Cyber-Mobbing Was ist das? Günter Sittl, Dipl.-Sozialpäd.(FH) Rebecca Haupt, cand. Soz.-päd.(FH) Amt für Jugend und Familie, LRA Würzburg 2015 Gliederung 1. Definition 2. Täter 3. Ausprägungen, Arten 4. Cyber-Mobbing durch Sexting 5. Funktionen 6. Anlässe und Auslöser 7. Neue Entwicklungen 8. Gegenmaßnahmen / Handlungsmöglichkeiten 9. Kontakt zu Service-Anbietern 10. Quellen Definition Unter Cyber-Mobbing versteht man das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer, mit Hilfe moderne Kommunikationsmittel – meist über einen längeren Zeitraum. Synonyme: • Cyber-Bullying, • E-Mobbing u.ä. Wo findet Cyber-Mobbing statt? im Internet durch…. oder per Handy durch… 1. E-Mails, 2. Instant Messenger (Facebook Messenger) 1. Soziale Netzwerke (Facebook), 2. Videoportale (YouTube) 1. SMS 2. Anrufe 3. WhatsApp Täter Täter handelt oft anonym, so dass das Opfer nicht weiß, von wem die Angriffe stammen. Opfer und TäterInnen kennen sich in der „realen Welt“ meist untereinander. Die Opfer haben fast immer einen Verdacht, wer hinter den Attacken stecken könnte. Täter: meist Personen aus dem eigenen Umfeld z.B. Schule Wohnviertel Dorf ethnische Gruppen Fälle, in die gänzlich Fremde involviert sind, finden sich nur wenige. Ausprägungen von Cyber-Mobbing (1/2) • Flaming (Beleidigung, Beschimpfung): Findet in der Regel in öffentlichen Bereichen des Internets statt, z.B. mittels verletzender Kommentare oder vulgärer Pöbeleien • Harassment (Belästigung): Zielgerichtete, immer wiederkehrende Attacken von gänzlich Unbekannten, Usern in Sozialen Netzwerken oder gar Bekannten aus dem realen sozialen Umfeld • Denigration (Anschwärzen, Gerüchte verbreiten): Beabsichtigtes Bloßstellen des Opfers durch das Onlinestellen oder direkte Versenden von Texten, Fotos/ Videos z.B. um Freundschaften zu zerstören oder um sich an der Ex-Freundin zu rächen • Impersonation (Auftreten unter falscher Identität): Sich als eine andere Person ausgeben, indem z.B. das Passwort des Opfers genutzt wird, um mit dessen vermeintlicher Identität einen Lehrer zu beschimpfen Ausprägungen von Cyber-Mobbing (2/2) • Outing and Trickery (Bloßstellen und Betrügerei): Vorgabe vermeintlicher privater Kommunikation oder Verbreitung intimer Details bzw. peinlicher Aufnahmen, um z.B. den Ex-Partner bloßzustellen • Exclusion (Ausschluss): Ausgrenzung von jemandem aus einer Gruppe z.B. aus einer Instant-Messenger-Gruppe, dem Game-Bereich • Cyberstalking (fortwährende Belästigung und Verfolgung): Wiederholt jemanden (sexuell) belästigen und bedrohen • Cyberthreats (offene Androhung von Gewalt): Direkte oder indirekte Ankündigung, dass jemand verletzt oder gar getötet werden soll • Cyber-Grooming (gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen) Täter meist ältere, fremde Männer, sie geben sich als gleichaltrig aus Ziel: - Vertrauen der Minderjährigen erschleichen - Treffen mit der Minderjährigen in der „realen“ Welt - Missbrauch der Minderjährigen Sexting Cyber-Mobbing Cyber-Mobbing durch Sexting • Sexting = Sex und texting (engl. "Simsen, SMS schreiben") → private Kommunikation über sexuelle Themen per SMS (=Dirty Talk) → Versenden von erotischen Selbstaufnahmen per Smartphone oder Internet Wieso versendet man solche „Selfies“? • aus Spaß, • als Liebesbeweis • in der Hoffnung, den anderen für sich zu gewinnen • sexuelles Initiationsritual • Ruf nach Anerkennung • Abbild des enormen Drucks, unter dem pubertierende Jugendliche in Körperfragen stehen Wann wird Sexting zum Mobbing? • • Weitergabe der Aufnahmen ohne Einverständnis des Opfers „Schneeballeffekt“ Viele „TäterInnen“ sind sich ihrer strafrechtlichen Schuld nicht bewusst! Cyber-Mobbing durch Sexting Motive der Täter Gekränkter Ex-Partner aus Rache, weil er verlassen wurde Männlicher Jugendliche, der sich vor seinen Freunden damit brüsten will Freundinnen werden zu Rivalinnen“ Folgen für das Opfer: Scham Angst Verlorenes Vertrauen Negatives Selbstbild Rückzug, Isolation Depression Selbstverletzendes Verhalten (Ritzen usw.) Selbstmord Cyber-Mobbing durch Sexting • Konsequenzen für den Täter Das Weiterleiten personenbezogener, vor allem freizügiger Fotos ist ohne das Einverständnis der abgebildeten Person strafbar ! Verletzung von diversen Persönlichkeitsrechten Was ist so neu an Cyber-Mobbing? (1/2) Mobbing ist an sich keine neue Erscheinung, aber Cyber-Mobbing unterscheidet sich in einigen Punkten vom "einfachen" Mobbing: 1. Eingriff rund um die Uhr in das Privatleben: → Kein Ende nach der Schule oder der Arbeit → Kein örtlicher Schutzrahmen → Zuhause „geht es weiter“ 2. Das Publikum ist unüberschaubar groß. Inhalte verbreiten sich extrem schnell: → Versendete Inhalte (Nachrichten, Bilder, Videos) nur schwer zu kontrollieren → Rasche Verbreitung der persönlichen Inhalte → Inhalte können auch nach längerer Zeit wieder an die Öffentlichkeit gelangen → „Das Internet vergisst nichts!“ 3. "Cyber-Bullies" können anonym agieren: → Angst und Unsicherheit durch Unwissenheit wer Täter ist → Kein direkter Kontakt zum Opfer, Anonymität → fehlende soziale Kontrolle → Anonymität hat enthemmende Wirkung auf den Täter Was ist so neu an Cyber-Mobbing? (2/2) 4. Identität von "Cyber-Bully" und Opfer: Cyber-Mobbing kann sowohl → Zwischen Gleichaltrigen (z.B. Freunden und Mitschülern) als auch → zwischen unterschiedlichen Generationen (z.B. Schülern und Lehrern) stattfinden. Alter oder Aussehen spielen keine Rolle Cyber-Bully baut sich eine eigene Identität auf (diese existiert in der Realität nicht so) 5. Einige Fälle des Cyber-Mobbings sind unbeabsichtigt: → Verletzen eines Anderen ohne böse Absicht → Die Konsequenzen sind dem Täter nicht bewusst → Es sollte nur ein Scherz sein!“ Die Reaktionen der Opfer für den Täter sind nicht sichtbar, deshalb ist ihm das Ausmaß verletzender Worte oder Bilder häufig nicht klar. Funktionen von Cyber-Mobbing Um Cyber-Mobbing besser verstehen zu können, lohnt ein Blick auf den vermeintlichen „Nutzen“, den Mobbing für die TäterInnen haben kann: 1. Entlastung: Mobbing dient als Ventil für aufgestaute Aggressionen. 2. Anerkennung: Mobbing wird dazu verwendet, sich einen bestimmten Ruf zu verschaffen, z. B. besonders „cool“ zu sein. 3. Stärkung des Gemeinschaftsgefühls: 4. Demonstration von Macht: Mobbing wird eingesetzt, um Stärke zu zeigen, um klar zu stellen, wer „das Sagen hat“. 5. Angst: Mobbing geschieht meist in der Gruppe nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark“. Oft spielen auch Versagensängste oder die Angst, selbst zu einem MobbingOpfer zu werden, eine Rolle. Vor allem „MitläuferInnen“ wollen ihre Zugehörigkeit zur Gruppe nicht riskieren. Anlässe und Auslöser für Cyber-Mobbing Anlässe und Auslöser für Cyber-Mobbing können vielfältig sein. Meistens stehen die Angriffe in Zusammenhang mit einer längeren Vorgeschichte und sind Ausdruck für gestörte Kommunikation und mangelnde Empathie. • Mobbing ist Teil der Normalität • Langeweile • Interkulturelle Konflikte • Konflikte in der Klassengemeinschaft • Klassengemeinschaften verändern sich • Freundschaften verändern sich Was tun gegen Cyber-Mobbing? Jugendliche wissen häufig nicht, ... welchen Schaden sie anrichten können …welche Empfindung verletzende oder bedrohliche Nachrichten bei Betroffenen auslösen Prävention: • vermitteln, welche Folgen dieses Handeln haben kann (Sanktionen) • Projekttage an Schulen (Teilnahme der kompletten Schule) • Sensibilisieren der Lehrer für die Thematik • Lehrer mit den neuen Medien vertraut machen Handlungsmöglichkeiten • Wissen schaffen • (Schulordnung) und Kultur des respektvollen Umgangs (Bsp. Alfred-Teves-Schule) • Anti-Mobbing-Beauftragter und Streitschlichterkonzept • Hilfe von außen • Integration des Themas in den Unterricht • Weiterbildung für Lehrende zu Konfliktthemen • positive Nutzung der Neuen Medien fördern Kontakt zu Service - Anbietern z.B. Soziale Netzwerke, Videoportale, Chats, Messenger, Foren etc. • „Sperr- bzw. Ignorierfunktion“ gegenüber dem Täter → Der Täter kann keinerlei anonymen Kontakt mehr zu dem Opfer aufnehmen • „Meldebutton“: = leicht zu finden und benutzerfreundlich → Der Serviceanbieter überprüft die Hinweise auf Cyber-Mobbing → Löschen der unerwünschten Inhalte → Löschen des Accounts des Täters Eigeninitiative zeigen falls alle vorherigen Maßnahmen nichts brachten: → Eigenen Account löschen → Handynummer ändern → E-Mailaddresse ändern → Polizei kontaktieren Fragestellung: Hat dich jemand in den letzten 12 Monaten verletzend oder gemein behandelt? Ist das in den letzten 12 Monaten zu irgendeinem Zeitpunkt im Internet passiert? Basis: Kinder, die das Internet nutzen (EU Kids Online-Studie 2011) 25.000 europäische Kinder und Jugendliche zw. 9 und 16 Jahren Deutschland liegt mit 5% knapp unter dem europäischen Durchschnitt Quellen http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/sexting-unter-jugendlichen-ich-will-was-von-dir-sehen-12804044.html https://www.youtube.com/watch?v=2i4V2JxPvwQ https://www.youtube.com/watch?v=LnGLbyIUdzA http://www.klicksafe.de/themen/kommunizieren/cyber-mobbing/ http://medienbewusst.de/handy/20090111/alfred-teves-schule-aktiv-gegen-gewaltvideos.html http://de.wikipedia.org/wiki/Sexting Zum Download: Begleitmaterial zum Thema Cybermobbing - für Lehrer Präsentation anfordern: [email protected] Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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