Abschied von der Gratis-Tüte http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/abschied-von-der-gratis-tuete-140... http://www.faz.net/-gzg-8c6dl FAZJOB.NET LEBENSWEGE SCHULE Anmelden FAZ.NET Abo Mobil Newsletter Mehr HERAUSGEGEBEN VON WERNER D'INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER, HOLGER STELTZNER Das Tippspiel zur Bundesliga 2015/16 Frankfurt 5° ein-Main Donnerstag, 14. Januar VIDEO 2016 THEMEN BLOGS ARCHIV POLITIK WIRTSCHAFT FINANZEN FEUILLETON SPORT GESELLSCHAFT STIL TECHNIK & MOTOR WISSEN REISE Home Rhein-Main Abschied von der Gratis-Tüte BERUF & CHANCE RHEIN-MAIN Handel und Umwelt Abschied von der Gratis-Tüte Tchibo gibt Tragebeutel aus Kunststoff nur noch gegen Gebühr aus - der Umwelt zuliebe. Andere Händler könnten nachziehen. Dabei ist die Plastiktüte in ökologischer Hinsicht besser als ihr Ruf. 11.01.2016, von KERSTIN PASEMANN © DPA Auslaufmodell Plastiktüte? ie Tage der Gratis-Plastiktüte könnten gezählt sein. Friedrich Wagner jedenfalls hält das für gut möglich. Der Präsident des Landesverbands des Hessischen Einzelhandels glaubt, dass bald ein 1 von 6 14.01.2016 14:08 Abschied von der Gratis-Tüte http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/abschied-von-der-gratis-tuete-140... Gesetz gegen die kostenlose Abgabe von Kunststoffbeuteln im Einzelhandel auf den Weg gebracht wird. „Nicht dieses Jahr, aber vielleicht schon im nächsten“, lautet seine Prognose. Schließlich gebe es eine EU-Richtlinie dazu. Deshalb werde die Plastiktüte in diesem Jahr ohnehin zum Thema. Schon jetzt hat ein großer Einzelhändler entschieden, mit der unentgeltlichen Ausgabe von Transportbeuteln Schluss zu machen. Seit Mitte der Woche kann der Kunde in den deutschen Tchibo-Filialen seinen Kaffee und andere Produkte zwar noch in Plastiktaschen verpacken, aber die kosten jetzt 20 Cent je Exemplar. Wenige Proteste von Kunden Tchibo will damit etwas für die Umwelt tun, wie eine Sprecherin des Unternehmens sagt. Dafür nimmt der Einzelhändler in Kauf, dass er weniger bedruckte Taschen als Werbeträger in Umlauf bringen kann. Aber auch die Kunden scheint die fehlende Gratistüte nicht zu stören. In den ersten Tagen nach dem Wechsel war laut der Sprecherin die Resonanz positiv, Beschwerden über die neue Bezahlpflicht gebe es in den Frankfurter Geschäften nicht. Zudem hat Tchibo in Österreich ermutigende Erfahrungen gemacht. In den Filialen im Nachbarland wurden nach Einführung der Beutel-Gebühr rund 75 Prozent weniger Einwegtüten ausgegeben. Außer der Kunststofftasche für 20 Cent will Tchibo demnächst einen Mehrwegbeutel aus robustem Kunststoff für 1,25 Euro anbieten. Die Gebühr soll dem Verbraucher zu denken geben: Will er nicht unnötig Portemonnaie und Umwelt belasten, stattet er sich mit genügend Beuteln und Falttaschen für alle Eventualitäten aus. Tchibo ist nicht das erste Unternehmen, das mit den Gratistüten Schluss macht. Die Drogeriekette dm hat schon im vergangenen Jahr die dünnen Abreißtüten an der Kasse abgeschafft. Viele Apotheken verpacken Medikamente inzwischen in kleinen Papiertüten. Und selbst die Billigmodekette Primark gibt den Kunden die Bekleidung in einer braunen Papptüte mit. Auch im Frankfurter Einzelhandel tut sich etwas. Derzeit können sich Händler von der Zeil, aber auch aus den Stadtvierteln dank einer Initiative der Stadt über die Plastiktüte und deren Ersatz informieren. 2 von 6 14.01.2016 14:08 Abschied von der Gratis-Tüte http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/abschied-von-der-gratis-tuete-140... Nach einem weiteren Treffen im Januar können nach Einschätzung einer Referentin des Wirtschaftsdezernats erste Geschäfte neue Wege mit weniger Plastik gehen. Gewinne durch Tütengebühren Supermärkte verlangen an den Kassen schon länger Geld für ihre Tüten. Die „Lebensmittelzeitung“ hat kürzlich am Beispiel Rewe ausgerechnet, dass sich mit kostenpflichtigen Einwegbeuteln sogar Geld verdienen lässt. Das Fachblatt nimmt an, dass Rewe bei 160 Millionen verkauften Tüten im Jahr ungefähr 16 Millionen Euro Umsatz und vier Millionen Euro Gewinn macht. Tchibo wiederum gibt an, Geld dadurch zu sparen, dass weniger Tüten über die Theke gehen. Denn außer den Produktionskosten muss der Handel für die Beutel Entsorgungskosten des dualen Systems zahlen. Von Umweltfreunden wird immer wieder beklagt, dass die Plastiktüte die Natur belaste. Die Losung der achtziger Jahre, „Jute statt Plastik“ ist nach wie vor aktuell. Nun möchte auch die EU mit einer Richtlinie den europaweiten Verbrauch je Kopf von fast 200 Tüten auf 40 im Jahr 2025 senken. Die Deutschen transportieren ihre Einkäufe schon jetzt umweltbewusster; der Durchschnittsverbrauch liegt bei 71 Plastiksäckchen. Nicht zu den einzusparenden Beuteln zählen allerdings die dünnen Tütchen für Obst und Gemüse vom Wochenmarkt oder aus der Frischabteilung im Supermarkt (siehe Kasten). Dem Einzelhandelspräsidenten Friedrich Wagner wäre es nur lieb, wenn der Plastiktüten-Verbrauch zurückginge. „Die Tüten verschmutzen die Gewässer, zu leichtfertig werfen die Verbraucher sie nach der Nutzung weg.“ Gerade einmal 30 Minuten ist ein Beutel durchschnittlich in Gebrauch, vollständig zersetzt ist er in der Natur nach 100 bis 500 Jahren. Wagner hofft, dass das Ende der Gratistäschchen die Verbraucher zum Umdenken bringt. Er rät den Einzelhändlern, freiwillig auf die Umsonsttüte zu verzichten, bevor der Gesetzgeber es erzwinge. Mehr zum Thema · Das Verbraucherthema: Richtig und falsch eingetütet · Einkaufstüten: Die Plastiktüte ist besser als 3 von 6 Dabei ist die Ökobilanz der Kunststofftüte nicht unbedingt schlechter als die von anderen Tragehilfen. 14.01.2016 14:08 Abschied von der Gratis-Tüte http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/abschied-von-der-gratis-tuete-140... ihr Ruf Selbst die Papiertüte, die ein hervorragendes Öko-Image genießt, verbraucht bei der Herstellung ähnlich viel Ressourcen wie die Plastiktüte. Einziger Vorteil: Sie wird in der Natur schneller abgebaut. Beutel aus Polyester und Mehrwegtaschen aus Kunststoff werden ressourcenarm produziert und können - theoretisch zumindest - oft genutzt werden. Auch der Jutebeutel ist zweifellos nachhaltig, doch stimmt seine Ökobilanz erst nach der fünfundzwanzigsten Nutzung. Mancher Frankfurter Einzelhändler fragt sich unterdessen, ob sich die Tütengebühr nachteilig auf seine Geschäftsbilanz auswirken könnte indem sie beim Kunden Unmut weckt. Wer in einem Bekleidungsgeschäft einen Anzug für mehrere hundert Euro kauft, könnte verärgert sein, wenn er auch noch für eine Tasche zahlen soll. Für diese Fälle gelte es, das Personal zu schulen, heißt es. Und noch ein anderes Problem könnte es geben: Entscheidet sich der Kunde gegen eine Tüte und spaziert mit dem Anzug über dem Arm der Tür entgegen, könnte das im ungünstigsten Fall den Hausdetektiv auf den Plan rufen. Hemdchenbeutel bleibt gratis Die neue EU-Regelung, die den Verbrauch von Plastiktüten bis zum Jahr 2025 deutlich reduzieren soll, betrifft nicht alle Einwegtüten: Die sogenannten Hemdchenbeutel, die Händler auf dem Wochenmarkt, Metzger, Bäcker und Drogerien ausgeben, gehören nicht dazu. Auch können Supermarktkunden darin weiterhin ihr Obst und Gemüse abpacken. Da diese Beutel nicht unter die Regelung fallen, muss dafür nichts gezahlt werden, auch wenn der Deutsche von den dünnen Plastiktüten durchschnittlich 39 Stück im Jahr nutzt. Insgesamt werden in der Bundesrepublik 3,1 Milliarden Beutelchen im Jahr verbraucht, das entspricht 8,6 Tonnen Plastik. Auch die leichten Hemdchenbeutel können der Umwelt schaden. An der Nordsee wurden je hundert Meter Küstenlinie drei von ihnen gefunden. Friedrich Wagner, Präsident des Landesverbands der Hessischen Einzelhändler, hält sie denn auch für das schlimmere Problem. „Auf den Wochenmärkten wird nahezu alles darin eingepackt.“ Nach Wagners Worten arbeiten auch in Hessen viele Unternehmen an neuen Verpackungen. Papiertüten kämen in Supermärkten als Ersatz nicht in Frage, denn die Kassierer müssten die Waren in der Tüte schnell erkennen können. Eine Möglichkeit wäre, Papiertüten mit Sichtfenster aus Plastik einzuführen. Zwar hätte man dann nach wie vor Kunststoffanteile in der Verpackung, die wären aber bei weitem nicht so groß. (kepa.) Quelle: F.A.Z. 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