Ausgabe Mai 2015

STIFTUNG PUKLLASUNCHIS – SCHULEN FÜR CUSCO
Mai 2015
Liebste Freundinnen und Freunde,
Meine Auszeit war sehr, sehr bereichernd; ich hatte viel Zeit für mich selbst und um die Natur
zu geniessen. Peru ist so unendlich vielfältig mit über 2‘000 km Pazifikküste, den Anden und
dem herrlichen Urwald. Ich war am Strand, in den Schneebergen und im Tropenwald. Überall
habe ich interessante Menschen getroffen, habe so viel gelernt und faszinierende Erfahrungen
machen dürfen, die jetzt auch wieder in meine Arbeit in Pukllasunchis einfliessen können.
Seit Februar dieses Jahres habe ich mit grosser Freude und frischem Elan die Arbeit in Pukllasunchis wieder aufgenommen.
Am 19. September werden wir mit Ihnen allen die 35-jährige Zusammenarbeit zwischen Pukllasunchis in Peru und in der Schweiz feiern. Dieses Mal werden mich Alex Molina vom Radioprojekt und Rocío Mora, unsere langjährige und effiziente Verantwortliche für die Administration, begleiten. Wir freuen uns jetzt schon auf unser Fest in Uitikon (mehr auf Seite 12)
mit Ihnen zusammen!
Präsident:
Geschäftsstelle:
Website:
Bank:
Richard Helbling, Haldenstr. 135, 8055 Zürich, Tel 044 461 43 26, [email protected]
Celia Helbling, Neuhüsli-Park 14, 8645 Jona, Tel 055 211 01 67, [email protected]
www.puklla.ch
ZKB, 8010 Zürich, IBAN CH53 0070 0111 5000 0435 9
In Pukllasunchis führen wir den Prozess der Übertragung von Verantwortung an jüngere Generationen kontinuierlich weiter: Alex Molina ist der neue Koordinator des Radioprojekts und
auch John Arthur übernimmt immer mehr leitende Funktionen im Jugendprojekt Sipas Wayna. Maya (Radio) und Justo (Jugendarbeit) haben ihre Arbeitszeit reduziert und nur noch beratende Funktionen. Auch ich arbeite nur noch 80% und Raúl hat mehr Verantwortung übernommen.
Pädagogische Hochschule Pukllasunchis
Das Team hat im vergangenen Jahr die amtlichen Schritte auf dem Bildungsministerium weitergeführt, doch leider geht alles sehr langsam und wir haben die offizielle Anerkennung als
Interkulturelle Pädagogische Hochschule (PH) noch nicht erhalten. Die Papiere liegen immer noch in Lima!
Doch für dieses Jahr haben wir die Bewilligung für die Grundausbildung von KindergartenLehrpersonen erhalten. Sobald wir die Anerkennung für die Interkulturelle Spezialisierung
erhalten haben, können wir auch Studiengänge dafür anbieten. Dies hindert uns natürlich
nicht, dass schon jetzt alle unsere Ausbildungen auf interkulturellen und zweisprachigen Unterricht ausgerichtet sind. Für nächstes Jahr werden wir dann auch den Studiengang für die
Primarschulstufe beantragen; jedes Jahr im Oktober müssen die Studienplätze auf dem Bildungsministerium in Lima erneut beantragt werden – im Umgang mit der Bürokratie in Peru
erwirbt man sehr, sehr viel Geduld.
Am 16. März konnten wir unsere PH mit der ersten Gruppe von 20 Studierenden für die Kindergartenstufe einweihen. Die meisten unserer Studierenden arbeiten schon und machen ihre
Weiterbildung berufsbegleitend. Deshalb erteilen wir den Unterricht täglich von 16 bis 21
Uhr. Es ist eine sehr interessante und heterogene Gruppe, was uns als neue Erfahrung sehr
fasziniert. Es ist gut für uns mit einer kleinen Gruppe zu beginnen, Erfahrungen zu sammeln
und dann langsam zu wachsen; so wie wir es auch mit der Schule Pukllasunchis gemacht haben. Auch mit der Hochschule wollen wir uns einen guten Namen auf Grund unserer Praxis
machen und wir sind sicher, dass unser Angebot sich bald herumsprechen wird.
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Der Grossteil der Lehrpersonen der PH arbeitet am Morgen an der Schule Pukllasunchis und
am Nachmittag und Abend übernehmen sie Stunden an der Hochschule. So kann ihre langjährige Erfahrung in die Hochschule einfliessen und wir können die Qualität des Unterrichts garantieren. Wir haben so in der Startphase auch ein niedrigeres Budget, da wir das Personal für
Stunden und nicht für ein Vollpensum anstellen. Alle setzen sich mit grossem Engagement
ein und sind sich bewusst, dass diese Arbeit für sie selbst eine professionelle und persönliche
Bereicherung ist.
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Schule Pukllasunchis
In der Schule organisieren wir auch dieses Jahr wieder eine Kuska („Zusammensein" auf
Quechua). Dieser Projektunterricht integriert alle Schüler vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe in gemischten Gruppen, die die jeweiligen Themen bearbeiten. Die Schülerinnen und
Schüler machen Forschungsarbeiten und die Lehrpersonen integrieren die regulären Fächer in
diesen Projekten. In den Kuskas entwickeln die Kinder und Jugendlichen alle ihre Fähigkeiten, lernen aktiv und vor allem auch ausserhalb des Klassenzimmers. Über Musik, Tanz, Theater, Handwerk können alle ihre Sinne geweckt und gefördert werden.
Die Schüler und Lehrpersonen haben das Thema "Ökologie und Landwirtschaft" ausgewählt
und werden während des ganzen Jahres Feldarbeiten machen und die entsprechenden einheimischen Bräuche, Zeremonien und Feste organisieren. Alle nötigen Informationen dazu sammeln sie bei ihren Eltern, in den umliegenden Bauerndörfern und natürlich auch in schriftlichen Quellen und dem Internet. Sie integrieren dabei traditionelles Wissen der Andenkultur
mit der modernen Wissenschaft. Wir legen speziellen Wert auf die Erarbeitung eines Kalenders für Aussaat und Landwirtschaft, soziale und zeremonielle Aktivitäten, sowie das Anlegen
einer Samenbank. Die Kinder haben dafür den Namen Casa de las Semillas (Haus der Samen) ausgewählt, um zu betonen, dass die Natur nichts mit dem Geld und Währungssystem
zu tun hat.
In den Bauerngemeinden werden jeweils die stärksten und anerkanntesten Mitglieder als
Qullanas („Leiter“ auf Quechua) gewählt. Sie sind die Leaderpersönlichkeiten, welche die
Landwirtschaftsaktivitäten organisieren und leiten. Diesem Brauch folgend haben auch unsere
Schüler und Schülerinnen in jeder Klasse einen oder eine Qullana gewählt. Diese Führungsgruppe versammelt sich nun regelmässig, organisiert, koordiniert und leitet alle Aktivitäten
der Kuska, zusammen mit dem Lehrerteam.
Am 15. April haben die Qullanas die erste Vollversammlung in der Schule einberufen und so
wurde die Kuska eingeweiht und die ersten Aktivitäten organisiert.
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Kinderorchester und Chor Cusco
Der Dirigent Theo Tupayachi und die Musiker des Symphonieorchesters Cusco fördern und
entwickeln seit 2011 eine grossartige Arbeit mit dem Kinderorchester und dem Kinderchor in
unserer Stadt. Die über 80 Kinder und Jugendlichen zwischen 8 und 16 Jahren üben und musizieren in den Räumlichkeiten der Schule Pukllasunchis und der seriöse Unterricht fördert
ihre Musiktalente, aber auch die Selbstdisziplin, ihr Verantwortungsgefühl, die Teamarbeit
und die Liebe zur Kunst.
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Leider wurde die nötige Finanzierung für dieses Projekt im letzten
Jahr unterbrochen, weshalb diese
wertvolle Arbeit gefährdet war.
Spontan erklärten wir uns bereit,
unsere treuen Spender um eine
zusätzliche Hilfe, eine Überbrückungsfinanzierung zu bitten und
sie haben uns nicht im Stich gelassen. Dank der ersten Beiträge
konnten Theo, die Lehrpersonen
und die kleinen Musiker und Sänger im März ihre Proben wieder
aufnehmen. Wir haben kaum Worte, um unsere Freude und Dankbarkeit auszusprechen! Wir hoffen fest, dass einige von Ihnen
auch einmal in den Genuss eines der Konzerte in einer Kirche von Cusco oder der Proben
kommen können. Sie sind alle herzlich willkommen.
Noch fehlen uns einige Unterstützungen, um das Budget 2015 zu decken, doch wir sind zuversichtlich, dass wir die nötigen Mittel noch finden werden. Gleichzeitig bemühen sich die
Verantwortlichen mit Anträgen an staatliche Instanzen, die die Nachhaltigkeit des Kinderorchesters und Chors garantieren.
Radioprojekt
In Puno gibt es zwei Frauenorganisationen, die auch der nationalen Organisation der indigenen Frauen der Anden und des Amazonasgebietes - "Organización Nacional de Mujeres Indígenas Andinas y Amazonicas del Peru" – angehören. Sie haben beschlossen, dieses Jahr mit
dem Radio-Team über ihre Identität und Rolle als Frau, in der Familie, in der Bauerngemeinde und in ihrer Organisation zu reflektieren und diese Themen auch ganz eng mit dem Klimawechsel auf der Welt und in ihrer Umgebung zu verbinden. Darüber produzieren sie dann
Radioprogramme, die über Sender in Cusco und Puno ausgestrahlt werden
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Die Diskussionen sind faszinierend und diese aktiven Frauen machen Vorschläge für die nötigen Veränderungen und praktischen Massnahmen in ihrem Leben gegenüber den immer
schwieriger werdenden Klimabedingungen (beispielsweise Kälteeinbrüche, Dürren), die ihre
Tierhaltung und die Landwirtschaft zur Selbstversorgung äusserst erschweren. So erlangen
zum Beispiel ihre Aktivitäten des Textilhandwerks einen immer wichtigeren Stellenwert als
Überlebensstrategie.
Auch die Kinder haben die Radioproduktion in den Schulen wieder mit enormer Freude aufgenommen.
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Jugendprojekt Sipas Wayna
Das Jahr 2015 haben wir in Sipas Wayna mit einer Neugestaltung der Bibliothek, der Spielecken und der Ausstellungswände, sowie mit einem Dankesfest für die Mutter Erde begonnen. Jugendliche, eine Gruppe von Blinden, einige Eltern und sogar Gemeindebehörden haben mit Enthusiasmus daran teilgenommen.
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Nachhaltigkeit
Unsere produktiven Projekte sind die grösste Herausforderung für Pukllasunchis. Es ist in
Peru nicht einfach, Geschäfte zum Blühen zu bringen und Gewinne für die sozialen Projekte
zu erzielen.
Mit der Produktion von Essenzölen, Salben, Kosmetik-Crèmes, Shampoos, die wir in Cusco
und Lima verkaufen, konnten wir einen Gewinn von 9‘000 Dollar erwirtschaften. Doch in den
nächsten drei Jahren müssen wir damit noch einen Anfangskredit (für Anschaffungen, Bewilligungen der Heilmittelbehörde, Erwerb v. Lizenzen, etc.) amortisieren. Die Sprachschule
Lingua Cusco konnte mit einem Reingewinn von 6‘000 Dollar abschliessen. In der Schreinerei sind wir leider noch in den roten Zahlen.
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Doch dieses Jahr haben wir die Arbeit mit Energie, Elan und neuen Perspektiven aufgenommen. Für die Schreinerei haben wir eine intensive Marketingkampagne in Cusco und Umgebung gestartet, die auch schon ihre Früchte trägt: wir haben Aufträge für Fenster und Türen
auf einem Hotelbau im Heiligen Tal von Urubamba, Möbel für verschiedene Kunden und
Aussichten für die Herstellung von Schulmobiliar und -material im Auftrag des Staates.
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Parallel zur Produktion haben wir beschlossen, im 2016 oder 2017 eine Technische Hochschule für die Ausbildung von jungen Schreinern zu eröffnen. Dafür bereiten wir nun alle
Dokumente vor und hoffen, dass wir die Lizenz vom Bildungsministerium noch dieses Jahr
erhalten. Wir haben ja eine erstklassig ausgerüstete Schreinerei und die Zufahrten konnten wir
dank einer grosszügigen Unterstützung einer Schweizer Stiftung auch schon betonieren. Zusätzlich werden wir noch drei einfache Klassenzimmer für den Unterricht mit den Lehrlingen
bauen. Platz haben wir noch genug und von der letzten Bauetappe erwarten wir vom Staat
noch eine Steuerrückvergütung, die wir dann dafür einsetzen können.
Koordination und Informationsaustausch
Mit seinen 130 Angestellten ist Pukllasunchis inzwischen eine grosse Institution und so ist die
Gefahr gross, dass die Mitarbeitenden nur ihr eigenes Projekt kennen und wenig davon wissen, was in all den anderen Projekten geschieht. Schon immer hatten wir zweimal im Monat
Sitzungen mit allen Leitern der Teams. Doch dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, die
Koordination und Verbindung noch enger zu gestalten. Auch die Mitarbeitenden der Administration sollen alle Projekte in der Praxis besser kennenlernen und nicht nur über die Buchhaltungsbelege und logistischen Aspekte Bescheid wissen. Die gemeinsamen Aktivitäten und
Informationskanäle wurden in den Jahresplänen erläutert. Schon die ersten Koordinationstreffen haben alle sehr interessiert und gefreut. Sie sind ausserordentlich erfolgreich für das Verständnis und die Anerkennung der jeweilig anderen Arbeit.
Alle Pukllas und ich wünschen Ihnen einen herrlichen und warmen Frühling und grüssen sie
herzlichst aus Cusco,
Christine
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Finanzen der Stiftung Pukllasunchis
Die Jahresrechnung wurde am 23. März 2015 von Urs Arnold, Rechtsanwalt und zugelassener Revisionsexperte, revidiert. Buchführung und Jahresrechnung entsprechen Gesetz und
Statuten.
Kommentar zur Erfolgsrechnung 2014
Die Erfolgsrechnung schliesst mit lediglich einem kleinen Gewinn von Fr. 1'279.19 ab. Die
Spendeneingänge waren zwar deutlich höher als im Vorjahr. Aber bei den Ausgaben schlagen
insbesondere die Kosten für den Aufbau der neuen Geschäftsstelle und die Personalkosten für
Sekretariat und Betreuung zu Buche.
Entschädigungen an Stiftungsräte
Es werden keinerlei Spesen an Stiftungsräte vergütet. Sitzungsgelder werden keine ausbezahlt.
Stiftung Pukllasunchis:
Spenden / Projektausgaben / Administration
700
600
1'000 Fr.
500
400
300
200
100
0
2005
2006
Spenden
2007
2008
Projektausgaben
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Administration
Voranzeige
Fest zum 35-jährigen Jubiläum der Institution Pukllasunchis
am
um
im
Samstag 19. September 2015
14 bis zirka 17 Uhr
Uediker-Huus, Zürcherstrasse 61, 8142 Uitikon-Waldegg
Gäste aus Cusco:
Christine Appenzeller, Rocío Mora (Administration), Alex Molina (Radioprojekt)
Esther Girsberger moderiert ein Gespräch mit den Gästen und weiteren Teilnehmern.
Eine Einladung folgt Anfang September 2015.
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