Rollertour 2015 - Rollerclub Laupheim

Rollertour 2015
Rollertour 2015 – Tagebuchnotizen einer Rundreise
von Jörg Siewert
04.06.2015 – 1. Tag: Anfahrt in die Tschechei
Heute ging es nach einem Treffen an der Aral-Tankstelle in Neu-Ulm um genau 5.44 Uhr auf zur FronleichnamsAusfahrt Richtung Tschechien. Ich kam mit einem nur notdürftig reparierten Roller, irgendetwas ist mit dem Zündkabel,
und so hat man es in meiner Werkstatt erst einmal mit Isolierband geflickt, ohne Garantie, dass er die Tour übersteht.
Man wird sehen.
Teilnehmer waren diesmal (in Reihenfolge der Fahrer bei der Tour):
Wolfe
Jörgi
Anton
Siggi
HD
Gerhard
Volki
Suzuki Burgman 650 (mit Hänger)
Yamaha XMAX 125 (mit Isolierband am Zündkabel)
BMW R 1200 R (mit mächtig viel PS unterm Hintern)
Suzuki Burgman 650 (mit viel Kilometer auf dem Buckel)
BMW C-650 GT (mit Original Moped-Sound)
Honda 750 neu (mit Schaltung)
Honda 750 neu (mit ohne Schaltung)
Wir fuhren über Lauingen und Regensburg Richtung Pilsen über die B16, und das mit einem für meinen Roller sehr
hohen Tempo zwischen 110 und 120 km/h. In Fürth am Wald wurde zum ersten Mal nachgetankt, nachdem bei meinem
Roller wider Erwarten die Benzinanzeige zu blinken anfing. Kurz vor Pilsen fuhren wir dann in Tschechien auf die
Autobahn, dort allerdings kam ich mit meinem Roller an die Grenzen, ich fuhr fast nur Vollgas. Aber der gute, 2 mal
TüV-gecheckte Yamaha X-Max 125 hielt durch, mit notdürftig geflickten Zündkabel!
Hin- und wieder legten wir einen Zwischenstopp ein, um die Glieder zu lockern und um etwas zu trinken und zu essen.
Nach einem Zwischenstopp in Königgrätz (Hradec Králové) – einer übrigens sehr historischen Stadt-, um evtl. Geld zu
wechseln (erfolglos), machten wir uns nach einem weiteren Tankstopp auf den Weg zu unserer Herberge in Nachod
(CZ). Dort angekommen wurden die Ein-, Zwei - und das Dreibettzimmer auf die Leute aufgeteilt. Gegen Euro. Ohne
Quittung. Ohne Diskussion.
Nach der notwendigen Körperpflege freute man sich auf der Terrasse auf ein frisches, kühles Bier. Der Preis war sehr
günstig, ca. 1,- Euro pro Halbe, und auch das Essen konnte sowohl im Geschmack, als auch im Preis überzeugen. Für
manche war der Bierpreis so verlockend, dass sie jetzt noch, während ich diese Zeilen auf dem Zimmer schreibe, prüfen, ob der Preis in den nächsten Stunden nicht vielleicht doch noch steigen könnte, um dann, bei einer richtigen Prognose, nochmals zum günstigen Preis zu zuschlagen!
Morgen geht es dann nach einem Besuch in einer Art Felsenmeer weiter Richtung Sachsen.
05.06.2015 - 2. Tag: Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt (CZ)
Das Frühstück war auf 7.30 Uhr terminiert, und ich hätte wetten können, dass, wenn ich kurz vor halb 8.00 Uhr am
Frühstückstisch erscheine, die Rentner und deren noch berufstätige Begleiter vom Rollerclub sich schon die besten
Plätze gesichert und die Nahrung, einem Hamster gleich, teils in ihren Backentaschen geschoben, teils noch auf dem
Teller liegend, gehortet haben. Denn, so wurde mir nachträglich von einem der Rentner mitgeteilt: „Nur der frühe Vogel
fängt den Wurm“, oder so. Gut, dass ich später dran war, denn mein Essen war wurmfrei.
Was gibt es schlimmeres, als einen hungrigen, unzufriedenen Rentner, dem ein aufgewecktes Kerlchen die Wurst vor
der Nase wegschnappen könnte? Na ja, die Wurst - in Form von 1 1/2 Paar Wienerle hatte sich HD schon gesichert, alle
anderen futterten langweiliges allerwelts Frühstück: gekochten Schinken (Lidl) mit Edamerscheiben (Lidl) und dazu
Portionsmarmelade (Kaufland - Lidl & Schwarz). Stolz wurde mir vom Neu-Automatik-Motorradfahrer erzählt, wie
clever sie doch alles waren, sich das Beste gesichert zu haben und auf meine Frage, was es denn so gäbe, wurde geheimnisvoll getan: „Na. warte es mal ab!“
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Nun, der mir nicht sonderlich sympathische Wirt legte mir nach einem höflichen „Dobry rano“ meinerseits – (ich übersezte: ‚Guten Morgen‘) eine Frühstücksmenü-Karte auf den Tisch und ich wunderte mich, dass keiner der so, im
wahrsten Sinne des Wortes, „erfahrenen“ – weitgereisten und mit allen Wassern der Welt gewaschenen, die wirklich
tschechische Frühstücks-Spezialität: Rührei mit Zwiebeln weder probiert – noch genommen hat.
Dieses Frühstück ist sehr schmackhaft und hält auch lange vor, Aeronauten von der Sojus 9 haben es Gerüchten zu
Folge bis heute nicht verdaut!
Stattdessen lutscht man selbstverliebt zum 3. Mal den kleckernden Honig aus dem schlecht zu öffnenden Plastikbehälter, um dann, nach etwas Gejammere – wie schlecht man die West-Technik doch übernommen habe, stolz festzustellen,
dass dieser Honig ja doch aus Deutschland (West) komme, das MHD stimme und der Verschluss technisch durchdacht
und gegen Honig-Bienen-Einfall konstruiert sei und dass man da doch ein kleines Stück Freude aus dem Osten mit nach
Hause nähme, um der Frau von den Fortschritten, die nicht zuletzt aus Westgeldern (wenn nicht sogar der Sparkasse in
NU) kamen, zu berichten. Danach wurde der Honig mit solcher Freude auf dem schon mit doppelt Butter (máslo) bestrichenem Brötchen mit so großem Appetit verzehrt, dass die nächste Pinkel-Pause in einer „Hovno-" (scheisse, das
kann ich so nicht übersetzen, weil zu vulgär)“ Pause endete.
Unsere Reise ging heute zur Felsenstadt Adersbach - Tschechien, zum Glück waren wir schon früh da, denn zu diesem
geologisch sehr interessanten Ort wurden nach und nach Touristenbusse angekarrt und abgefertigt. Wir aber hatten,
abgesehen durch die Behinderung durch die Motorrad-Klamotten, einen schönen Spaziergang durch diese eigenartig,
von der Natur gestalteten Landschaft.
Zufrieden stapften wir wieder zu unseren Rollern & Motorrädern und machten uns auf die Weiterfahrt.
Die Zeit lief uns dann davon, weil viele Straßen gesperrt waren. Das war in der Planung natürlich nicht vorgesehen und
so fuhren wir die schlimmsten Flick-Schuster-Wege seit langem. Eine Mittagspause erlöste den ein oder anderen von
einem zu schlecht gefederten Zweirad und den ein oder anderen von einer zu vollen Blase. (Das mit Hovno hatten wir ja
schon).
Meine (in einer Butterbrotdose verwahrten Landjäger (Lidl) schmeckte noch erstaunlich gut, und auch die Seele aus der
Backtheke (Lidl) war noch essbar. Wir „mampften“ und freuten uns des Lebens!
Irgendwann bogen wir scharf rechts ab und landeten auf einem steilen Parkplatz vor einer Höhle. Ein Rocker - zu gedröhnt bis oben - zeigte auf eine Tür, dort sollten wir mit unseren Bikes einfach reinfahren. Wolfe machte das tatsächlich, und da ich ihm immer hinterherfahre, folgte ich. Tatsächlich, wir konnten ein paar Meter in diese künstliche Höhle
fahren um uns dann ein Alk-freies Bier (0,5 l für 90 Cent) zu genehmigen.
Anschließend fuhren wir zu unserer neuen Herberge „Landgasthof Paulos“ in Groß Düben bei Weisswasser. Das
Abendessen war zwar nicht allzu teuer, dafür aber das Bier. Na ja, es floss trotzdem in Strömen. Die Lage war mehr als
ruhig, was wie auf Kur! (siehe Rentner und Frühstück oben!)
Morgen geht es dann Richtung Altenburg.
3. Tag - Samstag, 06.06.2015 – F 60
Heute Morgen gab es nach einer ruhigen Nacht in dem verschlafenen Nest bei Weisswasser ein Super-Frühstück aufgetischt. Schöne, weichgekochte Eier („Nicht das einzige Weichei, was ich heute sehen werde!“, so ein Teilnehmer trocken), eine gute Auswahl an Wurst- und Käsesorten sowie Müsli und verschiedene, knackfrische Brötchen wurden
ebenso wie wohlschmeckender Kaffee und Orangensaft gereicht. HD entdeckte mit Adleraugen den Honig bei seinen
Tischnachbarn, seinen eigenen direkt vor seinem Teller sah er nicht. Er ist entschuldigt, denn er hatte die Lesebrille
nicht auf.
Wir fuhren, wie verabredet, gegen 8.00 Uhr los, kauften noch beim ansässigen Netto etwas zum Vespern und - wichtig da wir seit Tour Beginn von der Sonne mehr als verwöhnt werden, etwas zum Trinken. Wir fuhren schöne, kaum befahrene Straßen bis nach Lichterberg.
Dort besichtigten wir das Braunkohle-Besucherbergwerk und die Abraumförderbrücke F60, die mit mehr als 560 m
Länge eine der größten dieser Art ist. Eine etwas launige Führung eines ehemaligen Kraftwerk-Ingenieurs erklärte uns
mit dem unverkennbar Brandenburgischen- (ähnlich dem Berliner-) Dialekt die Funktionsweise dieser absolut beeindruckenden Förderbrücke. Wir kletterten auf bis zu 79 m Höhe dieses gigantischen Industriebauwerks hinauf. Wir hatSeite 2 von 4
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ten einen - bei diesem klaren Himmel - sehr guten und weiten Blick über die Lausitz.
Eine kleine Mittagspause ließ schnell die Strapazen bei der Begehung dieses Monstrums vergessen, und so machten wir
uns weiter auf die Reise Richtung Greifenhain bei Altenburg (bekannt durch die Skat-Karten – Schade, als alter SkatSpieler hätte ich mir das Museum dort mal gerne angesehen, aber hier im Süden spielt man meist Doppelkopf).
Es wurde sehr heiß, teilweise über 30 Grad. Nochmal eine Pause unter Bäumen und dann ging es Non-Stopp zu der
netten Pension „Zum Erbhof“.
Hier erwartete uns ein schöner Biergarten, ein leckeres, kühles Weizen und ein absolut gutes und preiswertes Essen.
Mein Gemaule, als ein Weizen mal nicht bis zum Eichstrich gezapft war - lediglich Anton zu gemurmelt, bekam wohl
eine der Bedienungen mit und knallte mir unaufgefordert ein Glas 0,3 l Weizen auf den Tisch: "Damit es keine Beschwerden gibt!"
Morgen ist Wolfes Geburtstag, wir haben für ihn gesammelt. Nach dem Frühstück geht es weiter zum Dreiländer-Eck.
07.06.2015 - 4. Tag: Wolfes Geburtstag
Nach einem Geburtstagsständchen für Wolfe von uns allen und einer kleinen Rede von HD fuhren wir kurz vor 9.00
Uhr los zu unserem nächsten Ziel, dem Dreiländer-Eck. Unterwegs legten wir aber noch einen kleinen Stopp an der
Göltzschtalbrücke ein. Es handelt sich hier um die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. (Eine Eisenbahnbrücke).
Eine Imbiss-Bude lud zu einer Original-Thüringer Bratwurst ein, und man schmiss extra für uns den Gasgrill an, um
diese Spezialität zu zubereiten.
Vom Dreiländereck war ich ziemlich enttäuscht, es war einfach ein Ort im Wald mit lauter Grenzsteinen und auf tschechischer Seite mit ein paar überdachten Bänken und Tischen sowie 3 Toilettenhäuschen: Männlein, Weiblein und - wer
weiß?
Wir legten dort unsere Mittagspause ein, fuhren dann aber weiter und besuchten das "Deutsch-Deutsche Museum in
Mödlareuth. Durch das Dorf Mödlareuth ging die Grenze zwischen Bayern und Sachsen. Dies hatte früher nur verwaltungstechnische Auswirkungen, nachdem sich aber die Deutsche Demokratische Republik in ziemlich undemokratischer Art und Weise dazu entschloss, ihre Bürger einzusperren, wurde auch dieses Dorf getrennt, zunächst durch einen
Lattenzaun, später dann über einen Stacheldrahtzaun bis hin zu einer absolut dichten Grenzanlage mit Betonmauer. Ein
Dokumentarfilm in einem kleinen Kino schilderte sehr anschaulich die Begebenheiten zu der damaligen Zeit.
Danach ging es dann zur letzten Herberge, zum Brauereigasthof Rothenbach in Aufseß in Franken. Hier bekamen wir
für die Roller und Motorräder zwei Garagen kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Bier war sehr gut und sehr günstig
(0,5 l Hefe für 2,40 Euro) und das Essen sehr schmackhaft und überaus preiswert. Dennoch blieben die meisten nicht
allzu lange, den einen steckte wohl noch die letzte Nacht in den Knochen, bei der man in Wolfes Geburtstag hineinfeierte, die anderen waren z. T. durch die Fahrt geschwächt und müde. Ein harter Kern blieb trotzdem noch so lange, bis
Wolfes Geburtstag endgültig vorbei war. (So wurde mir am nächsten Tag stolz aus gut unterrichteten Kreisen berichtet).
Morgen geht es dann wieder heim, schade, denn es war eine wirklich außerordentlich gelungene und sehr schöne Tour...
08.06.2015 –5. Tag: Besuch der Nürnberger Bierkeller und Heimreise im Regen
Nach einem ausgiebigen und - wie auch in allen anderen Hotels auch - sehr gutem und reichhaltigem Frühstück ging es
zunächst nach Nürnberg. Unterwegs mussten wir schon anhalten, um unser Regenzeug anzuziehen, doch da keimte
noch die Hoffnung, dass es am Nachmittag wieder schöner werden würde. Nach ein paar schönen, kurvenreichen und
wenig befahrenen Straßen kamen wir gegen 11.00 Uhr in strömenden Regen in Nürnberg an. Hier besuchten wir die
Bierkeller der Hausbrauerei Altstadthof, die schon im Mittelalter angelegt wurden und im 2. Weltkrieg etlichern10.000
Menschen Schutz vor Bombenangriffen bot. Im Anschluss daran wurde noch die historische Brauerei gezeigt und man
bekam einen Schluck des für Nürnberg bekannten Rotbiers. Im Altstadthof nahmen wir auch noch einen kleinen Imbiss
in Form von Nürnberger Rostbratwürstchen zu uns (was sonst?).
Ich glaube, ich darf für alle, die dabei waren, sagen:
Lieber Wolfe, vielen Dank für Deine Vorbereitungen, Mühen und die Durchführung dieser
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absolut genialen Tour – sie wird uns allen in bester Erinnerung bleiben!
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