Kästen mit sich herum,
bereit, im gegebenen Moment wie Aladin mit der Wunderlampe Schätze zu
zeigen. Schlösser hervorzuzaubern und
Bilder an die Wand zu werfen, die dem
trunkenen Auge unauslöschbar bleiben
werden.» Man betrachte es als Inspiration und Einladung an normale heutige
Ostschweizer, nun wie Aladin-Spelterini
eigene Erzählungen hervorzuzaubern.
Als Ideen-Ballonfahrer. Und man stelle
sich vor: Der Säntis liegt am Meer.
Ostschweizer Landschaft mit Erzählungen füllen
Das Siegerteam des Konzeptwettbewerbs zur Expo 2027 im Raum Bodensee-Ostschweiz stellt die Landschaft ins Zentrum. Der Lebensraum Ostschweiz
soll den Besuchern die Chance bieten, sich auf eine Forschungsreise zu begeben. «Expedition 27» nennt das Siegerteam denn auch sein Konzept.
THOMAS WERNER
Gegen zehn Millionen Besucher sollen
sich an der Expo 2027 in ein Abenteuer
stürzen, in welchem sie selber zu Helden werden. Markus Schaefer und sein
Team wollen mit ihrem Konzept «Expedition 27» nicht Themen auf ein Expogelände bringen, sondern die Expo zu
den Themen im Gelände. Den Raum für
die Forschungsreise soll die Landschaft
der Ostschweiz bieten. Das Siegerteam
sieht diese in drei Landschaftsräume
gegliedert: die Berglandschaft (im Konzept als Berg bezeichnet), die Stadtlandschaft (Kreuzung) und die Seelandschaft (Küste), welche der Ostschweiz
zusammen ihr charakteristisches Gepräge geben.
Jeder dieser Landschaften sind im
Siegerkonzept ein Standort und weitere
noch zu bestimmende Spielorte sowie
ein übergeordnetes Thema in Form
einer Frage zugeteilt. Am Berg sollen
Antworten auf die Frage «Wo kommen
wir her?» gefunden werden. Hier soll in
erster Linie mit ortsgebundenen Ereignissen gearbeitet werden. Vorbild sollen
gemeinschaftsbildende
Traditionen
und Rituale wie Alpaufzug, Schwinget,
Viehschau, Silvester oder Landgemeinden sein.
Planerische Herausforderung
Am anderen Ende soll an der Küste
von Romanshorn bis Rorschach eine
Atmosphäre entstehen, die im Zeichen
des Übergangs, des Ausblicks und der
Urnäsch
Stadtlandschaft
gen unserer Zeit», sagt Angelus Eisinger,
der Jurypräsident des Expo-Wettbewerbs und Direktor der Regionalplanung Zürich und Umgebung (RZU).
Unterwegs mit Expo-Zügen
Bild: Michel Canonica
Markus Schaefer
Federführende Person
im Siegerteam
grenzenlosen Weite steht – mit der
Frage «Wo wollen wir hin?». Dazwischen
liegt die Kreuzung. In St. Gallen Winkeln, wo sich die Infrastrukturstränge
von A1, Kantonsstrasse und Bahnlinie
Bild: Michel Canonica
Angelus Eisinger
Jurypräsident des
Konzeptwettbewerbs zur Expo 2027
treffen, soll die Frage «Wer sind wir?»
thematisiert werden. «An der Expo 2027
zu arbeiten, wird an dieser Stelle zur
engagierten Beschäftigung mit den
grossen planerischen Herausforderun-
Säntis
Berglandschaft
Auf die Reise begeben werden sich
die Abenteurer und Forschenden mit
Expo-Zügen auf den bestehenden
«Eisenbahnringen» der Schweizerischen Bundesbahnen, der Südostbahn
und der Appenzeller Bahnen. Wo sie
dann in zwölf Jahren überall aussteigen
können und was sie dort erleben werden, lassen die Konzeptverfasser noch
völlig offen. Dazu müsse die Landschaft
im weiteren Prozess zuerst mit Erzählungen gefüllt werden, so Schaefer. «Wer
weiss schon, was 2027 interessiert?»