SCHLOSSPLATZ 4 CH-5000 AARAU T +41 62 822 65 11 F +41 62 822 67 14 [email protected] www.forumschlossplatz.ch PRESSEMITTEILUNG (4’000 Zeichen) Aarau im Februar 2016 In Teufels Küche. Abwehrmethoden gegen das Böse 19. März bis 29. Mai 2016 Vernissage: Fr, 18. März, 18.30 Uhr Das Böse boomt. Allabendlich lassen sich Millionen von TV-Zuschauern von Krimis, Horrorfilmen oder der Tagesschau thrillen, und die Game-Industrie streicht mit Monster- und Ballerspielen Milliardengewinne ein. Das Böse ist sexy. Es jagt uns schauerliche Angst ein und zieht uns gleichzeitig magisch an. Was aber ist das Böse? Beim Versuch seinem Wesen auf den Grund zu kommen, kann man buchstäblich in Teufels Küche geraten. Die neue Ausstellung im Forum Schlossplatz richtet deshalb den Fokus nicht auf das Böse selbst, sondern darauf, wie wir es uns vom Leibe halten. Die Frage nach dem Bösen wurde im Laufe der Geschichte schon viele Male gestellt und ebenso viele Male unterschiedlich beantwortet – das Böse ist immer ein Konstrukt seiner Zeit. Als Böser Blick oder Mephisto, als Pudelchen oder IS-Kämpfer – das Böse kommt in mannigfaltiger Gestalt daher und ebenso mannigfaltig sind die gesellschaftlichen und individuellen Abwehrmethoden. Entlang einiger grundlegender Methoden ist denn auch die Ausstellung strukturiert. Dabei bietet «In Teufels Küche» mit überraschenden Sammlungen und Inszenierungen, mit medialer Vielfalt und starken Raumatmosphären seinen Besucher/innen einen sinnlichen Zugang zum Thema. Nicht erst seit dem Hitler-Stalin-Pakt und bis ins aktuelle geopolitische Geschehen hinein: die Strategie, sich mit dem ärgsten Kontrahenten zu verbünden, scheint ein probates Mittel zu sein, sich vor dessen Macht zu schützen. Dass die Sache aber so einfach nicht ist, kann im Filmraum erfahren werden, wo eine Szene aus dem «Pakt» aus Goethe Menschheitsparabel «Faust» gezeigt wird. Mephisto charakterisiert sich da selbst als «Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.» Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten ... Der Hauptsaal der Ausstellung erstrahlt in sakraler Atmosphäre, ein Altar präsentiert handfeste Objekte, die das Böse bannen, beschwichtigen oder beschwören sollen. Hier findet sich neben kulturhistorisch interessanten Objekten auch ein gewöhnliches Messer, das, wenn in den Türpfosten geschlagen, dem Bösen den Zutritt verwehren soll. Natürlich fehlt auch das Hufeisen nicht. Heute gerne als Glücksbringer verwendet, diente es früher der Vertreibung von Hexen, denen Angst vor Pferden nachgesagt wurde. Ein Krebsmedikament, eine Gewehrpatrone, Lichtquellen oder ein Füller kontrastieren die Amulette, Talismane und Symbole auf dem Altar – allesamt Gegenstände, die für die Strategie verjagen und vernichten stehen. 1 Eine Präventiv-Massnahme gegen die Ausbreitung des Bösen ist die (Moral-)Erziehung. Kindern wird beigebracht, zwischen Gut und Böse zu unterschieden, und sie lernen sich wie gute Menschen zu verhalten – aber bist du nicht willig, so sperr ich dich ein! Das Einsperren hat eine lange Tradition, um das Böse zu kontrollieren. Seit dem Aufkommen von Gated Communities ist es allerdings nicht mehr ganz einfach zu verstehen, wer nun wen vor was ein- oder aussperrt ... Zu guter Letzt versuchen wir dem Bösen intellektuell beizukommen, indem wir es rationalisieren. Hierfür wurden Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Fachgebieten eingeladen, Reflexionstexte zum Bösen zu verfassten – unter ihnen die Philosophin Annemarie Pieper oder der Theologe Odo Camponovo. Eine einschlägige Bibliothek und Videointerviews mit dem Psychiater Josef Sachs, einem Exorzisten und einer Friedensaktivistin ergänzen den Reflexionsraum der Schau. «In Teufels Küche» macht deutlich, dass das Böse uns als «Motiv» sowohl zur Lebensgestaltung als auch zur Legitimierung unseres Handelns dient – in der Erziehung, in der Architektur bis zu geopolitischen Konfliktstrategien. Wer von der Ausstellung aber Antworten und Eindeutigkeiten erwartet, wird enttäuscht. Denn bei näherer Betrachtung erweisen sich Abwehrmethoden gegen das Böse nicht selten als Ursprung des Bösen selbst, und das Gute kippt durch einen Perspektivenwechsel unvermittelt in sein Gegenteil. Oder ist das Böse, wie die Literaturwissenschafterin Stephanie von Harrach in ihrem Essay für die Ausstellung schreibt, «am Ende nur das diabolische Spiegelbild unserer selbst?» Und wie klingt das Böse? Das Begleitprogramm bietet musikalische und musikwissenschaftliche, philosophische, kulturwissenschaftliche und cineastische Zugänge. Details entnehmen Sie bitte dem Programmflyer. Zur Ausstellung erscheint die Publikation «In Teufels Küche» im Pocketformat. Pressebesichtigung: In Anwesenheit des Kuratorenteams Mittwoch, 16. März, 11.00 Uhr und auf Anfrage. Download-Service: Pressemitteilung, Programmflyers und Bilder auf: www.forumschlossplatz.ch / Presse Kontakt: Nadine Schneider, Leitung Forum Schlossplatz +41 62 822 65 11 / +41 76 479 22 59 [email protected] Peter Kuntner, Ko-Kurator +41 62 823 06 66 / +41 79 659 33 93 [email protected] Konzeption / Realisation der Ausstellung: Peter Kuntner, Stephan Lichtensteiger (fischteich) in Zusammenarbeit mit Nadine Schneider, Josiane Imhasly (Forum Schlossplatz) Öffnungszeiten: Mi / Fr / Sa 12–17 Uhr, Do 12–20 Uhr, So 11–17 Uhr Karfreitag, 25. März geschlossen 2
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