Thüringer Allgemeine, TA-online, 28.Oktober 2015 Coburger und Gothaer Schüler auf Denkwegen zu Luther Das erste Projekt mit Jugendlichen aus Partnergymnasien im früheren Osten und Westen hat begonnen. Elftklässler vom Ernestinum Gotha und dem Gymnasium Casimirianum Coburg versammelten sich gestern am ersten Projekttag in der Augustinerkirche Gotha. Foto: Ute Rang Gotha. Sie schwatzen, lachen, erzählen und witzeln. Junge Stimmen füllen am Dienstagvormittag den Raum der Gothaer Augustinerkirche. Im Hintergrund erklingen Orgeltöne. Im Vordergrund stehen zwei Schülergruppen. Superintendent Friedemann Witting begrüßt Elftklässler aus Franken und Thüringen, vom Gymnasium Ernestinum in Gotha und vom Gymnasium Casimirianum in Coburg. Sie erkunden die Spuren der Reformation in Gotha. Eigentlich aber sind sie ziemlich genau auf Denkwegen zu Luther. So nämlich heißt ein Projekt der Evangelischen Akademie in Thüringen, die es gemeinsam mit der Akademie in Sachsen-Anhalt verfolgt. Axel Große von der Evangelischen Akademie in Thüringen erklärt es: „Wir gehen gemeinsam mit jungen Menschen diese Denkwege zu Luther. Es ist ein bundesweites Projekt für die außerschulische Jugendbildung, für Schulen und Berufsschulen zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 – und für die Jahre danach.“ Freude auf das gemeinsame Arbeiten Sie haben Tandem-Teams gebildet. Rebekka Weissenberge (18), Philine Pick (17) und Eric Bock (18) aus Coburg, Marie Sterzing (16) und Lea Hofmann (16) aus Gotha sind ein solches Team. Tandem meint aus zwei Bundesländern. Vor sich halten sie den Spruch: Viele Bücher machen nicht gelehrt, viel lesen auch nicht, sondern gute Bücher und oft lesen. Darüber und über weitere Zitate wollen sie sprechen, diskutieren, gern auch streiten. Marie Sterzing sagt: „ Ich freue mich auf das Gemeinsame. Die Kontakte sind einfach gut.“ Zum Ende der Woche hin stellen sie ihre Projekte einander vor. Axel Große und weitere Lehrkräfte begleiten sie dabei. Die Auseinandersetzung wird ganz konkret, indem sie über Luthers Worte sprechen, sie in der Zeit der Reformation sehen und interpretieren und dann in die Gegenwart blenden und zum Beispiel darüber sprechen, was es heute bedeuten kann, ein Gewissen zu haben, was damit einund auch ausgeschlossen ist. Und was es heißen kann, nicht wider sein Gewissen zu handeln, wie Luther es in seiner Verteidigungsrede vor dem Reichstag zu Worms im Jahr 1521 tat. Er schloss bekanntlich mit den Worten: „Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Gott helfe mir, Amen.“ Der Direktor des Ernestinums Lutz Wagner hat Ralf Schomburg mitgebracht. Beide arbeiten ehrenamtlich in der Stiftung Westthüringen. Sie unterstützt das Projekt mit 500 Euro und damit auch den zweiten Teil im nächsten Jahr. Dann reisen die Gothaer nach Coburg und gehen auch da gemeinsam und selbstverständlich auf Denkwegen zu Luther. Ute Rang / 28.10.15 / TA
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