Biene_03_008.qxd 11.02.2008 16:00 Uhr Seite 8 SCHWERPUNKT HONIGGEWINNUNG ■ Gabel Deckel ab — wie komme ich an den Honig? Beim Entdeckeln mit der Gabel sollte man gerade vor dem Endeckelungsgeschirr stehen und vom Körper weg arbeiten (wegen der Verletzungsgefahr durch die Gabel). Foto: Xandia Stampe Foto: Staemmler Honig wird in den Waben verdeckelt: um ihn ernten zu können, müssen die Deckelchen von den Wabenzellen entfernt werden — dazu stellen wir verschiedene Methoden und Werkzeuge vor. U m an den reifen Honig zu gelangen, muss man die Waben zuerst entdeckeln. Dazu benötigt man ein Arbeitsgerät, mit dem man die Wachsdeckel abheben, abschneiden oder wegschmelzen kann. Das Angebot auf diesem Sektor ist vielfältig, die Wahl richtet sich nach Völkerzahl, Erntemenge, Investitionsbereitschaft, verfügbarer Zeit sowie nach dem Geschick des Imkers. Für diesen Zweck kann man entweder die Entdeckelungsgabel, das Entdeckelungsmesser (mit und ohne elektrische Beheizung), den elektrisch beheizten Entdeckelungshobel, Heißluftgeräte oder eine Entdeckelungsmaschine verwenden. In Deutschland benutzen die meisten Imkereien den Klassiker, die Entdeckelungsgabel. Mit den Zinken der Gabel fährt man möglichst flach unter die Deckel und hebt diese ab. Bei dieser preisgünstigsten, aber auch zeitaufwendigsten Variante wird Entdeckelungswachs erzeugt in dem relativ viel Honig enthalten ist, den man zurückgewinnen kann. Dazu bietet der Handel EntdeckelungswachsTaschen zu einem Preis von ca. 10,00 Euro/ Stück an, mit denen man bis zu 50% des Honigs aus dem frischen Entdecklungswachs herausholen kann. Dazu werden immer zwei gleich schwere Taschen gegenüber in eine Schleuder gehängt und in ca. 15 bis 20 Minuten möglichst hochtourig ausgeschleudert. Das Einfüllgewicht sollte nicht mehr als 2,0 kg/Tasche betragen. Diese Taschen und die schwere Profi-Entdeckelungsgabel haben 8 (104) sich in der Praxis für fast alle Betriebsgrößen bewährt. Nach Untersuchungen zum Zeitaufwand an der Universität Hohenheim schneiden Gaspistole, Heißluftföhn und elektrisches Entdeckelungsmesser etwa gleich gut ab. Das Messer hat den Vorteil, dass das rasche Abschaben von Honigwaben unabhängig davon gelingt, ob sie vorher bebrütet waren oder nicht. Die Heißluftentdeckelung mit Föhn oder Gaspistole gelingt dagegen nur bei unbebrüteten Waben reibungslos. Bei bebrüteten muss mit der Gabel nachgearbeitet werden. Deshalb lohnt es sich, die Völker mit Absperrgitter zu führen und den Honigraum ausschließlich mit hellen Waben auszustatten. Dann fällt bei den Heißluftmethoden auch viel weniger Entdeckelungswachs und damit erheblich weniger Nacharbeit an als bei Gabel, Messer und Automaten. Die meisten Entdeckelungsmaschinen arbeiten mit einer rotierenden Messerwalze. Die an der Welle montierten kleinen Messer schneiden das die Ober- und Unterträger überragende Wachs (und den Honig) komplett ab. Dabei wird sehr viel Honig mit in das Entdeckelungswachs gerissen, der dann mit einer Zentrifuge zurückgewonnen werden muss. Ein solcher Automat ist nur beim Zeitaufwand anderen Techniken überlegen. Wegen des hohen Anschaffungspreises ist er nur für große Berufsimkereien oder für die Lohnschleuderung rentabel. Geert Staemmler [email protected] Funktion Mit der Gabel, dem wohl am weitesten verbreiteten Werkzeug zum Entdeckeln, werden die Wachsdeckel der Zellen in mehreren Zügen pro Wabenseite abgehoben. Man schiebt die Gabel dabei dicht unter die Deckel der Wabe, die im Entdeckelungsgestell über einer Wanne liegt, und hebt diese dabei ab. Entdeckelungsgabeln gibt es in vielen Ausführungen: Die Zinken, wie auch deren Halterung bestehen idealerweise aus Edelstahl, sind gerade oder gebogen sowie von verschiedener Breite (breite Zinken erfordern mehr Kraftaufwand). Einfache Gabeln verfügen über einen flachen Kunststoff- oder Holzgriff; besser in der Hand liegen ergonomisch geformte Kunststoffgriffe, die in Verbindung mit gebogenen Zinken das sauberste Arbeiten, ohne Verkleben des Griffes durch Honig oder Wachs, ermöglichen. Vorteil Der Anschaffungspreis ist niedrig – die Entdecklungsgabel gehört zur Grundausstattung jedes Imkers. Unebenheiten auf den Wabenoberflächen lassen sich gut entdeckeln, indem man ihnen die Führung der Gabel anpasst Auch bereits bebrütete Waben lassen sich mit der Gabel gut entdeckeln. Die Handhabung ist unkompliziert. Elektrischer Strom wird nicht benötigt, daher ist sie überall verwendbar. Nachteil Von allen Geräten benötigt man für die Arbeit mit der Entdeckelungsgabel die meiste Zeit pro Wabe und Muskelkraft – bei einer großen Zahl von Völkern wird es anstrengend. Außerdem bleibt eine Vielzahl von Wachspartikeln auf der Wabenoberfläche haften. Sie verstopfen beim Schleudern relativ schnell das Sieb. Zuletzt wird auch eine Nachbehandlung des entstehenden Enteckelungswachses nötig, das größere Mengen Honig enthält. Kosten Eine Profi-Entdeckelungsgabel mit ergonomischem Kunststoffgriff kostet ca. 15,00–17,00 Euro und ist für den Durchschnittsimker mit ca. zehn Völkern völlig ausreichend. Geert Staemmler DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 3/2008 Biene_03_009.qxd 11.02.2008 ■ Messer 16:01 Uhr Seite 9 ■ Heißluft ■ Maschine Foto: Nowottnick Foto: Liebig Foto: Nowottnick Funktion Um die Wachsdeckel und eventuell einen Teil der Zellen abzuschneiden, werden Entdeckelungsmesser oder auch Entdeckelungshobel verwandt. Erleichtert wird die Arbeit durch Modelle, die elektrisch oder mit Dampf beheizt werden. Wenn die Wärme des Werkzeugs nicht zu regulieren ist, muss man zügig arbeiten, damit es nicht zu einer Überhitzung kommt. Aus diesem Grund ist ein Gerät mit stufenloser Wärmeregulierung zu empfehlen. Bei relativ ebenen Waben kann mit einem Schnitt die gesamte Wabenfläche entdeckelt werden, indem man die Rähmchenleisten entlangfährt. Es empfiehlt sich, im Honigraum Rahmenleisten mit gleicher Breite sowie keine Hoffmann-Seitenteile zu verwenden. Die Entdeckelung wird einfacher, wenn statt zehn nur neun Honigraumwaben verwendet werden, weil die Bienen die Zellen dann breiter ausziehen. Die Wabe steht hochkant im Entdeckelungsgestell, darunter eine Entdeckelungswanne. Funktion Beim Entdeckeln mit einem Heißluftföhn macht man sich das kleine Luftpolster unter dem Deckel der Honigzelle zunutze. Dem heißen Luftstrom ausgesetzt, explodiert diese Luft und sprengt dabei den Zelldeckel weg. Gleichzeitig schmilzt etwas Deckelwachs, was aber, da es dem Heißluftstrom nur Sekundenbruchteile ausgesetzt ist, sofort wieder zu kleinen Wachsflocken erkaltet. Diese klumpen sich an den Zellrändern zusammen. Der Honig selbst ist ein sehr schlechter Wärmeleiter, sodass er die Entdeckelung, die für eine Zanderwabenseite nur etwa zehn Sekunden dauert, unbeschadet übersteht. Funktion Entdeckelungsmaschinen gibt es in den unterschiedlichsten Modellen, von einfacher Mechanik bis zur vollautomatisierten Anlage. Ein Typ verfügt über zwei rotierende Messerwellen mit Federplättchen oder Ketten, die die Wabenoberfläche abhobeln. Die Wabenstärke ist einstellbar. Ein anderes Modell arbeitet mit jeweils zwei Messern pro Wabenseite, die elektrisch oder mit warmem Wasser beheizt werden. Sie schneiden die Deckel von der Wabe, wobei unterschiedliche Ausführungen existieren: Bei der einen stehen die (voreinstellbaren) Messer fest, bei der anderen vibrieren sie. Eine Besonderheit stellt eine Maschine dar, die mit einem dreieckigen, automatisch verstellbaren Messer arbeitet. Bei unebener Wabenoberfläche werden nicht entdeckelte, weil unter der Schnittebene liegende Zellen später mit Schlitzen zum Austritt des Honigs versehen. Vorteil Auf der Wabenoberfläche und damit im Sieb verbleiben kaum Wachspartikel. Der Siebwechsel geschieht in größeren Abständen. Durch Beheizung nimmt der Kraftaufwand ab, jedoch darf das Wachs keinesfalls schmelzen. Vorteil Es fällt kein Entdeckelungswachs an (das kann mancher Imker auch als Nachteil betrachten), und eine Nachbearbeitung entfällt. Die Honigsiebe verstopfen nicht so schnell. Die entdeckelten Waben tropfen kaum. Stellt man beim Entdeckeln fest, dass der Honig nicht den gewünscht niedrigen Wassergehalt hat, kann er im Zargenstapel im klimatisierten Schleuderraum, in dem ein Luftentfeuchter im Dauerbetrieb die relative Luftfeuchtigkeit unter 30% hält, „über Nacht“ noch bis zu 2% Wasser verlieren. Nachteil Relativ hoher Anschaffungspreis von ca. 150,00 Euro. Bereits bebrütete Honigwaben lassen sich ebenfalls entdeckeln – aber man benötigt mehr Zeit und Kraft. Für beheizte Messer ist eine Stromversorgung nötig bzw. eine Möglichkeit zur Dampferzeugung. Auf Wanderplätzen benötigt man daher einen Gaskocher, um die Entdeckelungsmesser in heißem Wasser vorzuwärmen. Auch bei dieser Methode fällt viel Entdeckelungswachs mit Honiganteilen an. Nachteil Das wegspritzende Wachs verschmutzt den Arbeitsplatz. Das kann mit einem Spritzschutz (Karton) verhindert werden. Bei vormals bebrüteten Zellen fehlt das Luftpolster zwischen dem Zelldeckel und dem Honig. Deshalb funktioniert bei dunklen Waben das Entdeckeln mit Heißluft nicht bzw. es muss mit der Gabel nachgearbeitet werden. Wer mit Absperrgitter und ausschließlich hellen Waben im Honigraum imkert kennt dieses Problem nicht. Kosten Die Kosten für Messer ohne Beheizung betragen ca. 17,00 Euro, mit Beheizung ca. 125,00 Euro; für Hobel mit/ohne Beheizung zwischen ca. 80,00 und 170,00 Euro. Es liegt also am einzelnen Imker, wie viel er investieren möchte. Klaus Nowottnick Kosten für ein 2.000 Watt-Gerät je nach Angebot ab 50,00 Euro. Statt Heißluftföhn kann auch eine Propangaspistole verwendet werden. Sie entdeckelt etwas schneller, verlangt aber auch mehr Feingefühl. Dr. Gerhard Liebig DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 3/2008 Vorteil Das rasche Entdeckeln der Waben bei geringem menschlichem Kraftaufwand veranlasst Großimkereien aus wirtschaftlichen Gründen Maschinen in teil- und vollautomatische Honigerntetaktstraßen zu integrieren. Nachteil Der hohe bis sehr hohe Anschaffungspreis ist für Kleinimker nicht rentabel. Teilweise sind die Maschinen sehr laut. Es entsteht (v.a. bei rotierenden Maschinen) eine große Menge von Wachspartikeln. Honigsieben ist deshalb wenig effektiv. Wirtschaftlicher ist die Anschaffung eines Honigsumpfes zur Vorklärung des Honigs (hoher Preis). Bei vollautomatisierten Anlagen sind diese integriert. Unebene Waben werden bei verschiedenen Modellen nicht gänzlich entdeckelt und müssen von Hand nachgearbeitet werden. Das Entdeckelungswachs hat einen sehr hohen Honiganteil und bedarf weiterer maschineller Bearbeitung. Kosten Einstiegspreis ab 800,00 Euro, abgebildetes Modell ca. 3.000 Euro. Maschinen rechnen sich damit erst ab mindestens 300 Völkern. Christoph Koch (105) 9
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