Untitled - Das Digitale Historische Archiv Köln

Der Text der Handschrift C+D 20
Ir
Dyt boich ys viz bewerten historien vnd cronicken alleyne oeuer Kollen die stad
gesatz viz erfolgungen der zyt durch keyßere, paeße vnd busschoue der stad van Collne
genommen vnd durch soickt viz den historien vnd opinien.
Cronicken: der Roymschen keyßere, der paese, der busschoue van Colne, der stad von
Colne, von Franckrich Thuronensis/Pru°mensis, von Engelant, von Sasßen, von Trere,
von Straißborch, von Mentze, von Guylich, Gelre1 vnd Brabant, Flandern vnd Hollant,
Vincencius in Speculo hystoriali, Heylimandus, Martiniana, Hugo Floriacensis, Paulus
Orosy, Elimandus, Gregorius in dialogo, Augustinus etc.a
Anno domini 1472
[Iv und IIr leer]
IIv Peralipomenon 2o capitulo 19
Constituitque iudices terre in cunctis civitatibus Juda mu°nitis per singula loca / et
precipiens iudicibus videte ait quid faciatis / non enim hominis exercetis iudicium sed
domini / et qu°dcumque iudicaveritis in vos redundabit / sit timor Domini vobiscum et
cum diligentia cuncta facite / non enim est apud Dominum Deum nostrum iniquitas nec
personarum accepcio nec cupido mu°nerum.2
Iudices et magistros constitues in omnibus portis tuis quas Dominus Deus tuus dederit tibi
per singulas tribus tuas ut iudicent populum iusto iudicio nec in alteram partem declinent /
non accipies personam nec mu°nera quia mu°nera excecant oculos sapientum et mu°tant
verba iustorum. Deuteronomis 16. capitulo3
Ecclesiastes 10. capitulo
Est malum quod vidi sub sole quasi per errorem egrediens a facie principis / positum
stultum in dignitate sublimi / et divites sedere deorsum / vidi servos in equis / et principes
ambulantes super terra quasi servos.4
Parabole capitulo 28
Vir fidelis multum laudabitur qui autem festinat ditari non erit innocens qui cognoscit in
iudicio faciem non benefacit / iste et pro bucella panis deserit veritatem.5
____________________________
a
Absatz fehlt C+D 19, 23.
1
Es handelt sich um zwei Chroniken: zum einen von Jülich und Geldern, zum anderen von Brabant,
Flandern und Holland (in den Hss. sind die Chroniken untereinander angeordnet).
2
Vulgata II. Par. 19, 5-7 / 2. Chro. 19, 5-7.
3
4
5
Vulgata Dt. 16, 18-19 / 5. Mos. 16, 18-19.
Vulgata Ecl. 10, 5-7 / Pred. 10, 5-7.
Vulgata Prv. 28, 20-21 / Spr. 28, 20-21.
131
COLLEN DYE KRONE BOUEN ALLEN RYCHSTEDEN
Collen6-Mentze-Worms-Spyre-Straißborch-Auspu°rck-Oppenheym-IngelnheymOdernheym-Wyssenborch-Landauwe-Boparten-Wesel-Mulhuse ym Sonkaw-ZurchKu°yre-Lucerne-Friburg-Berne-Soliter-Vberneg-Roßheym-Hagenaw-KeyßsersbergSletstad-Kolmer-Roytwyle-Schaffhußen-Rauesborch-Boichhorn-Lynde-Bibrach-Sant GalleVberlingen-Pollendorff-Kauffpuren-Halle in Swaben-Gengen-Popingen-DonauwgardenWetphaler-Geylenhusen-Aech-Duren.
Triere-Regespurck-Basel-Costans-Wangen-Ysnen-Memmyngen-Kempten-Vlme-EslingenRutlingen-Heylprun-Wymphen-Norenberch-Wynsheym-Dynckelspoele-Gemu°nde-WyleRotenburg an der Tuber-Bernheym-Heydeffelt-Sweynfart yn Francken-Erfort yn
Doryngen-Eger-Franckfort an der Ader-Meydeborch-Lunenborch-Hamborch-Halle in
Sassen-Kampe-Sutphen-Nu°megen-Deuenter-Groningen in Freißlant-Soist-DortmundeLubeck-Gottyngen-Halle-Northusen-Mulhusen yn Doryngen-Fridberch-Franckfort an dem
Meu°n-Keyßerslutern-Antwerp.
War vmb Kollen billich allen rychsteden an den eren bouen gheyt, sal man myrcken, want
sy neist Triere die yerste stad vp dissit mers in deme drittena deyle der werelt Europa
gewest ys, sy auch van anbegynne demb hilligen cristenglouuen in vyl anfechtungen der
hilliger kyrchen nye au°e gestanden ys.7 Ouch want in keyserrechten gheyne dyeßer Rych
stede me fry genant wyrt dan Collen alleyne, wie wail der stede doch gheyne ys sy hau°e
besunder des Rychs fryheit. Ouch vmb der homechtigen durchluchtigen heren van
keyseren vnd konyngen sy gehat vnd den dye krystenheyt zu beschirmen rytterlichen by
gestanden hau°en. Ind ouch vmb des wirdigen adels der Roymschenc burgere, da Kollen
durch den keyßer Traianum myt besatz wart vnd aller meyste durch der vnscholt willen, dat
sy van deme bloede aller lieuend hilligen reyne vnd vnschuldich synt des Jerusalem, Rome,
Constantinopalee, Trere vnd ander hillige stede nyet en synt vnd vyl me als na folget.
Hillich Collen, edel vnd fry billichen ys vnd genant wyrt etc.
IIIr Summu°lam hanc per seculi etates usque ad nostram inclusiue videor michi
succinctum depinxissef grosse quidem stilo sed animo deuoto ea intencione ut quelibet
deuota anima temporum preteritorum deploret in commoda sibique caute provideat
quomodo hiis diebus incedat. Quoniam vere dies mali sunt et mundus totus in maligno
positus est. In quo opu°sculo si quid minus digedictumg beniuolus lector reperit se
benignum ostendat correctorem, si vero aliquid imitacione dignum se pro me exhibeat
deuotum oratorem. Vt in omnibus trinus et vnus laudetur Deus per secula benedictus.
Amen
____________________________
a
b
c
C+D 23 derden Berlin/C+D 21, 23 des, C+D 22 dem (zu den einzelnen Handschriften s.o. Kap. 2) C+D
22 roymscher
d
C+D 22 lieuer
e
C+D 23 Constantinopel
f
C+D 21 dempnixisse, im Autograph fehlt der ganze
Absatz. C+D 20 diese Seiten wohl auch von der Hand Heinrichs van Beeck
dictum
6
g
C+D 23 dige dictum. Lies digne
Die insgesamt 89 Reichsstädte sind kreisförmig angeordnet mit Köln an der Spitze, rechterhand folgt
Mainz, linkerhand Trier. C+D 21 hat zusätzlich Zug. Vgl. die Reichsstadtlisten von 1489 (RTA Mittlere
Reihe III, 2 S. 1180ff.) und 1521 (RTA Jüngere Reihe II, S. 424ff.).
7
Vgl. Laudes Coloniae (Böhmer, Fontes Bd. 4, 1868, S. 464): Postquam enim fidem suscepisti, civitas prenobilis,
recidiva non fuisti sed in fide stabilis, proter quod exaltata es et nomen habere meruisti in sigilli tui circumferencia: Sancta
Colonia sancte romane ecclesie fidelis filia.
132
Ambrosius
Ut rerum noticia plenior habeat principia rerum requirenda sunt prius. Tunc enim facilius
potest cause ratio declarari si eius origo discatur.8
AGRIPPINA - Kollen eyne vreye stat des Heyligen Roymschen Rychs.
Vp dat man gantz haue der dynge bekentnysse/ sall man soicken yre begin/ ind dan mach
man lichtlichen die sache myt reden verkleren/ so man den virspru°nck dann aue gekeyrt
hayt.a
AGRIPPINA ys dyt boich genant ind wer dair ynne wyrt lesen, is vur an noyt zu wysßen
dye ordenunge vnd begryffe dyß boichs. Ind wie wail dat yerste begryffe dys boichs in
seuen capittel vnderscheyden ys, so erfolget sych doch dat, na der jaeretzale na eyn ander,
wat Agrippinam nu° Collen genant widderfaren ys in gluck vnd widderwerdicheit. Ind da
by ingetzogen alle Roymsche keyßere, konynge, paese vnd der stad van Colne busschoue,
van Christi geburt bys vp anno domini 1472, also na eyn ander folgende, dat zu eynre
yederen zyt dye geschichte vnder wat paese, keysere oder busschoue van Colne geschiet,
lychtlichen zu fynden synt. Des man ouch ym yersten der vurscreuen dryer kristen heuffder
als eynen kalender na der jaere zale schryffte vyndet. Ydoch so man van Collen yet hoyrte
ind wissen wulde, mach man an seyn dye zyt vnder wat nacien dat Roymsche Ryche do
gestanden hau°e vur oder na Christi geburt. Ind dat mach man vnder anderen in vunff
vnderscheit deylen, als yerst van den Romeren, dar na den Greicken, van den Francosen,
van den Sasßen ind van der zyt, dat dye koyrfursten an houen, dat alle klare in jaere zale ym
yersten begryffe diß boichs vnderscheyden ys.
[IIIv leer]
[IVr Bildseite9:] Die edel herren der stad van Collen
Des Hilligen Roymschen Richs gebu°yr / SACRI IMPERII COLONUS
Konynck Agrippa, van deme Collen yerst werff 926 jair vur der geburt Christi synen namen
Agrippa intfangen hait.
Konynck Trebeta, eyn anheuer der stat van Trer vnd van Trer ys Collen yerst werff begunt.
Keyßer Julius, der Collen gewan vnd an dye Romere brachte myt anderen dyesen landen 40
jair vur Christi geburt. Marcus Agrippa, eyn hertzoch der stad van Collen vur der geburt
Christi 15 jair ind was Octavianus eydam.
Marcus Tribunus, der dar na, so Marcus Agrippa doyt was, Collen van der Romer wegen in
nam.
Keyßer Traianus, der die 15 geslechte van Rome zu Collen brachte na der geburt Christi
100 jair.
____________________________
a
Absatz fehlt C+D 23
8
9
Ambrosius PL 17, 45 und 111, 1277.
Zu sehen ist der doppelköpfige Reichsadler, in seinen Flügeln das städtische Dreikönigswappen, auf dem
Rumpf ein Bauer mit Sense und Dreschflegel (der "Kölner Bauer"). Um den Adler sind Medaillons
angeordnet, die die angegebenen Texte enthalten. Vgl. Kap. 8.2.
133
Marcomirus van Troyen, eyn hertzoch van Collen vnd eyn begynner der cronen van
Franckrich vmbtrent 300 jair na Christi geburt.
Pippinus, eyn hertzoch van Trer vnd van Kollen, geboren van deme groissen huse van
Franckrych.
Keyßer Karle, eyn hertzoch van Collen vnd van Trere vnd Roymsch konynck etc.
Keyßere Ludwicus der yerste, eyn hertzoch van Collen, des groissen Karlus son.
Keyßere Lotharius, eyn hertzoch zu Collen van dem groissen huse van Franckrych.
Keyßere Otto der yerste, der ander vnd der drytte, alle heren der stat Colne.
[IVv bis VIv leer]
1r
Sanct Augustyn inne dem buche Vonn der ermanungen spricht, dat yn dyesem
gegenwerdigen liechte nyet meynt lustiger zu syn dann dye weyde der schriffte10, dye alle
houga oeuergehet etc. Darumb wer sich vreuwen wil sunder droiffnysseb, der vle zw der
wißheyt der schriffture as geschrieuen steyt Politicorum 2o11. Ouch en ys nyet, dat dye
gedechtnyße, dye des mentschenn hertze voreyngetc, so lichtlichen aue deyt scheyden, vnnd
des mentschen gedancken myt sorgen beladen so balde verlycht, als hystorien vnnd
vurgangen sachen zu lesen. Vnnd wylcher dye hystorien der alden vur dye neuwen von
syme schatze vortbrenget, dat ys alwege eyn gunstlich wercke vnd den oren lustliche, dye yt
horen, als geschreuen ys Ethicorum 3o12, dat seltzen vnd verwunde(10)rende dynge lustich
sint. Herumbe der aller groiste Assuerus, wanne hey van konygklichen sorgen gedruckt was
vnnd dye nachte zum slaiffe brachte, so geboyt hey vur yeme historien vnnd alde
geschichte zu lesen, vp dat syn sorchveldige swair gemoede verandert wurde etc. Vnd
sunderlingen, dat dye lantschafft eyns yecklichen berorende ys, da ys der myntschen
inneygunged, vnnd syn me zugeneyget dann fremden dynge zu horen. Des dye alden neyt
wenich sorgveldig gewest syn, dye vorgangen dynge von zyden zu zyden zw myrcken, vp
dat durch yr vergesse neyt vizgedayn off verhyndert wurde vnd na den vurgangen zufellen
yre gegenwerdige sachen schickten, vp dat der alden (20) federen nafolgere viz den gesten
vnd historien vylformych ermachtee vnnd sych gerichten kunden als der vurgeschreuen
Assuerus van Hester dye historien myt vlyße ließe lesen als geschreuen ys Hester ym 2.
vnnd ym seesden vnnd seeßtzeiden capittel13. Also waren ouch der furste vnnd wysen
Athaxersis14 zu den historien vnnd vergangen dyngen des Rychs vlisßlich, vp dat sy ire
____________________________
a
b
c
C+D 19 houch. C+D 23 alle dynge ouergeit C+D 23 bedroeffenisse C+D 19 1r vorynget, C+D 21 voreynget, C+D
22 vereyniget, C+D 23 vur eyniget, Berlin voreynget
C+D 22 gemacht, Berlin erwacht
d
Berlin zuneygunge, C+D 21, 22 inneygunge, C+D 23 inneygung
e
10
Lustig - auf anregende Weise interessant. Dürer gebraucht das Wort zur Beschreibung seiner Sicht auf
Antwerpen von einem Turm aus (Boockmann, Deutsche Städte S. 966). Vgl. den zweiten Satz aus
Rolevincks Fasciculus (2v): Dicit beatus Augustinus super Gen. quod maior est huius scripturae auctoritas, quam omnis
humani ingenii perspicacitas. (Rolevinck wird im folgenden zitiert nach dem Erstdruck Köln: ter Hoernen
1474. Für weitere Angaben siehe Kap. 7. 1). Zu dieser Augustinus-Stelle vgl. De Civitate Dei XI,1 (CC SL
48) und De doctrina Christiana II, 27-28 (CC 32/PL 34).
11
= secundo. Vgl. Aristoteles, Politik.
12
= tertio.
13
Assuerus = Xerxes. Hester = Esther. Vgl. Esth. 2, 23/6, 1 (Noctem illam duxit rex insomnem, iussitque sibi
afferri historias et annales priorum temporum) und 16, 7. Beeck schöpft hier nahezu alle alttestamentarischen
Erwähnungen des Wortes historia lt. Vulgata-Konkordanz aus. Die Vulgata-Zählung entspricht der
heutigen
14
Vgl. Esth. 16, 7: Artaxerxes empfiehlt das Lesen von Geschichtsbüchern.
134
reyche darna wisten zu reygeren as geschreuen ys Esdre15 ym ersten vnnd ym
vierdencapittel vnd Neemie ym ersten. Noch schrifft Sanct Augustyn yme drytten boiche
van der stadt Gotz, dat vmb vyl sachen wille historien zu lesen nutze syn: vmb clare
vnderscheydt der zyt zu setzen, want ducke groiße yrrunge velt, so man neyt clare
vnderscheydt der sachen, der personen vnnd der stede gelegenheyt, da von man noyt hait
zu wyssen, setzet vnnd beschryfft. Zum anderen darvmbe, dat dye vurgangen sachen nyet
moegliche deme mynschen alle synt zu behalden, so mach man yn schryfften soicken vnnd
vynden der memorien zu hulpe dat, des man noyt hait zu wissen. Zum dyrden, dat durch
eygentschafft der zyt besch(30)riuunge ducke yrrunge der sachen vnd lu°gen offenbart
wyrt, dye sust vurwayr gehalden wurde. Zum vyerden vmb eygentschaffte der personen,
want duck vyl personen van eyme namen geheyschen synt vnd zu vyl zyden eynre vur den
anderen genoympt wyrt. Darumbe ys der memorien nutze, wie die personen synt na der
tzyt vnd stat, da van man begert zu wissen in kurtzen schryfften vunden moege werden
vnd ys den regenten der stede, lande offta luyde in yrer reygierunge groisser verlichtunge.
Sanct Augustin setzt auch ander me sachen dat historien zu lesen nutze synt wydder dye
doctore der heyden vnnd vngleubigen etc. Doch neyt alleyne dye hystorien an zu myrcken
off hoeren lesen16 der starcker menne werck, (40) dar zu man den na zufolgen intfenckt17
wyrt, sunder auch myt vlyße dabey zu myrcken dat leuen der andechtigen vnnd dye syeden
der geregeb leyeder rechtuerdiger mynschen, vp dat man dye heylsamer vnderwist moege
werden, alle dyngk
1v inne bescheydenheyt zu doyn vnnd laissen, Got vnnd gerechtigkeyt inne alle wercken
vur eyn ende setzen. Want dye yene, dye yr getru°wen alleyne inne ire macht vnd krafft
setzen, der wercke mit dem leben vergehit, want sie dat huys, dat da ys dat wercke yre
starckheyt, vp eynen glytzßenden sant werickslichs loffs vnnd yrs eygen behagens gebouwz
hauen vnnd sich selbs verstoeren vnd zu eyme strefflichen valle dryuen. Aber dye da starck
synt inne Got, besynnende den louff der naturen na yeder zyt, stad vnnd personen der
vurgangen vnnde gegenwirdigen vnnd dat des mentschen leuen eyn rouch ys, wenig
schynende vnde darna sych endet. So mogen sye sych schycken, gerechtigheyt in allen zu
halden myt vlyssigem warnemen der (10) worde Christi im heyligen Ewangelio, dair ynne
wir alle geleyrt werden, gheyn huys vp sant zu bouwen, want so dye vlusse des wassers, dat
ys des du°uels off der schalcker werelt, dair an sloege, nyet nydder vallen wurde etc.18
Herumb, so danne eyn yeckliche vernunfftich mentsche lyeuer hoyrt van deme, da hey
geboren vnnd gezogen is, synre vurfaren menliche eyrliche wercke vnnd geschichte, dan
von fremden, da yr synne nyet zugefoyrt wyrt, so wil ich zu Gotzs eren vnd gemeynen
besten vnnd inne besunder den erewirdigen senaten der stadt Colne yr hoeger vernunft vnd
gedechtenyße zu hulpe von oyrsprunge, myddel vnnd bys zu dyeser zyt alle dat nutzlichste
setzen, dat ich yn bewerten schryfften von Collen vunden han als dat durch dye keysere,
paese vnnd ertzbuschoue na eynre yeder (20) zyt gedeylt ys vnnd wye vil opinien von
Collen gesatzt werden, dar viß man dat warafftige kesenc vnnd halden mach vnnd dye
____________________________
a
b
c
C+D 19 off C+D 20 regerege C+D 23 lesen
15
Esdra = Esra. Eine Empfehlung der Geschichte ist in 1. Esr. 4, 7-15 zu finden: (Brief an Artaxerxes) ut
recenseas in libris historiarum patrum tuorum, et invenies scriptum in commentariis [...].
16
Vgl. Berlin 6v: Doch nyt alleyne dy hystorien zu mircken off horen horenn lesen der starcker menne werck dar zu man den
nae zu volgenn intfenckt wirdt.
17
Entvengen - entzünden.
18
Mt. 7, 26.
135
meynunge also danne dyß na geschreuen capittel ynne halden.
Zum erstenn19, so Kollen inn den heydenschen zyden vur Gotz geburt vnder den
geweldigstenn des drytten deyls der werlt Europa gestanden hait, eyr dat Romische Ryche
zu gewalt queme. Da van auch yr alther komen vnnd freyheyt louelichen herbracht ys.
Darumb eynen kalender van noyt zu setzen van keyseren vnnd konygen, dye gewest synt
van anbegynne der stede Collen byß vp dyese tzyt. Darna alle paese der heilligera kyrchen
vnnd van allen busschouen der heylligerb staidt Collen, vnnd bey eynen yederen syne
jairzaele, vp dat dat nageschreuen vnder eyme yederen die basß gemyrckt mu°ge (30)
werden, off so man van eynichen sachen hoyrte sagen off lesen, off van eynchen sachen
schryffte, breue20 offt geschichte, rait wulden halden21 vp stundt, vp dat der senaten
vernunnft myt yrrungen neyt verdunckelt werde, sicherheyt der zyt, personen vnnd sachen,
wanne vnd vnder weme, dyesen kalender zu lesen vnder weylichem keysere, paese off
busschoue dye sachen, breue off ander geschichte, sych ergangen hedden yn kurtzenn
begriffe hye bey eyn vynden mogenc.
Zum anderen van deme begynne vnnd oirsprunge der hoewirdigen hilligen stat Collen, wie
sie van den herren van Tryer begunnt ys vnde vnder weme sie gestanden hait vur der
geburt Christi vnnd wat menlicher wercke sie do begangen hauen, vnnd wa van sy do yeren
namen Agrippina kregen hant.
Zum dyrden (40) wie Kollen vmbtrent 40 jair vur der geburt Christi gewunnen ys van Julio
dem keyser vnnd wie dat Reyche van den van Treyer genomen wart vnnd zu den Romern
qwame vnnd die sache, wair vmbe Trere, Collen vnd dyese lande yr gewalt verloeren, dye
sy me dann 1800 jair vur Gotze geburtt ynne gehabt hadden.
Zum vyrden wie Collen do Agrippina genant vnder dat Romysche Reyche quam vnnd wer
yre herren waren vnd wer die burger.
2r
Zum vunfften wye dye Sassen dye Frantzosen verjaegenden vnnd Collen vnnd
geslechte van Rome zu Collen brachte vnnd wat keysere, paese vnnd busschouen, vnnd
were yr yerste busschoue was bys zu der verwandelungen des Romyschen Reychs van den
Romeren zu den Frantzosen. Ind wat Collen in den zyden na Gotz geburt in 374 jaren
wedderfaren sy vnnd geleden hait, vnnd wie die Frantzosen Kollen wunnen vnnd dye
Romer van Kollen myt Egidio yrem hertzogen verjaegden vnnd Collen in gewalt der Sassen
quam na der veranderunge des Roymischen Rychsd. Ind wie busschoff Brun in abewesen
syns broder keyser Otten diese lande bewarde, Parys wan vnnd den hertzogen van
Lottrynge vynge etc. Ind watt Collen in zyt der Frantzosen wiedderfaren sy vnd geleden
haue in 6OO und 70 jaeren.
Zum seesden wie Collen eyn glyt des Romischen Rychs worden ys vnnd van ordenunge
des Hilligen Rychs zu den koirfursten, wye Collen gefryet ys van macht der keyser rechten
vnnd wye viel Collen vmbe yre freyheit zu behalden geleden haue van den bischoffenn,
wye menliche sye gestreden hauen, watt freyheyt Collen erworuen hait ind wat priuilegien
dye byschoue zu den zeyden dar wydder geworuen22 hauen etc.
____________________________
a
b
c
d
C+D 19 hilliger C+D 19 hilliger C+D 19, 22 moegen C+D 19 Zum vunfften wie die Sassen die Francosen
verjageden vnd Collen in gewalt der Sassen quam na der veranderungen des Roymschen Rychs. Ind wie busschoff Brun ...
19
Die Siebener-Gliederung hat entgegen der Ankündigung keine Entsprechung im Text. Daß sie hier
ankündigt wird, könnte sich als Reflex auf die in Geschichtswerken als Analogie zu den Schöpfungstagen
übliche Gliederung in 7 Bücher erklären. Vgl. Guenée, Histoire S. 229.
20
Breve - Briefe.
21
22
Halden - erhalten.
Geworven - erworben, eingeworben. Berlin geworben.
136
Zum seuenden wat herlicheyt dye stat van altz herbracht hait vnd byllich bey gehalden
vnnd gelaissen sulle werden vnd wat herlicheyt yren geystlichen herren den byschouen
zugehoyrt, vnnd dye sache yer beyder vngemach vnnd krege zu vyel zyden, vnnd wie eyn
yeder syme staede (20) genoich syn sulde, vnnd so des nyet geschyet, wat plagen darvmb
komen, vnd dae bey ermanungen van ettlichen prophetien vur eyn warnunge den, die nu in
leuen synt.
Item ettlichen halden as na volget vnnd vp Sant Albans berch zu Mentze inne der lybraryen
inne eyme omelyen boich beschreuen ys, dat Collen synen oirsprungk haue van Marco
Agrippa as nageschreuen23
Is dat also, so mach man seynen vrsprungk vp dat hoichste alsus vynden. Marcus Agrippa,
der da was eyn eyden24 off dochterman des keysers Octauiani, der eyne neue was Julii, van
deme mach man vpwart rechnen, want wat Marcus Agrippa gedayn hait, ys van befele
geschyet syns swegerheren Octauiani. (30) Ind Octauianus was Julius neue, van dem man in
der Romischen historien vynt 727 jare bys zu Remu°lo vnnd Romelo, yerst beginner van
Rome. Van den zitten vynt man vort bys zu dem yersten konigk von Ytalien Janus, van
dem der erste maynt des jaers Januarius synen namen hait. So mach man vort den
oirsprunck soicken vnd vpstygen zu deme begynne der Greycken, so vynden ich, dat sye
komen sin van Gomer ind Tuball, Greycken vnnd die van Ytalien, wilich Gomer vnd
Tuball des gebenediden Japhetz kynder waren, wilich Japhet Noe sun was in der archen25.
Dat nyet eyn kleyne wyrdicheyt ys off sich fünde, dat Kollen synen oirsprungk van
Octauiano hedde oder Marco, so were yr ursprungk nyet vizz den vermalediden geslecht
Cham26 etc. Wil man (40) noch hoeger, so heue man vort an zu rechnen van Adam zu
Noe. Adam gebar Seth, Seth gebar Enos, Enos Caynam, Caynam Malaleel, Jaret, Enoch,
Mathusalem. Lametht gebar Noe. Van Noe quam Japhet, Gomer vnnd Tuball gebroder,
van den synt geoirsprunckt dye Greycken vnd Italici, van den ys Rome. Der konynge vnnd
heren 22 in Ytalien gewest synt, eyr dat Rome gemacht wart van Romelo vnnd Remu°lo
etc.
2v
[Bildseite: Stammbaum Trebetas27 und Trebeta zu Pferde, in Rüstung mit Umhang
und Banner.]
[Randglosse:] Van dyesem Trebetam wart Trere yerst begu°nte. Vnd van Trere is Collen
yerst angehauen als nafolget klerlichen. Vnd wer dye heren van Trere van Trebeta vnd
syme soene Hero vort an gewest synt bis zu Julio, deme Roymschen keysere by 1900 jair,
da Trere ind duytsch land vnd dat nu Franckrich genant ys vnd alle vnder der gewalt van
Trere stoynden, mach man soicken in der Historien van Trere, dye ich hie faren laiße.
3r
Effrachoues der 28. konygk van Assirien, do dye werlde gestanden hadde 4273, dat
was vur Gotz geburt 926 jaire, regnyrde 50 jair. Do hadde Trere gestanden 1073 jair. Zu
der zyt Tyberius Siluius, son des vurscreuen Carpenti, eyn konyck van Albanam, dat nu
Lumbardien genant ys, vnnd was der 9. konyck vnnd regnyrde 8 jair vnnd hey verdranck in
der Albulen, dye do ind noch zw dyeser zyt dye Tyber genant ys, dye durch Rome leufft
23
24
25
26
27
Omelyen boich - homiletisches Werk.
Eyden - Eidam, Schwiegersohn.
Gen. 10,2.
Vgl. 1. Mos. 5 und 9.
Vgl. 1. Chron. 1.
137
vnnd van ime den namen kreych.28 Dem volgede na ym Ryche Agrippa Siluius syn sone,
eyn konyck des lantz von Rome do genant Albanen vnnd regnyrde 40 jair, als hie von
schrifft Ayolodrus Gramaticus29. Inn dieser zyt leffte Joram der prophete vnnd Aastas in
Ju°dea. Dyeser (10) Agrippa was geswagert mit den van Troyen, die verjaeget waren vnnd
inn Frankenlande woynden vnnd syne broeder vp dem Ryne wonen hadden. So dat ich
vynden, dat Collen den namen van deme Agrippa dem konyge Agrippina genant, so als
ettlichen hystorien halden, wie woel das sye zu den zyden den van Trere myt trybute
vnderworffen was, as navolgen wyrd. So halden ettlich hystorien, dat der keyser Nero, der
sant Peter vnnde Paulus doden lyeß, zwene broeder hadde, der eyn Agrippa genant, dat
Collen den namen Agrippina van ime haue, der ander Granus, da van Aiche den namen
Aqu°isgrani herbracht sulle hauen. Auer wie Collen vur der zyt genant sy gewest, so yt
doch do lange gestanden hadde, hayn ich neyta vu°nden inne gheynre schrifft. Vnnd wat
Collen vur der zyt bedreuen hait, wyrt navolgen viz bewerten hystorien.
Item watt namen Collen vur van den van (20) Trere intfangen haue, do sy myt anderen
steden den tribute weygerden zu geuen, vynde ich in gheynre schrifft, dan as vurscreuen
van Agrippa. Vincentius in Speculo meynt, dat Collen den namen Agrippina krygen haue
van Marco Agrippa, eyn eyden keyser Ocatauiani, vnnd dat hey dye stadt Collen yerst
begunt haue 15 jare vur der geburt Christi, as Maria geboren wart. Dat auch woil syn
mochte want 40 jair vur Christi geburt Julius den Romeren Tryer vnnd Collen wan vnd
villicht auch gestoyrt wu°rden ys vnd do Marcus Collen in nam 15 jair vur der geburt
Christi Kollen der bouwede ind machte.30
Vincentius in Speculo: Colonia prius dicta Agrippina ab Agrippo genero Augusti, (30)
postea a Traiano, qui ibi imperium allectus, Colonia, civium Romanorum eo deduxit
colonias etc.31
Vur Gotz geburt 1469 jair
So Tryere die yerste stadt in Europa dyesem deyle der werelet gewest ys, eyr ander stede
vnnd dat volcke in Trere vast zu nam vnd vermanchveldigett wart vnd vyel lantz an sich
brachten, Collen, Mentze, Wurms, Straißborch vnnd Basel begunden vnd machten vnnd
myt volcke viz Trere besetzden, die alle vnder yrem tribute vnd gewalt stoynden. Vnd zu
der zyt, do Moyses das folck van Israhel durch dat roede mere foyrt, van begynne der
____________________________
a
C+D 19 nyet
28
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 10v: Iste Tiberius [...] submersus fuit in Tiberi que antea dicta fuit Albula, ideo ab eo nomen
accepit.
29
Vgl. Hieronymus: Chronik des Eusebius, ed. R. Helm, Berlin 21965 (GCS 47), S. 76b-77b und oben Kap.
5. 1. Die Stelle geht zurück auf Livius 1, 3, 9: Latino Alba ortus, Alba Atys, Atye Capys, Capye Capetus, Capeto
Tiberinus, qui in traiectu Albulae amnis submersus celebre ad posteros nomen flumini dedit. Agrippa inde, Tiberini filius,
post Agrippam Romulus Silvius a patre accepto imperio regnat.
30
Beeck sucht die Quellen in Übereinstimmung zu bringen: Köln könnte bei der Eroberung durch Caesar
so zerstört worden sein, daß die Bebauung und Namensgebung durch Marcus Agrippa einer
Neugründung gleichkam.
31
Zur Stellenangabe bei Vincenz von Beauvais (Speculum maius, Douai 1624, ND 1967, S. 1006) siehe J.
Helmrath, Sitz und Geschichte, S. 735 A. 52. Helmrath gibt als Vorlage für Vincenz und nachweisbare
Ersterwähnung dieser Translation römischer Bürger durch Trajan die Gesta Regum Anglorum des Wilhelm
von Malmesbury an (Stellen- und Drucknachweis ebda.).
138
werelt scheppunge 3730, do Moyses dye 10 gebott van Gode intfeyncka, die vurgenanten 5
stede so geweldich waren zu den zyden, vnnd kurtze na der zyt den van Trere 30 jaer myt
gewalt den tribute vuir hylden32, bys zu lest dat der hagel vnd dat weder van Basel bys zu
Kollen den Ryn aff alle fruchte ersloich, so dat die vunff
3v stede zusamen foyren vnnd rayt heylden, vnd hylden, dat dar vur dye wyle dat der
tribute so lange verhalden were, so hedden der van Trere goedde dat weder gemacht, vnd
zoegen mit dem verseßen tribute van 30 jaeren eyndrechtlichen zu Trere vnnd gauen yeren
tribute, sych bewysende vort an den tribute zu geuen etc. 33 Do namen die von Trere vnnd
machten eynen mermeren hoegen suyl34 vnd satztden Jupiter den afftgot dar vp vnd
machten yem eyne silueren schuttel zweyer foisse breyt inne syne handt, dair inne stoynde
getzeychenent, das Jupiter dye van Trere gerochen hadde intgayn die 5 stede, dat sy den
tribute brengen moisten vnnd gehorsam syn etc. Dyt ys geschyet vur Gotz geburt (10) 1469
jair etc.
Hie volget nu na annob des begins, dat Trere gestanden hadde 529, ind die zale, dat dye
werlt gestanden hatte 3700 vnd 30 jaire volgende na Moysi, Josue etc. Dayr viz klare zu
myrcken ys, dat Collen do gewest ys in den zyden, want tzwschennc der schrifft ind jair zale
van Moysi vnnd Josue Collen mit den anderen steden den tribute den van Trere
vurgehalden hauen, so synt sye auch lange vur der zyt begunt gewest etc.
Wie der hertzogk van Trere Belgio myt dyesen steden vnnd landen Collen, Mentz, Trere,
Roym wunnen vnd branten
In deme jaire, do Trere gestanden hadde 1817 jaire, was Trere inne (20) grosser macht,
danne viel stede waren vnder yrem tribute. Sye zoegen mit yeren steden vnnd folck zu
Rome vnnd wunnen dat vnd branten dye statt vnnd sloegen dye senaten doyt, dat dye
Romer vp yr raythuys vloen vnd kommen. 1000 Romer dair inne besloessen waren. Ind
dese lantschafft bestegen in der nacht das raythuys, Capitolium genant. So was eyn gans ym
raythuys, dye wart der vyande ym yersten slaiffe gewar ind schrey, dat die Romer vp
wuschden zu der wer. Doch wart gedeydinget, dat dye Romer moisten geuen 1000 libras
goltz, dat sy heym zugen. So dat geschach, do folchde yn na eyn raitzman van Rome genant
Manlio myt syme volcke vnd verwan diß lantzfolcke van Trere, Collen etc. vnnd name
____________________________
a
b
c
C+D 23 vntffienck Korrektur über Zeile jarezale C+D 19, 22 tusschen
32
Vuir hylden - vor enthielten.
33
Rechts am Seitenrand: Genealogie und Medaillon Agrippa: Reges Italie: Carpentus-Tiberius-Agrippa. Mit
Speerträger: Dyt was konyncks Agrippa secrete. Darunter: In cronica Treverentium: Hec itaque civitas Treueris in
Europa prima antequam vrbes vel gentes essent etc. Populus itaque in Treueri multiplicatur nimis et plurima sibi
subiugarunt. Et tandem etiam anno a creatione mundi 3730 cum Moyses populum per mare rubrum eduxisset ac legem
dedisset, quinque urbes Reni tributarie fuerunt Treueribus videlicet Basilea, Argentina, Wormacia, Maguncia et Agrippina.
Tandem autem cum Treueris et Gallia in populis nimium habundassent 3000 homines cum Belgio Treuerorum duce a quo
Gallia Belgica dicitur ad nouas terras querendas emisissent qui expulsis Tuscis Mediolanum, Arimium, Cumium,
Brixium, Veronam, Pergamum, Vincenciam, Tridentum condiderunt etc. Diese Textstellen gehören in den Umkreis
der Gesta Treverorum, sind aber nicht exakt zu ermitteln. Vgl. Gesta Treverorum (ed. Wyttenbach 1836), c. 6-8,
und die "ursprüngliche" Fassung (Wattenbach/Schmale 1967, S. 353) der Gesta in den Gesta Boemundi
Archiepiscopi Treverensis (MGH SS 24, 463-488). Zu diesem Problemkreis: H. Thomas, Studien. Der letzte
Satz der Textstelle liest sich in den Gesta Treverorum (S. 11/12) so: Namque Galli, cum tanta habundarent
multitudine, ut eos non caperent terrae, quae genuerant, trecenta milia hominum ad sedes novas querendas emiserunt. Ex his
portio in Italia consedit, quae sedibus propriis Tuscos expulit, et civitates has, Mediolanum, Ariminum, Comum, Brixiam,
Veronam, Bergomum, Tridentum, Vincentiamque condidit [...].
34
Suyl - Säule.
139
in den schatze vnd foyrte yn wiedder zu Rome. Darumb gauen sye ime den namen, dat hey
der (30) ander Romulus were etc. Dyet geschach vur Gotz geburt 326 jair off dair
vmbtrent.
Dat nyeste darna von Collen vynden ich, wie Julius Trere, Collen vnnde dyese lande alle
betzwongen hait vnnd zu Agrippina, nu Collen, eyn brugge ouer den Ryne lyes machen,
dair ouer hey reyt ind die lande oistwart betwanck vnd vnder syne gewalt bracht. Do hadde
Trere gestanden 1969 jare vnnd was vur der geburt Christi vmbtrent 42 jair.
Heilimannus35
Anno mundi 3911 jair Julius Cesar Galliam et Germaniam deuicit. Referuntur autem contra
eum in bello fuisse Gallorum electorum armatorum 280 milia que omnes usque ad
internicionem sunt deleti deinde Germanorum 4000 cecidisse referuntur, pontem
mirabilem supra Renum fecit etc.
[Randglossen:]
Cumque ex eis deriuassent et eorum auxilio peritur et consilio circum terra diuisa Reni et
aliarum terrarum loca edificassent tandem quinque urbes epulentissime hoc est Basilea,
Argentina, Wangia et Wormacia, Maguncia, Agrippina rebellare propriam sibi libertatem
vendicantes tributum annuum impositum 30 annis solvendo denegantes pro quo illarum
urbium populi estimabant quod a diis treuericis grandine veniente de celo cum agrorum
et vinearum detrimento populabant vectigal 30 annis retentum in vnum collectum
Treuerensis deportauerunt seque deinceps solituros sposponderunt tunc Treuerenses
statuam marmoream exigentes Jouem de super statuentes scuttellam argenteam duorum
pedum latitudinis in manum tenentem in sculptam habentem: Jovi vindici Treverorum
ex censu quinque urbium Reni per tria decennia denegato etc.36
A creacione orbis 4873
Post hoc Galli Senones cum duce Treuerorum Belgio, a quo Belgica dicitur, et Brenno
duce Sueuorum occiso, Stabio consule Romam cede incendioque repleuerunt occisis
senatoribus cum aliis vix mille in capitolio concluserunt [.]a Manlinus rivocatus
capitolium conscendentes cepissent inserb anser Manlinum clamore excitasset tandem
Galli receptis in tributum 1000 libris auri recedentes sed a Manlio consulo eos in
sequente fuerant devicti et aurum et omnia victorie insignia Romam fuerant relata vnde
secundus Romelus fuerat appelatus.37
____________________________
a
b
quantitate? Lesart und Sinn unklar so auch C+D 19 und C+D 22, Sinn unklar
35
Vgl. Paulus Diaconus, Historia Romana 6, 12, B.
36
Vgl. Gesta Treverorum (ed. Wyttenbach 1836), c. 6 (die Trierer unterwerfen die rheinischen Städte) und 7:
Post multos vero annos hae quinque urbes libertatem sibi propriam vendicare cupientes rebellaverunt, et censum debitum
triginta annis continuis persoluere noluerunt; sed grando de coelo veniens cum maximo agrorum et vinearum detrimento eas
populabatur. Hinc rumor et timor magnus increvit civibus illis, putantibus, hanc tempestatem grandinis a Diis Trevirorum
sibi propter retentum vectigal inferri, et, idcirco inito consilio, censum triginta annorum collectum Treberis retulerunt, et
deinceps se persoluturos quotannis spoponderunt. Tunc Treberenses statuam preciosi marmoris erexerunt et super eam Jovem,
scutulam auream duorum pedum latitudinis in manu tenentem, hoc verborum ordine caraxatam: Jovi vindici Trebirorum ex
censu quinque urbium Reni per tria decennia denegato.(S. 10/11)
37
Vgl. Paulus Diaconus, Historia Romana, ed. Amedeo Crivellucci, Rom 1914 (Fonti per la Storia d'Italia
51), I, 20.
140
Postremo cum regimen Romanorum adeo esset dilatatum, vt vere totus mundus eis
subderetur, venit Julius cum Romanis illam terram, videlicet primam Germaniam et
totam Galliam subiciens, et ibidem quam plura castra et ciuitates edificans totam terram
Treuerensis, Coloniensis Maguntinensis dyocesum Romanis habitatoribus occupauit,
antequam germanitatem inter Romanos et illos populos renouando etc.38
Cesar igitur facto Tuicii ponte super Renum transiens in Germaniam conmixtam Gallia
riuaciam eam primo vastare cepit. Dat was das lant twuschen Moesel, Mase vnd Ryne an
ettlichen enden vnd schrifften genant Ribuariam.
4r [Bildseite: Stammbaum Julius Caesar und seine Nachfolger, Julius keiser zu Pferde mit
zwei weiteren Reitern]
4v [Bildseite: Jupiter, auf einer Säule stehend, empfängt den Tribut der fünf Städte. In
seiner Hand ein Medaillon mit der Inschrift: Iovi vindici Treverorum ex censu quinque urbium
Reni per tria decennia denegato. Der Satz ist auch in griechischen und hebräischen Lettern
wiedergegeben39.]
[darunter Wappen:] Basell Straisburch Worms Mentze Collen. Dyeße vunff stede
brachten dem affgode Jupiter zu Trere den versessen tribute van dryssich jaeren myt
groisser gehoirsamheit als vurscreuen.
5r [Fol. 5r bis 7v: Kaiser-Papst-Bischofsliste. Beginn der Bischofsliste 5r:] Van den
busschouen vann Collen. Sant Materne was der erste busschoue zu Collen vnder dem
keyser Domitiano vnd wart van sanct Petre heruß gesant. Hey reygierde dye kyrche van
Collen 40 jair as navolget vnder dem paese Cletus anno domini 85. Hey wart zu Treyr
auch busschoue do man schreif anno domini 119. [Fol. 7v: Letzter Bischoff: Ropertus van
Beyeren der 62. Anno domini 1463a.Letzter Papst: Paulus anno 1464. Letzter Kaiser: Fridericus
anno domini 1442.]
[5r unten:] Itemb so man in bewerter schrifft dat vyndt, dat dyese vurscreuen vu°nff stede
den van Trere den trybu°te brengen moisten, ys klair zu myrcken, dat Collen lange tzyt vur
der gebort Christi gewest moys syn ind ys widder dye yhene, dye schriuen, dat Collen yerst
van Marco Agrippa begunt sy. Want so Julius alle duytsche lant myt Kollen 40 jair vur
Christi geburt in nam, van der Romer wegen gewann ind dar na me dan 300 jair in der
Romer hant stoynde, is wail zu myrcken, dat sulche offer van den vunff steden vur Gotz
geburt gescheyn moiste syn ouch des haluen, so Collen, do Agrippina genant, in alden
keyser rechten gefryet ys in duytschen landen bouen allen duytschen steden, want gheyne
stat in dem keyser rechte van duytscher spraichen me gefryet benant wyrt, ind Justinianus
der keyßer alle keyßer rechte vnd leges vu°r ind na der geburt Christi alle by eyn in 12
boicher lyes setzen, dair vnder digestum nouum dair ynne Kollen genant Agrippina gefryet
ys40, dat ouch sere eyn alt gesetz van yeme in der 12 boicher begryffen wyrt, is wail zu
myrcken, dat sulche fryunge der wyrdigen edelen stad Collen lange vur Gotz geburt
gescheyt moys syn vnd ys dit dat begin des boichs Digesti noui domini Justiniani doctissimi
principis perpetui Augusti iuris enu°cleati ex omni veteri iu°re collecti Digesti seu Pandecti
etc.
____________________________
a
b
C+D 21 nachgetragen Herman lantgraue von Hessen anno domini 1480 Abschnitt fehlt C+D 19
38
Aus: Alexander von Roes, Memoriale (MGH Staatsschriften 1,1), S. 112.
39
Nach A.-D. von den Brincken sind hier lediglich die Buchstaben übertragen worden, ohne daß Autor
oder Kalligraph Kenntnisse dieser Sprachen gehabt hätten. Vgl. A.-D. von den Brincken, Die Juden in der
Kölnischen Chronistik des 15. Jahrhunderts S. 66.
40
Vgl. 29r.
141
Van deme zweyden vnnd drytten capittel41
8r
Dat yerste capittel vnnd dat andere bas zuuerkleren willen wir foirt mercken. Do Gott die
werelt lyeß vndergayn van ire sunden vnd vndoegenden wegen by Noes zyden ind nyemant
lebendich bleyff danne Noe selue echte, da leuet Noe na der syntfloyt 400 jaire, vnnd hey
vnnd syne sone machten inne den seluen jaeren also vyle kyndere, dat sy sich moistent
deylen inne manich lant der werlet.
Cham, Noes son, machte eyn sone genant Thus, der Thus gebare Nemprot den yersten
konyck in der werlt. Dieser konyck Nemprot bleyff bey den synen inn (10) deme lande zu
Sennaar vnd zu Babilone ind bouwede auch die groisse stat Babilonien ind was in der statt
der yerste konyck. Hey machte eynen sone genant Belus. Der Belus gebare eynen sone
genant Nynu°s as vurscreuen in der figuren. Der Nynus dede viel stride vnnd manhafftige
dinge. Darumb nennen yn etlichen den yersten konyck inn der werlt, want van syme vader
Belus vnnd Nemprot wuste man nit vil manhafftige dynge zu sagen, wie woil dat sy vur
yme konige gewesen waren. Der konygk Nynus bouwede die groiße stait Niniue ind
machte sy dryer dage reysen wyt ind name eyne konygynne zu der ee42 van Kaldea. Ind
machte myt der eynen sone genant Trebeta43. Ind der wart sere (20) eyne schonre stoltzer
man. Darna nam konygk Nynus eyn andere wyffe zu der ee genant Semiramis, dye was van
Japhet, Noes sones geslecht. Darna starff konygk Nynus, ind dyse konyckynne Semiramis
reygierde na yrs mans doede 42 jair zu Babilonien vnd yn den landen. Want sy was sere
eyne menlich strytbare wyff ind betzwanck manch lant, dat ire man Nynus neyt
betzwyngen kunde. Sy was auch also vnkuysche, dat sy den vurgenanten, yren stieff sone,
wolde zu der ee nemen Trebeta, inde den zwyngen, by ire zu slaffen. Inne etlichen boichen
steet, dat hey were yre rechte sone vnnd nyet ire stieffsone. Nu was der soene Trebeta
frome vnnd gerecht vnd wuste wail, dat dat vntzeme(30)lichen zu doynde were vnnd
widder nature, dat hey bey seyner moeder sulde slaiffen ind sloich dat aue, so hey lengest
mochte. Zw leste wolde dye konyckynne, syn moeder, des nyet entberen. Yr sone Trebeta
muyste by yr slaffen. Do Trebeta, der frome manne, den vnschemelin44 ernste van syner
moeder sach, da floee hey van ire vnnd sas in eyn große schyff vp dem mere ind name zu
ime spyse vnd anders, wat hey bedorffte, want hey eyne groiß herre was. Ind bat Gott, dat
hey dat schyff sulde wysen yrgen inne eyne verre lant, da hey van seyner moeder boißheyt
vnnd vnkuyschheyt woil behoyt mochte syn ind ayn sorge. Sust fure hey vp deme mere so
verre, dat hey zu leste qwam, da der Ryne
8v in die see fluyst. Ind da zouch hey den Ryne vp myt vehe ind luyden vnnd qwame vp
die Moesele vp dat felt, da nu Treire licht. Da gefiel ime die gegenheyt also wail, want sie
sere schone vnnd lustich was van welde, weyde, wyeßen vnnd wasser vnd myt schonen
hoegen bergen vmbegryffen, as werent yt mu°ren. Do gynge hey myt synen wysen zu
raede, dat sie sich da wulden nydder legen. Ind do sye ettliche zyt da lagen, do bouwedena
sye eyne schone statt vnd nanten dye Treyre na synem namen Trebeta. Dit geschach by
____________________________
a
so C+D 19, C+D 20 bouwede und nante
41
Randglosse: Genommen viz des raytz Cronica van Strayßborch. Der folgende Text bis 9v ist entnommen aus der
Chronik des Jakob Twinger von Königshofen (vgl. Kap. 4. 1), in Beecks Exemplar der Chronik HAStK
C+D 330 fol. 177ff., im Druck CDS 8 697ff. Im folgenden verweise ich nur noch auf den Druck der
Chronik Königshofens in den CDS.
42
Ee - Ehe.
43
44
Vgl. H. Thomas, Trierer Geschichtsschreibung; I. Haari-Oberg, Wirkungsgeschichte.
Unschemelin - schamlos.
142
Abrahams getzyden vp zwey dusent iare vur der geburt Christi. Darna machte Trebeta
maniche vnd viel schoner burge (10) vnnd paleste yme vnnd den synen zu Treyr vnd
buyssen45 Treyr vnnde satzde richter vnd amptlude oeuer syn volk ind ordynyerde syn volk
inn goeder policien inn groisser wyßheyt. Vnder dyesen dyngen hatte die konyckynne
Semiramis erfraget ind geware worden, dat yr sone Trebeta in der gegenet were ind da
blyuen wolde ind neyt wiedder geyn Babilonien komen zu yr. Da van wart sie zornich ind
machte viel schiffe zu mit groissem folck vnnd foir oeuer mere ind qwam so verre, dat sye
zu Trere qwame. Trebeta wart dys geware ind zoege syner moeder intgayn mit groisser
herschaffte, pyffen vnnde basunen46 vnnd allerhande seytten spiel ind intfynge sie herlichen
(20) ind der glichen, wie hey sy gerne sege kommen vnd wie hey leuen wulde na yrem
willen. Hye myt stillede hey der moeder zorne ind sy spraichen fruntlichen myt eynander,
wie woil sie in der meynungen dar kommen was, dat sy den sone gedoyt off zum mynsten
verjaget wolde hauen. Also nam Trebeta ind foyrte dye fursten vnnde herren, die myt der
moeder kummen waren, vp syne burge buyssen Triere vnnd bestalte yn goede herbergen,
da man sy woil taiffde47 vnd intfynck, vnnd syne moeder myt erlichen48 synen dyeneren ind
jungkfrauwen foyrte hey inne die stadt Tryer ind machte eyn herliche wyrtschafft. Ind do
syn moeder wail gessen ind gedruncken hadde, do foyrtea hey sye (30) in eyne heymliche
kamer vnnd dede des glichen, wie hey by ire slayffen wulde, also sy ducke an ime
gefoyrdert hadde. Ind do sie alleyne in der kammer waren, do erstaych hey sin moeder ind
wart yre da mit ledich. Darna nam er zu ime dye fursten vnd herren, die myt der moeder
kommen waren ind deden imeb sere goytlichen, dat sye yne gerne hatten zw eyme herren
ind also sy zusamen waren komen van verren landen vnd van mancherhande spraichen. Do
geboyt hey vnder deme volcke, dat sye alleyne sulden dutzsche sprechen, dat oeuen vnd
halden ind gheyn ander spraiche, want hey dye spraiche die lyeffste hatte.49 Darna
9r
qwam auch zu ime vyle ander volks van vber mere, dye da van seyner groisser
wyßheyt hoyrten sagen, van seyner fromcheyt vnd genoichlicheyt des lantz. Ind meyrden
sich van dage zu dage myt yren kynderen vnd mit zu kommendem folke, dat yre also viel
wart, dat sie zu Tryer neyt ackerlantz genoich hatten, wyesen noch weyden. Do bouweden
vnd arbeyden sye dye lande vort vmbe sich ind machten vort stede ind dorper bye deme
Ryne na eynander, sunderlingen diese funff stede: Collen zum ersten, darna Mentze,
Wormße, Strayßborch vnnd Baesel ind vyl dorper da by. Dyese funff stede waren kleyne
ym begynne ind synt van jaeren (10) zu jaeren gebessert vnnd gemeyrt. Auer wye lange na
dem begynne der statt Trier dyt geschyet sy ind zw wilcher zyt, vynden ich nyrgen
beschreuen. Doch vynt sich kuntlichen, dat sy vyl hundert jaere vur der geburt Christi
gewest sint. Also ys Triere dye yerste vnd elste stat inn duytzschen landen, van dem
hertzogen Trebeta gebouwet as vor gesacht ys. Vnd vur synre zyt en was gheyn mynsche in
dyesen landen in Europa, genant des drytten deyls der werlt. [Abbildung Weltkarte]50
____________________________
a
b
C+D 20 foyte C+D 20 ine
45
46
47
48
49
50
Buyssen - außerhalb.
Pyffen vnd basunen - Pfeifen und Posaunen.
Taiffde - bewirtete.
Erliche - ehrenvoll, prunkvoll.
Randglosse: Hie begunt duytsche sprache zw meren.
Vgl. A.-D. von den Brincken, Köln, das Reich und die Ökumene, mit einem Faksimile dieser Seite vor S.
706. Es handelt sich um eine (S. 715) "[..] TO-Schema-Karte, mit der das Symbol der Ökumene ins
Gedächtnis gerufen werden soll. Es geht um die Besiedlung des dritten Weltteils Europa, der auf der
traditionell geosteten T-Karte das linke untere Drittel innehat."
143
[Randglosse:] Wie alle menschen von Adam vnd Eua yren orsprunck hauen vnd wie der
adel von dugent ys viz der Historien von Behem, die Papa Pius zu Mantua gesatz hait,
genommen.
Hebreos excipio omnium mortalium primos. Multi ex Germanis satis se nobiles
arbitrantur ex Romanis ortos. Romani ex Theu°cris originem ducere gloriosissimum
putant, Franci qui et Germani fuerunt Troianum se sanguinem esse dixerunt. Eadem
Britonis gloria satis est qui quendam exilio profectum generi suo principium dedisse
affirmant. At Bohemi longe altius orsi, ab ipsa confusionis turre Babel se missos iactitant
et sequentur. Vana laus ac ridenda. Quod si quis homines imitari velint, nobilitatem
generis ex ipsa vetustate querentes, non iam ex tu°rri babilonica sed ex archa Noe atque
ex ipsa deliciarum paradiso, premis que parentibus et ab vtero Eue viri omnes egressi,
facile sibi principia vendicant51. Nos ista tamquam anilia deliramenta praetermittimus.
Omnes reges ex servis ortos, omnes seruos ex regibus, scripsit Plato. Veram nobilitatem
sola atque vnica virtus gignit etc.52
9v So nu duytzsche lant sich zum yersten erhoiff van den van Triere as vurgesacht ys,
do waren dye van Tryer geweldich ind heren ouer dutzsche lant ind namen erlichen zyns
vnd sture van den anderen steden, dye vnder yn waren, ind auch van dorperen. Herna
oeuer vyl jare die vorgenannten funff stede Collen, Mentze, Wurms, Straißburg vnnd Basel,
die gingen vp an eren vnnd gewalt ind wurden so mechtigk, dat sy fry vnd yrs selbst wolden
sin ind wolden den van Trier nyet mehe vnderdyenich syna vnd den zyns 30 jaire vurhylten,
as genoichsam vor erklert ys. Darumbe laissen ich dyt faren vnd wil van dem (10) dritten
capittel vortsagen, wie die van Trier ind diese lande yre macht verloren vnd zu vnderwurff
der Romer qwamenb durch verrederye vnnd vneynicheyt der statt Treyre.
Van deme dritten capittel Wie Collen vnder dye gewalt der Romer qwame etc. etc.
In den seluen zyden by vunfftzich jaer na vur der geburt Christi hatten dye van Rome vyl
na alle lant betzwongen ayn duytzsche lant ind Ffranckriche nu° genant. Do van foyr Julius,
der yerste keysere van Rome, van der Romer wegen viz myt eyme groissen volke vnd
betzwanck Lamparten vnd welsche lant vnd qwamc darna in duytsche lanndt (20) ind
belach dye stat Trere, want sie dye heuffstaidt was van allenn duytschen landen. Ind vpt
leste gewan hey sey mit verretenysse.53 Dit befele hat Julius van den Romern, diese lande zu
betzwyngen vnd nyet bouen vunff jare viz zu syn. Vnd ime wart vyl folcks van den
Romeren myt gegeuen. So dyt dye Dutzschen vernamen, do zoegen ym intgayn zwene
hertzogen van Beyren, der eyn genant Poymu°nt, der ander Ingram myt eyme groißen
volke vnd deden eynen groissen stryt mit Julio dem keyser. Ind da bleyff zu beyden syttend
vyel folkes doyt. Doch Julius behylte ouerhandt, so dat yme die zwene hertzogen
vnderdenich wurden. Darna foyr hey vur Tryere (30) as vurscreuen. Die van Triere werden
sich vast, doch mit listen gewan hey die stat ind betzwanck dat folcke. Ind dat geschach
also: In der stadt zu Triere waren zwene herren, an den der gewalt stonde der stede, dye
waren sere ryeche ind kryegden altzyt myt eynander54 vmbe ire groisse hyerschafft, da van
____________________________
a
b
c
d
syn fehlt C+D 20 C+D 19 quamen C+D 19 quam C+D 19 syden
51
Eneas (wie folgende Fußnote) vendicabunt.
52
Aus: Enea Silvio Piccolomini, Historia Bohemica, c. II. Zum Vergleich herangezogen wurden die
Ausgaben Köln 1532 und Basel 1571. Abschnitt fehlt in C+D 19.
53
Ende der Übertragung aus CDS 9, 702. Folgendes bis 10v aus Königshofen CDS 8, 330.
54
Seitenrand: Dyese zwene werden zw latyne in der cronycken van Trere genant Indicionarus ind Cyngotorix. Vgl. Gesta
Treverorum, c. 25.
144
eyn yeglicher an gewalt gerne oeuer den anderen gewest were. Der eyn hiesße Dultemar,
der ander hiesse Signater. Do Signater sach, dat hey van Dultemar verdruckt wart, do
macht hey sich uß der stat ind wart Julius dyener. Ind so Julius vunff jaire vur Tryer gelegen
hatte
10r vnnd gewynnen nyet enkunde vmbe ire eynicheyt willen, so bestalt Signater myt
Julius hulpe inde listigem raede, dat Dultemar, der heufftmann in der stadt, erslagen wart,
ind die stat wart upgegeuen.55 O vneynicheyt den frydlichen eynigen gewalt, der so groiß
was, dat die van Trere herren waren alles duytzschs lantz vnd gestanden by 1900 jare, den
zerebreychsa du durch den laster des indryngens zw gewalt vnnd oberschafft, des doch
nyemant wirdych ys zu besytzen, hey sey geboren off eyrwyrdicklichen na forme
keyserlicher gesetze dartzu geheischen vnnd gekoren. Dar vp den ouerdredern diß lasters
durch dye keysere rechte swaere (10) penen gesatzt synt.
Trere wart gewonnen da van die stadt Collen gemacht wart ind yeren oyrsprunck
name56
So Julius dye stadt Tryer vnnd das lant dayr vmbe gewonnen hadde, do lyeß hey dye lantz
heren alle blyuen by yren eren also, dat sy em swoeren vnd huldent as vur yren herren zu
haben. Julius der keyser was eyn mylde doegentlich man vnd gaeff groiße gaue. Da myt
gewan hey dat folck an sich, dat sy yem willich wurden. Ind bleyff zu Trier also lange, bys
datb Agrippina, nu Collen genant, vnd alle stede in duytzschen landen yem vnderdenich
wurden myt (20) gudem willen ind auch des lantz herren. Ind hey bouwede vp den Ryn
menche goede veste ind stede dem lande zw hoedec, als Boynport, nu Bopart genant,
Ingelnheym, Oppenheym, ind machte zu Mentze eyn groiße breyde brucke oeuer den Ryn,
dye da na van vntreuwen zubrochenn wart.57 So Julius nu alle duytsche lantzherren vnd
fursten betzwongen hadde vnd vnder syner gewalt stoynden, do zouch hey in Elsas zw
Eberßheymmu°nster zu deme tempel, der dar gemacht was inn ere dez affgotz Mercurius.
Hey opperted ind danckte dem affgode Mercurio syns glucks vnd gesyge na heydeschem
sydden, want diese lande do alle heydensch waren. Ind van allen affgoeden in duytschen
landen was Mer(30)curius in dem vurgenannten tempel der oeuerste vnd der gnedigste na
yerem glauben. Wiliche tempell nu eyn kloster ys etc.58
Hie kompt Collen vnder dye gewalt der Romer da van Iulius, der edel keyser, herre
wart
Do59 Julius alsus duytsche lant hait betzwoyngen ind wail 10 jaire dar ynne gewest hadde,
____________________________
a
b
c
d
C+D 22 zobriechs C+D 20 gestrichen yem C+D 22 dat land zo hoeden C+D 22 offerte
55
56
Rest des Absatzes bis zur nächsten Überschrift nicht aus Königshofen.
Folgendes aus Königshofen CDS 8, 331f.
57
Randglosse Z. 23: Julius leyße auch tusschen Kollen vnd Duytze eyne brugge ouer Ryn Machen. Ex cronica Martiniana
et Suetonius.
58
Randglosse ab Z 25: Ex coronica Martiniana: Galli perpetuo bello cum Germanis altricabantur, quos Renus fluuius
tantum diuidit. Cesar Julius primum Gallos, scilicet Francionas multas per bellum prostratos, superat ac Treuerorum
ciuitatem vastat. Demum in Germania scilicet Saxonia facta ponte scilicet inter Coloniam et Tuicium super Renum transyt.
Post victoriam Gallorum Cesar Julius Romam reuertitur etc. Aus: Martin von Troppau, MGH SS 22, S. 406. In
C+D 19 im Anschluß an das Zitat folgender Kommentar (10v): Da viz myrckt man, dat Kollen vur Julio gewest
ys vnd Marcus Agrippa neit der yerste anheuer gewest sy.
59
Folgender Text aus Königshofen CDS 8, 331ff. Die Caesargeschichte schon in Kaiserchronik (MGH Dt.
Chron. 1,1) und Annolied (ed. E. Nellmann).
145
do oyrdyneyrde hey dye herren vnnd stede, wye sy sich halden sulden ind hey zouch widder
geyn Rome60.
10v vnnd dede dye Romer bidden, dat sy yn yn liessent, na dem hey den Romeren so
groissen nutze gethan hedde vnnd eyn heufftman gewest were ouer yre volck. Dye Romer
wolden in nyet yn lassen darumb, dat hey langer viz gewest was, danne sy ym zyele gesatzt
hadden vnd dat hey auch des romyschen folckes in den stryden zu vil verloren hadde. Ind
dar zw wolden sy inne auesetzen ind eynen anderen heufftman machen ouer dat folcke.
Dat ryede eynre genant Pompeius den Romeren vnd die edelen folchden deme raede, auer
der gemeynden was yt leyt. Da Julius wart versmeyt van den Roemeren, do foyr hey widder
zu duytschen landen ind (10) besante alle die herren vnd stede, dye yme gehuldet hadden
vnd klagde den syne noyt ind smacheyt, dye yem die Romer hadden gethayn inde gloyffde
in groyß goyt, dat sy yem zu hulpe komen wulden. Also voyr alle dutsche frome folck myt
Julio yerem lyeuen heufftmanne zu Rome. Do dye Romer dat saegen, dat Julius mit so
groißer macht quam, do erschrackent sy, dat Pompeius vnd Katho dye da widder Julium
dene keyser rayt hadden gegeuen vnd dye edelen alle flouwen viz Rome. Dye anderen, dye
yn der stat waren, zoygen zu pherde vnd zu voisse viz ind entfyengen yn herlichen ind
baeden van ime gnade. Also zouch Julius myt den Duytzschen zu Rome in dye stat ind
brache den tu°rn (20) vp, da der stadt schatze ynne lach, vnnd gaff syme volcke rychen solt,
eyme yecklichen also hey ym gelofft vnnd zugesacht hadde. Vnde sprach zu den Romeren:
Ire enwoltent myr vur neyt eyne wenich gewaltzs gunnen, den ich doch manchfeldich
verdyent vnd erarneta hayn. Nu wil ich vuwers vndanckes den gewalt alleyne hauen vnd
uwer aller herre vnd konyck syn dye wile ich leuen. Dat moisten dye Romer layßen goyt
syn. Also wart Julius der statt van Collen herre ind alles duytsches lantz eyn geweldich
Romysche konyck. Vnd dit geschach 47 jair vur gotzs geburt.
Do Julius den gewalt zu Rome alleyne hadde erworuen vnd erfo(30)chten, den die Romer
vur seyner macht alle gemeyne hattent, vnd nu alle dynck na syme willen bestalt hadde, do
wolde hey sich rechen an synen vyanden vnnd foyr Pompeyo na ouer mere. Do61 erwarff
Pompeyus van 22 konyngen groisse hulpe ind hey hylde manchen stryt mit Julio. Auer zu
leste behyelde Julius dat velt ind Pompeius floe in die stadt Alexandriab vnd vyl syns
volckes. Do belachte62 Julius dye stad vnd wolde syne vyande her viz hauen. Des
erschraicken dye van Alexandria vnd ersloegen Pompeyum, vnnd ym wart dat heufft aff
geslagen ind dat santten sy dem keyser
11r Julio viz der stadt, vp dat hey seyns zorns intgayn sy vergiesse. Ind Katho was auch
dair inne. Der erstach sich seluer, eye hiec wulde Julio zu willen werden. Der glychen auch
viel anderen, die sich seluer erstaichen. Do Julius syne vyande alle verderfft hatte ind viel
____________________________
a
b
c
C+D 22 erkoenet. Arnen - verdienen die nächsten beiden Zeilen in C+D 20 am Seitenrand nachgetragen
C+D 19 eyr hey
60
Als Randglosse ab Z 35 Zitat aus Alexander von Roes wie fol. 3v. Seitenrand unten: Gallia belgica, celtica,
comata, Lugdunensis, Narbonensis in Francia. Gallia comata, bracata, togata in Almania. Gallos et Germanos diuidet
Renus flumen Francia a parte ubi Colonia et Saxonia a parte Tuoici. Vgl. Alexander von Roes S. 106: Et hec Gallia
trifaria diuiditur, videlicet in Galliam comatam [...] et in Galliam togatam et in Galliam bracatam [...]. Diese Stelle
schon in den Gesta Treverorum (ed. Wyttenbach, S. 11). Üblicherweise entsprach die Gallia togata der antiken
Gallia cisalpina, comata der transalpina und bracata der Narbonensis, dieser Begriff wurde im 15. Jh. auch
zur Bezeichnung Brabants benutzt (vgl. den Prolog von Leonhard Heffs Chronik, in: J. Schneider,
Editions-Anhang, in: R. Sprandel (Hg.), Zweisprachige Geschichtsschreibung, Wiesbaden 1993, S. 441).
61
Dieser Satz nicht aus Königshofen.
62
Belachte – belagerte.
146
landen, do foyr hey widder geyn Rome ind rychte alle dynck alleyne viz na syme willen ind
steych vp an gewalt. Dyt verdroyß dye Romere, dat Julius den gewalt alleyne wolde halden,
den sie vurmayls alle gemeyne hatten ind dat hey dye geweldigen Romer versmede. Vnd
dairvmbe swoeren vnd verbonden sy sych zusamen heymlichen 240 Romere, dat sy Julium
wolden erslayn. Ind eyns dages, do Julius wolde vp dat Capitolium zw ge(10)richte gayn
sytzen, als hie vur zyttea gewoynlich was innd konyge vnnd keysere selue zu gerichte
saissen, arme vnnd reich verhoirenden, do wart yme eyn briff in dye hant gegeuen, dat hey
nyet in dat raithuys gayn sulde, want yt vmb syn leuen gedayn were. Dyesen brieffe
behyelte hey in der hant beslossen vngelesen. Derwyleb hey nu° sus zu gerichte sas, do63
staichen yn die Romere myt yren smalenn langen metzeren zu doede ind kreich 22 wonden.
Hey was alt 56 jair, do hey starff.
____________________________
a
b
C+D 22 hei vor zyden C+D 19 dewyle
63
Restliche Zeilen des Absatzes nicht aus Königshofen.
147
Van verwandelunge des Roymschen Reychs gantze zu verstayn, vp dat man dye baß
vnderscheit der zyt, personen vnd sachen hauen mach yerste van den Romeren na
den dye Greycken dar na Francosen ind zu lest dye Duytschen
(20) Die64 Romer hadden inne dat Roymische Ryche 344 jaire. Do qwamea dat Reyche zu
den Greyckenn, dye behylden yt 470 jaire. Darna qwam yt an die Francosen Karolus
geslechte, dye hadden yt inne 160 jaire. Darna qwam yt zu den Duytzschen, dye hant yt
noch van der zyt behalden bys uffb dat 49765 jaire. Vnnd eyne yeder nacie ys zu der
keyserlicher wyrdicheyt durch groisse doegede ind gerechtigkeyt komen vnnd myt
vndoegenden vnd vngerechtigkeit haynt sye dye kroyn vnnd dat Ryeche verloren as
geschreuen steit. Auferetur a vobis regimen et dabitur genti facienti iusticiam. Dat Reyche
sol van vch genomen vnnde gegeuen werden dem folcke, dat da dyet gerechticheyt.66
So67 nu Julius der frome keyser, der statt van Collen vnd aller Duytzschen (30) vnd
Welschen here, erslagen was, do besas der ryche Octauianus Augustus dat Roymsche
Ryche, also as dat Julius bey syme leuen geordent hatte. Dyeser Octauianus was des
vurgenannten Julius sustersone vnnde reygyerde 56 jaire, zu uerstayn 42 jare vur Gotz
geburt vnd 14 jaire na Gotz geburt. Hey machte groißen fridden in allen landen vnd
geboyt, dat man alle gefangen ledich ließe, vmbe wat sachen sy auch gefangen weren. Hey
dede auch alle dye doeden, dye synen oemen68 Julium den keyser ermordet hadden. Hey
hadde inner syner jugent vunff stryde, dair ynne hey alle victorie hadde. Hey verdreyff
Anthonium, der myt ym reygierde ind dye lant oeuer mere ynne hadde. Octauianus was
here oeuer
11v alle dat lant vp dissit des meres. Do auer Anthonius verdryeuen wart, do was
Octauianus herre oeuer alle dye werelet. So nu der keyser Anthonium verdreuen hadde,
qwam hey widder zu Rome ind bracht so grois goyt mit yme, dat man me galt vmbe eynen
pennynck dan man vur vmbe veyr gedayn hadde. Do reyffen dye Romer alle, hey sulde
heischen Augustus, eyn merer des Rychs ind des gemeynen nu°tze. Also wart yem der
name Augustus, den alle Roymsche keysere, dye na yem kommen syn, in yerem tytel sich
gebruychen, off sye yt auch myt den wercken bewysen off nyet.
Hye69 ys auer zu myrcken, wat heren dye stat Collen zu der zyt gehat (10) hantc Der edele
fridliche frome keyser Octauianus, inne der zyt Christus geboren wolde werden, was here
der wirdigen stat Collen ind sante zu Collen eynen wyrdigen heufftman der stat van synen,
wegen synre dochterman synen eyden genant Marcus Agrippa, eyne fromer stoltzer furste,
der Collen yn name 15 jare vur Gotz geburt ind Collen reygyerde, do Jhesus Goitz sone
unser lieuer herre van Marien geboeren wart. Ind do hey zu Collen qwam, was vmbe die
zyt, as Maria, die moeder Goitzs, geboren wart. O Collen, wat koistlicher heren hais du
gehait! Were edeler hylte off furste vff erden gewest, so hette Octauianus yem syn dochter
____________________________
a
b
c
C+D 19 quam C+D 19 vp haitt? C+D 19 haue
64
65
Folgender Absatz nicht aus Königshofen.
Als Randglosse in arabischen Zahlen 1472. C+D 19 12r 1471.
66
Randglosse: Octavianus Romanus genere patre Octaviano senatore et maternum genus ab Enea ducens originem, Julii
Cesaris nepos adoptione quoque filius, totum mundum in unam redigens monarchiam. Aus: Martin von Troppau,
MGH SS 22, S. 443, Z. 26f.
67
Folgender Absatz aus Königshofen CDS 8, S. 334.
68
69
Oemen - Oheim.
Ab hier bis vnd flüe alle vndoegent (Z 23) nicht aus Königshofen.
148
gegeuen.
So nu alle de werlte vnder ym stunde, so ys zu myrcken, dat hey den edelsten (20) vff erden
synre dochter gegeuen haue, dem hoegen fursten Marco Agrippa. Octauianus hatte zwae
dochter, dye eyne kreichea Marco Agrippa, die andere kreyche Tyberius, Octauianus stieff
sone, der na yem keyser wart. O Collen, vergiße der gaeuen nyet, da myt dich Got
gewyrdiget hait vnd flueb alle vndoegent!
Zw70 dyssen zyden satzden dye van Vngeren sych widder den keyser. Do schickte der
keyser synen stieff sone genant Tyberius gen Vngeren myt eyme so groissen folcke, det hey
dye van Vngeren wail halff ersloich ind dat lant verhyerde vnd betzwanck na syme willen.
Darna foyr der Tyberius in duytsche lant an den Ryne. Die wolden auch den zins des
keysers nit geuen. Dair vmbe streyt Tyberius myt den Duytschen by der stat Augspurg.(30)
Vnnd was dat der groiste, schedelichste strydt den Romeren, den sy ye gehatten, want der
Romer wart mehe danne 3000 erslagen vnnd der Duytschen wenich vnd dye Duytschen
hadden victorie. Do dat der keyser zu Rome vername, do was hey gantze trurich van
hertzen ind schickte vp stundt syme stieffsone Tyberio me folckisc widder dye Duytschen,
12 her off scharen volckes, der yecklicher me was danne 6000. Ind sye stryeden drey gantze
jaire myt den Duytschen. Ind zulest vberwane hey dye Duytschen, dat sy dem keyser
moysten vnderdenych syn. Do wart alle de werelt durch gantze fridde, van vpgang bys zu
nyddergang der sonnen. Do dyeser Octauianus alt was 77 jare ind ge12r hierschetd hatte 56 jaire, do starff hey na Gotz geburt 14 jaire vnd Tyberius volgete
yme na im Riche.
Tiberius71 qwame an dat Reyche vnd was des vurgenanten Octauianus stieffsone ind
reygierde 23 jaire. Hey was wyße vnd gluckhafftich ind wail geleyrte. Hey erwarff den
Romeren groiße ere. By dyß keysers zyt wart Jhesus unse here gemartelt. Ind Pylatus
schreyff dem keyser eynen bryeffe van den zeichen vnd wonderwercken, die durch Jhesum
geschaegen inn syner martelen vnd vpperstentenyssee Do bat der keyser dye Romer, dat sie
Christum sulden vur yeren Got halden, ind dye Romere waren der schryfft halue oeuer
Pylatus zorniche. It was (10) doe der Romer gewonheyt, dat de Romer vnnd keyser alletzyt
gerne van allen landen neuwe mere hoyrten. Dyeser keyser sante Pylatus zu Lugdon inne
Burgongen inn gefengknysße, da hey sich selue dar na erstach. Were Pylatus legende gantze
wisßen wyl, der lese Historicam Lamparticam van dem wysen frydage72. Zw dyser zyt
predichde sanct Johanne Baptiste, den Herodes ließ intheuffden. Do Tyberius den
Roemeren vyl leytz hadde gedayn, do wart yme vergeuen inn Campania, do hey alt was 84
jaire.
Gayu°s73 wart der drytte keyser. Der was Drusus broeder sone. Drusus der hatte Mentze
inne ind lyget vnder der groissen sou°l by sanct Jacobs berge begrauen, as man dat klayre
vyndt in der hystorien Aurei et Justine vp sanct (20) Albanis berch, wer heufftlude der
Romer dyeß lande waren etc. Dyeser Gayu°s was eyne selich man, eyer dat hey keyser
wurde. Auer hey verkyrde syich, dat syne boyßheyt oeuertraff ander boyßheyt. Hey beslyeff
____________________________
a
b
c
d
e
C+D 23 kriech fliie? C+D 23 meir volcks C+D 19 geheirschet, C+D 22 gehierschafft C+D 22 mertilien ind up
erden
70
71
Folgendes bis Tiberius aus Königshofen CDS 8, 335f.
Tiberius aus Königshofen CDS 8, 339.
72
Historia Langobardia = Legenda aurea. Weißer Freitag = Karfreitag. Vgl. Legenda Aurea, ed. Benz 1975,
S. 271.
73
Gaius nur z.T. aus Königshofen CDS 8, 341. Mainzer Lokalnachrichten nicht aus Königshofen.
149
syne susteren, hey kroynde sich seluer, hey machte den drytten Herodem konynck in Judea,
hey ließ Jacobum doeden ind fynge Petrum. Hey dreiff vil moytwilles, ind dye rytter
ersloegen yn in syme eygenen pallase. Man fant groiß vergyffnysse74 in syner kysten. Hey
hat reygyrt dry jaire vnnde 10 mayndt.
Claudius wart der vyerde keyser ane deme 43 jair na unsers herren geburt. Hey reygyerde
14 jare vnd 9 maynde. Hey was Drusus sone ind was eyn drencker vnnd eyn vngefoege
man. Hey wann Britanien myt gro(30)ßen eren. In synen zyden wurden dye zwolf apostelen
gedeylt in alle lant. Ind Jacobus der cleine bleyff busschoue zu Jherusalem. Dyß keysers
wyff was eyn vnkuysch wyff, ind der keyser dede sy doeden. Sy was genant Mesalia. Ind der
keyser name syns broeders doechter zu der ee. Vnnd do der keyser alt wart, do reita
Aggrippina syn wyff, dat hey yre dochterman Nero zu eym keyser machen sulde ind syne
eliche sone verdryeuen. Dat dede der keyser deme wyffe zu lieue. Darna vergaff75 sy deme
keysere, vp dat Nero balde ane dat Ryche queme. Also starff Clau12v dius van syme wyffe, do hey alt was 63 jaire. Sanct Peter qwame eyrste zw
Anthiochien ind darna zu Rome ind wart da babisteb.
Nero76 der keyser reygyerde 13 jaire vnnd 9 maynde. Dyese mynrte77 sere daz Romysche
Reych ind was der boeste man, der ye leuen gewan. Hey lyeß syner moeder den liff vp
snyden. Hey ließ erslayn, vp dat ym dat Reych alleyne bleue, Britanicum, des keysers
Claudius sone. Hye liez Roym an 12 enden anstechen. Hey ließ seynen meyster Senecam
doeden. Hey ließ sanct Peter vnnd sanct Paulus doeden. Nero sante Vespasianum in Judea,
der besas Jherusalem myt syme soene Tyto. Die senatores verdeylten Nero dat Ryche vmbe
syner boißheyt willen. Do hey dat ver(10)name, do floe hey viz der statt van Rome ind
dode sich seluer. Do aißen yn die wolffe. Do sant Peter leuede, hatte hey zu hulpe Linum
vnde Cletum. Hey gaff by syme leuen Clemens den stoyl zu Rome ind die gewalt, dye hey
van Christo hatte.
Galba78 wart keyser inne deme eynvndseuentzichstenn jaire na der geburt Christ eyn jaire,
ettlichen sagen 7 maynde. Ind hey reygyrde zu Hyspanien. Otto reygyerde zu Rome 3
maynde ind Vitellius inne duytschen landen. Galba was gyrich vnde traych79, dat verdrois
die Romer, ind Otto bestalt mit den Romern, dat hey intheufft wart ind dat hey dair durch
an dat Ryche queme, als geschach. Do kryegde Vitellius der Duytschen here widder disen
Otten vmbe dat Ryche, vnd do Otte dry stryde gewan widder Vitellium, do quam Vitellus
auer myt eyme groißen (20) volcke. Do duchte Otto, dat hey den stryt moiste verliesen, ind
erstach sych seluer. Do kreich Vitellius dat Reyche alleyn ind det den Romeren vil verdrieß
ind smacheyt. Hye entusschen hadde Vespasianus Jerusalem besessen vnd viel lande
betzwongen. Ind do syne ritterschaft gewar wart, dat Nero doyt was, do wolden sy, dat
Vespasianus keyser wurde. Do dit Vitellius vername, do ersluych hey Vespasianus broeder
ind vyel syner frunde zu Rome darumbe, dat Vespasianus yem nyet zu starck wurde wydder
____________________________
a
b
C+D 19 riet C+D 19 babst, C+D 22 paiss
74
75
Vergiffnisse - Gift.
Vergaff - vergiftete.
76
Der Abschnitt über Nero nicht komplett aus Königshofen, folgt diesem bis syner moeder den liff vp snyden
(C+D 330, 48).
77
Mynrte - verminderte, beeinträchtigte.
78
79
Aus: Königshofen CDS 8, 344.
Traich - träge.
150
yne. Do dat Vespasianus frunde saegen, do vyngen sye Vytellium ind erdrenckten innea in
der Tyber zu Rome. Ind Vespasianus wart eyndrechtich erkoren zum keyser. Also sturuen
dye dry boeß doytz, want sy myt vnrecht zum Ryche komen waren.
(30) Vespasianus80 reygneyrde 9 jare ind seyn reygement geynge an na der geburt Christi 72.
Hey verstoyrde Jerusalem mit syme sone Tyto. Hey was frome ind oeuerquam alle dyngk
mit goede, dat yem frunde vnd vyande holt wurden. Tytus belach Jerusalem as syne vader
dat Rych yn nam. Ind Josephus schryfft, dat 11 hundertwerff81 dusent Judden sturuen van
hunger vnde van dem swerde, ind hundertwerff dusent Judden wurden gefangen ind
verkaufft ye dryssich vmbe eynen peennynck. Ind geschach anno domini ym 73 jaire. Linus
besas den stoyl zu Rome.
13r Tytus82 reygyerde dry jare. Hey was mylde ind goyt ind der werelt eyn freuwede. Hey
en versachte nyemants nyet van zymlichen dingen. Do hey 42 jaire alt was, starff hey ind
wart by sinem vader begrauen. Do geschach allem volck grois leyt. Der vader was frome,
ind der sone vbertraff van doegenden den vader, darumb schryfft man synen namen vur in
der schrifft.
Domitianus83 was Tytus broeder vnd reygyerde 16 jare. Ind so goyt syn vader vnnd broeder
gewest waren, so boese wart hey. Hey was eyn durechter der werelt ind geboede alle vmbe
Cristen myntschen zu doeden. Hey sant sant Johann Ewangelisten in dat ellende. Hey was
van alle der werelt (10) verhast ind wart van synen frunden erslagen. Hey was alt 36 jare.
Hey betwanck Daciam, nu Rusen lant genant. Hey wart myt schanden begrauen as eyne
dieff vnnde morder.
Nerua84 reygierde eyn jare anno domini in dem 99 jaire. Hey was alt ind goedich. Ind myt
raede der senatores zu Rome machte hey ledich viz der ellende ind inselen Pathmos sanct
Johann Ewangelisten. Hey beschiede dat Roymsche Ryche by syme leuen Traiano, den hey
erkoren hadde vur synen sone, ind starff myt groyßen eren. Hey was alt 71, hey was eyn
seliger keyser. In der zyt des keysers Domiciani vurscreuen anno domini 94 jare, do quam
sanct Materne zu Collen vnnd wart yr yerste busschoue ind reygyerde die kyr(20)rche van
Collen 40 jare anno domini 85.85 Hey wart na Valerium zu Treyre vnd Tu°ngeren auch
busschoue anno domini 119. Wye hey starff ind begrauen wart vnnd 40 dage ym graue
lach, myt sanct Peters staue vff gewecket wart, vyndt man gnoychsame in synre hystorien.
Hey machde Collen yerst cristen. Hey qwame van Trere zu Verona, nu Bonne genant, ind
machde de kristen ind darna quam hey zu Collen. Ind as dye Tryersche Cronica helt, so
kreych Collen den namen Collen, dye vur der zyt Agrippina genant was. Ander hystorien,
as na volget, halden, dat der name tempore Gratiani des keysers verwandelt wurde. Inne
dyeser zyt, do sant Materne zu Collen busschoue wart, was sant Clemens paese anno
____________________________
a
C+D 19, 22 in
80
81
82
83
84
85
Aus: Königshofen CDS 8, 344 (zunächst gekürzt, letzter Satz wörtlich). Seitenrand: Medaillon Vespasian.
Hundertwerff - hundertmal.
Aus: Königshofen CDS 8, 346/7.
Vgl. Königshofen CDS 8, 347.
Nerva nicht aus Königshofen (vgl. C+D 330, 50v).
Cronica presulum, S. 2: Anno igitur incarnationis dominice 94 sub domiciano romanorum imperatore beatus Maternus
primus sedem pontificalem Colonie agrippine adeptus post obitum Eucharii atque Valerii Treverorum insimul et
Tongerensium episcopus fuit seditque in pontificatu annis 40 et diebus 40. Ich zitiere die Cronica presulum nach der
Ausgabe von Eckertz in: Fontes adhuc inediti Rerum Rhenanarum, Köln 1864 (ND 1971), 1-64.
151
domini 94 zu Ru°yssen in deme ellende.86
(30) Ztzu dieser zyt was Marcus Agrippa, Octauianus eyden, gestoruen. Ind dye Romer
santen van Rome eynen strytgeluckhafftigen heufftman der stat Collen, genant Marcus
Tribunus, der was eyn richter zu Rome. Hey was heufftman der Romer gewest ind wan dat
lant van Persen. Vnd van geheische Sybillen der prophetissen lyez hey van dem schatze,
den hey van Parsien bracht, den tempel Pantheon machen in ere aller goede. Hey
bou°wede sere an Collen. Dat ys der tempel, der na der zyt, so dye Romer cristen waren,
gewyet wart in ere unser lieuer frauwen in aller hilligen, nu genant Maria Rotunda. Zw
dyser zyt wart87
13v sanct Johann Ewangeliste inn olych gesatzt by der latynschen porthen88. Dyeser
vurgenante Marcus was vnder dem egenanten keyser Domitiano.
Traianus wart keyser vnde reygyerde 19 jare vnd 15 tage die wart heufftman der statt Collen
van wegen der Romer. Ind do man schreiff na Gotz geburt 100 jaire, do starff der keyser
Nerua, ind dye Romer koeren yn zu eym Roymischen keysere ind santen yeme syne
keyserliche zeptrum inde krone van Rome zu Collen, da hey ouch gecroynt wart. Hey was
solich strytgeluckhafftiger man, dat hey zouch van Collen oeuer Ryne ind wan Sassen lant
ind zouch fort so ferre durch Vngeren bys inne dye heydenschafft vnd (10) wan alle lant
bys inne Indien, gantz Asiam, dat drytteyl der werelt, ind kreich dye lande yn, die der groiße
Alexander vurmails gewunen hadde. Hey89 folchde etzlichen boesen reden, dye yem rait
gauen, die cristen zu erfolgen, as dann geschache. Dat widder riede yem der richter Plinius,
dat hey dye cristen sulde laißen leuen, want sye frome luyde weren vnd vnschuldich des
doytz.90 Ind sie deden neyt anders, danne sye den afftgoden nyt wolden offeren, ind dat sie
eynen besunderen Got hedden, genant Cristus.91 Do sprach der keyser, man sulde nyemant
straiffen vmbe sinen glouben, der sust frome vnnde recht were. Also wart dye durachtunge
vnnd verfolgunge der kristen vp gehoyrt vnnd widderoiffenn. Hey was eyn recht richter
dem armen as deme rychen, frunden (20) vnd vyanden. Hey schoynde nyeman, dye des
doytzs wyrdich waren vnnde des verdyent hadden. Zu eynre zyt geschach, dat der keyser
solde ernstlichenn zu eyme stryde varen. Ind also hey vp syne pert sas, so qwame eyn
wydwen schryena vnnd weynende vnnd bat den keyser, dat hey yre gerichte hylde van yres
eygen suns wegen, der yre myt eym pherde ertreden were worden. Der keyser sprach: So
wanne ich herwidder kommen, wil ich die sache rychten. Dye wydweb sprach: Liebe here
____________________________
a
b
C+D 22 schreyen C+D 22 jeweils weduwe
86
Randglosse: Sanctus Maternus episcopus Agrippinensis Treueris ydola confringendo nichilauit sed prius ea ammonitus per
visionem ut alia loca visitaret Bonnam postea Agrippinam ad fidem conuertit et ex hinc Colonia fuerat appellata. Vgl.
Gesta Treverorum, ed. Wyttenbach 1836, S. 40: Hinc Tungrenses et Colonienses ad fidem Christi convertit.
87
Randglosse: Marcus Tribunus prefectus urbis Persas devicit et ob hoc Pantheon extructus est templum omnium deorum
iussu Sibille, ipse eciam Agrippinam supra Renum rexit etc. Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 28r, der identisch ist mit
einer Ausnahme: Agrippa statt Tribunus. Vgl. auch Martin von Troppau, MGH SS 22, S. 445: Istius tempore
edificatum est templum Pantheon quod nunc Sancta Maria rotunda dicitur. Factum est autem hoc modum. Senatores
percipientes Persas rebelasse, cum Marchum Agrippam Urbis prefectum illuc mittere voluissent [...].
88
Vgl. Legenda aurea, ed. Benz, S. 66.
89
Ab hier folgt der Text wieder Königshofen CDS 8, 348ff. Die Quellenangaben dort aber nicht. Außerdem
fehlt in der Vorlage folgender Satz: Die frauwe antwurde: Du bist mir gericht schuldich vnd hey neyt, wannt yt vnder
dyner gewalt, ampt vnd herlicheyt geschyet ys (13v, HvB hat diesen Satz auch in C+D 330, fol. 51 nachgetragen).
Zu den Trajan-Anekdoten: Kaiserchronik 5839ff und Legenda Aurea (ed. Benz) S. 229.
90
Randglosse Huc Hugo Floriacensis.
91
Randglosse Huc Paulus Orosy presbiter.
152
keyser, off yre nyet widder kumpt van dem stryde, wer sal mir danne richten myner clage?
Der keyser sprach: Der na myr keiser wirt. Die frauwe antwurde: Du bist mir gericht
schuldich vnd hey neyt, wannt yt vnder dyner gewalt, ampt vnd herlicheyt geschyet ys. Na
vil (30) worde, die da geschagen, saß der keyser zu gericht wie vnmoissich hey was92 ind
verhoirde der widwe clage, die do geschach oeuer des seluen keysers sone: dat hey yr yren
sone hedde zu doede ouerreden moytwillichlichen. Vnd do die widwe sach, das der keyser
synen eygenen sone wolde verurteylen zu dem doede, do schreyde dye wydwe ind sprach:
keyser, gyff mir dinen sone zu der ee an myns suns stadt, so ys mir wail gebessert. Do
vnderwisten dye fursten vnd lantzherren den keyser, dat hey myt rechte synen sone mochte
der widwen vur yren sone geuen. Ind dat geschach ouch vnnde wart dye arme wydwe des
rychen keysers sone huyßfrauwe. Darna by 500 jaire, do fant sanctus Gregorius der pays 93
14r geschreuen die groisse gerechticheyt dis keysers do van, so batte der hillige pays
Gregorius vur diesen keyser, dat inne Got ließ behalden werden vmb syne rechte gerichte
ind ine neyt ließ verloren syn, want hey eyne heyde was gewest. Dit wart sanct Gregorius
gewert von Gode. Do94 man syne gebeyne zu Rome vpp groiffe, do was syn zonge noch
fleische vnnd bloit. So balde dat heufft gedeufft wart, do was yt wyeddervmbe esche95 glich
anderen gebeynte. Hey kreich dat sprech wort, dat hey vnder allen keyseren der gerechtste
vnnd gluckhafftichste gewest were. Hey hylde sich also, dat hey der wyrdichste ime
Roymschen Rich was. Hey floe alle ouerschaft, der hey sich vnwyrdich duchte. Dat waren
die waepen des rechten adels. (10) Hey was mylde vnd oytmodich ind danckbar vnd sinen
vndersaißen nit lestich. Hey was froliche myt synen burgeren, heren vnd ritterschaft. Die
stede, die geyn priuilegia en hadden, den gaff hey fryheyt vnd priuilegien. Hey houeyrde96
vnd machte ritterspiel by sinen vndersaißen, dat in arme vnd riche lieff hadden. Hey wart
kranck oeuer mere an dem roeden syechtdagen ind wart zu Rome begrauen. Ind Julius der
keyser vnd sust geyn keyser, dye beyde heren vnd oeuersten der stat Collen gewest syn.
O Collen vergiße der eren vnnd sunderlingen der ermanungen vnd schrifft nyet, die des
seluen Traianus meyster genant Plutharcus yem schreiff, die nyet alleyn Traiano zustonde
sunder allen fromen fursten vnnd herren vnd regenten der stede, lande vnde luyde, dye sie
billich vur (20) augen halden vnd hauen sollen. Traianus brachte die 15 geslechte van Rome
myt zu Collen, dye inne Collen ind na der zyt bis noch her genant syn gewest: Ouerstoltze,
Scherffgin, vam Horne, Quatermart, Adocht, Spiegel, Judde, Hardefuyst, Lyßkyrchen,
Ghyre, vam Gryne, Byrckelin, Hyertzelin, Ouerstoltze, Kleyngedanck, der nakomelynge
vnd erffgenamena noch eynsteils in leuen sint. [Abbildung der 15 Wappen]97
____________________________
a
erffgenamen - Erben. So C+D 19 16r, C+D 20 gerffgenanten
92
Randglosse Huc Elimandus.
93
Randglossen: Medaillon Trajan, darunter: Traianus gestalt, als er vff den Swetzen conterffeyt ys. Z 15: Huc Hugo
Floriacensis. Z 18: Huc Paulus Orosy prebiter. Z 20: Van der Adocht die van Trere zu Collen wyn droich 100 jair na
der geburt Christi. Tempore Traiani Treueria subterraneum vini ductum per pagum Bedonicum a Treueri Coloniam fecere et
vnum eis misere etc. Aus: Gesta Treverorum, ed. Wyttenbach 1836, S. 40. Zur Weinleitung von Trier nach
Köln vgl. Annolied 30, 19 Z 33: Huc Elimandus.
94
Der Rest dieser Seite nicht aus Königshofen.
95
96
97
Esche - Asche.
Houeyrde – hielt Hof.
C+D 19 21r hat die Anweisung: hic demittetur spacium ad ponendum arma civium Coloniensium antiquorum
Romanorum. Randglosse ab Z 17: Colonia prius dicta Agrippina ab Agrippo genere Augusti, postea a Traiano qui ibi
imperium allectus Colonia, civium Romanorum eo deduxit coloniam etc. Vincentius in Speculo historiali. Vgl. oben 3r.
153
14v [Bildseite: Trajan zu Pferde, dabei ein weiterer Reiter mit Standarte. Überschrift in
Majuskeln:] Anno domini 100 Traianus Colonie Imperator Factus Est Regnavit
Annos 18 Menses 6 Dies 16.
Iste Traianus apud Agrippinam Gallie insignia imperii invitus sumpsit. Hec insignia
sunt vere et non ficte nobilitatis. Ita semper vixit vt imperio dignissimus existeret. Ita
principatum fugit quasi nullo foret ineptior.98
15r
Dye meynunge der epistelen off sendbrieffs Plutharci zw dem keyser Traiano syme
discipulen
Plutharcus: Traiano heyll. Dyne mesßicheyt hayn ich bekant nyet eynche furstendom zu
begeren. Da van du alletzyt die syeden der weydelicheyta off wyrdicheyt an haist gedayn,
des du dye me zu vrdelen wyrdich bist, so vil as du verre bys geseyn van dem laster,
oeuerschafft zu begeren. Dairvmbe vreuwen ich mich dynre doegent, so verre du dye recht
deys, die du fromelichen verdyent hays. Anders du vnderwyrffs dich vnnd mich der
achterkleffer99 zu°nge, wylich mir nyet zwyuelt, die doirheyt der Roymschen keyser Rome
nyet dragen mach. Sunder dat ys eyne (10) gemeyne rede, datt die verlassenheyt der
discipulen pleit widdergegossen zu werden in die meyster off gebieder, als Seneca, Neronis
meyster, geschach etc., Quintilianus, Socrates, Platonis meister etc., die inn falschen zungen
begryffen waren. Du° auer, so du van dyr selue nyet enscheydest, so deystu aller rechte.
Dat ys, so du dich yerst setzest zu doegenden, so sullen alle policieliche gesetze vnnd
ordnunge recht na volgen. Groisser macht off krafft hayn ich dyr inn geschreuen, wa du
Plutharco, dyns leuens eyn meister, gehoirsam bist. Anders roiffen ich diese epistel oder
sendbrieff zu getzuge100, wa du dem schedelich bis vnd nyet folgest dem geboede dyns
meysteres Plutharco etc.101 Noch hait der selue meyster Plutharcus eyn boich van der
meysßicheyt der burgermeysterschafft geschreuen genant Archigramato. Traianus (20)
reygyerde 19 jare, sees maynt vnnd 15 dage.
Item van dem laster der jhenere, dye sich zu gewalt vnd ouerschafft dryngen as vurscreuen,
spricht klerlichen Tulius in deme Boiche van den Ampten102, dat sy den glych synt, dye in
eyme schieff sich darzu dryngen vnd kyuen103, wylicher van in krefftiglichste dat schieff
sturen moege. Hey schylt sy vyande des gemeynen goytz, want wa man nyet eyns ys vnd
eyn yeder sich drynget, dat roder zu halden, da vyrt dat schiff selden waill, wilich swerlichen
in keyserrechten nyet zu doyn verboden ys. Euaristus was pays anno 103.
Adrianus104 wart darna Romysche keyser vnd reygyerde 21 jair. Dyeser keyser voir verren
umb in der werlt ind quam zu Jerusalem vnd ließ Jerusalem (30) widdervmbe machen. Hey
____________________________
a
C+D 22 redelicheit
98
99
100
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 28v.
Achterkleffer – Verleumder.
Getzuge – Zeuge.
101
Brief des Plutarch z.B. in: Vincenz von Beauvais, Speculum historiale 10 cap. 48 (Douai 1624): Modestiam
tuam noueram non appetere principatum, quem tamen semper morum elegantia merens induisti: quo quidem tanto dignior
iudicaris, quanto a crimine ambitionis videris esse remotior [...]. (S. 385) Vgl. auch Rolevinck, Fasciculus, 28v:
Plutarcus, nobilissimus philosophorum, claret, magister Trajani, cui epistolam optimam scripsit. Zur ma. Legende von
der besonderen Vorbildlichkeit Trajans: E.-F. Ohly, Sage und Legende in der Kaiserchronik, 119-128. Vgl.
auch Kap. 8.2.
102
Cicero, De officiis.
103
104
Kiven - streiten, zanken.
Aus: Königshofen CDS 8, 349.
154
gaff dye statt den krysten lu°yden yn die Jerusalem widder machten. Hey satzde vyl der
keyser rechte ind besserde gemeyn gu°yt ind starff in Campanien anno domini 139.105
Anacletus106 wart pays zu Rome anno domini 100 vnd 4 jaire. Hey was heylich vnde frome
ind satzde in, we man pristerlichen stayt wyrdigen vnd eren sulde etc. Hey wart zu Rome
gemartelt, do Traianus 12 jare reygyert hadde.
Sant Materne busschoue zu Collen, der starff na Gotz geburt in dem jair 124. Ind darna en
vyndt man nyet beschreuen, wat buschoffe zu Collen vort
15v an gewest syn, want die verfolgunge der kristen so grois was, dat vil dusent gemartelt
wurden vnder den 10 tyrannen der Romyschen keyseren, dye na folgen bys zu der zyt
Constantini. Vnd zum lesten busschoue van Collen Euffraten, den sanct Maximin,
busschoue zu Trere, in eyme concilium zu Collen mit vil hilliger busschoue aff satzde.
Darvmbe blyuen die busschoue vort vngenant bys zu der zyt 345 jare na Gotz geburt.
Alexander107 wart pays der funffte vnd styffte vil goitz der hilliger kyrchen ordenungen, as
geschreuen ys De consecracione distinctio III vnd De consecracione distinctio II capitulo
I.108 Hey wart vnder deme vurscreuen keyser Adriano gemartelt mit vil kristen, dye hey zu
dem hilligen gelouuen brachte. Syxtus der seeste pays wart darna gesatzt. Ind wart auch
gemartelt anno vmbtrent na Gotzs geburt 124. Thelesphorus109 der seuende pays der
satzde, dat man zu kristmissen vp cristage dry myssen halden sulde ind Gloria in excelsis zu
singen in der myssen. Hey satzde ouch de vaste vur paischen, die die apostelen gesatzt vnd
angehauen hatten.
Anthonius110 Siluius wart keyser vnd vmbe siner du°gent willen wart hey mylde genant ind
reygrde 22 jare. Hey was so goyt vnnd frydsam, dat alle, dye vnder yem waren, hielden yn
vur yren vader. Hey hadde eyn spruch wort, dat yem lieuer were eynen burger zu behalden
vnd den vur vnrecht beschirmen, dan (20) dusent vyande zu doeden.111Iginus der echte
pays, der begunte paffen zu ordyneren. Hey reygirde 4 jare, 3 maynde vnnd 8 tage. Pius112
der 9de pays, der reygyerde 10 jaire, 4 mayndea vnnd 21 tage. Hey satzde die penen vp den
priesteren, dye sich ane dem sacramente vergeslichen hielten De consecratione distinctio II
Si.113 Anicetus der zehende pays reygirde 9 jare, 3 maynt, 4 dage. Dieser satzde viel
canones. Hey wart vnder dem vurscreuen keyser Anthonio gemartelt ind starff myt groißen
eren.
Marcus Aurelius wart keyser, der kreych anderen zu yem. Hey was eyn beschir(30)mer aller
armen. Hey starff zw Venedigen.
____________________________
a
so C+D 19, C+D 20 fehlt maynde
105
106
Randglosse: Sanctus Maternus obiit Colonie sub Adriano Imperator anno domini 133.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 28v.
107
Die Geschichte der Päpste beginnt in C+D 330 110v. Alexander ist in dessen Zählung der 7. Papst. Die
kirchenrechtlichen Quellenangaben finden sich nicht in C+D 330, wohl aber bei Rolevinck.
108
= Corpus iuris canonici D. 2 c. 1 de cons.: Alexander [..]: In sacramentorum oblationibus, que inter missarum
solempnia Domino offeruntur, panis tantum et uinum aqua permixtum in sacrificium offerantur usw.
109
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 29v.
110
Vgl. CDS 8, 350. Das "Spruchwort" findet sich hier allerdings nicht.
111
Seitenrand: Anthonius Pius dixit malo vnum ciuem seruare quam mille hostes occidere. Vgl. Rolevinck, Fasciculus,
29v: Ait enim: Malo, Scipionis exemplo, unum ciuem servare, quam mille hostes occidere.
112
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 30r.
113
Vgl. Corpus iuris canonici D. 3 c. 21 de cons., hier transkribiert wie bei Rolevinck, Fasciculus, 30r, wo noch
der Beginn der Dekretale zitiert wird: si per neg. Die Stelle paßt offenbar nicht recht.
155
Sother114 der eylffte pays satzde yn, dat nyemen in die hillige ee sulde treden sunder
inseczunge der priester. Hey wart gemartelt. Hey reygirde 9 jare, 3 maynde, 21 tage.
16r Eleutherius der zwelffte pays, zu deme sante konynck Lucius van Britania, dat hey
gedeufft wurde, vp dat hey Anthonium Comodum, synen sone, zum keyser machte. Hey
wart gemartelt. Hey reygyerde 15 jare, 6 maynt, 6 tage.
Aurelius Anthonius115 wart keyser na Gotz geburt 100 eyn vnd achtzich jare ind behilde dat
Rych 13 jair. Hey was dem vader nyet vnglich. Hey was syns liffs eyn vngefoege man. By
diesen zyden, as etlichen halden, wurden die 11 tusent megede zw Collen gemartelt vnd eyn
pais Cyriacus, der zw Collen begrauen liget, foyr mit den 11000 junfferen gen Collen ind
wart myt ine gemartelt. Dieser pais en steet nyet in der paislicher zale. Die bewerte historie
heldt als na folget vnder Martiano vnd Valentiniano folio 28.116
(10) Comodus, des vurgenanten keysers geselle, betzwanck duysche landt.
Victor der druytzehende pays reygyerde 10 jare ind 2 maynde. Hey wart gemartelt vnder
dem vurgenanten Comodo, dem syn wiff vergaff117 vnd ließ in wurgen in eyns senatoyrs
huse. Elius Pertinax118 wart der seeßeynde keyser vnd was dairan sees maynde. Hey was
gewest burggraue zu Rome vnd wart nyet gerne keyser, darumbe wart hey geheissen
Pertinax. Hey enwolde auch nyet, dat syn sone keyser wurde, do in die herren darumbe
baeden. Julius Saluius, eyn edelman van Maylayn, der sloege yn doyt inn dem pallas ind hey
vnderwant119 sich des Rychs vnd was seuen maynde dairan. Zu der zyt wart zu Anthiochien
eyn keyser gekoren ind zu Vngeren eyn ander. Ind (20) also waren dry keyser. Der dritte
was Seuerus, der ersloich Julianum.
Julianus bleyff doyt vnde Seuerus nam dat Ryche an sich. Hey was keyser 18 jare. Hey was
van Affrica geboren. Hey hadde zwene soene, Bassianum vnd Iecha. Bassianus wart na
yem keyser, den heische man Anthonium. By sinen zyden was die vunffte verachtunge der
kristen mentschen. Vnder yeme wart der pays Victor gemartelt. Der keyser Seuerus starff
zu Engellandt.
Anthonius vurscreuen wart keyser anno domini 213 jaire ind hierschde 7 jare. Hey was van
den ritteren genant Caraballa van den kleyderen, die hey vp brachte van Franckryche. Hey
was eyn vngeduldich man. Hey nam sine stieffmoder zw eynem wyffe. Hey las Alexanders
des Groißen wunder ind hiesche sich Alexander, (30) want hey meynte, yme glich zu syn.
Hey gieng auch kru°mhelsich als Alexander dede. Hey wart an syner heymlicheyt erslagen.
Zepherinus120 wart pais vnde reygirde 9 jare vnd 6 maynde. Dieser pais satzde yn, dat alle
kristen myntschen, dye oeuer 12 jare alt weren, sulden alle Oisteren zum heligen sacrament
gayn.
Macrinus Opilius, eyn burggraue van Rome, wart keyser myt syme sone ind was dairan eyn
jare vnd wart erslagen in eym stride van syns selbs ritteren anno domini 220.
16v Anthonius Marcus wart keyser ind was dair an 4 jare. Hey wart zu Rome keyser mit
groissen eren ind was an dem Riche mit groißen schanden vnd nyemant kan vollensagen
114
115
Rolevinck, Fasciculus, 30v.
Nicht aus Königshofen.
116
Der letzte Satz nachgetragen von Heinrich van Beeck. Der Seitenhinweis bezieht sich auf die vorliegende
Handschrift.
117
= den vergiftete seine Frau.
118
Vorlage für die Kaiser von Pertinax bis Antonius Marcus (= Heliogabal, 16v) vermutlich
Frutolf/Ekkehard (MGH SS 6, 106/7), z. T. direkt übersetzt, z. T. stark gekürzt.
119
Vnderwant – bemächtigte sich.
120
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 31r.
156
van siner boißheyt. Hey wart zu Rome mit syner moeder erslagen vnd als eyn hunt durch
dye gassen getzogen mit groissem gespotte anno domini 221.
Calixtus121 wart zw dieser zyt pais anno domini 222. Dieser pais satzde die vier
quatertemper zu halden. Hey starff eyn merteler ind wart vp den kyrchhoffe, den hey
gemacht hadde, begrauen.
Alexander Aurelius122 eyn jungeling wart keyser anno domini 225 vnd reygir(10)de 13 jare.
Hey was den Romeren wert. Hey betwanck die van Parsia inde heylde dat Riche inne
groißen eren. Syn moeder genant Mamea, die bracht Origenes darzu, dat sie kristen wart.
Darumbe wart sie gedoyt. Dyeser keyser foir durch dye lant. Zw eynre zyt was hey zw
Mentze, do vedrussen syne rittere, dat hey so vil vmbe zouch vnd gheyne raste wolde
hauen, vnd darumbe zoegen sy van dem keysere. Also wart eyn vpplouff vnd zweydracht in
der stadt zw Mentze. Ind dieser keyser wart da intheufft van syme knechte als hey alt was
26 jare. Ind geschach, do man zalte na Goits geburte 237 jare. In der zyt hatte Maximinus
Franckrich vnd diese lande van der Romer wegen ynne. Wer auer Kollen besunder
heufftman van iren wegen do gewest sy, vynden ich nyet. Der keyser (20) Alexander liegt
zw Mentze begrauen.
Urbanus der seßeynde pays, der bekeyrde Tiburtium vnd Valerianum, die wurden in Cecilia
gemartelt ind der pays auch.
Pontianus123 der seuentzeynde pays, der ordynyrde, dat tusschen dag vnnde nacht inne
allen kyrchen de psalmi lesen vnnd syngen sulde vnnd dat die priester vur dem anfange der
myssen den Confiteor lesen sulden. Hey wart in die insula van Sardinien gesante, da starff
hey eyne merteler.
Julius Maximinus, eyne ritter124, wart keyser gekoren van der ritter wegen widder der
senatores willen ind reygirde dry jare. Der machte de seeste verfolgunge der kristenheyt.
Vnder dem wart gemartelt der vurgenante pais Poncianus, na dem quam der achtzehende
pays.
Antheros der wart auch gemartelt. Da wart der 19. Fabianus pays. Dyeser pays schreiff
alvmbe, dat man der merteler legende vp schriuen sulde. Hey wart auch gemartelt. Der
vurgenante Julius Maximinus na der verfolgunge der kristen myntschen wart hey in der
stadt Agileygen mit syme sone erslagen.
Gordianus wart keyser anno domini 241, eyn edel man van Rome. Hey reygyrde myt syme
sone Gayo Philippo. Dyt sint die ersten keyser, dye kristen wurdenn.
17r Sie125 wulden an dem paischdage inne die kyrche gayn zu der myssen, ye dat sye yre
bichte deden. Dat keyrde126 der pays Fabianus. Da deden sie yre bichte mit groißer
andachte ind wurden kristen inne yrem drytten jare. Rome hatte do 1000 jare gestanden.
Die hochtzyt beginge man zu Rome dry dage ind dry nachte mit grossem schalle.
Gordianus ouerwan die van Parsen vnd so hey widder zu Rome quame, do bracht hertzogk
Philips dat dartzu, dat hey verreytlichen erslagen wart ind Philips vurscreuen wart mit syme
sone keyser, der auch Philips hiesche, vnd was der mit syme sone kristen wart vnd waren
dye yersten kristen keyser vnd nyet der vurgenante Gordianus, wie woile etlichen cronicken
121
122
123
124
125
126
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 31r.
Als Vorlage für die Geschichte der Kaiser ab jetzt wieder Königshofen CDS 8, 353ff.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 31v.
eyne ritter nicht bei Königshofen.
Die Bekehrungsgeschichte bei Königshofen anders. Vgl. Frutolf, MGH SS 6, 106.
Keyrde – bewirkte.
157
dat halden. Dieser Philipo reygyerde mit syme sone 7 (10) jare vnd Decius, der na keyser
wart, bestalte, dat der vader Philips zu Rome erslagen wart ind der sone zu
Bernea.
Fabianus127 wart pais vnd reygirde 13 jare, 11 maynde, 11 daghe. Dieser satzde, dat man
alle jare vp den mendeldach den kresen seuet De consecratione distinctio III capitulo
literis.128 Hey starf eyne merteler. Cornelius wart pays ind reygyerde dry jare, zwene maynt,
9 dage. Hey starff eyn merteler ind syn heufft wist man by Aiche in sante Cornelius
monsterb.129
Decius, do hey de vurgenanten keyser Philippus vnd synen sone, syne heren, hadde doyt
doyn slayn, die beide kristen worenc worden, do wurden yem die heyden also holt, dat sie
yn zum keyser machden. Hey was boese inn allen dingen. Hey hasde arme (20) luyde,
durchachte130 die cristen, so dat viel cristen vnder yme gemartelt wurden. Zum lesten wart
hey inne eym stryde erslagen vnd syne sone wart erdrenckt by der Donauwen anno domini
254, auer eyr hey erslagen wart, ersloich hey der Burgongen 30000 inne Suauen.
Lvcius wart pays vnnd reygyerde 3 jare, 2 maynde vnd 10 tage vnd starff eyn merteler
vnder deme vurgeschriuen keyser Valeriano.
Gallus wart keyser mit Volusiano, sye reygyerden 2 jare vnd 4 maynde. Widder dyese zwene
wart Emilianus van Meylantd zu eyme keyser erkoren in myssen. Sy krigden widder
eynander, so dat sy alle dry in dem jare na der geburt Christi 259 erslagen wurden.
Valerianus reygirde- myt syme sone Galieno 15 jare. Der betwa(30)nck mit kriegen alle
Kriechen lant, Macedonien vnnd Asyam. Hey wart zu Beyeren zum keyser gekoren van
deme Romischen here ind der sone wart zu Rome gekoren van den senatoren. Konynck
Sapor van Persen vynge den vader vnd der son reygierde verleslich, dat dat Riche aue name
vnnd vil widderspoitz hadde131. Ind vil tyrannen wurden erslagen, die den kristen vil lydens
hadden an gedayn. Hey hadde eynen hertzogen genant Aurelius, der dede widder inn, ind
deme foir hey na bis zu Meyloyn innde belachte dye stat ind der hertzog bestalte, dat der
keyser erslagen wart
17v anno domini 274. Zw diesen zyeden was groise vnfridde in der werelt. Van
Duytschen, Vngeren, Engelendern vnnd allerhande volck entstunde eyne groiß geselschafft
vp, die verhyerden vnd verbranten die stede in duytschen vnd welschen landen ind deden
deme Riche groissen schaden. Sie gewunnen die stat Rauenna ind zurbrachen sye vnd viel
andere kleynre stetgin. Sye belagen dye stat Collen ind martelen dye 11000 junfferen, so sie
van Rome affe quamen. Etlichen hystorien halden, dat sie van den Vngeren genant Huni,
da van Athila konynck was, erslagen worden. Na dieser herzu°cht bleiff dat volck an allen
enden vnnd machden konyge vnder sych, die bleuen bys an des groißen Karls zyden, der
betwanck sye vnder dat Ryche as navolget.
(10) Stephanus132 wart pais ind reygyerde 4 jare, 2 maynde, 15 dage. Hey wart gemartelt.
____________________________
a
b
c
d
C+D 20 Nachtrag Verona in Ytalien C+D 19 munster C+D 19 waren C+D 19 Moyrlant. Königshofen
CDS 8, 355 Moerenlant
127
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 32r.
128
Corpus iuris canonici D. 3 c. 18 de cons. Vgl. Rolevinck, Fasciculus temporum, 32r: Hic statuit, ut chrisma
singulis annis in coena Domini consecretur, ut patet de con. di. III. C. literis.
129
Der letzte Halbsatz nicht bei Rolevinck, Fasciculus.
130
131
132
Durachte – verfolgte.
Widderspoitz haben = viel Spott gegen sich ertragen müssen.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 33v.
158
Syxtus eyne Greyck wart pais. Der satzde, dat man mysse vp den elteren doyn sulde. Hey
was sante Laurentien geistliche vader. Hey wart gemartelt vnder dem nafolgende keyser
Galieno, der myt syme zunamen Decius genant was as Vincentius schryfft.
Dyonisius pays wart auch gemartelt. Der satzde, dat eyn yeder pastor sych sulde alleyn mit
syner kyrchen laißen genoegen.
Claudius133 der wart keyser vnd reygyerde eyn jare vnd 8 maynde. Dyeser streyt mit der
vurscreuen geselschafft vp gynsit meris vnd verdreyff sy van dem lande. Hey streyt mit
30000 Duytschen by der see in oberlant, dat ire kum de helffte bleyff. Hey starff vnd was
eyn rechter richter gewest vnd syn broeder Quintillus wart (20) keyser vnd wart an dem 17.
dage erslagen. Die Romer hyngen eynen gulden schilt an dat richthuys zu Rome zw eren
des keysers Claudii.
Euticianus134 wart pays. Hey begroyff hin vnd her bii 344 merteler. Der satzde, dat man de
fruchte vnd gekruyde sende vp den elter. Hey wart gemartelt anno domini vmbtrent 264.
Avrelianus135 der wart keyser vnd was eyn fromer stritbarer man. Hey gewan Burgongelant.
Hey was der yerste, der eyn kroyn vp droege. Hey machde eyn ander hoeger mu°re vmbe
Rome. Hey verfolgede die kristen mynschen. Hey wart by Constantinopel van sinen
ritteren erslagen. Hey reygyerde 6 jare. Tacitus wart keyser. Hey was wyse vnd mylde. Der
wart in eynem haluen jair erslagen. (30) Florianus quam an dat Ryche. Der wart in dem
dyrden maynde darna erslaegen na
Gotz geburt 281 jare. Gaius wart pays. Der satzde, dat man geynen priester an werentliche
gerichte brengen sulde. Hey wart gemartelt vnder Dyocletiano nafolgende. Probus quame
an dat Ryche vnd reygyerde 6 jare vnd 4 maynde. Der oeuerwan zwene konyge vnnd
vertreyff dye Barberen vnd dye heyden viz duyt18r schen landen myt vil stryden. Hey was strenge, frome vnd gerecht ind wart erslagen
in eyme oeuerlouff synre rittere. Dieser Probus ersloge zu Collen zwene herren genant
Bonosum vnd Prochu°lum van der Romer wegen.
Carus136 quam an dat Ryche mit syme sone Carino vnd Numeriano vnd reygyrden 2 jare.
Der Carus was bose vnd der dunre137 ersloich yn. Carinus syn sone wart blynt ind man
foyrtea ine zu eyme borne, da wart hey van sime swegerheren erslagen. Der ander su°n
Numerianus wart vmbe syne mysdait gedoyt van Dyocletiano dem nageschreiuenb keyser.
Dyocletianus138 vnd Maximianus reygyerden 20 jare. Dyocletianus was eyn gebuyr (10) van
geburt ind was doch der yerste, der edelgesteyne dede wyrcken in gewant ind schoe. Hey
machte Maximianum zum keyser vnd sant yen in duytsche lant vnnd in Franckriche. Zu
den zyden was in Franckriche burchfolck genant Burgundier. Sye waren die yersten, die vp
deme Ryne slos machten139. Sy satzden sich widder dat Riche mit yeren hertzogen Amando
vnd Onulio. Dar widder wart gesant Maximianus, der vurscreuen keyser. Hey was van
____________________________
a
b
so C+D 19 20r, C+D 20 foyte C+D 19 nageschreuen
133
134
135
136
137
138
139
Aus: Königshofen CDS 8, 357.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 34r.
Aus: Königshofen CDS 8, 357/8.
Aus: Königshofen CDS 8, 358.
Dunre - Donner.
Aus: Königshofen CDS 8, 359, aber nur erste beide Sätze und Rest des Absatzes ab Z 20.
Vgl. bei Rolevinck, Fasciculus, 24r: Burgundiones orti sunt gentes semper valida, sic dicti, quia super Rhenum fluuium
burgos plures habent.
159
Vngeren geboren ind was eyn freißlich140 man. An syme here was sanctus Mauritius mit
syner ritterschaft, 6666 eyn legioyn. Sanct Gereoyn wart mit syner geselschafft zu Collen
gemartelt, der was vnder sanct Mauritius na den bewertsten historien, wie woil etlichen
halden, dat sy vnder Gordiano vurscreuen bleuen synt. Dyocletianus vnd Maximianus
waren die (20) strengsten verfolger der kristen, die vur ye gewest waren. Dat werde 20 jare
vnd in 30 dagen bynnen der zyt wurden me dan 20 dusent kristen gemartelt, beyde frauwen
ind man. In Frigia wart eyn stat mit kristen myntschen van diesen tyrannen belacht ind wart
myt alle den luyden verbrant. Zu lest wart Dyocletiano vergeuen ind Maximianus erhangen
anno domini 312 inne Marsilien.
Marcellus141 wart pais. Hey reygyerde 5 jare eyna maynde. Dyeser satzde sich widder
Maximianum den keyser ind sprach: Yt geburt zu eyme guden fursten, zerstoyrde kirchen
widder zu machen vnd priesterschafft zu eren. Hey satzde, dat man geyn gemeyn concilium
nyet sunder willen des pais halden sulde. Hey starff ym gefencknysse zw Rome vnder der
gewalt Maximiani.
(30) Marcellinus was pais vur diesem vurgenanten Marcello. Yme wart syne heufft vmbe
des kristen gelouuens wille auegeslagen. Evsebius wart pais. Der satzde, dat geyn leye synen
busschoue nyet beclagen mach, hey sehe ynne danne yrren ame glouuen142. Hey wart vnder
Maxentio gemartelt. Hey reygyerde 2 jare 2 maynde. Mechiades wart pais. Hey reygyerde 3
jare 6 maynde. Der satzde, dat man sundages noch dunrestages nyet fasten sulde, want dye
heyden dan fasten.
18v Zw143 diesen ziden satzden sich die Duytschen widder dat Riche. Da wart gesatzt der
keyser Constantius vber die lande dissit meres ind Galerius wart gesatzt oeuer dat landt vp
gynsit meres. Dye Duytschen streden zweymale mit Constantio. Den yersten stryt
gewonnen die Duytschen, den anderen stryt gewanne Constantius vnd ersloych der
Duytschen 70000. Constantius machte synen sone Constantinum zu eyme Roymischen
keyser vnnd hey starff inne Brytanien. Galerius machte synen frunt Luciuium zum keyser.
Dar viz wart zu Rome eyn grois stryt. Constantinus betwanck Hispanien ind nam des
konyges dochter van Brytanien zu der vnee genant Helena, ind machte myt der frauwen
vneliche kyndere, eynen sone genant Constantinus der groiße. Hey hatte auch viel soene
myt syner elichen frauwen vnd hey wart syech ind machde synen vnelichen sone
Constantinum zw eym keyser, want hey dye anderen soene alle vbertraff.
[Abbildung thronender Konstantin, vor ihm stehend eine Gestalt mit Standarte mit der
Beischrift: konynck Arthus. Links daneben:] In cronica anglicana: Constantius hatte dry
soene von elicher geburt: Constans-Auorilanbras-Uterpendragon-Arthu°rus konynck144
sloich den Roymschen konynck doyt vnd fryede dye lande van trybute etc.145
So dyt die Romer vernomen, machten sye zu Rome eynen keyser genant Maxentius, der
____________________________
a
C+D 19 zweine
140
141
142
143
144
145
Vreislich - schrecklich, grauenerregend.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 34r.
= es sei denn, er sähe ihn im Glauben irren.
Zu dieser Seite vgl. Königshofen CDS 8, 360.
Die gleiche Genealogie findet sich bei Königshofen in C+D 330, fol. 56 handschriftlich nachgetragen.
Artus war eine gängige Gestalt auch der Geschichtswerke, vgl. vor allem Geoffrey von Monmouth. Im 15.
Jh. wird seine Authentizität mit chronographischen Methoden bestritten: 1454 Thomas Rudborne,
Historia Major (vgl. B. Guenée, Histoire S. 165). Diese Genealogie auch in Berlin 35r.
160
dede sanct Katherine martelen. Ind Galerius machte vp gynsit meres zwene keyser,
Maximinum vnnd Seuerum, die verfolchden die kristen sere. Constantinus vberwant dye
dry. Galerius woesen146 wu°rme in dem lyue vnnd starff.
Constantinus147 wart geweldich keyser oeuer alle lant. Constantius vurscreuen wart zw eren
die stat Constans gebouwet. Dieser Constantinus der groiße reygyerde 30 jare vnd 10
maynde ind hoiff an zu reygyeren anno domini etc. 311. Hey hadde (20) alle dye werlt ynne,
dair viz wart hey hoifferdich148. Darumbe yn Got straiffde mit der vißsetzicheydt. Ind wie
hey na der hant kristen wart, vynt man clare
19r inne syner legenden genoichsam.149
Siluester wart pais anno domini 314 ind deuffde Constantinum vurscreuen. Dyeser hait vil
decrete gesatzt. Die kristen kregen hie by diesem pais groiße fryheyt.
Na viel ergangen sachen van der zyt sancti Materni anno domini 94 vynt man nyet klare,
were bischoue zu Collen darna gewest ist vnd ys nyet wunder na ergangen zyden der
tyrannen vnnd verfolger der kristen as vurscreuen synt sy nyet offenbare150. Doch ys die
kyrche van Collen sunder geistliche prelaten nyet gewest in der swarer zyt, want man
nyrgen beschreuen vynt, dat Collen, sydder dat sy cristen wurden, van dem cristenglouuen
aue gewychen hauen bis an dye zyt anno domini 300 vnd 4 jarea, (10) do ys eyn ketzer
genant Eufraten zu Kollen busschoue gewest. Do ys eyn concilium van viel hilligen
busschouen dair beroiffen: Maximium van Trere, Victor busschoue zw Wu°rms,
Valentinus van Orliens, Simplicius van Auspurg, Seueryn van Senon, Amandus van
Straißborch, Seruays van Tungeren, Martinus busschoue zw Mentze myt vil ander hilligen
bischouen, dye do rait hyelten ind Eufraten aue satzden vnd sanct Seueryn vurscreuen
busschoue machden. Wie dat concilium zu Collen gehalden wart ind wat eyn yecklicher
sprach, ys zw Bruylre by Collenb klare beschreuen.151 Ind sant Seueryn bleyff busschoue,
der van der paffschafft vnd gemeynem volck der burgere eyndrechtlichen zw irem
geistlichen vader vnd busschoue gekoren wart.
(20) So nu der lyue hillige sanct Materne dat buschdom zw Triere, zu Tungeren vnnde zu
Collen alle drey versorgede vnd ire buschoue was ind meynstenteyle die busschoue zu
Triere gewest syn, Tungeren dat buschdom auch reygyert hauen als sant Materne, wie wole
dat van sanct Materns ziden bis zu Eufraten geyn busschouen van Collen beschreuen sint,
sunder van Tungeren vnnd Triere, vnd man ouch nyet klare vyndt, dat Kollen se na sant
Materne ye van cristenglouuen gewichen sy, halden etliche vnd ich halden dat myt, dat die
jhenen, dye Trere vnd Tungeren van der hilligen kirche wegen inne beuelhe gehabt hauen,
Collen vnder den myt gestanden sy, da van dit dye namen syn. Tryer wart ye kristen danne
____________________________
a
b
C+D 20 und 19 haben tatsächlich dieses Datum Randglosse ym kloster
146
147
148
149
Woesen - verwüsten.
Aus: Königshofen CDS 8, 361.
Hoifferdich – hoffärtig.
Vgl. Legenda Aurea, ed. Benz, S. 82-93.
150
Vgl. das gleiche Problem und seine Lösung im Magnum Chronicon Belgicum: De qua quidem longa vacatione
variae sunt apud varios correcturae, ut quia vel civitas Coloniensis in Paganismum relapsa nullos habuit Pontifices, vel, si
qui forsan ibi praefuerunt, latebant occulte propter persecutionem fidei Christianae, temporibus illis crudeliter saevientem, vel
certe, sicut beatus Maternus, sic successores ejus cum Trevirensi Coloniensem regebant Ecclesiam. (Ed. Pistorius/Struve
1726, S. 2)
151
Vgl. CC SL 148: Concilia Galliae A. 314 - A. 506 (1963), S. 26-29. In diesem Text sind alle von Beek
angeführten Bischöfe mit ihren Ausagen verzeichnet.
161
Collen, da van was Eucharius der yerste busschoue, der mit Valerio vnd Materno van sant
Peter dyese lande zum kristenglouuen zu brengen her iuz van Rome gesant wu°rden.
Valerius was der ander vnd Maternus was der dryette, der zu Tryer viel predigte vnd
zeichenn dede vnd dat volck van vngelouuen reynichde ind do vort zouch an ander stede
zu Bunne, do Verona genant, vnd vort zw Agrippina nu Collen ind zu Tricht vnnd
Tungeren etc. hoye ind auch stede.
Auspicius was der vyerde archebuschoue zu Tryere. Celsius der vunffte.152 Felix der yerste
van namen vnd der 6. Mansuetus der seuende. Clemens der echte. Moyses der nuynde.
Martinus der yerste vnnd der zehynde. Anastasius der 11. Andreas der 12. Rusticus der
yerste ind der 13. busschoue. Auctor der 14. Mauricius der 15. Fortunatus der 16. Cassianus
der 17. Marcus der 18. Manitus der 19. ind der dera ander zw Tungeren. Marcellus der 20.
vnnd der dritte busschoue zw Tungeren. Dye van Tungeren hadden gheyn nafolgende
busschoue von sant Materns zyden bys an den vurscreuen Manitus, want sye widder inne
vnglouuen gefallen. (11) Metropolis der 21. busschoue ind van Tungeren der vyerde.
Seuerinus der 22. vnd der vunffde busschoue van Tungeren. Florentinus der 23. vnd der 6.
van Tungeren. Martinus der 24. vnd der 7. van Tungeren. Maximinus der yerste van Tryer
der 25., van Tungeren der 8. Valentinus der 26., van Tungeren der 9. (15) Dyeser
Valentinus, as hey steruen solde, lachte hey synen busschof staffe vp den hoegen elter zw
Tungeren ind geboyt by deme banne, den nyeman an zu nemen, hey wurde danne van
Godde gesant. So lach der staff bys zu sant Seruais zyden, der intfyenck dat buschdom van
Gotz wegen. Ind in der zyt hadden sy gheynen busschoue bys dat sant Seruais quam
vmbtrent 11 jare.153
(20) Agricius, der 27. busschoue, eyn heufftman vnd patrone van duytschen vnde welschen
landen, der was eyn Greyckb vnd wart van sant Siluester vnd auch van sant Helena heruß
gesante zw Tryere vnd Collen ind diesen landen zw trost, die so manch jare in groisser noyt
gewest waren. Hey brachte Jhesus rock, sancte Cornelis heufft, der nele eynen vam crutze
vnd ander viel heyltums mit yeme zu Tryeren. Sant Mathys lichnam begroiff hey zu sanct
Eucharien. Maximinus van Aquitanien vnd auch der 28. busschoue van Tryere der
vergaderde eyne concilium as vurgenant zu Collen ind da wart Eufrates der ketzer aff
gesatzt vnd sant Seuerin wart van geystlichen vnd werncklichen eyndrechtichlichen
gekoren. Iß nu sache, dat sich funde, dat die buschoue van Tryere vnd van Tungeren
Collen myt reygyertc hedden as vurschreuen. So willen wir nu vort setzen van den keyseren,
paesen vnd ertzbusschouen van Collen.
(30) Sant Seueryn hoiff an zu reygyeren vnder deme keyser desd anderen Theodosii anno
domini 374. Hey ließ machen dye kyrche zu sanct Seueryn ind wyede dye inn ere sancti
Corneli vnd Cipriani. Sant Seueryn gynge vp eynen morgen tusschen sant Panthaleoyn vnd
der vurgenanten kyrche vnd hoyrte, dat die hillige engel sant Mertins sele zu hymmel
____________________________
a
b
c
d
so auch C+D 19 so C+D 19, C+D 20 Gryeck C+D 19 reygeyrt C+D 19 der
152
Zu dieser Bischofsliste vgl. Gesta Treverorum, MGH SS 8, S. 148. Die Listen sind mit einer Ausnahme
identisch: Bischof Celsius kommt nur in den Vorlagen des Typs (5) vor. Diese heute alle in Hamburg: Hss.
STuUb Theol. 1726 und Hist. 31b. Hist. 31b stammt aus Grave a.d. Maas, wo die Hs. 1557 noch lag.
Theol 1726 dagegen wird im Katalog datiert: letztes Drittel 15. Jh. Raum Koblenz (vgl. oben A 203 und 209).
Diese Handschrift enthält auch die Hieronymus-Chronik, Sigebert von Gembloux, die Gesta Treverorum
und die Gesta Pontificum Tungrensium et Leodiensium.
153
Vgl. Servatius-Vita (ed. Frings, S. 15).
162
forten.154 Da van dye art noch heischt sant Mertins felt. Ettliche halden, dat dye stat sy
gewest da nu dat Karthuserkloister liget, da sant Seueryn dat gesenge der engele hoyrte.
Hey starff in Aquitanien zu Burdegale, Burdeus genant. Ind yt fiela darna lange zyt, dat ym
stifft van Collen gheyn rene en fiele inn dry jaren ind also dye historie zu sanct Seueryn
ynne helt,
20r so as nafolgenn wyrt, was derb stifft van Collen vnd die stat van Collen van den
Hunen verstoyrt. Ind darna wart yt widder fridde ym lande, auer vergaissen dye burger van
Collen yrs lieuen patroyns sant Seueryns, dat sye syns heyltum nyet gesunnen an den enden
as vurscreuen zu Burdeus hey begrauen was. Do quam dyse plage, dat gheyn rene en fiel as
vurscreuen. Do quamen alle paffheyt in Collen vmb des groißen hungers willen, dat styfft
renes vnd wassers haluen lyden moyste. Da raitslagede man, wat dye sache mochte syn vnd
wat zu doyn noyt geburde, Gode den zorne aue zu bydden. Ind de wysesten ind ouersten
prelaten satzden, dat eyn yeder myntsche dry dage vasten sulde. Dat hillickliche van leyen
vnnd paffen gehalden wart. Do wart in der (10) nachte eym klercken offenbayrt vnd
zugesprochen also: vyren pastoir vnd buschoffe enhant yr nyet vnd yr fraget die sache des
zorns Gotz.155 Dit quam viz ind dye burger ind de besten naberen vmb Collen machten
sich kostlichen vp ind zogen zu Burdeus. Ind wye der furste von Aquitanien sich widder sy
satzde vnd wy myt groißer wyßheyt vnd reden sy dat darzu brachten, dat sy etlichen
mayssen yren willen kregen, ys klair in der hystorien genoichsam verkleyrt, dat hye zw
seczen zu vil wurde. Doch yn wart sant Seueryns lichnam halff, so dat dye burger myt
groißer freuden vnd eren mit dem heyltum heym quamen. Ind do quam rene vnd zydich
weder. Des de burger syder der zyt duck gebruycht hauen, so yn lyden oder ander
swairicheyt anstoynde, do van sy duck erloyst sint. Darna quam pays (20) Leo van Rome
ind wolde in Franckryche zeyn zu keyser Karle vmbe sachen willen vnd gewalt yme
geschiet was in Lumbardien ind quam zu Collen. Vur sanct Seueryns kyrche stunde hey aue
ind gynge dair yne ind dede sin gebette. Dit verwunderten sich syne heren, dye mit yem
zoegen ind fragden yne, warvmbe hey da yne de kyrche ginge syn gebete da zu sprechen.
Do anttwort der pays ind sprach: Der hie liget, der ys eyn beschyrmer diß hu°ys, dem
vngegroist vur zu gayn ich nyet koene enbyn156. Do van haint die burger de loueliche
gewoynheyt noch vp diesen dach, dat sy intgemeyn mandachs gerne sant Seueryn soecken
myt yrem gebede eren vnnd wyrden. Sant Seueryn starff anno domini 457.
Nu so verstanden ys ettlicher maiße dye vizlegunge der busschouen mit den (30) kurtzden,
so wullen wir nu myrcken, wat in Collen auch vur zyt sant Seueryns geschiet sy, as dan
nafolget na zale der keyser vnd paese. Ind so van der zyt Sancti Materni geyn schryfft van
colschen buschouen bis zu Eufraten vunden wirt, so hayn ich doch van Sante Seueryne
etlicher maißen erklyertc , wie woill hey zu dieser zyt nyet gewest is, sunder vnder deme
keyser Theodosio ind paese Amaso as nafolget.
____________________________
a
b
c
C+D 19 feyl C+D 19 dat C+D 19 erkleyrt, C+D 23 ercliert
154
Diese Geschichte gehört zu Seuerin seit Gregor von Tours, De virtutibus S.Martini I, 4 (MGH SSrerMer I,
2 S. 590).
155
Severinsvita, AA SS, Oct. X 56-63. S.62/c.17: Pastorem et episcopum vestrum non habetis et causas tantae iracundiae
quaeritis?
156
Ebda. S.63/c.21 Quibus ille: Loci, inquit, huius defensor domi est; ideo non ausus sum illum praeterire insalutatum.
163
Hye quam dat Romische Riche zu den Greycken vnd as geschreuen ys, was dat dye
sache, vmbe der groißer tyrannen willen der Romyschen fursten sunderlingen Heraclius
der dye van Persen vnd ander naciena der lande tyranlichen dru°ckde157
20v Constantinus bouwede Constantinopel ind dede der cristenheyt viel goitz vnnd starff
selicklichen anno domini 440 jare.
Constantius158 syn sone quam an dat Riche ind reygyerde mit synen broederen
Constantinum vnd Constans 23 jare. Dyese broeder krygden mit eynander, dat des Rychs
vnd der Romer macht verginge. Vp dat leste ouerwan Constantius inde behylde dat Ryche
alleyne. Mit den yersten was hey fromme, auer do hey keyser wart, vyel hey in vnglouuen
ind wart eyn ketzer an dem glouuen ind verfolgede die cristenheyt inn alle der werlt, dye
syn vader hatte geplantzet mit groizen eren. Hey ersluych Dalmatium synen oemen. Des
forchte sich Julianus des broeder, dat (10) hey auch erslagen wurde vnd floe, want hey
widder inne gethayn hadde, so dat hey ein munch wart ind zouch durch fremde lande ind
lyerdeb zouueren159 ind den boesen geist besweren vnd vp dat leste dede hey dye kappe viz
vnd wart eyn verlouffen muninche160 vnd ergaff sich deme duuel, vp dat hey zu gewalt
queme ind keyßer wurde, als auch na geschach. Constantius zouch eyns den cristen na sy
zw doeden vnd stunde aff vnd wolde syn gefoych doyn, do gyngenc yeme syne derme myt
hynden viz vnd starff elendich. Vnde Jvlianus161 quam durch zouuerey ind des duuels hulpe
an dat Riche. Hey reygyerde zwei jare vnnd verfolchde die cristen vnd Merkurius, der
begrauen ritter, wart van Gode vp gewecket. Der erstach den keyser myt eynem gleuen162
in der nacht in deme (20) paulu°ne163, as hey zu velde lach. Do reiff hey: O Galilea, du hais
mich oeuerwundend! So dat schoyn die historien inhelt.
Jouinianus164 quam an dat Riche ind reygyerde 7 maynde vnd was eyn gut kristen vnnd
starff, do hey alt was 33 jare. Hey hedde gerne vil gutz gedayn. So vurquam inn der doyt.
Marcus wart pays. Der satzde, dat man den Credo offenbaire in der kyrchen syngen sulde.
Jvlius wart darna pays anno domini 343. Hey reygyerde 11 jare 2 maynde. Hey wart 10 jare
inne dat ellende van dem vurscreuen Constantio verjaget ind quam darna widder zw Rome
ind machde zwo kyrchen.
Liberius wart pays, reygyerde 16 jare. Der wart ouch van Constantio in datt (30) ellende
verjaget. Felix, darna pays, darumbe dat hey verkundichde, dat Constantius eyn ketzer were,
so wart ym sin heufft auegeslagen vnnd starff eyn merteler. Hey myrcke, dat by 400 jare die
vurgenanten paese alle hillich gewest syn, mit lere vnd leuen der kristenheyt vur gestanden
hauen ind dat mit yren bloede bewertt vnd myt hilligem leuen.
____________________________
a
b
c
d
Berlin nationen C+D 19 leyrde, C+D 23 leirden C+D 19 geyngen C+D 19 ouerwunnen
157
Randglosse: Augustinus dicit in epistola: Qui prudentius attendunt plus dolendum est pauperitatem quam opulentiam
perisse romanam in illa enim scilicet pauperitate morum servabatur integritas, per scilicet opulenciam non muoros urbis sed
mentes hominis ipsius ciuitatis dira nequitia peste ad peyor corrupit secundum illud poete. Nullum crimen ab est facimis que
libidinis ex quo pauperitas romana periit. Dieser Absatz nicht in C+D 19.
158
Aus: Königshofen CDS 8, 367/8.
159
160
161
162
163
164
Zouueren – zaubern.
Verlouffen munich – ein aus seinem Kloster entlaufener Mönch.
Nicht aus Königshofen. Vgl. Ekkehard/Frutolf, MGH SS 6, S. 114: Vicisti, Galilee, vicisti!
Gleue – Lanze.
Paulune – Zelt.
Aus: Königshofen CDS 8, 369.
164
21r Valentinianus165 van Vngern regierde mit syme broder Valens 11 jaire dat Rych. Hey
was eyn tribune vnd goit cristen vnd was eyn heuftman ouer die ritterschaff. Hey betwanck
Sassen vnd Duytschen. By deser tzyt wart Sent Ambrosius buschoff zu Meylaena ind Sent
Mertin buschoff zu Thurone. Deser keiser starff an den roden buych anno domini 378.
Damasius wart pais. Der satzde in der kirchen Gloria patribetc zw singen. Hey satzde die
historie der paese ind merteler ind starff confessor vmbtrent do man schreiff 370.
Valens166 der vurgenante regeirde dat Rych na syme broeder 4 jaire. (10) Dieser Valens was
in dem ungelouuen der Arriani ind dede cristen verfolgen. Hey geboit, dat alle munche
sulden yre orden laissen ind ritterschaff oeuen ind der des neit doin woulde, den liess hey
mit stecken slaen. Zulest wart hey van den Gothen verbrant na Christi geburt 381 jare.
Gratianus quam an dat Rych ind regierde mit syme broder Valentiano ind Theodosio 6 jair.
By deser tzyt hieschc Theodosius der cristen kirchen weder machen, die zoirstoirt waren
van der keiser wegen. Zu deser tzyt stoint vp eyn groiss geselschaff van Duytschen ind
Welschen ind verherden die lande ind sunderlingen satzden sy sich widder den keiser ind
dat Ryche. Ind der keiser zouch yn entgain mit groissem volcke. (20) Ind quamen by
Straißburch by eyn ind streden mit eyn ander. Der keiser hatte myn volcks dan die
vergaderunge ind ouerwan sy want hey eyn goit cristen was. Hey ersloich der geselschafft
me dan 30 dusent, die vberygen entrunnen. Deser stois geschach anno 385 jaire. Gratianus
zoich in Vngerlant, Dennmarck ind Sasßen ind verdreiff167 die Gothen ind die Hu°nen, die
den landen vyl schadens gedain hatten.
Wie Collen vnd diese lande vyss der Romer gewalt quamen vnd wat hertzogen vnd fursten
die stat Collen kreich in der tzyt deß vurgenanten Valentiani
Eusebius168 schryfft in syner cronicke, dat na dem dat Troye (30) verstoirt wart, do foyr
Priamus, Anthenor vnd Eneas, die da konyge vnd heren waren zu Troyen gewest, in eyn
ander lant mit groißem volcke. Ind Eneas quam in Italien vnd zu Rome, van dem die heren
van Rome yren adel hauen. Die andern quamen vp dem mere zu Meotidas Paludes, dat ys
vp ginsit Pruyslant, ind liessen sich da nydder, begryffen vnd zwungen die lant van dan bys
zu Vngern ind bouweden da eyn groiße stede genant Sycambria. Da van wurden die seluen
van Troyen genant Sicambri. Dar na ouer vyll hundert jair, as man zalte van Gotz geburt
370 jare in zyt des keysers des vurgenanten Valentiniani ind die vurgenanten Ungern genant
(40) Alani woulden dem keiser geynen zynss geuen. Do geboit der keiser, so wer mit den
vngehorsamen Alani den Vngern strede, dem wulde hey tribuyt 10 jaire vry laissen in dem
dat sy betwungen wurden,
_____________________________
a
b
c
C+D 19 Meylayn Gloria patri fehlt in C+D 20, aber C+D 19. Vergl. Rolevinck, Fasciculus, 36r C+D 19
heische, C+D 23 hiessch
165
Hier beginnt eine andere Hand, von der die Blätter 21/22/23/24 stammen. Diese Seiten sind nachträglich
für abgeschnittene eingeklebt, der Sprachstand ist deutlich verändert. Der Text dieser Seiten hat häufig
Abweichungen von C+D 19, die hier nicht vermerkt sind. Offenbar sind hier Blätter entfernt worden
oder verloren gegangen und mit einer Nachschrift ersetzt worden.
166
Valens und Gratian aus Königshofen CDS 8, 370/1.
167
168
Verdreiff – vertrieb.
Eusebius meint Frutolf von Michelsberg (vgl. Hegel, CDS 8, S. 380 A. 1). Folgendes bis 21v Z. 20 fast
komplett aus Königshofen, CDS 9, 621 (C+D 330, 145). Ausnahmen: Etligen halden, dit sy den namen kregen
van Francko, Hectores son, des vader der obgenante Priamus was. (21v) und mit Marcomuro, Priamus son ind Sunnone,
Anthinoris son (21v). Vgl. zum ganzen Abschnitt Enea Silvio Piccolomini, De Europa, c. 38, und Frutolf, De
origine Francorum (MGH SS 6, S. 115) und Sigebert von Gembloux (MGH SS 6, S. 300). Literatur zur
trojanischen Abstammung der Franken s.o. Kap. 8.2 A. 469.
165
21v dem Romischen Ryche gehorsam zu syn. Herumb machten sich die van Sycambria
vp ind streden mit den Alani ind verdreuen sy. Des wurden die Troyer van Sycambria 10
jair tribuyt fry. Do gaff yn der keyser den namen, dat sy neit me Sicambri hieschen, sonder
sy soulden heischena Francy. Da van haint sy noch den namen. Etligen halden, dat sy den
namen kregen van Francko, Hectores son, des vader der obgenant Priamus was. Do nu die
10 jair vmb waren, do hieschb yn der keiser den gewoenlichen zynss ind tribuyt. Ind vmb
dat sy mechtich waren, en woulden sy dem keiser geinen tribuyt geuen ind slogen des
keisers (10) boden doitc, die den zynss hieschen. Do wart der keiser zornich ind schickte
groiss volck wider die Francken, die zo samen streden, dat vp beiden syden vyl volcks doit
bleiff. Vp dat lest mochten die van Sycambria der Romischer gewalt neit wederstain ind
vluwen169 van Sycambria in dutsche lant ind enthielden sich lang tzyt in Doryngen mit
Marcomiro, Priamus son ind Sunnone, Anthinoris son. Diese zwey waren yre hertzogen.
So dese zwey nu sturuen, do giengen sy zu rait ind wulden koning kiesen, want ander land,
die myn volcks ind myn van macht waren koningen hadden, ind machten vnder yn
Marcomius son Pharamundus genant zo eynem koning. Ind170 dat was (20) der eirste
koninck der Franken. Ind achter171 der zyt begunten sy, vnder sich gesetze zo machen ind
ordenunge rechter policie zo halden. Van stunt zoegen sy ouer Ryn westwart ind wonnen
Dornick ind Camerrych172 ind zogen vort zu Remen173 vnd wider dat lant her vp ind
wunnen Collen ind Trier, so lange dat sy alle dat lant nu Franckrych ind ouer Ryne
Francken, do van Wirtzpurch eyn heuftstat van is, ind Swauen an sich brachten bys in
Beyeren, do van in ouerlant174 genant wurden Francken ind ouer Ryn westwart Frantzosen.
Etlich halden, dat Collen vur der tzyt Agrippina genant was ind dat sy yr den namen gauen
Collen. Also (30) worden die Romer viz Collen mit yrem hertzogen Egidio verjaget ind
verloren yr gewalt in dutzschen landen. Ind Francosen giengen vp an gewalt ind alle stede
des rynstraemsd kregen sy mit gewalt inn. Sy dreuen dat folck sere hinderwart in dat lant,
dat nu Franckrych genant is. Sy machden slusse ind vestungen. Sy wyueden175 sich zu
cleynen Troyen, nu° Santen genant, ind zu Verona, nu Bunne genant. Ind van den
duytschen frauwen, die lyuich ind woilgeschickt waren, kynder zu machen, namen sy zu
sich, want die Dutzschen synt groiss ind manlicher frauwen vnde ouch mannes kunne dan
die dar quamen, want sy yren orsprunck (40) hauen van dem reysene Theutona, da van alle
Dutschen yren namen van intfangen hauen, Theutonici genant.176 Also leirden sy duytsche
spraich die vur Romere by yn hadden gehat ind kregen wider
____________________________
a
b
c
C+D 19 nyet me Sicambri heischen, sonder sy solden genant syn Francy C+D 19 heische C+D 19 ind ersloegen dar
d
e
vmb zu doede des keysers boeden C+D 19 rynstraums C+D 19 ryesen
169
170
171
172
173
174
175
176
Vluwen – flohen.
Rest des Absatzes nicht aus Königshofen.
Achter – nach.
Cambrai.
Reims.
Oberdeutschland.
Wiven - heiraten, ein Weib nehmen.
Mögliche Vorlage hierfür: Alexander von Roes (MGH Staatsschriften I,1 S. 109/110): [Priamus besiedelt
Gallien] ... ibique munitiones et castra instituens, Troiam videlicet minorem, que nunc Xantum dicitur, et Veronam, que
nunc Bonna nuncupatur, per diocesim Coloniensem, coniuges accepit cum suo exercitu de mulieribus Theutonicis, eo quod
essent corpulente et habiles ad prolem fortio/ rem propagandam. Processerunt enim a Theutona gigante, a quo Theutonici
sunt nuncupati. Et ex hiis dictis mulieribus filios et filias genuerunt ac ipsarum ydioma didicerunt.
166
22r 177[Bild Priamus zu Pferde und weiterer Reiter]
Priamus van dem yrsten Priamus van Troyen bloede syn son, heren deser lande ind van
Colne Marcomirus ind des son Pharamundus yerst koninck van Franckrich.
So Troye verstoirt wart, do wart van den verjaigdem volcke Venedien vnd Padua
angehauen ind gebuwet ind quamen in Polender lande, da sy buweden ind zo namen bys
lange na der geburt Christi kregen sy den Ryn inne ind verjageden die Romere etc.
Tempore Gratiani et Valentiniani imperatorum erant Priamus, quidam nobilis de semine
Troianorum qui in Lombardi partibus olim venerant, rebellauit contra imperium sed mox
interfectus ab exercitum Romanorum fuit, sed filii eius fugientes regnum Francie
inchoarunt inuitis Romanis et Coloniam extruxerunt et ibidem coloni habitare ceperunt.
Marcomirus filius predicti fuit dux eorum. Pharamundus filius eius fuit prius rex Francie.
Colonia ante hec tempora dicebatur Agrippina.178
22v Van der vurscreuen figuren is zo mircken dat begin der Frantzoser, die na der hant
hertzogen ind herrn der stat Collen wurden. Ind die seluen Troyer, die sich hilichden179 ind
vermengden mit den Dutschen, dat synt eygentlichen Francken genant, ind die ander, die
des niet en deden ind im lande bleuen westwart, nu Franckrych, waren ind synt genant
Francosen. Alsoe kriegen die Francken Collen in, dat noch der zyt Agrippina genant was,
ind gauen yn den namen Collen. Ind do regnierde Hyldericus, dar na der eirste cristen
konnick van Franckrych Clodoueus, den sent Remeyss deuffde yn buschoff van Remen180
mit alle syme volcke. Ind so hey yn (10) deuffde, do was die busse mit dem kresem neit da.
Do sach men cleirlichen, dat eyn duve181 vam hemel aue quam ind brachte eyn lamp mit
kresem182 mit yrem snauel. Da mit hey gesaluet wart ind na yme alle konnige bis vp diss
tzyt da van gekresemt werden.
Item der Romer wapen was, do Collen vndera dye Romer quam durch Julium, eyn scorpion
as vurscreuen, ind kregen darna vier boichstauen SPQR, dat yre bedudunge183 was off die
alde wyße: stultus populus querit Romam. Geck volck soicket Rome.b
So nu Collen vnder die Troyer genant Francken quamen, wat wapen sy do gefoirt hauen,
vynden ich neyt, dan Priamus wapen waren zweyn (20) gulden lewen in eyme blaen velde
intgain eynander springende, verseynlichc, dat sy dat wapen ouch zo Collen gebruycht
hauen.d
Item etzlige halden, dat Priamus ind die van Troyen Wirtzburch ind Franckenland ee in
kregen ind betwungen dar na dat coelsche lant mit Collen, dat sy solchen wapen, als noch
die stat vnd styfte van Wirtzpurch foiren, zu der zyt ouch foirten als eynen schilt wys ind
roit, als Collen ouch deit, auer in anderre gestalt etc.
____________________________
a
b
c
so C+D 19, C+D 20 vnd den Romer in C+D 19 fehlen lat. Satz und Scherz: dat wyse volck soickt Roeme so
d
wahrscheinlichste Lesart C+D 19, C+D 21 verseynlich, C+D 20 verderbt, Berlin verseyn ich, C+D 22 versienlich
der restliche Abschnitt zu den Wappen fehlt in C+D 19. Stammbäume und Text C+D 19 25v und 26r. C+D
19 setzt nach dat wapen ouch in Collen gebruycht hauen auf 27r fort mit Methodius schrifft van der plagen usw.
177
178
179
180
181
182
183
Fortsetzung des Textes: 23r, dieses Blatt ist falsch eingeklebt.
Randglosse C+D 19: Eusebius. Vgl. Liber Historiae Francorum, ed. Krusch (MGH SSrerMer 2, S. 250).
Hilichden – heirateten.
Reims.
Duve - Taube.
Kresem – Chrisam (geweihtes Salböl).
Bedudunge – Auslegung, Bedeutung.
167
So foirt Collen ouch wys ind roit ouch in ander gestalt alsus184
So synt die hillige dry konigen dar na in Collen bracht ind synt die
dry kronen zo der tzyt dartzu gesatzt ind meynen darumb, dat die
zo yr wapen als wys ind roit den vurgenanten beyden landen
bleuen sy.
Item etzlige halden na der tzyt, so sy an die Romer quamen, dat sy den adeler gefoirt sullen
hauen. Ouch vynt man, dat vp dissit Ryns, da Straissburch, Wurms, Mentze vnd Collen
liegen, die Francosen dat lant inne gehat hauen me dann 400 jair ind der stede wapen alle
vnderscheiden in wys ind roit gesatzt synt. Straissborch eynen wyssen schilt ind eyn breid
baire zu werss dar durch, Spire ouch eyn roide kirche in eyme wyssen velde, Wurmss eynen
wyssen slussel in eyme roden felde, Mentz zweyn rader wys in eyme roden schilde. Sy
hatten vur eynen gantzen roiden schilt, do kregen sy eynen buschoff was eyns
waynmechers son, der liess setzen in den roden schilt zwey rader. Collen ouch roit ind wys
ind dar na dry kronen der eren dar inn.
[Randglossen: Wappen der Römer vnd der Franken. Darunter:] Item wie waila die stat van
Collen edel ind hoichwirdiclichen bouen allen duytschen steden gefriet is, fry ind nyemants
eygen na vyßswisungen yre priuilegien ind der keysern rechten bestedigunge, so gebruicht
sy in iren sachen sent Peter in der siegelungen als yren geistlichen patronen as die stat van
Trier ouch deit, want yre beider yrste buschoff van sent Peterb van Rome vyssgesant
wurden, desglichen Mentz yren patroen sent Mertyn ind is dat van begynne vil hundert jaire
also geweist ee eynich buschoff zu dem werntliche swerde vam Riche beleynt worden syn.
23rc der Troyen spraich so nam duytsche spraich ouerhant. Nu willen wyr setzen den
oirsprunck der van Troyen, die zo Collen ind in Franckrych heren synt geweist, bys dat
Romische Rych an sy quam. [Stammbaum der Trojaner über die ganze Seite. Von Priamus
bis zu Pippinum den groissen, eynen hertzogen van Collen.]
23v Do Troye, die konnickliche stat, verstoirt was, do floe Anchises mit Enea syme sone
zu schyffe ind quamen in Romanien ind in dem schyffe was myt Marcomirus, Priamus
soen, ind syne amme, die yn zouch ind sachte, dat kynt wer yr son ind zoich yn bis dat hey
15 jair alt was. Do moisten sy vlyen ind quamen as vurscreuen in Polenden lant ind van
yme quamen geslechte as na volgt cleirlichen in dem stamme van Franckreych.
[Es folgt die Genealogie der Trojaner von Jupiter bis Eneas. Daneben:] Origo
Troianorum fuit ex Dardano qui ex Joue et Electa filia Athlantis natus erat ab Italia etc.
Ex quo natus est Erictonius ex Erictimotros, qui iusticia et pietate laudabilis fuit. Iste
ciuitatem Dardaniam Troyam appellari iussit qui duos habuit filios Ilum Azarumqued. Ilo
Lamedon fuit filius ex Laomedonte Priamus natus erat.
24r Methodius schryft van den plagen deser lande
Tunc iterum surgent filii Israhel scilicet Thurci de hereno et resistent contra regnum
Romanorum quod scriptura commemorate Australia brachium. Daniel hoc previdens et
contradicunt regnum in nouissimo sexto miliario similiterf exient filii Ismahel de hereno et
erit adventus eorum castigacio sine mensura et sine misericordia et tradet in manus eorum
cuncta regna gentium propter peccata et scelera que operati sumus contra dei precepta. Ita
tradidit nos Deus in manus barbarorum quia obliti sumus precepta domini.
____________________________
a
b
c
d
e
Berlin woll Peter fehlt C+D 20 23 recto ist die Forsetzung von 21v C+D 19 Asarumque so C+D 19,
f
C+D 20 und 21 immemorat C+D 19 s(e)c(u)li, C+D 62 und Berlin similiter
184
Folgt Abbildung des Wappens.
168
(8) Van der plagen, die Collen ind duytsche lande ouer gienge, ee die Francosen Collen inne
kregen, kurtzlich vur der tzyt as man schreiff anno etc 424
Vmb des willen, dat die gebode Gotz neit gehalden sunder oeuertreden werden, verhenget
Got groisse plagen as dat im alden vnd nuwen testamente genoich offenbair is. Ind van der
plagen deser lande, die de legende van sant Seruais185 innehelt, so wie hey eyn gesichte sach
in synre andacht oder intzuckunge syns geistes ind sach eynen gulden throne vur den elter,
do hey in der andacht lach, ind vp dem throne sass unser herre Jhesus ind zo synre rechter
syden unse lieue frauwe ind an der vmbkreytz des throens dusentwerff dusent hillige ind
heya bekante vnder yn alle sant Peter ind sent Paulus. Ind (20) as hey verstoinde, baden sy
vur den doit ind groisse plage deser land, ind leyder schryende begunte hey zo bidden etc.
Ind sach, dat hey den strengen richter nyet beweychen mochte. Sent Steffayn quam yem
alleyn zu hulpe ind syn gebet wart verhoirt also, dat der doem zu Metz, die in syner eren
gewyet was staynde suld blyuen. Sent Seruais mit nassen ougen hofte bedeselich186 zo syn
ind sunderlingen ouer die stat van Tungeren, da hey buschoff was. Sant Paulus sprach zu
yem: Broderb neit enwil ancloppen die duyr vp zo doyn, die mit dem rechten vrdel Gotz zu
geslossen is. Der roiff der stat van Tongern is kommen bis zomm hemel ind zu (30) der
vntzelliger vilheyt der werntlich glorien, die sy hauen, hait Got vur wenich jaren eynen van
Jherusalem zo yn gesant, der ir buschoff wart ind was gelych eyme engell. Do sy yre sunden
volbrachten ind nyet laissen woulden, do verworpen sy yn ind syn lere, wat mach dan yr
besserec hoffenung syn. Darumb is der zorn Gotz bis zu ende ouer sy etc. Mit vill schoner
wort troist yn sent Peter ouch na innehalt der legenden ind beuall sent Seruais, dat hey alle
den buschoffen van Gallien, dat is deser lande, dat unwandelbar ordell Gotz, dat oeuer sy
durch die Hu°nen kommen sulde, verkundigen wulde. Ind doch wart syn gebet ouer die
van (40) Triecht verhoirt, do sulde syn gloried ind ere syn kurtz dar nae as die legende helt.
Wat noit van erschrecklicheit, hungers ind bloit vergiessens den bedroiffden burger ind
besonder Tongeren
24v ind intgemeyn die stede deser lande leden ind in wat noit sy quamen, muchtee eyn
steynen hertz erbarmen. Tongern wart verstoirt as Babilonia so woist, dat yn den huysern
dorn woissen, drachen vnd ru biestenf geyngen, da springen ind antworden huylende in
yren essen etc. Ind ouer sy wart die maseg uyssgereckt, dat sy zerstoirt vnd zu neyt sulde
werden bys zu ende der werlt etc. Die Hunen belachten die stat van Metz, die
vnverwinliche mu°re hatte, ind sy enkunden der muren nyet gewynnen, so dat die Hunen
moide van dan schieden. Die schalcke boissheit des volcks wart verkundiget ind
of(10)fenbairt ind die muren vielen van yn selbs van gotlichem verhencknisse, vmb dat sy
sulden geplaigt werden187. Ind die Hunen, die da van Metz gezogen waren, vernamen dit
vnd kierdenh weder vmb ind wonnen die stat ind erstachen die burger. Ind alleyn bleiff in
alle die stat vngeletziget sent Steffanis munster, dar vp die hemelsche schaire der engel
schynende stoynde, schusse vnd flamme der vyande aue keirden ind wanten durch dat
gebet sent Steffanis as vurscreuen. Is kurtz zu sliessen, dat durch sunde ind der gebode
____________________________
a
b
c
d
hey fehlt C+D 20 C+D 22 sprach zu eyme broeder C+D 19 besserunge C+D 19 da sulde syn begreffnysse vnd
e
f
g
h
glorie off ere syn C+D 19 mochte C+D 22 rouwe beyster C+D 19 mayssze C+D 19 keyrden
185
Zum folgenden vgl. Rolevinck, Legenda se sancto Servatio, Köln 1472 (Voull. 1038), 5v, aus dem Beeck
wörtlich übersetzt. Vgl. auch die Servatius-Vita, ed. Frings, 10.
186
Bedeselich - einer, dessen Bitte erhört wird.
187
Vgl. Rolevinck, Legenda de sancto Servatio, 9r.
169
Gotz nyet zu achten van anbegynne der werlt nye stat vngeplaget (20) is bleuen,
konnickrych noch lantschaft, dat vrdel Gotz en sy darouer gestrichen ind dat swairste is, so
die sunde ouerhant nympt, Gotz noch synre gerechticheit mit allen nyet geacht wirt, dat
dan Got syne gnade aue zuget, dat sy dan gerne wulden ruwe ind leyt darouer dragen ind
sich bessern, so werden sy neit verhoirt, want Got weyß waill, dat sy yem ind allen synen
hilligen dat swoiren gestaefts eydtz, so wurden sy doch meyneidich. Want so die plage vp
hoirt, so vergist man Gotz ind syn gerechticheit, as sent Augustin spricht zu der stat
Iponenß Ind der gude Got hait nye stat off lant gestraift, hey ensante vur (30) syne
propheten, geleirden ind predigern, dadurch sy gewarnt wurden vnd yrre myssdait ermaint,
vp dat sy van sunden liessen ind penitentie deden. Ind so dan die neit gehoirt werden, so
kumpt die plage ind dat vrdel Gotz ouer sy. Zom yersten mit der pestilentien, ind as da
durch die myssdait nyt gebessert wirt, so kumpt die plage des krieges, der lande mort, rouff,
brant, geuencknisse etc. So dat auer nyet hilpt, soe kumpt die dyrde plage hunger, kummer,
myßwas, hagell, jamer vnd noit, groisse unvrede, vneynicheyt eyn frunt off maich188 zu
dem andern ind cleyn gemoide zo (40) allem goide, ind allit vmb der vnseligen sunden
willen, dar myt Got vertzurnet vnd zo straiffungen geritzeta wirt. Herumb eyn gemeyn
besserung der sunden vnd eynen gantzen
25r vmbkere zu doyn Gode sich genslichen zuuersoenen, ware penitentie zu
vollenbrengen, dat aff zustellen, dat widder Got ind syne gebode ys ind vyrsache zw
scheuwen, da durch Got zu straiffungen gereytz mach werden, hilpt me vnd ys nutzer dann
zeyn mu°ren ind 1400 bolwerck ind aller fursten verbuntenyße innd alle bussen vnnd
geschutze der werelt, dat mach alle nyet helpen dem vrdel Gotz, moys vur genoich
gescheyn durch besserunge der sunden off wyr werden buissen maiß unsers verstentnyße
begryffs gestrayfft. Ind so dat nyt hielpt, so volget ewige straiffenunge in hellen gloyt. O
ewige helsche duysternysse der sunden, die also myntschen hertzen verblendet, dat dat
liecht der (10) naturen kreatuere vnd alle schryffture, die van begynne der werelt
geschreuen ys vnns nyet verkleren mach, antzoseyn den erschrecklichen zorn Gotts zw
vurkomen, ys dat nyetb jamer so viel grois exempels aller mechtigen stede vp erden
Babilonien, Jerusalem, Constantinopel, Rome, Tryer, Tungeren, Denant, Lutge, Collen, die
alle vurmals me dann eyns geleden hauen, des allit dye sunde sache was, ind wanne man
kyerde van sunden vnd waeren reuwen, so schoynde Got, as man lyst, dat Jonas eyns durch
die stat Ninive gyenge ind verkundichde yn, dat sy inne 30 dagen vnder sulden gayn. Der
konyncke vnd alle dat folck myt yrem vehe deden ware penitentie189, Got der schoynde yr
as auch geschach, as in sent Seruais legende geschreuen ys van der vurscreuen plagen. (20)
Do die Hu°nen quamen vur dye stat Tricasie, da was sant Lupus busschoff190, der gyenge
vp dye mure der stat ind ließ der Hu°nen heufftman zu yem royffen ind sprach: In wes
gewalt verfolgestu kristenbloyt ind wer bistu etc. Do antwu°rde yem der Hu°nen
heufftman also ind sprach, hey were dye geyssel Goitz. Do dat der hillige Lupus hoyrte, trat
hey van der mu°ren ind reyff syn volck an, sich Gode zuuersoenen ind in des hant sich
alleyn myt reuwigem hertzen zw stellen, want sye hedden vmbe Got straiffunge verdyent.
Ind der hillige busschoff viel krefftlichen in syne gebet ind versoynde syn volck mit Gode
inde sprach zu dem folck: Goitz gewalt moegen wyr nyet widderstayn, wyr willen vns Gode
____________________________
a
b
C+D 19 gereytzet so C+D 19, C+D 23 niet, C+D 20 myet
188
189
190
Mach/mage - Blutsverwandter.
Vgl. Jon. 3,1-10.
Tricasie=Troyes. Vgl. Rolevinck, Legenda de sancto Servatio, 9r, und die Legenda aurea, ed. Benz. S. 520.
170
gantze laißen in syne barmhertzigkeyt. Ind da myt deden die burger (30) yre stat vp ind dye
Hunen reden durch dye stad gantze viz zu der ander porthen sunder aue stayn, als weren sy
blynt, so dat nye keyn mynsche noch hoyn gekrenckt noch geschediget wart. Da halp dat
gebet des hilligen busschoffs vnd dye willige gehorsamen vnderdayn, dye sich gantz zu
Goede keyrden me danne alle wißheit vnd vpsetz der luyde, want wydder Got enmach
nyeman. Ind ys zu vermoeden in der seluer hertzu°cht der Hunen in der stadt Collen mit
Tungeren vnnd anderen steden dieser lande verstoyrt wu°rden, hette Kollen ouch eynen
hilligen busschoff gehat, der vur sy gebeden hedde ind sych ouch van su°nden
25v zu Gode hedden willen keren, as da sanct Lupus zu Tricasien geschach, Kollen were
zu der zyet nyet verstoyrt worden. Auer neyn, der ketzer Eufraten was yr busschoff as zu
myrcken ys zu der zyt, want die plage geschach kurtz vu°r sant Seuerins zyt vnd in des
Eufraten stat wart sanct Seueryn gekorenn. Do dat groiße consilium zu Orliens was van der
widdergenunge des Rychs ind der kyrchen, do gefiel zu mayl groiße klage van der stat
Tungeren, wie dat sie in eynre ouren zu grunde vergynck. Do sachten die prelaten, dye in
deme consilium da waren, viz droiffheyt191 yrs hertzen: We we der groißen stat, dye da
gekleyt was myt purpur vnnd sydem gewande, dye da verguldet (10) ind getzyert was myt
perlen vnd edelem gesteynea, wie synt sie nu versmayt in so groißeme richdom. Ind alle dye
oeuersten vnd dye yr schiff by der see hadden, lachten esche vp yr heufft royffynde,
schreyende vnd drouych192 wesen sagende. We we der groißer stat, in der ryche worden
synt dye ire schiff by der see hadden van yrem lone wie dat in eynre ouren komen ys dat
vrdel vnd ys verderfft ind mystroistich ind als eyne see ys vleynde achterwart gaynde ind ys
nyet widder zu yeme selue komende. Alle die kanonichen ind geystliche munche in dem
vorgenanten consilium erschrocken vnd gyngen hynderwart ind nyman dorste193 vort an
dair busschuff syn vmb des willen, dat sant Seruais van dannen verjaget vnd mystroistich
van ine (20) schiede etc. Also quam sant Seruais van Tungeren zu Trycht ind satzde synen
stoyl dar as in der hillige engel bescheyden hadde.
Hye ys zu myrcken, dat Tungeren eyn heufftstat was vnd eyne leger stat, da alle goyt van
der see zu stappel gefoyrt wart furder vnd me dann Collen. Darumb was yr name groisßer
ind yr fall dyeffer. Ind wie wail Kollen vnd meistendeil die stede dieser lande myt zu der zyt
verstoyrt wurden, so wirt van Tungeren in der schrifft me funden dan van Collen. Doch so
vyl ich vynden, sal na volgen vnder keyser Leo dem yersten van der verstorunge van Collen
in besunder.
Als danne vurgeroyrt ys, zu wylicher zyt Collen vnder dye gewalt (30) der Francosen
komen ist, willen wir furder verclerunge as da van setzen ind komen widder zu deme
begynne der Francosen, dye yren begyn mit den Romeren van Troyen genomen hauen. Der
vurgenante Pharamundus194 starff na Gotz geburt 430 jare. Do wart syn sone Clodius
Crinitus konynck vnd reygyerde 20 jare. Darna so der starff, reygierde des Clodius son
Meroueus 10 jare. Darna Hildericus 24 jare des Meroueus sone. Darna, as man zalte na
Gotz gebuyrt 474, do starff
26r
der Hildericus vnd sin sone Clodoueus wart konynck vnd reygyerde 30 jare. Dieser
____________________________
a
so C+D 19, C+D 20 perlin und edelm gesteyne
191
192
193
194
Droffheit - Traurigkeit.
Drovich - betrübt.
Dorste – wagte.
Folgender Text bis 26v, Z10, wörtlich aus Königshofen CDS 9, 624-626 (= C+D 330, 147v ff.).
Jahreszahlen stimmen in jedem Fall mit C+D 330 überein.
171
konynck wart sere mechtich, want hey vertreyff alle heufftlude der Romer, die van der
Romer wegen duytsche lant ynne hadden. Hey betwanck ouch der Gothen konynck ind
zouch der Gothen lant an sich ind was noch eyn heyden ind syn folck was heydensch.
Darna nam dieser konynck Clodoueus des konyges dochter van Burgongen zu der ee, die
hiesch Gothilt vnd was eyne selige kristen frauwe ind sachte yrem manne ducke van
kristem gelouuen, aeuer hey was traich195 dartzu. Ind vnder dyesen dingen quam hey myt
den Dutschen zu streyden ind verloyr den stryt ind wart van (10) den Duytschen verdreuen
her vnd dar. Do sprach syn frauwe Gothilt zw yeme, dye wyle hye eyn heyde were, so
mochte hey den Duytschen nyet an gesyegen. Na viel reden geloffde Clodoueus synre
frauwen, wa hey victorie intgayn dye Duytschen hauen mochte, so wu°lde hey kristen
werden. Ind balde darna betwanck hey dye Duytschen na syme willen ind hey wart kristen
mit alle syme volcke na Gotz geburt 500 jare. Ind do machde hey viel styffte vnd kloister
zu duytschen landen, Gode ind syner moeder zu eren, ind zum yersten styffte hey den
doem vnser frauwen monster zu Straißburch in hoeger fryheyt vnde wirdicheyt. Darna
starff Clodoueus vol aller goeder werck na der geburt Christi 513 jare ind liese vyera soene,
dye deylten (20) dat Ryche in vierb ind waren alle vier mechtige konynge. Der jungste sone
hiesche Chlotharius ind der reygierde 50 jare. Hey wart mechtich ind starff zu Swesson196.
Der hadde ouch vyl soene, so wart syn lant auer in vier geteylt. Der elste sone wart
konynck zu Parys inde in deme lande dair vmbtrent. Der ander son wart konynck zu
Arlionc, dat ys Orliens, ind der dritte zu Austrasia by Metze, ind der vierde son genant
Hilpericus wart konynck zu Swessone ind reygyerde 33 jare. Diß Hilpericus frauwe brach yr
ee, da van forchte sy yren man ind schuff mit zwen jungelingen, dat sy yren man kunyck
Hilpericum ersloegen. Ind sye besas das konynckryche mit yrem jungen soene Lothario.
Dieser junge (30) Lotharius reygyerde 44 jare ind hey vollenbrachte vyel kryege vnd stryde
vnd betwanck syne broeder ind zouch yr konynckrich zu syme konynckriche. Syn
deylunge197 van syme vader was van Metz nydderwart tusschen Moesel ind Ryn bys in dye
see, do nu Kollen vnd Aich, Nu°ys, Bu°n etc. inne liget, dat was darna manch jare
Lotharius Rych genant. Collen was eyn heufftstat in dem Ryche Lothario. Hey starff na
Gotz geburt 620 jare ind der groisse Dagobertus, syn sone, wart geweldich konynck
26v oeuer dry konynckriche genant Burgundien, Austrasia van Metze vort zw Kollen bys
inn die see ind Franckrich, Parys etc. vnd Franken. Diese Dagobertus hatte Kollen yn ind
Mentz myt anderen steden der lande vurscreuen. Hey machte eyn slos zw Mentz vp sant
Jacobs berch, da nu dat kloister ligetd was genant Dagobertus wychhuys, as vil in der stadt
cronicken van Mentz da van beschreuen ys. Hey betwanck die Sassen ind doede alle
knauen, die langer waren danne syne swert. Hey wonde in Duytschlanden ind aller meyst in
Elsas zw Rufach vp eyme slosse genant Ysenburch. Hey bouwede by Marleyn eyn slos vnd
veste ind nante yt Nuewe Troye (10) ind meynte, dat so goyt als Troyen zu machen ind
wart doch nyet alle volbracht.
____________________________
a
b
c
d
C+D 19 leisse veyr C+D 19 jeweils veyr C+D 19 Arelion C+D 20 fügt ein wz
195
196
197
Traich - träge, langsam.
Soissons.
Folgende Sätze von Syne deylunge bis 26v in der chronicken van Metz da van beschreuen ys nicht aus Königshofen,
dann wieder CDS 9, 626. Beeck ergänzt Mainzer Lokalnachrichten.
172
Vincentius198 in Speculo schrifft, dat in der zyt des keysers Gratiani anno domini 381 die
van Troyen, na der hant Franci genant, dat lant Sycambria vp ginsit Polant verliessen ind
quamen miyde 23000 mannen vp den Rynstraum van Beyerenlant ouen an bys in Frieselant
ind bouweden die stat Xanten, Kleyne Troye do genant. Ind zu der zyt waren der Romer
heufflude zu Trere vnd Lotringen in diesen landen zwene hertzogen Quitinus vnd Eraclius,
ind den quam zu hulpe Modogisilmu°s, eyne konynck der Wandelen mit 20 dusenden ind
wurden alle verjaget van den Troyeren. Ind Gregorius van Thuronen schrifft in der
kronicken van Frank(20)ryche, dat sy Collen wunnen vnd verjageden yren hertzogen
Egidium as ouch vurscreuen ind gauen der stat Agrippina den namen Collen etc.
In der hystorien van sant Aureus199 vnd syner susteren sant Justina zu Mentz vp sant
Albanysa berch steyt ouch myt namen yn geschreuen also, dat viz dem vrdel Gotz die hillige
kyrche die groisse verfolgunge durch dene konynck Athila lyden moyste, vnd die edel stede
vp dissit des welschen gebyrges wurden verstoyrt myt namen Tungeren, Collen, Guylich,
Worms. Ind alle stede van begyn des Rynstroums bys zu Orliens hynder Parys vp den
stroum ligerinb durch dat swert vnd foiyr verstoyrt wurden zw grunde, vnd Mentz wart
verbrant, vmbgekeyrt vnd verstoyrt. Da van (30) sant Jeronimus in sunderheyt van schrifft
in eynre epistolen zu der widwen Agaricia, da hey den falle vnnd dye verstorunge van
Mentze beklaget etc.
In der cronicken van Trere steyt, dat vnder dem keyser Leo der yerste ind der 46. keyser
anno domini 460, der name dat Riche an sich ind verkrechtichde deme senatoir Jurii syne
wyff, der zu Trere ouerste was etc. Ind Lucius verryet Tryer ind also kregen sy Tryer yn. Sy
wunnen Kollen vnd branten dat viz. Ind also vergyngec der gewalt der Romer in diesen
landen.200
27r
Nu willen wyr dye historie der keyser vort erfolgen da wyr dye ane Gratiano
gelaisßen hadden
Gratiano201 hatte ynne Vngerlant, Dennemarck vnnd Sassen vnd hey verdreyff dye Gothen
vnd die Hunen, die die lande so geschediget hadden. Dieser keyser hiesche die busschoff
widder vmbe rechten gelouuen halden, want vur syner zyt gantze Ytalien myt Aerianus
vnglouue beflecket was. Hey kyerde sy wydder zu dem rechten gelouuen ind int lest starff
hey vol aller goitheyt na der geburt Christi 387 jair ind was nyet ouer 30 jare alt.
Theodosius reygyerde myt Valentiniano 11 jare. In dieß zyt was groiz (10) kreich tusschen
den heyden ind judden. Dieser keyser verstoyrde dye tempel der affgode ind hiesche
kyrchen da van machen. Hey was fromme vnd goyt kristen ind oeuerwan syne vyande duck
me myt vasten vnd beden dann mit deme swerde. Hey bekyerde manchen heyden zu
kristen glouben, so dat sye in alle lieff kriegen, ind hey besas dat Ryche an allen enden
fridlich. Hey was mylde vnd goyt vnnd viß der maißen oitmodich. Hie van ys eyn schone
historien, we vmbe eynre mysdat des keysers sant Ambrosius yene zw Meilayn viz der
____________________________
a
b
c
C+D 19 Albayns Lesart und Sinn unklar C+D 19 vergeynge
198
Die folgenden drei Abschnitte nicht aus Königshofen.
199
Auraeus, der legendäre erste Mainzer Bischof, und seine Schwester erlitten ihr Martyrium im 5. Jh durch
die Hunnen. Schon den Bollandisten waren eine Reihe von Hss. bekannt, vgl. AA SS VI, 3 (1701), 43-93.
Literatur bei Goerlitz, Aspekte S. 19.
200
Randglosse: Huc Gregorius Thuronensis. Anno domini 443 hiis temporibus Franci ceperunt Agrippinam civitatem supra
Renum vocaveruntque Coloniam populo multo interfecto, ut folio XXI praecedenti.
201
Folgendes bis 27v aus Königshofen CDS 8, 371-378.
173
kirchen hiesche gayn ind hey was gehoirsame, bis hey besserunge dede. Hey en moiste auch
darna nyet in den chore der priester stayn, sunder vur dem chore was syne stat an allen
enden, da hey zu kyrchen (20) quam. Syne lichnam wart gefuyrt gen Constantinopel zu
synen frunden.
Archadius vnd Honorius reygyerden darna 13 jare. Diese warent dugentryche wyse menne.
Zu dyesen zyden quamen die vurgenanten Hu°nen vnd Gothen dat heydensche folck ind
wunnen gantze Ytalien vnd Rome, dat sy ouch verstoyrden. Ind wie wail sy heyden waren,
so en daden sy dene kyrchen gheynen schaden noch den luden, die in die kirche geflouwen
waren. Darna foyren sy gen Napels ober mere geyn Affrica vnd verderueden dye lant ouch.
Ind quamen widder ind do ruckten die kristen zusamen, Romer vnd Duytschen, vnnd
ersloegen sy, dat zu beyden syden doyt bleyff hundert (30) dusent ind dryssich dusent man.
Ind geschach by eyme kleynen wassere, dat wois202 so groys van deme bloyde, dat yt dye
doden by dem felde myt en wech dreyff, ind wat van den heyden do lebendich bleiff, die
flouwent in Vngerlant myt yrem konynck Athila, wie wail sie duck verstoyrt wurden. So
sties ander bois folck zu yene, dat sy widder vp qwamen. Inda sye qwamen widder in
Lamperten, ind pais Leo zouch zu yeme ind durch syn gebet erwarf
27v hey, dat der konynck Athila widder in Vngeren heym zouch. Ind do starff hey eyns
geen203 doytz ellendich. Ind do kregeden dye konyge vnd syn volck do fort vmbe syn lant
ind zoegen alle vmbe ind name eyn iglich eyn lant inne dat ime werden mochte. Eyn deyle
der Hunen namen Engelant yn, de anderen Hispanien, de anderen Ytalien ind machten
konyge vnder sich. Alsus is manch konigrich van diesen Gothen instanden vnd Hunen viz
Vngeren, da van hie zu viel zu schrieuen were, doch van Dederich van Berne, van dem dye
buweren syngen, zu schriuen willen wir verstayn. Hey was eynre van den kapitanien der
Vngeren ind ettlichen schriuen, dat hey eyn konynck were oe(10)uer eyn deyle der Gothen
in der zyt, als Athila starff, ind sich syn volcke alle vmbe deylten ind die lande yn namen as
vur gesacht ys. Do wart Dyetmart, Dederichs van Bernes vader, eyn heufftman oeuer eyn
deyl des volckes, ind hey machte fridden mit dem keyser van Constantinopel, want dat
Ryche was da by den Greycken. Dietmar starff. Ockdaker was ouch eyn konynck van dem
volck. Ind Diederich van Berne streyt mit deme vnd sloich yen doyt ind gewan Ytalien ind
was 31 jare herre204 ouer Roym anno domini 495 jare. Hey lies Boetium entheuffden, den
wisen man. Ind Diederich van Berne lyes den pays Johannes ind Symachus doeden. Ind
sanct Jeronimus schrifft, dat eyn eynsidel sach, do Diederich van Berne eyns (20) geen
doytz gestoruen was, dat yn de zwene paese Johannes vnd Symachus in de helle barfoes
vnd bloisheufftz foyrten ind die hende hynder sich gebunden, vnd worpen ine in dat
hellische fuyr.205 Dieser rede kurtze oeuerlauffen da van schrifft Sezarien206 Eusebius viel
van in syner cronicken etc. Archadius, der vurgenante keyser, starff zu Constantinopel na
der geburt Christi 411 jare.
Sircus207 der pays reygyerde die kyrche 16 jare 11 maynt. Hey satzde, dat man der
vngelewbigen vurscreuen gheynen vp nemen sulde, sunder sy in kloister stoißen, dair sy
____________________________
a
so C+D 19, C+D 20 in
202
203
204
205
206
207
Wois - wuchs.
Geen - jäh.
Darüber konynck.
Vgl. Legenda aurea, ed. Benz, S. 970.
Eusebius von Caesarea, gemeint ist Frutolf von Michelsberg.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 35v.
174
penitencie doyn moysten, ind wat man der funde in dat ellende zu verordelen. Ind dit ys
allit geschiet inn zyt sant Seruais (30) ind sant Seuerins zyden as vurscreuen. Anastasius
wart darna pays ind reygyerde 3 jare 26 tage. Der satzde, wanne dat man dat hillige
ewangelium lese off sunge in der kyrchen, dat yedermann danne vp stayn sulde, ind wer syn
glieder nyet alle hedde, der sulde nyet priester werdenn. Innocencius wart darna pays ind
reygyerde 15 jare, 2 maynde ind 20 tage. Dieser satzde de olingen in deme steruen vnd dat
man satersdages fasten sulde etc. Sozimus quame darna. Hey reygyerde 8 maynt vnd 3 jare.
Dieser satzde,
28r dat klercken gheyn tauerne haldenn sulden etc.
Honorius208 reygyerde myt deme mynren Theodosien 15 jare. Dieser Honorius was
Thedosius sone vnd Achadius broeder. Hey in allen sydden geistlich syme vader wail gelich
Theodosien. Ind wie viel krieges ime zu fiel, so stalte er doch, dat nyet viel bluytz vergossen
wart. Dat bracht hey zu myt syner senfftmoedichheyt. Hey sprach, dat hey lieuer dode lude
leuendich wulde machen weyrt myt209 Gotz willen, dann leuendigen zu doeden. Hey starff
zu Rome vnd lyes gheyn kynt.
Theodosius der vurgenante reygyerde na Honorius dode myt Valentiniano syner moenen
son 27 jare. By den zyden erschein der dufel den judden in Moyses ge(10)stalt zu Sarepta,
ind hey geloffde yn, sy zu foren durch dat rode mere myt druge fußen. Ind sye volgeden
ind vyl erdruncken. Ind die da intlieffen, die wurden cristen. Dieser keyser starff zu
Constantinopel. In der zyt starff sanct Augustyn anno domini 425 jare.
Na sanct Seueryn wart zu Collen busschoue sanctus Euergislus210, der was archidyaconus
sent Seueryns. Syne lichnam liget zu Collen zu sancta Cecilien begrauen.
Marcianus vnnd Valentinianus reygyerden 7 jare. Dieser Marcianus was frome vnd meyrde
dat Ryche sere ind brachte widder, dat syne furfaeren in 40 jaeren gemynerta hadden. Diese
beyde keysere wurden myt verrederyen doyt geslagen. In dyser zyt wurden dye 11000
junffrauwen vur Kollen van den Gothen vnd Hunen erslagenn as vur gesatzt ys.b
(20) Zw der zyt der vurscreuen Theodosius reygyerde in Franckrych Klodoueus. Hey
verdreyff Cunibadum den konynck viz Burgundien vnd satzt die Tuyschenc zu trybute211;
van wylchem trybute busschoue Brun as na wyrt volgen Kollen dat widder aue nam vnd
vryede van aller beswerunge anno 421, in cronicka prumeyn anno domini 494.
Aquilinus, etlichen schriuen Soluius, was der vyerde busschoff zu Collen. Dyeser was in zyt
der gesellschafft der 11000 megede, as sy van Roym her vur Kollen zoegen, as geschrieuen
steit in der offenbarungen sant Elyzabetht van Schonauwe vp dem Eynrich, yem wart
offenbare dat steruen der 11000 megede ind hey sulde wes da noyt were zu der lichnam
begreffnysße etc. bestellend.
____________________________
a
b
c
C+D 19 gemynret Nachtrag von anderer Hand vnd Kollen wart balde dairna verstoyrt C+D 19 Duytschen
d
bestellen Korrektureinfügung
208
209
Folgendes bis Z. 20 z. T. wörtlich, z. T. raffend aus Königshofen, S. 382-384/C+D 330 67v.
Weyrt – wäre es.
210
Vom dritten namentlich bekannten Kölner Erzbischof, dem nur durch ein Gedicht des Venantius
Fortunatus (6. Jh) überlieferten Carentinus, berichtet Beeck nichts außer dem Namen. Auch die Cronica
presulum erwähnt ihn nicht. Genauso verhält es sich mit zwei Anekdoten zu Evergisil, die Gregor von
Tours im Liber in gloria martyrum 61 berichtet. Vgl. Dassmann, Anfänge S. 116f.
211
Vgl. Regino von Prüm (MGH SSrerGerm 50, 19): Glodoveus rex Francorum in Gallias regnat XXX annos,
Siagrium patricium interfecit, Gumbadum regum de Burgundia expulit, Alamannos tributarios fecit [...].
175
Symeneus quam darna vnd was der funffte busschoff zu Collen. (30) Leo212 der yerste wart
keyser ind reygyerde 17 jare. Der nam alle dye bylde, die hey zu Rome vant vnd foyrte sy zu
Constantinopel213 ind verbrante sy. By diß zyden hatte eyn frauwe 7 kynde zu eynre dracht.
Hey starff na Gotz geburt 474 jare. Bonifacius der pays reygyerde dry jare 8 maynde. Der
satzde, dat dye
28v frauwen den elter nyet an roeren sulden.
Celestinus der pays darna reygyerde 8 jare vnd 9 dage. Der satzde, dat man den psalmen
vur der myssen lesen sulde etc. Syxtus der pays darna reygyerde 8 jare, 9 maynde. Der
bowede unser frouwen kyrche zu Rome genant Maiore. Leo214 der pays quam darna ind
reygyerde 11 jair, eynen maynt vnd 28 tage. Der regyerde die hillige kyrche wail. Hey keyrde
Athilam, den verstoerer der kristen, myt syme gebede van Rome. Vmbe der anfechtungen
wille syns fleyschs sneyt hey yem selue syn hant aue ind vnse lieue frauwe satzde sy yem an.
(10) Zeno215, des vurgenanten keyser Leo dochter man, syn eyden, wart keyser vnd reygirde
17 jare. Der satzde viel leges keyserrechte. By diß zyden wart der konynck van Affrica
ungeleuvich vnnd vynge 300 busschoue ind lyeß dye ym gefencknysße steruen. Dieser
keyser starff na Gotz geburt anno 493.
Vmbtrent der zyt 470 as dan van Hilderico dem vyerden konyge van Franckrich vurgenant
steyt, willen wyr me van roeren. Der vurgeschreuen Hildericus216 wanne den Romeren aue
verna alle Gallia, dat ys dat lant van der Moeselen an den Ryne aff vnd vort westwart durch
Brabant vnd Franckrich. Hey kreich Collen yn. Hey verjagede yren hertzogen as vurgeroirt
ys Egidium den Romer, ind hey ersloege viel Romer zu doede in Kollen ind in dem lande.
(20) Ind achter der zyt en mochten die Romer Kollen nye yn kriegen van den henden der
Francosen. Ind die Francosen behielten Kollen yn bys zu der zyt, do dat Romysche Ryche
an die Sassen quam as nafolget vnder dem yersten keyser Otten.
Remidius der seeste busschoff der stadt van Collen. Hilarius der pays reygyerde 6 jare 3
maynde. Der satzde, dat gheyn busschoff yeme gheynen nafolger setzen sulde as
geschreuen steit 8 questio I Plerique.217
Simplicius der pays reygyerde 15 jare zwene maynt. Dyeser satzde, dat dye klercken van den
leyen nyet gekleydt sulden werden XVI questio VI Per totum.218
212
Kürzend aus Königshofen CDS 8, 384/5.
213
Randglossen: In cronica Treuerensi: Tempore Honorii Augusto anno domini 412 eo tempore Crocus rex Wandalorum
cum Sueuis et Allemanis consilio sue matris dicentis: Si nomen volueris aquirere, cuncta edificia destrue et expugnantos
interfice que meliora non potes edificare. Qui pontem Reni Maguncie transiens ipsam expugnans, Metum destruens nam
civitas muori dum recedere cogitaret corruerunt. Demum vrbem Treuerorum, vix a destructionem Grecorum respirante, cepit
et maxima eius edificia ad solum reiecit. Kürzend aus: Gesta Treverorum, ed. Wyttenbach, S. 58/59.
Civitas Agrippina et omnes civitates supra Renum nec non Parisius, Remis, Belvatum, Ambientes, Tungeris et pene omnes
civitates Gallie a Hunis sive Wandalis capte et destructe sunt tempore Marciani et Valentiniani imperatorum. Aus:
Martin von Troppau, MGH SS 22, S. 454.
Prius hic Amarto milite captus vinculatus per ciuitates quos captiuerat ductus est tum de lubrio populorum anno domini
427. Atthila rex Hunorum contra Romanos pugnat. C+D 19 setzt 32v fort: fuit in Colonia in tempora illo quidam
sater pontifex plenus [...].
214
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 37r.
215
216
Aus: Königshofen CDS 8, 385/6.
Childerich nicht aus Königshofen, vgl. Frutolf/Ekkehard MGH SS 6, 116.
217
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 37v: Hic constituit, ut nullus pontifex sibi successorem constituat, ut habetur VIII q.I.
plerique.
218
Vgl. Rolevinck ebda.
176
Felix der pays reygyerde 8 jare 11 maynde. Dyeser satzde, dat man deme, der beclaget
wurde, sych zu antwurden zyt geuen sulde 56. distinctio Orosius, 96. distinctio duo. etc.219
(30) Gelasius der pays reygyerde 8 jare 9 dage. Dieser ordinyrde den canon in der myssen
ind dye prefacie etc.
Anastasius220 der keyser reygyerde 26 jare. Zu dem sante der pais Hormisda nageschreuen
eyrwerdige boden geyn Constantinopel, dat hey oeuergeue den arrianem glouwen ind
kristen glouuen an sich neme. Do wolde hey der boden seyn noch hoeren zu hant quam
der du°nre221 ind ersloych yn zu doede anno domini 518 jair.
29r Justinus222 quam an dat Riche. Der was eyn goyt krysten man. Hey erledichte dye
busschoffe, die vmbe Christus gelouuen gefangen waren viz aller gefengknysße. By diß
zyden lies Diederiche van Berne as vurscreuen den pais Johannes hunger steruen in der
gefencknysße ind ließ Boetium entheuffden. Justinus starff na Gotz geburt 527 jare. Zw
dieser zyt223 kregenden die Francosen heren, Clodoueus kynder Theodericus vnd
Clotharius, myt den Sassen heren. Ind die Sassen quamen oeuer Ryne. So wart Ermenfrid,
eyn hertzog van Doryngen, by Zulp erslagen.
Zu dieser zyt Dagobertus konynck van Franckryche quam zu Metze mit raede der
busschoffe vnd siner ritterschaft. Synen sone Sigibertum verhoegede224 hey (10) ind gaff
yem dat lant yn ind befal yn dem busschoffe van Kollen sancto Cuniberto vnd Pippino
Angisus son. Ind syn moeder was genant Begga, sant Gertruden suster.
Zw dieser zyt was in Franckreich groiß kreich tusschen Theodericum ind syns bastart
broeder Theodebertum. Ind sy streden ind sturmeden dat slos Zulph, dar vp heya
geflouwen was ind sich nyet enthalden mochte ind floe zu Collen inne die stat. Ind hey
wart kregen ind wart beschoren ind moist eyn mu°nche werden. Ind darna nyet lange wart
hey van dem seluen broeder verfolget ind syne beyde soene wu°rden erslagen.
Justinianus225 der yerste reygyerde dat Rych 38 jare, den bekeirde Agapitus der pais van
syme vngelouuen. Dyeser keyser machte viel leges vnd keyser(20)rechte, dye hey satzde in
12 boicher, in wylchen Kollen in sunderheyt van tribute gefryet wyrt in dem buche genant
in Digesto nouo: Digestum L. forma de censibus sanctus Paulus In Germania inferiora
Agrippinenses ytalici sunt iuris etc.226 By diß keysers zyden nam dat Ryche zu an eren vnd
an gewalt an allen enden. Ind wie wail hey sere mit den boichen der keyserrechten
bekummert was, so streyt hey doch widder die vngehorsamen. In dießer zyt was in
Kryechen lant groiß sterffde. Do wart unser lyeuen frauwen fest lichtmysse vp gesatzt. In
____________________________
a
über der Zeile ergänzt der bastart
219
220
221
222
223
224
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 38r.
Aus: Königshofen CDS 8, 386.
Dunre - Donner.
Aus: Königshofen CDS 8, 386/7.
Folgendes nicht aus Königshofen. Vgl. Frutolf/Ekkehard MGH SS 6, 117/8.
Verhoehen - überhöhen.
225
Aus: Königshofen CDS 8, 387 mit Ausnahme von 12 boicher, in wylchen Kollen in sunderheyt van tribute gefryet
wyrt in dem buche genant in Digesto nono: Digestum L. forma de censibus sanctus Paulus In Germania inferiora
Agrippinenses ytalici sunt iuris etc.
226
Vgl. Corpus Iuris Civilis, Dig. 50.15.8.2: In Germania inferiore Agrippinenses iuris italici sunt unter der
Überschrift für Nr. 8: Paulus libro secundo de censibus. (Ed. Krueger 1988, S. 908/909) Vgl. auch die
Koelhoffsche Chronik Bl. 58r, wo der Satz noch ergänzt wird: Id est tributa Cesari non prestant.
177
Lumbardien was so groiße durunge, dat dye moeder yre eygen kynder aissen. Dieß keyser
starff na Gotz geburt in fridden anno 564 jare. Hey lyes zu Constantinopel sant Sophyen
kyrche machen.
Anastasius227 der pays reygierde dry jare 11 maynt. Dieser (30) pays was int yerste goyt ind
wart na verfoyrt. Symachus der pais reygyerde darna 15 jare 7 maynt. Der wasgoit ind
satzde Gloria in excelsis Deo in der myssen zu syngen. Hormisda der pays reygyerde darna
9 jare 17 daghe. Hey was goit ind spysde vnnd kleydte dye armen. Johannes228 der yerste
wart darna pays ind reygyrde 3 jare, 9 maynt, 18 daghe.
29v Dyt ys der, as vurscreuen steyt, deme Diederiche van Bern martelen lyes. Felix pais
darna reygierde 3 jare, 2 maynt, 13 daghe. Dieser satzde, dat hillige oley zu geuen den
krancken, as sie steruen sulden. Bonifacius der zweyte wart pays. Hey reygyerde 2 jare vnd
28 daghe. Der satzde, dat in der myssen de klercken van den leyen geteylt sulden syn.
Johannes der zweyte pais reygierde 2 jare, 8 maynt, 6 daghe. Hey brachte Justinianus den
keyser zu seligem leuen etc.
Agapitus229 der pays reygierde 2 jare, 11 maynt, 18 daghe. Dieser satzde, dat man
sundaghes processien halden sulde.
(10) Siluerus der pays reygyerde 3 jare, 5 maynt, 11 daghe. Der starff eyn merteler.
Vigilius der pays reygierde 17 jaire, 6 maynde, 26 daghe. Hey ouerwan de Gothen. Hey wart
verfolget bis int ellende.
Justinus230 der zweyde reygyrde 11 jare dat Ryche vnd was eyn guyt kristen man. Im
begynne auer syn wyff verfoyrt yn, dat hey boiß wart ind zu groissem vnfridden quame.
Narses was syn heufftman, dene verjagede dye keyseryn, dewyle der by ime was. Do hatte
hey gluck vnnd goyt.
Tiberius der ander keyser reygyrde 7 jare. Hey was frome vnd kristen ind dede armen
luyden viel guytz. Hey starff volle aller selicheyt nach Gotz geburt 582.
Mauritius, des vurgenanten Tyberius dochterman, quam an dat Rych ind (20) reygierde 20
jare. Hey was eyn kristen man. Hey hadde sich gesatzt widder dene pays Gregorium, des
wart hey geplaget vnd verjaget in eyn insel. Do reyffa hey Got an, dat hey hie vnd nyet
herna dieser zyt gestraifft mocht werden. Also wart Focas zum keyser. Der erfolgede yn ind
sloich dem keyser vurscreuen syn wyff vnnde kynder zu doede anno 604 jare.
Phocas reygyerde na yem 8 jare. Der hatte groissen krieg widder den konynck van Persa.
Dieser gunte dem pais Bonifacio, dat hey den tempel der affgode genant Pantheon den
Marcus Agrippa, eyn herre van Kollen, gebouwet hadde van dem schatze der van Parsien,
die hey oeuerwunnen hadde vur Gotz geburt, gewyet wart in ere unser frauwen vnd aller
hilligen. Eraclius ersloych yne ind wart keyser anno domini etc. 612 jaire. Pelagius231 der
yerste pays reygierde 4 jare 10 maynde. Dieser satzde, dat man die ketzer myt werncklicher
____________________________
a
C+D 19 rieff
227
228
229
230
231
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 38r.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 39r.
Aus: ebda., 39v.
Justinus bis Phocas stark kürzend aus: Königshofen CDS 8, 387-390.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 40r.
178
gewalt zwyngen sulde XXIII questio V.232 Johannes der dryt pays reygyerde 12 jare 11
maynde. Dieser hermachte dye kyrchhoue der merteler, die verstoyrt waren. In syner zyt
geschagen viel zeichen. Benedictus der yerste reygyerde 4 jare eynen maynt. Dieser leyt viel
verfolgunge vmbe der boißheyt willen der lude etc.
30r Pelagius der zweyte pais reygirde 12 maynt, eynen maynt. Hey sante den
nageschreuen Gregorium vmb nutze der hilligen kyrchen viz. Gregorius wart pays ind
reygyrde 13 jare vnd 6 maynde. Dit was der groiße Gregorius. Hey satzde der hilligen
kyrchen de meiste ordenunge. Hey vollenbrachte unmeislich goyt. Sauinianus233 der pays
reygyerde eyn jare ind 10 maynde. Hey satzde, dat mann doicher vp den elter legen sulde
des nageschreuen Bonifacii. Bonifacius der dyrde reygierde 8 maynde. Dieser consecreirde
den tempel aller hilligen, Pantheon genant. (10) Bonifacius der vyerde reygierde 6 jare vnd
8 maynde. Deusdedit gotgaff wart pais. Hey kusde eynen vißsetzigen myntschen, der wart
gesunt, so hillich was hey. Hey reygyerde 3 jare. Bonifacius der 5te reygyerde 5 jare 13 dage.
Hey satzde, dat man mit gewalt nyemen viz der kyrchen nemen sulde. Honorius der yerste.
Hey reygierde 12 jare, 11 maynde, hey zyrde vil kyrchen mit golde vnd mit siluer, hey dede
viel goytz.
Sanctus Cunibertus wart busschoff zu Colne anno domini 645 vnder dem keyser Eraclio
nafolgende vnd reygnyrde 40 jare. Hey bracht Soist an dat styfft van Kollen anno domini
617. Hey was sone des hertzogen van Lottringen genant Cral(20)lonis. Hey was so groiß
van namen, dat yme der konygk van Franckrich, Dagobertus, synen sone Sigibertum gen
Kollen sante, dat hey den by ime halden sulde, doegende zu leren vnd kunst. Vnd hie van
vyndet man in sant Cunibertus legende klairlichen.
Eraclius234 wart keyser ind reygierde myt syme sone Constantino 31 jare. Zu dieser zyt wart
dat hillige kruytz erhauen, des hoegetzyt235 man zu herbst begehita. Dat des hilligen cruytze
historien klaire begrifft vnd ynhelt.236 Inn dieser ziet wu°rden alle Judden in Franckrych
kristen. In dieser zyt leuede Machemet237, der der heyden seckte an hoiff, die weren sal als
Erecleab schryfft 663 vnd bis zu der zukunffte Antecristi. Dieser keyser starff na Christi
geburt 642 jare.
(30) Constantius238, Eraclius sone, quam an dat Ryche. Ye dat hey vyer maynde reygirde,
vergaff239 yem syn stieffmoeder Martina myt vergifft vnd sy vnderstoynde zu reygyeren myt
yrem sone Heraclonas ind reygyerden wenich me danne zwey jare. Des mochten die herren
van Constantinopel nyet lyden ind fyngen moeder ind sone ind sneden yn beyde dye
zungen aue ind dem sone dye nase aue ind liessent sie in der gefengcknysße steruen. Ind
dye Kriechen machten Constantinum, des vurscreuen Constantius son, zum keyser ind was
der 59. keyser.
____________________________
a
b
C+D 19 begheit C+D 19 Ericlia, C+D 22 Eraclia
232
Corpus iuris canonici C. 23 q. 5 c. 45. Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 40r: Iste Pelagius statuit, quod haeretici et
schismatici debeant per secularem potestatem arceri, XXIV q. v. relegentes, et plura alia.
233
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 41v.
234
Aus: Königshofen CDS 8, 391-393 mit Ausnahme von die weren sal als Ereclea schryfft 663 vnd bis zu der
zukunffte Antecristi.
235
Hoegetzyt – Fest.
236
237
238
239
Vgl. Legenda Aura Nr. 130: De exaltatione crucis.
Mohammed.
Aus: Königshofen CDS 8, 393.
Vergaff – vergiftete.
179
30v Constans240 quam an dat Ryche anno Domini 644 ind reygierde 26 jare. Deser sante
pais Mertin in dat ellende. Zw dieser zyt Pippinus, eyn hertzogk van Collen, van ingeuen
sancti Amandi des hilligen busschoff van Tricht, styffte eyn kloster zu Nyeuel, da hey syn
goit hyn gaff ind machte sant Gertrudt, dye syn dochter was, eyn abdisse dar ouer. Dieser
keyser Constans wart in Sycilien von den synen in eyme bade erslagen. Zu der zyt wart
Angisus dera vurgenanten Pippinus des groissen vader erslagen, ind syne hußfrauwen
Begga, sant Gertruden moeder, machte eyn kloister ind gaiff sych ind yr goit dar yn zu
Andauense.
Nu willen wyr vort sagen van den Francosen heren, dye Kollen ynne gehat hauen ind
den stam vurschreuen vurder verkleren van Pippino, da wyrtb gelaißen hauen
[Stammbaum von Pippinus der groiße eyn hertzoch zu Collen bis zu Karolus der groisße
Roymsche keyser incl. deren Frauen.]
31r
[Bild konynck Pippin und weiterer Reiter]241
Vp eyn zyt242 anno domini 714 wart Pippinus der großze kranck ind syne lieve sone
Grimoaldus quam in zu visiteren, do hey vp der Moselen in eyme dorp kranck lack. So
gynge der sone Grimoaldus yrste in die kyrche vnd viel in syn gebete, wilich kyrche gewyet
was in ere sanct Lambertz, der da vmbe des Pippinus willen gestoruen was as nafolget. So
quam eynre
31v genant Rangario, der herstachc van hynden zu den konick Grimoaldum zu dode.
Pippinus sin vader wart wieddervmbe starck. Ind alle die yhene, die zu syns suns dode rait
gegeuen hadden, lyeß hey alle doden. Ind in stat syns lieuen elichen suns Grymoaldum, den
er hatt mit der hilligen vrauwen sant Blytart, zu latine Plectrudis, eyn styfftersse des
gotzhuys sanct Marien Malsbulchel, so wart Pippinus bastartz sun, den hey van eyme bolen
hadde, genant Theodaldus, mit Dagoberto dat Rych von der kronen van Franckrych durch
Pippini yn gegeuen. Inn dem seluen jair wart Pippinus widdervmbe kranck vnd starff in
fridden. (10) Item dieser vurgenante Pippini, huiswyrt243 der hilliger frauwen Plectrud, was
konynck in Franckrich ind hadde das hertzichdom der stat Collen ynne. Do was sanct
Marien kyrche syn burch. Hey was gluckich in allen striden. Hey reygyerde Franckrich mit
groißer wyßheyt ind die lande, die yme zugehoirden. Hey was eyn groiße beschirmer der
hilligen kirche, widdewen vnd weysen beschyrmde hey. Hey hyelde grossen fridden vnd
gerechtigkeyt, so dat alle nacien der Greicken, der Romer in der Lamperder zuflucht in
____________________________
a
b
c
sic! Berlin 54r do wir id gelossen C+D 19 erstach
240
Nicht aus Königshofen bis auf folgenden Satz: Dieser keyser Constans wart in Sycilien von den synen in eyme bade
erslagen (C+D 330, 72).
241
Randglossen: Pippinus prius dux Francorum multas victorias habuit et Frisones superavit. Fuit fide catholicus et ecclesie
dei specialis defensor verum in uno excessit quod adulterium conmisit ad tempus. Hic habuit castrum Colonie quod dictum
fuit Capitolium et est nunc ecclesia beate Marie, quam venerabilis Plectrudis regina Francie uxore ipsius fundavit et cultui
regio exornavit. Idem Pippinus Frisones ad fidem duxit. Identisch: Rolevinck, Fasciculus, 44r.
Anno domini 751 Pippinus rex in Saxoniam iter fecit et Hiltegarius Coloniensis episcopus occisus est a Saxonibus in castro
quod dicitur Wigberch et tamen Pippinus rex victor extitit et pervenit usque ad locum qui dicitur Rimie et reversus est in
Francia etc. Identisch: Regino, SSrerGerm 50, 44.
242
Für den folgenden Teil bis 32r Z 30 vgl. die Annales Mettenses Priores (MGH SSrerGerm 10, 19 ff.).
243
Huyswirt – Ehemann.
180
legaten zu yem santen, des gelich die Vngeren, Slauen vnd heyden. Syn geruchte244 van
groisser wißheyt vnd gerechtigkeyt gynge durch alle die werlet. Man brachte yem groisse
gaue. Hey brachte (20) vnder sich Sassen, Friesen, Duytschen, Beyren, Gasskonyera,
Brytanien. Hey halp dem pais ind zwanck die vngehorsamen der heilligen kirche.
Item hey betwanck die Friesen vnd brachte sy zum hilligen glouuen ind verjagede
Rathbodum yren hertzogen. Hey name in dem lande eynen groißen rouff245 vnd zouch
widder heyme. Drogo, syn yerste sone, starff ind liget zu Metze zu sanct Arnulphus kyrche
begrauen. Ind Grimoaldus name zu eynre elichen husfrauwen des hertzogen dochter van
Friesen Rathbodi.
Item so Pippinus as vurscreuen starff, do was Drogo syn son doit ind auch Grimoaldus.
Do hatte Pippinus syme vnelichen soene dat Rych gelaißen, (30) Karolus Martellus, want
hey eyn weydeliche246 strytbar man was. Do was die hillige frauwe Plectrudis geneyget vnnd
gunstich yrs su°ns kynde Theodaldo, Grymoaldus soene, ind hedde lyeuer geseyn den
gewalt yrem rechtem bloede vnnd stamme. Herdurch wart die hillige frauwe Plectrut sere
hoe beswert van Karolo Martello, deme vnelichen soene. Ind hey name dem rechten eruen
Theodaldo die gewalt, want hey jung vnnd vndogelichen247 sulcher gewalt was. Hey quam
zu kriege ind streyt myt
32r yem, so dat Theodaldus mit wenich folcks intquam ind kurtz darna starff hey inn
groisser vnscholt. Vnd in syne stat quame Ragenfredus van dem groissen huys van
Franckrich vnder deme konick Dagoberto. Dieser Ragenfredus machte eyn verbunt mit
dem verjaegden hertzoch der Friesen Rachbode ind quamen widder den Karolus in dat
kolsche lant. Van Nydden vp bys an dye Mosel woisten sie dat lant alle. Ind geschach dat
zweyte jare na Pippinus doyt. Karolus wart heyr der lande Austrasia, dat ys tusschen Maese
vnd Ryne vnd van der Moeselen van Metze nydderwart durch dat stifft van Kollen bys in
die see. Also kreich Kollen do Ka(10)rolum Martellum zu eyme herren. Hey was auch here
des groissen Karls vnd darvmbe, dat hey in rechtem kriege der kyrchen goyt gebruycht
hadde, wart hey verdoympt248. Wer hie van klare lesen wyl, der lese die Cronica van
Ffranckriche.
Item Hilpericus249 der konynck van Franckrich verbant sich mit Ragenfredo ind in
verdrous, dat hey eyn nafolger syns vader syn sulde, so wail nare eruen waren. Ind sie
quamen in Austrasia ind in Ardenien inde deylten yre herr in viel enden. Zu leste quam
Hilpericus vur Collen ind wolde Karolo die stat aue wynnen ind hey belachte die statt. Auer
eir hey dar vur quame, hadde hey myt Karolo eynen groissen stryt gehat (20) by Ardenien
in eyme dorpe genant Amblaua. Do quamen Hilpericus luyde inde fluycht eyn deyle doyt,
die ander quamen in des vurscreuen dorpes kyrche vnd kyrchhoffe, den doch Karolus nyet
endede ind die fryheyt der kirchen genyessen liesse. Also floe Hilpericus myt dem
verwunten her as vurscreuen vur Collen indb belachte diec stat. Karolus, do hey den stryt
____________________________
a
b
c
C+D 20, 23 Gaffkonyer, C+D 19, 22 vermutlich Gasskonyer ind fehlt C+D 20, aber C+D 19 C+D 19 dat
244
245
246
247
248
249
Geruchte – Ruhm.
Rouff – Raub.
Weidelich - tüchtig, stattlich.
Vndogelichen – untauglich.
Verdoympt – verdammt.
Für diesen Absatz vgl. Liber Historiae Francorum (MGH SSrerMer 2), S. 326/7, und die Annales Mettenses
priores ad a. 716/717.
181
gewunnen hadde, bleiff hey in der art, myt der bute250 ind goede zu deylen, dat hey do
gewonnen hadde. Indes so Hilpericus Collen belachta hadde ind nyt na syme willen
gewynnen kunde vnd auch die zukunfft Karoli besorgede, do ließ hey myt den burgeren
der stat deydingen ind name eyne somme geltz van yn vnnde floe van dannen, so hey
alleryerste mochte.
(30) Noch van dem hertzogen Pippini, here zw Collen
Pippini der vurgenante hertzoch von dem groissen huse van Franckrich hatte eyn burch zu
Collen, da nu sant Marien kyrche Malsbulchel liget251. In der zyt des drytten Constantini do
erscheyn Lotharius, konynck van Franckrich, der eynen sone hadde genant Dagobertus, der
na syns vader doyt besas vnnd besatzde dat Francose Riche in dry deyle. Hey was der
allerstargkste konynck van Ffranckrich, as eyn vermere des Richs strengelichen
32v der kirchen goyt zu behalden ind mylde den armen myt zu deylen, vrydde setzende
inn alle syme Ryche ind alle syn folcke dat foyrchte yn ind as Salomon besas hey syn Ryche
in fridden. Diese wart geboren von der konygynne Mathildis, die da was van dem geslechte
der Sassen. Sye hadde zwene soene, der elste genant Sigibertus, den sante sy dem
ertzbuschoff zu Collen sancto Cuniberto ind deme hertzogen van Collen Pippini, der da
reygyrde Austrasia tuschen Maese, Moesell vnd Ryn. Der jungste genant Clodoueus den
behyelten sy by yn. Dieser hertzog Pippini was hertzog van Lotryngen ind was sante
Gertruden vader, wylche sant Geyrtrudt machte (10) vnd fundeyrde dat kloister zw Nyeuel
ind hadde eyn suster genant Begga, Angisus huyßfrauwe, der eyn sone was sancti Arnulphi.
Der Arnulphus wart eyne herremyte ind darna gekoren busschoff zu Metz. Diß Arnulphus
vader was auch Arnulphus genant van deme bloede ind stam Lotharii, des vurgenanten
konynckes van Ffranckrich. Ind want man fyndt dat verfolch in der kronicken van
Ffranckrich van deme vurscreuen Pippini van dem wilchem der groiße konynck Karle
konynck van Franckrich ind darna Romysche keyser geborenb wart zu verstayn, dat Begga
Pippinus dochtere van Angiso des hertzogen eynen son kreich, der was der zweyde Pippini,
der genant wart der groue off groiße, der yn dem Francosen riche die (20) heirlicheyt
hyelde, die waren genant van deme groißen huse van Franckrich. Ind dat was der yerste
stait na der konyncklicher wyrdicheyt, dye den groisten vnd meysten dynste des Rychs
hadden ind waren da myt zufridden, dat sie den namen hadden. Der zweyde graue Pippini
schoiff van Alheyt genant Alphaida, des hertzogen Dodonus van Ardanien susteren, eynen
son genant Karolus Martellus, der eyn yerste hertzog was van Brabant, eyn mechtich
strytbar man. Ind vmbe dat der vurgeschreuen Pippyn syne ee brach myt Alphaida straifft
yn sanct Lambert, ind hey bekyrde yn. Des dede Dodonus der hertzoch vurscreuen
Alphayden broeder sanct Lambert doyt slayn ind starff eyn merteler. Der Karolus Martellus
hadde zwene sone, (30) der eyn was genant Karlomannus, der ander Pippinus, der drytte
genant eyn twerch off der kleyne Pippini, Nanus syn name, der na der zyt, do die konynge
van Ffranckrich verdreuen waren, in der kuyr der oppersten fursten van Franckrich wart
hey mit vrlouff252 des pays Zacharie konynck gekroynt in Franckriche ind van sanct
Bonifacius, busschoff zu Mentz geconsecreyrt. Dieser Pippini kreych eynen sone, dat was
____________________________
a
b
so C+D 19 36v, C+D 20 belachte so C+D 19 37r, C+D 20, 22 gekoren
250
Bute - Beute.
251
Vgl. Alexander von Roes, MGH Staatsschriften I,1 S. 118: Pipini vero maioris domus principale domicilium erat
in Colonia Agrippina in loco, ubi nunc est monasterium, quod dicitur sancte Marie in Capitolio.
252
Vrloff - Erlaubnis.
182
Karolus Magnus, der Romysche keyser darna wart.
Item as vurscreuen der yerste Pippini was goit genant van landen eyn stetgin253
33r by Loeuen inn Brabant ind was der vurgenanten Beggen vader, die Angisus wyff was.
Ind der Pippini hadde eynen sone genant Grymaldus viz dem groissen huse van
Franckrich, as in der historien van Franckrich klare steyt. Ind hadde noch eynen sone
busschoffe zu Tryere, as in der tryerschenn hystorien steyt. Hey was eyne hertzog von
Lotryngen, die nu gesacht off genant wyrt hertzoch van Brabant, want Lotryngen ys by
Louen in Brabant gelegen. Ind daby liget Nyuel, da sanct Gertrudt das closter styfft ind
begrauen lyget. Dys Pippinus vader was genant Karlomannus van Hasbania ind hye viz wirt
das begyn der kronycken van Brabant gesatzt.
(10) Item Plectrudis as vurscreuen was der zweyden Pippinus hußfrauwen. Sie was
konyngynne vmbe irs mans willen as in der kronicken van Tryer steyt. Sie was edel ind
hadde die burch zu Kollen ynne, da van sy na dode yrs mans sant Marien kyrche van
machte by dem Malsbuchel genant Capitolium, da sy inne hoeger wyrdicheyt begrauen
liget, selue gestyfft vnnd fundeyrt hait.
Ithem der vurgenante konynck Pippini hadde zu Duren in der stat eyne vergaderunge aller
genoissen van Franckrich anno domini 761 vmb vrber254 vnd nutz zu raden der kronen van
Franckrich myt vil herren vnd fursten. Der gelichen vergaderunge zu Wormß anno 764.
(20) Hey starff anno etc 68 ind liget zu Parys in sanct Dyonysius kyrche.
Seuerus255 pais eyn soes man vnd eyn lieffhauer der geistlicheit 1 jar. Johannes der vyerde,
hey was frome vnd styffte viel goytz 1 jare. Theodorus pays der yrste, bouen alle
barmhertzig vnnd mylde 6 jare. Martinus pais der yerste, hillig vnd leyt viel vmbe kristen
glouuen 6 jare. Eugenius pais der yerste was van godem leuen reygyrde 2 jare. Vitilianus
pais reygierde qualich 14 jare anno domini 654. Deodatus pais was eyn goedich man, hey
reygyerde 4 jare. Demus pais reygyerde 3 jare.
Der achte busschoff van Kollen was genant Bocaldus.256 Der reygirde (30) vnder dem
konynck van Franckrich Sigiberto. Der nu°ynde was genant zu Collen busschoff Stephanus
vnder Theoderico konynck van Franckrich. Der zeynde busschoff van Collen Baldewinus
vnder dem vurgenanten konynck. Der eynlffte was genant Gyso vnder dem konynck van
Franckriche Ludwico dem dritten vnd vnder konynck Hylderico dem yersten. Hey liget
33v begrabenn zu sanct Seueryne zu Collen. Der 12. bischoffe zu Kollen genannt Anno
vnder dem zweyden konynck van Franckrich Dagoberto. Hey liget zu sanct Seueryne
begrauen. Der 13. bischoff was genant Pharamundus vnder dem vurgenanten Dagoberto.
Der 14. was genant Agilolphus vnder dem konynck van Franckrich Reginfredo vnd
253
Ab Z 15 Randglosse: Pippinus pater Karoli magni teutonicus dux Agrippinensis in regem Francorum fuerat inductus.
Karolus magnus et omnes reges posteriores teuthonici fuerunt aliter non fuisset imperium in Germanos translatum unde prius
illam translacionem mansit hereditarium in styrpe Karulorum usque ad Conradum primum, qui moriens transtulit ad
Saxones Hinricum primum patrem Ottonis primi ubi mansit hereditarium usque ad Ottonem tertium quo sine heredibus
defuncto omnis pertinentiae facta fuerat querimonia, que ex imperio hereditario principes et provincie premerentur unus et
totius Alamanie et infinitiuarum terrarum per maximo parliamento congregacio. Ab omnibus fuerat statutum, que rex per
sacri imperii officiatos imperpetuum esset eligendus scilizet Maguntinensis, Treuerensis, Coloniensis quelibet imperii fit
cancellarius horum et fit palantinus dapifer, dux portitor ensis, Marchio prepositus camera, pincerna Bohemius, hii statuunt
Dominum cunctis per secula dominum. Vgl. Martin von Troppau (MGH SS 22, S. 466) und Rolevinck
(Fasciculus, 52v), bei dem sich die letzten Zeilen finden mit dem Hinweis, diese seien aus Vincenz von
Beauvais zitiert.
254
Orbar - Nutzen, Vorteil.
255
256
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 42v.
Erzbischöfe Bocaldus bis Ricolphus aus: Cronica presulum, 6-8.
183
Hilderico vnd Karolo Martello, Pippinus sone, hertzoch van Kollen, sanct Plectrut man.
Der Karolus sante diesen busschoff zu Collen vmbe fridden zu machen van synen wegen
as hey dede. Do wart goitfridde vnd geschagen myrackel zu der zyt. Dyese byschoff liget
begrauen bynnen (10) Collen zu sante Marien grede. Der 15. buschoff genant Rangefredus
vnder Theoderico secundo vnnde Hylderico dem anderen. Der 16. was Hildegerus vnder
dem drytten Pippino konynck van Franckriche. Dieser busschoff halp Pippino ind zogen in
Sassen. Sy hadden do eynen groißen stryt vur dem berge genant Wynberch anno domini
751. Pippinus wan den stryt ind der buschoff wart doyt geschlagena. Der 17. was genant
Berchelinus, besas den stoil 10 jare vnder dem eegenanten Pippino. Der 18. busschoue zu
Colne genant Ricolphus vnder dem groißen (20) Karle reygyerde 22 jare.
Justinianus257 der ander reygyrde 10 jare. Dieser keyser was eyn wyse man vnd meyrde dat
Ryche vaste. Zu leste dede hey viel widder den pais ind widder die geweldigen, so dat hey
verhast wart. Ind hey intsatzde Leontium, den oeuersten heufftman oeuer dye rytterschafft.
So hey entsatzt wart, sloege hey sich zu viel fursten vnd heren, so dat der keyser gefangen
wart ind Leontius snyet dem keyser die nase aue ind die zonge ind sante yn in dat ellende
zu Zersonen. Ind hey quam an dat Ryche.
Dyeser Leontius genant Leo keyser der ander reygierde dry jare. Den vynge Tyberius ind
sneyt yem ouch die zunge ind nase aue. Ind versante yn in dat ellende ind berouffde yn des
Rychs ind quam an syne stat anno domini 700.
Tyberius der drytte reygierde 7 jare. By dieß keysers zyden was Justinianus der vurgenante
keyser noch in deme ellende258 zu Zersona. Ind hey sprach, dat hey getrouwede noch
widder vmbe an dat Ryche zu komen, der wort halbenb wolde yn dat folck da erslagen
hayn. Do floe hey von dannen zu dem konynck van Tu°rcken. Der gaff yme sin suster zu
eynem wyue, wie wole dat hey zunge noch nase enhadde. Ind mit syner hulpe quam hey
widder an dat Ryche vnd hey raichec sich an synen vyanden.
34r Ind ließ die statt Zersona wynnen, dye yne doden wolden, ind dat folck alle doyt
slayn vißgescheiden die kynder. Ind zu leste wolde hey die kinder ouch laißen doeden. Do
kore dat folck yn deme lande eynen fremden man zw eyme keyser genant Philippus, der
foir geyn Constantinopel ind ersloege den keyser vnd syn soene ind behylde dat Ryche.
Hie259 viz man schynberlichen260 myrcken mach, wat groisser oeueldayt dat sy, sych zu
gewalt off ouerschafft zu dryngen, so man dartzu geboren noch wyrdicklichenn nyet
gekorenn wyrt. Hedden sye Plutharcus, Traianus meister, lere gefolget, as vurscreuen van
Traiano geschreuen steit, so enhedden die zweyn naesen (10) noch zungen verloren vnd
were der groisse mort an yn vnd an dem armen folck zu Zersona nyet geschiet. Hedde
Lucifer ym hymmel des lasters myt synen gesellen ledich bleibend, so weren sy nyet in dat
ellendige verdampnysse gefallen. Darvmbe synt diese verkyerdee myntschen, die sich zu
oeuerschafft off gewalt dryngen, gesellen der du°uele, want man schynberlichen fyntf, dat
mort, jamer ind noit da van kompt, ind selden steruen sye goitz doyts. O hellische
blyntheyt, da so viel boßheyt ynne gelegen iß ind so gemeyn in steden vnd landen ys!
Darvmbe wirt dat gemeyn goyt oeuel reygyert. Gode sy dat geklaget.
____________________________
a
b
c
d
e
f
C+D 19 geslagen C+D 19 haluen C+D 19 wraich C+D 19 bleuen C+D 19 verkeyrde C+D 20 und 22 fnyt
257
258
259
260
Justinian bis Tiberius aus Königshofen CDS 8, 395/6.
Ellend – Fremde, Ausland.
Rest des Absatzes nicht aus Königshofen.
Schynberlich – offensichtlich.
184
Bonifacius261 der pais reygyrde 7 jare, 2 maynde anno domini 674. (20) Agatho der pays
reygierde zwey jare, 6 maynde. Leo der pays reygyerde dry jare, 10 maynt. Benedictus der
pais reygierde zwey jare, 10 mant. Johannes der pais reygyrde 1 jar, 10 daghe. Seno
reygierde payschdu°m 2 jare, 11 maynt. Sergius der pays reygyerde 9 jare, 8 maynt. Leo262
der pais reygirde 2 jaira, 11 maynt. Johannes der 6. pais reygierde zwey jare, 2 maynt.
Johannes pais der 7. reygierde 3 jare, 7 maynt. Sinsinius der pays reygierde 9 maynt dage.
(30) Constantinus der yerste pais reygyrde 7 jare, 15 dage.
Item diese paese vurscreuen sint alle gewest bynnen der zyt zu begynne van dem keyser
Constantio bys zu Justiniano anno domini 704 jare. Zw dyser zyt starff in Franckrich
Karolus Martellus ind wart van dem hilligen man Eucherio in der hellen geseyn, dat hey
verdampt wart alleyne vmbe der sachen wille, das hey zu noytturfft synre vrloege vnnd
krege der kyrchen guyt gebru°cht hadde. O wie wenyche
34v wyrt dyt gescheuwet van cristen furstenn vnnd herren.
Karolus Martellus263 vurscreuen starff ind lyes dry soene: Pippinum, Karolum vnd
Gryffonem. Gryffo quam in eyn closter ind Zacharias, der pais, machde eynen munche dar
viz in deme berge Cassino. Pippinus van dem groißen huse van Franckrich, hertzoch zu
Collen vnnd zu Trere, der behielde de kroyn vnd Ryche van Franckrich. Hyldericus, der
eyn konynck was, der was vndoegeliche dartzu, dan hey reygyrde mit dem namen ind nyet
myt den wercken. Darumbe wart hey aue gesatzt durch den pais Zacharie vnd Pippinus
wart konynck vnd durch Bonifatium, buschoff zu Mentze, gekroynt ind (10) gesaluet anno
domini 757. Constantinus keyser sante yem große gauen. Dyeser Pipinus durch bede
Stephanus des pays zouch hey in Lumbardien ind belachte Hastolfum, der kyrchen van
Roem fyant in Rauenna, ind zwanck yn, der kirchen goyt widder zu geuen. Darna zouch
hey wiedder heym ind streitt in Aquitanien wydder Wyfarium den hertzogen, den hey ym
stryde doyt sloich. Darna zoich hey zu Parys ind starff anno domini 769, 8. kalenden
Octobris.
Philippus264 keyser der ander, der was eyn ketzer an dem glouuen. Hey geboyt, alle
kristliche gemeylize zu dylien. Die Romer enwolden syne mutzeb nyet vp nemen. Dysen
vyeng Anastasius ind stach ym die ougen viz (20) vnd stieß yn van dem Ryche. Hey
reygirde eyn jare vnd 6 maynde.
Gregorius pays der zweyde reygyrde 16 jare 8 maynde. Der ordynyerde Willibrordum zu
eyme ertzbusschoff. Hey bekyerde die Fresen as vurscreuen. In dieser zyt reygyrde Kollen
Pippinus, des grossen Karls vader, der eyn hertzoch da was ind na wart konynck in
Franckriche. Zu diesen quamen genfaren widder stroum zu Collen die zweyn Erwelde
hilligen, die Pippinus zw sant Cunibertz lies eyrlichen begrauen.
Anastasius der ander reygyrde dry jare. Der was boese in allen dyngen ind dar wart van syns
selffs herr eyn ander erkoren zu eyme keyser, genant Theodosius. Der ouerwant
Anastasium ind machte inn zu eyme priester.
(30) Theodosius265 der drytte reygyerde eyn jare. Hey was eyn guyt man inde hadde dat
____________________________
a
b
jair fehlt C+D 20 Lesart unklar, C+D 19 muntze
261
262
263
264
265
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 43v.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 44v.
Nicht aus Königshofen. Vgl. Legenda aurea, ed. Benz., S. 969/970.
Gekürzt aus: Königshofen CDS 8, 396/7.
Folgende Kaiser bis einschließlich erste Zeile von 35v aus: Königshofen CDS 8, 397-401.
185
Ryche oitmoedichlich. Des was eynre genant Leo eyn geweldiger, der was dem Theodosio
gehasse darumbe, dat hey synen oemen Anastasium van dem Ryche hatte gestoyßen ind
kryegde mit dem keyser zu lest. Do vynge Leo diß keysers sone vnd wolde yn gedoyt
hauen. Do wart gedeydingt, dat Theodosius dat Ryche vp gaff in Leones hant. Ind yem
wart syn sone widder ind Leo quam an dat Riche. Dieser Theodosius vnd syne sone
wurdent darna beyde priester vnnd foyrten eyn selich leuen bys inne yren doyt.
35r Der achtindseßichste keyser, der dritte Leo myt syme sone Constantino reygyerden
25 jare. By dieser zyt quamen die heyden gen Constantinopel inde belagen die stat dry jare.
Darna foren sy van dannen vnd namen myt, wat yn werden mochte. Inne dieser zyt stunde
vp eyn grosse geselschafft vnder den heyden, die quamen in dit land ouer mere vnd
gewunnen viel stede. Die verdreiff der konynck van Franckrich mit hulpe der Lamparder,
so dat yr erslagen wurden me dann 300 dusent. Darna starff der boese keyser Leo anno
domini nach Gotz geburt 741 jare.
Constantinus, Leones sone, der funffte reygirde 25 jare. Dieser was (10) alle syne dage eyn
boswicht. Hey was eyn zeuberer vnd eyn vnkuyscher. Hey wart genant der oeuertreffende
boese keyser. Hey starff zu Constantinopel vol aller boißheyt. By diß zyden name dat
Ryche zu Constantinopel sere aff, want die heyden wunnen den Greicken yre stede aue vp
gynsit des meres. Ind die herren van Franckrich namen an sich duytsch vnd welsche lande
etc.
Leo der vyerde der 70. keyser, des vurgenanten Constantinus sone, reygierde 5 jare. Der
was zum yersten fromme vnd dede der kristenheyt grois guyt, zucht vnd ere. Darna wart
hey ghyrich vnnd starff an dem febres anno domini 780.
(20) Constantinus der seste, Leones sone, reygierde myt syner moeder Hyene 10 jare. Der
styeß sin moeder van dem Ryche, dat rach sy vnd stach yem die augen viz. Zw diesen
zyden verloyr de sonne yren schyne vnd quam eyn dinsternisse, werde 17 dage.
Hyena266 die moeder reygirde ind stach des vurscreuen keysers sone auch die ougen viz, vp
dat sy nyet gerochen267 wurde, dat sy dem vader geblendet hedde. Sie heyrschede alleyne 5
jare zu Constantinopel. Zw dissen zyden was groisse vnfridde zu Rome ind in Lamparten,
ind Rome gehoyrt vnder dat Ryche der Kreichen zu Constantinopel. Ind sie waren zu verre
van Rome gesessen de Greicken ind mochten den Romeren nyet (30) zu hulpe komen. So
machten die Romer myt hulpe des pais auch eynen keyser by yn, der sy beschyrmen sulde.
So wurden zwene keyser in der kristenheit, eynre zu Constantinopel, der ander zu Rome as
noch bys anno 1460 gewest ys. Nu wolde der groisse Karle die keyserynne Hiena zu eyme
wyue genommen hauen, vp dat die zwey rych zw eyme wurden. Dat wolde dye keyserynne
hayn gedayn. Da wart sie van den Kreichen gefangen ind yn eyn kloster gestoißen ind wart
an
35v yre stadt gesatzt Niceforus keyser, der reygyrde 9 jare anno domini 791.
Gregorius268 der drytte wart pais anno 734. Dyeser name Karolum Magnum zu hulpe der
hilligen kyrchen widder die Lumbarder. Hey reygyrde 10 jar vnnd 8 maynde.
Zacharias wart darna pais anno domini 744. Der was frome. Hey satzde Hildericum, den
konynck van Franckrich, affe ind satzde in inne syne staidt Pippinum vmbe redelicher
sachen willen. Myrck wie mechtich die hillige kyrche do was, vmb redelicher sachen willen
266
267
268
Irene.
Gerochen – gerächt.
Folgende Päpste aus: Rolevinck, Fasciculus, 45v ff.
186
den rechten erben van der kronen zu setzen, vnd eynem anderen dat Ryche zu geuen as
geschrieuen ys (10) in den 15 fragen der funfften capittel alius.
Stephanus wart darna pais ind reygierde 5 jare 28 dage. Hey was fromme vnd frunt der
armen. Hey kroynde Pippinum, der eyn hertzoch zu Collen was269, den vurgenanten zu
eym konynck van Franckrich ind sante yn wydder die Lumbarder, die der hilligen kyrchen
gehorsam zu machen. Hey brachte dat Ryche der Greicken zu den Francosen as
geschrieuen ys van der erwyrdigen kuyr inne geystlichem rechte270.
Paulus der yerste, eyn Romer, eyn hillich man vnd mylde. Des nachtes myt weniche
knechten soickt hey armer luyde huyß, die hey spysede vnnd was eyn recht nafolger sancti
Pauli. Hey reygyerde 10 jare vnnd eynen maynt.
(20) Constantinus der zweyde, eyn Romer, reygierde zwey jare, eynen maynt. Hey was eyn
leye ind wart snel priester gemacht. Tyranlich quam hey an dat paisdum, ind myt groissen
schanden besaße hey den stole. Hey wart auegesatzt vnd die ougen wurden ime viz
gestochen. Hey was der funffte beru°chtichde pais van sanct Peter bys zu dieser zyt.
Stephanus der drytte reygyerde dry jare 5 maynde. So wat der vurgenante Constantinus
geordineyrt hadde, dat hermachte hey widder in eynre vergaderungen der kyrchen prelaten.
Adrianus271 der yerste, eyn Romer van groissem geslechte vnnd mechtig vnd na
werentlichen eren der groiste dera vurgenanten. Hey was rych vnd (30) hermachde der stat
mu°ren van Roem. Hey hyelde zwey consilium durch Karolum. Hey reygyrde 24 jare.
Niceforus272 der keyser reygierde 9 jare zu Constantinopel. By diß ziden vergynge dat Riche
zu Constantinopel. Hey streyt myt den heyden vnd wart erslaegen ind Mychael, syner
dochter man, quam an dat Ryche, der 73. keyser.
Michael reygyrde zwey jare. Hey was eyn guyt cristen man. Hye was allen luyden lieff vnd
geneme ind machde die mit gauen rych, die syn furfaren arm hadden gemacht. Hey
ersuchte vil stryde ind gaff dat Rych
36r wyllichlichen off ind wart eyn mu°nche. Ind Leo, eyn junich furste, wart keyser zu
Constantinopel. Darna koren sy vnder sych keyser, auer dye Romer kriegen den gewalt
gantze.
Leo der drytte, eyn pais hillich vnd mylde. Der zouch zu Karolo in Franckriche ind Karolus
Magnus zouch myt yem zu Rome ind strayffde dye vyande der kyrchen, ind dab entfeinge
hey die keyserkrone. Hey reygirde 20 jare vnd 5 maynde.
Karolus273 der Groisse quam an dat Romysche Ryche in dem jare, as man zalte na der
gebuyrte Christi achthundert vnd eyn jaire ind reygyrde 14 jare vnnd eynen maynt.
Hey wart dat Ryche van den Greicken zu den Francosen gekeyrt durch den hilligen pais
Leo den dritten myt eyndrechtigem volbort der Romer von rechter noyttu°rfftig sachen
durch lange gedolt der hilliger kyrchen in langem beyden der Greycken besserunge, aber
so sie van der yersten myldickeyt abe namen wu°rden sye verlaissen
[Bild Herrscher mit Stab auf Thron]
____________________________
a
b
C+D 20 dem so C+D 19, C+D 20 der
269
270
271
272
273
Herzog-Angabe nicht aus Rolevinck.
Vgl. Corpus iuris canonici X 1, 6, 34.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 47r.
Aus: Königshofen CDS 8, 401. Ebenso der folgende Michael.
Aus: Königshofen CDS 8, 402.
187
Dieser Karolus, genant der Groiße, so hey 33 jaire inne Franckriche regnyert hadde, wart
hey zu eyme Romischen (20) keyser gekoren vnd reygierde 13 jare ind starff zu Aiche. In
der cronicka van Ffranckryche is beschrieuen, dat dyeser Karolus zouch in Gaßkonien myt
großem volcke vnd Hu°naldum, der da widder ine gewest wz bestreyt hey, vnd mit der
hulpen Gotz gewann hey Aquitanien vnnd Gaskonien ind zouch vort zu Kollen in die stadt
viz der hey vil burger,274
36v wail ertzuget vnnd gewapent myt deme, dat yn noyt was, myt yme nam. Vnd zouch
vp dat wasser genant dye Rona vnd machde yem da eyn burch genant Fronticus in latine.
Item Karolus vurgenant zouch myt groißem folcke in Hispanien vnd quam zu der stat
Pampilona vnd hadde viel Burgongen, Lombarder vnnd Beyeren myt yem vnd zouch da
myt vort vnnd bestreyt dye heyden vnd Saraceni etc. Dyt vernamen dye Saßen, dat Karolus
so verre van lande was, der viel jare myt in gekriegt hadde, vnd viz raede yrs hertzogen
Wytgins zoegen sie viz vnd streuffden, rouffden vnd (10) plunderden dat ouer rynsche lant
bys zu Dutze zu der burch ingayn Kollen oeuer.
Item Karolus in syme seesden jare syns Roymschen Rychs namm hey dem hertzogen van
Beyeren genant Tassilo275 syne gewalt vnd ließ yn myt syme sone Theodone bescheren vnd
stieß sy inne eyn closter. Hey zouch zu Kollen vnd ließ zwa brucken da ouer Ryn machen
myt bolwercken vnd zouch da ouer vnd wan die lande bys in Slauonien vnnd hey ließ eyn
ußgelesen schare, die dye Sasßen bestriedden vnnd yre gewalt widderstoynden.
In dieser zyt starff der 18. busschoff van Kollen genant as vurscreuen. Ricolphus, so dat
zweyunge fiele inne der kuyr eyns anderen busscho(20)ffs. Dat keyser Karle vernamm zu
Aiche vnd saß vp vnd reyt geyn Kollen. Do hey by Kollen quame eyns morgens, hoyrte hey
in eynre capellen mysse luyden, dye hey vur horen wolde vnd darna in Kollen ryden. Do
hey in die capelle quam, do hadde hey eyne hornfesser an yem hangen als eyn jeger, vnnd
hey offerde eynen gulden vp den elter. Do die mysse viz was, do name der priester genant
Hildeboldus276 den gulden ina sprach zu dem keyser frunt, want hey eynfeldich frome was
vnd den keysere nyet en kante: Nempt den gulden widder. Man offert hie nyet myt gulden,
vnd meynte, man hette mit yeme geschympt. Do sprach keyser Karle zu dem priester:
Here, behalt den gulden, ich gau in vch woil. Do (30) antwort der priester: Ich seyn woil,
dat yr eyn jeger syt, so enhant myn bede off getzierde boicheb geynen oeuertzuch. Dat
yerste rehe off ander wilt, dat yr fanget, da van wilt myr dye huyt van senden zu mynem
boichen. Des begeren ich vnd behaldt uweren gulden. Do der keyser dye eynfeldige goede
rede hoyrte, fragede hey vnd vernam, dat der priester eyn man van goedem leuen was etc.
Hey reyt zu Kollen in na der myssen vnd verhoyrte die zweyschillicheit277 der busschoffs
ku°re. Ind so sie sich des nyet vereynigen mochten, sprach hey: Ich sall uch eynen
busschoff geuen ind ließ den priester vurscreuen Hildeboldum hoelen ind
37r gaff yn den zu eyme busschoff. Der reygyerde 34 jaire vnd leuede so lange, dat keyser
Karlus sone Ludwicus keyser wart, vnd hey kroynde yn zu eyme Romischen konynge.
____________________________
a
b
so auch C+D 19, lies ind C+D 19 boicher
274
Randglosse Anno domini 769 Karolus rex Aquitaniam cum exercitu intrauit eo quod Hunaldum disposuisset rebellare et
totam Aquitaniam et Vasconiam auxiliante deo in dedicionem recepit et Huonaldi iniqua consilia dissipauit. Inde egressus
ad Coloniensem ciuitatem et inde sumpsit plures Francorum cum armis et omnibus utensilibus eorum et abiit supra flumen
Dordoniam et edificauit sibi castrum quod dicitur Fronticus. Gleicher Text bei Regino, MGH SSrerGerm 50, S. 48.
275
Vgl. Ekkehard/Frutolf, MGH SS 6, S. 162, Z 18-20, und die Annales Mettenses Priores, S. 77.
276
277
Die Vorlagen sind unklar, vgl. REK I, S. 35.
Zweyschillichheit – widersprechende Meinungen, Gegensatz.
188
Dieser Hildeboldus starff eyne hillich man vnd liget zu Kollen zu sanct Gereonn as man in
die kyrche geyt beneuen dem yersten elter zu der rechten hant. In synre hystorien mach
man klare sachen hie van lesen der des begert zu wissen. Hey was, der sant Peter den doym
zu Kollen yerst fundyerde vnd machen lyesße.
Hye viz man klair vynt, dat Kollen do noch vur der zyt nye vnder der gewalt der busschoue
gestanden hadde sunder allezyt dem Ryche (10) alleyne vnderworpen was.
Ludwicus peruius, des vurscreuen Karolus sone, wart na yem Romysch keyser. Der was so
godertyeren278, dat man in nante den mylden Ludwich. Hey reygierde 25 jare. Hey hadde
drey soene, Lotharium, Pippinum vnd Ludwicum. Hey machde den elsten son Lotharium
zu ym eynen keyser vnd befalle yem Spangen lant279, den anderen son Pippinum machde
hey konynck zu Aquitanien. Den dritten sone Ludwich machde hey konynck oeuer
Beyeren vnd Swaben lande. Hey quame myt synen soenen in vnwillen, so dat hey
betzwu°ngen wart, dat Rych vp zu geuen vnd wart gefangen. Doch wart hey van ine ledich
vnd in deme seluen jare widder an syne wyrdicheit gesatzt. Die (20) su°ne vnd yr anhanck
quamen widder zu gnaden, vnd hey ließ Lothario des Rychs krone vnd starff na Gotz
gebuyrt 840 jare vnd wart zu Metze begrauen.
Hatheboldus der 20. busschoff van Kollen, reygnyerde vnder dem vurgenanten Ludwich
12 jare.
Guntharus280, der 21. busschoff van Kollen anno domini 863, reygirde vnder keyser
Ludwich vnd keyser Lothario syme broeder. Hey wart durch den pais Nikolaus den yersten
aff gesatzt vnd Therigaldum dem busschoff van Tryer, as in decretis in geystlichen rechten
geschreuen steyt in der eylfften frage decretis XI questio III in capitulo Therigaldum et II
questio I in capitulo Scelus281. Dieser busschoff Gun(30)therus hatte eyne suster genant
Waldradim, die was bole des vurgeschreuen keyser Lotharius. Vnnd Lotharius gaff dat
Romysche Riche vp vnd wart eyn munche vnd der vurgenante busschoff Guntherus name
syn suster by sich zu eynre concubinen vnd beslieff sye. Also wart hey aff gesatzt as
vurscreuen. Vnd hey leyt viel darumbe vnd quame inne den bann, so dat in syn leuen
reu°wede, ina zouch zu Roeme vnd mochte doch na syner sachen gestalt geyne gnade an
deme paese erlangen. Ind zouch widder in su°lcher vn37v genaden van Rome int styfft van Collen. Vnd by Xantten in dem lande van Kleue
hylde hey in dem banne mysse, so steyt geschreuen, dat yem die hillige engel dat
mysßgewant viz deden mit anderem gewygeden282 kleyderen, albe283 etc. Vnd hey wart van
den engelen vur dem elter gedoyt.
Lotharius284 der yerste reygierde 9 jare dat Romysche Ryche. By dyß zyden forent dye
heyden her vber mere geyn Rome vnd zerbraichen da viel kyrchen vnd deden groißen
schaden vmbe Rome. Darna foeren sy widder vmb vp dem mere vnd erdruncken alle.
Dieser Lotharius, want hey der elste son was, so vnderwant hey sich des Rychs alleyne. Dat
____________________________
a
so auch C+D 19, lies ind
278
279
280
Guotertieren - guter Art/lat. benignus.
Spangenlant – Spanien.
Vgl. Cronica presulum, 8, und zu weiteren Vorlagen REK I, Nr. 219.
281
Vgl. Corpus iuris canonici C. 11 q. 3 c. 10: Absetzung von Guntar und Teugaldum durch Nikolaus (Synode
Rom 863). Die Quellenangabe auch in der Cronica presulum, 8.
282
Gewygeden – geweihten.
283
284
Alba - weißes Chorhemd der Geistlichen.
Aus: Königshofen CDS 8, 410/1.
189
verdrouß (10) die andern zwene syne broeder vnnd bereytten sich widder yn zu striden vnd
quamen zusamen vnd strieden myteynander. Vnd wart zu beyden syden so viel folcks
erslagen, me dann vur ye vnder dem franckrichschen. Ind do sie sich selber also sere
hattent verderfft vnd verkrieget, dat sie yren vyanden nyt mochten widderstayn, do
soynden sie sich myt eynander vnd deylten dye lande vnder sich also, dat Lotharius keyser
bleyff. Darna reygierde Lotharius myt syme soene Ludwich der zweyde 5 jare, vnd an dem
15. jaire ließ hey syme soene dat Rych vnd begaff285 die werlt vnd wart eyn mu°nich in
eyme kloster. Vnnd do hey starff, do wart eyn groiß kriech zwischen den engelen vnnd den
dufelen vmbe sin sele, also dat alle, die daby warent, (20) dat sagent, dat der lyff hyn vnd
her getzogen wart. Do baden die mu°nche Got getreu°wlichen vur yn. Do flohen die
duffel.
Willibertus286 wart zu Kollen van der paiffheyt vnd van den burgeren zu eyme busschoff
gekoeren anno domini 870. Zu der zyt waren die burger myt in der busschoffs ku°yr ind
der glichen me anderen nafolgenden sanct Herbert etc. Hey was der 22. busschoff vnder
dem drytten Karolo, do Lotharius konynck van Franckrych was. Hey wyede den doym,
sanct Peters kyrche.
Hye volget na keyser Karlus stamme vnnde geslechte, vp dat man die hertzogen der
stadt van Kollen (30) dye zu den zyden debas gekennen vnd genennen mu°ge
38r
[Stammbaum Karolinger. Karl der Große und Nachfolger]287
38v Als vur steyt van den herren der stad van Kollen bys vp Karolum Magnum, dat Rych
dat erffde van den Francosen herren bis vp die Saßen herren, van den erffde yt bys vp den
drytten Otto, der hadde nyet kynder. Do wurden die koyrfursten an gesatzt ind Kollen wart
gefryet zu eynre fryen rychstadt etc. Auer wer de herren der stat van Kollen waren, steit vur
gezeichent: Karolus Magnus, darna syn sone keyser Ludwich, darna keyser Lotharius, darna
syn sone Lotharius, konynck van Lotryngen, dat lant van Metz her aue tusschen Mase vnd
Ryn was Lotryngen, dat was eyn broeder deylunge. Darna der drytte Lotharius, des anderen
Lotharius sone. Darna Karolus (10) der kale keyser. Darna Otto syn sone, eyn greue van
Louen vnd Broissel ind hertzog van Lottringen. Hie vergiengen die rechten erffgenamen288
van Karolus Magnus bloit vnd dat Rych quam an konynck Heynrich van Sassen as na
volget.
Stephanus der vyrde paiß, reygyerde dry jare vnnd 7 maynde. Hey verloiste vil gefangener
vnd kroynde keyser Ludwich anno domini 814. Pascalis der yerste reygyrde 7 jare vnd 17
dage. Der dede groißen vlyß, der hilligen lichnam zu erheben anno 824. Eugenius der ander
reygierde dry jare vnd 2 maynde. Hey foyrte eyn heylich leuen vnnd wart gemartelt zu
Rome. (20) Valentinus pais der leuede nyet lange. Gregorius der veyrde wart balde gekoren.
Der reygyerde 16 jare. Hey dede vyel goitz. Hey erhoiff viel hilligen etc. anno 834. Sergius
pais reygierde dry jare, 2 maynde. Leo der veyrde pais reygierde 8 jare, 3 maynde. Hey was
heylich van leuen vnnd dede vyel goitz. Benedictus der drytte reygirde 2 jair vnd 6 maynde.
Deser pais was gebenedyet van namen vnd in den wercken anno 864. Nicolaus der yerste
wart pais in bywesen keyser Ludwichs des anderen. Hey was van hilligem leuen. Hey
reygyrde 9 jare, 2 maynde vnd 20 dage.
285
286
287
288
Begeben - hingeben, verlassen.
Vgl. Cronica presulum, 8.
C+D 19 43v.
Erffgenamen - Erben.
190
(30) Ludwich289 der ander Romyscher keyser reygierde 21 jare. Der hatte eynen stryett myt
den Romeren. Hey hatte eynen sone, der hiesch Karle der Mynre, in den foyr der tufel vnd
pynichde in dry dage. Ind in der selben pyne bekante hey vur allen landes herren, das yme
das gescheyn were, das er hette eynen anslag wiedder synen vatter gedayn, den hey von
Roymschen Ryche verstoissen wolte hayn. Zu dieser zyt quamen die heyden van
Normandie geyn Aquitanien vnd Spanyer lant vnd verstoyrden viel
39r stede vnnd dorper vnd kyrchen. Sie erslogent den hertzogen van Aquitanien vnnd
den konynck van Engelant. Zu dieser zyt regent es in Ytalien dry dage ydel bloit an
eynander vnnd quam auch eyn groß sterben. Dieser keyser Ludwich starff nach Gotz
gebuyrt 863 jare.
Zu dieser zyt wart die stadt van Mentze dry jare jamerlich durch eynen sichtichlichen
boesen geiste gequelet. Hey stach vnd entzunde die huser myt fure an dat sye verbranten.
Hey steynichde dye priestere, dye dat wywasser gauen vnd dat folck vloe viz der stadt.
[Stammbaum: Ludwich roymsch keyßer eyn hertzoch der stad Colne und seine Söhne: Karolus der
Kale/Ludwicus/Lotharius syne huisfrauue genant Yrmgart]
Item290 dieße dry gebroeder deylten dat franksche Ryche vnd Karolus kreich dat lant vam
nyddergange der sonnen van Brytanier mere hervp bys zu der Masen des straums, Ludwico
wart gedeylt dat Franckenlant oeuer Ryn ostwart vnd alle Germanien, Sasser vnd Westfaler
lant bys vp den Ryn myt allen steden vp dem Ryne gynset, die wyn (20) was hadden. Auer
Lotharius der groiste geboren, want hey Romisch keyser was vnd genant wart, der nam dat
Rych, dat tusschen den beyden gelegen was, van Bouen, da de Maese an geyt, dat lant
tusschen Mase vnd Ryn bys in dye see. Da van das lant den namen kreych Lotryngen, dat
ys Lotharius Rych, ind sydder der zyt gedeylt ist worden in dat styfft
39v van Mentze, Tryer vnnd Kollen vnnd in ander hertzichdom, Berge-Guylich, Kleue,
Gelre vnd in ander me graiffschafften etc. Dar zw kreich keyser Lotharius Rome vnd alle
Ytalien vnd Lumbardien. Dyeser keyser dem wart Kollen ind wat von Lotryngen tusschen
Mase vnde Ryn lach zu syme deyle vnd was Kollen eyn grosse ere, dat Lotharius yr
hertzoch vnd here was, dem die Roymsche kyrche eynen keyser kroynden.
Karolus der ander291 an der zale der 78. keyser. Der reygyrde dry jare vnd 9 maynde. Hey
was genant Karle der kale. Hey zouch geyn Rome vnd kreych van dem pais, dat hey der
Romer keyser wartt. (10) Dat moede292 synen broeder Ludwich, dat hey dat bu°ysßen
synen rait hatte gedayn ind kriegde lange zyt myt ime. Hey stiffte viel klostere vnde kirchen
in welschenn landen vnd in Franckrich vnd begauede dye rychlich. Vnder yme fynge an die
graffschafft van Flaynderen, wylich lant vormals zu der kronen van Franckrych hoyrte inde
was woist vnbebouwet. Eyne judde gaff diesem keyser eynen dranck dar ane hey starff
anno domini 890.
Vnder dyesem keyser, so man schreiff 890 jare, wart Kollen, Tungeren, Luytge etc. vnd alle
ander stede in Gallia dieser lande verstoyrt vnd verbrantt durch die vngelewbigen van
Norman(20)dien, der hertzoch vnd oeuerste genant was Rollo. Auer die Sassen vnnd
Westfelinge quamen myt den Duytschen vp gynsit Ryns diesenn landen zu hulpe, so dat die
van Normandien die flucht gauen bis in yr lant vnd laegen nydder vnd wurden
289
290
291
292
Aus: Königshofen CDS 8, 411/2.
Vgl. Regino, MGH SSrerGerm 50, 75.
Aus: Königshofen CDS 8, 413.
Moede – ärgerte, beschwerte.
191
oeuerwu°nden. Vnd durch die nydderlage quam der hertzog Rollo myt alle syme volck zu
dem kristen glauben. Hey kreych des konyncks dochter Gilla zu eyme wyue vnd wart
bestetiget zu dem Ryche von Normandien. Vnd eyr dit geschach vnd her zu quam, hadden
sie in Franckrych eynen stryt gehalden, da waren mee dann 5000 manne doyt bleuen vnd
dat andere jare darna mehe dann 9000. Do waren in dye van (30) Denmarcken zu hulpe
komen. Also wart Kollen myt anderen steden geplundert vnd verbrant, vnd alles vmbe der
sunde willen. Der busschoff van Mentze vnd greue Arnu°lffus bleuen in dem vurscreuen
stryde doyt, als dat in der cronicka Reginonis von Ffranckrich klare beschrieben ist.293 Vnd
geschach vnder dem vurscreuen busschoff Wilberto. Karle der drytte294 genant der mynre
reygierde dat Ryche 12 jaire.295
40r Der besaß welsche vnnd duytsche lande myt guttem fridden. Zu diesen zytten quame
eyn groyß heydensch folck in welsche lant, die wurden bys vff 500 man erslagen. Die
vberigen flu°ent en weg vnd quamen myt yerem konynck widder ind verstoyrden vil stede,
Straißburch vnd anderen, as vurscreuen, vnd Karlus gaff syne dochter Gilla dem Rollo.
Hey dede yne deuffen vnd hoiff in viz der dou°ffen as vurscreuen.
Arnolfus der keyser reygierde 12 jare. Der was mechtich vnd besaße duytsch vnnd welsche
landt vnnd Franckrich. Dyesen keyser aissent de luse zu dode nach Gotz geburt 900 jare.
By diß keysers zyden was gar eyn boeße folck in Vngeren. Do sye hoyrten, das der keyser
doyt was, do ma(10)chde sich viz Vngeren eyn groiß volcke vnd geselschafft. Die furen
durch dye lande Swaben vnd Peyeren vnd in den landen darvmbe vnd zerstoyrtent vil stete
vnd dorffer vnnd kyrchen. Vnd wen sie veyngent, es were man, wip oder kynt, dat
erstaichent sy vnd drunckent dat bluyt, das dye lude desta mehe van yn erschrecken vnd
sich deste myner zu wer setzden gegen yne. Do streyt der nach geschrieuen keyser myt in,
vnnde wart zu beyden syden vil volcks erslagen. Vnd der keyser Ludwig nageschrieuen lach
vnder vnd entran ku°me. Darna deden die Vngeren nach vil me schadens in duytschem
vnd in welschen landen vnd Basel wart zerstoyrt. Do machtent sich alle duytsche heren vff
vnd (20) erslogent die Vngeren.
Ludwich der vurgenante der 81. keyser, des vurgenanten Arnulfus sone, reygyerde 6 jare.
By dyß zytten wart das Rich in zwey geteylt. Dye eyne reygyerden duytsche lant, die ander
Lamparder welsche lant bys an Otten den Groißen, der an beyden enden reygyerde. Sust
quam dat Rych van Franckrich durch des groissen Karlus geslechte zu den Sassen vnnd
wart der stam van Ffranckrich des Richs intlediget darumbe, das sie den Romeren nit zu
hulpe quamen, do die Lamparder widder dye Romer warent vnd in vyl lidens an daden.
Dieser Ludwich reygirde duytsche lant vnd Berengarius reygyerde Lamparten vyer jare. Ind
(30) keyser Ludwych feynge den Berengarium, konynck van Lamparden, so das hey das
Ryche zu Ytalien auch besas. Balde wart keyser Ludwych gefangen vnd geblendet ind
Berengarius quam widder an syn rych. Dar na starpp Ludwich keyser vnd hatte keyne
soene.
Die erste erwelunge des keysers
293
Vgl. Regino, MGH SSrerGerm 50, 137: In quo proelio episcopus Mogontiacae urbis Sunzo et Arnulfus comes
occubuerunt [...].
294
Karl, Arnulf, Ludwig aus: Königshofen CDS 8, 413-416. Einzige Ausnahme 40r: Karlus gaff syne dochter
Gilla dem Rollo. Hey dede yne deuffen vnd hoiff in viz der douffen as vurscreuen.
295
Z. 24-30 Randglosse Gallia autem fuit nimis vastata ante fedus Rollonis qui Germani videntes Coloniam, Treuerim etc.
exustas iunxerunt se Frances et sic Rollo dux Normannorum baptizatur accipiendo Gillam filiam regis in uxorem
confirmata sibi regionem Normanie; tempore Karoli calui. Fehlt C+D 21.
192
40v Hie296 van quamen zusamen die mechtichsten heren in Francken, Duytschen, Peyren
vnnd Saxsena vnd erweltent graff Conrat von Hessen zu eyme keyser. Diß ist die yerste
erwelunge gewest eyns keysers. Dan vur der zyt verdroich eyn keyser by syme leuen,
wilcher na ym Romysch keyser syn solte, vp dat na syme doit geyn kuyr geschege. Dieser
Koynrat wirt neyt gerechent in die zale der keyser, want hey Ytalien nyet ynne enhadde.
Hey wart gekoren anno domini 913 jare. Do hey syn Rych zu fridden besesßen haette 7
jare, do wart hey kranck ind besante die fursten vnd lantzherren vnd ryet yn, das sie
hertzog Heynrich von Sassen zu (10) eyme keyser machen sulden, want hey gheynen
besseren darzu wiste, wie woil daz er syn offenbair vyant was in synre gesuntheyt, so kante
hey den seluen nutz sin zum Ryche. Die van Italien hatten eynen konynck genant Hugo,
der folgede ym Ryche Berengario na ind werden auch in der keyser zale nyet gerechent. Zw
dieser zyt was dat Riche nyet eyns. Were besß mochte dan der ander, der dede me. Zu der
zyt was zu Genff eyn borne der bloyt gaff.
Heynrich von Sassen297 reygierde 18 jare oeuer duytsche lant vnd Beringer der drytte
reygyrde 8 jare oeuer Ytalien vnd darna Lotharius 2 jaire. Ind darna Beringer der vyrde
reygierde 11 jair. (20) So nu° dieser Heynrich dye lande, die vmbe in her lagen,
betzwu°ngen hadde, do wolte er yn Ytalien vnd gen Rome syn gefaren. Do wart hey siech
vnd ließ die fart vnderwegen. Ind in der krangheyt besante er dye fursten des Rychs vnd
bade sy, das sy synen edelsten son Otten zu eyme keyser machen wu°lden vnnd das
geschach.
Zw298 dieser zyt was eyn hertzoch in Lotryngen, wilche Lotringen angynge bouen Metz nu
Lottringen genant vnd das lant abe bys in die see, so was zwuschen der Masen vnnd Ryn
lach, das was Lotharius rych, eyn broeder deylunge van Franckrich als vurscreuen in dem
rych da Kollen nu in liget myt Trere, Andernach, Bu°nne, Aiche, Nuysse, (30) Kleue,
Xanten, etc. vnd alle ander stede, dair ynne was eyn hertzoch genant Gisbert. Der vnd die
Sassen vnd Westfelinge oeuer Ryn hatten duck kreich myt eyn. Zu eynre zyt viel yt, dat eyn
kapitanier konynck Heynrichs van Sassen genant Ymuit in dit lant ouer Ryn quam vnd
hatte kleyne ferckelin in syme here. Ind quam da eyn groiße schare van fercken by eyn
waren ym ecker, so ließ hey die kleynen fercken reytzen, dat sy kryschen vnd bestoynde zu
rennen vnd die groiße schare
41r der fercken folgeden yem na vnnd hey braichte den rouff dair von vnnd quam vp
eynre synre slosse, da zoegen dyß lantschafft vur vnd yt was ym sommer. So sie bestoynden
zu stu°rmen, hadde hey bestalt vyl benen vnnd benen korue299. Vnd ym sturme wu°rpen sy
die benen mit den koruen int here, die nu an der mu°ren vnd zwengere des sloße laegen. So
wart den stygeren vnd sturmeren zu foisse vnd zu pherde so groisse beangstungheb von
dem stechen der benen, das sie darumbe allen stu°rmen vnd gewere laißen moisten. Die
henchste vnd pherdec wu°rden alle vnsynnich van dem benenstechen, so dat Ymuit der
capi(10)tanie bouen lach vnd syn sloiß behielde. Der stucke dede hey viel. Zw eynre zyt was
hey in dit lant van Lotryngen komen vnd hadde auer eynen rouff vnd kunde nyet ouer Ryn
da myt komen vnd wart gejaget vnd quam zu Xsantten oeuer Ryn.
____________________________
a
b
c
C+D 19 Beieren ind Sassen C+D 19 beanxstunge C+D 19 perde
296
297
Vgl. Königshofen CDS 8, 417/8.
Aus: Königshofen CDS 8, 419.
298
Vgl. Widukind von Corvey, Res Gesta Saxonicae II, 23 (MGH SSrerGerm in usum scholarum 52, deutsche
Übersetzung: FSGA 8, S. 109).
299
Benen korue - Bienenkörbe.
193
Darna kurtzlich zouch konynck Heynrich van Sassen mit syme here oeuer Ryn widder den
hertzog Gisbert vnd wanne alle dit Lothringer lant, verbrante vnd verherde dat myt eyn
vnd bracht yt vnder syn gewalt. Also quam Kollen van den Francken zu den Sassen na der
verwandelunge des Roymschen Rychs, dat auch do an dye Sassen quame.
(20) Item300 dyeser konynck Heynrich van Sassen hatte eyn huysfrauwe genant Mathildis,
geboren van dem konynckrich der Vresen. Diß was eyn hillige frouwe vnd sy gebeyrde dry
soene. Den yersten Otto, der darna keyser wart als nach folget von duytsche vnd welschen
landen. Er was eyn sunderlicher bystender der Roymschen kyrchen. Zum anderen male
gebyrde die hillige frauwe Mechtilt Hinricum, der eyn hertzog wart van Beyeren. Zum
dyrden gebeyrde sy eynen soene genant Bruno, der van syner jugent heylicklichen in eyme
kuyschen leuen foyrt vnd na der zyt wunderlich in eynen ertzbusschoff der stat Collen
gekoren wart. Des man aller mynste versehen, was sulche (30) wirdige furste eyns konyncks
sone so eyne arme kyrche an zu nemen, want de kirche vnd stifft von Kollen noch geyn
zytlich rychdom hadde noch zytliche herlicheyt, koirfursten en waren zu der zyt neyt
gesatzt as nachfolget. Vnd durch diesen Bru°n was dat styfft Collen seyre gemeyrt in
zytlichen goederen, vnd myt willen
41v des keysers kreych hey dat hertzdom van Westfalen myt zu dem styfft van Collen.
Hermannus301 der 23. busschoff van Kolne, durch dye kuyr der pfaffheyt vnd des styfftz
volck van Kollen wart hey gekoren. Dyeser Herman was genant der mylde. Hey was vnder
dem keyser Conradt dem yersten vnd keyser Heynrich dem yersten vurscreuen anno
domini vmbtrent 884. Hey reygierde 25 jair vnd liget ym doym zw Kollen begrabenn.
Wickfridus der 24. busschoff van Kollen besas synen stoyl vn(10)der Heynrich dem yersten
vnd vnder Otten dem yersten 25 jare.
Nu willen wir dye tzale der pobste vortsetzen302
Adrianus der ander was 5 jare paiß. Hey dede inne den banne Lotharium, des keysers
broeder, eynen konynck van Lothringen, vmbe der sunde wille des ebruchs. Darumbe hey
zu Rome zouch vnd wolde sich vnschuldigen vnd entfynge das hillige sacrament
vnwyrdicklichen, so dat alle syn oeuersten, die mit yem da waren, bynnen dem seluen jair
storuen, vnd so Lotharius van Roem heym gein Kollen zyen wolde, starff hey zwusschen
wegen zw Placens in Lumbarden. Hye mach man viß myrcken, wat swarer sunden sy der
ebruoch. (20) Johannes pais der echte saluede Karolum den keyser. Hey wart van den
Roemeren gefangen. Hey reygierde 10 jare, 2 tage. Martinus vnd Adrianus reygierden licht
2 jare, 4 maynt. Stephanus pais reygirde 6 jare, 9 maynde. Formosus pais reygirde 5 jare, 6
maynde. Herna quamen 8 paese, die alle nyet 10 jare reygirden, van den auch nyet wyrdichs
zu schriuen ys vmbe des lasters vnd vneynicheyt willen, dy sy vnder sich hadden. Vnd
waren genant Stephanus, Romanus, Theodorus, Johannes, Benedictus, Leo, Christoforus,
vnd Bonifacius was der yerste van dyesen echten. Hie van zu Rauenne van 74 busschouen
consilium gehalden wart. (30) Sergius pais der drytte reygirde 7 jare, 3 maynde, 16 dage.
Anastasius der ander reygierde 2 jare, 2 daghe. Lando pais eyn Romer reygierde 5 maynt, 21
dage. Johannes der 10de eyn Romer der wart van Gwydonis ritter ermordet yme kercker.
42r Leo der seeste pais reygierde 6 maynde vnnd 15 daghe. Stephanus der seuende
reygierde 2 jare, eynen maynt, 12 daghe. Johannes der 11te, eyn Romer, was 4 jare pais, 10
maynt, 15 dage. Leo der 7. pais was 3 jare pais, 5 maynt, 10 daghe. Stephanus der seuende,
eyn pais viz duytschen landen, der wart van den Roemeren gemartelt anno domini
300
301
302
Vgl. Widukind von Corvey I, 31.
Vgl. Cronica presulum, 9.
Folgende Päpste aus: Rolevinck, Fasciculus, 49v-52r.
194
vmbtrent 944 jair. Martinus pais der drytte quam na Stephano. Agapitus eyn Romer pais
der zweyte besaß den stoil 8 jare, 6 maynt. Johannes der 12te pais, eyn Roemer, besaß den
stoil 7 jare, 10 daghe. Hey (10) was eyn vnkuysch man, so dat hey offenbare wyuer hyelde.
Darumbe wart hey durch keyser Otten aff gesatzt, aber er en achte des nyet. Zu eynre zyt
lach hey bey eyns mans wyff vnd der duouel sloich in, dat hey sunder penitencie starff. Hey
en was der paislicher kuyr nit wyrdich gewest, want syn vatter, der mechtig was, stieß yne
dar yn vnd was viz deme hilligen geist noch viz lobelicher kur neyt gekoren. Darumbe
solcher begyn brenget syn ende. Benedictus der 5. was paista 2 maynt vnnd 5 dage. Der
wart van den Romeren gekoren wydder den Leononem nachfolgende. Aber er wart durch
den yersten Otten keyser abe gesatzt vnd wart in Saxen in ellende (20) gesant. Eyn boese
begyn macht selden eyn gut ende. Dye heylicheytb der paiße wart do gekayrt inn dye
keysere. Leo der echte wart mit gemeynre stymme, do Johannes pais vurgenant affgesatzt
wart. Der satzde eyn statute303, das man nummer pais sunder vrlop eyns keysers kyesen
sulte vmbe der boißheyt willen der Romere, dye alltzyt die yren in das ampte pabslicher
wyrdickeyt styessen, vnd alle das dem pabst vur der zyt vnd anderen pabsten van
Justiniano, Karolo vnd anderen gegeben was, verlouwen304 er dem keyser Otten vnd synen
nachfolgeren, uff das sye Ytaliam van boeßer gewalt beschyrmeden. Johannes der 13., pais
was er 7 jare, 11 maynde, 15 daghe. Der wart van den Roemeren gefangen vnd verjaget
inne ellende etc. Benedictus pais der 6. reygirde eyn jare, 6 maynde. Der wart gefangen vnd
inn der Engelburch zu Roeme erwuorget. Bonus der pais off Donus was eyne jare vnd 6
maynde pais. Bonifacius pais was 5 maynt, 12 dage. Dye Roemer wuorgeden yne.
Benedictus pais de 7.c zu Constantinopel vnd quam widder vnd starff balde. Hey was, der
keyser Otten kroynde etc. do man schreyff anno
42v domini 938.
[Bildseite: Genealogie der Ottonen, beginnend bei dem Großvater Heinrichs I.,
Ludolffus.]
43r
[Bildseite: Kaiser Otto I. zu Pferde mit Standarte. Links davon weitere Genealogie
der Ottonen: dat begin des stams van Sasßen oirsprunglichen van konynck Wytgins vadere, der
eyn hertzoch was van Anger in Westfaelen.]
43v Otto der yerste305 vnd am Ryche der 84., des vurgenanten konynck Heynrichs soene,
reygierde 28 jare. Hey heischt der groiße Otto van des wegen hey viel stryde vnd
menlicheyt begynge. Da hey sach, daz Ytalia viz der Duytschen vnd des Rychs gewalt was
kommen, do fore hey hyn vnnd betzwanck Ytaliam vnd Lamparten vnd brachte es widder
an das Ryche vnd fynge Beringer den vurgenanten, der sich an nam, in keysers wyse zw
reygieren vnd hey sante in geyn Peyeren in ellende vnd hey wart alleyne keyser oeuer
duytsche vnnd welsche lant. Hey foire geyn Rome vnd wart gekronet. Vnd hey sach, das
der pais (10) Johannes der 12te eyn bose leuen foirte, so dat der keyser in aue satzde myt
rade der kardinale vnd paffheyt. Vnd hey satzde eynen anderen genant Leo. So der keyser
van Rome was, stiessent die Romer den paeß abe vnd satzden eynen anderen genant
Benedictus. Des wart der keyser geware vnd zouch widder vmbe geyn Rome. Do wolden
____________________________
a
b
c
C+D 19 48v pabst C+D 20 hyeylicheyt C+D 19 gestrichen: der bouwede de kyrch vnd flo
303
304
305
Vgl. Corpus iuris canonici D. 63 c. 23 unter der Überschrift: Electio Romani Pontificis ad ius pertinet inperatoris.
Verlouben - sich einer Sache entschlagen.
Gekürzt aus: Königshofen CDS 8, 419/20.
195
yn die Romer nyet in laißen, ind hey belachte Rome vnd wann de stat vnd fyenge den pais
Benedictum vnd satzde den pais Leonem wiedder zum pabst.
Dyeser306 keyser Otten vader vnd syn sone keyser Otto waren herren der statt Kollen, so
dat Kollen alletzyt vnder dem Rych vnd nyet (20) vnder der gewalt der geistlichen
gestanden hait, deme Ryche als ander Rych stede deynden vnd so groslich307, des sy groisse
fryheyt yre menlicheyt haluen van dem Hilligen Ryche erwu°rben vnd behalden haben als
nachfolget.
Von308 denm hochgeboren fursten vnd herren der stat Colne noch eyn stu°ck zu roeren.
Item dieser keyser Otte hatte zu eynre zyt eyn hoff zu den oisteren myt sinen fursten vnnd
herren. Vnd eyr das die herren zu dische gesaißent, do gyenge eyns fursten junger son vur
dem dische vnd nach kyntlicher wyse nam hey ettliche spyse von dem dische. Das sach der
drucksesse vnnd sluge in myt eyme stec(30)ken. Das sach des selben kyndes zuchtmeyster
genant Heynrich van Kempten, der sluge den drucksessen zw doede, den wolde der keyser
an alle verantwurden han gedodet. Do nam er den keyser vnd warff yne nydder vnd viel ym
in den bart. Do ryeffe der keyser syn dyener ane, dat sie yme nyet en dedden, danne hetten
sye in vnderstayn zu archwilligen309, so hette er den keyser erdoyt. Alsus hyelde hey den
keyser vnder, bys dat der keyser yem deß lebens versycherde. Do der keyser alsus ku°me
van synen henden quam, do
44r gaba sich der keyser schuldich, das es billich were, so erb das hoychzyt nyet hette
geeyrt das yem die smacheyt were widderfaren. Also quam der Heynrich vurscreuen
ledichlichen vam keyser. Hey starff na Gottz geburt 973 jare ind wart zu Meydeborch
begrauen, do hey das buschom gestifftet hatte. Darna syne hußfrauwe sanct Adelheyt
machte das kloister zu Selse, da sy auch lyphafftig begrauen lyt.
Ettlichen310 willent sagen, das das Romysche Rych by diesem keyseren Otten alleryerste
gantze an dye Duytschen queme, want es sy vor gewest von des groißen Karlus zyten an
den konyngen van Franckrich, (10) bis das des selben Karlus geslechte vorgynge an dem
dritten Ludwich, der der hinderste was viz Karlus geslechte vnd der hynderst konynck van
Franckrich, der das Romysche Ryche vnd Franckrich myteynander besaß. Darnach queme
das Rych viz den Francosen, eyn deyl an dye Duytschen vnd dat ander teyl an dye Ytalier
vnd Lamparder bys an dissen Otten, der dat welsche Rych brachte zu den Duytschen, so
dat hey dat Rych gantz besas. Vnd also were dat Ryche aller erst by dem vurscreuen Otten
an die Duytschen komen. Dat ensall man nyet also verstayn, wie wole dat der groisse Karle
vnd syn vader Pippini konynge van Franckrich waren, so waren sy doch duytschen palentz
greuen van dem pal(20)las van Tryer vnd van dem groissen huse van Franckrich genant,
want dat Rych quam by des groissen Karls zyden van den Kreichen zu den Duytschen.
Vnd wie woil de konynge van Franckrich datt Rych besaißen, dar vmbe so was yt doch by
den Duytzschen, want die konynge van Franckrich van duytschem geslechte waren vnd
____________________________
a
b
in C+D 20 hier fehlerhaft eingeklebt fol. 48r, die Transkription ignoriert dies er fehlt C+D 20, aber C+D
19
306
307
308
309
310
Dieser Absatz nicht aus Königshofen.
Groslich – sehr, außerordentlich.
Aus: Königshofen CDS 8, 420; vgl. auch Legenda Aura, ed. Benz, S. 977.
Arcwillen - Übles antun.
Absatz aus Königshofen CDS 8, 421/2. Ausnahme: wie wole dat der groisse Karle vnd syn vader Pippini konynge
van Franckrich waren, so waren sy doch duytschen palentz greuen van dem pal(20)las van Tryer vnd van dem groissen huse
van Franckrich genant [...].
196
aller meyste lant hadden in duytschen landen, also nu der konynck van Behem eyn keyser
vnd viz duytschem geslechte ys vnd syn moys.
Alsdann van konynck Heynrich vurgeschreuen ys, dat hey drey soene hadde: Otten den
yersten, Hynrich here van Beyeren vnnde Bruno busschoff zu Colne anno domini 953.
(30) So wart Bruno311 busschoff zu Colne der 25. vnder syme broder 12 jare dem yersten
Otten vurscreuen. Der selue Bruno hatte eyn junffrau liep, der wart hey mit eren guyt. Vnd
sin broeder Otto befall yem dat lant zu Westfalen, Sassen vnd Franckrich vnd der selue
Brun zouch zu Paris vnd wan dat pallas vnd zubrach dat312
44v vnd foirte das koestliche mermeren pavimetera myt zu Kollen in dat cloister Sanct
Panthalioyn, dat hey hadde doyn machen van der bruggen, dye oeuer Ryn gienge vnnd van
der stat mu°ren zu Du°ytze. Vmbe dat vyel mortz vp der bruggen geschach, so brach hey
sie. Hey bracht auch viel heyltum in Collen, sunderlingen sanctum Euergislum, sant Peters
staff vnnd der ketten sanct Peters eyn stuck vnd den hilligen sanctum Patroculum,
Eliphium vnd Gregorium. Hey liget begrauen zu sant Panthalyon. Hey hatte betzwungen
Franckrich, Westfalen vnd Sassenrelant vnd hey fryede Kollen van tribute, dat sy darna
geyme keyser tribute me (10) gauen313, wylich tribute ich meynen als vurgeroyrt ys anno
domini 494, der van Klodoueo dem konynck van Franckrich ingesatzt wart oeuer dye
Duytschen in der zyt des pais Symachi.314 Hye ys zu myrcken, so wie die van Troyen off
Francken den Roemeren daden, sy verjageden vnd yr lant aue wunnen, so geschach den
Francosen widder vmbe van den Sassen; yre eynre verdreyff vnnd verjagede den anderen
zu eynre yeder zyt na verwandelunge des Rychs. Vnd van dieser zyt an wart Kollen
busschoffs gerichte vort vnderworpen315. Dye Romer van Octauiano dem keyser an zu
rechnen hatten dat Rych ynn 344 jare. Dye Greycken hadden dat Rych ynne 470 (20) jare.
Die Francosen Karlus geslechte 160 jare. Von Otten dem yersten an zu den Duytschen dat
nu° by 500 jare gestanden hait vp zwey jare na, als dit geschreuen wart anno domini 1472
jareb. Van Gotz geburt zu Constantino 344, darna anno domini 814 zu Karolo Magno,
darna anno domini 974 zu dem yrsten Otten vnd so vort bis zu deser zyt anno 1472c
vurscreuen. Die Sassen behylten Kollen nyet lange vnd gauen dat mit demd hertzochdom
van Westfalen Angaria oeuer. Darna begunten dye byschoff in Collen gewalt der
iurisdictien zu haben unnd ander herlichkeyt van paese vnnd keysere.
Die historie von Bruno316 vurscreuen helt ynne dye sache, dair durch Bru(30)no dye lande
____________________________
a
b
c
C+D 19 pabimeter. Lat. pavimentum – Fußboden gleiche Jahresangabe auch in C+D 19 auch hier 1472
d
in C+D 19 dem fehlt C+D 20, aber C+D 19 51r
311
Ebf. Bruno zum Großteil aus der Cronica presulum, 9/10. Nicht benutzt wurden die Chronica regia Coloniensis
und die Catalogi, unwahrscheinlich ist die Vita Brunonis. Vgl. oben Kap. 5.3.
312
Randglosse ab Z 30: Bruno archiepiscopus Coloniensis vir sanctus frater Ottonis primi claret in Almania utrumque
gladio strenue gubernando et sancti Panthalionis monasterium in Colonia fundauit.
313
Vgl. Cronica presulum, 10: Idem quoque venerabilis pater primus Coloniam a tributis liberam esse fecit. Vgl. REK I, Nr.
473.
314
Von hey fryede [...] bis Symachi ist der Text schwarz unterstrichen. C+D 19 Randglosse Ich halden dat dieser
tribute vnd belestigung sy gesatz do Tramundus konynck der Wandali, durch des verfolgunge vil kristen gedoyt worden,
Cunibadum konynck von Burgongen wart verjaget vnd Clodoveus konynck van Franckrich reygierde vnd up den Duytschen
wart tribuyt gesatz.
315
Vgl. Cronica presulum, 9:Cum autem ante hec sua tempora Archiepiscopi Colonienses sui antecessores non iudicio gladii
temporalis sed tantummodo iurisdictione usi fuissent baculi pastorali.
316
Vgl. Vita Brunonis, ed. I. Ott, MGH XXX.
197
betzwanck. Want syne broeder, keyser Otto, lange in Ytalien zu doynde hatte, dat land dem
Ryche der Duytschen zu vnderwerpen, so wart Bruno syn broeder eyn vurweser der lande
vp dissit des welschen gebyrges gemacht vnd da sparde hey nyet an. Hey straiffde oeueldait
der herren vnd fursten in duytschen landen vnd betwanck die Francosen vnnd wann Paris
vnd nam van dannen großen schatze. Hey oeuerwan den hertzogen van Lothringen, der
eyne
45r morder vnnd boeßwicht was vnd fyenge yn vnd behyelde in gefangen zu der
zuku°nfft vnd vrdel syns broeder keyser Otten. Vnd durch die sentencie vnnd vrdel syns
broeder kreych hey dat hertzichdom van Lothringen, dat nu Lothringen genant ys vnnd
van dem anderen Lothringen als vurscreuen eyn broeder deylunge van Franckrich gedeylt
ys in die buschdom vnd ander hertzichdom. Die busschoff vur der zyt hatten nyet dat
wericklich swert dann geistlich gerichte. Dese busschoff macht auch viel kyrchen. Sant
Peters staff vnd syne ketten as vurscreuen brachte hey myt gen Kollen van Metze viz
Lotringen.
(10) Item diß Bruno was vnder dem paese Benedictus sixtus.
Volchmarus der 26. busschoff, vnder deme vurgenanten yersten keysere Otten anno 974
reygyrde vyer jare.
Gero317 der 27. buschoff zu Colne, der was eyn hillich man vnder dem vurgeroyrten
yersten keyser Otten vnd syne soene 7 jaire. Hey ließ machen das kloister zu Gladbach in
ere sanct Vitus. Hey liget ym doym begrauen. Man schryfft, dat hey ym heuffde kranck
were vnd in der kranckheyt sunder foele off synliche zeichen as vur doyt lach vnd van dem
nafolgenden busschoff begrauen wart vnd neyt gantze doyt were318.
(20) Warinus319 der 28. busschoff zu Colne vnder dem zweyden keyser Otto, besaß den
stoil 9 jaire. So hey beruchtiget was, dat hey sinen vurfaren Geronen leuendich begrauen
hedde, zouch hey zu Roym vnd bereu°wede das vnd kreich afflas vnd vergeuunge synre
sunden vnd sanct Mertins cloister in Collen, dat vergangen was, hermachde vnd bouwede
vnd begaiffde dat rychlichen ind styffde, dat in deme kloister anders nyet dann munche viz
Schotlant syn sulden dar ynne munche zu blyuen. Vnnd van bede wegen des seligen
Egiberti busschoffe zu Trere vmb der sentencie des ausetzens deylte hey sant Peters staff
zu Kollen halff vnnd gaff yem dat vnderste deyle vnd dat oeuerste (30) deyle bleyff zu
Kollen vnd vmbe der deylunge willen des stayffs leyt hey groiße pfyne vnd wart eyn
munche zu dem groissen sant Mertin, da hey starff vnnd auch begrauen lyget.
Otto der ander320, des vorgenanten Otten sone, reygyerde myt Otten syme soene 22 jaire.
Der lyeß synen son zu Sassen vnd namm dye konygynne mit yem vnd foir geyn Rome myt
eyme groissen folcke. Vnd wart hey vnnd syn frauwe da gekroynt. Zw diessen zyden forent
die heyden gein Calabria vnnd verhierden darvmbe dye
45v lant. Do machte sich der keyser vp myt eyme groissen volck van Duytschen vnnd
Walen vnd Romere vnd streyt myt den heyden. Do wurden dye Welschen fluchtich vnnd
dye Dutzschen erslagen vnd der keyser entran kume vnd hey fuyr widder gein Rome zu der
keyserynnen vnd starff da na Gots geburt 983.
317
Gekürzt aus: Cronica presulum, 10.
318
Vgl. ebda.: ... fuit sepultus, laborauit enim dictus Gero infirmitate capitis, ita vt sepius per multos dies ipse iaceret quasi
mortuus, vnde per successorem suum episcopatum ambientem sepultus dicitur ipse viuus.
319
Gekürzt aus: Cronica presulum, 10, zusätzlich nur der Schlußsatz: vmbe der deylunge willen [...].
320
Gekürzt aus: Königshofen CDS 8, 422.
198
Johannes pais der 14. reygierde 8 maynde. Hey wart zu Rome in die Engelburch vier
maynde gefangen gelacht vnd wart hungers halue gedoyt. Johannes der 15. pais reygierde
vier maynde vnnd starff balde. (10) Johannes der 16. reygyerde 10 jare, 10 maynde vnd 7
dage. Dieser was kundich in ritterspyl. Hey starff zu Roym. Gregorius der vunffte, eyn
Sasse, reygirde 2 jare, 6 maynde. Hey wart pais gemacht in bywesen des drytten keyser
Otten. Hey was vur genant Bruno eyr hey pais wart. So nu der keyser van Rome quam, do
wart hey affgesatzt van den Romeren vnd Plateanus wart in gestoißen in dye paisliche
gewalt durch Crestennario dem raitherren vnd wart genant Johannes der 17. So wart
yrrunge vnd scysma vnder den paesen eyn cleyne zyt. Der keyser Otto der drytte quam
wydder vnd ließ Crestencium fangen, der den pais myt gelde in gegolden (20) hadde, vnd
ließ ine entheufftigen. Deme Johannes, der ingegolden was, liez hey dye augen viz stechen,
hende vnd fuße aue hauwen, so dat ym alle syne ducaten noch gelt nyet helpen mochte. So
hey dede dat hey nyet doyn solde, so leyt hey dat hey verdyent hadde. Vnd dieser
vurgenante Gregorius halp dem keyser Otten zum yersten dye koyrfursten ordyneren vnd
an setzen, die als noch bleuen synt vp diß zyt anno 1472.
Otto der drytte321 reygierde 18 jare. Dieser was des zweyten Otten sone vnd syne
hußfrauwe was eyn vnkuysch boese wyp. Sy begerde van eyne greuen, dat hey by yre
slayffen sulde, der weygerde yr vnd wolde syme herren dem keyser getreuwe syn. Do wart
(30) dye keyserynne zornich vnd beklagede den grauen vur dem keyser, wie das er soliche
dayt an yr solde begert hauen vnd zu gemoyt. Der keyser wart also zornich, dat hey dem
grauen ayn alle verantwurden dat heufft hieß aueslayn. Do hey steruen moiste, do batte hey
syne lieue eliche hußfrauwe, so hey doyt were, dat sy dan synen vnschuldigen doyt sulde
bewysen mit eym gloynden ysen zu dragen, want hey vnschuldich were der getziegener
sachen. So nu der graue eyn zyt doyt was gewest, do verkundichde der keyser eynen dach,
vp dem hey wolde zu gerichte sitzen vnd wolde wydwen vnd weysen verho46r ren vnd auch gerichte vnd recht laißen widderfaren. Vff den dag quame auch des
grauen wyff vurscreuen vur gerichte vnd brachte yrs mans heubt heymlichen myt yr vnder
yrem arme vnd fragde den keyser, wylches dodes eynre wyrdich were, der eynen mynschen
hette widder rechte gedodet. Der keyser sprach, man solde ym syn heufft aue slayn. Dye
frauwe sprach: So bistu der, der mynen man vmb vnscholt haist gedoyt na dynes wyffs rayt.
Dat wil ich myt dem gloynden ysen vnd mit getzugen322 beweren. Diß gericht geschach, dat
die frauwe dat also, als sy gesacht hatte, bewyste. Do erschrack der key(10)ser vnnd er gaff
sich in der frauwen gewalt. Do baeden die heren vnd fursten die frauwe, dat sy deme keyser
eyn ziele geue 10 dage. So wu°lde hey da entusschen yr yrem man besseren na der fursten
rayt. Do dat zyle furquame, do baden sie eyn ziele acht dage, darna baeden sie sieben dage,
darna 6 dage. Die ziele wu°rden alle gegeuen. Do dede der keyser syne huysfrauwe
leuendich verbyrnen vnd loste sich selber van der wytwen myt vier vesten oder slosse, dye
hey yr gaff, dye nach heissent na den seluen zyden zylen. Darna hoiff der keyser zu Rome
an, eynen pallas zu bouwen. Do wydderstoynden yme die Romer, so dat hey vyl
durechtunge van yn leyt. Diese dry Otten hattent das Rych in erbes (20) wyß besessen mit
der lantherren wille. So nu der leste Otto geynen son enhatte noch na eruen, do forchte
hey, dat na syme dode zu vyl oerloge vnnd kryege vp stoynden vmb dat Rych. Also yt auch
geschehen were, hette hey yt neit vorseyn, want der herren sere vil was, dye vnder dem
321
Bis auf den Schlußsatz 46v ist der ganze Abschnitt zu Otto III. kürzend oder wörtlich aus Königshofen
CDS 8, 422-426.
322
Getzugen - Zeugen.
199
Ryche gesessen waren vnd eynen keyser hedden moegen kyesen, als eyn yeder folck syme
lantherren me dan anderen zu eren geneyget ys. Darvmbe besante dieser keyser die
mechtichsten fursten vnd herren, geistlich vnd werntlich, die vnder deme Ryche warent.
Dat warent dye herren van duytschen landen, van Francken, Beyeren vnd Sassen. By den
Francken sall man verstayn die herren by dem Ryne vnd in den (30) landen dair vmbe als in
Swauen etc. vnd nyet Franckrich. Do nu die fursten vnd heren alle by deme keyser waren,
do sprach der keyser zu yn: Lieuen fursten vnd heren. So man eynen keyser kyesen vnnde
erwelen sal, so ys yre viel, dye sich seluer off yren frunden willent furderen an dat Rych vnd
mochte groiß vrloge da van instayn. Da van dyt zu vurseyn, so doynt so woile vnd kiesen
visser vch ettlichen fursten, die van uwer aller wegen nu vnd herna moegen eynen keyser
46v erwelen vnd ye myn der ys, ye mynre kreich widder sy gefallen mach. Vnd ich raeden
uch, dat yr die selue fursten kyesent vz des Richs ambacht323 luyden, want sie allerbeste
wissen des Richs gelegenheyt. Na vyl rede wart myt des keysers vnnd der herren aller wille
vp gesatzt, dat diese sieben fursten als kurfursten eynen romschen keyser erwelen vnd
kyesen solden. Vnd synt dit dye sieben fursten: dye dry kantzeler des Rychs, der eyne der
busschoff von Mentze, der ist des Richs oberster kantzler in Germania, dat ys zwusschen
Vngeren vnd deme Ryne. Der ander ist der busschoff van Tryere, (10) der ist des Rychs
oberster cantzeler in Gallia, dat ys vp dissit des Lampartzengebyrges in duytschen landen.
Der dritte yst der busschof von Kollen, der ist des Richs kantzeler vp gynsit des seluen
gebyrges in Ytalien, dat ys inn Lamparden. Dye ander vyer coirfursten synt werentliche
fürsten. Der pfaltzgraue by Ryne, der ys des Rychs oberste druchßit vnd spisedreger. Der
ander ys der hertzoch von Sassen, der ist des Richs oberster marschalck vnd swert dreger.
Der dritte ist der margkgraue van Brandenborch, des Rychs kamerer. Der vyerde ist der
konynck von Behem, des Richs schencke. Dyese sieben haynt in zyt, so gheyn keyser ys,
eynen Romyschen konynck (20) zu erwelen. Vnnd dit geschach in deme jare na Gotz
geburtt 1000 vnd eyn jare. So die ordenunge gesatzt wart, in dem seluen jaire wart keyser
Otto kranck vnd starff. In deme seluen jare quamen dye koyrfursten zusamen zu
Franckfurt vnd erwelten eynhellicklichen an dat Ryche Heynrich den hertzogen von
Beyeren. Ind der Heynrich was der yerste, der von den sieben koirfursten erwelt wart. So
nu° die hillige kirche in deme Roymschen Ryche yre ordenunge inn gemeyn hait, so haitt
eyn yeder kuyrfurste inn syme lande vnd Ryche auch syne ordenunge von marschalcken,
dru°ssessen vnd fogten etc.
(30) Von ordenunge des styfftz vonn Kollen
47r
[Bildseite Aufbau des Erzstifts: Patron sant Peter. Darunter vier Vögte (vaede) mit
Wappen: Lulstorp, van Gustena, van Garstorp, Neuwenare. Quergestellt: Marschalck van
Alffter. Dann vier Burggreven mit Wappen: van Odenkirchen, Drachenfels, Rynecke,
Arborch. Darunter die Suffragane: Lüttich, Utrecht, Münster, Minden, Osnabrück.]
47v Item des Hilligen Roymschen Rychs lichnam myt synen obristen glydderenb
Item der Roymsche Konynck gesalbt
Item noch veir gesalffder konynge: franckrich, Secilien, scotlant, Engelant.
Item veir hertzogen: brunswich, beyeren, oisterich, lotryngen.
Item veir marckgrauen: myssen, brandenborch, merhern, nydderenbaden.
Item veir lantgrauen: hessen, doryngen, Elsas, lichtenborch.
____________________________
a
b
C+D 23 Raede Übersicht fehlt in C+D 19. Groß- und Kleinschreibung hier wie in der Vorlage
323
Ambacht - Amt.
200
Item veyr burchgrauen: Reneck, nurenberg, meydeborch, stromberg.
Item veir slechte greuen: Kleue, swartzburg, Zylea oder gortz, Saphoy.
Item veir frye heren: Lymporg, thusis von Rair, westerborg, alwalden.
Item veir ryttere: strundeck, vroymberg, Andelor, moldingen.
Item veir stede: Auspurg, Aiche, Mentze, Lubeck.
Item veir dorffere: Babenberch, Vlme, Hagenauwe, Sletstat.
Item veir bou°wemenne oder gebure des Hilligen Rychs: Collen, Regesburch,
Costans, Salsburch = coloni sacri imperii.324
(14) Von keysere Otto
Der vurgenante Otto keyser gaff der stat van Collen groisse vryheyt vnd dat inn bullen myt
gulden syegelen. Also dat sie ym Roymschen Ryche alle vmbe fry strack geleyde hauen
sulden, vnd wer sich dar widder setzde vnnd sye daran hynderde, dat sulde dat Rych
wrechen vnnde sy van allem vnrecht beschyrmen. Vnnd were sulchs der stede vryheyt (20)
breche, sulde inne des Rychs achte syn na vißwysunge der seluen gulden bullen innhalt
vmbtrent anno domini 1003 jare.
Euergerus der 29. busschoff van Kolne vnder dyesem vurgenanten Otto besaß synen stoil
15 jare. Der starff vnd lieget yem doem begrauen.
48r325[Bildseite: Quaternionenadler: Des Hilligen Roymschen Rychs Corpus ...]
48v Van fryheyt der hilliger stadt Colne inn dem lichnam off korpus des Hilligen
Roymschen Rychs, zu myrcken wie Kollen eyn glydt an dem corpus sy
Collen ys eyn boumanb, zu latine colonus genant, des Hilligen Roymschen Rychs eyn myt
anderen dryn steden as inn der vurscreuen figuren Salsburch, Regesburch vnd Constans. Sy
ys myt anderen des Hilligen Roymschen Rychs glydder myt eyn glit na yrem graede van
dem oeuersten als vocali synt in der zale der boistauen abc etc. vnd nyt consonant, want die
vocales synt me vnd lyt me an yne dan an den anderen consonanten. Collen (10) ist eyn
deyl des lychnams als in der vurscreuen figuren geroyrt ys. Sy hait auch sanct Peter, den
fursten der apostelen, zu eynem patronen vnd heubtman, der auch eyn oberste stathelder
von Gode gesatz ys vber de kristenheyt, da van eyn busschoff zu eynre yeder zyt der
kyrchen van Kollen nafolger vnnd stadthelder yst, die selben, die yem befolen vnd von
macht des pais zu reygyeren gedayn synt, zu versorgen, als das kristliche gerechtigkeyt
fordert vnnd heischt. Ir geistliche busschoff vnd vader hait auch myt anderen fursten eynen
konynck zu kesen vnd den zu kronen, den die Romysche kyrche vur eynen keyser hauen
vnd halden moys. Das Kollen in sunderheyt vur anderen steden myn van (20) grade groiß
zu achten ys, wanne sy an wyrdicheyt den anderen bouen gehitc, also gebuyrt sich auch
wayl, das eyn yeder konynck, furste, vrye vnnd graue, vortheren vnd stede etc. vnnd
anderen, dye da an dem lychnam des Hilligen Romyschen Rychs deyle hauen, wail vp
myrcken, in wat grade vnnd staede sy geordent synt, es sy van nachfolgender wyrdicheit
geburt off durch wyrdige bewerte kuyr, eyn yeder syn ort vnnd grait na ynsetzunge der
hilligen canones, keyserlicher statuten vnd aldem lobelichem herkomen in gerechtigkeyt
bewaren, nyddere noch hoeger zu treden, daby anderen glyddere vnnd vndersaßen des
Hilligen Rychs yr bloit vnnd krafft nyet su°gen, noch myt vnrechte an sich bren(30)gen
____________________________
a
b
c
Berlin Ryle C+D 23 bouwman C+D 19 gheit
324
325
Zur Bedeutung dieser "lichnams"-Struktur vgl. Schubert, König und Reich; ders., Quaternionen.
Fol. 48 in C+D 20 fälschlich nach fol. 43 eingebunden.
201
sullen, das doch widder insetzunge der natuere vnd alles beschrieben rechten were - so der
du°me, der an der hant me van krafft ist dann anderen fynger, den fyngeren, zu den hey
geordent ist als eyn hulffe, yre bloit vnnd krafft abe soege oder zoege, do durch sy durre326
vnd an der hant vergengklich wurden deme du°men nyet alleyn, sunder dem gantzen
lychnam zu schaden. Hie van vollicklicher schryfft meyster Heynrich van Hessen, sant
Paulus vnd Origines. Nycolaus de Lyra super Ezechielem vergist des Richs daselbst auch
nyet,
49r die man her oeuer lesen mach.327 Dat Hillige Roymsche Rychs geistlichs vnnd
werentlichs staytz mit allen seligen kristen yst eyn lychnam, da von unser herre Jhesus das
heubt ist. Den lychnam wyl Got gesundlich vnd frydlich in goeder temperancien gehalden
hauen, vnnd wer dar widder ist, den fridden gegen syme eben mynschen stoyrt sunder
redeliche sache vnnd sych gebruycht vnordelicher gewalt oeuer synen nechsten, zw dem wil
Got sagen, so wat yr dem mynsten van den mynen gedayn hait, dat hait yr myr gedayn vnd
daby sagennde zu synen gliedderen, so wer uch royrt, der royrt mych328. (10) Eyne yder
wart uff in deme, das yem befolen ist, want sal Gott eyn rechter urteyler vnnd richter syn
vnd eyn beloner goeder vnnd vbler dayt, so ist van noyt von eym yederen myntschen, in
was stade er sy, rechnunge zu entphann.
Karolus der vyerde hait hoff gehaldenn myt den koyrfurstenn zu Metze anno domini 1400
und 6a jare, vnnd hait gesatzt vnd off den kristag doyn offenbaren dat gesetzt. So329 wer
myt eynchen fursten oder anderem folck vbertrede dye sacramentlich vereynigung oder der
hilligen dynge betzeychnunge oder synen rait gebe zu deme dode der eirwirdigen vnnd
erluchten unser vnd des Hilligen Rychs (20) fursten, geistliche oder werntliche kuyrfursten
oder in anderen derselben, want sy deyl unsers lychnams synt etc., den willen wir
strenglichen straiffen mit dem swerte als eynen, der vnser oberschafft vnd maiestait
geletziget hait. Hey wyl in der bu°llen, das die ganßheyt vnnd was zu syme lychnam gehoyrt
vngeletziget blybe, nyt eynich glyt abe zu snyden oder zu deylen noch vnder geynre gestalt
entliedet sulle werdenn.
Friederich330 der dryt Roymsche keyser hait gesatzt, dat nyeman den anderen angryffen
noch schedigen sulle, hey haue in dan vu°r gelichen billichen lantleuffigen rechten
erfordert. Ind off yem (30) sulch recht villichte zu lanck wu°rde, so ensall hey doch nyet an
gryffen noch synen widderteyl beschedigen, hey haue dan allit dat vur vollicklichen gantz
gedayn vnnd vollenbracht, dat selue dat keyser Karles bulle ynne helt yem vyerden capittel
von deme widdersagen331. Hie viz man klayr verstayn mach, wie billichen etlichen nafolgere
____________________________
a
C+D 19 1404, in allen anderen Handschriften 1406
326
Durre – trocken.
327
Heinrich von Hessen oder Langenstein, gest. 1397, bekannter Universalgelehrter, wichtig für die
Entstehung deutschsprachiger Predigtliteratur. Nikolaus von Lyra OFM, gest. 1349. Seine Postilla war das
exegetische Hauptwerk des Spätmittelalters mit breiter Überlieferung.
328
Vgl. Mt 25,40 und 1 Kor. 12,12 ff.
329
Folgendes wörtlich übersetzt aus der Goldenen Bulle c. 24 (Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV., bearb.
von W. Fritz (MGH Fontes iuris Germ. ant. 11), S. 80). Vgl. von den Brincken, Privilegien Karls IV., S.
262.
330
Folgender Text zitiert aus der „Reformatio Sigismundi“ von 1442 (Druck: RTA 16, Nr. 206), von der es
in Köln offenbar mehrere Abschriften gab (vgl. Regesten Friedrichs III. Bd. 4, bearb. von Th. Kraus, Nr.
41).
331
Widdersage – Fehdeerklärung.
202
dye stat Collen vnd andere glydder des Hilligen Rychs gedrungen hauen myt vnrechte van
yre fryheyt vnd aldem
49v herkumen myt listen vnnd boeser gewalt vnderstunden zu brengen vnnd doch zu
leste Kollen layßen moysten in synre fryheyt na dem willen Gotz vnnd inn der ordenunge
des Hilligen Rychs etc. Vnd wie wail Collen inne der ordenunge des Hilligen Rychs eyn van
den vyer boumennen genant wyrt, so ys yt doch nyet der mynste grait. In der historien sant
Marthen steit geschreuen, dat vnse lyeue herre Jhesus vp ertrich quam as eyn bouman, den
Maria Magdalena ym garden sach gelich eym bouweman off eyn gardener, do sy in na syme
hilligen doede soickte zu saluen. Want in der prophetien (10) stunde, dat hey as eyn
bouman komen solde vp ertrich vnnd als eyn wechferdich man sych neygen zu blyuen etc.
Heribertus der hillige332 man wart zu Collen busschoff vnder dem drytten keyser Otten
vurscreuen. Nyet333 lange so der vurgenante busschoff van Kollen Euergerus gestoruen
vnd begrauen was, was man in arbeyt, eynen anderen busschoff zu kyesen, geistlichen vnd
werntlichen. Vnnd wurden der kuyr so vneyns vnder sich, dat by na eyn ycklich zu wapen
vnd harnesch gelouffen solden syn, want dye klercken koren eynen vnnd dye leyen koeren
eynen. Myrcke, dat de burger zu der zyt myt in der kuyr der busschoue waren. Nu den (20)
ghenen, den die burger verworpen, den koren dye geystlichen eynen genant Wentzelinus,
eyn doymprobst zu Colne, der da vpstu°nt reyff vnnd begerde, dat yedermann swigen
sulde. Also durch den willen Gotz sprach hey zu yn allen: Myne lieuen vedere vnd herren.
Inne dieser sachen sall sich nyeman selue soicken, sunder alle myt eyn dat soicken, dat
Gode deme herren zugehoyrt334. Laist uns in den aller besten rait gayn, want vch vur zu syn
vnd vyr busschoff zu werden enbegeren ich nyet. Ich wil ouch in diesen sachen nyemant
benyden, sunder van hasse vnd vermessenre eren off wyrdigen stait zu begeren mych gelich
halden. Ich wyl vch auer eynen anderen (30) nennen, der des amptz vnd staytz wirdich iß
als den durchluchtigen Heribert der zu Gode vnnd der werlt doegelichen ys, zu Christo
innich vnd deme Roymschen keysere vnserm herren wert. Darvmbe laist vns vnser
vneynicheit vp loesen vnd vns in diesem wirdigenn dye kuyr erfolgen. So balde hey dye
worde viz hatte, wart eyn gemeyn royff van alle deme volcke, roiffende Heribertum eyne
stymme
50r eyn wille, die vor uneyns waren, nu wunderlicher wyse in eynem man, der nyet
gegenwerdich was, in bande des frydden slussen. Also durch dye gnade Gotz wart der
sturm vnnd weder des vnfriddens gestyllett. Vnnd en ys geyn zwyuel: da sulche vneynicheyt
vp steyt, is en geschee van rechtem vrdel Gotz durch der sunde willen der inwoener. Vnd
doe der doymprobst Wentzelinus, der dan in vneynicheyt gekoren wart, sych vp gaff, syns
selffs in den sachen nyet zu syn sunder dye ere Gotz vnd gemeyn beste vur stalte, was die
barmhertzickeyt Gotz balde da vnd wart eyndrechtiger fridde in deme, der des van Gode
wyrdich was. Vnnd (10) geschach sulichs nyet sunder innich gebet andechtiger personen.
So nu keyser Otto vurscreuen deser vurgenanten geschichte botschafft quam van den
332
Vgl. Rupert von Deutz: Vita Heriberti (ed. P. Dinter, Bonn 1976), Besonders c. 6-7 und 9. Die Benutzung
der Vorlage endet 50v oben: So nu sant Herbert in dyenste vnd raede was [...].
333
Vita Heriberti c. 6: Non multo post Colonia metropolis vidua facta est defuncto Evergero, eiusdem civitatis archiepiscopo.
Ecce autem dum eligere conantur successorem, sciderunt unitatem, clerusque et populus graviter dissentiebant ab invicem.
Nam alium clerus aliumque sua electione poscebat populus, et in tantum processit partium diversarum conflictus, ut prope ad
arma concurreretur. [...] Nam is, quem non probante populo clerus eligebat, videlicet Wezelinus, domus sancti Petri
prepositus, repente silentium flagitans per voluntatem Dei sic omnes alloquitur: [...].
334
Vgl. Vita Heriberti c. 6: Wezelinus, domus Sancti Petri prepositus, repente silentium flagitans per voluntatem Die sic
omnes alloquitur: In causa ista, patres et domini, non sua singuli, sed omnes pariter ea querentes, que Domini sunt, melius
quoad possumus ineamus consilium.
203
legaten, die van der paffheyt vnd van den trefflichsten des raitz zu yem in Ytalien zu
Benevente gesante waren myt etlichen fuyrsten des landes vmbtrent Kollen, do wart der
keyser großlichenn erfreu°wet vnd sachte nyet wenych dancks dem wysen raede der stat
Kolne, want dat hey begerde vnd in das beste duchte, hadden sy gevolbart335, so dat sy des
eynen geist hadden myt yem. Wat soesser woerde vnd andechtiger redden sant Herbort
dede vur dem keyser, so ym dyt vurgehalden wart, synt genoichlich zu hoeren die klare dan
hie in synre (20) historien vu°nden werden.
Zu Benevente336 in welschen landen vp gynsit Florense wart yem die wyrdicheyt des
busschoffs stait gegeuen vp dem 8. Ydus Junii, dat ys der 11de dach inn Junio vp sant
Barnabas dach vnd van danne zouch hey zu Rome vnd entfeynge syn pallium van deme
paese vnd zouch von dannen gen Kollen zu syme stoele. Da hey quam vp kristauent vnd
sprach zu den synen dye worde des apostelen biddende off ich bidden vch, dat yr
wyrdicklichen wandelt in deme roiff dair ynne yr geheyschen syt myt aller oitmoedickeyt337
vnd sanfftmoedicheyt, want ich in dem herzen gebunden bin.338 Alsus myt aller oitmoyt
(30) leys hey syn pallium vur dragen. Hey dede lynen kleyder oeuer sich vnd folgede dem
pallium barfoys mit tregen voissen na zu Kollen yn. Wie woil zu der zyt wynter kelde was
vnd hart vnd sware sulchen wyrdigen manne barfois zu gayn, so sach hey dat nyet an vnd
hadde eyne vp myrcken, zu wat roiff hey geheyschen was vnd dat neit zu dem Ryche der
luyde off des folcks, sunder zu dem dienste der hilligen Gotz
50v discipulen was hey geroiffen etc. Hey bekante sich offentlichen zu syn eyn pilgeryn
vnd gast vp erden, zu soicken eyn besser vader lant, dat hyemelriche, dat yem Got bereyt
hadde. So nu° sant Herbert in dyenste vnd raede was diß keyser Otten, ys woil zu
prouen339, dat hey myt in raede ys gewest in der insetzunge der koyrfursten340, der hey
kurtz darna selue eyn wart vnd der yerste ym buschdom van Kollen. Man vynt auch in
synre legenden nyet, dat hey sich des zytlichen regementze in Collen yet zu reygeren
vnderwunden haue, dann alleyne selen zu wynnen. Vort vynt man in synre legende, wie
heymelich hey by dem keyser was vnd ducke (10) van heyle der selen spraichen, wie der
keyser zu Rome starff vnd wie syn lychnam van Rome gen Aiche gefoyrt wart vnd wie
sanct Herbert an dat slos zu Duytse eyn kloister in ere unser frauwen machte, da hey dan
auch na syme dode begrauen wart, erschinende myt vil myraculen.
Johannes341 der 17. pays der reygierde 6 maynde. Hey en was nyet pays, want hey wart
vnbillichen dair yn gestoissen. Hey was eyn Greick van der nacion. Siluester, eyn Wale342,
der zweyde reygerde 4 jare eynen maynt vnd 8 dage. Dieser wart pays durch hulpe des
boesen geist, want hey yem gehuldet hat. Hey was busschoff zu Rauenne doch vmb sicher
(20) zeichen, die man inne syme graue vant vnd durch penitentie, dye hey dede in
auesnydunge der glydder ist zu hoffen, dat hey behalden sy anno 1000 vnnd 4 jare.
Johannes der 18. reygierde 5 maynt, 26 dage. Johannes der 19. eyn Roemer 5 jare. Sergius
335
336
337
Gevolbart – vollbracht.
Vgl. Vita Heriberti, c. 9.
Oitmoyt – Demut.
338
Vgl. Vita Heriberti, c. 9: Obsecro vos ego vinctus in Domino, ut digne ambuletis vocatione, qua vocati estis, cum omni
humilitate et mansuetudine.
339
Prouen – beweisen.
340
341
342
Vgl. fol. 46.
Die folgenden Päpste aus: Rolevinck, Fasciculus, 52v.
Wale – Bewohner des Valois, Franzose.
204
der veyrde reygierde 2 jare, 7 maynde. Dieser was eyns hilligen lebens vnnd goeder
conuersacien343. Benedictus der echte reygierde 11 jare, 11 maynt, 21 dage. Dyeser hatte
zweydrachte vnnd wart auegesatzt. Johannes der 20. reygierde 11 jare. Der kregede myt den
Romeren. (30) Benedictus der 9de reygierde 13 jare. Der was vnkuysche vnnd darumbe
verdampt, als hey geystlichen personen erscheyn.
Heynrich der ander344, der 87. keyser, eyn hertzoch in Beyren reygierde 24 jare. Der macht
dat styfft zu Bebenberch. Hey brachte wydder vp vyl verstoyrter vnnd verdoruenre kloister
vnd kyrchen vnnd begauede sy. Do hey was 12 jare konynck gewest, do fuer hey auer berch
gen Rome vnnd wart keyser. Hey hadde
51r eyne frauwe genant Konygunt vnnd bleyff hey vnnd die frauwe reyn vnd kuysch bys
an yre beyder doyt, als geschreuen ys inn Lampartica Historia345. Stephanus, der konynck
van Vngeren, wolde diß keysers suster zu der ee nemen. Do moiste der selue konynck
gelouen, das er vnd alle syne volck kristen sulden werden vnnd dat geschach auch. Hey
betwanck auch vyl ander heyden, dat sy moisten kristen werdenn. Hey dede vil stryde vnnd
gewanne allewege. Dat hey erwarff myt syme gebede. Dye keyserynne vnnd yre man
wurden hilligen vnd ligen zu Babenberch begrauen. Anno domini 1024 jair starff der keyser
ind na syme dode (10) wurden die koirfursten vneyns, so dat dat Rych zwey jare stoynde
sunder keyser. Zu lest koeren sy Conradt, der eyn hertzoch was in Francken.
Pelegrinus346, der 31. busschoff zu Kolne vnder keyser Conradt dem anderen, der ließ sant
Apostelen kyrch in Kollen vort machen, die van sant Herbert vur an gehauen was, da hey
begrauen liget.
Conrat der ander347, eyn hertzoch van Ffrancken, das ist van dem Ryne, der reygierde 20
jare vnd macht guden fridden ym Rych. Hey vynge an die stat van Spyer vnnd das
buschdom zu machen, dat vollenbrachte syn nachkomen. Hey starff na Gotz geburt 1038
jar.
Heynrich der drytte348, des vorgenanten dochterman, reygierde 17 jair. (20) Zw dieser zyt
wart zu Roem funden eyns resen lyff begrauen vnd was do noch unverwert. Hey hadde
eynen wundenslach in synre lyue funftenhaluen scho groiß, vnnd des libes lengede
vbertraffe dye hoegde der mu°ren. Man fant auch eyn byrnende luterne zw syme heuffde,
dye mochte nyeman geleschen widder myt blasen noch myt wasser vnd eynre stach myt
eyme griffel in dat loch, da de flamme viz geynge. So balde die lucht349 in dat loch quam,
do verlasch dat lichte. Vp des ryesen graff stunde geschreuen: Hye liget Pallas Eyandrus
su°n, den des ritters Turnu°s lancie hait gedoyt. Zw diesen zyden kregeden dry
myteynander, dye alle pays gekoren waren. Do foir der keyser zu Rom (30) vnnd entsatzde
sy alle vnnd machde den busschoff van Babenberch zu eyme pabst Clemens der ander als
na folget. Do dieser keysere kranck wart, machte hey synen sone Hynricum myt willen der
kuyrfursten zu eyme Romyschen konynck, der noch eyn kynt was. Der vorgeschreuen
keyser Heynrich starff zu hant darna anno domini 1056 jare.
343
344
345
346
347
348
349
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 52v: Iste Sergius fuit sancte vite exemplaris conversacionis. Conversatio – Lebenswandel.
Aus: Königshofen CDS 8, 426-428.
Historia Lampartica = Legenda Aurea. Vgl. Legenda Aurea, ed. Benz, S. 978.
Aus: Cronica presulum, 12.
Aus: Königshofen CDS 8, 428/9.
Aus: Königshofen CDS 8, 430-432.
Lucht – Luft.
205
Siluester350 pabst der drytte reygierde 56 jare. Gregorius der seste reygierde 2 jare, 6
maynde. Clemens der vurscreuen buschoff van Babenberch reygierde 9 maynde
51v vnnd acht dage. Hey was vur genant Sydegerus.
Hermannus genant der edel, der 31. buschoff van Kollen vnder dem vurscreuen dritten
keyser Heynrich. Hey reygyerde 22 jair. Der lyeß die kyrche zu sant Seuerynne renoueren
vernu°wen. Hey lyt ym dom begrauen.
Anno351, der 32. busschoff van Kollen vnder dem drytten keyser Heynrich vnnd dem
vyerden Heynrich. Dit was eyn hillich man, geboren van Dassele. Do hey noch in mynre
stait was eyn probst zu Gosslar, do halp hey keyser Heynrich, der eyn groiß here foyrt
widder die Vngeren, die dem Rych vngehoirsam waren, liest man, dat hey der menlichste in
dem (10) stryde was. Darumbe hey so menlich, kloyck vnd frome was, wart hey zu dem
buschdom van Kollen durch keyser Heynrich den dritten gefu°rdert. So nu dieser keyser
Heynrich gestoruen was vnd syn sone, eyn zu komede Romysche konynck, der ku°me 5
jare alt was vnd by Agneten der keyserynne, syner moeder, vnnd durch die oeuersten vnd
besten des Rychs getzoegen wart, so nam hey myt macht den son van der moeder vnd da
myt dat spere unsers herren vnd ander kleynoit vnd wapen des Rychs vnnd foyrte dye myt
sich gen Kollen ind nam den sone in syne bewarunge. Hey styffde 5a schoynre collegien in
Collen zw sant Marien vp den Greden, Sant Joris, dat do buyssen der statmu°ren (20) lach,
zu dritten vp dem berch zu Syburch, da hey auch begrauen ligt. Zum vierden in Westualen
genant Graiffschafft, zum vunfften in Doryngen genant Salefelt. Hey hadde eyn groiß
vpsehen vp die geystlichenn, dat sie geistlichenn leuenden. Hey brachte die hillige lychnam
der zweyer Ewelden in Kollen, die hey zeirde vnnd satte inn dye kyrche zu sant Kunibertz
nu° also genant.
Dyeser hillige buschoff Anno in den paisch hilligen tagen, so hey dye kyrche zu sant Joris,
die hey hatte doyn machen, wyede vnnd by yem hadde vyl suffraganien buschoff, darunder
as man spricht der buschoff van Munster was vnd so nu die kyrche gewyet was, (30) gynge
der busschoff myt anderen heren vnd folck zu deme sale, do sy essen solden. Do was eynre
van des busschoffs dyener off amptman, der eyn schiff zu noittorfftigen sachen bestellen
solde vnd des buschofs dienere van Munster, die dat ampt off den dienst vollenbrengen
solden, myt vnkloickheyt sy zu dem Ryne liessen vnd namen eyme fremden kouffman syn
schiff. Do ryeff der kouffmanne offenberlich352, dat yem des buschoffs dyener dat syn myt
gewalt nyemen. Balde wart dat folck in der stat zu samen louffen vnnd wart eyn groiß
vplouff vnder
52r den burgeren, die alle zu deme sale zu lieffen vnnd freislichen dem busschoffe
dreuweden. Der buschoffe vloe inne den doym vnnd meynte sich by den hilligen zu
behalden, bys dye vngestu°mycheit des volcks gelegen vnnd gestilt were. Auer die
gemeynde vollenherden den zorne dry tage vnd hoyrten van der vngestu°mycheit nyet vp
vnd hadden des doyms du°ren vnnd portzen belacht. So was eyn redelich burger, der eyn
huys hadde by der statt mu°ren, der halpe dem hilligen manne Anno viz vnd durch syne
dyener, die buyssen der stat waren, holpen yem dair van. Also wart hey van deme
____________________________
a
C+D 20 6
350
351
352
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 53v.
Aus: Cronica presulum, 13-15.
Offenberlich – laut, für alle wahrnehmbar.
206
perickel353 verloist myt der hulpen (10) Gotz. Dit gerucht was nu alle dat styfft van Kollen
durch offenbare worden, wie yrem vader vnd pastor sulche gewalt widderfaren were, vnd
also myt eynem gemoede stede, dorper vnd de gantz lantschafft lieff zusamen vnd
belachten die stadt van Kollen ettliche dage bis so lange, dat sulche burger, dye der sach
vrsach weren, in zu yerem willen zu straiffen geantwort wu°rden. Vnd hey van en wuste
der busschoff nyet van vnd den, dye den vplouff gemacht hadden, wurden vyl die ougen
viz gestochen. So nu dyese raich gescheyn was, do wart der hillige man in synre
consciencien354 by sich selue zu bedencken, dat dem goedem hertzen zu steit scholt zu
forten355, do doch gheyne ys, vnd wart in eyn (20) reuwe fallen. Wye woil hey dye sache
nyet begangen hadde, so was der oirsprunck doch van den synen aukomen. Zu lest zouch
hey zw Collen yn vnd loede alle burger yn gemeyn oytmoedicklichen zw fridden vnd
eyndrechticheyt vnd dede yn eyn sermoyn myt viel goeden ermanungen zu fridden vnnd
eynicheyt. Ind dairoeuer zu eyme bande der gotlichen lyeffden heyldea hey mit grosser
solempniteit eyn mysse, dairynne hey die oeuersten vnnd gemeyn burger myt der hilligen
sacramente berichte356 vnd bewyste yn viel wercke der myldicheyt. Darna zouch hey in dat
kloister zu Syborch vnd da tractyerde hey myt den broederen van den worden des leuens
vnd van goeden wercken, (30) almyose geuen, beden, vasten vollenbrachte hey da bys hey
starff vnd wart da begrauen myt viel myraculen in leuen vnd yme doede.
So dan dat wereltliche swert in Kollen van dem keyser beleint wyrt, dat dye van Arborch
vur vnnd darna an die busschouen kommen ist, so was doch zu der zyt dat scheffen gericht
vnder busschoff Anno vnd die scheffen hatten eyn falsch vrdel gespraichen. Darvmb diese
hillige busschoff die scheffen alle zu Syborch ließe kommen, vnd so hey yr vnrecht hoyrt,
lyeß hey yn alle die ougen viz brechen
52v sunder eyme, der was syne dyener gewest. Deme brach man eyn ouge viz darumbe,
dat hey dye anderen alle widder heym foyrte. Vnd in wat huyser die scheffen woynden, dair
moysten sy doyn machen eyn steynen heufft sunder ougen an den geuel357 zu eynre ewigen
gedechtenysse. Hey reygierde 20 jare.
Damasius358 pais der ander reygierde 23 dage. Hey was eyn tyranne vnd wart balde
begrauen. Leo der 9., eyn duyscheb man viz Lotryngen, reygierde hillicklichen 5 jare vnd 2
maynde vnd 7 dage. Hey was vur gewest eyn bussch(10)off von Toll vnd was so hillich, dat
hey die engel hoyrt syngen etc.359 Victor der ander, eyn duysche man, der was eyn ersame
guyt man vnd wart viz willen des keysers gesatzt. Dyeser satzde vil symonyer360 paffen abe
vnd eebrecher ym consilium zu Florentze. Stephanus pabst eyn duytsche man von
Lothringen der 9. reygierde 10 maynde, 28 dage. Benedictus der 10. nam myt gewalt dat
paebstum yn vnd sasß nyt me dann 9 maynt vnd moist abe wychen. Nycolaus eyn
____________________________
a
b
C+D 20 hey heylde hey, C+D 19heilde hey C+D 19 duytsche
353
354
355
356
357
358
Perickel – Gefahr.
Cronica presulum, 14: vir sanctus memorans in consciencia apud se ipsum ...
Forten - fürchten.
Berichte – versöhnte.
Geuel – Giebel.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 53v.
359
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 53v: Erat antea episcopus Tulens. et audivit angelos dicentes: Ego cogito cogitationes pacis,
dicit Dominus.
360
Symonyer – simonistisch.
207
Burgonger der ander reyierde zwey jare, 6 maynt, 26 dage. Dieser hielte eyn consilium
wieder Berengarium. In dem consilium (20) was das decrete van der kuyr der pabste gesatzt
in nomine domini distinctio 24361. Alexander der ander was van Meylayn, reygierde 11 jare,
6 maynde vnd 25 dage. Dyeser satzde, dat nyeman van den preisteren mysse hoeren sulde,
dye yre concubinen off boelen hetten vp dye pene des bannes vt patet 22. distinctio Praeter
capitulo hoc362. Diß was eyn hillich man.
Hyldolffus der viervnnddryssichste buschoff zu Kollen vnder keyser Heynrich dem
vyerden reygierde 15 jare.
Segewinus der 35. busschoue zu Colne vnder keyser Heynriche dem vierden reygierde 5
jare. Hermannus der drytte reygierde vnder dem vurscreuen keyser Heynrich 5 jare vnd 2
maynde. Hey was genant Herman der ryche der 36. busschoff.
(30) Fridericum den yersten363 der 37., der reygierde vnder dem keysere Heynrich dem
vyerden vnnd deme seesten Heynrich vnd Lothario etc. 26 jare. Dyeser kroynde den keyser
Lotharium myt Rytza synre keyserynnen vnnd saluede sy zu Colne. Dyeser busschoff streyt
myt eynre vntzellichen zale folckes van Swauen vnnd Beyeren by Andernach in dem felde
myt wenich folckes vnd wann den stryt. Dieser Friederiche ließ machen dat kloister vp
deme Werde by Rolantzecke vnd dat munche kloister vp sant Appolonaris berch by
Remagen. Do hey starff, wart
53r
hey zw Syborch begrauen.
Bruno der ander364 vnd der 38. busschoue zu Collen reygyerde vnder dem nafolgenden
Lothario deme dritten 6 jair. Dieser was eyn probst zu sant Gereoyn in Collen. Dyese wart
durch dye kuyr der prior vnd gestichte365 in Collen gekoren vnnd Grotfrid, probst van
Santen, wart durch gunst keyser Lotharien in dat buschdom gestoissen. Darna zouche
keyser Lotharius in dat lant zu Neapolis vur die stat zu Bare vnd nam myt yem diesen
busschoue Bru°n vnd starff da im lande. Hey366 hadde 6 jare busschoff gewest vnnd was
eyn sone greue Adolff van Altenae des zweyden, da dye Berschen vnnd Merckschen yren
oyrsprunck van hauen.
(10) Hugo der 39. busschoff van Collen, der eyn doymdechen zu Collen was, der durch
Innocentium den pais in eynen ertzbuschoffe zu Collen consecreyrt wart. Der Hugo starff
balde vnd wart zu Bare by den vurscreuen Brun synen vurfaren begrauen.
Heynrich367 der vurscreuen keyser, Heynrichs sone des vyerden vnd an der zale der 90.
keyser, reygierde 49 jare. By des zyden was eyn merfart368 vnnd wart dat hillige grab
gewunnen. Des heres heuyfft luyde waren des hertzoch von Lothryngen, der graue van
Blesens, der graue van Floderen, der graiff van sanct Egiden vnnd viel andere greuen
vnnde herren. Diß volcks was me dan 40 werff hundert dusent vnd vnder (20) yn waren
busschoue, paffen vnd mu°nche vnd allerhande volck van allen landen in der kristenheyt.
Vnd wart nye geyn vnfridde vnder yn. Sy hadden auch gheynen gebrechen van eyncher
361
362
363
364
365
366
367
368
Papstwahldekret von 1059: Corpus iuris canonici, D. 23 c. 1.
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 54r: ut patet XXXII dist. Praeter hoc. (Corpus iuris canonici D. 32 c. 6).
Aus: Cronica presulum, 16.
Aus: Cronica presulum, 16.
Gestichte - Stifte.
Dieser Satz nicht aus der Cronica presulum.
Aus: Königshofen CDS 8, 432-434 (inklusive des kurzen Passus über den Investiturstreit).
Merfart - Fahrt übers Meer/Kreuzzug.
208
durunge, dat Got foegede. Sy verdryeuen dye heyden an allen enden viz dem geloffden
lande vnd besatten Jerusalem vnd alle stede myt kristen luyden, dye dat vyel jare besaißen
vnnd ynne hadden. Dyeser Heynrich macht synen sone in syme leuen myt der kuyrfursten
wille zum Romyschen konynge. Dar kregeden sy myt eyn vnnd der sone fynge den vader
vnd ließ yn steruen inne gefengknysse. Zw dieser zyt was eyn vngestummyge vneynicheyt
vnder paffen (30) vnnd leyen alle, vmbe dye paffen hadden yre wyff vnd kynder
offentlichenn by yn vnnd dryeuen symonie. Da van geboit der paiß Allexander, dat man
sulcher paffen wyffe nyet halden sulde. Sye sulden yn auch neitt offer noch zeynden geuen.
Zu der zyt was vyl bedroyffnysse.
Bruno meister inn der gotheyt in der vniuersiteten zu Parys, burger van Kollen nam zu sich
6 ander klercken vnnd hoiff an dene
53v Karthuserordenn in dem buschdom zu Grationapoliten369 vmbtrent na Gotz geburt
1084 jare.370
Arnoldus der yerste371 vnnd der 40. busschoff zu Colne, eyn probst zu den Apostelen in
Collen, eyn sone des greuen van Gelre, etlichen halden van Wede, vnder dem dritten
Conrado als nafolget, reygirde 10 jare. Zu dieser zyt was eyn consilium zu Remis durch den
pais Eugenium, da dieser busschoff noch der busschoff van Mentze gegenwerdich waren
vnd wurden inne deme consilium van symonien beclaget vnnd wurden darumbe auegesatzt.
Doch kreich Arnoldus (10) vnd der busschoff van Mentze gnade vnd wurden versoynt, dat
sye by den buschdomen bleuen, auer durch groiß gifft vnd gauen, dye sie dem stoile zu
Rome geuen moysten. Dieser nageschreuen Arnoldus was van Altena. Hey was eyn
cantzler keyser Fryederichs, dar vnder hey 5 jare regnyerde. Hey begauede dat kloister sant
Clemens zu Ryndorp, da hey auch begrauen liget.
Arnoldus der ander, der eyn doymprobst was zu Colne vnd was cantzler keyser Fryderichs
als vurgenant anno domini 1157, der 41. busschoffe.
Friderich der ander, der zweyvndfyrtzichste busschoff, geboren (20) van Dassele, eyn
probst zu sant Joris. Grarat eyn probst zu Bu°ne was gekoren, auer syne frunde stiessen yn
myt macht in dat buschdom372, want hey was van Dassel oder Altena des stams van Berge
vnd Marck. Hey was vnder keyser Friderich neit vollincklich zwey jare. Do dyeser Friderich
van pais Adriano in den banne gedayn wart, do wart hey consecreyrt in eynen busschoff
van Kollen zu Papie. Da hey starff vnd syn gebeyntze wart van dannen gefoirt zum
Aldenberge. Dieser busschoff vmbe vngehoirsamheit willen brach hey dat slos Rauenrode.
Reynaldus373 der 43. auch van Dassele geboren, eyn probst zu Hyldeß(30)heym, besas
synen stoil vnder Friderich dem yersten 8 jare. Hey was des keysers cantzeler in Ytalien,
eyn wyse, vursichtigk man. So dieser nu vmb gemeyn vrber374 des Roymschen Rychs vyl
inne sorge vnd arbeyt na reysen myt dem keyser was in Ytalien zw dienste, quam eyn zufall,
dat Conradus, des keysers broder, Ludwich palsgraue, der lantgraue van Doryngen,
Friederich hertzog in Swauen, Conrad syn sone, die wyle der busschoff vizlendich was,
369
370
371
Grenoble.
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 54v.
Bis auf die genealogischen Angaben aus: Cronica presulum, 16/17.
372
Zu dieser Doppelwahl zwischen Friedrich II. und Gerhard von Bonn vgl. REK II zum Jahr 1156.
Barbarossa entscheidet zugunsten Friedrichs.
373
Aus: Cronica presulum, 17-20. Nur der Schlußsatz 54v über die Machabäerkirche nicht hieraus.
374
Urber - Einkünfte.
209
zoegen sy in dat styfft van Kollen vnd namen vnder sich rait, wie dat sy dat styfft van
Kollen verherden mochten vnd wolden
54r den berch, da nu Ryneck375 vp liget verbolwerckenn, sich da vp zu inthalden, als sy in
raede funden yn dyuen wu°rden. Dyß wart durch sicher botschafft Reynaldus geware in
Ytalien vnd boyt heruß Philips den doymdechen, der na yem ouch busschoff wart vnd
anderen frunden des styfftz, dat sy vp stunt den berch Ryneck in sulden nemen vnnde den
stercken myt bolwercken. Dat also geschach. So de fursten sagen, dat yn yre vpsatz376
feelde, do beryeffen sy eynen streyt vp den dinstag in der krutzwochen. Do zouch Philips
der doymdechen vnd ander prelaten van Collen myt so viel reysiges getzugs vnd
voißgengeren in dat (10) felt zu Andernach in anschyn der groisser herren vnnd fursten der
me was danne 25 dusent strydbar man vnd lagen da des strydes zw warden 12 tage, so dat
sye nyemans bestryeden wolde vnd nyet koene waren, dye Colschen an zu gayn. Also
macht der dechant vurgenant eyn slos vnd vestunge vp den berch bouen Kysch nu° genant
Ryneck zu eynere vestigunge des styfftz van Kollen, vnd zoegen die getru°wen des stifftz
widder heym. So dyeser Reynaldus dem keyser so getroulichena gedient hadde vnnd yem
Meylayn hadde helpen wynnen, vnd so yem diese boytschafft quame, nam hey vrloff, vnd
der keyser schenckde yem dye lychnam der hilligen dryer konynge vnd de corpore (20)
Felicis vnd Nabar, wylich heyltu°m der keyser kreych in der eroberunge der stat Meylayn
vnd hey myt yem zu Kollen brachte, do sy noch synt vnd quamen vp sant Jacobs auent in
Collen anno domini 1164 myt groisser frewden vnnd eren. Dyeser busschoff erhoiff die
hillige lychnam Cassii vnd Florentii vnd yre gesellen, die 700 vnd 73 jare vnder der erden
gelegen hadden, in den yre frisch bloyt schynende was zu Bunne in kassen erlichen bey eyn
brachte377. Dyeser Reynaldus hatte sich by keyser Fryderich so menlich gehalden, dat hey
yem alle Ytalien vnderwarff vnd Napels, des haluen hey myt den Roemeren in eynen stryt
quam vur der stat Tusculana. Hey hadde (30) bey yme Kristiayn, den busschoff zu Mentze
vnd Philips, den doymdechen synen nafolgere. Da bleuen der Romere 9000 vnd 5000
wurden gefangen vnd der rouff bleyff den ritteren vnd knechten also, dat van 42000
Romeren kome 2000 widder gen Roeme gesunt heym quamen, vnd darna wurden die
Roemer dem keyser gehoyrsame, vnd des begauede busschoff Reynaldus kostlichen dat
styfft van Kollen myt ligenden goederen vnd priuilegien, gyfften378 vnd gauen vnder
anderen des Richs houe in Andernach vnd Eckenhouen vnnd
54v anderen me, des dye kyrche van Kollen noch gebruycht. Dyeser Reynaldus starff in
Ytalien vp unser frauwen abent assumpcionis, vnd syn gebeyntz wart zu Kollen bracht vnd
lyget yem doym begrauen inn unser frauwen koyr379. Hey brachte auch zu Kollen
Machabea, de moeder myt den sieben soenen in die kyrche zu Machabeen, dat zw der zyt
eyn capelle was. Van der zyt an bestoynde Kollen an eren vnnd doegenden zu zu nemen.
____________________________
a
C+D 19 getreulichen
375
376
Rheineck bei Bad Breisig, vgl. REK II, Nr. 795.
Vpsatz – List, Täuschung.
377
Vgl. Cronica presulum, 19: Idem etiam venerandus pontifex corpora sanctorum martirum Cassii et Florentii et sociorum
eorundem in ecclesia Bunnensi inuenta quidem sed sicco sanguine passionis ipsorum euidenter apparente, cum iam 700 72
annis sub terra quieuissent recondita, transtulit et ad capsas honorifice recollegit.
378
Gyfften – Geschenken.
379
Koer - Chor = Marienkapelle im Dom.
210
Heynrich380 der vunffte keyser, Heynrichs sone der 6., reygierde 15 jare. Der gaff dem
pabst vff den gewalt, das er busschoue vnd (10) ander prelaten confirmyrde vnd gaff auch
dem paeste widder alle die stede vnnd kyrchen, dye syne forderen vnd er in deme krege
dem pabst hadden aue getzoegen. Dyeser keyser vyenge synen vatter vnd ließ ine in der
gefengknysße sterben. Darumbe schetzet man, das er auch dar umb ayn lybs erben sturbe
anno domini 1116.
Lotharius381 der 92. keyser vnd der vyerde an dem namen, eyn hertzoch van Sassen,
reygierde 12 jare. Der betwanck den konynck van Cecilien vnd machde eynen anderen
konynck. Hey streyt myt dem konyngk van Behem vnd verloir den stryt vnd yem wurden
viel rittere erslagen. By diß ziden quam also groiß durunge, vnd (20) dat de burne vnd
flissende wasser by na verdru°ckende, vnde dye frucht off dem felde verdarff. Der Ryn was
so kleyn, dat man by na dru°chys foiß daroeuer geynge vmbtrent 1130 jare.
Van der stat wapen van Collen vnd van 7 hilliger busschouen, dye yre patronen synt
vnnde ire beschyrmer
Arma enim nostre militie non carnalia sunt sed potentia Deo ad destructionem
mu°nitionum et cogitationes destruentes et omnem altitudinem extollentem se aduersus
scientiam Dei et captiuantes omnem intellectum ad obediendum Christo et parati subiugare
omnem inobedientiam. Jeronimus in terzo capitulo prologi biblie.382
55r
[Bildseite: Wappen von Köln mit Helmbusch, umgeben von Brustbildern der
Bischöfe Maternus, Seueryn, Heribert, Anno, Evergislus, Agilolph, Kunibert sowie
über allen Sant Peter, Patrone der stat Colne.]
Sancta Colonia diceris hinc quia sanguine tincta
sanctorum, meritis quorum stas undique cincta.383
55v
Van ordenunge vnnd vyrsprunck der reygierunge384
Tvlius spricht inne deme boiche van den ampten385: Es ist gewisse, dat vur zyden die zyt
gewest ist, das dat gemeyn folck sunder konynge vnd obersten leffden vnd die gesetze des
380
381
Aus: Königshofen CDS 8, 435 bis auf den Schlußsatz Darumbe schetzet man [...].
Aus: Königshofen CDS 8, 437 bis auf den Schlußsatz über die Trockenheit des Rheins.
382
Aus: Hieronymus, Prolog zur Vulgata (Biblia Sacra Bd. 1, ed. H. Quentin, Rom 1926, S. 9). Hieronymus
zitiert hier 2. Kor. 10, 4-6. Absatz vermutlich von der Hand Heinrichs van Beeck; fehlt in C+D 19.
383
„Heiliges Köln wirst du deshalb genannt, weil du mit dem Blut der Heiligen benetzt und von deren
Verdiensten allseits umschirmt stehst“ (Übersetzung Militzer, Selbstverständnis S. 18.). Militzer
kommentiert das Bild S. 20: "Die Stadt ist durch ihr Kronenwappen symbolisiert. [...] Um das Wappen
sind ferner die sieben heiligen Bischöfe bzw. Erzbischöfe [...] gruppiert. Sie umgeben die Stadt gleichsam
wie eine Schutzmauer." Vgl. Koelhoffsche Chronik, fol. 151r; Doernenkrantz, Bl. 1a.
384
Literatur zu solchen Traktaten bei Henn, Ständetraktate.
385
Laut Cardauns (CDS 12, 548 A1) liegt zugrunde Cicero, De officiis II, 12. Vgl. Koelhoffsche Chronik, 197rv
(in der Edition von Cardauns gekürzt). Der Text ist zu Beginn parallel mit Rolevinck, Fasciculus, 24v: De
principatu Romano sic dicit Cicero in libro de Officiis: Certum est, fuisse aliquod tempus, quo sine regibus vivebatur. At
postquam iure gentium possessiones dividi, non alia de causa reges sunt instituti, nisi iustitiae fruendae. Nam cum initio
premeretur multitudo ab his, qui moiaores opes habebant, ad unum aliquem virum confugiebant virtute praestantem, qui
prohiberet iniuriari tenuiores, aequitatem constituendo, summos cum infimis pari iure pertingeret. Cumque adhuc regnantibus
regibus debiliores nonnumquam opprimerentur, leges constitui placuit, quae ad iudicandum non odio aut gratia ducerentur,
sed tales inopi, quales potenti praestarent sciamus. At si regem contemnere leges, capere bona subditorum, violare virgines,
stuprare matronas etc. illicita facere videamus, nonne illo submisso, alius sublimatur, qui et bene gubernare et legibus novit
obtemperare? Text auch wörtlich in Rolevinck: De origine nobilitatis, 23r-24v unter der Überschrift De
principatu paganico rationabiliter instituto.
211
folkes anders nyrgent vmbe gesatzt synt, dann der gerechtigkeyt zu gebruychen. Want so
die mynste meynungen van den, die da me goitz hadden vnd rych waren, gedruckt wurden,
do namen sie eyne zufluchte zu den ghenen, die an dogenden anderen myntschen bouen
geyngen, den ouertredern vnrecht doyn zu verbieden vnd gesetze machden, da myt der
ouerste myt dem vndersten (10) zu glichem rechten komen mochte. So quam yt darna, dat
die konynge vnd ouersten die vndersassen ouch verdruckten, dat yn dar viz behagede,
gesetze zu machen, viz wilchem nyet viz hasse noch lieffden zu rechtem gerichte gefurt
wurde. Do so wayll die ouersten als dye mynsten yre oeren zu hoeren halden moisten vnd
wisßen darumb, dat nyet alleyne dat folcke sonder auch konynge, heren vnnd fursten vnd
alle obersten dem rechten verbunden synt vnd vnder den gesetzen staynt. Off nu eyn
ouerste die gesetze versmede vnde wulde der vndersaßen goit rou°wen vnd nemen,
junfferen verkrechtigen, widwen schenden vnd ander boißheyt an yem hette, der sulde nyet
(20) eyn ouerste syn, want hey swyrt, wail zu reygieren vnd sich dem gesetze zu
vnderwerpen.
Sanct Augustyn spricht: Zu der zyt wart gemeyn goit wail reygiert, do nymant moiste
ouerste syn, dan der den anderen an doegenden bouen geynge, vnd dit ys die redelichste
insetzunge, da alle mynschen na folgen moißen vnd sich dar na haint zu schicken vnd zu
halden sullen. Auer diß hant leyder nyet angeseyn der groiß Alexander, Hanibal, Rome vnd
ander mechtigen vur Gotz geburt vnd na Gotz geburt die vngeleubigen, die in 300 jaren
manch dusent kristen myntschen haint laißen martelen, als in der heymlichen offenbarunge
steyt van deme dyer, dat (30) 10 horner hatte386, dat durch dye 10 tyrannen keyser na Gotz
geburt verfolget sulden werden alle kristen, vnd so wer bes mocht dan der ander, der
ouertzouch den anderen. Is387 waren auch eyndeyl heyden, die so vffrecht waren in yren
sachen, dat yn Got gnade gaff, dat sye kristen wu°rden, vnd wie wail sie groiße fursten
waren, so gebru56r chden sye da by natuerliche gerechticheyt. Gnade vnd natuer wandelen by eyn, want
sie beyde van der wiyßheyt Gotz ingesatzt sint. Darumbe inne viel sachen geleubigen vnd
vngeleubigen myt eyn concordyeren, ind wie wol die heydensche fursten groiß in
gerechticheyt eynsdeyls gewest synt, so mochten sie doch zu wairhafftigen doegenden nyet
komen. Went sent Augustyn spricht: Wae388 nit bekentenyße en ys der ewigen vnwandelbar
wairheit, da ys falsche doegent, off da ouch dye besten syedden weren. Darumbe enmochte
by den heyden gheyn recht adel syn. Nadem da dat licht des hilligen gelouuen (10) wart
schinen vnd die fursten die affgode aue wurpen, dar wart eyn ander regementa. Dat Rych,
dat do vermessen was, is nu genant hillich.
Hervmbe389 sint inne der hilliger kirchen zweyn staede390, geistlich vnd werntlich, vnd eyn
____________________________
a
C+D 19 reigement
386
Vgl. Off. 13.
387
Folgende Sätze vgl. Rolevinck, De origine nobilitatis, 22v-23r: De nobilitate paganica et infidelium: [...] Gracia enim
et natura pari passu ambulant, tamquam ante a divina sapientia institute [...].
388
Vgl. Rolevinck, Origine nobilitatis, 5v: [...] dicente Augustino quod ubi deest agnicio eterne et incommutabilis veritatis
falsa virtus est eciam in optimis moribus, ideo numquam potuit apud paganos vera nobilitas esse.
389
Nächste Sätze vgl. Rolevinck, Origine nobilitatis, 3v/4r: [...] Ubi est sciendum, que in ecclesia dei duo sunt status
scilicet spiritualis et secularis, sicut olim in synagoga fuerunt et quelibet horum statuum habet suos gradus. Et isti status
sumuntur a similitudine spiritus et corporis propter operationem quam exercent. Nam spiritualis status principaliter intendit
bonum anime et circa hoc occupatur, secularis autem status intendit bonum corporis et illi specialiter insistit.
390
Staede – Stände.
212
yeder hait syn graede als auch vormals in der synagogen der juytscheyt waren. Diese staede
hauen yren vyrsprunck van der glychnysse lyffs vnd selen vmbe yre wyrckungen willen. Der
geistlich stayt hayt alleyn antzoseyna dat goyt der selen vnd ys da myt bekummeret.
Wericklich stat hat an zu seyn dat goyt des lichnams vnd wat dartzu dyent. Geistliche
priesterliche wyrdicheyt ys so groiß, dat die meiste fursten vur tzyden vur (20) priesterenb
nyet kone waren zu reden391. Man liset, dat sanct Mertin in gegenwerdicheit des keysers
geschenckt wart vnd die vmbstender meynten, so hey gedruncke, so sulde hey deme keyser
vort schencken. So sach hey synen capellayn by ime stayn, dem schenckte hey vnd meynt,
so hey priester were, so were hey wirdiger danne der keyser. Man lyst van keyser Karle, dat
hey zu dische nummer priester vnder yem ließ setzen, danne bouen yn in dat erlichste ende
off stat. Vnd so van anderen viel want yre werck ys, die sacramente zu reichen, selen
wynnen vnd wericklichs reygimente ledych zu stayn, als die lieue hillige busschoff
vurscreuen. In so vil sy des zyttlichen reygimentzs (30) ledich mochten syn, warden sy
alleyn vp selen gewyn vnd staichen sich nyet inn sachen, dye in nyet zustoynden. Der
keyser, der eyne herre der werelt ys in werentlichen sachen, sal syn eyn beschirmer der
hilligen kirchen, vnd hey ys ouch eyn vayt der hilligen kirchen, als yem decretale steet ym
yersten van der kuyr. Hey heischt ouch eyn edel vader vnnd konynck als geschreuen ys ine
der
56v 63. vnderscheyt, want hey myt dem swerde vnnd keyser rechte van keyserlicher
machte yderman beschyrmen sall.392 Hey wyrt auch gesacht vnd geheischen eyne here der
werlt, want hey allen konyngen vnd fursten in zytlichem reygement myt rechte bouen gheyt
vnd heyrscht vnd yn allen hait gerechticheyt vnd glychet zu gebieden, als dye keyser rechte
dat klaire ynne halden. Dyese393 zwene staede hait Constantinus louelichen vpgericht na vyl
verfolgungen der kristenheit. Hey vndergaff sich dem paese Siluester so gantze in
gehoirsamheit als eyn dyener. Vnd sanct Siluester bewyste sich widder deme (10) keyser, als
were hey syn cappellayn vnnd knecht gewest. Hey achte alle zytlich goyt als gestubbe394.
Dieserc aller groiste ampte als sonne vnnd mayn395 quamen ouereyn, den hilligen kristen
gelouuen vp zw richten, der so viel vnderdruckungen gehat hadde. Vnd do behielt der pais
volkomen gehoirsamheyt ouer alle geleuuige kristen in geistlichen sachen, vnd der keyser
behyelde alle gerichte vnd gerechticheyt inn werentlichen sachen, vp dat sie beyde myt
lieffden vnd eren eyn deme anderen zu hulpe komen mochten. Ir hertze was eyn inne
Gode.
Wylich lieffde vnnd eyndracht der hilliger kirchen als na folget (20) duck gebrochen ys inne
gemeyn vnd inn sunderheyt dye sachenn, war vmbe synt diese396: zum yersten durch dye
tyrannye viller ouersten vnd dye vngehoirsamheyt der vnderthanen, zum anderen male
____________________________
a
b
c
C+D 19 an zu seyn C+D 10 preisteren C+D 19 diese
391
Vgl. Rolevinck, Origine nobilitatis, 4rv: Hanc potestatem pavendam sic olim maximi principes venerati sunt ut vix in
praesencia sacerdotum loqui auderent. [...]
392
Randglosse Z. 1-3: Libro decretalium primo de electione capitulo Venerabilem LXIII 8 in sinodo. Vgl. Corpus iuris
canonici X 1, 6.
393
Folgende Sätze aus: Rolevinck, Origine nobilitatis, 7r: Nam Constantinus ita solempniter erexit ecclesie statum et tam
humiliter obedivit et se submisit summo pontifici, ut stratoris etiam officium sibi exhiberet. Factum est ergo mirabiliter, ut
simul hec duo maxima officia convenirent velut sol et luna. Erat ergo eis cor unum in dominum.
394
Gestubbe - Staub.
395
396
Mayn - Mond.
Vgl. Rolevinck, Origine nobilitatis, 7v-8v: De turbacione secularis nobilitatis.
213
durch die ouersten, dye da eyn dem anderen auebrechenn dat selue, dat yn van ordenunge
vnd staitz wegen zu geburt, als da eyn glyt deme anderen syne krafft vnd machte aue nympt
vnd an sich brenget. Zum dyrden dye vnderscheyden vermengunge beyder swerder
geistlichs vnnd werentlichs staitz. Zum vyerden dye heirschunge des du°u°els kynder ouer
die kynder des gotlichen erffs. So nu allit dat vnder deme Ryche nyet alleyn sunder vnder
dem (30) hymmele nyet stanthafftich sunder vergengklich ist, vnd durch vurgeroyrten
puncten konyngriche, lande vnd luyde aue gaynt, verstoyrt vnd zu nyet werden, mach man
besynnen in alle vurgeschrieuen puncten dye stat van Kollen berorende, wye gebuyrlichen
sy sich van begynne bis noch her zu disser zyt vnder den zwen heuffden der hilliger kirchen
gehalden haue. Man vynt nyet sydder sy kristen worden ysa, dat sy van Kristus gelouuen
gewychen ys, vnd
57r wi vil hilligen vnnd merteleer in puluer zu Kollen rasten, da gemartelt off dar van
Gode gefoeget syn, dat dye burger nye gheyne hilligen zum dode bracht hauen397. So vynt
sich, dat sye alletzyt na veranderungen des Rychs vnder dem Ryche als eyn Ryche gefryede
stadt eirlichen sich gehalden vnd gestanden hait. Darumbe Kollen dat waepen der hoichster
eren, dat van hymmel ys gebrachtb: der dryer gulden krone in eyme schilde wys vnd roit
durch die reynicheit der hilligen 11000 megede vnnd ander merteler, dye yr bloyt da
vergossen hauen. Viz deme alle wail zu prouen398 ys, dat Got den flecken (10) hoe geadelt
vnnd gewyrdiget hait, da sanct Peter eyn patrone ys, der eyn heufft der gantzer kristenheit
gehalden wyrt, vnd dartzu seuen gauen des hilligen geistes inn den seuen lieuen hilligen
busschoffen, dye yr geistliche vedere gewest syn, vnd van Gode yr vnderstant399, dye an
Gode macht hauen, myt Gode sy zuuersonen. Auer wanne Kollen der wyrdicheyt vnd
gnaden vergist, so velt die zornige handt Gotz ouer sye, als dat vur wail van dem Rych
erkleyrt steyt, dair vnder Kollen auch nyet wenich geleden hait. Wer mochte ye geloufft
hauen dye macht der groisßer fursten vnnd heren, dye van yren eygen steden vnnd huseren
verjaget syn worden, der eynre na (20) deme anderen ouerwunnen vnd gefluwen vnd nyet
koene en waren in yre eygene pallase, slosse oder stede vnnd burge zu kommen als vur
ettlicher maißen ercleyrt ist, den Roemeren vur, den Francosen na vnd darna die Sassen etc.
Die sunde as vurgenant ist dye sache, want so die boese koynheyt woisse400 ym glucke myt
seligem zugange der gunste, meynten sye alle vurnemen yn zu doin zemlichen syn, also
verheuen sich die hertzen der hoemoedigen, vnd dan abe sy allermeyste Gode loff, danck
vnd ere von sagen sulden, da von werden sy hoichferdich vnnd vergessen der forchten
Gotz. Sye willen nyet bekennen, dat dat gemeyn goyt alleyne Gotz ys, stede, portzen vnd
mu°ren. (30) Darumbe die geweldigen Gotz dyener synt, deme gemeynen goede vur zu syn
als vurscreuen genoichsam geroyrt ys, vnd wyrt doch in allem erkant, dat dye machte vnd
gewalt, dye die ouersten hauen, van bouen ys als Christus unser herre zu Pylato sprach401,
vnd yre gewalt sich nyet furder streckt, dan so vil sye myt rechte moegen. Dat ys yre macht,
vnd eyn haire nyt me, want dat recht ys die maiße da alle dynge mit gemessen sullen
____________________________
a
b
C+D 19 sy C+D 19 gebruycht
397
398
399
400
401
Vgl. Doernenkrantz, 57v.
Proven - merken, wahrnehmen.
Understant - Hilfe, Beistand.
Woisse von wachsen.
Vgl. Joh. 19, 11.
214
werden. So dat402
57v ouertreden wirt, hait man ducke geseyn vnnd erfaren vnd zu ziden nyet sunder bloit
vergiessen den gecken reygieren ouer den wysen, den jungen ouer den alden, den vnedelen
ouer den edelen, den tyranne ouer den armen, als da van ouch royrt sant Augustyn in deme
boiche van der stat Gotz403, wie dat Rych vnd gewalt genommen wart van Syrien vnd
gegeuen dene van Meden vnd Persen vnd durch mysbruchunge van yn genommen vnd
gekeyrt zu den Greicken, van den Greicken zu den Romeren, den van Affrica, Francosen,
den Gothen, den Hu°nen, den Hyspanigen vnd den Duytschen. Dyese alle in der wer(10)lt
groisse dynge vnd gewalt vollenbracht hauen, auer die kurtze zyt hait deme werck syn zyt
ende gesatzt. Hervmb en ys gheyne besser pollicie noch reygierunge, dan da dye ouersten
me soicken Gotz ere vnd gemeyn goyt vnd yrs eygen nu°tz vergessen, vnd die vndersassen
me van lyeffden gehoirsam synt danne von forchten vnd zu beyden syden wyßheyt
gebrucht wirt. Dat alleyne dye mynne Gotz deyt, die alle dynck eyniget vnd zusamen
byndet.
Item wat Kollen nu na dyeser zyt der hilliger busschoue geleden haue ind in wat not sye
komen synt, vnd wie sie Got inthalden hait vnd zu zyden ouch hait laißen seyn, dat hey der
here ys vnnd inn synre hant (20) alle creaturen staynt, wyrt sich na erfolgen in den na
komenden busschouen, die der stat van Kollen vnd dem Hilligen Ryche nare griffen404 dan
in zu stoynde, als sich dat bewerlichen myt gewissen zeichen van Gode erfu°nden hait. Got
wil syne gnade dar zu geuen, dat de burger so in der forchten Gotzs leuen, dat sy wyrdich
blyuen des reygiementzs, dat sy myt der gnaden Gotz vnd myt deme swerde vnd
werhafftiger hant bis her behalden hauen als getreuwe gliedder des Hilligen Romyschen
Rychs.
Gregorius405 pabst der 7. reygierde 7 jare, eynen maynt vnd 4 daghe. Dieser was eyn hillich
man vnd verfolchde dye sy(30)monyer406 trefflich. Victor der drytte pabst reygierde eyn
jare, 4 maynde vnd 7 dage. Dyesem wart vergeuen ym kelch, hey was goit. Vrbanus pabst
der zweyde reygierde 13 jare, 4 maynde. Der dede den konynck van Franckrich durch
ebruche inne den bann. Pascalis der ander pabst reygierde 18 jare, 5 maynt vnd 7 dage.
Dieser was fromme vnd hatte eyn goyt ende.
58r Gelasius407 der ander pabst reygierde 2 jare, 5 daghe. Dieser pabst starff in
Burgunden. Calixtus der ander pabst reygierde 5 jare, 10 maynde. Hey was eyns grauen
sone inne Burgondien vnnd wart gekoren wiedder Gelasium. Honorius der zweyte
reygierde 5 jare, 2 maynde, 8 daghe. Dieser starff zu Rome. Innocencius408 der ander pabst
reygierde 9 jare, 7 maynde vnnd 9 dage circa anno domini 1134. Dese was sere eyn deuote
man. Hey was der Romyschen kyrchen nutze. (10) Celestinus der ander pabst reygierde 5
maynde vnnd 18 dage, ys zu Roeme ad Latranen begrauen. Lucius der ander pabst
reygierde 11 maynde vnd 4 dage. Dieser vnd syn furfaren sturuen beyde an der pestilencien.
Eugenius der drytte reygierde 5 jare, 3 maynde, 20 daghe.
402
403
404
405
406
407
408
Randglosse Z 30: Libro secundo Iustiniani H. d. usque ad C. singulorum.
Vgl. Rolevinck, Origine nobilitatis, 27v: De quattuor monarchiis principalibus.
Nare griffen – sie verlangten mehr, als ihnen zustand.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 54v
Symonyer – Simonisten.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 55v.
Aus: Rolevinck, Fasciculus, 56r.
215
Conradt der drytte409 van Stouffen, eyn hertzoch zu Swaeben, reygierde 15 jare als man
zalte na Gotz geburt 1140. Do starff Johannes van den Zyden der des groissen Karles
dyener was gewest vnd gelebt hadde 341 jare. Dyeser konynck dede eyn merefart vnd
gewan dat hillige lant. Ind do hey heym foir starff hey balde anno 1152.
(20) Friederich410 der yerste, der 94. keyser, des vurscreuen Conratz sone, reygierde 38 jare.
Der hiesche die stat Tyburtina bey Rome widder machen vnd zubrache Spolete. Hey wann
Meyloyna in bywesen busschoff Rynaldus van Kollen vurgeroyrt. Hey kreych die hillige dry
konynge da, die vurmals van Constantinopel dar waren komen. Darna ouer vil jare zouch
dieser keyser ouer mere myt grossem folcke vnd wolde dat hillige graff beschudden van
den heyden. Ind do hey gen Armenien quam, wolde hey in eyme kleynen wasser baeden
vnd in der seluen bach erdranck hey, die bache hyesche Ferrum, anno domini 1190. Dye
konynge van Franckrich vnd Engelant vnd ander heren, die by yem (30) waren, foeren
widder heym, vnd vyl rytter vnd knechte sturuent vnderwegenn.
Philippus der 44.411 busschoue zu Colne besas synen stoil vnder Frederich keyser dem
yersten vnd syme soene Heynrich deme seesten keysere 20 jare. Dieser Philips der yerste
was geboren van Hinsborch vnd was eyn doymdechen zu Colne vnnd was keyser
Friderichs cantzler, der an wyßheyt vnnd an gerichte syme vurfaren Reynaldo nyt412
58v vngelich was. Do der Reynaldus begrauen was, begerde dyeser keyser myt fliße
diesen Philippum zu eyme cantzler, vnd der kirchen van Kollen zu goede schreiff der
keyser sere gunstich zu Heynrich van Alpen, Heynriche van Volmesteyne vnd Gerhard
deme vayde vnd zu den oeuersten vnd leynherren der kyrchen van Kollen, dat sy eme
darzu furderlichen syn wolden, dat der busschoff syn cantzler wurde. Wilich aueschrifft des
breyffs noch in Collen vur eyn gedechtenysße behalden wyrt413. Diese bede des keysers
wart vollentzogen also, dat kurtzlichen darna dyeser busschoff keyser Friederichs son
Heynrich (10) den seesten myt willen syns vaders zu Aiche saluede inn eynen Romyschen
konynck vmb verdienste vnd doegenden diß busschoffs vnd synre vurfaren. Frederich der
vurscreuen keyser satzde den busschoff in dat hertzichdom van Westfalen vnnd Angarien
vnd bestedicht yn zu Geylenhusen myt den zwen hertzichdom myt keyserlichen banneren
als dartzu gehoyrt. Keyser Friederichs sone Heynrich vurscreuen was jung, darumbe kreich
dieser busschoff dat Ryche yn als eyn vurgenger off beschirmer, want hey eyne weydelich
____________________________
a
C+D 19 Meylayn, C+D 23 Meyloyn
409
Kürzend aus: Königshofen CDS 8, 438/9, bis auf folgenden Satz: Der hiesche die stat Tyburtina bey Rome
widder machen vnd zubrache Spolete.
410
Aus: Königshofen CDS 8, 438-440.
411
Aus: Cronica presulum, 20-21, bis auf diesen Satz 58v: Keyser Friederichs sone Heynrich vurscreuen was jung,
darumbe kreich dieser busschoff dat Ryche yn als eyn vurgenger off beschirmer, want hey eyne weydelich liberal furste was.
412
Randglossen (vermutlich Autograph Heinrichs van Beeck, letzte drei Einträge nicht in C+D 19): Z 14-16:
Hie folget na der Roymschen keyßere zale na ordenunge / Z 24: anno domini 1171 Imperator Fridericus primus cum
magna gloria Coloniam intrauit. / Anno 1185 insolitus turbinum ventus fuit Colonie ut tecta lapidea arboresque grandes
deicerentur. / Testas tempestuosa extitit et lapides grandinum insolite ceciderunt anno 1179. / Anno 1180 Colonienses
circa muoros fossa elaborant sub Friderico primo imperatore. In C+D 19 sind diese Notizen verstreut (fol. 67-68),
die meteorologische fehlt ganz. Diese Notizen hat auch Gelenius (HAStK, Farragines Gelenianae 20, S.
247) übernommen.
413
Vgl. Cronica presulum, 21: [...] quarum quidem litterarum exemplaria apud nonnullos studiosus in scriptuarum memoria
usque in presens reseruantur.
216
liberal furste was. Zw dieser zyt was eyn hertzoch in Sassena genant Heynrich myt zu
namen der lewe, der mechtich vnd ryche was, wylichs (20) Heynrichs sone genant Otto der
fyerde, der darna keyser wart vnd reygnyerde myt Philippo wydder den anderen keyser
Fridrich, tyranlich zu schaeden dem gemeynen goede. Also wart dieser Heynrich hertzoch
van Sassen van dem keyser Friderich deme yersten vurscreuen aue gesatzt des
hertzichdoms vnd der eren beroufft. Vnd dat hertzichdoym wart yn zwey geteylt. Eyn deyl
gaff hey Bernhart hertzogen van Sassen syme neuen, vnd myt dem anderen deyle beleynde
hey busschoff Philips myt, as vurgeroyrt ys. So nu dieser busschoff eyn strenge man was,
folgede hey der gifft414 na ind zouch in Sassen myt dryn dusent ritteren, viz gescheyden
andere reysigen, der eyn groiße (30) zale was, ind lach deme Heynrich dry jare ym lande zu
stedigem kriege. Vnd zu lest verjagede hey yn vnd behielt dat lant myt werhafftiger hant
yem vnd synre kyrchen van Kollen vnd synen nachfolgeren. Der selue busschoff Philips
gaff viz vmbe ligende goeder der kirchen van Collen, die hey betzalde 40 dusent vnd 700
marck syluers.415 So nu dye stad van Collen eyne frye Rych stat ys, vnd diese busschoff
nyet alleyne cantzler sunder eyn vurmunder des jungen
59r keysers was myt foller gewalt, das Roymsche Ryche myt flyße an sach vnd diese lande
van den Hu°nen, van den Normanen vnd Vresen duck verhert waren wurden als
vurscreuen, ind hey eyn merer nyet alleyne des gemeynen goitz des Romyschen Rychs,
sunder auch synre kyrchen van Kollen, dye dan erliche416 styfft vnnd kloisteren buyssen der
stadtmu°ren van Collen lygen hatte, den ouch beschirmungen noit was, als sant
Panthalioyn, sant Gereoyn, sant Cunibertz, wart hey raytz, want hey ryche vnd moegende
was, dat myt hulpe der burger die grauen vnd mu°ren vizwendich vmbe die kloister vnd
stifft gemacht warden, (10) vnd geschach anno domini 1180 nyet darumbe, so hey
busschoffe was, dat darvmbe dye stadt syn vnd synre nachkomen busschoff syn sulde,
want were dat ware, so vyndt man nyet, dat hey off syne vurfaren Kollen ye gewunnen
hauen off vur der zyt der busschoff gewest sy vnd deme styfft van Kollen vnderworpen als
Nu°yß, Bunne, Andernach etc. vnd ander des stifft stede vnnd dorffer, vnd also deme
Hilligen Riche, van deme sie gefryet syn, auegenommen were. Want die hillige busschoff
haynt Kollen in geistlichem vnd werentlichen sachen gefurdert, vnd Bruno, des keysers
Otten broeder, hait sy van allem trybut gefryet, so sy doch in keyserrechten vur synre zyt
dem Hilligen (20) Riche gefryet waren. Sulde dyt nu darvmbe, dat der busschoffe dye mure
furderde zu machen zu nu°tz vnd ewiger erffschafft der paffheyt geschiet syn, dat doch
vngeleuffich iß, so were dat falsche, dat man van yem schryfft, dat hey was eyn vurweser
des Hilligen Roymschen Rychs kantzler doyn vnd laißen, wise, mechtich vnd gantz getruwe
dem Ryche vnd so getreuwe, dat hey in sachen des Roymschen Rychs zu der zyt as hey syn
ende name in Napels starff, vnd syn gebeyntz wart van danne zu Kollen gefoyrt. Sulde hey
nu deme Hilligen Riche aue hayn getzogen Kollen, des Rychs gefryede stat, ym vnd synen
nakomen dar an gefurdert, so were hey eyn tyranne gewest - dat doch van yem (30) zu
sagen nye gehoyrt ys noch zu geleuben were, want syne wercke vnd syns vurfaren
Reynaldus geuen getzuch, dat sie gru°ntfrome luyde gewest synt, yre lyff vnd sele vur
geistlichen vnd wericklichen stayt gesatzt hauen, merer vnnd nyet storer gemeyns goitz
____________________________
a
In C+D 23 hier fehlerhaft als fol. 92 eingebunden ein Blatt mit Text zu Konrad von Hochstaden. Fol. 92
und 104 dieser Handschrift müßten vertauscht werden
414
415
416
Vgl. Cronica presulum, 21: Philippus [...] concessionis Imperialis sibi assumens [...].
Hier endet die Übersetzung aus der Cronica presulum.
Erliche - prunkvoll.
217
waren. It vynt sich auch, dat der keyser Friederich der yerste vnd der buschoffe Philips
vmbe des Rychs off vmbe des stifftz willen van Kollen nye vneyns worden sint, want der
keyser den ouersten des stifftz van Kollen, dem vayde vnnd anderen schreyff, yem zu
furderen, dat der busschoff syn cantzler wurde als geschach vnd vorgeroyrt ys. So dan der
keyser vber lant
59v myt eyme groissen here vnnd getzuge zu Jerusalem foir vnd wolde Jerusalem van den
heyden entsetzen, ys wail zu mercken do dat Ryche vnd des keysers sone diesem busschoff
befolen was, dat hey van des keysers wegen Kollen vnnd anderen steden des Rychs vur was
in stat des keysers, van des Hilligen Rychs gelde vnd goede besserde myt hulpe der burger
die getreuwen des Hilligen Rychs, dye vmbe der muren wille nyet wenich vngemachs als
nafolget geleden hauen. Doch so alle victorie von Gode ys, haynt sie ire freyheyt myt der
gnaden Gotz beschirmt vnd myt dem swerde behalden. Darynne sy Got hait laißen (10)
seyn, dat hey eyn geuer vnd nemer ys vnd eyn rechter beloner. Man list auch van diesem
hertzoch Heynrich van Sassen vurgenant, dat hey so vermessen was sagende, syn
hertzichdom were so wyt, dat yt sych streckdea bys zu der stat van Du°ytz intgayn Kollen
vnd myt eynre armbru°ste in den Ryne geschossen mocht werden417. Dye worde buschoff
Philips nyet verdragen wolde vnd beschreyff darumbe greue Otten van Gelre vnd anderen
herren vnd frunde. Ind zouch yem in syn lant als vurgemelt ys, als dat in deme breue, den
der buschoff greuen Otten zu der zyt schreyff, vollicklicher verstanden wyrt, der noch
vurhanden ys. In deme breue wyrt Du°ytze eyn stat genant (20) vnd zu der zyt gewest ys.
Item by der auesetzungen des hertzoch Heynrichs als vurscreuen zu Geylenhusen da waren
myt vnd by Wychman buschoff zu Meydeburch, Gotfrydt hertzog van Brabant, Otto greue
zu Gelre, Philip greue van Flaynderen, Dederich greue van Kleue, Wylhelme greue zu
Guylich, Gerart here zu Air, Diederich van Hoesteden, Heynrich van Seyne, vait sant
Peters der kirchen van Kollen, Engelbrecht van deme Berge vnd viel andere greuen vnd
heren van duytsch landt, die alle myt dem vurscreuen getzuge syn lant hulpen wynnen als
vurscreuen etc.b
Heynrich der seeste418, des vurscreuen Friderichs sone, der 95. keyser, rey(30)gierde 8 jare.
Hey kreych eyne frauwe Constancia, konyncks Wilhelms dochter van Sicilien, da durch hey
quame zu dem lande van Napels vnd betzwanck dat land ind kreych Napels yn. So wartt
hey kranck vnd moiste van danne. Doch fyenge hey den konynck van Karenten vnd den
konynck Epiritarum vnd foyrte dye myt yem gefangen in duytsche lant vnd entsatzde viel
buschoff, die wydder yn hadden gedayn. Dyß keysers broeder belach die stat Archaron vnd
starff in deme leger vnd syn ander broeder Conrat wart hertzoch zw
60r Swaben. Der keyser foir in eyme somer jagen vnd dranck in der hytzede zu vyl, dat
yn die schusse an stiessen419 vnd starff na Gotz geburt 1197 jare vnnde wart zu Spier
begrauen.
Bruno der drytte, der 45. busschoff van Kollen vnder dem vurscreuen Heynrich dem
seeßden, reygierde 3 jare420, wye woil in den paesen vnd busschouen vurscreuen steyt.
Reygierde so lange, dat wort sal man verstayn als yn dat ym latyne zu geschreuen steit, also
____________________________
a
b
so C+D 19, C+D 21 und 22 beide falsch aus 20 sterckde Randglosse Hie folget dye ordenunge der keysere
417
418
419
420
Vgl. REK II, Nr. 1106.
Vgl. Königshofen CDS 8, 442.
Vgl. Königshofen, CDS 8, 442: das in der stulgang anesties.
Vgl. Cronica presulum, 22.
218
hey besaß synen stoyl also lange, dye zytliche reygierunge wyrt alleyne den keyseren, fursten
vnd herren des wericklichen swertz zugeschreuen vnd nyet den geistlichen. Dyeser (10)
Bru°n421 was eyn doymprobst zu Kollen. In dieser ku°yr wart Lotharius, eyn kanonich van
Bu°n, durch die edelen vnd wericklichen gekoren zw eyme busschoff. So wart dye ku°yr
hinderstalt vnd Bru°n wart in dat buschdom gestoißen. Dieser Bru°n was keyser Friderichs
des zweyden broeder, der inne dat buschdom as anderen me vurscreuen gestoißen wart
sunder wyrdige ku°yr. Dieser Bru°n was alt vnd gaff dat buschdom oeuer vnd wart eyn
muncha zum Aldenberge, da hey auch starff vnd begrauen liget. Hey besaß sinen stoyl dry
jare vnd was nyet alle fry van synen auchen. Hey satzde dat buschdom in keyser Heynrichs
hant.
Anastasius422 pabst der vyerde reygierde 2 jare, 4 maynde, 34 dage. (20) Hey was eyn
Romer anno vmbtrent 1154. Adrianus pabst was viz Engelant vnd der 4. Adrianus, saß 5
jare. Alexander pabst der drytte saß 21 jare, 11 maynde, 19 dage. Lucius der drytte saß 4
jare, 2 maynde, 18 daghe. Vrbanus der 11. saß 1 jare, 10 maynde, 26 daghe. Gregorius der
echte saß 2 maynde vnd was der 8. Gregorius. Clemens der drytte saß 3 jare vnnde 16
daghe. Celestinus der drytte sas 6 jare, 8 maynde, 11 dage. Innocencius der drytte besas
synen stoyl 18 jare, 4 maynde, 24 dage. Dyeser dede viel goitz. Hey kroynde Ottonen den
vyerden.
(30) Na diß vurscreuen keyser Heynrichs des seesten423 doede quament dye ku°yrfursten zu
Franckfurt zusamen vnd eyn deyle koeren Philippum den hertzogenn von Swaben, des
vurgenanten Heynrichs broeder, das ander deyle der kuyrfursten koeren Otten den
hertzogen van Sassen an dat Riche. Do schickte Philippus hundert ritter vnd knecht gen
Aiche, dat sy dem Otten nyet sulden laißen die kronunge infangen. Do quam Otto myt
eyme groißen folcke vnde gewan die stat van Aiche vnd wart da gekronet. Hie entusschen
vergaderdeb
60v Philippus424 eyn groiß folcke vnd betwanck viel herren vnd stede in duytschen
landen, dat sye yme moisten hulden als eyme Roymschen konynck. Dar na foire hey in
Elsas vff den buschoff van Straißburch, want der buschoff hyelde myt Otten. So wart
Molßheym gewunnen vnd Haldenborch vnd Epfiche vnd zerstoyrt dye alle dry vnd
verherde dat buschdoim vnd dat lant vmbe Straißborch. Darna belachte hey die stat
Straißburch lange zyt darumbe, dat sy yn neit vur eynen konynck wolden hayn. Do en
gewan hey an dem leger nyet vyl. Darna hat dieser Philips eynen groißen hoff zu Mentze.
Dar quamen viel fursten vnnde (10) herren, den hey da yre fryheyde bestedichde vnd hey
machte Ochdaker, den hertzogen van Beheym, zu eyme konynge. Also wart Behem eyn
konynckrich, dat vur eyn hertzichdomc was vnd geschach anno domini 1200 jare. Darna
foyr Philippus den Ryne aue vnd belach Collen vnd betzwanck die stat vnd den busschoff,
dat sye an syne gnade quamen. Darna foir hey geyn Babenberch, do wart hey van eyme
palßgrauen heymlich erslagen. Do besaß Otto alleyne dat Ryche.
____________________________
a
b
C+D 20 much Randglosse letzte Zeilen: Anno domini 1205 penuria annone magna Colonia obsessa erat per regem
c
Philippum qui castrum vp der Aire Lanskroyn construxit et Nussiam cepit sed non Coloniam so C+D 19, C+D 20
hertzdom
421
Rest des Absatzes bis auf den Schlußsatz aus: Cronica presulum, 22. Zur Wahl Brunos vgl. REK II, Nr.
1469.
422
Folgende Päpste vgl. Rolevinck, Fasciculus, 56v.
423
424
Folgende Schilderung aus: Königshofen CDS 8, 442ff.
Aus: Königshofen CDS 8, 443.
219
Eyn425 ander cronica helt, dat dieser keyser Philips Nu°yße wann vnnd Kollen belachte
auer hoyrte, dat dye Brabender der stat Kollen zu hulpe quamen, dye kyerde hey van
danne. Etliche historie halden, (20) dat hey zu Bunne queme vnd dem styfft schaden
foegede vnd Kollen nyet belachte, sunder den busschoff zwanck, dat der an syne hulde
quam. Hey bouwede dat sloß die Lantzkrone zu des vurgenanten buschoff Bru°ns zyden.
Zu der zyt was groiße du°yr zyt426.
Adolffus van Altena427, der 46. busschoff van Kolne, der besaß synen stoyl vnder dem
seesten Heynrich vnd dem zweyden Philippo vnd Otto dem vyerden keysere 12 jare. Hey
was van namen der yerste Adolff. Hey was eyn doymprobst zu Colne vnd was des drytten
busschoff Bru°ns broeder sone. Dieser Adolff na dode diß Heynrichs keyser der seeste
machte hey keyser Otten zu eyme keyser in Colne myt vyl (30) groisser herren vnd fursten
vnd reyt myt dem zu Aiche vnd consecryerde in da. Inne des buschoffs zyden was groiß
kriecha vnd orloge428 vnd geschach vil quaitz429, dat hey nydder lachte. Vnd der pais
Innocencius der drytte wolde dyesen busschoff auesetzen vmbe dat hey keyser Otten
gekroynt hadde. So sant der vurscreuen pais zu Kollen buschoff Syfridt van Mentze vnd
den busschoff van Kamerach430, dat sie den keyser entsetzden als auch geschach vnd auch
buschoff Adolff.b
61r Otto der keyser der vyerde431 van Sassen, Heynrich genant Lewen son, wylcher
Heynrich as vurscreuen van Sassen verjaget wart, reygierde dry jare. Der wart zu Rome
gekroynt vnd darna foir hey widder des pais willen gen Napels vnd nam dat lant myt gewalt
dem konynge van Cecilien. Darvmbe verbeyn432 in der pabst vnd bestalte myt den
koyrfursten, dat sy yn affsatzden van dem Ryche vnd widder an syne stat satzden Friderich
des vurscreuen keyser Heynrichs seligen son. Do dat dieser Otto befant, do machte hey
sich off myt eyme groißen volcke vnd wolde dem Friderich, der gekoren vnd gekroynt was,
verdryeuen hayn. Do vergadert der Fri(10)derich auch die synen ind quament zu samen in
Swauen vnd wolden myt eynander hayn gestridden. Do sach Otto, dat yem Friderich zu
starck was. Da van floe hey in syne lant gen Sassen, dat syme vader vur aff gewonnen was
ind na van gnaden ouer dry jare van dem Rych widder beleynt. Do fuyr Friderich van eyner
stat zu der ander vnd dye heren huldent yem alle. Dit geschach na Gotz geburt 1212 jare.
Darna ouer vyer jare starff der Otte, der aff gesatzt was, als eyn ellender man.433
Dyeser Otto hait der stat van Colne herliche priuilegien gegeuen, die zu latyne alsus staynt
begyn vnd ende: In nomine sancte et individue trinitatis amen. Otto quartus Romanorum
imperator et semper Augustus. Omnibus Christi fidelibus in perpetuum. Quanto maiestas
____________________________
a
b
C+D 19 kreich als Randglosse einzelne Notizen ab etwa Z 30: Eo tempore quando Adolphus archiepiscopus
efficitur, ignis in celo Colonie visus est. / Terre motus fuit Colonie hora prima diei anno 1222. / Hyems aspera et fames magna
1224.
425
426
427
428
429
430
431
432
433
Dieser Absatz nicht aus Königshofen.
Dur zyt - Dürre.
Aus: Cronica presulum, 22-23.
Orlog - Streit, Kampf.
Quat - Böses.
Kamerach - Cambrai.
Bis zur Leerstelle kürzend aus: Königshofen CDS 8, 444-445.
Verbeyn - bannte.
An dieser Stelle Freiraum für eine Illustration. C+D 19: spacium ponendi arma.
220
imperialis ceteris est prestantior et beningnitatis clemencia precellere consuevit vniversis
tanto suorum fidelium iustas preces debet benignus exaudire. Inde est etc. et sic sunt. Acta
sunt hec anno dominice etc. 1212 apud Aquisgrani, 2. kalendas decembris regni nostri anno
14, imperii vero quarto.434 Wie die frye burger van Kollen ym Romyschen Ryche
61v gefryet sint, helt die gantze bulle klair ynne, die dann der rait van Kollen hinder yr
hait.
Bruno der vyerde435 vnd der 47. busschoff van Kolne besas synen stoyl dry jare. Hey was
geboren van Hengenbach vnd was doymprobst zu Colne. Na der auesetzunge des
vurscreuen Aloffs wart hey durch busschoff Syfridt van Mentze vnd zwene andere
busschoff van Engelant, dye inn legaitschafft des pais Innocencius des drytten, gekoren
vnd consecreyrt. Dieser Aloff vurscreuen zouch zu Spier, da keyser Philips myt synen
fursten hoff hielde vnd klage(10)de yem klegelichen dye smacheyt436 synre auesetzunge. Do
kreich keyser Philips myt deme busschoff Adolff mytlyden ind quam in dat stifft van
Kollen as vurscreuen, dat hey zerstoyrde vnd wan Nu°ysse ind vyl slosse, wylche stad
Nu°ysse der keyser Philips zu troiste vnd freuweden synre auesetzunge in gaff. In diesem
zoege, als Philippus also hyerschde, quam ym zu gemoete keyser Otto syne aduersarie mit
busschoff Brun dem vierden, busschoff zu Collen gekoren. So dat sy zu stryde quamen by
Wassenberch, so dat keyser Otto vnnd busschoff Brun die flucht gaeuen vnd dat felt
verloeren vnd keyser Philipps fynge busschoff Bru°n, den (20) hey eyn jare in gefencknysse
hielde, der dar na durch zwene Cardinale, die van Roeme vmbe fridden zu machen gesant
waren, busschoff Bru°n viz dedingen vnd sante in zu Roeme. Darna do der keyser Philips
van den synen als vurscreuen erstochen warta, quam busschoff Brun widder inne syne
buschdom. Inne diesem kriege wart dat slois Lantzkroyn as vurgenant zu verdrieß dem
stifft van Kollen gebouwet. Der vurscreuen Bru°n, do hey gekoren wart myt willen keyser
Philips, sanck hey die mysse zu Kollen ym doym, dat den heren van Collen en deil nyet lieff
en was, doch des keysers vnd pays wille moist vur gayn. Hey starff vnd liget im doym
begrauen. (30) Theodericus der yerste437 van dem Berge, der 48. busschoff zu Kolne, wart
zu eyme busschoff gekoren widder der clericken wille, want hey allewege intgayn sy was
vnder dem vurscreuen Otten deme vyerden. Hey was vur eyn probst zu den Apostelen.
Hey besas synen stoyl 5 jare. So der pais den vurscreuen Otto auesatzt vnd bene438 vnd hey
dat gebot des pais, dat durch duytsch lant verkundiget
62r was, nyet enachte vnd dem Otten mysse hielde vnd gemeynschafft dede vnnd man
schrifft van yem, dat hey vur der busschoffs kuyr sere geistlich vnnd andechtig zu Gode
vnd unser frauwen were. Ind so hey busschoff wart, satzde hey tolle vnnd groiße
beswerunge deme folcke, dye hey myt gewalt viz der gemeyne zouch. Dat hye vmbe der
vnd ander tyrannen wille beclaget wart vnnd durch Sifridum den archebusschoff van
Mentze, der dat befele van dem paese hadde, affgesatzt wart, als Adolffus buschoff zu
Colne syn furvader. Vnd ym (10) wart doch van rennte des busschoffs jerlich zu gefuget
400 marck vur syne vpenthaldunge vnd hey verzeych offenberlich des buschdoms. Vnd
____________________________
a
so C+D 19, C+D 20 wat
434
435
436
437
438
Die inserierte Urkunde: 1212 Nov. 30, Qu. 2 Nr. 42.
Bis auf den Schlußsatz und den Zusatz was doymprobst zu Colne aus der Cronica presulum, 23-24.
Smacheyt – verächtliche Behandlung, Schmach.
Aus: Cronica presulum, 24-25.
Bene – bannte.
221
dieser busschoff Dederich, eyr dat hey auegesatzt wart, ließ hey bouwen dat slos zu
Godesberch vp den berch, da vur vp stunde eyn capelle geconsacreyrt in ere sanct
Mychaels archeengels. Do gheyn busschoff vur yem koene was vestigunge vp zu setzen
vnd man wil sagen, dat hey dat slos bouwen ließ van woicher eyns Judden, den hey hinder
yem gefangen hatte.
Engelbertus439, eyns greuen sone van dem Berge vnd van synre (20) moeder, die da was des
greuen dochter van Gelre, der 49. busschoff zu Kolne vnder Otto dem vyerden vnd
Fryderichen deme anderen, besas synen stoyl 10 jare. Hey hadde edel oemen, syn vurfaren
busschoff zu Collen als Friderich dem funfften vnnd Bruno dem vyerden, desgelichen der
auegesatzde Adolffus, syns omen sone. Dieser Engelbrecht was eyn schoyn man van
angesicht vnd langk van lyue, starck van krefften vnd was so schone, dat vnder geistlichem
vnnd werencklichem folcke syn gelych nyet funden was. Darumbe keyser Friderich der
ander als nafolget, der ym Rych verhauen440 was, hoyrte dat goede ge(30)richte van yem
vnd befall ym des Rychs sache vp gynsit des welschen gebyrges vnd synen soene Heynrich
als eyn beschirmer durch gantz duytsche lant. Dyeser Engelbrecht ließe die fursten des
Rychs by eyn komen, dyß keyser Fryderich soene Heynrich der seuende wart yn eynen
Romyschen konynck gekoren, wie wail hey noch eyn kynt was. Also durch wail behagen
des keysers wart hey zu Aiche in eynen konynck von duytschen
62v landen gesaluet. Den Heynrich hey vp zouch als synen sone vnnd eyrde yn als synen
herren. Zw dieser zyt was durch dat gantze Roymsche Ryche so groisser fridde, dat man
meynte, die alde zyt der merera des Rychs were widder komen. Dieser Henricus keyser, des
zweyden Friderichs sone, wirt vnder dye konynge nyet gerechent, want hey zw
diensthafficheyt des Rychs nyet komen was. Hey wart van wiedderspennicheyt so hey noch
junck waz beclaget vnd wart durch sinen vader gefangen gefoyrt (10) in Napels. Da starff
hey inne gefengknysse. It was auch zu der zyt geschiet zu der zytb dat Friederich van
Ysenboich der greue, diß busschoff Engelbrechtz maich, die konynckliche fadye441 der
kyrchen van Essen tyranlich vnd boißlich gebruychde. Dar oeuer bischoff Engelbrecht van
dem pabst Honorii vnd keyser Fryderich mandait vnnd gebot kreych. Damyt hey den
greuen van Ysenborch maynde, dat hey van der tyrannyen vnd des mysbruchens der
faydien auestellen sulde vnd dye recht halden vnnd bruychen. Van wylicher
verma(20)nunge der greue verbittert wart vnd zornich. Zu eynre zyt, als der busschoff
quam ryden by dem wege vnd dorpe genant Swelme, da hey eyn kyrche wyen solde, vnd
sunder eynche sorge, die der busschoff zu dem greuen hauen mochte, quame der greue viz
raede des duuels an den busschoff vnnd morde den vnd sloge yem 28 wunden. So dat hey
furfluchtig wart als der ander Cayn vnd sich nyergen zu behalden sycher wuste. Dat
vnwynlich slos Ysenborch, dat des greuen was, wart gewonnen vnd zu brochen van des
busschoffs nafolger, (30) dat sydder der zyt nye hermacht wart. Dat man vp diesem tag
noch an den zurbrochen muren seyn mach,
63r
zw wraich des wirdigenn busschoffs bloytz. Gode, dem alle wraich442 zu gehoyrt vnd
____________________________
a
b
so C+D 19, C+D 20 mererer sic! So auch C+D 19
439
440
441
442
Engelbert von Berg aus: Cronica presulum, 25-27.
Iam in regno sublimatus Cronica presulum, 25.
Fadye - Vogtei.
Wraich - Rache.
222
foegen kan eynre yederen sachen, syn behoere schickte da so dat jare der dait vmb was.
Vnd so Kollen inne der sachen in groisßem bedrupfnyssea stoynde, so wart der greue vp
den anderen dach, na dem dat jair viz was, in Kollen gefangen bracht mit freuweden vyller
myntschen, vnd vp den dyrden dach wart hey zu deme dode geordelt vnd zu sanct Seuerins
portzen viz gefoyrt vp den houel443, der by der straißen steyt. Do wart (10) hey vp eyn rat
gesatzt vnnd wurden yem beyn vnd arme vnd alle syne glyedder zubrochen ind starff eyns
ellendigen doytz. Vnd der frome busschoff liget zw Collen ym doym begrauen. Hey hadde
reygyert 10 jare.
Friederich der ander444 van dem vorgesacht ys reygierde 33 jare. Der hatte eynen sone als
vurscreuen, den hey fynge ind in gefencknysße starff. Dieser Friderich vergaß des eydes,
den hey deme pabst dede, do hey gekronet wart, vnd zouch an sich viel stede vnd lant, die
dem pais vnd der kirchen zu gehoyrten vnd hielde sie fridlich vnd hulffent (20) yem, das
die Romer widder den pais kriegeten. Vnd in dem kriege sturbent dry pabste na eynander.
Vnd wart Innocentius der fyerde pabst. Do der sach, dat hey zu Rome deme kyser nyt
widderstant doyn mochte, do foir der pais geyn Genawe vnnd geyn Lucke. Do besante er
dye kardinale vnd ander busschoff vnd prelaten vnd loyt445 den keyser, dat hey dar queme
vur gerichte vnd sich vur den fursten verantwu°rt. Der keyser quam nyet dar. Do verbeyn
in der pabst vnd myt helffe des keysers van Constantinopel vnnd viel anderen fursten gaff
der pais eyn vrdel oeuer (30) den keyser Friderichen vnde entsatte yn van dem Riche vnd
van allen synen eren. Vnd de kuyrfu°rsten koren eynen anderen an syne stat, lantgraff
Heynrich van Doryngen. So diese
63v kuyr geschyet was, foir der lantgraff Heynrich vurscreuen myt eyme groißen folck
geyn Franckfurt. Nu hatte keyser Friderich eynen sone inne duytschen landen, genant
konynck Conradt, der zouch widder diesen Heynrich auch geyn Francfurt vnd stryeden
myt eyn ander eynen groißen stryt vp sanct Oißwaltz dach na Gotz geburt 1246. Do
gesygete konynck Heynrich vnd Conrat verloyr viel ritter vnnd groiß goyt. Do machte sich
busschoff Heynrich van Staheleckeb zu Straißborch vnd die Swaben an kony(10)nck
Heynrich vnd der busschoff name in Elsas invnnd wanne alle stede vnd slosse, die keyser
Friederich vnd syn son da hatten. Vnd die zwa goede burge Wyckersheym vnnd
Kronenborg die brache hey vnd sleyffte sie zu grunde. Hey gewan Molsberch, Husen,
Ortenborch, Offenborch, Gengenbach vnd Kyntzigen, Daele vnnd vyel ander stetgin. Inne
diesen leuffen starff Heynrich lantgraue. Do warff der pais sere, dat eyn ander konynck
wurde vnd vant geynen vnder den fursten, der sich des Richs wolde an nemen widder
keyser Friderich vnd synen sone Conrat. Zu lest quam (20) der hertzoch van Brabant vnd
bait dem pais vnnd den koyrfursten, dat sie synre suster son, graue Wilhelme van Hollant,
kyesen wulden, als geschach. Hey wart van den koirfursten gekoren zu eyme konynge vnd
vyel stede huldent yem. Konynck Conradt herde den kryech viz widder den pais vnd
konynck Wylhelm, bis na syns vaders dode hie entusschen foir keyser Friderich in
Lamparten ind besas da viel stede. Do wart hey van des pais legaten vnd van den
Lampertern van danne verdrieuen. Also fur hey geyn Napels ind starff da so heymlich, das
____________________________
a
b
C+D 19 bedroiffnysse C+D 19 Stachelecke
443
Houel – monticulo Chron. pres.
444
Friedrich II. aus: Königshofen CDS 8, 445-447. Zusatz: ind starff da so heymlich, das (30) vyl luyde gleubent, er sy
noch in leben (63v). Die Kyffhäuser-Legende wird hier noch auf Friedrich II. bezogen.
445
Loyt - lud von vorladen.
223
(30) vyl luyde gleubent, er sy noch in leben. Hey starff na Gotz gebuyrte 1250 jare.446
Darna oeuer zwey jair starff syn sone Conradt vnnd konynck Wylhelm van Hollant wart
van den Friesen erslagenn.
64r Darnafoir der busschoff van Kollen Conradt van Hoesteden geyn Engelant ind
brachte myt yem Rychart, des konyncks broeder van Engelant, den hey vnd der busschoff
van Mentze koeren zu eyme Roymischen konynge. Darvmbe hey in und anderen groiß goyt
gaff. Do foyrten in de busschoff vnnd lantzheren zu allen steden vnd des Rychs vesten vff
dem Ryne vnnd wart eyrlichen int fangen durch der heren wille, dye myt yem foerent. Do
der konynck bis zu Basel quame, do hatte hey nyet me viz (10) zu geuen. Do schieden die
heren vnd fursten van yem vnd lyessent yn alleyne vnnd spraichent, hey sulde nyet wenen,
dat sie ine anders lieff hedden gehabt dan vmb syn gelt. Do zouch hey widder in syn lant
vnnd wart synre darna nyet me gedacht. Darna stoynt dat Ryche ayn stuyr ayn keyser 23
jare, biß dat konynck Rudolff van Habsberg konynck wart.
Hie wirt der stat van Kollen keyserliche priuilegien gegeuen van Friderich keyser dem
zweyden, dat sy zu Bopart nyet dan den alden tzollea schuldick synt zu geuen vnd zu
Keyserswerde ouerall gheynen tzoll vnd werden alle yre redeliche gewoynheydt vnnd
altherkomen hie bestetiget in bywesen viler greuen vnd heren etc.
64v [Bildseite: ein König, mit Krone und Schwert auf einem Thron sitzend, überreicht 2
Kölner Bürgern ein Privileg. Die beiden sind gekennzeichnet durch eine Standarte
mit dem Dreikronenwappen.]
[Auf den folgenden Blättern Abschriften von Urkunden, vergl. Kap. 10.2 Nr. 5, 7, 9,
10. Außerdem eine Urkunde Friedrichs II. für Köln, 1236 Mai, Druck: Qu. II Nr.
159, mit Randbemerkungen: Item die burger van Collen zo Bobarden en sollen sy neyt me geuen
zo toll dan den alden toll ind zo Werden geynen toll. Item all priuilegien van anderen vur keyseren
warden hey geapprobeirt. Item vmb schoelt eynichs boesschoff, scheffen ader conburger en sal man die
stat burger neyt bekummeren, besweren noch dar vur [..] machen.]
(28) Item inne der zyt, als keyser Rychart gekoren wart van eyme deyle der fursten, so wart
Alfoncius, der konynck von Kastelle auch vp geworpen, die danne beyde zu eyme maele
waren. Auer so balde konynck Richart starff, do gaff Alfoncius dat Riche vur dem pais
Gregorio dem zeynden vp vnnd wolde gheyne yrrunge machen. Der Alfoncius was eyn
groß Astronimus. Des tafelen, dye hey gesatzt hait, inn kurtze gemeynlich alle Astro68r
nomi gebruychen447. Hey was sere eyn wyse man vnnd soickt gemeynen fridden.
Von den pabsten zw der zyt
Honorius448 der drytte, eyn Romer. Dieser kroynde keyser Friderich vnnd was der ghene,
der inne ouch as vurgenant offsatzde. Hey bestedigt de predigeren vnnd mynre broeder
orden. Hey besas synen stoil 10 jare, 8 maynt, 24 dage. Gregorius pabst der 9. sas 14 jare.
Dieser beschyrmde die kirch widder keyser Friderich. Celestinus der vierde sas 17 dage.
Hey was alt vnd frome (10) vnnd starff balde. Innocencius der vierde sas 11 jare, 6 maynde.
Dieser verbenne auch keyser Friderich als eynen vngehorsamen des stoils van Rome.
____________________________
a
C+D 22 toll
446
Auch der Rest des Absatzes aus: Königshofen CDS 8, 447-448.
447
Nach Alfons X., König von Kastilien und 1257 von einigen Kurfürsten zum König des Reichs gewählt,
waren im Mittelalter weit verbreitete astronomische Tafeln benannt.
448
Folgende Päpste aus: Rolevinck, Fasciculus, 58r-59v.
224
Alexander der vierde sas 7 jare, 3 maynde, 4 tage. Dieser canonisierte sanctam Claram.
Vrbanus der vierde sas 3 jaire, eyn maynt, 4 dage. Dieser zeychende die kristen mit dem
kruce vnnd verdreiff damit eynen mechtigen zuych der heyden, die Manfredus widder de
Romische kirche foyrte. Clemens der vyerde sas 4 jare. Dyeser was eyn hillich (20) man vnd
hadde vur zyden wyff vnnd elich kynder gehat. Gregorius der zeynde sas 4 jare vnd 10
dage. Innocencius der vunffte sas 5 maynde, 2 dage. Hey was prediger ordenns. Adrianus
der vunffte sas eyn maynt, 20 dage. Der was pais Innocencii des fyerdenn maich. Johannes
der 21. sas 8 maynde, starff zu Viterbien. Nicolaus der dritte sas eyn jare vnd 9 maynde.
Hey bouwede sere vnnd na syme dode wart vnder den Romeren groiße kreich van parthien
de van Vrsinen vnnd Hanibalden.449 (30) Martinus pabst der vyerde sas 4 jare, eynen
maynt. Dieser was eyn lieffhauer aller geistlichenn menschen. Honorius der vierde sas 2
jare, eynen dach. Hey was wyse. Nicolaus der vierde sas 4 jare, eynen maynt. Vnder dem
geschach viel vngelichs der kirchen. Hey was eyn mynre broeder. Celestinus der 5. pais
besas sinen stoill 5 maynde 5 dage. Der
68v gaff das paisampt ouer vnnd van yme synt die Celestinen.
Bonifacius der echte sas 8 jare, 9 maynde. Hey quame ane dat paißthu°m als eyn fu°yß
vnnd besas den stoyl als eyn lewe vnnd starff als eyn hu°ndt450. Benedictus der 11. sas 8
jare, 17 tage. Hey was eyn hillich man.
Van den busschouen van Kollen
Hinricus van Molenarck451, der vunfftzichste busschoffe van Kollen, besas synen stoyle 20
jare vnder keyser Friderich dem zweyden vnd was der erste Heynrich. Dieser wracha den
doit syns furfaren Engelbrecht, der ermort was, vnd bela(10)chte das slos der van
Isenborch. Hey wan yt vnd brach yt gantze aue vnnd sleyfft yt glich. Hey schickte zu
Rome, dat der pais eynen kardinale legaten episcopus Portuensis her vz zu alle dieb zu
bannen, dye an dem dode syns vurfaren schuldich waren. Hey zouch zu Nurenberch, da
eyn hoff vnd vergaderunge der fursten vnd herren was, vnd erwarff da, dat alle die ghene,
die des doytz waren, inn die keyserliche acht quamen vnnd wyste452 alle fursten die
bloedige kleydere des vurgenanten erstochen vnd ermordet syns furfaren Engelbrechtzs.
Hey erwarff auch, dat des von Ysenborch zwene gebroeder, der eyn (20) eyn busschoff
vanMunster, der andere van Osnaburgen, dye yrem broeder gunstich waren, beyde van
yren bysthu°m auegesatzt wurden, want sy da myt verdacht waren. Hey satzde auch op syn
liff 2000 marcke, wer den morder brechte, sulde suliche gelt gewunnen hauen. Vnd so dat
jare viz qwame, kreych yn eyn ritter zu Luytge. Der bracht inne zu Collen, da wart hey
geradert als vurscreuen.453 Dyeser Friderich wart durch Kollen gesleyffte vnd fur sant
Seuerins portze wart eyn berch gedragen, da greuen vnnd herren mit hulpen dragen454. Dar
____________________________
a
b
C+D 20 korrigiert aus wicht So C+D 19, C+D 20 hat alle die verdoppelt. C+D 23 her vuiss seulde senden vnd
alle die bannen. Vgl. Cronica presulum, 27: Demum apud sedem appostolicam obtinuit mitti vnum Cardinalem legatem in
Coloniam pro anathemate reorum mortis antecessoris celebrius exequendo
449
450
451
452
453
454
Nikolaus III. starb 1280.
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 59v: Hic est de quo dicitur quod intravit ut vulpes, vixit ut leo et moritur ut canis.
Heinrich von Molenarck aus: Cronica presulum, 27.
Wysen - zeigen.
Ab hier Vorlage nicht mehr die Cronica presulum.
Vgl. Caesarius von Heisterbach, Vita Engelberti, ed. Zschaek, S. 278-281.
225
vp wart dat ratt gesatzt vnd do hey steruen solde, fragede man yn, warvmbe (30) hey den
busschoff synen maich ermordet hette. Do sprach hey, darvmbe, dat hey synre broder
eynen gerne busschoff zu Colne gehat hedde.
69r Conradt von Hosteden455 geboren, probst zum doym, wart gekoren der
eynvndvunfftzichste archebischoff zu Colne. Der besaße synen stoyle 34 jare vnder dem
vurgenanten keysere Friderich, do dat Romysche Rich so lange inne vneynicheyt stoynde
als vurgenant. Hey was eyn stritbare man. Syn vader heysche greue Lotharius von
Hoesteden, syn moeder hiescha Mechtilt. Etzlichen historien halden, dat hey reygyerde 23
jare vnnd 3 maynde. Hey was eyn strenge furste vnnd behyelde van deme paese, dat man
gheynen keyser kronen noch confirmeren sulde, dan zu Aiche (10) vnnd dan vort zu Roem.
Hey halpe intsetzen den vurscreuen keyser Friderich vnd synen sone Conradt von Stouffe
mit hulpe pays Innocencio. Hey brachte die burch van Aldenar an dat stifft van Kollen,
vnnd hey satzde greue Wilhelme von Hollant zum Romyschen konynck, den die Fresen
doit sloegen as vurscreuen. Hey koyre den dritten keyser, des konyncks broeder van
Engellant, van Cornubien Richart als vurgemelt. Der selue busschoff gaff burge vnd lant
van Hoesteden ane dat stifft van Kollen. Hey lachte dat fundament ane dem neuwen
doeme zu Collen. Hey kryegde lange myt greue Wilhelme von Gu°lych vnnd hey wart
gefangen vnd (20) lach 9 maynde ym slos zu Nydecken. Hey quam viz vnnde koyre zu
eyme keysere Heynrich lantgraue van Hessen, genant Rappe vnd was sant Elsabethtb sone.
Hey quam zu kriege mit der stat Collen als nafolget vnnd bracht Kollen inne noyt. Yme
was zugefallen van syme vederlichen erue die burch zu Are myt syme zubehore vnnd dat
slos Nu°rberch mit viel zugehoyrs. Hey galt456 dat slos Waldenborch vnnd dat slosße Wede
mit yme zubehoere vnnd gaff dyt allit zum stifft van Collen vnnd bedreyff vil als nafolget.
Wie Collen mit diesem busschoff inn noit (30) qwame vnnd dye sachenn warumb, willen
wir vollicklichen myrcken vnnd in beste verstayn457
Collen die hillige stadt hait die hoe wyrdicheyt, dat yr geistliche vader der busschoff eynen
Romischen keysere mit zw kiesen hait, den hey geyn Aiche foyrt vnnd vur anderen
geistlichen kuyrfursten geburt zu kronen. Vnd wann dat geschiet
69v ys, kumpt der keyser widder zu Kollenn, so hey syne yerste wyrdicheyt intfangen hait
vnnd bestedicht der stat Colne yre fryheyt, die sie danne van keyseren vnnd konyngen van
altz her loblichen bracht hauen. Zum yersten, dat sie ime Romischen Riche fryhe sicher
geleyde hauen sullen vur yederman, vnd wer sie leydiget ane liff, goyt off eren, dat der inne
vngenade des Richs off keysers syn sulle. Vnd daby wer der stat Kolne yre friheyt
vnderstoynde zu brechen, dat sulde van dem Riche geworchen werden. Als dye priuilegia
dat klair ynnehalden vnd (10) sunderlingen keyser Otten des roeden mit eyme gulden siegel
bekrefftiget vnnd versiegelt. Dieser fryheyt vnnd louelichen altherkomen die stat von
Kollen restlichen vnnd fridlichenn gebruychde bys zu der zyt, dat keyser Fryderich ane dem
Riche aue name vnd dat Romische Ryche ayn sture stoynde als vurgeroirt. Des Richs macht
geynge vnder vnnd verdarff. So dat die fursten do van nyeman betzwungen wolden sin vnd
eyn yder wolde syne vndersaßen drucken. Dat der vurscreuen busschoff Koynradt von
Hoesteden auch myt der stadt von Kollen vnderstunde zu doyn. Hey was yr geistliche
____________________________
a
b
C+D 19 heisch C+D 19 Elsabet
455
456
457
Vgl. Cronica presulum, 27-29.
Galt – erwarb.
Hier beginnt die Paraphrase von Gottfried Hagen (bis 84r, vgl. Kap. 5.3), Druck CDS 12. Ich verweise
auf diese Vorlage im folgenden mit "Gottfried Hagen" und der Nummer des Verses in CDS 12.
226
heren vnnd vader, der sie by yre (20) fryheyt vnd priuilegia solde helpen behalden vnd vur
aller vnrechter gewalt solde helpen beschirmen, vnd hey vnderstoynde, sy zu vnderdrucken
vnnd zu besweren vnd sunderlingen myt eynre neuwen muntzen, dye hey slayn wolde vnd
yme zu der zyt nit gebuyrde. Vnd dat myt vnderscheyde zu myrcken: Wane eyn busschoff
zu Kolne wirt gekoren, so gebu°yrt sich, vur dat yerste bestetigunge synre regalia an dem
keyser, syne leyenschafft in werntlichen sachen da zu intfangen dat swert, vnd dan wirt hey
vam Riche beleynt mit tollen, muntzen vnnd gerichte. Dar na mach hey die yerste muntze
slayn. So geburt sich vort syne (30) geistliche gewalt ane dem paese zu gesynnen vnnd van
deme syn pallium zu intfangen. So hey dat pallium hait, mach hey dye andere muntze slayn.
Zum dyrden, wanne dat Rich angefochten wurde vnnd der bischoff myt hertzugen dem
Riche ober das welsche gebyrge zu hulffe queme, vnnd also deme Riche zu hulffe stoynde,
mach hey die dritte muntze slayn vnd sust nyt.
70r Dieser ordenunge vergasß vnnd hindersatzt busschoff Conradt vnnd wolde muntze
slayn, so der vurgenanten sachen gheyne da was. Dat yem werde die stat van Collen vnnd
des nyt zu woldenn laißen. Do wart hey zornich vnd zouch inne groissem vnwillen viz
Kollenn gen Andernach vnd wart der stadt van Kollen vyandt. Vnd hey qwame den Ryn
aff biß zu Duytze mit 14 hereschiffenn vnnd foeren vp vnnd nydder vnnd kunden nyt
geschaffenn. Zu leste ließ der busschoff mit eynre blyden458 inne Kollen werpen vp das
huyß Rodenberch durch vunff schyuersteyn. Do dat nyt (10) halp, ließ hey in eyne
wynschalde eynen berchfridden setzen vnnd ließ den bereyden mit krieschem fure in der
meynunge, dat dar durch alle die schiffe, die zu der zyt vur der stadt hyelden, verbrant
sulden sin wordenn. Do dat furige schiffe bestunde zu byrnen, do verbrant es sich selbst
vnnd kunde keynen schadenn gethun. Dat fuyr myt deme schiff dreyff den Ryne aue bis
solange, dat yt zu grunde gienge. Busschoff Conradts aneslege wolden nyet geraeden. Der
busschoff hadde by yem eynen edel man genant van Wytinckhouen, der sprach zu yeme:
Here, Kollen ys myt sulchem schymppe459 nyet zu wynnen, wanne sy synt eyndrechtich
vnnd von allen (20) provisien verseyn. Darumbe nemen sie des werckes iren spoit. Ind dyt
geschach inne der fasten dat der van Wytinckhouen deme busschoue vnderwisunge gaff
vnd yem da by der stede von Collen dienste vnnd woildait ertzalte, dye sie ane ime bewyst
hedden, sunderlingen do der greue van dem Berge myt yem inne feden stoynde vnnd wie
die stat eyn bolwercke halp machen mit 15 tuornen, der gelich nyet vyel geseyn was vnnd
me koste danne vunfftzigthusent marche. Da durch die graiffschafft van deme Berge
betzwongen wart vnd die stat darna mit irem groissenn schaden moisten gelden vnd
brechen460. Zum anderen, dat (30) dye stat syn hulperen widder den hertzogenn van
Brabant gewest was vnnd wie sie ime mit so groissen truwen bygestanden hedden.
Derglichenn zum dyrden male widder dat geslecht van Lymborch etc. So diese reden
geschagen, antwurt der busschoff heren Herman van Wytinckhouen also, yt were wail
ware, hey verstoynde auch woile dat sy eyndrechtig weren vnnd fragde yn da by, off man
die eyndrechtigkeyt der burger nyet spalden mochte
70v myt mehe worden. So reyt her Herman gantze zufridden461 vnnd bereyt vnd
deydinget die sache zu eyner gantzer soenen, dye danne vp den mendeldach viz
gesprochenn wart. Vnnd der busschoff quame widder yn Kollen.
458
459
460
461
Blide - Steinschleuder.
Schimp - Scherz, Späßchen.
Brechen - den Turm abbrechen.
Gottfried Hagen 850.
227
In deme dat dye soene gemacht was, hadde der busschoff inne ouerlant etliche frunde, die
da kriegen eyns ritters sone viß Collen her Heynrich des Roeden. Ind dieser wart van ine
gefangen vnder der gestalt off yn die soene nyet kundich were, die da as vurscreuen
tusschen dem busschoff vnnd der stadt gemacht was. So (10) dyt geruchte des gefangen
mans zu Kollen vur des rytters frunde genant von dem Kleynengedanck quame, do wurden
sie zornich vber den busschoff vnnd vp eynen tag, as der busschoff vp dem sale zu gerichte
sas, da sagen des gefangen frunde eynen des maich, dye den vurgenanten Herman gefangen
hadde, vnnd was broeder des van Koueren462. So wart hey gewarnet vnnd bestunde zu
vleyn inne den doym want hey sach, dat man na yem griffen wolde. So dat vur den
busschoff quame, dat man synen maich griffen vnnd archweldigen wolde, do wuschde hey
balde vp vnnd sprach: Dat ys widder mich gedayn. Vnnd hey kreych sin phert vnnd reyt zu
(20) Bunne. Inne diesem so dit geschach, solde her Brun Cause eynen dach zu Bunne vmbe
erue vnnd erfftzale halden, vnd hey hadde van deme busschoff vur sich vnd die syne fry
strack geleyde, vnnd der busschoff hatte yn zu dage beschreuen myt sinen frunden. Als
geschach van stunt, als her Brune vurscreuen mit synen frunden zu Bunne inne die
herberge quamen, wurden sie gefangen gein Godesperch vnnd zu Aere gefoyrt. Des die
stat van Kollen erschrack, want yre burger mit so groisser vntreuwen gefangen waren, so
dat die vede vnnd kreich tusschen dem busschoff vnd yn widder an gynge. Der busschoff
vergaderde viel folckes, als wulde (30) hey Kollen vnderstayn zu wynnen, vierhundert
reysigen quamen vur sanct Seuerins portze gerant. Die burger satzden an sye vnd
mangelden463 myt yn, so dat sye dat felt behyelden vnnd des busschoffs frunde gauen die
fluchte gein Rodenkirchen vnd da lachte sich der busschoff nydder. Vnnd doch inne der
mangelunge vur sanct Seuerins pfortze verloyre der busschoff eynen ritter, den die
71r burger mit yn in die stat foyrten gefangen. Der busschoff myrckde, dat hey zu
Rodenkirchen vmbesust lach vnnd da nyet geschaffen kunde. So bestalt hey, dat der stadt
alle straißen, da durch yn profande464 komen mochten, belacht wurden. Zu dieser zyt was
herre Diederich van Falkenborch, eyn ritter koyn, der stat heufftman vnd lach by ine inn
irem solde, der danne sunderlich gunner vnnd frunt der stat was. Der sprach: Ire herren
van Kollen, yt sulde vch vnnd mir groiße schande sin, das wir vns alle straißen mit 400
mannen sulden laißen besliessen. Der busschoff swore wail zu den hilligen, hedde hey nyet
danne 500465 (10) werhafftiger manne vnnd wir 4000, hey dechte nochtant myt uns zu
stryden vnd uns zu oeuerwynnen. Darumbe wilt yr raitz folgen, vnnd mir eyn zale rustiger
burger zu geuen, ich wil dat wrechen vnnd der stat dye lantstraisßen offenen. Des wart
gefolget. Man lute zu stuorme. Die burger myt yrem heufftman zoegen viz vp Vrechen
vnnd branten das by schonem lichtem tage. Vnd van dannen zoegen sye vp die bach, da
der busschoff myt syme folcke hyelde. Die bach was vp geswellet, dat man nyet wail
daroeuer mochte komen. Do stalten sie vp stunt schuppen vnd spaden vnd ließen den
grauen in stechen, dat dye bach kleyn wart. Do sprach ire heufftman her Diederich (20) van
Falckenborch, der synen broeder, eynen ritter her Wynant, by yem hadde: Yr herren van
Kollen, nu wert uch mit der hant. Vnd ermande sye ritterspiels. Her Herman Meyscheyt
sprach zu dem heufftman vnnd syme broeder, dat sie doch koene wulden syn vnd neyt
vertzagenn, sy wulden hude by inne leuen vnnd steruen, ere vnnd glympff helffen
462
463
464
465
Vgl. Gottfried Hagen 871 unde wolde sich an eme erkoveren.
Mangeln - kämpfen.
Provande - proviant, Lebensmittel.
Gottfried Hagen 955.
228
behalden. Do sprach herre Johann von dem Lepart, dat deme nummer466 ere sulde
gescheyn, der van dem anderen da vleuwe off wyche. Vnd inne deme name hey synen
henxst myt sporen vnd sloege syne geleyne vnder vnd rante vp die vyande vnnd brach syne
gelene vnd wart zu dode widderumbe durch rantte. Do gynge yt ane eyn stryden, hauwen
vnd (30) stechen. Der busschoff maynde sin folck, hey haitte eynen dyamant inne eynem
rynge ane der hant, den ließ hey sie seyn zu eyme menlichen zeichen, dat hey mit ine
gesiegen sulde. So yt auch ym begynne scheyn, want die heren van Kollen hynderlich
widder vp den grauen gedrungen wurden. Sye hielden sich broederlich by eyn vnd werden
sich ritterlich zu foiße vnd auch zu pferde, als hetten sie dat alle yr leuen geploegen. Sie
erstaichen viel ire vyande, vnnd eyr sye hedden willen vleyn, eyr wolden sye
71v aller gestoruen sin. So dyt ire heufftman sach, der swygende by inne hylde eyne goede
wyle sunder were, do wart hey van eyme synre ritter ane geroyffen, wat die sache were, dat
hey den burgeren nyet enhulpe, want yem das kleyne ere were, sulden die vyant oeuerhant
nemen vnd yre were nyet gekeyrt werden. Durch diese ermanunge kreich der heufftman
vurscreuen eyn hertze vnd rante inne die vyande. Da geschach groiß bloyt vergiesßen vnd
eyn langkwerender stryt, dat vyel mit yrs selbst bloyt sich lauenden. Her Herman der Roede
was gewuont bis vp den doyt, desglichen herre Daniel Judde, die sich als lewen werden.
Dye (10) furgenger fuchten als heren vnnd wat sich nyet gefangen wolde geuen, dat sloegen
sie nydder zu pferde vnd zu foiße. So dit der busschoffe sach467, dat syn folck so
nydderlach vnd den sege verloyre, do floe hey vnd die burgere behyelten dat felt vnnd
foyrten die gefangen zu der stat. Wart inne der fluchte des busschoffs wurden vyer koene
hylde gehertz, die alle den dach gestreden hadden. Die jageden dem busschoff na vnd
verreden sich viz groisßem ernste bis zu Frechen vp die brucke. Do sye waynden widder
vmbe zu keren, wurden sye gefangen myt namen her Mathys Ouerstoltze, her Daniel
Judde, her Peter van dem Lepart vnd Syman Roisgin. Sie wurden zu Vrechen vp dat huys
gefoyrt, dat (20) harnysche wart yn viz geschiit vnnd wurden inne eynen keller gelacht. Der
busschoff louede sye, inne deme dat sye sich ritterlichen gewertte hadden, auer hey klagede
jamerlichen, dat hey 30 ritter verloren hadde, die inne Kollen gefangen gefoyrt wurden,
sunder ander viel reysiges getzuges vnnd voißgengern. Do die burger do heym quamen myt
den gefangen, wat freweden da inne Kollen was, mach man besynnen, dat Got inne sege
gegeuen hadde durch ire getreuwe eyndrechticheyt. Sy loeueden vnnd danckden Godde.
Vnnd ys dat eyn alde regel: Wa sich stede volcke getreuwelichen zusamen helt, dat wyrt
eren rich, vnnd so balde sich ungetruwelicheyt van eyn deylet vnnd speldet, so synt sie (30)
verloren. Dat hait sich erfunden ane allen steden vp erden, der nye gheyne inne vntreuwen
bestanden ys. So468 nu deße victorie gescheyn was, vergaderde dye gemeyn ind foeren zu
Duytze oeuer vnnd wolden vermeslichen holtze holen sunder allen rait vnd willen der
herren van Kollen. Dit vernam der greue van deme Berge vnd satzde mit 400 pferden an
sie. Da hoiff sich eyn nuwe stryden. Der greue verlore 4 goeder man ym begynne der
mangelunge vnnd
72r behielt den sege. Vnnd da worden der gemeyne van Kollen vunfftzich erslagen, dat
bloyße lude waren. Die andern flouwen widder zu Collen yn. Die stadt erbarmde sich ire
burger, die so swerlich van eygen willen nydder waren gelegen, vnnd foeren zu Duytze vnd
holden ire doden burger vnnd verbranten Duytze. Greue Adolff reyt gen Bensberch vnd
466
467
468
Nummer - nie mehr, niemals.
Gottfried Hagen 1065.
Gottfried Hagen 1138.
229
dorste yre nyet bestan. Die doden wurden myt großer eren zu der erden bestat. So sy nu zu
beyden syden des krieges moede waren, do warff greue Aloff den soene tusschen beyden,
deme busschoff vnnd der stat, so dat die stat dem busschoff zu geuen geloffde 6000 marck.
Dar vur wurden (10) burge hundert dye beste burger na inhalt des vizspruchs die zum zu
geuen.
So dieß soene gededyngt vnnd vizspruch geschyet was, quam der egenante busschoff
Conrat inne Collen vnnd bestalte, dat heymlich myt den richsten vmbe eyn verbunt mit
yem zu machen gesprochen wart vnd geloffde yn groiß darumbe. Die burger waren so
frome, dat sy dat myt kurtzem beraede auesloegen. So den busschoff dat nyet enhalp, sant
hey na dem richsten van der gemeyne vnd sant den funt mit yn, dat sy ime sworen, widder
die oeuersten van der stat zu helpen, da myt dat den van der gemeyne yre fryheyt nyet
wurde gebrochen. Vnnd vnder den redden (20) kreych hey sy ane sich vnnd vp stunt, so
dyt geschyet was, vnderstoynde hey die geweldigen zu vntsetzen, dye genant waren die
huyßgenoissen. Darna entsatzde hey dye scheffen vnnd nam inn alle yre were vnnd dede
fangen 12 van den besten, die in her Gerhartzs des greuen huys gefangen gelacht wurden
zwene tage vnd dye ghene, die sich myt dem busschoff verbunden hadden, hedden wail
mogen liden, dat yn dat lyff genomen were worden, want der busschoff vnd sy van yn
verdryeß geleden hadden vnd in sorge waren, in zu komenden zyden lyden sulden. Doch
der busschoff bedachte treuwe vnnd willigen dienste sye yem vurmals gedayn vnnd (30)
bewyst hadden vnd ließ sie heymlich entgayn, dat sy zu der stat viz quamen. Also wurden
nuowe scheffen gesatzt van der gemeynen, dye darna arme vnd ryche beschetzden me
danne die anderen vur gedayn hadden, vnd deylten deme busschoffe myt. Sy enwysten
gheyn vrdel sunder rait des busschoff. Alsus verloyre dye edele stadt van Collen yre frieheyt
vnnd vyel goeder syeden.469 Darumbe sye inne vyl kummers, leytz vnnd vngemacht quam
kurtze
72v na der hant vnnd alles durch vnrechte gewalt der oeuersten vnd darna durch
vneynicheit der oeuersten myt der gemeynde. Vnd so sy sich spielden vnnd mit dem
busschoff verbunt machden widder die mechtigen vnnd geweldigen van der stat, do gyngen
sy beyde vnden. Were wairheit, treuwe vnnd gerechtigkeyt tusschen yn beyden bleuen, so
weren sy zu solicher groisser noyt nyet komen.
In diesem hasse, zorne vnnd widderwerdicheyt so geschach eyn dotslach vp dem hilligen
paisch dach inne der kirchen zu den wyßen frauwen zwyschen der gemeyne vnd den
oeuersten van der stadt. (10) Da van dye gemeyne zoegen vur hern Bruns Hardefuyst huys
vnd wunnen yme dat myt sturme aue. Do quam her Ludwich Mummerslach wail myt 30
synre parthien gerant vnd halp hern Brun, dye gemeyne aue weren, so dat sy von danne
wychen moisten. Vnd inne dem dat die gemeyne dat huß plunderten vnd mit fuer
anegestochen hatten, so wurden yre eynsteyls van hern Bruns frunden erslagen. Vnnd do
off stunt wart eyn fridde geroffen vnd die scheffen vnnd gemeyne santen heymlich na
busschoff Conradt. Do der quam, do wart eyn gedynge getroffen, dat die ouersten vmbe
den doyt vnnd myßtaidt, die da as vurscreuen begangen was, (20) yem betzalen moisten
600 marck, want van der gemeyne waren 16 doyt bleuen vnd yre waren funfftzich gewunt.
Vnnd die oeuersten moisten zu der vurscreuen summe geltz vp den sall by dem doeme
komen vnd alda barfoys vur allem folck vnnd der gemeyne besserunge doyn.
469
Gottfried Hagen 1275.
230
Herna470 foichde sich, dat dye van den geslechten deme busschoffe klagenden oeuer 4
scheffen van den, die hey gesatzt hadde, als Herman der Fischer, Conradt van der Blomen,
Albrecht Hoege vnd Euerhart van Burnheym, dat sy ouer alle maiße die gemeyn, fremde
vnd heymschen, dorperlichen schetzden vnd auenemen. Vnd die (30) geslechte herden yre
clage so vyl, dat der busschoff oeuer alle die sturme klocke liesße luyden vnnd hey gynge vp
den sall zu gerichte sytzen, ind geschach vp den meydach. Da hoyrte der busschoffe der
geslechte klage, dye jemerlich vnnd groiß was. So der busschoff dye klage hoyrte, bade hey
sy, den vnwillen aue zu laissen. Hey wulde dat int beste verfuogen. Myt me worden die
geslechte
73r ryeffenn neyn vnnd begerden vrdeyl vnnd rechtzs. Alsulde dat liff vnnd leuen kosten,
so wulden sie wissen, war dat goyt komen were, dat sie der gemeynden so dorperlichenn
auegetzogen hetten. So dyt geschach, do dede der busschoff eyns vrdels fraegen, dat eyme
van des abtzs houe von sant Panthaleoyn gegeuen wart. So der vizginge, sich darop zu
beraden, da hoiff Herman der vurscreuen scheffen ane, die gemeynde zu royffen vnnd
ermaynde sy des, dat sie sich allezyt zu yn gehaldenn hedden vnnd begerde inne, nyet aue
zu stayn vnnd dem geslechte zu legelich zu syn, die sie ane dem paisch dage als
vur(10)geroyrt vnderstoynden zu ermorden, vnnd sy nuo dar vp viz weren, sy zu
vnderstayn vmb lyff, ere vnnd goyt zu brengen. Hervmbe wylt dem busschoff vnnd vns
bystayn vnnd darumbe sagent kurtze vyr meynunge, want der busschoff wyl vp diesen dach
by vch ane vre syden stryden. Do rieffen die gemeyne, sie wulden dem busschoff bystan
vnnd yem helpen. So diese reden geschagen, pynichde sich eyn yeder, heym zu syme
harnisch zu louffen. Beyde parthien vnnd der busschoff wapende sich vp dem sale. Vff
stunt vant der busschoff eynen lystigen funt vnd sachte dem, syme neuen, dem probst van
sant Gereon, dat hey her Herman van Wytinckhouen zu (20) yem nemen sulde vnnd Peter
van dem Kranen vnd sulden ryden zu dem ouersten van der stat vnd sagen yn, dat sy
darumbe zu ym van yrem heren gesant waren, dat sie deme busschoff in handt sulden gayn,
als die van sent Klummen471 auch gedayn hedden. Want hey des gantze nyet gestadenn
wulde, dat yn eynicher schade ane lyue oder goede zugefoeget sulde werdenn. Vnnd die van
der Ryngassen weren inne hant gegangen des busschoffs, van danne reden sy zu der
Ryngassen, da sy manichen stoltzen werhafftigen man funden vnd sachten yn, dat sy inne
hant des busschoffs gayn sulden472 vnnd (30) wuldenn yn yr vnrecht helpen wrechen.
Vnnd begerden da by, dat sy vur den busschoff myt yn gayn wulden, sy wurden anders ane
lyue vnd goede verdrieuen. Alsus myt geleyrden worden wurden sy dartzu bracht, das sy 12
manne van yn viz koeren, dye zu sale gayn sulden van ire aller wegen. Inne sulchem
gelouben sy in vurgehaldenn hedden vnd waren alle der meynungen, dat die van sant
Klumen by dem busschoff vp deme sale weren, als die vurgenanten des busschoffs frunde
gesacht hadden. So sie zu sale quamen, ließ sy der
73v busschoff do fangen, so yn doch vp fryheyt vnd geleyde, dar zu gayn, zugesacht was.
Der busschoff sante vort inne der gestalte zu den lesten, dat hey yre 20 inne syne gewalt
kreych, die hey viz Kollen gein Lechnich, Godesberch vnd Aere ließ gefangen foren. Die
ander flouwen zu der stat viz nydderwart vnd vpperwart. Alsus vmb want die burger vrdel
vnnd rechtzs van deme busschoff begerden, wurden sy gefangen vnnd byster ym lande. So
diese burger nu zwey jare inne den tuornen der vurgenanten slosse gelegen hadden vnd
470
471
472
Gottfried Hagen 1420.
Gottfried Hagen 1497 de van sent Columben.
Gottfried Hagen 1508.
231
Kollen inne dieser groisser anfechtunge stoynde, do foegede yt Got, (10) dat busschoff
Conrat starff zu Kollen vnd wart in dem doym begrauen.
Vann busschoff Engelbrecht
Engelbertus van Valckenburch473, der eynundfunfftzichste busschoff van Kolne, besas
synen stoyl vnder dem nageschreuen Adolfo, Romischer konyng 14 jare. Nadem der stoyl
des keyserthoms lange ledigk gestanden hadde, so wart Rodolphus as nageschreuen van der
koyrfursten gekoren vnnd hey kroynde in zu Aiche. Diese busschoff wolde syme forfaren
nafolgen vnnd wolde yem nyet gelucken. Greue Wilhelm van Guylich fynge yn tusschen
Zulp vnd Lechnich vnd foirte in zu Nydecken. Da lach hey 4 jaire gefangen, als yem (20)
mit der stat van Collen auch geschach etc. So474 dyese busschoff nu gekoren was, der zu
forens eyn probst zu sant Gereoyn was, zu dem die burger alle viel goitz vermoedens zu
hadden vnd in der vurgangen sachen sy alletzyt troistlichenn gehalden hadde in
bewysungen yrs vngemachs myt lydunge, vnnd na der kuyr reyt hey zu Bunne, do yem die
van Kollen gehult hadden, so ließ hey die vann Bunne auch hulden. Hey reyt vort zu Aere
zu den gefangen. Dat vernamen her Rutger Ouerstoltz, her Danyel Judde vnd her Kosten
van der Adocht, dye vp dat zusagen, dat der busschoff Engelbrecht vur zyt, eyr dat hey
busschoff wart, yn zugesacht hadde troistunge vnd (30) hulpe, vnnd deshaluen gen Aere zu
yem ryeden inne meynunge, yren gefangen frunden viz zu helpen. So sye dar quamen,
wurden sy auch gefangen vnd myt by ire frunde gelacht. Doch halpe inne Got kurtzlich
darna, dat eyn muoys durch eyn loch zu yn lieff vnd sy tasten yn dat loch, da funden sye
verborgenn ynne lygenn fylen, geißfoysse vnnd brechgezauwe, so dat sie alle viz brachen.475
74r En deyle quamen zu Remagen, da wurden sy verradenn vnd entquamen geyn
Syborch vnnd van danne gen Nuomegen, die anderen quamen gen Tonborch vnnd
entlieffen alle vnnd wurden ledich sunder alle schatzunge, vnd wie dat zu gynge, were zu
vyl zu schriuen vnnd laissen dat faren.
Herna quame yt dartzu, dat der busschoff Tonburch belachte.476 Do stalten dye van den
geslechten viz Collen, den ire frunde gefangen waren, dat sye fielen ane des busschoffs
broeder vnd waren myt deme inne reden. Also der busschoff inne dem leger vor Tonborch
groissen kosten (10) lyden moyste, dat hey dan den neuwen scheffen 10000 mark aue lenen
sulde. Dat geschach dat sulichs ane yn gesunnen wart. Auer da enwart nyet viz. Yedoch
wart gededinget vnnd wegefunden, dat de geslechte dem busschoff leynden 1500 mark so
verre, at yre frunde widder inne Kollen frye vnd sicher komen mochten. Dat geschach vnd
de breue wurden gemacht. Dat gelt wart gegeuen, so dat 20 man van den geslechten widder
inne Kollen komen solden. Vnnd der busschoff quam widder inne Kollenn vnd dede de
neuwe scheffen fangen, dye da van der gemeyne as vurscreuen waren, vnd hey wolde
rechnunge van yn hauen von tollen vnd axyse der stat van 7 jaren, dat sy van der gemeyn
op gehauen vnnd (20) intfangen hadden. Vp stunt wurden sy vnden inne den sael alle
gefangen gelacht inne fesseren, vnnd den alden scheffen waren schoe bereyt myt fenyne,
die man den ane solde gedayn hauen vnd verhindert wart, dye wurden diesen neuwen
473
474
475
476
Die ersten Sätze über Engelbert von Falkenburg nicht aus Gottfried Hagen, sondern der Cronica presulum.
Ab hier wieder Gottfried Hagen 1639.
Randglosse Z. 14: Anno domini 1271. Z 15: Hic cum dolo intrauit Coloniam et portas ciuitatis suo dominio subiugauit
et fecit muoniciones magnas. Z. 19: Anno domini 1272 aspexit tandem afflicciones dominus populi sui et surrexerunt
vnanimiter turres deieceruont, ciues eorum qui depulsi erant reuersi sunt et libertas ipsorum reddita est eis.
Gottfried Hagen 2070.
232
scheffen ane gedayn, so dat yre balde vyer sturuen. Vnd der van Wytinckhouen gaff den
rayt, dat der busschoff den burgeren vp stunt dye sluossel van allen portzen der stat ane
sich name vnnd besatzde de pfortzen myt synen frunden. O boese gewalt, snoede geriechte
vnnd parthylicheyt, wie haistu solichen wyrdigen heilligen stad vnder de foesse bracht.477
Der busschoff machde zu Beyen eyn slos mit eyme vmbgaynden grauen vnnd eyn muoer
darumb (30) vnd vort turne den Ryne aue bis zu Ryle. Inne dieser zyt heylde man zu Wyern
inne dem kloster vur der stat dage vmb der geslechten willen, da van de zum geltze gegeuen
was inne Kollen zu komen. Der busschoff hatte yre gelt darumbe genomen vnd moysten
doch buyssen Kollen blyuen. So dyese dach zu Wyer was, do lach der busschoff zum
Broele vnnd hadde noch der alden scheffen zwene by yem van den, dye ym sale sturuen
vnnd gefangen waren gewest. So wart
74v der eyn scheffen Peter van dem Kranen vnnd her Herman van Wytinckhouen zu den
geslechtenn geyn Wyer gesant.478 Vnd sye beschieden dye geslechte, dat sy wenigk
vertzoegenn vnnd sich lyden wulden. Sy hedden van des busschoffs wegen den burgeren
inne Kollen eyne botschafft zu weruen. Also auch geschach. Sy reden yn Kolne vp der
burger huys vnnd liesßen dye gemeyne by eyn komen. Vnnd da wart verkundiget, dat yre
here neuwe scheffen wolde setzen, vp dat dye gemeyne nyet me also as vur geschat
wurden, vnd wulde zwene burgermeister van synen wegen setzen. Vort wulde (10) hey
hauen wege toll vnnd beyr axyse vnnd alle moelen axyse vort van korne, weysse vnd
haberen vnd ander war me. Vnd wolde darzu van schetzunge hauen 6000 marck. Do dat
dye gemeyne hoyrte, do wart eyn groisse muormeluonge vnder dem folck vnd darna eyn
stylle. Do sprach her Herman van Wytinckhouen vort: Hedde ich zwene rocke vnnd eyr
ich mir den eynen aue lyesse splyssen mit gewalt, lieuer wolde ich yn seluer viz dem halse
ryßen, so hey doch vmber verloren sulde syn vnnd deme ghenen geuen, der yn hauen
sulde, eyr ich yn myr mit gewalt lyeß aue nemen. So diße worde geschagen. (20) Do reyff
eyn burger van der gemeyne genant Euerhart, der vp dem Buttermayrck woynde: Hoyrt yr
heren! Alle gemeyne, arm vnd rych, dyt gheit vns alle ane hemde vnd nyddercleyt. Eyn
yecklicher louff heym vnnd wapen sich. Got moist erbarmen, dat Kollen alsus mit burgen
vnd turnen ys besatzt, des wir ewicklichen eygen blyuen moyßen mit wyuen vnnd
kynderen. Dat man uns schetzde, dat were ye zu lyden. Auer so ich horen, so enblyfft uns
rocke noch kleyt. Laist vns vns weren o edel burger vnnd heren, unser vnrecht keren, vnnd
wat wir verloren hauen widder vnderstayn zu gewynnen. Vurmals so der stede frunde zu
keysers vnd konyncks (30) hoeuen plagen zu komen, waren sie genant die herren van
Collen. Do stoynde Collen in groißen eren. Nuo ist leyder hertzu komen. Vff stunt so die
reden geschagen, lyeffen die burger van der burger huys heym vnd wapende sich vnnd der
egenannt Euerhart lieff snelle zum doym vnd loute die stuorme klocke, darna gynge die
sturm klocke zu sant Mertin an vnnd alle andern klocken vnd vp stunt machden sich vp
alle burger vnd auch die frouwen, die inne besunder groiß
75r sich inne den sachen bewysten vnnd vnderstoynden yre tuorne vnd pfortzen widder
zu gewynnen. Vnd der stede frunde, dye zu Wyer laegen, wart vp stunt botschafft gedayn,
dat sye heym quemen vnd yren flecken hulpen beschirmen, vnd sie quamen. Balde wurden
die portzen gestuormt vnnd vpgeslagenn wat van slosse was, so dat inne Got halp, dat sie
vp den seluen dach 14 portzen widder wunnen vnd fyengen die yhene, dye dar vp waren.
De wyle man alsus zu den pfortzen stuormde, do quamen myt dartzu die vizgedreuen
burgere wail gewapent mit den heren van Ayrsburch vnd dye (10) fielen vur die ouerste
477
478
Dieser Satz nicht aus Gottfried Hagen.
Gottfried Hagen 2300.
233
burch Beyen, dye sere starck was vnd alle vmbgrauen mit starcken vurgeburgen vnd mit
dryn wychhuseren. Da wart groisse were gedayn, dat da vyl doden blyuen noch dye myna
lieffen dye burger nyet ouer die dode burger vnd stuormeden ritterlichen vnd hyegen dye
duren vp. So dat neyt halp, sprach her Mathis Ouerstoltze: Dye burch ys nyet zu wynnen,
man moyß sy stygen. Vp stunt wurden me danne 100 leyderen viz den kirchenn geholt
vnnd die burger stiegen zu den zynnen yn. Do reyff greue Herman: Der ye goeden vader
gewann, der bewyse sich huyde, dat hey preysß vnnd ere behalde. Also wunnen sie die
burch vnd bra(20)chen dye turne nydder, unnd die darinne waren, wurden en deille viz
geworpen. Her Rutger Ouerstoltze dranck zu den duren yn vnd hiesche yem die burger
nafolgen. Die burch wart vp gegeuen vnd die darinne waren, gauen sich gefangen vnnd da
wart die burch myt den burgeren besatzt.
Die479 van Nydderiche die zoegen zu der seluer zyt vur die burch zu Ryle zu felde buyssen
vnd bynnen. So sie dar vur laegenn, quamen die van Hurte vnnd herr Peter van dem
Kranen vnnd begunten, die van der burch zu manen, dat sy sich vp geuen. Vnd eynre vp
der burch schous her viz in her Peter van dem Kranen, (30) dat hey ame dyrden dage starff.
So geschach so große wer alda, dat man dry dage vur der burch lach vnnd die burger vnder
grouen die burch vnnd wunnen sy, vnnd hie van kunde gheynre in besunder prys gehauen,
danne arm vnd rich sturmeden ritterlichen vnd wunnen ire stadt widder eyndrechtichtlichen, dye sy in vneynicheyt verloren hadden. 480 Oeuermoyt vnd eygennuytze
was der zweyspeldicheyt vnnd yrs groissen leytzs eyn sache. Vnnd durch gotliche hulpe, der
sich ouer sie erbarmde,
75v vnnd eyndrechticheyt yre alre quamen sie widder zu yre fryheyt. Noch was der
sachen vnnd des vngemachs gheyn ende, dan Got lyes sie seyn, wie mit so groisse
doegenden vnnd rechtferdicheyt hey syn gemeyn goyt behalden wil hayn vnd verhengede,
dat sie solichen kostlichen vnnd gefryden schatze der stat van Kollen vnderstayn moysten
mit deme swerde zu behalden als nafolget, vnnd noch bißheren zu dieser zyt anno domini
1472 mit der hulpen Gotz by yre stat vnnd fryheyt bleuen synt als getreuwe frunde vnnd
gliedder des Hilligen Romischen Rychs (10) na innhalt der egemelten keyserlichen
fryheiden vnd priuilegien etc.
So481 nu busschoff Engelbrecht dyt vername, do wart hey sere bedroifft, dat hey Kollen,
mit so weydelichen turnen vnd burgen vmbsatzt, verloren hadde, vnd klagede sulichs sinen
frunden vnd maegen. Hey wulde dat widder wrechen, alsulde yem dat syn leuen gekost
hauen. Hey soickte hulpe vnnd troiste vnd sparde gheyn gelt, dye schade vnnd schande
widder zu brengen. Kurtz wart yem durch den van Wytinckhouen den raitt gegeuen, dat
hey alle die yhene beschreue, die dem stifft bewant weren, dynstlude, leynlude vnd alle die
yhene, die vmbe synen willen doyn vnnd laißen wulden vnd dat (20) hey mit eyme starcken
her vur Kollen ruckte, hey sulde Kollenn widder yn kriegen. Hey gaff yem goeden troiste.
Dieser rait wart vollenbracht, yederman wart beschreuen. Do quam groiß folck zusamen:
busschoff Heynrich van Luytge vnd der greue van Gelre vnd ander lantzheren lachten sich
vur Collen. Der van Gelre klagede yem synen schaden vnd riet yem da by, dat hey gheynen
soene noch dedinge myt yn anegynge, der burger weren danne vur 20 gehangen, vnd
____________________________
a
Lesart unsicher
479
480
481
Gottfried Hagen 2590.
Rest des Absatzes nicht aus Gottfried Hagen.
Gottfried Hagen 2670.
234
sprach da by, dat vnnuotze were, dar vur zu lygen, want dat man alle sant Peters goit dayr
vur vertzyerde vnd 7 jare dair vur lege, so were Kollen also nyet zu wynnen. Vnnd (30) hey
begerde, dat man inne bewerden lyeß. Hey wulde anderen rait soicken. So traeden die
heren zusamen, der busschoff van Luytige mit synen broederen dem greuen van Gelre myt
anderen heren, die dan da waren vnd wurden raytz, des busschoffs anspraiche vur ane vnd
danne auch der stadt antwurt darvp zu hoyren. Also geschach. Der busschoff klagede, wie
die burger nyet hedden willen hengen,
76r dat hey neuwe scheffen gesatzt hedde, derglichen axyse oeuer beyr vnnd wyn vnnd
hedden yem portzen, turne vnnd muoren aue gewonnen, die hey inne hedde gehabt.482 Dat
hey dechte zu wrechen alsulde in dat kosten 6000 marck, vnnd dartzu hedden yem de
burger syne folcke gefangen vnnd die verdreuen burger hedden darzu geholpen etc. als
vurschreuen. So dyt verhoyrt was, reyt der van Wytinckhouen mit den heren zu der stat. In
wart geleyde zu gesacht. Sy quamen in die stat vnd deden vp ire anspraiche, der van Gelre
hatte das worte. Der rayt, scheffen, burger, arme vnd riche vntfyengen dye heren (10)
fruntlichen vnd spraichen zu yn, sy weren der hoffnunge, dat sye in yre fryheyt vnd recht
sulden helpen behalden, dat busschoff Engelbrecht ane yn gebroichen hedde vnnd sulche
priuilegien vnnd fryheyt, dye sie me danne vur 200 jaeren louelichen herbracht hedden vam
Romischen Riche, van tollen, geleyde vnd ander vil me sachen, dye hey inne na alle syme
vermoegen billichen sulde helpen hanthauen vnnd beschirmen, angeseyn hey yr geistliche
vader were vnnd eyn kuoyrfurste des Romischen Rychs, dem hey auch in sunderheyt myt
eyde des nyet zu doyn verbunden were, so were hey der yhene, der sy vnderstoynde zu
verdrucken, vmb lyff, ere vnd goyt (20) zu bryngen, sy eygen machen, da sy in
keyserrechten, so wyt de kristenheyt ys, gefryet weren vnd dartzu in besundere van den
vurgenanten keyseren etc.
Do sprach der greue van Guyliche, dat man kurtze worde gebruycht vnnd die wayre, vnd
der luygen nyet gewagen sulde. Der busschoff beclagede sich sere syns schadens, lasters
vnd schanden. So klaget yr van yem widdervmbe, dat wil ich allit nydderlegen. Man pleit zu
sagen, yt sy vnrecht off recht eyn here verwynt eygen knechte. Wilt yrs by myme rade
blyuen, so wil ich vnderstayn, dye sache zu slichten. Yr ensult auch darumbe nyet
vertzaegen, dat (30) ich vch diese rede vnnd byspyle vurhalden. Doyt yr mynen rait, so wirt
vyre sachen rayt. Die burger antwuorden: Here, yr syt burger unser stede. Wyr durren ane
vch setzen lyff vnnd goyt. Myt vil anderen worden, dye dar vnder geschaegen, wart dye
soene also gededynget, dat dye stat van Collen yre fryheydt, dye sie vur busschoff
Engelbrecht gehabt
76v heddenn van keyseren vnnd konyngen widder hauen ind behalten sulden, vnnd die
vizgedreuen burgere sullen auch geslicht syn vnd inne Kollen widder kommen. Vnd die stat
sulde eyns geuen dem busschoff 6000 marck, des solden sy zu Nuoysse vnd zu Buone
tolfry sin. Dat was der spruch vnd da myt waren sy gesoenet des kriegs, vnnd der busschoff
vntfyenge die vurgenante summe geltz vp deme sale vnd gaff dar ouer vp stundt die soene
brieff vnd solde vort ane alle sachen geslicht vnnd gericht sin.
Sobalde busschoff Engelbrecht dat gelt hadde, sas hey vp vnd (10) reyt zu Royme, vmbe
sin palium zu hoelen. Vnnd da klagede hey dem baese, wie inne die burger viz Kolne
verjaget hedden vnd hedden yem dat syn myt gewalt genomen. Vnnd gaff mit fur, wie yn
die burger der soenen vnnd concordien betzwungen hedden. Darumbe hey begerde der
geloiffden, zusagens vnd verschriuungen dispensacie oeuer den eydt, hey der stadt gedayn
482
Gottfried Hagen 2800.
235
hedde, zu dispensieren vnd dat zusagen zu widderroiffen etc. Des kreich hey van deme
paese syne breue dar oeuer, want483 gewoynlichen supplicacien off bede breue an dem
paese gesynt, so schryfft hey dar vnder: ist also as hey sait, so geschehe synre bede genoich.
Da stait auer geschreuen: so wer (20) oeuel oder vnrecht anbrenget, der erwyrfft vnrecht.
Diese484 busschoff quam mit synen verkyerden breuen van Roym vnd lachte sich zu dem
Broele vnd entboyt der stat van Kolne, dat sy syne mynne weruen sulden, off hey wulde sy
bannen, vnd hiesch da by gelt. Die frye burger erboeden, sich synre clage vur zu komen,
vur heren vnnd fursten sich siner anspraiche zu verantwurden. Zu lest sant hey zu der stat
Philips van Hoenfels, der yem angeboren was vnnd syn broeder van syner moeder wegen.
Der sprach mit den heren van Kollen, wulden sy syns heren hertz vnnd willen hayn, dat sy
dat gelden moysten mit 900 vnd dryn marcken. Die burger(30)rayt vnnd gemeyne lyessen
sich auer vmb friddens willen bededingen vnnd gauen dat gelt. Also quam Albertus
Magnus, busschoff zu Regesburch vnd dat capittel zu deme doeme vnd alle paffheyt van
Collen by eyn vur dye gemeyne burger der stat. Ind da wurden dye breue, die der busschoff
zu Rome erworuen hadde, offenberlichen zu rissen
77r vnnd wart vur alle den vurgeschriebenn heren vnnd geistlichen personen
offenberlichenn geslossen, dat der busschoff vort ane fridden halden solde etc. Vnd dit
wart vur alle der paffheyt von Kollen also zu haldenn bestetiget. Kurtzlichen darnae, so
man zu Kollen vnnd all vmbe nyet anders wyste, danne fridde vnnd eyndrechticheyt
tusschen yn vnnd dem busschoue, so wart dem busschoff eyn rayt gegeuen, dat hey widder
in Kollen ryden suolde vnnd vp deme sale zu gerichte sitzenn, als dat yem van paislicher
gewalt zugehoyrt, vnd daby syne frunde in Kollen heymlichen komen laißen, die yem mit
wapender hant hel(10)pen mochten vnnd sulichs syme broeder zuuerkundigen vnd wanne
die burger danne vp deme sale weren, so weren sie vngewarnet zu fangen vnnd also zu
oeuerfallen. Durch den wech mochte yem Kollen widder zu synen handen werden. Dieß
raitz was der busschoff froe. Der van Falckenborch quam vp den anslag zu Kollen yn syne
herberge, vnnd die burger wurden des geware vnnd fyngen den van Falckenborch. Der
busschoff was vp deme sale vnnd verstoynde dyese mere, dat syn broeder gefangen were,
vnnd hey verslous sich inne eyn kamer vp dem sale vnder deme, dat hey sich beraden solde
inne des lantgrauen kemenade. Man slous die durren (20) oeuer all, dye gemeyne
rouomeden den saile vnnd yeder man bereyt sich zu der were, want dye soene zubrochen
was, dye busschoff Albrecht als vurscreuen gesprochenn hadde. Vnnd vp den vurgeroyrten
anslach quam auch die bottschafft, dat hey der stat burger zw Andernach vnnd zu Bunne
do hadde doyn fangen. Van stunt wart inn raede funden, dat man den busschoff ane tasten
sulde vnd gefangen setzen, bis hey die gefangen widder viz lyesse vnd dat man vort ane
synre sicher were. Suost geyngen de besten van der stat zu dem busschoff vp den sale vnd
sachten yem goittlichen, dat hey myt yn gayn sulde. Also geschach. Sye gyngen mit dem
busschoff (30) inne dat huys zum Ros inne die Ryngasse. Da lach hey behoit 14 nacht. Dit
vernayme der busschoff van Luytige Heynrich vnnd sin broeder der greue van Gelre. Die
quamen zu Kollen bynnen, vmbe die sache zu slichten vnnd hadden myt yn graue
Engelbrecht von der Marcke vnd den grauen von Loyn vnnd die machden auer den
fridden, dat der busschoff vnnd syn broeder viz quamen vnnd dye
77v burger von Kollenn, die zu Andernach vnnd zu Bunne gefangenn waren viz quamen
vnnd ledich wurden. Des sulde dye stad auer vmb friddens willen dem busschoff geuen
483
484
Schluß des Absatzes nicht aus Gottfried Hagen.
Gottfried Hagen 3040.
236
4000 marck, vnd vp stunt wart yem des geltz 900 marck vnnd der busschoff reyt zum
Broele.
So485 diese soene aber gededingt wart, so liesse der busschoff nyet aue vnd sante
heymlichen in Kollen den listigen man her Anselme van Instingen. Der besante der
broederschafft meistere, dat nu gaffelen synt vnnd genant werden, vnd auch van der
gemeynden die besten vnnd mechtichsten, dat sy heymlichen zu yem quemen. Als
geschach. Hey (10) intfeynge sie fruntlichen vnd sprach zu yn, hey were dar vmb zu yn
komen zu weruen yre ere vnnd beste etc. Vnd anttwuorde yn die breue, die in der
busschoff van deme Broele gesant hadde vnd sachte syn bottschafft da by: Wulden sy
eyndrechtich sin, der busschoff wolde leuen vnd steruen mit yn, vmbe die treuwe, die sie
yem bewiest hedden, vmb den Ouerstultzen widderstant zu doyn. Der brieff wart gelesenn
vnd hielde also:486 Treuwelichen dienst vnnd syne lyeffde vnnd eyns dynges wunderde yn
sere, dat yr gewalt lydet van den yhenen, die vch geynes goytz en gunnen vnnd der knechte
syt, die na vrme bloede duorsten vnnd vnderstaynt van ere vnd goede zu brengen, vch (20)
nagent bys vff den grayt etc. Darumb senden ich uch mynen raitzmann, den van Instingen,
der vch wail geraden kan etc. So der brieff gelesen was, do fraegeden dye broeder meyster,
die freuel burger myt eynichen foegen zu bezwyngen, die yn na ere vnnd goede stoynden,
wat dar aue syn rait dan were. Hey gaff sinen rayt vur ane, dat sy eyndrechtich weren. Da
by haint uwer sachen haele487 vnnd foeget vch by eyne myt knechten vnnd myt maegen
vnnd wat gewer dragen mach vnd dan laist eynen dantze ane stellen, den sullen sy nach
willen verhynderen. Vnd off sye vch den myt goeden worden wulden aue bidden, so wylt
doch den dantze nyet laißen abe gayn vnnd achtet des (30) geyns, want vwer wyrt doch
hundert intgayn yre eynen syn, so werden sie dat myt frewel willen keren. Danne ruockt
van stunden ane vp sy vnnd laist yre gheynen leuen etc. Alsus wart der dantze besprochen.
Die burger hedden gerne dat vur komen vnd schickten vmbe friddens willen yre knechte zu
den bruderschefften, dat sy sulichs vmbe des lesten willens vnderwegen wulden laißen.
78r Die broeder meister gauen die antworte, sy weren yre knechte nyet mechtich, noch
kunden sy nyet betwyngen, solichenn dantze zu laißen mit anderen menchfeldigenn
wordenn. Also schyeden der burger knechte van yn. Myt sulcher warnungen liessen sie den
dantze zu gayn, yt wurde sy reuwen vnnd hedden gerne zu fridden geraeden. Van stunt
lieffen beyde parthien zu harnesch. Die herren santen vait Rutger zu den broederschefften,
dat hey myt oitmoedicheit inne fleede biddende, dat sie den zorne wulden begeuen vnnd
fridlich sin vnnd blyuen. Were yn yet misdan, man sulde yt besseren vnnd begerde, dat sy
ire knechte wulden bestyeren. Dat (10) enthalp nyet. Der vayt geynge van yn sunder ende.
Do gyngen sy zw raede, wanneste die burger erslagen hedde van den geslechten, so wulden
sy wyff vnnd kynt verjagen vnnd spraichen: Laist uns gayn yre eruen aue brechen. Dyt
hoyrte her Johann vam Kreichmarte vnnd lyeff balde zu her Brune Hardefuyst vnnd
sprach: Was wardet yr, man wyl uch erslayn, goyt vnnd ere nemen, wyff vnnd kynt viz
Kollenn verjagen. Her Bruon sante balde viz zu synen frunden, dat sy gewapent qwemen.
Vff stunt quamen vff den Aldenmarte 200 zu pferdea vnd zu foiße, die yrem banneyr
_____________________________
a
C+D 19 88r perde
485
486
487
Gottfried Hagen 3245.
Gottfried Hagen 3291. Text teils wörtlich, teils in indirekter Rede wiedergegeben.
Hale - Heimlichkeit.
237
folchden van den alden burgeren, dye da geyngen by stayn wail 5000 man. Her Richart van
Hambusch reyt ane die ge(20)meyne vnd vp deme Kreichmart488 wart der stridt begunnen,
die 5000 van der gemeyne widder 200 man. Inne deme quame her Wilhelm van Poilheym
gerant vnnd reyff, man neme yeme goyt vnd ere, die van Ayrsburch sturmeden yem syn
huys. Her Gotschalck Ouerstoltze sprach, Got hedde in da geholpen, hey sulde auch vort
helpenn. Her Daniel Judde spraich: Laist vns snelle da hin riden. Also reden yre 15 mit here
Wilhelm da hyn durch den Putz hoff, da lagen der gemeyne in eyns veruers huys 200
verborgenn, die traden herfuore vnnd sloegen her Gerhart Kausen mit dem pferde zu der
erdenn. Herre Wilhelme vnnd sin pferd wurden beyde gewunt. Her Herman Herme(30)lin
vnd Wynrich van Ruph fochten sere, so dat die 200 man verspreyt wuorden vnnd nyet by
eyn bleuen. Do ranten sie vort zu der Lyntgassen. Da wart die ketten vp gehauwen, do
stoynden der gemeyne gewapent me danne 1000 man. Her Gerhardt Ouerstoltze troiste
syne frunde mit konen worden. Heynrich vam Kranen rante in den houff vnnd sturtzde
mit dem pferdea. Walther van der Adocht rante gantze dair durch vnd widder die geslossen
ketten dat sy vp
78v spranck. Da kreich hey manichen slach, eyr hey durch quam. Da was by her Gerhart
Scherffgin, der hylt der van 3000 ritteren zw Tresenys vnnd zu Gulich van 600 ritteren vnd
zu Nuoys, da manich ritter starff, den pryß behielt, der ritter vnd her Walther brachen
widder durch die gemeyne. Die geschichte van diesem dantze geschach vp den goeden
pinxtach yerst, 5000 man widder 200 man vnnd 200 widder 30 man vnnd bleyff daby.
Yedermann zouch widder inne syn huys.
Da489 der busschoff diß vername, hey klagede syne frunde vnd woste (10) nyt, was zu
begynnen were. So was da eynre genant broeder Wolffart vnd der pastoire van sant
Kolummen490, die troisten den busschoff vnnd meynten, sie wulden noch zu wegen
brengen, dat yem dye stat Collen wurde vnderdayn. Vnd dem na so reden sie zu Collen yn
zu den, den ire frunde aue erslagen waren vnnd spraichen zu yn also: Wulden sy sich zu
deme busschoff halden, der busschoff wulde yne helpen. Die botschafft geschach. Do sie
zu Collen inne quamen, santen sie nach dryn saltzmuotteren vnnd sachten den, dat sie dem
Kreichmarte sechten des busschoffs meynunge as vurscreuen. Der Kreichmart antwurde
also, dat der busschoff zu velde vnnd zu wasser mit 24 (20) hereschiffenn vor Kollen
komen sulde vnnd sulde dye moelen aff slayn. So wulden sie den tuornmart ane stechen491
vnnd brynnen. So dann yederman zum brande lieff, so sulde der busschoff zu lande wart
yn komen. Dyt wart geslossen. Also reden diß zwene vurgeschrieben widder zum
busschoff, vnd der busschoff versamelde vyl folcks vnnd meynt, die stadt van Kollen
styllicklichen zu gewynnen. Vnd syne luyde foeren zu Collen viz vnd yn vnd nyemen hoete
sich vur deme anslage. Kurtz quam der busschoff mechtich mit syme bannyer zu Wyer
inne dat kloister vnnd auch zu Ryne. Hey foyr vff vnnd abe vff dem Ryne, der anslag en
uollengeynge nit. Do dieß (30) Herman der Wise, eynre van den neuwen scheffen, sach, dat
des busschoffs wille nyt vollengyenge vnnd de burger vff der stat muoren wachden, do
sprach er zu Euert Neyfgen, der eynre van den Saltzmuotteren was vnd diesen anslag
hadde helffen machen: Sage Eberhart, salle man also myt fursten spotten? Yre soldent, so
_____________________________
a
C+D 19 jeweils perde
488
489
490
491
Gottfried Hagen 3460.
Gottfried Hagen 3762.
Sankt Columba.
Sic! = anstecken.
238
balde der busschoff quam, den turnmart ane gestochen hauen zu byrnen, vnd den
busschoff zu velde inne gelaissen. Wan hey vch krieget vnd yem zu synen
79r henden komet, hey deyt uch sleyffen. Euert Neisgin sweich allstylle, want Herman
der Wyse richt yn oeuel viz. Do dyt hoyrten vnnd saegen die myt Euert vp der muoren
laegen, die feyngen den Euert vur eynen verreder. Vnnd also lach der busschoff wail achte
tage vmbe sust zu velde vff sulcher dorechter luyde anebrengen.
In492 deme als der busschoff also zu velde lach, da geschach eyn zeichen, dat der greue van
Kleue inne der nachte in synre tenten vnnd paulune sach, dat eyn schone gekroynde
junffrauwe, der 11000 junfferen na folgeden, vnd die junffrauwe geynge vmbe die stat
muore vnd (10) droich eyne kertze in yrer hant alle byrnende, dat alle dat velt klair was
vnnd alle mayle machde sy eyn krutze intgayn dye stat vnd gesegende sy. Dat daden alle dye
junffrauwen, die yr na folgenden vnnd vur alle portzen machden sy kruytz oeuer die stad.
Der greue hedde auch gerne geseyn, dat sant Ursula dat here hedde geseneta, das
engeschach nyet. Do sy also vmbe Kollen quamen vnd geyngen vur Wyer portzen stan, hey
sach, dat dye portzen selue vp geyngen. Hey enslyeff nyet sunder hey sach dat gesiechte mit
wachenden ougen, dat sy geschart in die stadt geyngen in 11 scharen. Hey sprach: Nuo wyl
mich Got mit eren laißen heym komen vnnd feilde syne hende, vnd (20) dit gesichte sach
eynre van synen ritteren myt yem her Steuen van Sulen. Der sprach: Here, laist vns van
hynnen faeren. In deme geyngen sy beyde, van dem busschoff vrloff zu nemen. Sy funden
by yem den busschoff van Mentze. Sie erzalten dit gesiechte vnnd wunderzeichenn. Also
wart da eyn gantze vffbruch. Der busschoff foyre gein Buone vnnd klaegede dye schande
des vffbrechens. Hey were lyeuer, as hey sachte, in eyme stryde doyt bleuen, dan dat hey
also van der stad scheyden moyste. Broeder Wolffart troiste den busschoff auer eyns vnd
der pastoir van sent Kolummen vnnd spraichen, sy wisten zwey geslechte in Kollen, dye
sich sere vnder eynander hasden, dye (30) eyne van der Molengassen, die ander Herman
der greue vnd syne frunt vnd her Walter der fayt, dye dem Herman dem Vischer syne huys
deden brechen. Vnnd do wart da yn raede vuondenn, dat die zwene paffen vurscreuen inne
Kollen reden vnd quamen zu her Herman van der Portzen vnd anderen yren zuhalt vnd
braichten
79v yn breue van deme busschoff vnnd sachten, wie dat geslechte van Molengassen van
den anderen verdreuen weren, vnd dat verdrusse den busschoff vnnd wulde yn yren sachen
by stant doyn. Do wart der vayt besante vnd yem des busschoffs meynunge vorgehalden
mit soessen worden. Da wurden sie zu raede, dat sie dem busschoff wulden sweren vnnd
hulden. Also kreigen die zwene paffen yre anttwuort, dat sy den busschoff in die stat
sulden heischen komen vnnd sich zu yn halden. Sie wulden yem helffen straiffen alle, die
widder yn gethayn hedden. Dat verbunt wart gemacht widder die Oeuerstoltzen. (10)493
Der busschoff reyt zu Kollen zu den Wisen. Dye eyne parthie entfeynge yn vnd der
busschoff gaff inne vff stunt hundert marcke vur harnysche mit zugelden, vnd hey lyesse
syne frunde vp stunt kleyden vnd 20 pare myt groene vndersneden, vnd die oeuersten van
der parthien myt goedem scharlach. Da myt brachte hey die gemeynde ane sich. Dye
Ouerstoltze fragende sy, wan yn die kleyder quemen. Sye spraichen van dem busschoff. Die
Oeuerstoltze meynten sulche groisse gauen weren nyet sunder myrckliche sache viz
_____________________________
a
so auch C+D 19 89r. Gottfried Hagen gesegent
492
493
Gottfried Hagen 3900.
Gottfried Hagen 4320.
239
gegeuen. Also gaff her Mathys der Vayt den rayt, dat man vp stunt na dem greuen van
Guyliche sente, die sache vp zu nemen, eyr dat me vn(20)geluckes da van queme vnnd dat
sy in hoeden weren. Dye wart vp stunt dem Hardefuysten ouch kuntgedayn van dieser
kleydunge. Der eyn gaff den rait, dat man tusschen den zwen parthien eynen dach vp
neme, die zu vnderstayn zu slichten vur dat yerste. Inne dem quame der graffe van Guylich
mit 300 pferden, der dach wart zu sant Laurencien besprochen vnnd die vede wart
zubrochen, so dat dye Wysen vnnd der greue her Herman yre sachen bleuen an deme
greuen van Guylich vnd noch an vier manen als ane her Bruon Hardefuoyste vnnd her
Heynrich syn broeder vnd ane her Gerhart van der Pfortzen vnnd her Johann Martzlibs494
sone. (30) Vnd der graue van Guyliche spraich die soene, dat man in vrber der stede van
Kollen eyne bede setzen sulde 600 marck zu geuen. Die Wisen ließen dat da by vnnd
hatten doch des eyn verdroß. Dye bede wurt vp arm vnnd rich gelacht. Die Wysen geyngen
heymlich zu der ge80r meynden495 vnnd klagedenn, wye inne dye Ouerstoltze yn yr goit wulden aue
brechen. Vnnd des machten sy da eyn verbunt myt der gemeynden widder die Ouerstoltze.
Also braichenn dye Wysenn eydt vnnd geloffde. Von stundt wart widder vmbe na dem
greuen van Guylich gesant vnd dyt wart yem vurgehaldenn, wie die Wysen van
Molengassenn eydt vnnd geloffde gebrochenn hedden. Da wart der burgermeyster herre
Ludwich, der der stayt syegel hadde, besante, vnd man gesan des siegels van yem. Hey
lachte sich dar widder, also wart hey gefangen. Syne knechten lieffen vp stunt vnnd deden
dat den Wisen kunt, die vp stunt (10) zu den canonicken flouwen. Der entuschen entlieff
her Ludwich, dem dat syegel genommen was. Na den yersten sees wochen des viz spruchs
der soenen vergaderden sich dye Wysen vnnd wuorden geware, wa yre widder parthie by
eyn waren vnnd zoegen vur dat huys vnd funden yre nyet. Do verbranten sie dat huys.
Vp496 stunt treckten die Oeuerstoltze vur der stat muoren vnnd wunnen der stat portzen
alle vp dry na. Inne deme waren die andern parthien inne deme Vilsengrauen in der
vurgeschrieben huser gestegen, vnnd des wuorden dye anderen der vayt geware vnnd
jageden dar. Da wart dat hillige sacramente tusschen sie gedragen. Da baeden die
Ouerstultze, dat Got (20) in na yrem rechten by moyste stayn vnnd dat ane irem
widderdeile wrechen, den van Molengassen. Inne des quame here Bruon Scherffgin vnnd
her Hilliger van der Stessen zu dem Ouerstoltzen vnnd sachten, so dye ander parthien vp
dat hillige sacramente friddenn zu halden gesworen hedden vnnd dat breichen, Got sulde
sye schenden. Inne den worden vernomen sie, dat der vayt myt der gemeyn quame. Her
Zander Judde lieff vp den tuornmarte vnd rieff, off yemen der stede ere wuolde helpen
behalden, dem wulden sie zolt geuen. Dyet hort herre Friderich van Bickenbach ind quam
inne zu hulpe myt 12 gesellen myt achte armbrusten. Da machden sie ordnunge vnnd (30)
yre eyn mande vnd troiste den anderen. Vnnd quamen vur Hewberch vp die bach, da
schussen sie sich sere, dat die gemeynde flouwen. Da wart die ketten vur her Herman des
greuen huys zubrochen. Da streden die Ouerstoltze vnnd deylten sich inne dry here: her
Mathys Oeuerstoltze mit synre geselschafft, her Herman der Roede vnd Rutger van Gaele
rante vp den vayt, dat hey starff, wie woile hey sich sere werde. Her Mathys sprach: Dat
heufft unser fyanden
494
495
496
Gottfried Hagen Marsilis.
Gottfried Hagen 4450.
Gottfried Hagen 4570.
240
80v lyget nyedder. Do bestoynden die gemeyne myt yrer parthien zu vleyn. Eyn deyle
sante Joris wart, die ander erslaegen, dye dritten werden sich sere. Her Zander Judde wart
sere geslagen497 vnnd her Peter, syne broeder, vnnd herre Kostien van der Adochta. Her
Herman Kleyngedanck rant durch dye vyanden, da wychen die gemeynde. Her Philips
Quattermart vnnd Costien Ouerstoltze ersloegen Rychwyn Gryn. Da streden sy by vp die
Hoynportze. Dye Wisen wanten vmbe by sant Steffan vnd begunten widder ane zu gayn zu
stryden. Auer kurtze begunden sie zu fleyn zu der fryheyt. Vp498 stunt santen de
Ouerstoltze eyn ridenden boden zu dem greuen (10) van Guyliche, der danne balde quame
vnd hoyrte so, wie die Ouerstoltze ym begynne der mangelungen kome hadden 72 man
intgayn 10000 burgeren, dye der dynge unerfaren waren. Greue Herman van Korenportze
dede dat wort, wye sich der handel ergangen hedde, vnnd sie baeden vmbe rayt, wie man
die burgeren van den munitaten vnd friheyt nemen mochte, vp dat sie yre sicher weren.
Der greue van Guylich sprach, inne were munitaten zu brechen. Doch rede hey yn, dat sy
sich widder vmbe den anderen dach wapen sulden vnd yre harnesch ane doyn. Also
geschach. Do dat die gemeynde sach, sloegen sie sich alle vmbe zu den Ouerstoltzen, want
sy sagen, dat sy ouerhant (20) genomen hadden. Do sie zu sant Gereoyn quamen, da diese
eyn parthien der Wisen laegen, her Rychwyn Gryn begerde gnade vnd troistunge. Die
Ouerstoltzen vergauen yn vnnd den anderen der myßdait vnd man satzte sie alle inne eyne
schiffe vnnd foyrte sye zu Duytze. Do zoegen die Wisen gein Bunne vnnd wurden Kollens
verdreuen. Da geyngen sy, eyn nuowen verbunt zu machen. Dat was her Johann van der
Portzen, her Rychwyn Gryne, her Wilhelm van Poilheym, her Wilhelme van der
Huonsgassen, dyt waren die parthien der Molengassen. Dae schreuenb sy breue yren
frundenn vnnd magen inne Kollen, dat sy gern widder ine gewest weren vnnd schreuen der
gemeynden, dat sy yn by (30) wulden stayn. Der busschoff sulde sy van axise, tolle vnnd
schetzungen fry machen. Der gemeynde macht besprach sich vnnd schreuen yn, wa sy 500
man myt brechten, die gemeynde sulde zu yn slan. Da wart eyn rayt van Herman Fischer
gegeuen, dat499 hey na eyme scholepper sante in Kolne, der vnder der stat bogen ane der
muren woynde, genant Hauoenyet, ind gelouede deme 5 marck, dat hey loch grauen sulde
by nacht vnder der
81r muren van der stat vnnd die erde allentzelen in der nacht hin vnd her verdragen, als
danne geschach. Vnnd des dages deckde hey dat loch zu, bys dye kule groiße genoich was.
Ind dat werde 14 dage vnnd was aller neyst der Vlreportzen an dem grauen. Als der
Haueneit sin gelt verdyent hadde, lyeff hey zu Bunne vnd droich lychte vnnd kertzen mit
yem. Da vant hey den Vischer vnnd den Kelensticher vnd brychte yn dye zydonge, wan sye
wulden dat sie quemen, dat loch were so wyt, wanne sye vizwendich die erde aue deden,
dat roß vnnd pferde dair durch geyngen. (10) So balde dieß bottschafft gedayn was,
reytman van stunt zu dem hertzogen van Lymborch, her Walrauen, van befele des
busschoffs.500 Ym wart geschreuen, so wie der busschoff eyn portze der stadt van Kollen
ynne hedde ind der gemeynden gewys weren vnnd die yhene, dye yn widderstandt in
Kollen doyn mochten, dat weren die Ouerstoltze, der macht were lich vpp zweyhundert.
Ind was deshaluen des busschoffs begyrde an den van Lymborch, dat hey yem Kollen
_____________________________
a
b
so C+D 19, C+D 20 Andocht so C+D 19, C+D 20 schreue
497
498
499
500
Gottfried Hagen 4886.
Gottfried Hagen 5080.
Rest der Seite ist unterstrichen. Scholepper - Schuhflicker.
Gottfried Hagen 5446.
241
widder hulpe wynnen etc. Dem busschoff wart die anttwort vnd verdroich sich myt yem,
ritter vnnd knechte vp zu brengen vnd yem getreuwenn (20) bystant zu thun. Ind der
gemeynden, die des busschoffs parthien waren, wart dyt kunt gedayn, wie der busschoff zu
yn komen wolde mit 500 mannen. Also vp der hilligen moere nacht wart hey vp dye
Vlreportze bescheyden. da wart der greue van Kleue dartzu geheischenn, dye stat van
Kollen dem busschoff helpen zu wynnen. Des wart darumbe der van Lymborch zu dem
vurgenanten hern Diederich graue von Kleue gesant. Der greue ließ alle syne frunde van
den edelsten zu yme komen vnd verdroich sich des myt yn, wa sy ym getreuwen bystant
doyn wulden, die stat van Kollen helpen zu wynnen, so wulde hey sy alle bynnen (30)
Kollen eruen vnd goeden ind rych machen. Also quamen dye eyne, vmbe solt zuuerdenen,
die ander van bede wegen. Do quamen zusamen der hertzog van Lymborch, der greue van
Kleue vnnd der van falckenburch vnnd wuorden eyns, dat sie viz Kollen dry stede wolden
hayn gemacht, vnd eyn yeder solde eyne stad hauen vur sich. Also zouch der greue van
81v Kleue vur Kollenn zu Merligen in dat dorp.501 Dye vann Nuoysse slossen yre
portzen zu vnd liessen nyeman viz noch yn. Ind der diese sache ym yersten beschreyff, was
sant Peters bode zu der zyt, der quam vur dye stat van Nuoysse vnd hedde gerne
gedruncken vnd gessen vnd man wolde yn nyet inne die stat laissen. Sie sprachen: Bode,
gangk widder zu Kollen, vch komen noch hude geste. Ind dat sal sin der greue van Kleue.
Sust ginge der bode zu dem dorppe Grymmelichhusen zeren, essen vnnd dryncken. In
deme als hey nidder gesessen was, (10) foren die Kleueschen mit yrem hergezuch durch dat
dorppe, vnd hey wuschde van stunt vp vnd was eyn ellendige nacht van kelde, ryffe vnd
wynt. Der bode hette gerne vur dem hertzuoch vnnd reysigen die botschafft zu Kollen
bracht, so reden sy ym zu balde, yedoch was hey stedichs hynden an yn. Do sy nuo quamen
an dat Polemer holtze, do hoyrte hey, dat der greue van Kleue zu syme kemmerlinge
sprach: Dyese reyse gheyt mir an myn ere, want mir ist zu moede, dat ich zu Kollen durch
eyn loch kruyffen502 moys. Ich were lieuer zu Huoltkrode. Der kemmerling antwurde:
Lieue herre, ist vch (20) so sware, so laist die vyren vur ryden vnd hengent vff dye syde, bys
uwers here gezuch aller vur ist. Dat dede der greue vnnd reyt van syme volck zu
Hulkerode. Der hertzoch van Lymborch vnd der van Falckenborch zoegen vur Kollen
vnnd kruffen durch dat vurgenante loch, dat Hauenyet an der Vlrepfortzen durch grauen
vnd gemacht hadde. Sye zogen yren pferden yre sedel aue vnnd leyten sye durch dat loch,
so sye dat durch hauwen hadden. Eynsteyls zoegen in die huser vnd schuren503 die bey der
portzen stoynden. Herman der Vischer sprach zu dem hertzogen: Here, treckt her yn
diesen garden der gemeyn(30)den zu warthen, so wullen wir gayn in die stat zu unsern
frunden vnd sagen yn, dat yr hie bynnen der stat muoren syt, vnd dat sy zu vch komen,
vnnd so yt dach wirt, dat wyr vmbe seyn mugen, so willen wir myt den vyanden treffen.
Der hertoch treckt inne den vurscreuen moys garden vnd heylde alda.
82r Van stunt hoyrte der hertzoch eynen genant Herman Vynckelbart, der da frunt was
der Ouerstoltze. Der lieff vp stunt in dye Ryngassen vnnd in den Vyltzengrauen, der luyder
stymmen reyff: Wayffen! Vns vyande hauen die Vlreportze ynne. Wol uff vnd werent vch,
oder sie werden vch alle uff den betten doyt slayn mit wyb vnd kynderen. Vff stunt
machden sie sich alle vp vnnd yren harnesch an, vnd nyemant warte des anderen. Wer der
yerste was, der gesan der vyanden. Doch zu leste quamen sie by eynander, da die vyande
501
502
503
Gottfried Hagen 5550.
Krufen - kriechen.
Schur - Schutz, Obdach.
242
waren vnd hylten.(10) Her Mathys Ouerstoltze maynde sy alle yre ere vnd sachte, sie weren
in syme moißgarden. Da waren die fyande yn. Wer myt yrem banneyr der hertzoch van
Lymborch vnd der van Falckenborch sloegen an vnd ire waren licht by 300 durch dat loch
inne komen, vnd der burger, die sie bestreden, nit yerst waren by vyrtzich. Die Ouerstoltze
slogen sy hynder sich. Her Mathys reyt yerst die fynde an vnd wurt vur doyt nydder
geslagen. Dat wrach syn sone Gerhart, der ersloich der fyande, wat ym fur quame. Her
Peter Judde quam gerant, der bleyff vff der staidt doyt, van den fyanden erstochen. Do dat
sache (20) her Kristian Kropp, hey rante zu der gemeynde flehenden vnd biddenden vnd
sprach: Durch die Gotz goede, doynt uch dat selber huyde zu daghe zu eren vnd helffent
vns, der stede vyande keren, die vch vnd vns wyllent verdryuen. Dat zu lyden uns jamer
vnd schade were. Vff stunt ryeff eyn seliger man: Laiß uns in zyde den vyanden
wydderstant doyn, oder sie werden die kynder in der wegen erslayn. Diß entsach sich dye
gemeynde vnd Got gaff syne gnade, dat sie vff stunt eyns willes wurden vnd de gemeynde
traden zu den burgeren vnd quamen yn zu hulffe. Do gynge ys yerst an eyn stryden. Da
sach man (30) pyne lyden. Da wurden die herren in dem moißgarden erslagen, vur an der
van Valkenberch, des busschoffs broeder, bleyp doyt, vnd dye fyande wurden widder zu
dem loch gedreuen. Ritter, ros, man vnd pferde lyden noyt. Der hertzoch van Lymborch
krouff durch dat loch, da hey in was komen, vnnd hey quame in den grauen. Eyn burger
lyeff yem na vnd fyenge yn
82v widder vnnd bracht yn widder vmbe durch dat loch in die stadt. Wilhelm van der
Hunsgassen, Herman Vischer yre drey, die dat geradden hadden, die wurden gefangen,
gesleyfft vnd vp räder gesatzt. Die burger herden dat spiel viz mit hulpe der gemeynden
vnd wat yn vurquam, man vnd pherde, sloegen sy doyt. So bleyff Kollen inn eren. Dyt
vernamen ander lantz herren, dat der vurscreuen hertzoch, greuen vnd heren nydder
gelegen hadden, der da was by dry hundert edelmenre, gemeyn folck neit getzalt, wie sie so
heymlich in Kollen waren komen, die stadt (10) so verredelichen sunder alle vede aue zu
louffen, in sulicher bystere kalder nacht der hilligen moere, der gheynre mit eren van danne
enquam. Her Mathys Ouerstoltze was sere gewunt, dat hey van dem rosße fiele vnd an dem
funfften tage darna starff. Da bleyff me doyt her Peter Judde vnd her Johan van Vrechen
vnnd Heymman van dem Aren.
Vort504 zu myrcken, dat diß vngelucks burger vnd gemeynde alle in der scholt waren: weren
sie eyns bleuen, so en were diß gheyne noyt gewest, vnd hedden die vyande vberhandt
genomen, so weren edel ritter vnd knechte, der stadt burgeren (20) vnnd alle die gemeynde
enterfft vnd gantz eygen worden, auer Got wolde sie laißen seyn, dat hey eynicheit van yn
yn der hilligen stat gehalden wyl hauen vnd neyt in hoemoyt, da eynre deme anderen zu
goyt wil sin, sunder by gemeynen eyndrechtigen burgeren. Da by bleuen goede stede yn
eren stayn. Auch ys zu myrcken, wie vneyns die ouersten vnd gemeynden vnder sich waren
vnd dye noyt an styeß, do wurden sie eyns, yren flecken zu behalden. Dat alleyne die Gotz
gnade foegede, want weren sie doe neyt eyns worden, so were Kollen verloren worden.
Got ist der, deme man alle ere zuschriben mach vnd sall vnd (30) weme sie Got gann, die
Ouerstoltze mit yren zu halde leden genoich vmbe der stat ere vnnd yre fryheyt zu
behalden, aber hedden die gemeynde ym lesten yre treuwe an yn vnd an der stat beste nyt
bewist, so were Kollen verloren worden. Suost bleyff der greue van Kleue zu Huolkerode
vngefangen. So dieß
504
Gottfried Hagen 5813.
243
83r vngeluck vergeynge, wurden die besten van der stat van Kollen vnd die gemeynden
zu raede, dat sie vyer herren koeren, ob sach were, dat yet vnder yn vff stunde, dat sie die
vyer hetten as scheytzs luyde505, vnd off sy yemen geweldigen wuolde vizwendich Kollen,
dat dieselbe, yn zu yrem rechten bystoynden. Vnd was der eynre der greue van Gelre, der
ander der greue van Guolyche, der dritte der greue van Katzenelenbogen, den sie darumbe
jerlichen gelt gauen, vnd die gemeynden koren den heren van Vrantze dair by, want hey
nauw redich was, vnd den heren van Ysen(10)borch, vnd heren Wernhern vamme Roede.
Dyese seuen quamen zu Kollen an, want sie van der stat beschreuen waren vnd wuorden
alle burgeren vnd verbunden sich mit der stad, die nummer zu laißen vnnd in zu yrem
rechten bystant zu doyn.
Do506 dit verbunt der busschoff geware wart vnd sach, dat hey Kollen nyet gewynnen
mochte, do zouch hey vur Syntzich, dat des Rychs was vnd der greue van Guylch ynne
hadde. Syntzich enmochte sich neyt behalden vnd der greue schreyff yn, dat sie sich
ergeuen, bist besser wurde. Der busschoff kreich Syntzich vnnd zouch vort int lant van
Guliche (20) vnd brante vnd machde vil armer luyde. Dyt vernam der greue van Gelre, sin
swager, vnd quam balde mit viel folckes. Vnnd der busschoff meynte, sie zu verdryuen
darumbe, dat sy sich mit der stad van Kollen verbunden hadden. Also ranten sie zu des
busschoffs here, vnd da wart dem greuen widderstant gedayn, dat hey hinder sich wichen
moyste. Auer hey satzde widder ane vnd vollenherde vnd quam zu stryden, dat der
busschoff nyet entfleyn kunde vnd wart gefangen vnnd mit yem manch edelman. Der van
Kleue was by yem, der bleyff vngefangen vnd intquam. Der busschoff wart zu
Ny(30)decken gefoyrt vnd yn starcke yseren gelacht. Da hey lache vierdehalff jare gefangen.
Die zyt wart Kollen interdict gelacht. Zu leste liesse hey Albertum Magnum viz Kollen zu
yem komen vnnd bat yn, so wat hey dedyngede zu der soenen, dat wulde hey halden, want
viel dage darumbe gelast
83v waren. Vnnd hey sprach, hey sehe doch wole, dat hey syns willen moiste aue gayn. So
wulde hey nu raytz folgen.
Do sprach busschoff Albrecht zu busschoff Engelbrecht: Busschoff sullen sin gerecht, dat
ys in geistlichen rechten beschreuen, vnd eyn sterne syn in goeden wercken, dye da aller
menlich luchten sall, man sall auch goyt byspyl an in seyn. So wat vch widder willens ys
geschiet, des enwylt numme gedencken. Haldent vort mehe treuwe vnd ware worde, so
wyrt vre sachen rayt. So wat man gelofft, dat sall man halden, dem mynsten (10) vnd auch
deme meynsten. Want wer da luget, der dodet syne sele vnd verluyst syn ere. Macht fridden
in landen vnd in steden vnd haldent goyt gericht oeuer dye boißheyt. Der gnaden erent
uwern ritter vnd uwern burger, so halden sye uch widder in eren vnd synt vch vnderdayn
etc myt me worden, die da geschagen. So begerde der busschoff raytz zu folgen vnd daby
bad hey busschoff Albrecht, dat hey dye soene machde, vnd wat her machde, sulde van
yem numme zubrochen werden. Do sprach busschoff Albrecht, meystere Bernhardt hedde
zu Kollen den banne gelacht darvmbe, dat (20) die burger den greuen van Gulych holt
weren, des doch manich myntsche ayn scholt was mit vyl worden. Der busschoff bestalt
durch die kardinale, dye van Rome zu Kollen waren komen, dat der banne aue wart gedayn.
Zum anderen wart zw der soenen gesprochen, dat der busschoff vp syns broeders doyt
vertzyhen sulde vnnd der stad alle ire fryheyt laissen, dye sie van keyseren, konyngen vnd
505
506
Scheytzs luyde - Schiedsleute.
Gottfried Hagen 6045.
244
van alder gewoynheydt her hedden bracht.507 Die burger sulden yn syme lande auch zu
wasser vnd zu lande fry geleyde hauen. Hey sulde auch gheyn sachen vp sy wrechen mit
wordenn noch mit wercken. Dyese soene ge(30)schach viertzehen dage noch paischen
vnnd der busschoffe wart zu Kollen zu sant Mariengraeden bracht. Da verzeych hey vnnd
meyster Gottfrydt, der stat schriuer van Kollen, laße die soene anno dusent zweyhundert
zweyundseuentzicha. Der selue Gottfridt stede schriuer beschreyff diesen handel des
84r kriechs as vurscreuen, van dem die meynunge kurtze ouerlouffen hie gesatzt ys. Der
busschoff starff inde liget zu Bunne begrauen.
So dieser busschoff Engelbrecht doyt vnnd begrauen was as vurscreuen, wart Kollen zu
eyme busschoff der dryvndvunfftzichste busschoff gekoren: Syfrid geboren von
Westerburch, eyn doymprobste zu Mentze anno domini 1277. Inne dem quamen die ebte,
priore, probste vnnd dechen ine kolschem stifft gein Bunne, eynen busschoff zu kiesen. Da
wart van yn gekoren Coynrat van dem Berge, probst zu sant Ma(10)riengreden, ind der
probst van dem dome zu Kollen, Petrus van Vyenna. Vnnd in dieser zweyspeldiger kuyr,
so gaff Petrus vurscreuen syne kuyr dem vurgenanten Syffrido van Westerborch. Also wart
Siffrido dat busschdom durch den bays Gregorium den zeynden gegeuen vnnd bestediget
vnd Conradus wart aue gesatzt vnd pryuert. Dyeser besas sinen stoyle vnder Rodolffo vnd
Adolffo Romysche konynge 23 jaire, 5 maynde. By diesem houe sich widder an dat alde
vngeluck vnd der kriech gynge widder vp zutschen dem busschoue an eyne, dem greuen
van Gulich vnd der stad van Kolne an die ander syde.508 Dem (20) busschoff quame zu
hulppe Gotfrid greue van Arnsperg vnd syn sone, die hey vur mit kriege ouerwan vnd
vnder sich braicht vur Neyheym, dat hey mit kriege gewan vnd verstoyrde. Dieser
busschoff Siffridt hadde steytz mit den herren van Gulich kreich, as syn furfaire gedayn
hadde. So viele yt, dat zu der zyt der greue van Gulyche mit viel edelen vnd mit zwenen
soenen in der stat van Aichen, die mit busschoff Syfrydt verbunden was, doyt bleyff. Also
zouch der busschoff int lant van Gulych vnd verherde dat lant vnd belachte die stat van
Gulyche. Die ritterschafft (30) vnd die maege der heren van Gulych vergaderden sich vnd
quamen zu Gulyche. Da quamen sie zu stryden. Der busschoff name ouerhant vnd brach
dat slos zu Gulych ym grunde aue myt den bolwercken. Hey wan Gulyche vnd
84v zouch vur Duren vnnd wanne dat auch vnd vil nae alle slosse am lande van Guylich,
vizgescheyden Nydecken vnd Henbach. Hey gewan Bedbar vnd da by 24 vestungen, die
hey alle vnder sich bracht. Die stat van Kollen leyt sich großlich myt in diesem kriege. Der
busschoff sterckde dat stetgin Zuph vnd machde da eyn sloys. Zu lest quam der hertzogk
van Lymborch mit anderen edelen maegen vnd frunden des begrauen greuen van Gulyche
vnd zoegen deme busschoff mit gewalt in dat styfft. Sy belachten Zulph. Da wart yn
widder(10)stant gedayn vnnd zoegen van danne. Zu leste durch yrer beyder frunde wart
fridde gemacht vnd die slosse vnd vestigunge, die zum lande van Guylich gehoyrten vnd
nyet gebrochenn waren, gaff der busschoff widderumbe. Noch lies der busschoff niet aue
vnd satzde sich widder hertzoch Johan van Brabant vnd belacht ym dat slos Kerpen, dat
hey van den eruen van Gymmenich gegolden hadde. Da lach hey 8 wochen vur. Hey
gewanne dat slos vnd verbrante yt. Ind quam doch durch eynen groissen strydt as nafolget
widder an dat huys van Brabant vnd wart viel stercker, dann yt vur was. Hie viz (20)
instunde eyn groiße hasse tusschen dem busschoff vnd dem hertzogenn van Brabant.
_____________________________
a
So auch Berlin 171r. C+D 21 und 22 mit korrektem Datum 1270
507
508
Gottfried Hagen 6200.
Ab hier wird wieder die Cronica presulum, 31-33, übersetzt (bis zum ersten Satz 85r).
245
Dyeser busschoff lies nit aue mit synen naberen zu kriegen vnd satzde an zu zwey malen
ind ouerzouch greue Aloff van deme Berge. Zu leste wart der fridde gemacht vnd bracht in
dartzu, dat hey zwene tu°rne, den eynen zu Monheym vnd den anderen zu Molheym, moist
aue brechen, die dem stifft zuwidder gemacht waren mit sulchem verdrage, dat sie nyet
widder gemacht solden werden zu ewigem gedechtnyße. Zw dieser zyt hatte konynck
Rodolffus zu Wyrtzpurg eyn groiße vergaderunge van geist(30)lichen vnd werntlichenn
fursten vnd heren, vnd da wart verdragen mit pays Mertin dem veirden, dat eyne gemeyne
schatzunge oeuer duytsche lant gesatzt wart. Dieser busschoff Syfridt was der yerste, der
soliche beswerunge widdersprach vnd in syme stifft ind lande nyet zu wolde laissen,
85r
so dat diese lande der beswerunge do intlediget wurden.
Zu dieser zyt starff der hertzoch van Lymburch sunder lyffs gebu°rt vnnd der nyeste erue
zu dem lande van Lymborch was greue Aloff van dem Berge, deme galt hertzoch Johan
van Brabanta dat lant van Lymborch aue vmbe gereydt gelt. Hie van instunde eyn groiß
blodich kreich tusschen dem hertzogen van Brafant vnd greue Reynalt van Gelre vmbe des
hertzochdom van Lymborch. So hatte der busschoff mit der stat van Kollen, als syne
furfaren hatten auch, kreich vnd vnwillen, so dat die (10) stat van Kollen sich verbant mit
dem hertzogen van Brafant, myt greue Adolffen van dem Berge, myt greue Walrauen van
Gulich vnd Geyrhart syme broeder, here van Kaster, mit greue Euerharden van der Marcke
vnnd syn broeder Heynrich van Wyndeck vnd myt viel andere mechtigen herren, ryttere
vnnd knechte. So macht der busschoff eyn verbunt myt dem hertzogen van Gelre, myt
greue Heynrich van Lotzenborch vnd Walraue syn broder, myt Walrauen herren zu
Valkenborch, myt Johann heren zu Lymborch vnd Heynrichen herren zu Westerborch mit
anderen vil mechtigen herren, ritteren vnnd knechten. So man sich nu allerley kriechs (20)
leuffe zu beyden syden versoickt hadde, zu leste ruckt der hertzoch van Brafant myt sinen
frunden myt nacht int styfft van Kollen vnd verherde dat lant ane allen enden ind quam vur
die bu°rch van Woringen, die der busschoff widder die stat van Kollen dayr hadde doyn
machen. Da wart van dem hertzogen van Brafant, der stat van Kollen vnnd yren frunden
die burch zu Woringen belacht. Inn diesem beligen quam der busschoff mit synen
hulpperen vnd wolde dye burch intsetzen, so dat beyde parthien mit eyn traiffen vnnd
quame zu eyme groissen stryde vp sant Bonifacius dach des hilligen busschoffs anno
domini 1283b. (30) Do behielde der hertzoch van Brafant vnd die stat van Kollen mit yren
frunden victorie vnd wunnen den stryt. Da bleuen doyt edelre heren, rytter vnnd knecht
mehe danne 800, der greue van Lutzenborch vnd des busschoffs broeder van Westerborch
ritter. In der busschoue cronicken van Kollen steyt geschreuen, dat vp des busschoffs
syden alleyne doyt bleuen me dan dusent
85v edelre menne vnd me danne dusent gefangen. Der greue van Gelre wart durch den
hertzogen van Brafant gefangen, der busschoff van Kollen wart durch den greuen van dem
Berge gefangen vnnd zu sloße gefurt. Da wart der busschoff gantze geoytmoediget. Der
greue van Gulych wann dat starcke slosse zu Zulph vnd verstoyrde dat. Der greue van der
Marcke zouch inne Westfalenn in dat hertzichdom van Angarien, der auch viel bolwercke
vnnd slosse da verstoyrde. Do der busschoff lange by 7 jare gefangen lach, quam hey viz
vnd (10) ließ do neit aue vnnd bouwede dat slos zum Brole intgayn der stat van Kollen in
zu tru°tze, sy zu betzwyngen. Hey ließe auch den turne zu Bercke vp den Ryne machen
vnd wart durch in nyet vollenbracht gantze, syn nafolger busschoff Wigbolt der
vollenbracht yn. Zu dieser zyt wart her Adolff greue van Nassauw zu eym Romischen
konynck gekoren ind zu Aichen gekronet. Dieser busschoff starff vnd wart zu Bunne
begrauen.
_____________________________
a
b
C+D 19 Brafant in der Tat dieses falsche Datum
246
Item zu dieser zyt wat priuilegien die vnd andere konynge van Engelant der stat Kollen
gegeuen hauen in yren landen, staint ym lesten deyle diß boichs vnd der gelichen (20) van
dem huse van Brafanta.
Item diese vurgeschrieben busschoff van Valkenborch, der vur diesem van Westerborch
was, hasde de stad Kollen, as hey dat bewyste as vurscreuen. Zu der zyt 1262b waren zwene
doymherren zu Collen, die hatten eynen lewen zu Kollen by yn ind sie loeden zu gaste den
burgermeister van Kolne, genant her Herman Gryn. Ind so hey quam, foirten sye yn vur de
kamer des lewen ind in goedem gelouuen styssen sy yn by den lewen vnd sloegen de kamer
zu yn der meynungen, dat der lewe den burgermeister zu ryßen vnnd doeden solde. Her
Her(30)man Gryn der burgermeister name des lewen acht, so der lewe an yn spranck vnd
den mu°nt yn zu rißen off dede, des hadde hey synen mantel balde vmb den arme vnd hant
gewickelt vnd foir dem lewen myt der lyncken hant zum halse yn vnd mit der rechter hant
erstach er den lewen mit syme dolle. Also quam der burgermeister mit listen viz der noydt
86r vnd uff stunt ließ er zwene paffen, die dar ane schuldich waren, an tasten vnd fangen
vnd ließ sie by deme doeme kloister vnder die portze hangen, die noch vp diese zyt die
paffen portze genant ist zu eynre ewiger gedechtnisse.509
Etliche cronicken halden, dat die stat van Kollen in dem vurgenanten stryde yre slussele
van der stat int felt foyrten, want der vurgenante busschoff kreich alleyn was darumbe, dat
sie Kollen widder yn yre gewalt wolden hauen. So danne alle victorie vam hymele ist, so
gunte Got den burgeren, dat sie stayn solden als billich (10) was vnder dem Romischen
Riche as gefryede burgere gelich anderen dinstmannen des Hilligen Rychs, dair ane sy in
sunderheyt gefryet sint vnnd nyet vnder geistlicher gewalt. Sie wunnen den stryt vnnd
foyrten yre slussel mit freuweden widder in Kollen. Dys busschoff as vurscreuen lach seuen
jaire gefangen. So hey nu° viz gededinget wart, begerde hey van dem greuen van dem
Berge, so hey in doch den Mu°yspat vnnd anders aue geschatzt hadde, dat hey in doch bys
zu Duytze geleyden wulde, as geschach. Do sie dar quamen, do was des busschoffs macht
vnd eyne grosser reysiger getzuch in Duytze verborgen, vnd in glouuen (20) sunder alle
vede vnd inne der soenen vyngen sie den grauen van deme Berge ind heylten in gefangen
bys inne synen doyt ind qwelden vnnd pynichden yn mit fliegen in koruen, die sie myt
honche besmeyrt hadden, bys hey starff. Ind man wil sagenn, dat die berchsche heren dem
stifft van Kollen sydder der zyt nye gunstich wurden vnnd ist eyn alter hasse.
Wie die edel stat van Kollen in keyserlichen rechten hoichwyrdicklichenn myt anderen des
Hilligen Rychs steden gefryet ys, dar viz man clair myrcken mach, wie vnbillich der
vurscreuen handel van dem busschouen ge(30)dreben ist, des Hilligen Rychs gefryede stede
van dem Riche zu deylen oder spaldenc
86v [Bildseite: Ein auf einem Thron sitzender Herrscher überreicht einem Bannerträger
der Stadt Köln ein mit Siegeln versehenes Privileg.]
87r Wie wole die stat Colne in keyserrechten inn sunderheyt van trybute gefryet ist, so sie
danne eyne des Hilligen Rychs stad ys, wyrt sye inne sunderheyt gelych anderen des
_____________________________
a
b
c
C+D 19 Brabant Randglosse 1272 Überschrift fehlt C+D 23. Randglossen C+D 19: Hye sal man spacium
laißen, den lewen zu malen. Letzte Zeilen: Hie sal man spacium laißen, den keyser zu malen
509
Die Löwengeschichte zuerst KJB D, 126f. Vgl. Dieckhoff, Grins Kampf..
247
Hilligen Rychs steden gefryet als nageschrieben.510
Do der keyser gesach, dat die werlet mit vntreuwen wart gemyschet vnnd verfu°lt vnd die
luyde ye me vnd me van dem Riche zoygen vnnd dat dat Ryche mit den gu°eden luyden
ane manigen enden vnd an manigen dingen wurden vnbescheydelichen angegriffen, vnd
dat deme keyser wenich ye(10)mant bystoynt, do wart hey zu raede myt den reynen luyden,
den dat wee dede, dat dat Rych geschart vnnd gedeylt wart an vil enden, vnd die yre treuwe
ane deme Ryche hadden behalden, den machte hey dat in allen landen, dat deme Ryche
aller nu°tzest was, ind gaff in da fryheyt vnd allen, die dair ingehoyrten vnnd des Rychs
gnade begerden vnnd by dem Ryche blyuen wolden, dat sie vizwendich des seluen flecken,
die zu des Rychs stede werden gemacht, dat sy nyemen sollent antworden mit gheyner
leyhe sachea oder auch nyet dem keyser, want wat man zu° yn hait zu zesprechen, dat
sol(20)lent sy verantwu°rden myt eyme amptmanb, der eyn pleger oeuer sie ist van des
keysers wegen vnnd in der stad, da dye ynne synt gesessen. Der keyser hait sie ewiglichen
gefryet, dat sye nyemen mach beladen vur dat Ryche viz der stait, dair ynne sie gesessen
sint, oder nyrgen anderswa. Dyewyle des Richs burger des rechten wu°llent gehoyrsam sin
vor yrme amptmanne, so ensoll man anderswa geynen kummeren ane sy legen. Die fryheyt
gaff der keyser den burgeren, durch dat hey nyet en wolde, dat oeuer yr liff oder yr goyt
yemant yrgen keyn recht hette zu sprechen danne vur yrem (30) amptmanne vnd yn des
Richs steden, ind ouch yr genoiß mit deme bu°rgerichte, want sulden ander luyde sprechen
vber yre gu°yt vnd sulde man sie bekummeren in fremden gerichten, so en were des Richs
fryheyt an yr nyt verfangen. Auch sint des Rychs burger gefryet, das sie des
87v Rychs dynstmanne nochc yemant betzugen mach, das yn an yre lyff off an yr ere
moege gayn. Ob alle die werlt sehe von yr eyme alsollich taydt, do myt man mochte lyff
vnd goyt verwyrcken, dat enhulffe nyet, want man mach sye nyet betzugen. Dye fryheyt
hait yn der keyser vor alle der werlt ind auch vur syns selffs kynderen des Rychs burgeren,
viz gescheyden wanne also vyl wurde eyn burger des Rychs begryffen ane fryscher dayt vnd
wurde vur den keyser bracht, vber den geue hey vrteyl na syner myssedait als oeuer eynen
ande(10)ren manne. Synt geschreuen steyt: Als ich dich vynden, also rychte ich dich. Wyrt
hey auer nyet begryffen an fryscher dayt vnd ys doch schuldich, wirt hey der dayt
angesproichenn. Hey mach sich woil intschuldigen vur deme keyser off hey wille. Auch hait
sie der keyser des kamps gefryet sunderlingen dar zu, dat hey alle der werlt ys verboden
ynne des keysers rechte dar vmbe, dat eyn gelyuet511 starcke boese man des Richs burger yt
betwynge mit gheynerleyhed sache, vnd dat hey yem syn goyt yet wolfflich aue dreuwe.
____________________________
a
C+D 19 geynerleye. Kaiserrecht 64r:[...] ind gaff yn die vryheit alle den die dar ynne hoirden ind des Rychs gerden ind by deme
Ryche blyuen wolden dat sy buyssen den vlecken die zu des Rychs steeden wurden gemaicht dat sy nyemant ensculden antwerden
b
c
d
mit geyner sachen [..] C+D 19 Randglosse Sicut Colonie vicecomes C+D 19 noch nyemant. Kaiserrecht noch in
C+D 19 und 20 in einem Wort
510
Der folgende Abschnitt (bis 87v unten) ist eine wörtliche Abschrift (unter Umsetzung des Dialekts) aus
der Kölner Handschrift des Kleinen Kaiserrechts: HAStK Signatur Verfassung und Verwaltung V 32, 64r
zweite Spalte bis 64v zweite Spalte. Die rubrizierte Überschrift lautet hier: Hie geit an dat vierde boich van allen
rechten der burge ind stede vnder deme Ryche gesessen. Beginn des Abschnitts: Do die keyser sach dat die werlt mit
vntruwen was gemenget ind zougen sich yeme ind me van deme Ryche [...] . Die Texte differieren in drei Punkten: 1.
C+D 20 spricht von leyhesache, wo das Kaiserrecht nur sachen bzw. eyncherley sachen schreibt, 2. das
Kaiserrecht gibt dem Kaiser das Recht auf Anklage der Bürger (dat si nyemant en sculden antwerden mit geyner
sachen dan vur den keyser), C+D spricht dies zunächst ab (auch nyet dem keyser), 3. der Huldigungssatz (vgl.
ebda.).
511
Kaiserrecht eyn starck versoight man (64v).
248
Auch hait der keyser yn die fryeheyt gegeuen, dat sy nyemen nycht kan (20) bereden512
danne myt burgeren, dye in der seluen stad wonhafftich sint, da auch der selue man ynne ys
gesessen, den man bereden sall. Sy sollent auch kuntlichen deme keyser hayn gehuldet vnd
der stad, da der ynne sitzet, den man beredden wyl.513 Sy sollen auch vnbeflecte luyde syn
ane dem burger ampte. Auch sollent sy zu yren jaren komen syn, die der keyser hait
gegeuen der bescheydenheyt, dat sint viervndzwentzich jare. Synt inne des Richs rechte
geschreuen steyt, vor dem keysere sal nyemant betzugen danne die da halden des keysers
ee. Auch hait in der keyser die gnade gedayn, dat sie moegen des (30) Rychs leyn besitzen
zu lehen rechte gliche des Rychs dynstmannen, dye wyle sie des Richs burger synt.
Van den Romischen keyseren vort zu sagenn514
Dat Romische Ryche in der vurgenanten vneynicheyt stoynden ane stu°re by 23 jare sunder
keyser vnd vnder
88r allen furstenn inne duytzen landen wolde sich gheynre des Richs vnderwinden von
forchte wegen der heren, dye da mit keyser Friderich vnnd widder den pais waren gewest
vnnd des Richs stede vill vnder sich hadden getzogenn, als515 diese vurgeschrieben
busschofe van Kolne der stat Kolne auch gerne gedayn hedden. Ind da intusschen wart dat
Ryche vast verherdert vnnd zu trent innd wurden inne duytschen landen vnd anderswa vyl
straissen rewber vnd mordere, vnd etliche edelude begingent vyl vnzuchte vnd
widderdryeß. Diese klage quam ducke vur den pais (10) Gregorium den zehenden, wie vbel
es in den landen stoynde. Do geboit der pabst den koyrfursten vnd gab yn eyn zyl, das sie
da zwischen eynen Romischen konynck soltent kyesen als van alter gewonlich was, oder
hey wolde dat Romische Ryche verseyn myt der cardinale willen vnd eynen konynck setzen.
Also quamen die koyrfursten gein Franckfurt zu samen vnd nament vur sich vil herren vnd
fursten. Zu leste koeren sy grauen Rodolff von Habspurgk zu eynem konynck na Gotz
geburt 1273. Zu dyesen zyden lach graiff Rodolff vor Basel myt eyme groissen here vnnd
do yem die botschafft quame, das (20) er gekoren were zu eyme Romischen konynck, do
zouch er gen Aiche vnd wart gekroynt, vnd die kuyrfursten entphingent yre lehen von yme
vnd sworent, yem zu helffen widder alle die, die des Rychs goit myt vnrecht ynne hedden,
als sy auch darna deden, wanta konynck Rudolff zouch widder ane sich, dat die vorderen
keysere dem Ryche verloren hadden. Dieser graue Rodolff was graff Albrechts sone von
Habspurgk, der da was eyn lantgraue des oberen Elsas vnnd eyn heuffman der stat van
Straisburch vnd gewan der stat van Straißburch menchen syge zu den zyden, do her
Heynrich van Feringen vnd (30) her Bechtolt von Tecke zu Straißburch busschoff warent.
Do516 dieser konynck 18 jare hadde reygyrt, starff hey vnd hey hette synen sone gerne zum
Roymschen konynck gemacht, der eyn hertzoch van Oisterich was, aber die fursten
enwolden des nyet zu laissen. Hey wart zu Spyre begrauen, da er auch starff
88v anno 1291 jair.
_____________________________
a
gestrichen keyser
512
Bereden - überführen.
Kaiserrecht 64v: Sy sullent ouch kuntlichen deme keyser hain gehuldet in der stat da sy ynne sitzent den man bedingen
will.
514
Aus: Königshofen CDS 8, 448-459.
513
515
516
Dieser Nebensatz nicht aus Königshofen.
Dieser Satz nicht aus Königshofen.
249
Wie die stadt van Collen van dem vurgenanten konynck Rodolff gefryet ist etc. etc.
Rodolffus dei gratia Romanorum rex semper Augustus. Universis Romanorum Imperii
fidelibus in perpetuum [...]517 (24) Adolff graue von Nassauwe518 wart na doede des
vurgenanten Rodolffs zu eyme Romischen konynck erwelta van den koyrfursten
eynhellicklichen anno domini 1292. Dar na zw hant besas hey de stat Kolmer, die sich vur
widder yn hatten gesatzt vnnd betzwanck sie. Hey feynge dair ynne her Anselme van
Ropelsteyn, den schulteissen vnnd sinen sone. Hey nam (30) de burch Ropelsteyn vnd
Gemer vnnd gaff sye hern Heynrichen van Ropelsteyn, des vurgenanten Anselmus
broeder. Diese519 konynck Adolff durch myrcklicher sache wille wart hey aue gesatzt van
den koyrfursten anno domini 1298 vnnd wart
89r gekoren hertzoch Albrecht van Oisterich, der dan mit eyme groissen folck vp den
rynstraum quam. Do konynck Adolff dit sach, name hey zu sich dye stede Spyre, Wu°rms,
Franckfurt vnd Oppenheym vnd syn volck, dat hey vur hatte by yem, vnd begegende dem
hertzogen inne dem Wu°rmsgauwe, da hey van Mentze foere. Do was konynck Adolff also
noit zu stridende, dat hey siner hulffe, dye yem helppen solden, nyet leyden wolde, want
hey forchte, dat ym der hertzoch intgeynge, vnnd reyt den hertzogen ane. Do erhoiff sich
eyn groiße stryt, der werde wole eynen (10) haluen dach. Do gesygede der hertzoch vnnd
konynck Adolff wart erslagenn vnd vil folcks zu beyden syden, vnd wart konynck
Albrechtzs sone gefangen vnnd vyl edeler luyde, vnder den warent 40 grauen, die dair ober
waren fluwent. Da erstickte auch viel folcks ind sunderlingen her Otto von Ossensteyn
vnnd der van Ysenborch, die die bannyer foyrten. Ind zu hant na dem stryde betzwanck
der hertzoch Albrecht die stede vp dem Ryne vnnd inne der Wederauwe vnd verandert die
lantfogte in Elsas.
Priuilegium van konynck Adolff van Nassauwe520
(30) Der hunderste konynck Albricht521, konynck Rodolffs sone van Habespurg, hertzoch
van Oisterich, quam an das Ryche myt gewalt als vorschrieben ist anno domini 1298 jaire.
Hey wart zu Aiche gekroynt als gewonheyt ist. Hey
89v reygierde 10 jare vnnd 6 wochen. Hey was eyn gebursch man von persone vnd hatte
eyn auge. Dat also quam: Yem wart eyns mails vergeuen522, do hingen yn de artzeder mit
den beynen vp vnnd entgensten yem eyn ouge, dat alle dat vergifft vizlieffe vnnd genas der
vurscreuen konynck. Albricht wart in syme eygen lande von hertzoch Hansen, syns broders
son, verreitlichen erslagen. Vp der seluer stat wart eyn kloister gemacht genant
Konyncksfelt, da wart der konynck begrauen anno domini 1308 jaire, vnd dar na uber vil
jare wart hey gen Spyre gefurt, da was der konynge (10) begreffnyße. Vnd der hertzoch
Hans vnd alle, die schuldich an syme dode waren, fu°ren alle qualich vnd verdorben an liff
_____________________________
a
erwelt fehlt C+D 20
517
Druck Lac II Nr. 657, 1274 März 2. Bestätigt der Stadt das Recht, Waren weltlicher Mitbürger mit einer
Akzise zu belegen.
518
Aus: Königshofen CDS 8, 453-456.
519
Dieser Satz nicht aus Königshofen.
520
Stark gekürzt. Druck: Lac II Nr. 934. Als Vorlage diente die Urkunde Karls IV. 1349 Aug. 11, die den
gleichen Text der Urkunde Adolfs bringt. Vgl. Kap. Urkundenteil, Nr. 24.
521
Aus: Königshofen CDS 8, 456-459.
522
= er wurde einst vergiftet.
250
vnd goede.
Heynrich graue van Lutzenborch523 wart in dem jaire erwelet zu eyme Romischen konynge.
Hey reygierde 5 jare vnd zwene maneta. Hey betzwanck Lamparten vnd streyt mit den
Romeren vnd ouerwan sy, dat sy in in eynen keyser kronen moisten. Darna wolde hey geyn
Napels faren vnd quam zu Pyse, da wart ym in eyme kelche van eyme prediger mu°nche
vergeuen vnd starff zu Pyse myt groisser clage anno 1313 jaire.
Der viervndfunfftzichste busschoff zu Colne, genant Wigbolt524, (20) geboren van Holte,
besas sinen stoyle 7 jaire vnder den konyngen vurgenant Adolffo vnnd Alberto. Dieser
Wigbolt was dechen zu Collen. Hey wart zu Nu°ysse gekoren, allermeist von den edelen
des stiffts van Colne. Hey kroynde konynck Albrecht zu Aiche. Hey zouch mit dem
konynge zu Nu°renberch vnd kroynde da die konygynne. Vnd so die stat van Kollen durch
die vurgenanten kriechs leuffe eyn zyt ym banne was gewest, so wart sie vnder diesem
busschoff absoluyert. Hey was eyn alt man, dem kryegen neit en deynde vnd was wise vnd
van goedem raede. Hey machde sich in syme begynne myt der stat van Kollen vnd der
ritterschaft frunt(30)lich myt giffte vnnd gaeuen. Doch quame hey zu kriege mit dem
greuen van der Marck, der des styffts fyant was. So machde sich busschoff Wigbolt mit
syme reysigen getzuge vp vnd tougb inne die stait Soist. Vnnd hey ließ den greuen so lange
myt sym folcke ligen widder vnnd fur ryden, dat sie nyet mehe zu foederen
90r enhadden vnnd sinen reysigen zuych neit lange gehalden kunde vnnd widder heym
zouch. Do machde sich der busschoff myt syme volck vp vnd zouch dem greuen in sin
land vnd woyste dat myt fuyre, brande vnnd rouff, vnd der greue kunde yem gheynen
widderstant gedoyn. Der busschoff wart kranck vnd zouch zu Soist yn die stat, da hey
starff vnnd begrauen lyget inn der kirchenn sancti Patroclii. Auer eyr dieser busschoff
Wigbolt starff, lyes hey doch die stat van Kollen neit in fridden, noch die stad kunde mit
yem neit zu gantzem fridden komen, ind quamen (10) zu kriege, so dat konynck Albrecht
van Oisterich der stat van Colne zu hulpe quam vnd mit eyme groißen getzuge dat stifft
van Colne belachte zu Sürde vnd bis vp den Ryne vnd Rodenkirchenn, vnnd da wart alle
dat lant dar vmbe her gewoist vnd groißlichen geschediget. So nu° busschoff Wigbolt die
vntzelliche zale des folckes sache vnd dem hey gheyn widderstant gedoyn mochte, do wart
hey van noyt dartzu gedru°ngen vnnd soichte gnade ind quam zu fridden myt dem
konynck vnnd der stat van Colne mit groissem schaden des stiffts. Ind wart der fridden
also gededinget, dat hey vertziien vnnd ouergeuen (20) moiste dem vurgenanten konynge
Albricht dat konynckliche slos Keyserswerde mit dem zolle vnd stetgin vnd Syntzich vp der
Aer, die wyliche stede vnnd slos vurmails des vurgenanten konyncks furwaren gewest
waren vnd dem stifft van Collen versatzt vnnd verphandt wu°rden vur 36000 marck
sterlinx, also dat der konynck Albricht nyet sunder myrcklichen schadenn des styffts van
Collen widder vp brach. Ind525 der busschoff en wan myt syme kriegen intgayn dye stad
van Kollen nyet vyl als sinen furfaren ouch geschiet was. Sulchen verbuntnysse hey myt der
stad hadde gemacht, folget (30) hinden na by anderen priuilegien.
Der vunffvndfunfftzichste busschoff van Kollen. Na dode des eegenanten Wigbolt worden
dry gekoren: Heynrich van Vyrnenborch526, doymprobst, der ander Reynhart van
_____________________________
a
b
C+D 19 maynt C+D 19 zouch, C+D 23 zoich
523
524
525
526
Aus: Königshofen CDS 8, 460-465.
Wikbold von Holte und Heinrich von Virneburg aus: Cronica presulum, 35-40.
Die beiden letzten Sätze des Absatzes nicht aus der Cronica presulum.
Heinrich von Virneburg aus: Cronica presulum, 36-39.
251
Westerborch, eyn probst zu Bunne, der dritte Wilhelm van Gulych, eyn probst zu Tricht zu
sant Seruais. So dese ku°yr geschach,
90v vp stunt quame der Wilhelme greue van Gulych inne den kreich van Flaynderen
intgayn dem konynck van Franckenriche vnd was capiteyn ym stryde, da hey doyt bleyff
vnnd erslagen wart, vnd syns busschoffs kuyr was bestetiget van dem pais Bonifacium des
echten. So de botschafft quam, dat greue Wilhelm doyt were, machden sich de ander zwene
gen Rome, da eyn yecklicher hoffde, confirmacie synre kuyr zu erweruen. Ind na dem dat
greue Heynrich van Fyrneborch vurmals by dry jaren ym houe zu Roym gestanden hadde
vnd bekant was, kreych hey die con(10)firmacie ind wart busschoff vnnd was Heynrich der
zweyte. Hey besas synen stoyle vnder konynck Albricht dem vurscreuen vnnd Heynrich
dem achten vnnd Ludwich dem vierden Romische konynge 26 jair. So wat syne
confirmacie vnd zerunge gekost hadde ym houe zu Rome, schetzde hey widder viz synre
paffschaft des stiffts van Kollen. Hey saluede den Roymschen konynck Heynrich vnnd
kroynde yn zu Aiche in eynen Roymschen konynck ind zouch myt yem gen Rome mit vil
folckes. Ind pais Clemens kroynde yn ind dar na wart dem keyser Heynrich van
Lutzenborch durch eynen prediger vergeuen als (20) vurscreuen. Ind vp stunt koyr
busschoff Heynrich widderumbe zu eyne Romysche konynge hertzoch Friderich van
Oisterich ind der busschoff van Mentze vnd busschoff van Tryer koyren hertzoch Ludwich
van Beyeren zu eyme konynge. Da wart groiße vrloge van den beyden ind konynck
Ludwich name vberhant als nafolget. Dieser busschoff Heynrich hyelde auch gheynen
fridden mit der stat van Kollen noch myt yren hulperen vnnd lage zu kriege widder de stat
Kollen, myt den verbunden was greue Geryt van Guylich, greue Engelbrecht van der
Marck, de eddelen vnnd mechtigen van Westfalen, ind (30) keyser Ludwich van Beyeren
was auch yr hulper. Der an yme hadde Johan konynck van Beheim, Wilhelm greue van
Hollant, Johan greue van Henegauwe, syn broeder den vurgenanten greuen van Berge vnnd
grauen van Seyne, wyliche vurscreuen alle myt Kollen verbunden waren. Ind lachten sich
vur dat slos zum Broele anno 1318 myt gewalt ind laegen vyer maynde dar
91r vur vnnd wart neit gewonnen, sunder sie zoegen in Westfalen vur dat slos
Volmersteyn, dat wunnen sy vnnd verstoyrden dat zu grunde. Der kreych wart gesoynt.
Diese busschoff machde eyne schatzunge ind galt da myt an dat stifft das slos vnnd
graffschafft Hulkerode ind hey sterckde anderwerff Vrdyngen vnnd Lynß vnnd bouwede
Rolantzecke dat sloß ind ließ eynen tu°rn zu Lechnich machen, dem sloße zu sterckungen.
Hey zouch darna in dat gemeyn concilium zu Vienen, da pais Clemens der echte was, ind
wart erlichen intfangen. Do hey widder (10) quam, starff hey ind liget zu Bunne in der
capellen, die hey selue hadde doyn machen.
Als man schreiff na Gotz geburt 1333a, solde yn Kollen eyn torney syn. Do sy vp den
marte quamen, do waren der burger van Kollen mab dan der ander vizwendigen
turnermessigen, so dat sy myt den rittern ind knechten, die burger waren, neit wolden
torneren, want sy starcke vnd yre me was dan der fremden. Ind worden rayts, dat man der
stat banner viz der stat vp den Judden sant foyrt int felt. Da ryeden sy alle na vnd da
tornyerde man by dem Judden kyrchoff. Do dat gedayn was reden sy widder in Kollen.
(20) Ludwich527, der junge hertzoch van Beyeren, wart erwelt zum Roymschen konynge
van dem busschoff von Mentze vnd van Trere vnd von dem konynge von Beheim vnd von
_____________________________
a
b
C+D 19 und 23 1334 C+D 19 me
527
Aus: Königshofen CDS 8, 465-473.
252
dem marckgrauen von Brandenberch. Dar widder wart erwelet hertzoch Friederich von
Oisterich von dem busschoff von Kollen vnd von dem hertzogen von Beyeren vnd von
dem hertzogen von Sassen. Diese erwelunge geschach zu Franckfurt na Gots geburt 1314
jare. Ind da waren vyl heren mit groisser macht, want die stat myt yem was. Do (30) lach
hertzoch Friederich myt syme here vff der ander syden des Meu°ns. Do quam hertzoch
Lupolt van Oisterich, des vurgenanten Friderichs broeder, myt eyme groissen folcke gen
Spire. Do floe Ludwich myt syme folcke in der Judden kyrchhoff. Do verbrante hertzoch
Lupolt die dorffer vmbe Spier. Darna quamen die zwene erwelte konynge Ludwich vnd
Friederich
91v von vngeschicht zusamen in Swauen by Esslingen ind strydden da myt eynander, das
zu beyden syden vil folckes erslagen wart vnnd gefangen vnd man wuste neit, wer dat felt
behalden hette darna, als man zalte nach Gotz geburt 1321. Do zouch konynck Friderich
vnd syn broeder hertzoch Lupolt vff konynck Ludwich gen Beyeren vnd verherden
Beyerlant. Konynck Luwich bleyff in den slossen ind quam nit her iuz. Darna da man zalte
na Gots geburt 1323, do vergaderde konynck Friderich auer eyn groiß folcke by 2200 (10)
gleuen vnd 4000 schutzen, die sante yem der konynck van Vngeren iuz Vngerlant vnd viz
der heydenschaft. Ind hertzoch Lupolt bracht 800 gleue ind zoegen yn Beyrenlandt ind
soickten konynck Ludwich da heyme. Da entusschen vergaderde konynck Ludwich eyn
groiß her. Der konynck van Beheim vnd der busschoff van Trere quamen yem zu hulpe
myt 30000 foesgenger vnd 1500 gleuen. Sy lagen vur eyme wasser gegen eynander. Zu lest
quamen sy by eyn ind stridden vnnd konynck Friderich wart siegelos vnnd wart gefangen.
Der kreich hadde 9 jare geweret. Ind konynck (20) Friderich starff an den lu°sen, ind de
krenckde hatte yem eyn synre ritter an gedayn ind in der spysen eyn kost gemacht, da van
hey sich der luse neit erweren kunde ind des starff. Der528 konynck Ludwich wart zu banne
gedayn van dem paist ind quam groiß yrrunge inne der cristenheit van sinen wegen. Ind dar
durch wart eyn barfoiß mu°nche zu eyme pais vp geworpen ind ander kardinale gemacht,
vnd der recht pais floe. Doch lyes der mu°nche aue myt den cardinalen vnd quam zu
gnaden. Do alsus die zweyunge lange zyt werte zwusschen dem keyser vnnd pais, do
bestalte der pais mit etlichen kuyr(30)fursten, dat sy sulden eynen ander keyser erwellen,
want der keyser eyne ketzer were vnd eyn vncristen man. Ind der pais geboit den
koyrfursten, bynnen eyner benanten zyt eynen zu kyesen, oder hey wulde yt an den
kuyrfursten rechen. Diß gebott folchden de koyrfursten ayn der busschoff von Mentz. Do
van
92r berouffde yn des busschoffdoym der pais ind leynde yt eyme van Nassauwe. De
koyrfursten quamen by eyn zu Franckfurt ind da wart hey intsatzt ind wart gekoeren
Karolus der vyerde, des konynges son zu Behem, zu eyme Romischen konynge, dye wyle
keyser Ludwich leffde. Ind geschach anno domini 1346. Der Ludwich reyt durch eynen
walt ind dat pfert struchelde myt yeme. Hey fiel aue in eynen stump von eym baume vnd
bleiff doyt.
Von den pabsten zu dieser zyt529
Clemens pabst der funffde. By dem was zu Wyenne ym concilium (10) busschoff Heynrich
von Vyrneborch van Kollen as vurscreuen. Hey ouerwann de Venediger ind satzte
ersoicher widder den orden der Templarii530, ind hey verdoymde sye. Hey erhoichde den
528
529
530
Folgende drei Sätze nicht aus Königshofen.
Folgende Päpste aus Rolevinck, Fasciculus, 60r-61v.
Vgl. ebda. [...] inquisitores contra Templarios misit, Venetos superauit, regula minorum declarauit [...].
253
Johanniterorden. Hey dede vyl guytz ind starff. Ind na yem stoynde der pais stoyl zwey jare
dry maynde ledich. Hey besas synen stoyl 8 jaire, 10 maynde, 15 dage. Johannes pays der
22., der kanoniseyrde vyl heyligen. Hey machde kunt de constiticiones syns vurfaren
Klemens ind sante sy tzu den vniversyteten. Hey was widder die jhene, die vyl beneficien
haynt. Hey besas sinen stoyl 18 jare vnd starff. (20) Benedictus der 12. wart pays vnd was
eyn munche von sanct Bernhartzs orden. Hey was frome vnd refoyrmeyrde sant
Benedictus vnd sant Bernhardus orden. Hey gaff neit lichtlichen beneficien vnd we man sy
geuen sulde, dar oeuer satzde hey decretales. Hey was so strenge, dat hey syn frunde in den
dingen, dye dye hillige kyrche an gyngen, neyt furdels ließ hauen, ind sprach: eyn pais sal
gheyne lyfflich maege hauen. Hey besas sinen pais stoyle 7 jare, 3 maynde, 18 dage ind
starff inne friedden. Clemens der seeste wart pais vnd was eyn Benedictus monche. (30)
Hey was zu Parys meister worden der gotheyt. Hey besas sinen stoyle 10 jare, 6 maynt, 16
dage ind starff. Innocencius der seeste pais was eyn lieffhauer der geistlichen luyde. Hey
lyeß machen inne Franckrich eyn Karthuserkloister. Hey begauede sy myt viel priuilegien
ind starff ind wart dar begrauen. Hey besas den pays stoyle 10 jare.
92v Vrbanus der funffte wart pais. Hey was eyn abt van sant Benedictus orden. Hey was
doctor in decreten vnd wart vur hillich gehalden, solches goedes leben foyrt er. Hey bestalt,
dat widder die Turcken dat kruytz geprediget wart. Zu yem wart sant Byrgitta gesant, yre
regele zu confirmeren. Yem wart vergeuen. Hey besas synen stoyle 11 jare.
Gregorius der 11. wart pais ind besas synen stoyl 8 jare. Hey starff zu Rome in fridden. Na
yem folgede dy tribulacie, dat sant Brigitta gewisaget hatte vmbe der sunde willen der
paffheyt.
(10) Vort willen wyr verstayn van den Roymschen keyseren
Item der vurgeschrieben keyser Ludwich vnd anderen vyl me haint rychlichen dye frye
gefu°rste stat Kollen myt pryuelegien verseyn. Ind wat indrege van yren geistlichen
busschouen darumbe geschiet ys ind der kriege soenen, sal man fynden in dem lesten deyle
diß boichs by eyn, want etlichen by dese keysere zu schriuen zu langk synt in yrem begriff
vnd vmbe der kurtze willen her by nyet gesatzt. So sal man wissen, dat der eegenante keyser
Ludwich syne hußfrauwe, des hertzogen von Polantz dochter, starff, ind darna nam des
greuen dochter (20) von Hollant, dye yem zu Kollen bracht wart anno domini 1324. In
dem vastauent da hyelde hey syne bruloff, ind waren fremden zu beyden syden myt der
bruyt vnd mit dem keyser dar komen by 2000, die da hoffden 8 tage myt grosser eren, da
yederman myt grosser zuchten tracteyrt vnd gehandelt wart vnd schieden darna van danne
mit freuden. Hey hadde reygyert 33 jare. Dye wyle deser Ludwich leffde, worden zwey
Romische konynge gekoren, Karle der vyerde, des konynges son von Behem vnnd keyser
Heynrichs von Lutzenborch sons son. Karolus531 der vyerde vername, dat keyser Ludwich
doyt was. (30) Do foir hey allvmb zu den steden vnnd bad sy, dat sy yn vp vur eynen
Romischen konynck nemen wulden ind quam zu Straßborch anno domini 1348 vnd wart
da herlichen intfangen als eyn konyngk ind zouch gen Basel ind in des Richs stede vnd
quam gen Mentze. Da wart yem gesacht heymlichen, dat dye
93r kuyrfursten konynck Edwart an des stat erwelt wolden hauen zu eyme Roymischen
konynck, want syne erwelunge were neyt goyt. Dat also was dan der konynck von Engelant
wolde sich des Rychs neit an nemen, want hey genoich myt dem konynck van Franckrich
schicken hadde. Do besanten de kuyrfursten den marckgrauen van Myssen, keyser
531
Ab hier Vorlage wieder Königshofen CDS 8, 478-481 bis 93v: Dieser Karlus foegede dem Romyschen Ryche
sulchen groissen schaden [...].
254
Ludwichs dochter man, ind koren den zu eyme Romyschen konynge widder diesen Karle.
Do nam der marckgraff 10000 marck syluers von Karle vnd gaff yem syne kuyr. Darna
quamen vyer fursten gen Franckfurt zusamen (10) vnd erkanten myt vrteyl, dat dat Ryche
ayn sture stoynde, ind nach vil sachen erwelthen sy konynck Gunther, den greuen von
Swartzenburch, der zu den zyden der fromste was. Ind hey zouch vor Franckfurt zu felde
sees wochen myt grosser macht, als eyn erwelt konyngk doyn sall. Do entphingeta yn dye
von Franckfurt vnd ander stede des Rychs da by als eynen konynck. Dit geschach anno
domini 1349 jare. Do dit Karolus vernam, do schreiff hey den herren, steden vnd alle synen
frunden, dat sy yem zu helffen quemen widder diesen Gunther, vnd nam des hertzogen
dochter von Beyeren zu der ee, wie woill hey (20) ind der brout moeder waren gesuster
kynde, vp dat yem der hertzoch solde helpen. Nochtant was yem der Gunther zu starck.
Darna oeuer dry maynde foyr konynck Gunther widder gen Franckfurt ind fyenge an zu
suchelen in kranckheyt. Do sprach der wysen artzt eyner, hey wolde yem eynen dranck
geben, dat hey genesen sulde. Do der arzt den dranck bereyte vnd fur konynck Gunther
quam, do sprach der konynck zu dem arzt: Meister, ist vwer dranck goyt, do drynckt fur, so
wyl ich na dryncken. Der artzt moyst dryncken vnd dranck der konynck dar na. Zu hant
wart der artzt bleich vnd starff (30) an dem dritten tage, ind der konyngk geswall vnd wart
eyn kranck man syns lybs. Do alsus konynck Gunther vp den doyt syech was, do vertruych
vnd verrichte der margkgraffe van Brandenberch diese zwene konynge Gunther vnd Karle
myt eynander, ind Karle gaff dem Gunther 22000 marck sylbers ind zwae stede zu
Doryngen, dat hey des rechten synre
93v kuyre vertziege. Also geschach. Dyese richtunge ließ Gunther nyet gern zu gayn, wie
wole hey doyt siech was. Darna in eyme maynde starff der Gunther ind wart zu Franckfurt
begrauen in bywesens Karles. Do Karlus alsus syn widderdeyle hadde ouerwunnen, do foyr
hey van eynre stad zu der ander ind ließ sich hulden. Hey hatte sich so arm verkriecht, dat
in vyl steden de wyrde yem neit borgen wolden, hey setzt dan pfande oder burgen. Darna
zouch hey gen Beheim ind nam den lantzheren lant vnd stede, dy sie phantzwyse inne
hadden van syme (10) vader ind sprach, sy hedden yr heufft goyt lange vp gehauen. Ind
sprach, hey mocht dat mit recht doyn. Karlus foyr gen Rome ind wart keyser anno domini
1355 jare. Dieser Karlus foegede dem Romyschen Ryche sulchen groissen schaden, dat
sydder synre zyt nye widder bracht mocht werden, als der pays Pius in der cronicken van
Behem schrifft vnnd beclaget. Hey wolde synen elsten sone Wentzelaum by syme leuen zu
eyme Romischen konynge machen vnd des de ku°yrfursten neyt gehengen wolden. Zu lest
so geloffde hey eyme yeden kuyrfursten hundertdusent gulden zu geuen, wa sy synen sone
by syme leuen zu eyme roym(20)schen konynge machden532, als geschach. Do die
betzalungen gescheyn solde, do gebrach das gelte ind do greiff der Karlus des Hilligen
Roymschen Richs goyt an ind gaff da van eyme yedern so vil als vurscreuen is vur de
benanten summe zu veruoegunge. Dar durch wart de Roymsche macht zu nyete bracht zu
erfflicher verderffnysse. Ind wer na yem zu dem Romischen Riche gekoren wart, moyste
sweren eyr hey gekroynt wu°rde, de koyrfursten by yre pantschafft zu laißen ind nyet zu
widderroyffen. Der Karolus soicke me eere vnd gewalt der cronen van Behem, synre
frunde vnd maege, dan des heyligen Roymschen Richs. Hey hedde (30) anders sulchen
swaren schaden dem Riche nyet zugefu°eget, alle ryche in sich gedeylt wirt verderfflichen.
_____________________________
a
C+D 19 entphingent
532
Vgl. Aenea Silvio Piccolomini, Historia Bohemica, c. 33. Vgl. von den Brincken, Privilegien Karls IV., S.
263.
255
Darvmbe viz eygennutze ys dat gemeyne goyt des Hilligen Rychs zu sulcher noyt vnd
verderffnysse komen. Dit geschach anno domini 1377. Wanne der vader zu gerichte saß off
in ernsten sachen des Richs beladen was, so moiste der su°ne by yem syn vnd hey lyerde
yne
94r ind reygierden mit eyn vier jaire. Ind der vader hatte reygeyrt 33 jare ind starff Zu
Prae in Behem anno domini ym 78.
Van den buschoffenn von Collen533
Der sehsvndfunfftzichste busschoff zu Colne was Walrabe, graff Wilhelms broeder van
Gulych. Der besas synen stoyle vnder dem Romischen konyngen dem vurgenanten
Ludwich vnnd Karolo 16 jare, sees maynde vnd 19 dage. Hey was eyn probst zu Luytighe
vnd eyn thesaurarius des doyms zu Collen. Syn vader heisch greue Gherart von Gulche.
Hey was eyn junck (10) man vnnd bleyff in fridden ind braicht Lechnich widder an dat
stifft myt bouwen. Hey bouwede widder Godesberch vnd den Broele. Hey houe dat
Karthuserkloister zu Kollen yerst an zu machen. Hey galt Reynbach an dat stifft vnnd
Popelstorff, dye burch zu Oede vnd Geyrsberch vnnd dat slos Nordenay van den
waldeckschen heren vnnd vp der Moeselen slosse, de der graue van Veldens van deme
stiffte ynne hadde gehabt, ind die zu Menden in Westfalen, dat fur van den merckschen
herren verstoyrt was worden, bracht hey widder vp. Hey was auch der yhene, der durch
pais Clemens gebott dem keyser Ludwich vur bennych hyelde vnd (20) in syme leuen zu
Rense myt andern fursten Karolus vurscreuen zu eyme Romischen konynge koyr vnd zu
Bunne in eyn Romischen konynck saluede, want die van Aiche widder yn waren. Diße
Walraue quam zu krege myt dem greuen van der Marcke, greue van Arnsberch, greue van
Waldeck vnd andern me, die doch synre maghe waren. Sy zoegen in dat stifft vnnd woisten
dat. Der busschoff gaff zolt ind machte eynen reysigen zuch vp, de hey in Westfalen sant
widder syne fyande. Sy vergaderden zusamen ind mangelden, dat der Kolschen by 300 so
gefangen vnd doyt da nydderlaigen. Der busschoff ließ nyt aue (30) ind satzde widder an
ind vergaderde myt synen fyanden by Bercke, doch graue Wilhelme von Hollant vnd der
greue van Kleue machden den soene vnnd fridden myt schaden der kirchen van Kollen.
Dat stifft quame yn scholt ind hey satzde versorger des stiffts vnd zouch syn bidfart in
Franckrich ind
94v wolde eyn zyt myt wenich knechten viz sin, ind vp dat dat stifft van den renten vnnd
infellen widder vp komen mochte. Also quam hey zu Parys in noyt ind der konynck lies yn
doden534 anno domini 1349 vp unser frauwen abent assumpcionis. Der lichnam wart zu
Kollen bracht vnd begrauen in den doym zu der rechten syden in der engel koere in eyn
wiß ind swartze marmalen graff. Lichter535 luyde rayt bracht yn zu schaden. Hey was sust
frome, goedertyeren vnd louelichen.
Der seuenindfunfftzichste busschoff zu Colne Wilhelm (10) von Genepe536 besas synen
stoyle vnder dem Karolo dem feyrden 12 jare, 9 maynde, zwein daghe. Hey was eyn probst
zu Soist ind eyn yrber man. Hey was bie dem vurgenanten busschouen Walrauen stedich
ind was yem des stiffts sachen kundich. Hey quam in eyn verschulde stifft vnd bracht
533
Folgendes bis 97v aus: Cronica presulum, 39-54, auf die ich bei Unklarheiten verweise. Abweichungen sind
jeweils angegeben.
534
Ind der konynck lies yn doden nicht Cronica presulum.
535
536
Die beiden letzten Sätze des Absatzes nicht aus der Cronica presulum.
Wilhelm von Gennep aus: Cronica presulum, 42-45.
256
slosse vnd lande, de versatzt waren, widder zum stifft ind hyelde glouben. Hey sterckde
slos vnnd stede als syn furfaren auch gedayn hatte Walrabe. Yem fielen vyl krege vnnd
anfechtungen zu, auer hey myrckde den louff synre furfaren, dat sy an kryegen nyet den
styfft gebessert hadden. Darumbe hadde hey vyl gedolt ind rychte (20) myt gelde vnnd
goeden worden viz syns styffts anefallende sachen. Da myt bleyff hey zu fridden. Hey was
eyn wise man. Hey was duck in des keysers houe ind by dem konynck van Franckrich lieff
getzalt vnd by vil fu°rsten vnd heren geeyrt. Auer dye gyerheyt ouerwan yn ind wolde neit
eyn vpmyrcken hayn vp dat aller wyseste wort Aristotiles, der da schrifft, dat die aller
hoichste goytheyt in den fursten ys, sich aue zuthoyn van deme gelde synre vnderdanen.
Hey besweyrde dat lant myt tollen vnnd anderen schatzungen, fremden vnd heymschen.
Darumbe hey stiffde, dat yn vil myntschen hasseden. (30) Hey druckde syne vnderdanen
me knechtlichen dan hey sie burgerlichen reygierde. Zu lest verdroyß syne vndersaissen
vnnd satzden sich widder yn vnd verbunden sich vnder eyn. Ind sunderlingen satzde sich
Andernach myt syme zubehore widder yn ind wunnen dat slos an der stat ind brachen
95r die brugge aue, die zu felde viz geynge. Der gelichen die stat van Kollen waren der
meynungen auch ind deden dem busschoff ouch vil smacheyt vnd wolden vnderdruckt sin.
Zu leste kreich der busschoff kranckheyt an sinen beynen van eynre merkatzen, dye in
tusschen Andernach vnd Bunne in dem schiffe in syne waden gebissen hadde. Des hey
starff anno 1362 in septembris. In Kollen wart hey begrauen. So hey kranck lach, sprach
hey myt dem doymprobst, dat hey zu Roym zeyn sulde vnnd weruen vmb dat buschdom
ane deme paese, ind des gaff hey yem 5000 (10) gereyder gulden. Vnnd der probst stalte dat
neit zu wercke vnd wart eyn ander myn nutze dar zu gekoren, so dat der stifft inne yrrunge
gesatzt wart, lange zyt stunde sunder busschoff. Ind so hey starff, den stifft riche ließ vnnd
alle kelneryen vol wyns vnd korns waren, so wart sulich goyt vnd vergaderde rychdoym
gantz zu quyst537 vnd verstreu°wet. Ind wat hey zu nutze der kyrchen van Kollen vnd
styfftz vergadert hadde, dat quame alle zu schaden vnd achterdeyle dem buschdom. Syne
beruchtichde rychdom bracht yt darzu, dat der slu°nt der vnsedelichen ghyrheyt des hoffs
zu Rome gespyset moist werden. Dar zu foer(20)en alle, dat man van gelde vp mocht
brengen etc.538 Hey lyget ym koyr begrauen in eyme wissen mermelen graue. Dat styfft
stoynde 10 maynt an busschoff vnd koeren de doymherren greuen Johan von
Fyrnenborch. Ind etlichen des capitels waren dar widder. So der vurscreuen Johan, der zu
der zyt eyn dechen waz des doyms zu Kollen geyn Royme zouch vmbe sin pallium, so wart
de kuyr van dem pais casseyrt vnnd vernichtet. Ind so zouch hey widder zu Kollen, vnd des
vurgenanten busschoff Wilhelms nagelaißen goyt nam hey na sich vnd verdede dat in
lichticheyt vnnd bracht dat stifft in neuwe scholt. (30) Dieser van Fyrnenborch wyrt neyt in
die zale der busschoffen gesatzt, want hey neyt confirmeyrt wart van dem stoyl van Rome.
Der achtundfunfftzichste busschoff zu Colne wart postuleyrt Adolf der zweyde539, broeder
des greuen van der Marcke, der vur eyn busschoff was zu Mu°nster, dem der
95v pais Vrbanus der funffde balde na dem widderroiffen der kuyr des vurgenanten van
Fyrnenborch van dem busschdom van Munster nam ind satzde in zu eyme busschoffe van
Kolne sunder syn zudoyn noch postulierunge des capittels van Kolne. Hey besas dat
buschdoym zu Munster 5 jare vnd wart neit gewyet zu hilliger ordenungen. So hey
busschoff wart, nam hey des styffts goyt an sich, des der vurgenante Johan van
537
538
539
Quist - Verlust, Schaden.
Cronica presulum, 46.
Cronica presulum, 47.
257
Fyrnenborch vyl verdayn hadde, ind versatzde des stiffts slos ind lant synen maegen vnd
frunden. Dat eyn myrcklich schade des styffts (10) was. Noch dar en bouen schickde der
pais Vrbanus eynen syner dyener int styfft van Kollen, der alle dat forderde van kleynheyt,
van ingedone wynen vnd korn, wat der vurscreuen Wilhelm van Genpe gelaißen hadde vur
des pais kamer, der dat kale verkoufft zu gelde machde vnnd dem paese brachte. So dieser
busschoff Aloff den stifft besweyrt hadde vnd wat ouerbleuen was verdede, resignyerde ind
ouergaff dat bussthoym, do hey dat 11 maynt besessen hadde, in des pais hant Vrbano
anno domini 1364 vp den 15. dach Aprilis.540 Ind nam zu sich kleynoit ind wat yem vam
stifft werden mochte (20) ind de stat Berck mit dem tolle. Etlichen sagen, dat hey myt syme
oemen, der na yem busschoff wart, eyn contract gemacht hadde, dat da breue heylden, dat
hey sinen oemen bede, dat hey yem etliche stede des stiffts leisße als Kempen vnd Oyde
etc. Ind na syme dode solde sy widder dem stifft fallen als vp eyn abeloese, dye seme
oemen betzalt vnd auegeloist wurden.
Der nuynindfunfftzichste busschoff was genant Engelbrecht541 van der Marcke vnder dem
keyser Karolo dem feyrden, ind besas den stoyl 4 jare, 4 maynde vnd 20 dage. Hey was des
vurgenanten oem vnd wart yem van syme neuen vurschreuen (30) vp gedragen. Hey was
vur eyn busschoff zu Luytige gewest 20 jare ind hadde wayl vnnd strengelichen reygyrt.
Hey542 hadde vil stride mit den van Luytige gehat. Der vurgenante busschoff Aloff gaff dat
bussthom vmbe eynre jungfrauwen
96r willen vp, des grauen dochter van dem Berge, dye hey zu eynre hußfrauwen kreych
vnnd vmbe der herschafft willen van Kleue, dye yem balde dar na wart. Vrbanus der
funffte pais bestediget diesen busschoff van Colne ind dar vmbe, dat hey zu Luytige wole
reygyert hadde, was man in hoffenunge, van yem goitze reygementz ym stifft von Kollen,
vnnd dat sulche grosse verdruckunge, die dat stifft van Kollen sydder der vurgemelte
busschoff Wilhelm reygierde geleden hatte, durch yn widder vp gericht sulde werden. Vnnd
in der gestalt ind vermoedungen (10) wart hey van geistlichen vnd werntlichen ym stifft van
Kollen intfangen ind vpgenomen. Vnd ym yersten, so hey syne confirmacie zu Rome
weruen solde, so was der stifft arme vnd yem gienge auch vast kriege zu handen. Ind eyn
scholt des stiffts vp dye ander quam, dat hey gelt vp brengen moiste vnd den schuldegeren
dye slosse des stiffts darvmbe versetzen vnd in geuen in pandes wyse. Hey arbeyde auch
ym begynne, dat hey in steden vnnd dorpern dat verbunt, dat sy vnder sich intgayn yren
ouersten hadden, zubrach so vyl hey kunde. Hey bouwede das slosse zu Lyns vnd machde
dat stegin vaste, vp dat hey die ver(20)eynunge vnd verbunt der stede, die vp dem Ryne
zusamen zu faren plaegen, dar viz hynderen mochte. Vnd so die stede des busschoffs
macht saegen, stalten sy yr verbu°nt aue vnd die breue, die dar vber gemacht waren,
wurden vur yem zu ryssen. So dieser busschoff Engelbrecht nu eyn alt man was ind ym
zytlichem reygemente nyet so kundich as vp ritterspyel vnd kregen, ouch gychtich vnnd
synre gliedder neit mechtich wart, name hey mit raede der wyßen eynen coadiutoren
mydhulpere den erewirdigen vader heren Conen, busschoff zw Trere, yn syme dyrden jare
der reygerungen. Der was eyn wyse (30) strenge riche herre, vnd van raede vnd zu laißen
des pais ind des capittels zu Kollen geynge die sache zu. Ind so dit geschach, darna foyrte
busschoff Engelbrecht eyn auegescheyden leuen ind behyelde zwey des stiffts slosse ind
rente dair hey vp
540
541
542
Cronica presulum, 48.
Cronica presulum, 48-50.
Dieser und der nächste Satz nicht aus der Cronica presulum.
258
96v leuen mochte. Vnnd so hey 4 jair reygyerta bis int funffte in groißer krangheyt der
gychte, do starff hey zum Broele vp den 26. dach ym Augusto anno domini 1368. Syn
lichnam wart yn Kollen gefurt ind begrauen vur dye gerkamer in eyn graff, dat hey ym
leuen hadde doyn machen.
Dieser coadiutor busschoff Cono543, so balde hey sich des buschdoms an nam, bestunde
hey dat zu reformeren myt bequemicheyt, allentzelen die scholt zu betzalen. Die versatzde
slosse bracht hey dat meystenteyle widder an dat stifft, dye (10) hey widder vz der
pantheren hende loisde. Hey loysde dye stadt Zulph myt dem slosse vnd yrem zugehore
van hertzoch Wilhelm van Guyliche, dat sydder busschoff Wygboltze zyden pantz
gestanden hadde. Hey ließ offenlich zu Andernach raiche doyn vnnd die intheuffden, die
sich freuelichen widder busschoff Wilhelm gesatzt hadden. Ind544 eyn deyl ließ hey dat lant
verbieden. Ind dat da an dem slosse zubrochen was, ließ hey widder machen. Hey reygierde
also sunder kreich in fridden dat stifft van Kollen bys ane den doyt des vurgenanten
busschoffs Engelbrechts ind dar zu dat styfft van Trere (20) mit groisser wißheyt vnd
fursichticheyt. Vnd so busschoff Engelbrecht doyt was, stoynde dat bysthumme zwey jare
sunder herren vnd drey maynde, so dat capittel postuleyrden an dem paese Vrbans dem
vunfften, dem vurgenanten Conen van Treyre zu veranderen van dem buschdom van
Tryere zu dem buschdom van Kollen, dat hey ire pastoir vnnd busschoff wurde. Dat also
auch geschach vnd van dem vurgenanten pase zugelaißen wart so ferre, als busschoff
Cu°ne dat bewilligen wulde. Auer Cone wolde lieuer eyn busschoff zu Trier blyuen. So
macht yn der pais doch eyn zyt langk zu eyme (30) bewarer des stiffts van Kollen. Darna
verwandelde der pais den namen eyns commendatoyrs off verwarers ind machde yn eynen
gemeynen vicarien van synen wegen des styffts van Kollen, so dat der pais den nu°tze des
busschdoms yem vnd
97r siner kameren behalden wolde. Darna verwandelde der pais den namen des vicarien
vnd macht Conen eynen dyener des stiffts van Kollen. In dyeser dynge ordenunge stunde
dye kirche van Kollen na des vurgenanten busschoff Wilhelms dode in vyl widderwerdicheyt vmbe gedreuen545 in manchem zwyfel eyns vnsicheren reygementz, die by
fremden yren troist soickt. Ind doch nam dat styfft hie by neytb aff. Da was eyn edelman,
der zu der zyt vyant wart des styfftz van Kollen ind zouch snel in den stifft van Kollen myt
eyme getzuge ind (10) schedichde dat. Dye dyener busschoff Conen machden sich vp vnnd
satzden an die ind kriegen victorie vnd wunnen ine aue wail 60 edelmanne, dye sy fyngen.
In der seluer zyt anno domini 1369 stunde eyne groisse bewegunge vp vnder den rectoren,
vniuersitaten vnd paffschafft van Collen an dye eyne vnnd den herren vnd gemeyn burger
der stat Colne ane dye ander syde. Ind geschach darumbe, dye herren burgermeister vnnd
rayt wolden yre altherkomen van axysen vnd vngelt van wynen, korne vnnd anders strack
gehalden hauen. Daryn wart van der paffheydt getragen myt der wyn maißen (20) ind zu
besunderen zyden yre zeynde vnd pacht wyne zu verslissen vnd der gelichen sache. Der
rayt yre sachen acht namen, vnd wa sy vngeburlichkeyt funden, dat straiffbar was, griffen
sye ane, da sy funden, dat zu straiffen was. Die paffheyt satzten sich hart widder den rait
vnd gemeyne, ind brachten sye inne den bann. Da sie zwey jar in
____________________________
a
b
C+D 19 reygeyrt C+D 19 nyet
543
544
545
Cronica presulum, 50-53.
Dieser und der nächste Satz nicht aus der Cronica presulum.
Cronica presulum, 52.
259
Collen vngesungen vmb waren, do die geistlichenn sagen, dat dye burger des nyt en achten
vnnd yre fryheyt by stoynden, do zoegen viz Kollen546 gemeynlichen in ander stede von
gebotz wegen busschoff Conen. Da sie 2 jaire viz bleuen, quamen sy in dedinge mit der stat
vnd zu (30) soenen, dat sie widder yn quamen. Zu leste do busschoff Cono zyt beduchte
syn, do gaff hey myt raede des capittels zum dome vnd ander aller capittel in Collen dat
busschdom oeuer syme neuen Friderich van Sarwerden. Ind547 geschach vpa
97v der burch zu Cappellen bouen Kouelentz. Der pais Vrbanus confyrmyerde yn den
13. tag Novembris anno domini 1370. Der vurgenante busschoff Cono van Falkensteyn die
wyle hey dat styfft van Kollen reygierde, was Goytfridde greue van Arnsberch der leste myt
siner elichen hussfrauwen geborenb van dem huse von Kleue548, dye gheyne kynder hatten
vnd alt waren. Hey vnd syne furfaren zu duckermalen dat stifft van Kollen angefochten
hadden vnd yre leuen besseren wolden by leuendem lyue vnd gauen die graiffschafft van
Arnsberch an dat (10) stifft van Kollen zu ewiger oder erfflicher gebruychungen myt alle
yre zubehoerungen, wilicher erffschafft eynsteyles vurmals van dem stifft van Kollen zu
lehen plach zu gayn. Vnd vp dat diese gifft in syme leuen vaste vnd gantze bestediget
wurde, schyede hey viz syme eygendu°m ind gaff sie dem stifft ouer ind nam syne vnd
synre husfrauwen lyfftzucht dar vur dat slos vnd gantze ampte van dem Brole myt anderen
renten, die yem zu syme staede syn leuen lanck myt synre husfrauwen bewyst wurden.
Doch behyelde de greuynne in yrem lande auch etliche renten vnd goede vur sich. Dye (20)
beyde in kurtzen jaren staruen ind de graiffschafft van Arnsberch bleyff dem styffte.
Friederich van Sarwerden549, der seeßichste busschoff van Colne, wart gekoren as
vurscreuen ind quam in Kollen vp sant Albans dach anno 1372 vnd sanck dye mysse ym
doeme. Vnd yn dem ersten jare gewan hey Neuwenare vnd Garstorp vnd brach dye vnd
wan Helpensteyn vnnd Disterlich. Hey hadde vyl orloges myt greue Engelbrecht van der
Marck, der ym stifft van Colne lach 10 daghe mit groisser macht. Hey brach vnd verbrante
dat tollhuys zu Konynxstorp, (30) vil dorper vnd hoeue vnd begynge vyl gewalt ym
furgebyrge vmbe Kollen her. Der busschoff Friderich nam den van Nu°ysse den tol, der da
lach van synen wegen, ind lachte den seluen toll zu Zoyns bouen Nu°ys vnd machde dar
eyne
98r stad vmbe des tolls willen. Hey gewan auch Rodesberch. Hey starff zu Bunne vnnd
stunde dry dage vber erden. Hey wart in Kollen gefoyrt ind da begrauen in die Capelle
unser Frauwen in den doym.
Diese busschoff Friderich by leuen des vurgenanten Conen van Falkensteyn quame zu
kriege mit der stat van Kollen anno domini 1376. Weliche kreich intstoynde van des
gerichts weghen der scheffen bynnen Kollen vnnd wu°rden geslicht vnd gesoynt durch den
egenanten Conen van Falkensteyn vnd broeder Conrat, meister van sant Johans orden. Alle
der anspraichen, dye eyn (10) parthie zu der andern zu sprechen hadde vnd angetzogen
waren vur keyser, paese vnd vur den heren des gesworen lantfriedens tusschen Maße vnd
Ryn off anderswa gehat hedden, da van im lesten diß boichs in 17 artyckelen des
____________________________
a
Randglosse: Anno domini 1369 surrexit commocio valida et sediciosa turbacio inter rectores civitatis Coloniensis ex parte
b
una et clerus universaliter so C+D 19, C+D 20 gekoren
546
547
548
549
Cronica presulum, 53.
Dieser Satz nicht aus der Cronica presulum.
Cronica presulum, 54.
Aus KJB C, 71 bis auf den Satz vnd begynge vyl gewalt ym furgebyrge vmbe Kollen her.
260
soenbriffs550 klairheit vnderscheiden ys, dye vnse heren des raytz van Kollen hinderyn
hauen von dem kapittel zum doem alle artyckle sunder argeliste unuerbruchlichen zu
halden. Da van der datuma steyt anno domini 1377 noch darna eyne rachtunge551, da greue
Friderich van Morse, Friderich here zu Tonburch vnd Lantzkrone vnd Heynrich Roilman
van Dadenberch (20) ritter anno 1393 gededinget hauen, dye alle hie zu lanck by diesen
busschoff zu setzen weren vnd darvmbe ym lesten deyle diß boichs by eyn funden werden.
Der fridde wart van dem busschoff neit gehalden als nafolget.
Item in dieser zyt anno 1372 was eyn stryt vur Baißwylre durch den hertzogen van Gulche
widder den hertzogen van Brabant. Ind der hertzoch van Gulych feynge den hertzogen von
Brabant ind foyrte yn myt yem ind vyl synre mann. Alda bleuen doyt der hertzoch van
Gelre, der eyn hulper was der Gu°ylicher vnd eyn graue van Sym(30)pol, der hulper was
der Brabender vnd da by vyl luyde. Ind in dem vurstryde floe de stat van Du°ren vnd der
greue van dem Berge. Doch quam hey widder, do der stryt gewonnen was ind fynge der
Brabander vyl. Ind dye vrauwe van Guylich enwolde yem die gefangen nyet laißen vmbe
synre flu°cht
98v willen ind quam deshaluen zu kriege, dat der greue van dem Berge int Guylicher lant
zouch ind dede schaden dair yn. Der hertzoch van Guylich en staich sich neit dar yn vmbe
syner husfrauwen willen, dan der vnwille was komen von schelt worden. In552 dem seluen
jaire do vergaderde sich eyn rait der stat Kollen by eyn vnnd verfolchden dat wu°llen
ambocht vnd liessen vp dem Hewmarte eyn gesteyger machen, ind liessen yn yre heuffder
aue slayn by dem schupstail, so vyl sy der kregen kunden, desglichen dye Volre ind namen
in alle yr goit vnd (10) erven vnnd verdreuen wyff vnnd kynt vur de stat Kolne. Ind der rait
versoickte alle ambochten, wy sie sich by in bewisen wulden. Sy gauen alle dye anttwuort,
dat sie in der sachen stylle wulden sitzen. Doch waren sie dem rait holt. Sy hatten guden
troist an den gaffelen myt namen Wyndeck, Goltsmede, Buntworten553, Becker, Breuwer,
Fleischheuwer vnd Fischmenger, ind darzu me Ambochten. Ind der rayt reyt wail 14 dage
in der stat vmb ind morgenspraichden554 reiffen vnnd verboden vp lyff vnd goyt geynen
weuer off foller zu hußen oder hegen, so dat sulche ampt floen vnnd ouer die mu°ren
fielen ind dar (20) van quamen gen Bunne, Syborch vnd ander stede, Andernach. Der stat
Collen portzen stunden allit zu, dat nyeman vz noch yn mocht. Ire zwey huser wurden
zubrochen, ind alle yr macht wart yn benommen. Ind van den beyden huseren, da van sie
sich heren schreuen, machte man den Fleischmart an dem Hewmart.
In555 dem 74. jaire quamen die Judden, dye verdreuen waren, zu Collen widder yn myt
wyllen des raytz, vnd in dem 74 jair was der Ryn so groß, dat man de perde an der muntzen
drenckde vnd stoynde so groiß bys paischen. Man556 foir mit schiffen ouer der stat mu°ren.
____________________________
a
so C+D 19 und 23, C+D 20 dat
550
551
552
553
554
Vgl. Urkundenteil Nr. 25/REK VIII, Nr. 1625.
Rachtunge – Vergleich. Vgl. Urkundenteil Nr. 28/REK X, Nr. 473.
Zum folgenden vgl. Dat nuwe boich, CDS 12, 275ff., und KJB D, 133.
Buntwörter - Kürschner.
Morgenspraichen – Verkündigung von Ratsbeschlüssen.
555
Folgende Abschnitte aus den KJB, hauptsächlich Rezension B, 40-49, Einzelnes aus D (dann jeweils als
Fußnote vermerkt).
556
Letzte Sätze des Absatzes nicht aus den KJB.
261
Man wolde sagen, dat der Ryn dat vnsch(30)uldige bloyt der weuer vnd follen an dem
Schurtzelberge aue woische, dat da versturt was. Dye stat nuo am schupstoyl genant ys.
In der zyt was dat gedroch van den Deutzeren, die da geyngen
99r
durch alle lande vnnd vyl boueryen dreuen.
557
In deme 75. jaire foeren die scheffen van Kollen zu Bunne wonen. Der quamen zwene
widder in Kollen ind yre dry bleuen in Kollen, her Heynrich vnnd her Euerhardt Hardefust
vnd her Euerhart van Hu°ntungen. Da benomen wart der sanck zu Collen gelacht ym 76.
jaire, darvmb dat der keppeler van Weuelkouen vnnd her Johan van Kelse, der rentmeister
was busschoff Friderichs, bynnen Kollen gefangen waren. Darumbe der busschoff zum
keyser reyt ind brachte de stat van (10) Kollen in des keysers achte. Ind do begunte der
kreich an zu gayn vnnd allit vmbe der scheffen willen. Da558 vyl boeses von komen ist.
Noch559 in deme selben jare quamen die oeuersten vnd ferigen560 von Du°ytze vur dye stat
gefaren mit gewapendere hant vur die Fischportze vnd santen na dem raede der stad van
Kollen. Der rait sante yre frunde an den Ryn zu yen ind alda sachten die van Du°ytze der
stat Kollen yre burgerschafft vp. Vff stunt schickte der rait van Kollen dye yren myt
machte ouer Ryne vnd liessen da den van Duytze yren groissen grauen zu (20) werpen
vnnd fullen, den sie vmb sich zu beschyrmungen hatten. Gae561 stutze, selden nutze is eyn
altsprochen wort. Da gauen dye van Du°ytze alle yre fryheyt ouer, der sy zu dieser biß noch
anno 1472 her nye widder bekomen mochten. Vnd in dem seluen jaire vp sant Quirinus tag
wart Duytze verbrantt van Wolter van dem Forste vnd van Engelbrecht van Oeffte vnnd
syme broeder, dye fyant waren des busschoffs. Des nyeman, do sy zu Kollen burger waren,
geneden562 dorfte. Darna foyrten sy sant Herbrichts heyltum vp den berch zu Syborch vnd
in deme seluen jaire dede der rait van Kollen den Ryn zu Beyen (30) zu pelen563 vmb der
moelen willen vnd dat dye stat destebas verwart were. Aldo564 wart bynnen Kollen groisse
axyse vp de burger gelachte, da myt man den kreich vp hielde, doch was korn vnnd wyn
wailfeyle. Vnd geschach in dem jaire, dat konynck Karle der fyerde myt den koyrfursten
synen sone
99v Wentzelaum zu Rense in dem garden zu eyme Romischen konynck koeren vp den
pinxtag. Noch in dem seluen jaire foeren die burger van Kollen ouer Ryn vnd verbranten
Du°ytze de stat in dem grunde aue vnnd braichen yr stad mu°ren nydder vnd machten
Duytze gantze slecht, vp565 dat der busschoff widder die stat Kolne da geynen leger
machte. Ind in dem seluen jaire kroynde keyser Karle synen sone zu Aiche in eynen
Romischen konynck durch die koyrfursten ind busschoff Friderich van Kollen satzde ym
ast geburde dye (10) Romyschen kroyn vp. Des busschoff Friderich vur syn arbeyt kreich
4000 gulden. In dem seluen jare verbrante dat kloister, halff turn ind klocken myt dem
557
558
559
560
561
562
563
564
565
Aus KJB B, 41.
Dieser Satz nicht aus den KJB.
Erste Sätze aus KJB D, 134.
Ferigen – Schiffer.
Dieser und der nächste Satz nicht aus den KJB.
Geneden - neiden, mit Haß betrachten.
Pelen – Pfähle einrammen.
Aus KJB B, 41.
Dieser Nebensatz nicht aus den KJB.
262
vmbgange sant Kunibertze van eyme groissen wynde.566 Noch in dem seluen vurscreuen
jare anno domini 1371 widder ryeden der stat Kollen frunde yren fyanden, des busschoffs
hulperen in dem felde. Alda bleyff doyt Herman Droyste, dye der van Kollen hu°lper was.
Ind uff sant Panthalionis auent schussen die fyande fuyrpyle in die stat Kollen, ind der
busschoff legerde sich tusschen Kollen vnd Rodenkyrchen (20) by den melaten ind sloge
da syne pau°lune vnd zelten vp. Doch wart hey vp stunt zu raede ind zouch snelle widder
heym, so hey aller yerst mochte. Ind die zoldener der stat Kolne jageden sant Seuerins
portzen viz an dem seluen taghe ind sloegen sich myt den fyanden. Da wart busschoff
Friederichs broeder van Sarwerden ritter geslagen vnd der her van Westerburch myt yem
ritter so menlichen traiffen beyde parthien vnd mangelden ritterlich zu beyden syden.
Darna ouer achte taghe foeren de burger van Kolne oeuer Ryn vnnd braichen aue sant
Herbrichts munster vnd auch dye (30) kyrspels kyrche vnd verbranten die abdye, vp dat der
busschoff dair viz der stat gheynen schaden zu foegde. Her567 vmbe wart fyant der stat van
Kollen der busschoff van Trere, der busschoff van Padelborn, der hertzoch van Brabant,
die stat van Aiche vnnd der lantfriede vnd der greue van
100r Zyegenhane ind der hertzoch van Oisterich ind der Roymsche keysere vnnd ander
viel lantzherren ind alle die rittere vnd knechte ym stifft van Trere, ind dar oeuer me danne
achthundert rittere ind knechte. Dar568 widder hadde die stat von Kolne zu hulpe greue
Engelbrecht von der Marcke, der yn brachte zwey hundert gleuen. Ind vp sant Seuerins
dach reden die burger van Kollen vur Bunne ind hierschden dair vmben eynen gantzen
dach ind verbranten alle dorpere dair vmben in dem felde sunder alle widderwer. Ind der
busschoff en dorfte nyet usser Bunne (10) komen. Ind alle dat vehe in den dorfferen wart
alle in Kollen gedreuen, dat dan in der veheden zu duckermalen geschach, dat sy zu beyden
syden mangelden. Da manich man doyt bleyff vnd gefangen.
Ithem569 der kreich myt busschoff Friederich van Sarwerden wart gesoynt, so das des
busschoffs rayt zu Kollen bynnen quam zu deme houemeister zu sant Johanne. Ind da
hyelde dye soene sulche artyckel als na folget von der soenen ym letzsten deyle des boichs
vnd ettliche scheffen solden nummer me in Kollen komen. (20) In570 dem seluen jaire in
deme mertze dede der vurgenante busschoff Friderich vur Kollen jagen vur der
Schaifferportzen vnnde sprengenden eynen burger, dat hey in den grauen van der stadt
fiele. Des571 busschoffs dyener klummen ym na in den grauen vnd sloegen yn doyt ind
zoegen yn vsser dem grauen so doyt ind hyngen yn. Da myt was die vurgenante soene
zerbrochen. Kurtzlichen darna slichten sich der scheffen 11, die noch viz Kollen waren
gewest, myt deme raede ind hu°lden yem. Dat myt vil arbeyt ind beden zubracht wart. Inn
dem seluen jaire quam der keppeler vnnd der rentmeister viz dem gefeng(30)knysse, dye
des kriechs vyl gemacht hadden. Kurtz darna in dem 73. jaire vp sant Bernhartz nacht
verbrante572 der torne zu dem groissen sant Mertin mit den klocken bouen aue vnd also
stoynde sunder kappe by hundert vnnd seßzeyn jaire vngemacht vnd eyn burger van Kollen
genant Ewalt
566
567
568
569
570
571
572
Folgendes aus KJB D, 135.
Folgendes nach KJB D, 135.
Folgendes aus KJB B, 43.
Folgendes aus KJB B, 44.
Folgendes aus KJB B, 44.
Dieser Satz nicht aus den KJB.
Der Brand nicht in KJB B und C.
263
100v van Bacherach, eyn kouffman, gaff ane syme lesten ende so vyl dartzu, dat hey
gemacht wart vmbtrent anno domini 1400 vnd vmbtrent tusschen 50 vnd 60 jaeren. Vnnd
in dem nageschreuen seluen jaire starff keyser Karle zu Prae vp sant Andreys auent vnnd
der pays zu Rome anno 1371.
Van den Romischen konyngen vort zu schriuen vnd folget keyser Karolus sone Wentzelaus
Wentzelaus573, des vurgenanten keyser Karlus sone, wart keyser ind fragde neit vil na dem
Roymschen Riche. Dar vmbe hey duckwiela van den fursten ermaynt wart. Zu leste wart
hey aue gesatzt. Ind do hey konynck wart bynnen leuen syns vaders, quam (10) hey zu
Kollen anno domini 1380 des 15. dages Bramaynt. Hey wart erlichen intfangen, dye stat
hulde yem inde also gelichs hey widder vmbe, als gewonlich ist. Ind wie kostlichen syne
vader vnd hey dye stat Kolne myt fryheyden begaueden, dye alden zu bestedigen, steitt allit
hynden na yn dyesem boich. Ind wye der selue Karlus durch anbrengunge der vurgenanten
busschouen van Kollen, dye stendich in kriege myt yn lagen, dye priuilegien widder rieff,
vynt man klairlichen hinder dem stifft van Kollen als hinder den busschouen oder dem
capittel zum doem. Doch fyndet man sy hie ynnen auch alle widderroiffungen, dye doch
(20) na der hant van andern keysern vnd konyngen die nafolgen bestetiget sint bys vp anno
domini 1472 bey keyser Friderich von Oisterich deme dritten. Ind wie woile durch viel des
vurgeroyrten handels Kollen sich duck lyden moist, hait sy doch zu leste den syege van
Gode behalden, dat sie bey ire fryheyt vnnd priuilegien bleuen sint vnd dye auch mit dem
swerde behalden hauen. Ind ouch noch in geynre schriffte funden, dar vmben Kollen
billich der vurgenanten widderroiffungen achten sulle, so sie van yrem widderteyle des
ermaynt werden, want nyemant mach syne priuilegien verließen, yt en sy dann, hey (30)
sich der myßbruycht, als geschreuen steet: Priuilegium mereatur amittere qui concessa sibi
abutitur potestate. Dieser
101r Wentzelaus quam nyet dartzu, dat hey keyserlichenn gekroynt wurde. Hey reygierde
16 jare.
Anno574 domini 1381 do quam zu Kollen Anna, keyser Karlus su°ster, ind foir van danne
myt groisser herschafft vnnd kosten in Engelant, da sy konygynne wart Edwardi II. In dem
seluen jare wart dat interdict, dat van busschoffs Friderichs weghen 8 jare gestanden hadde,
relaxyretb, als van des munsters wegen von Duytze, dat die van Kollen as vurscreuen aue
gebrochen hadden. (10) Item dar na yem 83 jair, do wan busschoff Friderich vnd der
lantfriede dat huys zu der Dickt ind braichen dat aue. Darvmbe wart der greue van Kleue
des busschoffs fyant van Kollen ind dede synen armen luyden verderfflichen schaden. Inne
dem 86. jair was so vyl wyns gewassen, dat eyn foeder wyn vnd fas galt 4 gulden, were aber
syne eigen fasse brachte, der kreich eyn foeder wyns in syn fasse vmb eynen gulden. In
deme 87. waren die Burtuone575 vnd der konynck van Franckrich myt groissem vntzelligem
(20) folcke ym Guylicher lande vnnd woißden dat myt groißer hoemode. So wolden vort
int Gelre lant int kyerden widder ind vyl von den Burtuonen vnnd Walen, dye sich
verridden, wurden erslagen. Weren die herren ym lande eyns gewest, so were des alle nyet
____________________________
a
b
Berlin dicke vill C+D 19 relaxeyrt
573
574
575
Vgl. Königshofen CDS 8, 495 und KJB B, 45.
Folgendes aus KJB B, 45-46.
Burtunen - Bretonen.
264
noyt gewest. Man hedde sy ym lande alle erslagen.576
In577 deme seluen jare was der visserste graue van der stadt halff gemacht vnd die burger
liessen nyet aue, hey were danne gantze bereyt. Vnd inne dem 88. jaire do was der Ryne so
kleyne, dat die pferde mytten in dem (30) Ryne die schiff vp zoegen. Die putze578 in Kollen
verdroegeden, so dat man Ryn wasser in Kollen veyle foyrte. In dem 89. jare verbrante der
Fischmarte vnnd
101v dye Lyntgasse vnnd der Buttermarcke ind die kappelle vp der Salßgassen Ind in dem
seluen jair wart die vniversitet des studium zu Kollen fundeyrt. Darna in dem 90. jaire
quam graue Dyethart van Katzenelenbogen wayl mit 1000 perden vur Kollen ind meynte,
die stadt zu schedigen. Dy stat wunnen yem synre luyde vnd pferdea eyn deill aue. Doch
branten sie Ryle vur der stat aue.579 Dat ander jaire darna was greue Engelbrecht van der
Marcke vp dissit Ryns vnd zouch int stifft van Kollen, da hey (10) van ynden vp brante bis
gen Zoyns, van danne langes dye Fyele bis vort Wys vp den Ryn, ind vort vur Bunne, van
danne gein Waldorp, vort nydderwart zu Gymmenich vp gynsit der Fyelen vnnd
Rummerßkyrchen vnd vort int lant van Kempen. Die gewalt dreyff hey 9 daghe ayn
widderstant. Hey brante vnnd brantschatzde kreichtigb goit. Haddec der greue dem
busschoffe gefangen gehabt, hey enhedde yem so vyl nyet moegen aue schetzen. Inne dem
seluen jaire begunte man vp dem Nu°mart dy wyntmoelen zu machenn.
(20) In dem 93. jaire reden die jungen heren des raitz van Kollen myt eyme getzuge vur die
Dickt ind waren eyn nacht viz ind namen eynen groißen rouff alda. Des morgens zoegen
sie widder heym. Do folgede yn na des faitz broeder van Kollen mit vyl folcks vnnd fyenge
sy, vnd yre eynsteyles flouwen ind die seluen worden der stat verwyst, doch quamen sy zu
lest myt grosser beden zu genaden. Dat ander jare darna was eyne groiße ertbefunge zu
Kollen bynnen der nacht.
In dem 96. jaire was eyn groisser vplouff in Kollen (30) vnder den herren also, dat eyne
parthie dye ander verfolgede vnnd fyenged. Ind sloegen heren Heynrich van dem Staue syn
heufft aue ind fyerdeldene yn vnd satten in an vyer ende
102r der580 stat vnnd ettlich wurden gelacht in ewich gefengknysse.
In dem seluen jaire waren die heren van Kollen zu Ayrsberch by eyn gewapent. Des wart
die gemeynde gewar ind zoegen vur dat huys myt groisser gewalt ind wonnen dat hu°ys ind
fyengen die herren ind laichten sie zu tu°rne, vnd yre eynsteyls quamen ouer der stat
mu°ren viz ind darna dat eyn yecklich gedayn hadde, dana wart hey geboisßet, etlichen der
stat vyer jaire verwyst, etlichen sees jare vnnd etlichenn 10 jaire. Ind do dye jaire vmbe
waren, moisten auch dat (10) doyn, als sy danne bescheyden wurdenn.
Inne dem 97. jaire darna zouch der hertzoch van dem Berghe int lant van Kleue mit den
trefflichstenn ritteren vnnd knechten an dem Rynstraume ind wunnen intgayn dye
Kleueschen den vurstreyt vnnd feyngen die ritterschafft des lants van Kleue. Do quam die
____________________________
a
b
c
d
e
C+D 19 perde C+D 19 krechtich C+D 19 hedde C+D 19 feynge C+D 19 feyrdelden
576
577
578
579
580
Letzte zwei Sätze aus KJB D, 137.
Dieser Satz nicht aus den KJB.
Putze – Brunnen.
Ab hier bis Z. 20 aus KJB D, 137, dann wieder KJB B, 47.
Ganze Seite aus KJB B, 48-49.
265
stat van Wesel int lest vnd yre gefangen frunde sloegen zu yn vnd wunnen den nastryt vnd
feyngen den hertzogen van dem Berghe mit alle synen ritteren vnd knechten, dye bie yem
da waren. Inn dem jare darna wart dem stoltzen ritter her Hilliger (20) van der Stessen in
Collen syn heufft aue geslagen, der yn Kollen viel wunders gedreuen hadde. Noch in dem
seluen jare wurden der stat herren zweyn intheuffdet myt namen her Herman van Goch
vnd her Goiswin sin swager, die gerne vnder der gemeynden eynen vplouff gemacht
hedden. In dem seluen jaire zoegen die burger myt yren zoldenern viz Kollen vur
Wedenauwe ind branten dat aue. In dem jaire darna 99 zoegen die Merckschen in dat
bergsche lant. Sie581 rouffden, branten vnnd dreuen da groissen gewalt ind wonnen
Moleheym. Inne dem seluen jaire zo(30)uch die stad Collen viz vur Ruyffenborg vnnd
branten des eyn deyle aff. Vnnd durch redelicher sachen willen anno darna 1400 vnnd eyn
jare, do droich man dat sacramente viz zu sant Gereon bis zu der Erenportzen viz, alle
vmb die stadt vnnd widder vmbe zu der Erenportzen
102v yn ind geschach 14 dage na natiuitatis Johanis mytsomer582.
Vann den paesen583
Vrbanus der seeste wart van macht der Romer gekoren. Dat die cardinale zu laißen moisten
von forchden wegen vnnd nyet van lieffden. Zu leste spraichen sye, dat hey neit pais were,
do hey 6 jare pais gewest was ind koren in syne stat Ropert de Gebennis, der dar na genant
wart Clemens der seuende. Ind do intstoyndea in der hilliger kirchenn scisma zweyunge. Ind
der was 15 jare pais. Do wart zu (10) Auinion gekoren in Klemens stad Petrus de Luna, der
bleyff pais bys zu dem consilium zu Constans. Man was yem neit vnderdayn. So wart zu
Rome gekoren Bonifacius der 9., der vur genant was Petrus de Thomacellis. Darna wart
auer in Bonifacius stad zu Rome gekoren Innocencius der seuende, der bleyff licht zwey
jare. Dar intgayn wart gekoren Gregorius der zwelffteb, der bleyff 12 jare. Dieser quam
auch zu Costansc in dat consilium. Da vur was eyn consilium zu Pysa, da wart gekoren eyn
Greick genant Alexander der vunffte, der stoynde eyn jair an der gewalt. Do wart de
scis(20)ma noch groisser, want do dry paese waren, van den eyne yecklich sich vur eynen
rechten pais heylte. In dem wart gekoren Johannes der 23., der hoiff ym yersten woil an vur
de eynunge der kyrchen ind quame in dat consilium zu Costans ind satzde syne paisliche
macht zu henden des consilium. Auer hey wart condempnyert vnd floe heymlichen van
danne ind halff yem neyt. Hey wart widder vmbe gegriffen ind wart widdervmbe eyn
cardinale vnd neit pais. Hey starff vnnd liget zu Florentze. Dit vnglucke der hilliger kirchen
was vnder den paesen bys zu Martino, (30) der ym consilium zu Costans gekoren wart as
nafolget. Der vurgenante Johannes in siner flu°cht wart begriffen ind lach lange zu
Manheym gefangen an dem zolle zusschen Spier vnnd Wormß vp dem Ryne. Wer auer
tusschen den
103r allen recht pais were, kunde man noch nye erfaren, want dye spaldunge vnnd scisma
so verborgenn was, dat die aller geleyrtsten vnnd wysesten man von conciencien den
____________________________
a
b
c
so C+D 19, C+D 20 intstonysde so C+D 19, C+D 20 zwelffste C+D 23 Constans
581
582
583
Rest des Absatzes nicht aus den KJB.
1401 Juli 8.
Folgende Päpste aus Rolevinck, Fasciculus, 62ff.
266
verborgen schaden neit erkennen mochten584, want in der hilliger kyrchen en was gheyne
straiffunge585.
Van den Romischen konyngen586
Roprecht hertzoch van Beyeren, palsgraue by Ryne, eyn rechtferdich kristen man, wart zu
eyme Roymschen konynge gekoren. Hey vnnd syn hußfrauwe quamen zu Kollen (10) yn
myt vyer yre soene vnnd dry dochtere, ind der lantgraff van Hessen, der syn eydem was,
ind hertzoch Steffan, der sin eydam was, ind busschoff Friderich van Sarwerden ind
busschoff Johan van Nassau van Mentze, dye587 foirten den vurscreuen hertzoch Ropricht
tusschen yn beyden zu Collen yn. Ind der rait van Kollen intfeynck dye herschafft
kostlichen vnnd eyrlichen vp den druytzeyn dach Epiphanien domini. Des morgens vur
daghe wart hey ym doym zu Collen zu eyme Romischen konynck gemacht vnd syne frauwe
zu eynre konygynnen vur sant Peters altair ind busschoff Fride(20)rich sanck die homysse
vp sant Peters altaire, ind der vorgenante konynck Ropricht sanck dat Ewangelium van der
myssen, ind des seluen konyncks senger sungen die mysse. Des abent hofyerde man vp
dem saele by deme doeme vnd da wart eyn hilich gemacht tusschen hertzoch Steffan vnd
der grauynnen dochter van Cleue, die man nante die frauwe von Bornheym. Ind geschach
anno domini 1400.
In dem seluen jare gailt zu Kollen eyn malder korns 6 marcke ind eyn malder weyß 8
marcke. In dem zweyten jare darna geschach eyn brulofft588 zu (30) Kollen mit groisser
herschafft myt blancken des koniges dochter van Engelant vnnd konynck Ropertz sone
van Heydelberch. Dyeser konynck Ropert589 hait auch hinden in diesem boich eynen
breyff, da ynne steet, wye die stat van
103v Collen van dem hoiffmeister geladen wart, ind wie hey sye fry vnnd ledigk gaff.
Darna als man schreiff 1400 dry jaire, do feynge graue Adolff von dem Berghe synen vader
hertzoch Wilhelme van dem Berghe vnnd foyrte yn zu der Neu°wenborch gefangen. Vnnd
in dem seluen jare quame Heyderich van Ayr, der lange syn fyant gewest was, myt groisser
kloicheyta vnnd kreich den hertzoch Wilhelme viz dem gefengknysse ind bracht in fort dem
busschoff Friderich in Kollen. Ind in dem seluen jaire was eyn groiß dysternysse eclipsis
(10) oeuer der werlt.
Item as man schreiff 1407 jare, begunte man, den raitz turn zu machen an der burger huß
ind wart gemacht bynnen seuen jairen. Dat ander jaire darna was der Luytger stryt widder
herren Johann van Beyeren, yren busschoff. Ind sie verloren den stryt. Da bleyff doyt her
Johann van Parfois vnnd sin sone ind der Luytger 23000 vnd 900 vnnd 17 man. Ind her
Johan van Beyeren behielt dat Luytger lant. In dem 14. jaire starff busschoff Friderich van
Sarwerden, der busschoff was gewest 44 jaire. Hey wart zu Bunne (20) vp dye bayre gelacht
dry dage vnnd vort zu Kollen gefoyrt, da hey ym doym auch dry daghe stunde. Ind wart
____________________________
a
C+D 19 kloickheit
584
Vgl. Rolevinck, Fasciculus, 62r: Adeo enim perplexum fuit vt etiam doctissimi et consenciosi viri non valerent discutere cui
esset magis adherendum.
585
Vgl. ebda.: quia non esset disciplina in ecclesia.
586
587
588
589
Dieser Abschnitt aus KJB D, 139-148.
Dieser Nebensatz nicht aus den KJB.
Brutloft - Hochzeit.
Dieser Satz nicht aus den KJB.
267
begrauen, as dat gewonlich ist. Ind na syme dode kreych der stifft van Kollen groißen
kriech as van den Bergschen vnd Morschen vmb des stiffts willen. Konynck Ropricht590
heyrschde 9 jare. Hey was gekroynt van Bonifacio dem 9. Hey zouch myt grosser macht in
Ytalien wider den hertzogen Galiase, ind myt schaden quame hey widder viz dem lande.
In deme seluen jaire des fridages na sant Mertins daghe quame konynck Sygmont gen
Kollen. Dye stad hulde yem, (30) ind hey yr widder. Hey was des egenanten keyser Karles
des feyrden sone. Die stat van Kollen intfeynge den konynck myt synre husfrauwen
kostlichen vnnd eyrlichen. Der selue konynck dede vp dem sale eyn kostlich sermon ind sas
auch
104r alda zu gericht vur manichem manne. Hey was vp dem neuwen raitz turne ind besach
die stat. Ind der stat reygement gefiele dem konynge wail. Dieser Sigismundus591 reygierde
27 jaire ind wie kostliche hey leuede vnd dat Ryche reygierde, da van ys eyn besunder groiß
boich gemacht. Hey ys bouen vyl keysere vnnd konynge gelofft. Wie louelichen hey die stat
Collen yre fryheyt, herlicheyt vnd altera komen bestediget hait, fyndet man hinden ym
lesten dieß boichs.
Van den busschouen van Kollen der eynunseßichste
(10) In dem jare als man zalte na Gots geburte 1415, quam busschoff Diederich van Morse
zu Kollen in gerieden myt ritteren ind knechten ind brachte syne confirmacie mit yem. Die
stadt intfeynge yn heyrlichen vnnd fruntlichen vur eynen busschoff ind huldentenb yem, ind
he hulde der stat widdervmbe. Darumbe fede hertzoch Aloff van dem Berghe dat stiffte,
dat sy synen broeder neit enhadden genomen zu eyme busschoff, dem sy dat ym capittel
zum doym vur zu gesacht hadden. Die stat van Kollen quam mit der zweyunge der beyder
zu groissem verderfflichen schaden, (20) als nafolget.592 In dem seluen jaire vp sant
Allexius dach do waren die Kolschen in dem bergeschen lande ind de Bergschen wolden
die Morsen in yrem lande halden ind sloegen sich vnder eynander, so dat zu beyden syden
vast doden vnnd gefangen bleuen. Ind de Morsen behyelden dat felt eyrlichen, ind sie
wunnen den Bergschen aue yr wympel ind der Kleueschen wympel, die sie zu Kollen
foyrten ind staichen sy in den dorn. In dem seluen jaire hatten die Morsen eyn nydderlentz
schiff gebolwerckt, dat sy nanten den Auelgotzen. Ind bouen vp dem (30) maste stoynde
eyn ku°re oder mersche, dair ynne vierc manne zu der were geyngen mit werpen vnnd
schiessen. Sy behieldend da durch dat bolwerck zu Ryle ind deden dem bolwerck
104v zu593 Molenheym widderstant. Darna quame dat schiff vor Kollen vp der stat friheyt.
Do quamen die Bergeschen vnd junckher Geryt van Kleue, der der Bergscher hulper was.
Sie stoyrden vnnd wunnen dat schiff ind rouffden yt. Doch van geheisch der stat Kollen so
moysten sie yt laißen halden vur der stat Kolne, ind die stat kreich viel verdriesß van dem
schiffe. Do man schreyff anno etc. 16, do waren die Bergschen vp dissit Ryns komen zu
pherdee ind schedichden dat lant by der Fielen. Der busschoff enhadde zu der zyt gheyn
folck by yem ind (10) kunde yn geyn widderstant gedoyn. Ind dat was auch dat menlichste,
dat dye Bergeschen inne der feden bewysten. Vnd in Kollen wart zweyunge vnder der
____________________________
a
b
c
d
e
C+D 19 alther, lies: herkommen C+D 19 hulden C+D 19 veyr C+D 19 beheylden C+D 19 perde
590
591
592
593
Rest des Absatzes nicht aus den KJB.
Rest des Absatzes nicht aus den KJB.
Diese Fehde nach der Doppelwahl nicht aus den KJB, vgl. Cronica presulum, 56.
Ganze Seite aus KJB D, 143-145.
268
gemeynden vmbe der busschoff willen. Doch halp Got, dat yt gestillet wart gnedigklichenn.
Ind was in der zyt, as die stat van Monstereyffel van groissem gewesser en wech dreiff. Da
verdru°ncken me dan 200 myntschen vnd me danne 3000 stu°cke vehes vnd geschach da
groisse schade. In dem seluen jaire vp sant Claren dach do wart Duytze verfangen vnnd
vmbesatzt van busschoff Diederich ind hey (20) dede yt begrauen ind verbolwercken. Ind
dye stat van Collen moiste dem busschoff von gebotz vnnd geheisch des Roymschen
konyncks helpen. Ind alda lagen me danne 6000 man vnd daden inne dem Bergschen lande
groissen schaden vnnd widderstant. In dem seluen jare vp sant Johans auent
decollacionis594, do brach dat her vp vnnd branten yre tenten ind zogen vur dat Roitgin. Sie
wunnen vnd verbranten dat zu grunde neder ind die dar vp waren, flouwen van danne. Die
stat van Kollen hatte yr groisße busse vur dem Roitgin, da myt wart dat huys gewonnen.
(30) In dem seluen jaire hatten die Bergschen dry junger knauen zu gemacht, dye bynnen
Kollen weicken595 lachten. Vnd vp eynen dach geyngen zwey fuer an ind verbranten vier
huser, die jungen
105r wurden kryegen vnnd verbrant bys vp dye beyn. Do bant man dye lichnam vp eyn
gebeyrtz ind lachte sie inne den Ryn, dat sy flussen zu Molenheym den Bergesschen zu
schanden, dat sye durch junge kynder Kollen vnderstoynden zu mortbyrnen. Ind dair by
stoynde eyn brieff oder zedel, der also hyelde: Dye des mortbyrnes gauen den rait, den
senden wyr dyt gebrayt.596 Darna in sant Andreys maynde quam keyser Sigmu°nde zu
Aichemit allen rymschen herren ind alda wart die soene getroffen tusschen den Morsschen
styfft, Berg(10)eschen ind stat van Kollen. Vnnd inne dem 17. jare wu°rden die bolwercke
zu Ryle vnd zu Molenheym vnd zw Duytze aue gebrochen. Ind kost der stat Kollen vyl
geltzs, dat sy aue gebrochen wu°rden. In dem seluen jaire vp sant Mertins dach zu nachte,
do wurden zwa molen vur der stad aue gebrant van den Bergeschen ind foeren vur Kollen
ind namen da mit yn eyn schiff mit wyn, ind was viz raede hertzoch Aloffs van dem Berghe
durch den loesen rytter her Euerhart van Lymborch. Do was die fede widder vp.597
Darna598 in dem jare als man schreyff (20) 1418, do hadde busschoff Dederich van Morse
der stat van Kollen zu vyande gemacht alle kuyrfursten ind alle die ghene, dye vmbe sinen
willen doyn oder laißen wulden. Do foyre de stad van Kollen zu vnd pielden den Ryn
bouen Beyen torne zu vnnd machden eyn bolwercke an der Salsgassen, vmb dat die stat
vnnd molen dye bas versorget wurden. Ind da geschach eyn wu°nderwerck, do die
koyrfursten myt eyme mechtigen getzuge sich vergadert hadden ind den Ryne aue foeren
ind quamen zu sant Gewere, da sy benachten, do lach busschoff Wernher van Falckenstein
vp (30) Durenburch bouen Welmych, vnd die ander fursten zu sant Gewere. Ind so man
des morgens vp trumpte599 vnd zu schyff solde gayn, aue vur Kollen zu faren, do vant man
busschoff
105v Werner van Trer in eyme bette stechen in den vederen vnd pluomen vnnd was
vnsynnich. So was eyn rytter by hertzoch Ludwich van Beyeren, der sprach zu syme heren:
Here, die stadt van Kollen hait groisser ere vnd goyt mit groisß zucht an vch gelacht, do
594
595
596
597
598
599
August 29.
Weicken – Lunten.
Dieser Satz aus KJB B, 59.
Die beiden vorangehenden Sätze Kombination aus KJB D, 145, und KJB C, 115.
Rest des Absatzes nicht aus den KJB.
Trumen - auf der trume (Trompete) blasen.
269
vyr frauwe viz Engellant quam, vnd sal sy nuo der goeder dayt alsus beloynt werden. So dat
eyn romoyr wart in den heren vnd wuorden alle wendich.
In600 deme seluen jaire sloge de stad van Kollen eyn bolwerck zu Duytze vp vur gewalt der
koyrfursten, dye sy danne (10) ouerfallen wolden widder recht. Ind dit geschach mit raede
des vurgeschrieben hertzog Aloffs van dem Berge, der sich mit der stat gesoenynta ind
gefrunt hadde, ind dede der stat Kollen widder alle kuyrfursten bystant ind leynde yn syne
groisße busse, die man lachte vp den warff601 by dye Fischportze. In dem seluen jaere
zoegen 400 man viz Kollen vur Bockelmu°ntb ind branten Damen van Disheym syn huys
ind hoff aue, want watt goytz zu Kollen yn solde faeren, dat keyrde hey zu Bunne wart.
Hey was der stad soldener vur gewest. In dem 19. jaere wart de stat (20) Kollen des
busschoffs Dederichs vyant, da sy noit zu dranck. Ind in dem seluen jaere zouch de stat
Kollen vur Woryngen ind branten slos vnd dorp Reyne aue ind feyngen alle, die off dem
slosse waren ind foyrten sy zu Kollen yn ind zoegen vort vor den Forst ind wonnen dat ind
branten dat viz, des der busschoff neyt gekeren konde.602 Zu leste do viel homoytz, schade
ind jamers vollenbracht was in dem 24. jaire tusschen sant Mertins dach ind kyrsmissen, do
vnderstoynt man den kreich zu soenen, dye da weren solde zwey jaere na des busschoffs
dode. Ind off sache were, dat (30) dar na yet tu°sschen dem busschoff vnd der stad
vnfriddes enstunde, so wart geordent van des busschoffs wegenn dry goeder herren,
desglichen auch van der stat wegen. Ind
106r die sulden alle dinge macht hauen zu richten ind des wustenn sye yre ouerheufft off
sy sich neit verdragen hedden, so dat dye soene breue klairlicher hie ynne begriffen, ind dat
capittel zum doeme geloffden dat gheynen busschoff zw nemen, hey swore den fridden na
des busschoff Dederichs dode gantze zu haldenn etc.
Van den paesenc
Item anno domini 1374 wurden zwene paese zu Rome gekoren, Vrbanus sextus vnd
Clemens septimus. (10) Da wart auer scisma vnnd vneynicheyt. Darna in Vrbanus stad wart
gekoren Bonifacius der 9., ind zu Avinion wart yn Clemens stat gekoren Benedictus der 13.
Ind dyese scisma werde bis zu dem consilium zu Costans. Noch wart vp geworpen vur eyn
pais Innocencius der seuende ind Gregorius der 12. ind Alexander der funffte bis an pape
Johan der 23., der zu Manheym gefangen lach. Vnd in dem consilium zu Costans wart zu
lest eyndrechtich gekoren pays Mertin eyn Roemer, der besas synen stoyle 14 jare.
Eugenius603 wart darna pais, eyn Venediger. Hey wart eyndre(20)chtich zu Rome gekoren
na dode Martini vnd doch zw leste viz Rome verdreuen. Hey besas synen stoyl 17 jaire, ind
durch hulpe der Venediger quam hey widder vmbe zu Rome vnd zu mere gehoirsamheyt.
Felix, eyn hertzoch van Safoyen, wart darna zu Basel in consilium zu eyme paese gekoren.
Da wart aeuer uneynicheyt vnd Eugenius wart aue gesatzt. Also na Eugenius dode wart
gekoren Nicolaus der funffte, der wart zu Rome gekoeren in Eugenius stad. Hey besas
synen stoyl 8 jaire. (30) Calixtus wart darna pais ind was stedich kranck. Der wart gekoren
anno domini 1455 ind starff ym 58. jare. Pius wart darna pais in dem seluen jaire. Der starff
ym 64. jare vp den 14. dach Augusti.
____________________________
a
b
c
C+D 19 gesoynt C+D 19 Buckelmunt Absatz fehlt C+D 22
600
601
602
603
KJB D, 147.
Warff – Wall.
Vorangehender Satz KJB C, 121, abschließende Sätze KJB D, 152..
Diese Päpste aus Rolevinck, Fasciculus, 63r-63v.
270
106v Paulus wart dar na pais anno domini ym 64. jare.
107r
Van den Romischen konyngen
Albertus, eyn hertzoch van Oisterich, wart Roymsche konynck na dode Sigismundi. Hey
was Sigismundi dochter man, dem wart vergeuen vnd leuede neyt lange, licht eyn jare in der
kronen. Hey wart zu Franckfurt eyndrechtich gekoren anno domini 1438 off den 18. dach
Mertze.
Friderich der dritte, eyn hertzoch van Oisterich, der wart van dem vurgenanten pais
Nicolao zu Rome myt syner hußfrau(9)wen von Portingale gekroynt
107v [unbeschrieben]
108r
Van den busschouen
Item na dode busschoff Dederichs van Morse wart eyndrechtich zu Kollen gekoren
hertzoch Roprecht, palsgraue by (4) Ryne, zu eyme bu°sschoue.604
604
Der Schluß ist identisch in C+D 19, 20 und 23, C+D 22 setzt ganz kursorisch fort bis 1471 (1442 Wahl
Friedrichs III., 1471 Reichstag Regensburg). Von gleicher Hand paginiert, aber unbeschrieben die Blätter
109 und 110.
271
10.2 Der Urkundenteil
An dieser Stelle werden erstmals detailliertere Angaben zum Urkundenteil
in der Agrippina publiziert605. Sie sollen durch Verweise auf Drucke und
Regesten die weitere Beschäftigung mit diesem Urkundenteil, der in der
Handschrift gleichgewichtig neben der Chronik steht, ermöglichen.
Nach Datum und Aussteller ist jeweils die Stelle vermerkt, an der das
betreffende Stück in der Handschrift C+D 20 und im Autograph steht. Es
folgen Angaben zum heutigen Archivort. Die Sigle WB bedeutet, daß sich
eine Abschrift der Urkunde im städtischen Urkundenkopiar von 1396, dem
sogenannten "Weißen Buch" befindet; hier wird die enge Verbindung zum
Amtsbuchwesen der städtischen Kanzlei deutlich. Die Agrippina selbst ist
jedoch kein Amtsbuch und auch kein Kopiar im strengen Sinne, weshalb eine
Reihe der Urkunden ganz ohne Dispositio eingetragen ist.
Im einzelnen gelten folgende Grundsätze:
Bei Stücken, die für die oder von den Erzbischöfen ausgestellt wurden,
werden Bandnummer und die Nummer des Regests aus den "Regesten der
Erzbischöfe von Köln" (REK) angegeben. Hier finden sich dann alle weiteren
Informationen. Editionen der stadtkölnischen Urkunden liegen vor im
Quellenwerk von Ennen/Eckertz (Qu.) und Lacomblets "Niederrheinischem
Urkundenbuch" (Lac). Urkunden mit dem Vermerk "HUA" (Haupturkundenarchiv) liegen heute im HAStK, Regesten finden sich in den ersten Heften der
"Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln". Wenn keine neueren Regestenwerke vorlagen, wurde auf die "Regesta Imperii" (RI) zurückgegriffen. Stücke
Kaiser Friedrichs III. werden zitiert unter Benutzung der Nummer aus den
"Regesten Kaiser Friedrichs III., Heft 7", bearb. von Th. Kraus. Ferner
verweise ich bei einigen Nummern auf das Regestenwerk von F. Battenberg
"Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige".
1)
1074 Sept. 27
Ebf. Anno II. (Fälschung)
C+D 20 112r-113r/C+D 19 37r-38r. REK 1 Nr. 1037 - Es geht um Schenkungen
der Grafen von Kleve an Erzbischof Anno II. Die Agrippina ist der bei weitem älteste
Textzeuge.
2)
1212 Nov. 30
Otto IV.
C+D 20 113v. Nur Proto- und Eschatokoll. Vgl. Nr. 24. Lac II Nr. 21. HUA/WB.
605
Erste Übersichten zu den Urkunden wurden von Richard Stettiner angefertigt, der im 19. Jahrhundert als
Volontär am HAStK arbeitete. Seine Unterlagen liegen als Nachlaß Nr. 1098 noch heute dort und waren
mir von großem Nutzen. Stettiner war später Assistent am Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe
und Herausgeber der Zeitschrift "Das Museum". Er starb 1927.
272
3)
1224 Jan. 20
Heinrich VII.
C+D 20 113v. Nur Proto- und Eschatokoll. Vgl. Nr. 24. Lac II Nr. 111. HUA/WB.
4)
1314 Dez. 4
Ludwig der Bayer
C+D 20 113v-116r/C+D 19 18v-20v. Vgl. Lac III, Nr. 142. Langes Stück mit
mehreren Transsumpten (Friedrich II. 1215 Mai 6/ 1236 Mai/ 1242 Mai, Rudolf
1273 Nov.), im WB 35-37r.. Battenberg Nr. 266.
5)
1255 März 8
Wilhelm von Holland
C+D 20 116r. Nur Proto- und Eschatokoll. Vgl. Nr. 24. Qu. 2 Nr. 335. HUA/WB.
6)
1251 Dez. 13
Heinrich v. Lothringen
C+D 20 116rv. Lac II Nr. 377. Vertrag mit cives civitatis Col. über Zölle,
Gerichtsstand, Verkehrssicherheit für beider Kaufleute. HUA/WB.
7)
1257 Mai 27
Richard v. Cornwall
C+D 20 116v. Nur Proto- und Eschatokoll. Vgl. Nr. 24. HUA/WB.
7a) wie Nr. 7, vollständig
C+D 20 116v-117v/C+D 19 38rv. Lac II Nr. 441. Battenberg Nr. 51. Bestätigung
der Privilegien der Stadt Köln, insbesondere des ius de non evocando.
8)
1274 März 2
Rudolf v. Habsburg
C+D 20 117v-118r/C+D 19 21v. Lac II Nr. 657. Battenberg Nr. 58. HUA 1/ 387.
HUA/WB.
9)
1236 Mai
Friedrich II.
C+D 20 118r. Nur Proto- und Eschatokoll. Vgl. Nr. 24. Lac II Nr. 205. HUA/WB.
10) 1242 Mai
Friedrich II.
C+D 20 118v. Nur Proto- und Eschatokoll. Vgl. Nr. 24. Lac II Nr. 267. HUA/WB.
11) 1301 Febr. 6
Albrecht
Nur Proto- und Eschatokoll. Vgl. Nr. 24. Lac III Nr. 2. HUA/WB.
11a) wie Nr. 11, vollständig
C+D 20 118v/C+D 19 20v. Allgemeine Bestätigung der Privilegien der Stadt Köln.
12) 1302 Okt. 24
Ebf. Wikbold
C+D 20 119r/C+D 19 20v-21r Lac III Nr. 22. Bestätigung der Privilegien der Stadt
Köln. HUA/WB.
13) 1375 Mai
Karl IV.
C+D 20 119r-120r/C+D 19 7r-8r. REK 8 Nr. 1183. Für Ebf. Friedrich: Da ihm die
Gerichtsgewalt in Köln zustehe, könne auch nur er jede Form von Zöllen, Steuern
oder Abgaben in der Stadt erheben. Schluß mit Ausstellungsort, Zeugen und Datum
fehlt.
14) 1375 Okt. 14
Karl IV.
C+D 20 120r-129v/C+D 19 8r-16r. REK 8 Nr. 1249. Bestätigt Ebf. Friedrich den
Großen Schied 1258 (Qu. 2 Nr. 384), dieser komplett inseriert.
15) 1375 Okt. 14
Karl IV.
273
C+D 20 130r-132r/C+D 19 16v-18r. REK 8 Nr. 1250. Bestätigt Ebf. Friedrich das
transsumierte Weistum der ausgewichenen Schöffen ( Druck: Qu. 5 Nr. 96). Diese
bestätigen von Bonn aus weitgehende Hoheitsrechte des Ebfs.
16) 1349 Aug. 11
Karl IV.
C+D 20 132r-135r/C+D 19 22r-24v. Battenberg Nr. 538. Qu. 4 Nr. 311. Am
Seitenrand folgende Rechte hervorgehoben: keine Haftung der Bürger für ebfl.
Schulden/ ius de non evocando/ kein Repressalienarrest/ Akziserecht der Bürger/
Mühlenaufsicht/ Burgbann und Bannmeile/ Stapel. Vergl. Nr. 24. HUA.
17) 1375 Okt. 20
Karl IV.
C+D 20 135r-136v/C+D 19 28rv. REK 8 Nr. 1255. Lac III Nr. 774. Erklärt
zugunsten des Erzbischofs eine Urkunde für falsch, in der den Schöffen das
Kooptationsrecht zugestanden wird.606
18) 1375 Okt. 20
Karl IV.
REK 8 Nr. 1253. Lac III 775. Battenberg Nr. 804. Für Ebf. Friedrich von
Saarwerden, der Kölner auch außerhalb der Stadt vor Gericht laden darf. C+D 20
136v-138v/in C+D 19 29r-30v unter der Überschrift Declaratio imperialis quod episcopus
Coloniensis potest transferre iurisdictionem temporalem etc civitatis Coloniensis extra civitatem
eandem tempore guerrarum.
19) 1356 Jan. 5
Karl IV.
C+D 20 138v-141v/C+D 19 49r-51r. REK 6 Nr. 734. Sub bulla aurea. Für Ebf.
Wilhelm von Gennep, widerruft in breitem Umfang städtische Rechte.
19a) 1366 Jan. 5
Ebf. Gerlach von Mainz
C+D 20 141v-142r/C+D 19 51rv. Fehlt Reg. Ebfe Mainz. Vgl. REK 6 Nr. 731.
Bestätigt Nr. 19. Die Überschrift in C+D 19/20 als Revers auf dem Original: Littera
approbacionis domini archiepiscopi Maguntinensis literarum imperialium, per quas reuocantur
aliqua priuilegia ciuibus Coloniensibus in praeiudicium archiepiscopi concessa ut supra.
20) 1356 Jan. 4
Karl IV.
C+D 20 142r-143r/C+D 19 51v-52v. REK 6 Nr. 730. Lac III 550. Verleiht Ebf.
Wilhelm von Gennep Zollrechte. Text mit einigen Auslassungen.
21) 1356 Okt. 25
Karl IV.
C+D 20 143v-145v/C+D 19 52v-54r. Dieses Stück nicht in den REK, sondern nur
bei Böhmer/Huber, Regesta Imperii 2427 S. 195 aus Abschrift Münster: "[...] ein
privileg betreffend gewisse gesetze und verordnungen, die er zunächst für das reich
Böhmen erlassen, später aber auf die andern kurfürsten ausgedehnt hat."
22) 1375 Okt. 14
Karl IV.
C+D 20 145v-150v.REK 8 Nr. 1251. Lac III Nr. 773. Agrippina hat falsches Datum:
1370. Unter dem richtigen Datum vgl. HUA 2945a: Papierkopie 16. Jh (es gibt
diverse Abschriften).
Die Urkunde Karls IV. bestätigt dem Erzbischof vier inserierte Urkunden Konrads
von Hochstaden von 1259/60. Die Inserte sind auch in C+D 20 alle enthalten, wenn
606
Das Stück ist abgebildet bei: A.-D. von den Brincken, Privilegium falsitatis vitio depravatum, in: AfD 23, 1977,
403-424.
274
auch z.T. verkürzt. Der Leser hat bei diesen Seiten den Eindruck, es würde eine
Reihe von Diplomen des Hochstadeners wiedergegeben. In C+D 19 stehen diese
Urkunden vorne 4r-7r, beim Privileg Karls IV. 54rv wird dann hierauf verwiesen. Es
geht um die Absetzung von Schöffen, Bürgermeistern und Münzerhausgenossen:
22a) REK 3, 1 Nr. 2046
22b) REK 3, 1 Nr. 2047
22c) REK 3, 1 Nr. 2044
22d) REK 3, 1 Nr. 2136
23) 1248 Juni 7
Konrad v. Hochstaden
C+D 20 150v. Nur Anfang und Schluß. Vgl. Nr. 24. Lac II Nr. 333. HUA/WB.
24) 1249 Mai 5 Konrad von Hochstaden/1349 Aug. 11 Karl IV.
C+D 20 150v-151r. Enthält wörtlich das letzte Insert und Eschatokoll des Diploms
von Karl IV. 1349 Aug. 11. Die Urkunde liegt in 3 Varianten im HAStK: HUA 3/
1932 A-C. A=Ausfertigung, B=Kopie Perg. 14 Jh (scheidet als Vorlage aus, weil
ohne Zeugenliste), C= Kopie Papier 15. Jh (Angaben aus HUA-Repertorium). Die
sehr umfangreiche Urkunde mit vielen kursorischen Inserten (Übersicht: HUA-Reg.
in den Mitt. zu Nr. 1119) ist in der Agrippina aufgeteilt auf die Nrn.
2,3,5,7,9,10,11,23,24. Ein weiteres Insert − Adolf von Nassau 1292 − befindet sich
im Text selbst (C+D 20 fol. 89r). Die Überleitungen, die in der Urkunde die Inserte
jeweils ankündigen, sind weggelassen, so daß der Eindruck selbständiger Stücke
entsteht. In C+D 20 sollten offenbar die Urkunden Konrads zusammenstehen. In
C+D 19 ist die Aufteilung anders, hier stehen alle Inserte bis zu Albrecht 1301
untereinander (22r-24v), der Rest (= Nrn. 23, 24) folgt 39r607.
25) 1377 Febr. 16
Ebf. Kuno von Trier
C+D 20 151r-155r/C+D 19 1v-4r [= erstes Stück des Urkundenteils]. REK 8 Nr.
1625, Lac III Nr. 792. Im WB 177v-179v. Qu. 5 Nr. 166. Beurkundet einen Schied
zwischen Ebf. Friedrich v. Saarwerden und der Stadt Köln. WB.
26) 1424 Dez. 9
Adolph von Jülich-Berg
C+D 20 155r-162v/C+D 19 31v-37r. Beurkundet einen Schied zwischen Ebf.
Dietrich und der Stadt Köln. In C+D 19 beglaubigt von Johannes von Wipperfürth,
Archidiakon am Kölner Domstift. HUA.
27) 1372 April 30
Ebf. Friedrich
C+D 20 162v/C+D 19 39v. REK 8 Nr. 543. Qu. 4 Nr. 546. Agrippinen haben
falsches Datum 1370. HUA/WB.
28) 1393 Juni 5
Gf. Friedrich von Moers
C+D 20 163r-165v/C+D 19 40v-42r. REK 10 Nr. 473 (mit Datum 11. Juni). Lac III
Nr. 986. Vermittelt Einung zwischen Ebf. und Stadt. In C+D 19 bezeichnet als
Littera compositionis inter dominum Coloniensem et civitatem Coloniensem facta. Datierung: des
godes dachs nach des heiligen Sacraments dag.
607
Vgl. hierzu auch A.-D. von den Brincken, Köln 1475 S. 63 und Nr. 37, S. 34.
275
29) 1396 Dez. 21
Ebf. Friedrich
C+D 20 165v-166v/C+D 19 42r-42bisr [Seite mit Zählung 42 bis ]. REK 10 Nr.
1142. Qu. 6 Nr. 295. Vergleich und Einigung (littera compositionis) zwischen
Erzbischof und Stadt Köln. HUA/WB.
30) 1398 Febr. 1
Hzg. Johann v. Troppau
C+D 20 167r-167v. Vidimiert als Hofmeister und Hofrichter Kg. Wenzels
Privilegien Karls IV. für die Stadt Köln. Regest: Mitt 12, S. 13. HUA.
31) 1409 März 5
Kg. Ruprecht
C+D 20 167v-168r/C+D 19 42bisv. Widerruft eine Ladung Kölns vor das
Hofgericht unter Hinweis auf deren Ius de non evocando. Reg.: Oberndorff 2 Nr.
5734. HUA/WB.
32) 1414 Nov. 8
Kg. Sigismund
C+D 20 168r-169v/C+D 19 42rv. Vgl. Lac 4 S. 95 A 2. Bestätigt Ebf. Dietrich in
Aachen am Tag seiner Krönung alle Rechte. Inseriert der Hinweis auf eine Urkunde
ut supra per totum Albertus [ohne deren Text]. Stück hat keine einzelnen Rechte, ist
offenbar weder RI XI, 1 1279 noch 1280.
33) 1414 Nov. 21
Kg. Sigismund
C+D 20 169v-170r/C+D 19 44rv. Allgemeine Bestätigung von Privilegien der Stadt
Köln. HUA. Vgl. RI XI, 1 1327.
34) 1414 und 1416
Kg. Sigismund
C+D 20 170rv/C+D 1+9 44v. Vgl. Ennen III, S. 320-2. Vgl. RI XI, 1 1328, Mitt.
Heft 16 (1899) Nrn. 8864 (S. 79) und 8867. Beide Stücke ohne Eschatokoll. Es
handelt sich um Diplome für die Kölner Juden (Schutz- und Geleitsbriefe), die als
Kammerknechte ihre Steuern immer ordentlich gezahlt hätten (erstes Diplom mit
Dispositio).
34a) dito
35) 1422 März 8
Kg. Sigismund
C+D 20 171rv/C+D 19 47v. RI XI, 1 4758. Erklärt alle Urkunden für hinfällig, die
die erzbischöflichen Rechte schmälern, insbesondere solche der Stadt Köln.
36) 1414 Dez. 22
Dietrich electus
C+D 20 171v-172v/C+D 19 46rv. Einung zwischen Dietrich und der Stadt Köln auf
10 Jahre. HUA.
37) 1442 Juni 29
Friedrich III.
C+D 20 172v-173v/C+D 19 48r. Kraus Nr. 15. Bestätigung von Privilegien der
Stadt Köln. HUA.
38) 1442 Juni 29
Friedrich III.
C+D 20 173v-174v/C+D 19 48v-49r. Kraus Nr. 16. Lac IV Nr. 248. Vgl. RI Nr. 16.
Erklärt, daß seine der Stadt Köln gegebenen Privilegien dem Ebf. nach Maßgabe der
Goldenen Bulle nicht nachteilig sein dürfen. Dieses Stück steht im Verdacht der
Fälschung. Die Nrn. 37 und 38 folgen unmittelbar aufeinander. WB.
276
39) neun Urkunden englischer Könige unter der Überschrift: Item priuilegium
quod habent Mercatores et Cives Colonienses a regibus Anglie datum anno 1258.
C+D 20 174v-177r/C+D 19 55r-56v.
A. Heinrich II. 1157
B. ders. 1175 Juni
C. Heinrich III. 1235 Nov. 8
D. Heinrich II. o.J. [1157]
E. Richard 1194 Febr. 16
F. Johann Ohneland 1213 Juli 24
G. Heinrich III. 1235 Nov. 8
H. Edward 1290 Juli 28
I. Wilhelm 1260 für mercatores Almanie
Qu. 1 Nr. 69
Qu. 1 Nr. 86
Qu. 1 Nr. 150
Qu. 1 Nr. 68
Qu. 1 Nr. 109
Qu. 2 Nr. 41
Qu. 2 Nr. 149
HUB I Nr. 1070
HUB I Nr. 540
40) 1471 Friedrich III.: Landfrieden Regensburg
C+D 20 177r-180v/C+D 19 56v-59r. Kraus Nr. 335. Überschrift: Den gemeynen
lantfridden den keyser Friderich anno domini 1471 zu Regenspurch gesatz hait. HUA.
277
Index zur Handschrift
Der folgende Index erschließt den Text der Agrippina. Er enthält vor allem Personen- und
Ortsnamen, aber auch einige Sachschlagworte. Wegen der Häufigkeit mancher Einträge
und der Knappheit anderer wird keine Vollständigkeit angestrebt, das Ziel ist vielmehr, die
Struktur des Textes aufzuschlüsseln und das Auffinden derjenigen Textstelle zu
ermöglichen, an der eine Person oder ein Ereignis der Kölner Geschichte zentral behandelt
werden. Der Abschnitt der Handschrift, der eine Paraphrase der Reimchronik Gottfried
Hagens ist608, wurde nicht berücksichtigt, weil er über den Index in den CDS erschlossen
ist.
Aristoteles 134, 257
Artus 160
Attila 158, 173, 174
Augustinus 134, 135, 170, 175, 212, 215
Babylon 142, 170
Basel 143
Berengar I. 192
Boethius 174
Böhmen, Königreich 219
Bruno (Kartäuser) 209
Byzanz, Herrscher
Theodosius 173
Arkadius 174
Theodosius II. 175
Markian 175
Anastasios 177
Justin I. 177
Justinian 177
Justin II. 178
Tiberios 178
Maurikios 178
Phokas 178
Heracleios 179
Konstantin III. 179
Konstans II. 180
Justinian II. 184
Leontios 184
Tiberios 184
Justinian II. 184
Philippikos 184
Theodosius III. 185
Leon III. 186
Konstantin V. 186
Leo IV. 186
Konstantin VI. 186
Irene 186
608
C+D 20 69r-84r.
278
Nikephoros 186
Michael 187
Cicero 211
Corpus iuris canonici 155, 158, 178, 187,
189, 195, 208
Corpus iuris civilis 141, 177
Deutz 229, 247, 262, 269, 270
Dietrich von Bern 174
Dultemar 145
Elisabeth von Schonau 175
Ewalde 206
Franken 166
Friedrich, Graf von Isenburg 222, 225
Giselbert, Hzg. von Lothringen 193
Goldene Bulle 202
Gregor von Tours 173
Heinrich der Löwe 217, 218
Heinrich von Kempten 196
Heinrich, Landgraf von Thüringen 223
Hermann Grin 247
Herzogtum Westfalen 216
Hieronymus 138, 173, 174, 211
Hilger von der Stesse 266
Hunnen 158, 169, 170, 174
Interregnum 249
Investiturstreit 209
Jerusalem 132, 170
Juden 175, 261
Jupiter 139, 141, 168
Kaiser und Könige Siehe Reich
Kaiser und Papst, Verhältnis 213
Karolinger
Arnulf 182
Pippin d.Ä. 180, 182, 183
Pippin d.M. 180, 182
Karl Martell 181, 182
Pippin d.J. 182, 183, 185
Karl der Große 188
Ludwig der Fromme 189
Lothar I. 189, 191
Lothar II. 190
Karl der Kahle 190
Karl der Kahle 191
Ludwig II. 191
Karl III. 192
Kleines Kaiserrecht 247
Köln, Akzise 259, 262
Köln, Dom 226
Köln, Domkapitel 236, 257, 258, 259,
261, 264, 268, 270
Köln, edel herren 133
Köln, Erzbischöfe
Maternus 141, 151, 155, 161
Eufrates 161, 171
Severin 162
Evergisil 175, 211
Aquilinus 175
Symeneus 176
Remidius 176
Kunibert 179
Bocaldus 183
Stephan 183
Baldewin 183
Gyso 183
Anno 183
Pharamundus 183
Agilolph 183
Rangefred 184
Hildeger 184
Berchelin 184
Ricolph 184
Hildebald 188
Hadebald 189
Gunther 189
Willibert 190
Hermann I. 194
Wikfrid 194
Brun I. 197
Folkmar 198
Gero 198
Warin 198
Everger 201
Heribert 203
Pilgrim 205
Hermann II. 206
Anno II. 206
Hildolf 208
Segewin 208
Hermann III. 208
Friedrich I. 208
Brun II. 208
Hugo 208
Arnold I. 209
Arnold II. 209
Friedrich II. 209
Rainald von Dassel 209
Philipp von Heinsberg 216
Brun III. 218
Adolf von Altena 220
Brun IV. 221
Dietrich I. 221
Engelbert I. 222
Heinrich von Molenark 225
Konrad von Hochstaden 224, 226
Engelbert von Falkenberg 232
Siegfried von Westerburg 245
Wikbolt von Holte 251
Heinrich II. von Virneburg 251
Walram von Jülich 256
Wilhelm von Gennep 256
Adolf II. von der Mark 257
Engelbert III. von der Mark 258
Friedrich III. von Saarwerden 260
Dietrich von Moers 268
Köln, Erzstift 200
Köln, Gaffeln 237, 261
Köln, Gemeinde 206, 230, 265, 269
Köln, Geschlechter 153
Köln, Interdikt (1369) 259
Köln, Kirchen-Klöster-Stifte
Groß St. Martin 198, 263
Kartause 163, 256
Krieler Dom 188
Machabäer 210
St. Aposteln 205
St. Caecilien 175
St. Georg 206
St. Heribert 263
St. Kolumba 238
St. Kunibert 206, 263
St. Maria ad gradus 245
St. Maria im Kapitol 180
St. Pantaleon 162, 197
St. Severin 162
Köln, Rat/Ratsherren 135, 136, 204,
221, 235, 259, 263, 265, 267
132
Köln, Rathausturm 267
Köln, Rheinbrücke 197
Köln, Schlacht a.d. Ulrepforte (1268)
242
Köln, Schöffen 207, 230, 231, 262, 263
Köln, Schöffengericht 207
Köln, Schöffenkrieg 1375 262
Köln, Siegel 168
Köln, Stadtmauer 217
Köln, Stadtpatron 214
Köln, Stadtschreiber 245
Köln, Stadttore 263, 266
Köln, Stellung im Reich 201, 247
Köln, Universität 265
Köln, Wappen 168, 214
Köln, Weberschlacht (1371) 261
Kölner Bauer 201, 203
Konstanz, Konzil 266, 270
Kreuzzug 208, 216
Kuno II., Ebf. Trier 259
Kurfürstenkolleg, Entstehung 200
Legenda Aurea 149, 161, 179, 205
Limburgischer Erbfolgestreit 246
Lothringen 190, 191, 193
Lüttich 267
Mainz 141, 143, 149, 157, 168, 172, 173,
191, 219, 254
Mainz, Erzbischöfe
Bonifatius 182
Christian I. 210
Johann von Nassau 267
Siegfried 220, 221
Marcus Agrippa 137, 148, 178
Marcus Antonius 148
Marcus Tribunus 133, 152
Merowinger
Merowech 171
Childerich I. 171, 176
Chlodwig I. 167, 171
Chlothar I. 172
Chilperich 172
Chlothar II. 172
Dagobert I. 172, 177
Mohammed 179
Münster, Bischof 206
Orleans 171
Päpste
Petrus 150
Linus 151
Anaklet-Telesphorus 155
133
Hyginus-Viktor I. 155
Zephirinus-Anterus 156
Fabianus-Cajus 158
Marcellinus-Silvester I. 160, 213
Marcus-Damasius 164
Siricius-Zosimus 174
Bonifaz I. - Leo I. 176
Hilarius-Gelasius 176
Anastasius II.-Vigilius 178
Pelagius I.-Honorius I. 178
Severinus-Donus 183
Agatho-Konstantin I. 185
Gregor II. 185
Gregor III.-Leo III. 186
Stephan V.-Nikolaus I. 190
Hadrian II.-Benedikt VII. 194
Johannes XIV.-Johannes XVI. 199
Silvester II.-Benedikt IX. 204
Silvester III.-Clemens II. 206
Damasus II.-Alexander II. 207
Gregor VII.-Eugen III. 215
Anastasius IV.-Innocenz III. 219
Honorius III.-Benedikt XI. 224
Clemens V.-Gregor XI. 253
Urban VI.-Martin V. 266
Urban VI.-Paul II. 270
Pharamundus 166
Pius II. (Piccolomini) 255
Plectrudis 180, 183
Plinius 152
Plutarch 154
Pompeius 146
Priamus 167
Quaternionen 200
reformatio Friderici 202
Regierung, rechte 211
Reich (Heiliges Römisches Reich)
Ludwig der Deutsche 191
Arnulf 192
Ludwig das Kind 192
Konrad I. 193
Heinrich I. 193, 194
Otto I. 195, 196
Otto II. 198
Otto III. 199, 201
Heinrich II. 205
Konrad II. 205
Heinrich III. 205
Heinrich IV. 208
Heinrich V. 211
Lothar von Supplingenburg 211
Konrad III. 216
Friedrich I. Barbarossa 216
Heinrich VI. 218
Philipp von Schwaben 219, 220
Otto IV. 219, 220
Friedrich II. 220, 223
Heinrich (VII.) 222
Konrad IV. 223
Wilhelm von Holland 224
Richard von Cornwall 224
Alfons von Kastilien 224
Rudolf I. von Habsburg 249
Adolf von Nassau 250
Albrecht I. 250, 251
Heinrich VII. von Luxemburg 251
Ludwig IV. von Bayern 252
Friedrich (III.) der Schöne 252, 253
Karl IV. 202, 253, 254, 255
Günther von Schwarzburg 255
Wenzel 262, 264
Ruprecht von der Pfalz 267
Sigismund 268
Albrecht II. 271
Friedrich III. 202, 271
Reichsstädte, Liste 132
Reichsstädte, Rechte 248
Reims 167
Rollo (Normannenherzog) 191
Rom, Herrscher
Julius Caesar 133, 144, 145, 146
Octavian/Augustus 148
Tiberius 149
Gaius 149
Claudius 150
Nero 138, 150
Galba 150
Otho 150
Vitellius 150
Vespasian 151
Titus 151
Domitian 151
Nerva 151
Trajan 133, 152, 154
Hadrian 154
Antoninus Pius 155
Marc Aurel 155
Commodus 156
Pertinax 156
Septimius Severus 156
Caracalla 156
Macrinus 156
Elagabal 156
Severus Alexander 157
Maximinius 157
Gordian 157
Philippus 157
Decius 158
Gallus 158
Volusianus 158
Valerian 158
Gallienus 158
Claudius II. 159
Quintillus 159
Aurelian 159
Tacitus 159
Florianus 159
Probus 159
Carus 159
Diocletian 159
Maximian 160
Galerius 160
Constantius 160
Konstantin der Große 161, 213
Constantius 164
Constans 164
Julian Apostata 164
Jovian 164
Valentinian I. 165
Gratian 165, 173
Valentinian II. 165
Honorius 174, 175
Rom, Wappen 167
Romulus und Remus 137
Semiramis 142
Seneca 150
Siegburg, Kloster 207
Signater 145
Speyer 168
St. Aureus 173
St. Gereon 160
St. Lupus 170
St. Martin 165, 213
St. Mauritius 160
St. Peter 168
St. Servatius 169
St. Severin 162
St. Ursula 158, 175
Stand, weltlicher und geistlicher 212
Straßburg 143, 168
134
Theutona (Riese) 166
Tongern 161, 169, 171
translatio imperii 148, 164, 192, 214
Trebeta 133, 137, 142
Trier 138, 139, 142, 151
Bischofsliste 162
Troja 165, 168
135
Vincenz von Beauvais 138, 173
Worms 143, 168
Wormser Konkordat 211
Worringen 1288 Siehe Limburgischer
Erbfolgestreit
Xanten 173