Management Kleine Geschenke erhalten die Kundschaft Einen bestehenden Kunden in einen Stammkunden zu verwandeln, ist zehnmal günstiger, als einen neuen zu akquirieren. Das wissen die meisten Firmen – und tun sich doch schwer damit. Dabei helfen schon kleine Aufmerksamkeiten, Kunden enger an sich zu binden. Text: Stefan Jenny, Marktwert GmbH, Rapperswil* Bilder: Marktwert GmbH, Digitalstock.de Was landet nicht alles auf den Tischen der geschätzten Kunden – oder auch gleich im Abfall: Tassen, Kugelschreiber, Post-itBlocks, Kalender, Feuerzeuge und so weiter, versehen mit dem knalligen Firmenlogo des Absenders und oft verschickt zu Weihnachten. Meist ist das gelebte Fantasielosigkeit, die herzlich wenig dazu beiträgt, Geschäftsbeziehungen zu vertiefen! Dabei wäre gerade dies so wichtig. Denn entgegen landläufiger Meinung spielt der Preis längst nicht die einzige Rolle bei Kaufentscheiden. Fachleute schätzen, dass Kunden in 70 bis 80 Prozent aller Fälle nicht wegen tieferer Preise zur Konkurrenz abwandern, sondern weil sie sich vom bisherigen Geschäftspartner nicht geschätzt fühlten. Zum Beispiel der Kunde einer Gartenbaufirma, der nach den Abschlussarbeiten nie mehr etwas von ihr hört. Der Garten spriesst, das Unkraut auch – im Briefkasten aber liegt nur die dürre Schlussrechnung. Oder bei Reklamationen: Der Kunde äussert einen Änderungswunsch oder hat eine Frage und plötzlich ist alle Freundlichkeit des Unternehmers weg. Schliesslich ist jetzt ja kein Geld mehr zu verdienen; was folgt, kostet ihn nur noch. 30 die Gärtner-Fachzeitschrift 10/2007 Gut, dass ein Garten nie fertig ist Das ist eine kurzsichtige Einstellung, die den Unternehmer unter dem Strich wirklich viel kosten wird. Denn, um beim Gartenbauer zu bleiben: Das Schöne am Garten ist ja gerade, dass er nie fertig ist – schön auch für den Unternehmer! Es gibt immer etwas zu schneiden, zu ändern, zu verbessern. Ein Kunde, den man jahrelang betreut, bringt dem Unternehmen im Laufe der Zeit ohne viel Aufwand zehntausende von Franken. Was also tun? Kleine Geschenke erhalten nicht nur die Freundschaft, sondern auch die Kundschaft. Schenken Sie! Es geht hier nicht darum, Werbeartikelhersteller zu konkurrenzieren und einen weiteren Katalog an Geschenkideen zu liefern. Vielmehr soll für die Wichtigkeit des Themas sensibilisiert und die eigene Kreativität angeregt werden. Der Garten ist eine unendlich dankbare Spielwiese, um Kunden glücklich zu machen. Fruchtbare Zusammenarbeit trägt Früchte Klassisches Beispiel Neubau eines Einfamilienhauses: Die junge Familie zieht ein, beobachtet, wie die Gartenbaufirma wochenlang im neuen Garten humusiert, einzäunt, Platten verlegt, pflanzt und begrünt. Nun, am Ende aller Arbeiten, teilt der Vorarbeiter den Besitzern mit: «Liebe Familie, es hat uns sehr gefreut, Ihren Garten erstellen zu dürfen. Als Dankeschön und als Symbol für die fruchtbare Zusammenarbeit schenken wir Ihnen heute einen Apfelbaum und pflanzen ihn in Ihrem Garten.» Eine schöne Geste einer Gartenbaufirma, die nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird! Nach Lust und Situation ersetzt der fantasievolle Gartenbauer den Apfelbaum natürlich durch einen Oleander für den Wintergarten, eine japanische Zierkirsche oder eine Kletterrose. Nicht so lange und positiv im Gedächtnis haften bleiben dürfte dagegen der Vorarbeiter der anderen Firma, der bei der Verabschiedung dem Kunden einen Kugelschreiber zusteckt, damit er den letzten Lieferschein unterschreiben kann, mit den Worten: «Den können Sie gleich behalten.» Was für eine verpatzte Gelegenheit, die Kundenbeziehung zu festigen. Kleine Geschenke sollen überraschen. Zum Beispiel Herbstkrokusse: Wer kennt sie schon? Wie erstaunt ist die Kundin nicht nur, wenn im Oktober plötzlich Krokusse vor dem Küchenfenster blühen, sondern wenn sie zeitgleich sogar einen Brief erhält: «Liebe Frau Meier, werfen Sie doch Das persönliche Geschenk des Gartenbauers: ein Baum, frisch gepflanzt. Management einmal einen Blick aus Ihrem Küchenfenster: Haben Sie die Herbstkrokusse schon bemerkt? Herrlich, wie sie blühen, nicht wahr? Als wir im Juni bei Ihnen waren, setzten wir sie heimlich in Ihren Garten, um Ihnen jetzt, ein paar Monate später, eine kleine Freude zu bereiten. Eine schöne Gelegenheit auch, um Ihnen noch einmal für die sehr angenehme Zusammenarbeit zu danken.» Die Kinder werden sich immer wieder freuen, wenn der Gärtner kommt … Checkliste: So wird ein Geschenk zur Überraschung ● Hat das Geschenk einen nachvollziehbaren Bezug zu Ihrem Unternehmen und Ihrem Image? ● Hat das Geschenk einen spürbaren Bezug zu der angesprochenen Kundschaft? ● Verfügt Ihr Geschenk über eine persönliche Note? ● Bleibt es beim Beschenkten und hat es einen persönlichen, direkten Nutzen für ihn? ● Ist das Präsent nach dem Geschmack des Beschenkten ausgewählt? ● Verrät Ihnen Ihre Kundenkartei, welche Hobbys oder Interessen Ihr Kunde hat? ● Überreichen Sie das Geschenk persönlich oder mit einem individuellen Anschreiben? ● Kommt das Präsent überraschend, aber zum richtigen Zeitpunkt? (Beispiel: Der Kunde hat sich darüber geäussert, dass er Golfer ist. Den Beginn der Golfsaison könnte ein Unternehmen dazu nutzen, ihm etwa ein stilvolles Golfhandtuch zu schenken.) ● Ist das Geschenk so ausgewählt, dass es nicht als Bestechungsversuch interpretiert werden kann? ● Binden Sie Ihre Mitarbeiter, die im Kundenkontakt stehen, aktiv in die Suche nach Geschenkideen ein? Tue Gutes und schreibe darüber! Überhaupt, der Brief. Die Krokusse blühen von selbst, doch erst der Brief schafft den Bezug zur Gartenbaufirma und verschönert die Kette der Kundenbindung um eine entscheidende Perle. «Tue Gutes und schreibe darüber!» gilt in Abwandlung einer alten PR-Weisheit ganz besonders für Handwerksbetriebe. Denn damit heben Sie sich von Ihren Mitbewerbern ab. Oft erhalten Kunden von Ihnen nur spröde Offerten und nackte Rechnungen. Ein schöner Brief als Dankeschön oder eine (handgeschriebene?) Karte für den erfolgreichen Abschluss einer Arbeit, verbunden mit einem kleinen Geschenk, kann Wunder in der Kundenbeziehung bewirken. Dabei lohnt sich der Beizug eines Textprofis. Zwar kann jeder schreiben, aber nicht jeder gleich gut. Ist ein Brief – das gilt auch für Offerten – voller Druckfehler, schwerfällig, holprig und langweilig formuliert, schliesst der Kunde bewusst oder unbewusst, dass die Firma ähnlich arbeitet. Bringt das Schreiben dagegen Kompetenz, ehrliche Freude an der Arbeit und Interesse am Kunden zum Ausdruck, ist er ein wertvoller Baustein jeder erfolgreichen Zusammenarbeit. Jeder Kontakt ist eine Chance Der kleinen Kundengeschenke sind viele – und ebenso der Gelegenheiten, sie zu verschenken. Im Herbst ist es vielleicht ein Vogelhäuschen für den Garten, im Winter schickt man dann das Vogelfutter dazu. Wieder verbunden mit ein paar schönen Zeilen, zum Beispiel darüber, dass der Garten auch im Winter Freude bereiten kann. Das ist tausendmal liebevoller und nachhaltiger als die übliche Frohe-Weihnachten-und-ein-schönes-neues-Jahr-Karte. Oder die Kinder: Die professionelle Werbung kennt ihr Potenzial, Eltern zu beeinflussen. Und Sie? Der Gärtner könnte beim nächsten Auftrag dem Kind ein kleines Spielzeug für den Sandkasten überreichen. Resultat: Es wird ihn lieben dafür! Und die Mama wird die Frage zu hören bekommen: «Wann kommt der Gärtner wieder?» Arbeit entsteht damit nicht viel. Denn auch die hier genannten individuellen Aufmerksamkeiten müssen nicht jedes Mal neu erfunden werden, sondern können genauso pfannenfertig im Unternehmen bereitliegen wie das eher fantasielose Feuerzeug. Die Überraschung vorbereiten «Das Publikum weiss erst dann, was es will, wenn es das, was es will, zu sehen bekommt.» Dieser Theater-Leitsatz macht Mut: Um auf «schenkenswerte» Situatio- nen rasch reagieren zu können, sollten Sie sich eine Auswahl an Geschenken rechtzeitig überlegen und auch verfügbar haben. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Kleine Geschenke entstehen im Kopf – und zwar nicht nur in demjenigen des Geschäftsinhabers. Eine Kreativsitzung mit verantwortlichen Mitarbeitern, an der Ideen vorurteilslos gesammelt werden, wird zu verblüffenden Ergebnissen füh- Auch im Winter hat der Garten viel zu bieten – dank dem Geschenk des Gärtners. ren. Dann gilt es nur noch, die kleinen Geschenke wirkungsvoll zu überreichen, um viel dazu beizutragen, dass Kunden die Firma nie vergessen werden. * Stefan Jenny war jahrelang Geschäftsführer einer Gartenbaufirma und ist heute Inhaber der Marktwert GmbH, die sich auf Marketingberatung und Entwicklung von MehrwertIdeen für Schweizer KMU spezialisiert hat. [email protected] Ein Buch als Geschenk Ein kleines Geschenk der besonderen Art: Die «GreenPartner» kreierten das Buch «Gartengeschichten», hübsch in Leinen gebunden und vereint mit Stilblüten rund um Pflanzen, Rasen, Wasser und mehr. Mit persönlichem Editorial der Firmeninhaber, eignet sich ein Buch perfekt als kleine Aufmerksamkeit, um Kunden Freude zu bereiten. die Gärtner-Fachzeitschrift 10/2007 31
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