3 °Lokales° Sonnabend, 30. Januar 2016 · Nr. 25 Aushang sorgt für Aufruhr Am Haken Kita-Leitung nimmt geplante Einstellung eines Syrers wegen Elternbedenken zurück – Sturm der Entrüstung Die Zutaten sind seit Jahren gleich: Ein knappes Dutzend mäßig bekannter Fernsehgesichter muss bis zu zwei Wochen im australischen Dschungel ohne Luxus und mit wenig Essen auskommen, dazu allerlei unappetitliche Prüfungen über sich ergehen lassen. Weil sich die meist schon vor langer Zeit von der Karriereleiter gepurzelten Probanden in Ermangelung an Beschäftigung spätestens nach einer Woche auf die Nerven gehen, schalten jeden Abend Millionen ihre Fernsehgeräte ein, um sich am Gezanke der vermeintlichen Stars und den Lästereien der Moderatoren zu erfreuen. Seit „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ vor drei Jahren für den Grimme-Preis nominiert war, darf auch der Bildungsbürger zugeben, dass er hin und wieder einschaltet. Selbst Diplom-Psychologen sind darunter. Wie jener, der Medien ungefragt ein tägliches Psychogramm schickt. So hatte der selbsternannte Experte zur Halbzeit eine Zwischenbilanz gezogen. Hohe Titelchancen räumte er David Ortega ein. Der Mann, von dem man am wenigstens weiß, was er eigentlich beruflich macht, wurde übrigens als Erster von den Zuschauern rausgewählt. Dem verhinderten Superstar Menderes Bagci prognostizierte er: Kommt nicht in die Top 5. Es kam anders. Nun wollen wir keine Schadenfreude empfinden, dass der gelehrte Wissenschaftler wohl wenig Menschenkenntnis besitzt. Vielmehr geben wir ihm ebenfalls ungefragt auch einen weisen Rat mit auf den Weg: Er hätte auf diesen unstudierten Ortega hören sollen, der schon früh erkannte: „Am Ende wird der Gewinner gewinnen, der gewinnt.“ Exakt so analysierte es übrigens peschel Anzeige ausgewählt Einfach clever e Adressen Lüneburg in und um rte.de erKa www.Clev 9 1 20139912/ 17 12/17 133 88 928080 gültig bis zum dient nicht ter en. 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Anmeldungen werden beim Chinafoum unter 9 99 33 01 oder im Sekretariat der Musikschule angenommen, per E-Mail ist es unter info@ musikschule-lueneburg.de zu erreichen. ☎ ca Lüneburg. Es war ein zweifelhafter Kontakt auf der Toilette in der Diskothek Garage. Zwei Personen hatten vergangenen September das stille Örtchen aufgesucht, um sich sehr nahe zu kommen. Doch offenbar war zumindest einer der Beteiligten über das Geschlecht des anderen im Unklaren: Denn der junge Mann reagierte überrascht und ungehalten, als er feststellte, dass er mit einem Mann und nicht mit einer Frau zum Tête-à-Tête verschwunden war. Polizei musste anrücken, im Raum stand der Vorwurf der sexuellen Nötigung. Der Beschuldigte verbrachte die Nacht in der Zelle. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt. Es habe nicht geklärt werden können, ob sich die Männer nicht doch einvernehmlich zum Rendezvous getroffen hätten. Damit ist nicht nur dieses Kapitel abgeschlossen, sondern noch ein zweites. Nach dem eigenwilligen Treffen wucherten Gerüchte, dass Flüchtlinge angeblich Nachtschwärmer im Umfeld der Garage überfallen und vergewaltigt hätten. Die Polizei hatte mehrfach erklärt, dafür gebe es keine Belege. Die evangelische Kita in Bleckede: Die Leitung ist wegen eines Aushangs in die Kritik geraten. seine Sprachkenntnisse zu verbessern“. Einige Eltern hätten Bedenken angemeldet – und die Kita-Leiterin verfasste daraufhin das mehr als unglücklich formulierte Schreiben. Sie sei mit einer arabisch sprechenden Mutter und einem „großen Kuchenpaket“ zu dem Syrer gefahren, um ihm persönlich und ausführlich die Beweggründe für die Absage zu erläutern. Derweil distanzieren sich die Landeskirche, die Diakonie in Niedersachsen, der Kirchenkreis, die Kirchengemeinde Sankt Jacobi, die Stadt Bleckede und der Kitaverband Lüneburg „in aller Deutlichkeit“ von dem Aushang. In einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt es: „Die Kita-Leitung hat mit dem Aushang eigenmächtig, unüberlegt und ohne Absprache gehandelt. Sie hat die Folgen ihres Handelns nicht überblickt. Die sehr unglückliche Formulierung könnte unterstellen, es bestehe bei männlichen Zufluchtsuchenden generell Anlass zur Sorge vor Übergriffigkeiten.“ Dies sei in keiner Weise die Haltung der Kirche sowie des Trägerverbandes Lüneburg und der Stadt Bleckede. Bleckedes Bürgermeister Jens Böther sagt allerdings auch: „Ich möchte ausdrücklich beto- nen, dass hier sicherlich innerhalb der Einrichtung ein Fehler passiert ist. Das, was über die sozialen Netzwerke und andere Medien aber daraus gemacht wird, muss in aller Deutlichkeit zurückgewiesen werden. Ich kenne Frau Schmidt als sehr verlässliche, engagierte Leiterin der Kindertagesstätte.“ Im Übrigen hätte die Einstellung des Syrers schon deshalb nicht realisiert werden können, „da Mitarbeitende in einer Kita grundsätzlich ein polizeiliches erweitertes Führungszeugnis beibringen müssen. Dies aber konnte nicht erfolgen, da es Zufluchtsuchenden nicht ausgestellt werden kann“, heißt es in der Erklärung. Die Absage sei somit kein Urteil über die konkrete Person gewesen. Unabhängig davon sei aber bei einigen Eltern die Sorge entstanden, einen ausländischen Mann auf dem Kita-Gelände arbeiten zu lassen. „Offensichtlich hatte die Kita-Leitung das Gefühl, auf eine aufkommende Stimmung der Eltern entschärfend reagieren zu müssen“, heißt es in der Mitteilung. Daher sei es zu dem „unbedachten Aushang“ gekommen. Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) sagt: „Obwohl ich die arbeitsrechtlichen Vorausset- Foto: t&w zungen nicht kenne, kann ich es nicht akzeptieren, wenn eine männliche Person nicht eingestellt werden soll, nur weil sie keinen deutschen Hintergrund hat. Gerade eine christlich getragene Kindertagesstätte hat hier Vorbildfunktion und sollte christliche Werte und nicht Vorurteile an erster Stelle sehen.“ Der CDU-Bundestagsabgeordnete Eckhard Pols äußert sich auf der LZ-Facebook-Seite: „Davon kann man sich nur distanzieren. Wie kann die KitaLeitung ohne Rücksprache mit dem Trägerverband eine solche Entscheidung treffen?“ Marika Schmidt hat ihren Fehler eingesehen, würde ihn wohl am liebsten ungeschehen machen: Gestern hat sie ein zweites Schreiben aufgehängt: „Liebe Eltern, ich bedaure den letzten Aushang sehr und entschuldige mich für dieses unüberlegte und unabgesprochene Handeln. Die genannte berechtigte Sorge ist völlig überzogen. Niemals liegt es in meiner Intention, alle arabischstämmigen männlichen Zufluchtsuchenden in Sippenhaft zu nehmen.“ (*Name geändert) Besorgte Bürger Von A. Hempelmann Wenn eine Kita plant, einen Syrer zu beschäftigen, ist es in Ordnung, wenn Eltern nachfragen. Aber dann hängt die Leiterin so einen Aushang auf, der allein aufgrund der Nationalität eine Sorge für nachvollziehbar legitimiert. Ein fataler Fehler. Dass es nicht so gemeint war, wie es verstanden werden musste, versichern die Verantwortliche selbst und Funktionsträger, die die Leiterin gut kennen, durchaus glaubhaft. Doch das Echo im Internet ist gewaltig und ungezügelt. Fehler passieren, wo Menschen arbeiten. Auch ein solch kapitaler. Aber es ist besorgniserregend wie im Schutz der Anonymität in sozialen Netzwerken sämtliche Hemmungen fallen gelassen werden beim E T T A B A R AT TE Thema Flüchtlinge, da wird längst nicht mehr nur hitzig diskutiert, es wird gehetzt, diffamiert, gelogen und zur Selbstjustiz aufgerufen. Auch in Lüneburg gibt es „besorgte Bürger“, die Angst haben, wenn nebenan eine Unterkunft für Menschen aus anderen Ländern gebaut wird. Im schlimmsten Fall direkt neben einer Schule. Aber wenn Kommentar die Vorurteile oberhand gewinnen, ist es nicht mehr weit bis zu einer Gesellschaft, in der ganze Bevölkerungsgruppen allein aufgrund ihrer Nationalität oder Religionszugehörigkeit per se ausgeschlossen werden. Das Geburtsland allein sagt nichts über Integrität aus. Wo das missachtet wird, steht dem Rassismus die Tür offen. WERTSCHECK S EINZULÖSEN AB EINEM WARENWERT VON 150,00 EURO M IN UNSERE UF A K R E V S S SCHLU WERTSCHECK EINZULÖSEN AB EINEM WARENWERT VON 250,00 EURO JETZT WERTSCHECK AUSSCHNEIDEN, EINLÖSEN UND BIS ZU 90,- EURO SPAREN!* Experte kre Bleckede. Ein Dreizeiler, aufgehängt in der Evangelischen Kindertagesstätte Bleckede, sorgt seit gestern bundesweit für Empörung: „Aufgrund der nachvollziehbaren Sorge einiger Eltern, einen männlichen Syrer bei uns zu beschäftigen, wird Adang (*) nicht bei uns arbeiten.“ Verfasst und unterschrieben ist dieses Schreiben von Kita-Leiterin Marika Schmidt. Gedacht als interne Information für die Eltern. Doch das Schreiben wurde fotografiert und am späten Donnerstagabend ins Internet gestellt. Seitdem ist in dem Bleckeder Kindergarten nichts mehr wie vorher. Und die Leiterin fühlt sich plötzlich in eine Ecke gestellt, in der sie sich absolut nicht sieht. Krisentreffen gestern Morgen im Kindergarten. Während sich in den sozialen Netzwerken die Kommentare überschlagen, versucht die Kita-Leiterin zu verstehen, was das DIN-A-4-Blatt angerichtet hat: Der Bleckeder Pastor Jens-Peter Müller – ein Mann des Wortes – hält sich mit Stellungnahmen zurück. Auskünfte geben jetzt ausschließlich die Landeskirche und der Kirchenkreis Bleckede. Dem im Internet geäußerten Verdacht aber, dass die Kindergartenleitung ausländerfeindlich agiere, tritt der Pastor dann doch energisch entgegen. „Frau Schmidt engagiert sich aktiv in der Bleckeder Flüchtlingsinitiative, setzt sich gemeinsam mit der Kirche für Integration ein“, verteidigt der Seelsorger die Frau, während in der Politik und den sozialen Netzwerken bereits der Ruf nach personellen Konsequenzen für die Leiterin immer lauter wird. Dass sie dem jungen Syrer eine Absage erteilte, bedauere niemand mehr als sie, versichert Marika Schmidt. Der Mann sollte als Hilfskraft befristet im Kindergarten arbeiten, „um WERTSCHECK EINZULÖSEN AB EINEM WARENWERT VON 500,00 EURO *Nicht auf Bücher und Zeitschriften * Nicht mit anderen Rabattaktionen kombinierbar, nicht auf bereits erteilte Aufträge. Nur gegen Vorlage des Coupons. Gültig vom 23.01. bis 06.02.2016. PARKETT, LAMINAT, TEPPICHBODEN, TEPPICHE, TAPETEN, FARBEN, SONNENSCHUTZ, GARDINEN, MÖBEL UND WOHNACCESSOIRES AM ALTEN EISENWERK 10 DIREKT GEGENÜBER VON KAUFLAND MO. - FR.: 9 - 19 UHR SAMSTAG: 9 - 18 UHR 05191 9680 777360 04131 --77 0 WIR KÖNNEN DAS FÜR SIE EINRICHTEN Christiansen Heimtex GmbH, Celler Str. 105, 29614 Soltau TTMARKT.DE
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