26 der Standard Wirtschaft * Freitag, 2. Oktober 2015 Weil in Österreich ein vergleichbares gesetzliches Instrument fehlt, wollen die Konsumentenschützer des VKI eine Sammelklage in den Niederlanden einbringen. Von einem angestrebten Vergleich mit VW in Sachen gefälschte Abgaswerte könnten Zigtausende profitieren. Günther Strobl Wien – Während die Zahl neu zu justierender Dieselautos aus dem Hause VW täglich steigt, beginnen Konsumentenschützer in vielen Ländern Möglichkeiten auszuloten, Entschädigung für betroffene Fahrzeughalter zu erwirken. In Österreich ist es der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Dieser will, weil hierzulande ein entsprechendes gesetzliches Instrument fehlt, eine Sammelklage in den Niederlanden einbringen. „Dort gibt es seit etwa zehn Jahren eine gesetzliche Regelung, wonach Interessen geschädigter Konsumenten in Form einer Stiftung gesammelt werden. Dann sucht man einen Vergleich mit dem Verursacher des Schadens. Gelingt dies, kann man den Vergleich von einem Gericht in Amsterdam bestätigen lassen“, sagte der Leiter der Rechtsabteilung beim VKI, Peter Kolba, dem STANDARD. Die Vereinbarung erfasse dann alle, die nicht innerhalb eines angemessenen Zeitraums – meist drei bis fünf Monate – sagen, dass sie einen individuellen Versuch auf Entschädigung unternehmen wollen. Auf www.verbraucherrecht.at sammelt der VKI Adressen von Kfz-Haltern, die sich geschädigt fühlen. Spätestens in 14 Tagen sollten die Vorarbeiten für eine Sammelklage abgeschlossen sein. Man bemühe sich, auch andere Verbraucherschutzorganisationen in Europa mit ins Boot zu holen. Auch eine weltweite Regelung durch Zusammenarbeit mit USAnwälten sei denkbar. „Wir sind in Gesprächen“, sagte Kolba. Neuer VW-Finanzvorstand Weil auch diverse Unternehmen mit ihren Fuhrparks von manipulierten Abgaswerten bei VWDieselfahrzeugen betroffen sind, diese aber nicht vom VKI vertreten werden, will sich Alexander Klauser von der Kanzlei Brauneis, Klauser & Prändl der Causa annehmen. „VW-Dieselgate zeigt, dass die österreichische Justiz Nachholbedarf hat“, sagte Klauser. Österreich ist, was das Instrument der Sammelklage betrifft, ein Entwicklungsland.“ Bei VW selbst gehen die Personalrochaden weiter. Nachfolger für Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch soll Frank Witter werden, bisher Chef der Leasing- und Banktochter VW Financial Services. Das teilte Volkswagen am Donnerstag mit. Pötsch wechselt in den Aufsichtsrat. Für ihn macht Julia Kuhn-Piëch Platz, die ihr Mandat niedergelegt hat. Entgegen ihren früheren Angaben führt die Staatsanwaltschaft Braunschweig derzeit kein formelles Ermittlungsverfahren gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn persönlich. Zugleich bedauerte die Behörde die „Irritationen“ über ihre Angaben. Es werde aber weiterhin geprüft, ob ein solcher Diesel-Pkw in Österreich – Marken Bestand 2014 Audi 275.302 Ford 170.809 VW 653.154 gesamt 2,66 Mio. 57 % aller Pkw Rest 704.640 BMW 170.535 Mercedes 160.515 Opel 150.740 Skoda 145.358 Renault 118.002 Peugeot 114.008 Quelle: APA, Stat Nun ist auch Samsung mit seinen Flachbildschirmen ins Gerede gekommen. Der Energieverbrauch soll höher sein als angegeben. Auch Samsung soll im Testlabor getrickst haben Energieverbrauch bei Flat-TVs soll in der Praxis höher sein Seoul/Brüssel – Nach VW droht dem nächsten großen Konzern ein Manipulationsskandal: Samsung soll bei Tests zur Energieeffizienz von Flat-TVs getrickst haben. Der südkoreanische Konzern dürfte ähnlich vorgegangen sein wie der Autobauer aus Wolfsburg. Die Software der Flat-TVs soll die in der Branche üblichen Testvideos erkennen und daraufhin den Energieverbrauch senken, indem die Helligkeit reduziert wird. Das wurde laut der britischen Zeitung Guardian bei bisher unver- London meint es mit Bankern gut Die britische Regierung schlägt gegenüber dem Finanzsektor zahmere Töne an Sebastian Borger aus London Die zähe Lobbyarbeit der Londoner Finanzindustrie gegen härtere Vorschriften trägt Früchte. Nachdem die Regierung bereits im Sommer dem Chef der Regulierungsbehörde FCA den Stuhl vor die Tür gestellt hatte, wird jetzt erneut über die bereits beschlossene Trennung von Investment- und Kundengeschäft diskutiert. Eine neue Kernvorschrift, die hohe Banker persönlich für illegale Praktiken ihrer Firmen verantwortlich macht, soll nur rund 15 Spitzenmanager betreffen. Der Crash von 2008 hatte den wichtigsten Finanzplatz der Welt erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Mehrere Kommissionen erarbeiteten für Regierung und Parlament Vorschläge, wie dem Sektor Zügel angelegt werden könnten. Immer neue Skandale wie die Manipulation des Interbankenzinses Libor sowie das Geschäft mit internationalen Devisen (Forex) verstärkten den Eindruck einer Branche, deren interne Kontrollen nicht funktionierten. So habe es ihm ein führender Kopf internationaler Bankenregu- Ein zuverlässiger Wegweiser für private Anleger und B2B-orientierte Entscheider Bank oder Börse, Aktien oder Fonds, sparen oder investieren? Diesen und vielen weiteren Fragen geht das SPEZIAL GELDSTANDARD auf den Grund. Erscheinungstermin: Donnerstag, 22. Oktober 2015 Anzeigenschluss: Donnerstag, 8. Oktober 2015 [email protected] +43(0)1/531 70-707 derStandard.at/Anzeige 360° möglicher Anfangsverdacht gegen Winterkorn oder andere VW-Manager besteht, so eine Sprecherin. VW will Insidern zufolge angesichts der drohenden Herabstufung der Kreditwürdigkeit seine Einnahmen stabilisieren. Kostensenkungen und Einnahmeerhöhungen werden diskutiert. Die Agentur Fitch hat das langfristige Ausfallrisiko bereits unter Beobachtung gestellt. In den USA selbst ist der Absatz von VW im September trotz des Skandals nicht gesunken. Der Wolfsburger Konzern verkaufte von seiner Kernmarke VW gut 26.000 Fahrzeuge, wurde am Donnerstag mitgeteilt. Die Konkurrenz hat bei ihren Verkäufen in den USA zugelegt. Foto: AP/Puskar VKI bereitet in VW-Causa Sammelklage in Holland vor WERBEN SIE CROSSGENIAL: ONLINE UND AUF PAPIER. lierung bestätigt, berichtet Joris Luyendijk im Guardian: Die Leiter großer Bankhäuser „wissen selbst oft gar nicht, was in ihrem Haus genau vorgeht“. Luyendijks neues Buch „Swimming with Sharks“ fasst mehr als 200 Interviews zusammen, die der holländische Anthropologe auf anonymer Basis mit Akteuren der City führen konnte. Fazit: „Geändert hat sich wenig.“ Luyendijk und andere Kritiker der Branche setzen große Hoffnung auf eine neue Vorschrift, die im kommenden März in Kraft treten soll. Sie würde bei weiteren Bankskandalen Strafverfolgern und Genehmigungsbehörden ermöglichen, sogenannte Senior Persons persönlich zur Verantwortung zu ziehen. Die Spitzenmanager müssten nicht nur rückwirkend die Boni der vergangenen zehn Jahre zurückzahlen, sondern auch mit Strafverfolgung rechnen. Dass im Gefolge des Finanzcrashs kein führender Banker vor Gericht gestellt, geschweige denn verurteilt wurde, hatte in Großbritannien für Empörung gesorgt. Jüngsten Berichten zufolge soll die neue Regelung aber lediglich rund 15 leitende Banker betreffen – keine große Zahl in einem Sektor, der allein in London Hunderttausende beschäftigt. In den wöchentlichen Gesprächen zwischen der Bankenlobby BBA, den City-Behörden und der Bank of England geht es außerdem um eine Verwässerung von erst vor kurzem beschlossenen Regeln. Auf Vorschlag der Bankenkommission unter Sir John Vickers verabschiedete die konservativ-liberale Koalition 2013 ein neues Bankengesetz. Demnach müssen die Banken nicht nur dem Staat mehr bezahlen; sie müssen auch mehr Kapital vorhalten und ihre Investmentbank von anderen Geschäftsbereichen abgrenzen. „Sowohl die Bankenabgabe wie die gewünschte Abgrenzung sehen viele Banken als erhebliches Problem an“, berichtet Mark Boleat, Cheflobbyist für die City of London. Befreit von seinen liberalen Koalitionspartnern kommt der konservative Finanzminister George Osborne dem wichtigen Sektor weit entgegen. Bereits im Sommer hatte Osborne der City eine zahmere Gangart signalisiert. öffentlichten Tests der von der EU geförderten Marktüberwachungsgruppe ComplianTV festgestellt. „Samsung hält sich an die Buchstaben, aber nicht den Geist des Gesetzes“, sagte Rudolf Heinz, der verantwortliche Projektmanager von ComplianTVs Testlabor. Die EU-Kommission will die Vorwürfe untersuchen. Samsung dementiert die Vorwürfe und weist vor allem den Vergleich mit dem VW-Skandal zurück. „Das lässt sich nicht vergleichen. Das ist keine Einstellung, die sich nur im Testbetrieb aktiviert. Im Gegenteil, Motion Light‘ aktiviert und senkt automatisch den Energieverbrauch, wenn Videobilder erkannt werden“, sagte ein Unternehmenssprecher. Zahlreiche Beschwerden Neben ComplianTV haben sich auch andere Verbraucherschutzorganisationen bei der EU-Kommission beschwert, dabei aber stets die Namen der betroffenen Hersteller zurückgehalten. Die schwedische Energieagentur SEA hat sich per Brief an die EU-Kommission gewandt. „Unser Testlabor hat einige Fernseher entdeckt, die eindeutig den Standardfilm (IEC) für Tests erkennen. Diese Geräte haben daraufhin die Helligkeit sofort angepasst, um den Energieverbrauch zu senken. Diese Methode hebelt die Überwachung des Marktes aus und sollte von der Kommission angesprochen werden“, heißt es darin. Bereits vor drei Jahren wies Großbritannien die EU-Kommission auf mögliche Manipulation hin. Auch in den USA wird derzeit wegen „einer ungewöhnlichen Anomalie bei Flat-TVs eines Herstellers“ ermittelt, der Name des Herstellers wurde allerdings nie genannt. Für die Vergabe der Energieeffizienzlabels in Europa sind die staatlichen Mitglieder des ComplianTV-Projekts verantwortlich, darunter auch die österreichische Energieagentur. (red) Erfolgreich werben. Crossgenial.
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