Expo 2027 Bild: ky/Ennio Leanza Weg zu einer Landesausstellung in der Ostschweiz Basis. Chance. Erwartung. Ausgangslage Die Basis für eine Expo 2027 haben die Trägerkantone St. Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden gelegt. Im Thurgau und in St. Gallen entscheidet das Volk jetzt über Planungskredite. u SEITE 3 Konzept Die «Expedition 27» stellt den Lebensraum Ostschweiz ins Zentrum. Das Siegerteam des ExpoWettbewerbs präsentiert ein «belastbares Konzept», das viel Raum zur Gestaltung offen lässt. u SEITE 5 Carte Blanche Künstlerin Lika Nüssli hat eine Zeitreise ins Jahr 2027 unternommen. Die Reaktionen und Meinungen der Expo-Besucher hat sie in ihrem Skizzenbuch festgehalten. u SEITE 8 St. Galler Tagblatt . Thurgauer Zeitung . Appenzeller Zeitung . Toggenburger Tagblatt . Der Rheintaler . Wiler Zeitung . Liechtensteiner Vaterland . Werdenberger & Obertoggenburger . Rheintalische Volkszeitung Sonderbeilage vom 13. Mai 2016 Die HRS Real Estate AG plante, baute und betrieb an der Expo 02 die berühmte Wolke («Le Nuage») der New Yorker Architekten Elisabeth Diller und Ricardo Scofidio vor der Arteplage in Yverdon-les-Bains. EXPO 2027 IN DER OSTSCHWEIZ: WIR SIND DABEI! HRS Real Estate AG • HRS Renovation AG Areal- und Immobilienentwickler, General- und Totalunternehmer Walzmühlestrasse 48 • CH-8501 Frauenfeld • T +41 52 728 80 80 • [email protected] • www.hrs.ch BASEL • CHUR • DELÉMONT • FRIBOURG • GENÈVE • GIUBIASCO • GÜMLIGEN/BERN • NEUCHÂTEL ST.GALLEN • ST-SULPICE • VADUZ • ZÜRICH Immer da, wo Zahlen sind. <wm>10CAsNsjY0MDQx0TW2tDQzNwMAxvxYbA8AAAA=</wm> <wm>10CFXKKw7DMBBF0RWN9eZrTwdWZlFAFG5SFXf_qElZwZUuONtW3vDrOfdzHsVgM9LM6FFDrI0hFdxbuhZMuoDjwaEGD_xxUgUYWDchGElf16iQ50KO9nm9v3bw-8pxAAAA</wm> Bei wachsenden Ansprüchen sind wir der richtige Anlagepartner. Sie wollen mehr aus Ihrem Geld machen? 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Eine solide Basis ist gelegt Seit fünf Jahren arbeiten die drei Trägerkantone St. Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden an ihrer Expo 2027. bis zum Ende des Projekts, die Grundzüge des anstehenden Das Ziel für die Initianten ist seit Wettbewerbs und eine Analyse 2011 klar: Die Schweizer Landes- der Lehren aus der Expo.02 sind ausstellung soll 2027 in der Ost- die Dokumente, die im Laufe schweiz stattfinden. Deshalb un- eines sorgfältig aufgebauten terzeichneten die Vertreter der Prozesses entwickelt wurden.» Regierungen der Kantone AppenFür alle Beteiligten war und ist zell Ausserrhoden, St. Gallen und unbestritten, dass die Expo 2027 eine sichtbare Thurgau im März vor fünf Jahren Nach ha lt ig keit Eine Expo unter ihrer Arbeit und die entsprechenWahrung und ihrer Investitiode Absichtserklärung betreffend Verbesserungen der nen anstreben Vorabklärungen «Die Ideenlandschaftlichen muss. findung darf zu für die DurchfühSchönheiten. rung einer LanBeginn des Verdesausstellung. fahrens möglichst «Die unterzeichnenden Regie- wenig eingeschränkt werden», rungen sind übereingekommen, wurde deshalb festgehalten. Undass die Durchführung einer ter diesen Voraussetzungen wurLandesausstellung im Raum Bo- de ein mehrstufiger Wettbewerb densee-Ostschweiz – unter Wah- ausgeschrieben. Bei diesem war rung und Verbesserungen der die erste Stufe offen. «Erst für die landschaftlichen Schönheiten – zweite Stufe wird selektioniert. hinsichtlich nachhaltiger Ent- Auf diese Weise haben auch junwicklung, Infrastruktur und kul- ge und unerfahrene Teams eine turellen Aktivitäten wesentliche Chance, am Wettbewerb teilzuImpulse für die Region bringen nehmen.» kann», heisst es darin wörtlich. In Vom 9. Mai bis 12. September zeitlicher Hinsicht wurde als re- 2014 wurde der «KonzeptwettbeBild: Archiv/Herbert Haltmeier alistisch erachtet, dass die nächs- werb Schweizerische LandesausDie drei Trägerkantone arbeiten auf eine Landesausstellung in der Ostschweiz hin. te Landesausstellung frühestens stellung Expo 2027» ausgeschrie25 Jahre nach der letzten Expo – ben, 61 Wettbewerbsbeiträge also im Jahr 2027 – durchgeführt gingen ein. Zehn Beiträge kamen Meilenstein auf dem Weg zur ReDer Thurgauer Grosse Rat hat die Beiträge den Bürgerinnen und werden soll. in die zweite Runde, aus der im alisierung der Expo 2027 in der den Kredit von drei Millionen Bürgern vorzulegen. Am 5. Juni Sommer 2015 das Konzept «Expe- Region Bodensee-Ostschweiz», Franken als Anteil an den Projekt- 2016 wird über fünf Millionen Mehrstufiger Wettbewerb dition 27. Drei Landschaften. hiess es dazu in einer Mitteilung. kosten am 9. September 2015 be- Franken (St. Gallen) und drei MilIm Oktober 2013 verabschiede- Zwei Welten. Ein Dass der allfällige willigt. Der St. Galler Kantonsrat lionen (Thurgau) abgestimmt. Bundesanteil an unterstützt die Vorlage und bete der politische Steuerungsaus- Abenteuer.» als Mit der Bearbeitung des SiegerDie Expo strebt schuss, zusammengesetzt aus Sieger hervorging. den Kosten für die willigte den Kredit von fünf Mil- konzeptes soll dann die nächste eine sichtbare Expo 2027 maxi- lionen Franken am 16. September Phase beginnen. Voraussichtlich den Vertretern der drei Kantone, Im Januar 2015 das Dossier Masterplan «Expo erklärte der Bunmal 50 Prozent 2015. Der Ausserrhodner Kan- 2019 werden die StimmberechtigNachhaltigkeit 2027». Dieses sei Ausweis einer desrat die vorläuder Gesamtkos- tonsrat hatte Ende November ten darüber befinden, ob die Exihrer Arbeit und ersten Arbeitsphase, der mit ei- fige Unterstütten, maximal eine 2015 einem Kredit für die Mach- po stattfinden soll. Nach diesem Investitionen an. Milliarde Franken barkeitsstudie zur Expo 2027 zu- Entscheid werden die eidgenösnem international auszuschrei- zung für das Probetragen dürfe, gestimmt. benden Konzeptwettbewerb die jekt Expo 2027. sischen Räte die Vorlage beraten. Die Expo 2027 ist aber bereits vorzweite folgen solle, hält das Dos- «Die Trägerkantone sind erfreut, werde eine verbindliche Vorgabe sier fest. «Unsere anfängliche Ab- dass der Bundesrat seine vorläu- für die weiteren Projektarbeiten Wort beim Souverän zeitig vom Tisch, wenn einer der sichtserklärung, die daraus ent- fige Unterstützung zugesagt hat. sein, hielten die drei TrägerkanIn St. Gallen und Thurgau ha- beiden Kantone am 5. Juni 2016 wickelten Leitideen, ein Zeitplan Der Beschluss ist ein wichtiger tone fest. ben die Parlamente beschlossen, den Kredit ablehnt. KURT PETER Mit Leben füllen Die Stimmberechtigten der Kantone Thurgau und St. Gallen können am 5. Juni entscheiden, ob die «Expedition 27» konkretisiert und mit Leben gefüllt werden kann. Die bisherigen Vorbereitungsarbeiten zu einer Expo 2027 wurden weitgehend verwaltungsintern geleistet. Jetzt wollen die drei Kantone aber vertieft prüfen, ob die nächste Landesausstellung im Jahr 2027 im Raum Bodensee-Ostschweiz durchgeführt werden kann. Dafür sind gemäss den drei Trägerkantonen eine professionelle Organisationstruktur und der Einbezug Dritter notwendig. Machbarkeit prüfen Veranschlagt werden für die nächste Phase der Planung Kosten in Höhe von insgesamt 9,5 Millionen Franken. 3,7 Millionen Franken sollen – bis vorerst 2019 – für die Infrastruktur und den Betrieb einer Geschäftsstelle Expo 2027 aufgewendet werden. Der Grossteil, 5,4 Millionen Franken, wird für Drittaufträge benötigt, wie Vergleiche mit ähnlichen Projekten ergeben haben. Dies etwa für die Machbarkeitsprüfung, die Konkretisierung des Siegerkonzepts und die Erstellung des Bewerbungsdossiers zu Handen des Bundes. Für Unvorhergesehenes werden schliesslich 0,4 Millionen Franken eingerechnet. Zuerst ein Bild machen Die Parlamente der Kantone Thurgau und St. Gallen hatten den Planungskrediten jeweils deutlich zugestimmt, aber entschieden, Bürgerinnen und Bürger dazu zu befragen. Sprechen sich die Stimmberechtigten eines der beiden Kantone am 5. Juni gegen den Planungskredit aus, ist eine Expo 2027 vom Tisch. Dies bevor sich die 10 Millionen erwarteten Besucher ein richtiges Bild von einer Ostchweizer Landesausstellung machen konnten. Denn die Konzeptverfasser haben ihrer «Expedition 27» erst einen Rahmen gegeben. Die Landschaft, durch welche diese Forschungsreise führen soll, müsse nun im weiteren Prozess mit Erzählungen gefüllt werden, so Architekt Markus Schaefer. (tw) Masterplan 5. Juni 2016 Abstimmung über Planungskredite in den Kantonen SG + TG Ausarbeitung Bundesbeschluss anschliessend Konzeptausarbeitung Machbarkeitsprüfung Dossier an Bundesrat Mitwirkung Start Neuorganisationen (neu mit Geschäftssstelle etc.) Quelle: Dossier Masterplan, Expo 2027, Grafik: sgt 2019 2020 – Operationalisierung – Finanzplan – Infrastrukturplan – Wettbewerbsverfahren (Architektur/Infrastruktur) Detailplanung – Sponsor.-/Komm-Konzepte – Masterplan – Ausschreibungen – Vergaben – Hauptpartner 2021 2022 Vorbereitung Realisierung - Beschaffungsaufträge - Überwachung - Finanzierung Start Expo-Organisation (Verein, AG oder ähnliches) Information Gemeinden/Städte Mitwirkung/Mitarbeit Expo-Organisation, Vorbereitungen, Realisierung 2023 2024 2025 Realisierung - Bauvorhaben - Koordination - Dokumentation - Personal- und Betriebskonzept - Sponsoren/Partner 2026 2027 Start: 6. Mai 2027 Prüfung/ Ausarbeitung Bundesbeschluss 2018 EXPO 2027 Mitarbeit Bundesstellen 2017 Gemeinden Städte Organisationen Trägerschaft (Kantone) Bund 2016 Ja zum dit P l a n u n g s k re am 5. Juni Wir geben der Expo eine Chance und machen uns stark für unsere Region. 1 Dorothea Altherr Gemeindepräsidentin Trogen 2 Andreas Balg Stadtpräsident Arbon 3 David H. Bon Stadtpräsident Romanshorn 4 Roland Braendli Gemeindepräsident Steinach 5 Alex Brühwiler Stadtpräsident Gossau 6 Paul Bühler Gemeindepräsident Mörschwil 7 Andreas Diethelm Gemeindepräsident Hefenhofen 8 Hanspeter Eisenring Gemeindepräsident Häggenschwil 9 Thomas Fehr Gemeindepräsident Horn 10 Andreas Gantenbein Gemeindepräsident Waldstatt 11 Dominik Gemperli Gemeindepräsident Andwil 12 Stephan Good Gemeindepräsident Uttwil 13 Michael Götte Gemeindepräsident Tübach 14 Martin Haas s Gemeind depräsident Salmsach 15 Gallus Hasler Gemeindepräsident Roggwil 16 Beat Hirs Gemeindepräsident Rorschacherberg 17 Roger Hochreutener Gemeindepräsident Eggersriet 18 Niklaus Hollenstein Gemeindepräsident Niederbüren 19 Paul Huber Gemeindepräsident Berg SG 20 Bernhard Keller Gemeindepräsident Muolen 21 Ernst Koller Gemeindepräsident Gais 22 Peter Langenauer Gemeindepräsident Speicher 23 Werner Meier Gemeindepräsident Lutzenberg 24 Elmar Metzger Gemeindepräsident Flawil 25 Franz Müller Gemeindepräsident Waldkirch h 26 Margrit Müller Gemeindepräsidentin Hundwil 27 Thomas Müller Stadtpräsident Rorschach 28 Markus Notter Gemeindepräsident Urnäsch (ad interim) 29 Hans Pfäffli Stadtpräsident Rheineck 30 Gallus Pfister Gemeindepräsident Heiden 31 Robert Raths Gemeindepräsident Thal 32 Hansueli Reutegger Gemeindepräsident Schwellbrunn 33 Norbert Rüttimann Gemeindepräsident Untereggen n 34 Martin Salvisberg Stadtpräsident Amriswil 35 Thomas Scheitlin Stadtpräsident St.Gallen 36 Monika Scherrer Gemeindepräsidentin Degersheim 37 Inge Schmid Gemeindepräsidentin Bühler 38 Stephan Tobler Gemeindepräsident Egnach 39 Boris Tschirky Gemeindepräsident Gaiserwald 40 Fredi Widmerr Gemeindeprässident Wittenbach 12 3 7 14 34 41 Thomas Würth Gemeindepräsident Goldach 38 20 42 Katharina Zwicker Gemeindepräsidentin Grub 2 8 25 18 11 35 24 8 36 10 28 www.regio-stgallen.ch 19 40 39 5 32 15 26 4 9 31 13 27 29 6 41 16 23 33 17 42 30 22 37 1 21 Expo 2027 5 Freitag, 13. Mai 2016 Der Lebensraum als Chance Die «Expedition 27» überzeugt die Jury des Konzeptwettbewerbs zur Expo 2027. Die Sieger zeigen in ihrem Konzept auf, dass eine Expo sowohl traditionsbewusst als auch zukunftsorientiert sein kann. Es kann die unterschiedlichsten Bedürfnisse abdecken und lässt Raum für Vieles. THOMAS WERNER Die Landesausstellung in der Ostschweiz ist – zeitlich – noch weit weg. Im Expo-Konzeptwettbewerb ging es deshalb nicht darum, bereits ein definitives Projekt zu entwickeln. Gesucht war ein «ideales, robustes Grundgerüst, das vielfältig interpretierbar ist», wie es Jurypräsident Angelus Eisinger bei der Präsentation des Siegerkonzepts im September 2015 formulierte. Der Städtebau- und Planungshistoriker und Direktor der Regionalplanung Zürich und Umgebung (RZU) ist wie der überwiegende Teil der Jury überzeugt, dass «Expedition 27» den künftigen Gestaltern und Planern «eine ideale Chance bietet, konkrete Inhalte, Formen und Programme zu finden». Zu den Themen im Gelände «Expedition 27» stellt den Lebensraum Ostschweiz ins Zentrum. Den gegen zehn Millionen erwarteten Besuchern soll die Chance gegeben werden, sich in diesem Lebensraum auf eine Forschungsreise zu begeben. Der Zürcher Architekt Markus Schaefer und sein Team wollen mit ihrem Konzept nicht Themen auf ein Expogelände bringen, sondern die Expo zu den Themen im Gelände. Sie sehen die Ostschweiz in drei Landschaftsräume gegliedert: die Berglandschaft (im Konzept als Berg bezeichnet), die Stadtlandschaft (Kreuzung) und die Seelandschaft (Küste). Diese gäben der Ostschweiz ihr charakteristisches Gepräge. Drei Räume, drei Fragen Jedem der drei Landschaftsräume werden Spielorte sowie ein übergeordnetes Thema in Form einer Frage zugeteilt. «Wo kommen wir her?» Antworten dazu sollen am Berg gefunden werden. Helfen sollen dabei in erster Linie ortsgebundene Ereignisse. Als Vorbild sehen die Konzeptverfasser gemeinschaftsbildende Traditionen und Rituale wie Alpaufzug, Schwinget, Viehschau, Silvester oder Landsgemeinde. «Wer sind wir?» Diese Frage soll an der Kreuzung thematisiert werden. Vorstellbar ist dies in St. Gallen-Winkeln, wo sich die Infrastrukturstränge der A1, der Kantonsstrasse und Bahnlinie treffen. Das Zusammenleben und überregionale Beziehungssysteme sollen im Zentrum stehen. Die Kreuzung soll dabei entlang der Verkehrswege auf benachbarte Spielorte ausstrahlen. «Wohin wollen wir?» Unter dieser Frage sollen an der Küste Themen wie internationale Beziehungen, Handel, Innovation sowie «das Neue, Fremde, noch nie Geschehene» beleuchtet werden. Am Bodensee soll eine Atmosphäre entstehen, die im Zeichen des Übergangs, des Ausblicks und der grenzenlosen Weite stehen soll. Unterwegs in Expo-Zügen Auf die Reise durch diese Landschaftsräume sollen sich die Abenteurer und Forschenden mit Expo-Zügen begeben. Dies auf den bestehenden «Eisenbahnringen» der Schweizerischen Bundesbahnen, der Südostbahn und der Appenzeller Bahnen. Wo die Besucher der Ostschweizer Expo in elf Jahren dann überall aussteigen können, lassen die siegreichen Konzeptverfasser ebenso offen wie Antworten auf die Frage, was die Forschungsreisenden an den diversen Spielorten alles erleben und entdecken können. Siegerteam: Markus Schaefer (Federführung), Hiromi Hosoya, Esther Reinhardt, Dagnija Smilga (alle Hosoya Schaefer Architects, Zürich), Simon Enemaerke, Lukas Schweingruber, Robin Winogrond (alle Studio Vulkan, Zürich) und Plinio Bachmann (Zürich). «Ein belastbares Konzept» Das Interesse von Kreativen, Architekten und Planern, einer Expo 2027 ein Gesicht und Inhalte zu verpassen, war gross. Über 60 Teams stellten sich der grossen Herausforderung und beteiligten sich am international ausgeschriebenen Konzeptwettbwerb. In einer ersten Runde wurde 2014 von der Jury vor allem geprüft, was die interessierten Teams im Stande zu leisten sind und welche Idee sie einer Expo 2027 zugrunde le- gen wollen. Unter Leitung von Jurypräsident Angelus Eisinger wurden zehn Teams bestimmt, welche die Chance erhielten, ihr Konzept während eines halben Jahres zu bearbeiten und zu präzisieren. Im Juli 2015 fand das 25köpfige Gremium in der zweiten Jurierungsrunde im Team um den Zürcher Architekten Markus Schaefer einen Sieger, dem zugetraut wird «ein belastbares Konzept für eine Expo 2027 zu entwickeln». (tw) Bilder: pd/Hosoya Schaefer Architects Berg, Kreuzung, Küste: Die Visualisierungen des Siegerteams, die künfigen Verfassern und Planern alle Möglichkeiten offen lassen. 2500m 2000m 1500m 1000m 500m 5km 0km Bodensee 396m 5km Romanhorn 400m 10km 15km Winkeln 655m 20km 25km Ürnäsch 850m Lebensräume für die «Expedition 27»: Die Seelandschaft, die Stadtlandschaft und die Berglandschaft geben der Ostschweiz ihr charakteristisches Gepräge. 30km Säntis 2500m 35km 40km «Zukunft braucht Herkunft – Baukunst seit über 100 Jahren» Eine grosse, einmalige Chance für die Ostschweiz. Packen wir sie an. Genossenschaft Olma Messen St.Gallen Splügenstrasse 12 Postfach CH-9008 St.Gallen Olma Messen St.Gallen olma-messen.ch i+R Wohnbau AG CH-9430 St.Margrethen T +41 (0) 71 747 30 60 [email protected] www.ir-wohnbau.ch Redaktion: Rabea Huber, Thomas Werner Redaktionelle Mitarbeit: Tobias Söldi, Kurt Peter, Bruno Knellwolf Layout: Sina Item, Raffaela Breda Verlag: St. Galler Tagblatt AG Fürstenlandstrasse 122 9001 St. Gallen Telefon 071 272 78 88 Druck: Tagblatt Print NZZ Media Services AG Im Feld 6 9015 St. Gallen Gemeinsame Beilage von St. Galler Tagblatt Stadt St. Gallen, Gossau und Umgebung, St. Galler Tagblatt Region Rorschach, Thurgauer Zeitung, Appenzeller Zeitung, Wiler Zeitung, Der Rheintaler und Toggenburger Tagblatt, Werdenberger & Ober toggenburger, Rheintalische Volks zeitung, Liechtensteiner Vaterland Inserate: freicom. Poststrasse 18 9001 St. Gallen Telefon 071 282 21 31 Fax 071 282 21 30 [email protected] Leiterin Verkauf Beilagen: Marina Brezovac NZZ Media Solutions AG Fürstenlandstrasse 122 Postfach 9001 St. Gallen Telefon 071 272 77 77 Fax 071 272 73 17 [email protected] Expo 2027 7 Freitag, 13. Mai 2016 Schwer fassbarer Zustand Eine Landesausstellung ist eine Ausnahmesituation. Planer und künftige Besucher versuchen sich ein Bild davon zu machen. Keine einfache Sache. Einige Gedanken zu einer Expo: Was sie war, was sie werden könnte, was geblieben ist und was bleiben soll. Als 13jähriger Primarschüler, noch grün hinter den Ohren und wenig welterfahren, war der Schulausflug an die Expo 2002 ein Ereignis. Das Staunen über die flüchtige Wolke auf dem Neuen burgersee und den mächtige «Mo nolith» im Murtensee mischte sich mit der langen Reise ans an dere, mir damals noch fremde En de der Schweiz zum Gefühl, Teil von etwas Grossem und Bedeu tendem gewesen zu sein. Mehr als die Expo selbst – ihr Konzept, ih re Exponate, ihre Aussteller –, mehr auch als die nachfolgende Kritik, blieb dieses diffuse Ge fühl, umgeben von einzelnen ver schwommenem Bildern und dem Klirren zerberstender Teller. Offenheit als Stärke Ähnlich unscharf wie meine Erinnerungen an die Expo.02 und die konturlose, sich zersetzende Wolke präsentiert sich heute das schwer fassbare Konzept der Ex po 2027 in der Ostschweiz: Drei «Lebensräume» – Küste, Kreu zung und Berg –, die mit den Fra gen «Wo wollen wir hin? Wer sind wir? Wo kommen wir her?» verbunden werden, sollen das Gerüst der Ausstellung bilden. Konkrete Inhalte sucht man ver gebens. Andere werden die Expo mit Leben füllen, heisst es von der Jury, die das Konzept zum Sieger erkoren hat. Diese Offenheit, die das Kon zept auszeichnet, darf aber nicht als Schwäche ausgelegt werden. Im Gegenteil: Angesichts der ra schen und unvorhersehbaren Veränderungen, denen die globa lisierte Schweiz unterworfen ist, erscheint es in der Tat wenig sinn voll, sich schon jetzt auf konkre te Inhalte festzulegen. Je länger die Vorlaufzeit, desto offener muss ein Konzept für eine Expo sein. Wer kann schon abschätzen, ob die heute so virulente Flücht lingsthematik 2027 noch ein The ma sein wird? Oder welche Ver änderungen allein die rasante Entwicklung der digitalen Me dien noch mit sich bringt? Früher war das anders. Leicht lassen sich relativ eindeutige Funktionen vergangener Landes ausstellungen ausmachen. Die ersten Schweizer Expos waren, ganz in der Tradition der Mitte Bild: ky/Martin Rütschi Die Arteplages – hier die Wolke – prägten die Expo.02. Geblieben sind davon nur die Erinnerungen. des 19. Jahrhunderts entstande nen Weltausstellungen, wirt schaftliche Leistungsschauen. Sie waren Ausweis der hiesigen Wirt schafts und Innovationskraft, sie inszenierten die nationale Leis tungsfähigkeit. Aufs Zeitgeschehen reagieren Der Glaube an Technik und Fortschritt prägte die ersten Aus stellungen. Die gelegentlich als erste Expo gehandelte Ausstel lung von 1857 ging bezeichnen derweise aus der schweizerischen Gewerbe und Industrieausstel lung hervor. Angereichert wurde dieser Schaucharakter durch die Idee der Vermittlung der Schweizer Identität. Das ging von idealisie render Heimatvermittlung an der Expo 1896 bis zur berühmten «geistigen Landesverteidigung» Je länger die Vorlaufzeit ist, desto offener muss ein Expo-Konzept sein. 1939 angesichts der realen Bedro hung durch die Nachbarländern. Landesausstellungen reagierten so mehr oder weniger stark auf das Zeitgeschehen und hatten dabei stets den Anspruch einer umfassenden nationalen Reprä sentation. Bis Mitte des 20. Jahr hunderts gab es darüber kaum Diskussionen. Sinn und Aufgabe der Landesausstellungen wurden nicht in Frage gestellt. Das Kon zept war klar und konnte rasch auf die jeweiligen Orte und an die jeweiligen Zeiten angepasst werden. Diese die frühen Landesaus stellungen charakterisierende Eindimensionalität versuchte die Ausgabe von 1964 aufzubrechen. Das Bild einer homogenen Schweiz sollte durch dasjenige einer heterogenen Schweiz er setzt werden. Für hitzige Diskus sionen sorgte damals die Tatsa che, dass die Umfrage zu Gegen wartsproblemen vom Bundesrat auf kritische Punkte hin zensiert wurde. Die Ausstellung 2002 hat te dann gar kein zentrales natio nales Thema mehr, sondern setz te viel mehr auf individuelles Erlebnis. Fragen beantworten Auch aus dieser historischen Perspektive ergibt die Offen heit des Konzepts für die Expo 2027 Sinn. Selbstreflexion statt Selbstbeweihräucherung, Fragen statt Antworten, Diskussionen statt Zensur. Es wird sich zeigen, ob es die Macher schaffen, nicht nur ein geselliges «Fest» für Der Zwang zu nachhaltigem Handeln Fr e epi k Begriff aus dem Wald Doch was heisst schon nachhaltig? Da lohnt es sich vielleicht, sich daran zu erin nern, woher der heute infla tionär gebrauchte Begriff stammt. Er ist mitnichten neu, sondern bereits vor 300 Jahren entstanden. Der Oberberghaupt mann Hanns Carl von Carlowitz war im Jahr 1713 zutiefst erschrocken über die extremen Waldrodungen in Sachsen. Bergknap pen för fik: Beispiel Eiffelturm Die Nachhaltigkeit von Lan des oder Weltausstellungen kann auch handfester sein. Für die Weltausstellung 1889 in Paris wurde der Eiffelturm errichtet. Wer könnte sich Paris heute ohne diesen Turm vorstellen und an dessen Nachhaltigkeit zweifeln? Selbstverständlich könnten hier allerdings auch viele Beispiele aufgezählt werden, die dem Kriterium der Nach haltigkeit in keiner Weise genügen. G ra Kann eine Expo, eine Landes oder Weltausstellung, nachhaltig sein, die doch so viel Bewegung erzeugt, so viel Material ver braucht? Natürlich. Wer eine Rei se zur Schweizer Expo 2002 ge macht hat, wird sich mit einem guten Gefühl an die Tage in Neuchâtel, Biel, Murten oder Yverdon erinnern. Da spielt es keine Rolle, dass von den fünf ge zeigten «Arteplages» heute nichts mehr zu sehen ist. Die sechste Schweizer Landesausstellung im DreiSeenLand hat sich nachhal tig in vielen Schweizer Köpfen als positives Ereignis im Lebenslauf festgesetzt. derten dort Erz zutage und ver arbeiteten es in holzfressen den Schmelzöfen zu Metall: Zu Silber, Kupfer, Zinn und Kobalt. Das führte zu Holznot und zu einem Raubbau an den Wäldern, die von Carlowitz, dessen Familie seit Generati onen für das Jagd und Forst wesen zuständig war, stark bekümmerte. In Reisen durch Europa sah er, wo hin dieser Frevel führte, nämlich «zu Not und Ruin» wie er in seiner «Sylvicultura oeconomi ca» schrieb. Darin kriti sierte er die Geld gier und forderte die «nachhaltende Nutzung» der Wälder. Der Begriff der Nach haltigkeit war ge boren und schaffte es bis in die schaften führen kann. Von Nach Moderne. In den 60er und 70er haltigkeit kann in weiten Teilen Jahren wurden die Grenzen des der Welt keine Rede sein. Der Bei Wachstums sichtbar, die Erde spiele sind viele. Für die Produk wurde aus dem All heraus nicht tion von Palmöl wird der Regen wald gerodet, so mehr als Zentrum des Universums, dass bald kein Wer könnte Platzt mehr für sondern als sehr sich Paris heute verletzlich wahr einen nahen Ver genommen. Der ohne diesen Turm wandten des Zwang zu nach Menschen bleibt, vorstellen. für den Orang haltigem Handeln entstand. Heute Utan. Auch in der müssen Unternehmen Nachhal Schweiz ist der ökologische Fuss tigkeitsberichte abliefern, und abdruck zu gross. Würden alle auf auch vom Menschen wird nach der Welt so leben wie wir in der Schweiz, brauchte es gemäss dem haltiges Handeln gefordert. WWF 3,3 Planeten, um alle ver Gute Ideen für Nachhaltigkeit brauchten Ressourcen zu erneu Allein, der Mensch hält sich ern. Genau darauf kann eine Ex wenig an die einst von Hanns Carl po hinweisen und die menschli von Carlowitz erklärte Maxime che Schwarmintelligenz fördern, der nachhaltenden Nutzung. Wei die mit guten Ideen und vor allem ter wird der Verlust der Artenviel Projekten vielleicht zu Nachhal falt und der Biodiversität beklagt, tigkeit führen kann. die Übernutzung von Ressour cen, die zum Kollaps von Gesell Bruno Knellwolf die Ostschweizerinnen und Ost schweizer zu veranstalten, son dern mit ihrer Expo Antwor ten auf drängende gesellschaft liche, politische und wirtschaft liche Fragen zu geben vermögen, ob sie Diskussionen anregen und Denkanstösse geben kann, ob sie einen Beitrag zum Selbst verständnis der Ostschweiz und der Schweiz geben kann. Kurz um: dass von der Expo 2027 mehr bleibt als verschwom mene Erinnerungen – auch und gerade bei den jungen Besuche rinnen und Besuchern. Es bleibt zu hoffen, dass ihr dies gelingt. Tobias Söldi Zwei Podien Im Vorfeld der Volksabstim mungen zu den ExpoPla nungskrediten in den Kanto nen Thurgau und St. Gallen (5. Juni) veranstalten das St. Gal ler Tagblatt und die Thurgau er Zeitung jeweils ein Podium zur Frage «Brauchen wir die Expo 2027?» Am Dienstag, 17. Mai, 19.15 Uhr, begrüssen die TagblattRedaktoren Jürg Ackermann und Andri Roste tter im St. Galler «Pfalzkeller» die Regierungsräte Marc Mächler (FDP) und Beni Würth (CVP) als Befürworter sowie Kantonsrat Toni Thoma (SVP) und Esther Friedli als Gegner. Am Mittwoch, 18. Mai, 19.30 Uhr, findet im Rat haussaal in Weinfelden das zweite Podium statt. TZChef redaktor David Angst und TZ Redaktor Mario Testa emp fangen auf Seite der Befürwor ter Regierungsrätin Carmen Haag (CVP) und Nationalrat Hermann Hess (FDP). Die Ge genseite vertreten die Kan tonsräte Ueli Fisch (GLP) und Urs Martin (SVP). (red.) 8 Expo 2027 Freitag, 13. Mai 2016 Carte blanche Skizzenbuch von Lika Nüssli Für die Sonderbeilage hat Lika Nüssli mit ihrem Skizzenbuch eine Zeitreise ins Jahr 2027 unternommen, um einige Leute nach ihrer Meinung zur laufenden Expo zu fragen. Am liebsten würde die 43jährige St. Gallerin eine riesige Zeichnungsinstallation auf transparenten Stoffen für die Expo konzipieren. Ihr zeichnerisches Schaffen ist eine stetige Suche nach einem eige- nen Ausdruck bei der Verbindung von Bild und Text, um gleichsam auf experimentelle Weise ein Universum zu kreieren, in das Persönliches, Soziales und Politisches hineinspielen. Testimonial Die Ostschweiz kann mehr Fragt man ausländische Gäste in der Schweiz, nennen sie selten die Ostschweiz als bekannteste Schweizer Region. Zürich hat als mondäner Wirtschaftsstandort und Bern als Bundeshauptstadt Strahlkraft, Genf kennt man auch dank seines UNO-Sitzes und Basel als Messe, Kunst- und Kulturstadt. Sicher sind vielen unser geschichtsträchtiges Kloster und die Stiftsbibliothek in St. Gallen bekannt oder das malerische Appenzellerland mit dem Säntis, den Kühen, Sennen oder den «Schöne», «Wüeschte» und «Schöewüeschte». Tatsache ist, dass die Ostschweiz darüber hinaus viel mehr zu bieten hat. Als ehemaliger CEO von Raiffeisen und neuer Verwaltungsratspräsident von Helvetia denke ich hier vor allem an den wirtschaftlichen Bereich. Zum Beispiel an die Erfolgsgeschichte von Raiffeisen mit dem starken Wachstum oder an die international tätige Versicherungsgruppe Helvetia als im Heimmarkt grösster Schweizer Allbranchenversicherer. Generell ist unsere Wirtschaft weltoffen, innovativ und flexibel. Unsere im Weltmarkt tätige Industrie, die innovativen KMU oder unsere Initiativen im Bereich Digital zeigen, dass wir in diesen durchaus grösseren Schuhen gut laufen können. Zeigen wir, dass die Ostschweiz mehr kann. Eine Schweizer Landesausstellung kann hierfür den idealen Rahmen bieten. Sie kann zur grossen Chance für uns und unseren Standort werden. Denn sie kann uns und unsere Region nicht nur nach aussen profilierter zeigen, sondern auch nach innen, uns selber klarmachen, dass wir dann am stärksten sind, wenn wir unsere sympathische Bescheidenheit mit einem gesunden (Selbst-) Bewusstsein für unsre Stärken verbinden können. Pierin Vincenz Präsident des Verwaltungsrates Helvetia Holding AG
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