Ein Stück für Jugendliche Braun werden Eine kippende Komödie Es spielen Miriam Grimm Monika Kleebauer Stephan Wriecz Buch und Regie Esther Steinbrecher Ausstattung Regieassistenz Plotidee & Dramaturgie Technik Jörn Fröhlich Patrick Borchardt Michael Bauer Reinhard Blaschke Das Jugendstück „Braun werden“ nimmt zentrale Fragen der Orientierung auf dem Weg ins Erwachsenenleben ins Visier: Wo sehe ich mich in der Gesellschaft? Bei welcher Gruppe verorte ich mich? Bin ich Rapper oder Öko, Hipster oder Mainstream, Model oder Nerd? Was nehme ich alles in Kauf, um mich zugehörig zu fühlen? Neige ich eher zum links Blinken oder zum rechts Abbiegen? All diese Fragen stellen sich auch Konrad, Einzelkind aus gutbürgerlichem Hause, der gerade seinen allerersten Job angetreten hat und damit eigentlich schon fast auf eigenen Beinen steht. Fast. Denn irgendwie will das mit der Abnabelung von Mutti einfach noch nicht so ganz klappen. Hotel Mama bietet eben die besten Annehmlichkeiten, so dass die Suche nach der ersten eigenen Wohnung immer wieder auf morgen verschoben wird. Mutti selbst hat es auch gar nicht eilig mit dem Auszug ihres Augensterns; sie ist glücklich, wenn es dem Jungen nur gut geht. Selbst hat sie auch nicht allzu große Ansprüche ans Leben, nur einen Traum verfolgt sie hartnäckig und unbeirrt: Ein eigenes Heimsolarium muss her. Darauf spart sie eisern. Denn Mutti will braun werden. Brauner als alle anderen. Und das soll ihr im Laufe der Ereignisse schneller gelingen, als gedacht und ganz anders, als ihr lieb ist. Denn unerwartete Unterstützung erhält Mutti in Gestalt eines frischen Mädels, das der Sohnemann eines schönen Tages mit nach Hause bringt. Fröhlich und patent ist sie, ein wahrer Schwiegermuttertraum - und voller Zuspruch, wenn es um die Unverzichtbarkeit nahtloser Bräune geht! Da sind sich die beiden Damen auf Anhieb einig, und so werden Mutti und die Schwiegertochter in spe gleich beste Freundinnen und aalen sich gemeinsam auf dem Sonnendeck des Mietshauses. Die erweiterte Kleinfamilie wäre also geradezu perfekt, würde das nette Mädel nicht nach und nach immer mehr seltsame Anspielungen fallen lassen. Hat Mutti sich gerade verhört, oder hat ihre Bräunungsgefährtin das tatsächlich gesagt? Und welche neuen Töne muss sie auch von ihrem Sohnemann vernehmen?! Lieber weghören, beschließt Mutti, weil nicht sein kann was nicht sein darf. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass die beiden jungen Leute immer öfter unterwegs sind und neuen Hobbies frönen, von denen Mutti nichts Genaues weiß. Die drückt beide Augen immer fester zu - auch dann noch nicht, als am Küchentisch schon längst gleichzeitig Plätzchen gebacken und nebenbei Bomben gebastelt werden. Junge Leute machen eben Dummheiten. Und es fallen doch jedem Menschen auf Anhieb zwei bis drei Leute ein, die mal einen Denkzettel verdient hätten, oder?! Na, also. Keiner der drei will die kleinbürgerliche Idylle aufgeben. Werden sich Mutter und Sohn den radikalen Ansichten der jungen Frau trotzdem doch noch entgegenstellen? Nach „Ten things to do before I die“ schaut auch das neue Stück der Expedition Junges Chawwerusch auf die heutige Lebenswelt junger Leute, ihre Suche nach Wegen und Zielen und die damit verbundene Gefahr des Abdriftens in eine radikalisierte Szene. Der (Rechts-)Radikalismus hat in „Braun werden" kein hässliches Gesicht. Er bezieht kein Hartz IV und er spricht auch keine Unterschichten-Sprache. Er ist nicht einmal auf Anhieb zu erkennen. Er kommt als junge Frau daher, die jedem gleich sympathisch ist. Neben der etwas spleenigen Mutter-Sohn-Konstellation im entschärften „Schwiegertochter gesucht“Format erscheint die neue Freundin zunächst erfrischend normal. Nur schleichend und ganz allmählich bringen ihre Überzeugungen das komödiantische Gebilde zum Kippen und lassen den Zuschauern das Lachen im Halse steckenbleiben. Zwangsläufig fragt man sich: Wann wäre der Punkt gewesen, an dem man selbst „Stopp!“ gesagt hätte?! Ich will dich, ich will dich, aber nicht bevor ich weiß: gibt es irgendwelche Nazis in deinem Bekanntenkreis? Die Toten Hosen, Madelaine (aus Lüdenscheid) Das Chawwerusch-Theater wird im Rahmen von „Braun werden“ gefördert vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz, der Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz und den Unterstützern der Expedition Junges Chawwerusch. Die Josef-David-Stiftung unterstützt das theaterpädagogische Begleitprogramm des Chawwerusch-Theaters. Weitere Informationen zum Chawwerusch-Theater unter: www.chawwerusch.de
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