Thema: Bleibe treu Text: Sprüche 5, 1-23 Einleitung: In meiner Heimat gab es folgende Volksweisheit: „Die Liebe und der Suff, die reiben die Menschen uff.“ Also: „Die Liebe und übermäßiger Alkoholkonsum verbrauchen einen Menschen komplett.“ In den Apokryphen, In Jesus Sirach 19, 2 klingt das so: Wein und Weiber machen das Herz zügellos; / wer sich an Dirnen hängt, wird frech. Ganz Ähnliches finden wir auch im Buch der Sprüche in der Bibel (Kap. 5; Kap. 7; Kap. 23, 19-21 und 29-35). Sie sind, so hat es Helmut Lamparter einmal ausgedrückt, die beiden Schlingen des Fallstrickes, den die Torheit auslegt, um den Ahnungslosen zu Fall zu bringen. Man mag über die die Formulierung schmunzeln. Doch die traurige Wahrheit, die dahinter steht, lässt sich quer durch alle gesellschaftlichen Schichten jeden Abend in den Kneipen, Bordellen und Straßenstrichen unserer Städte beobachten. Aber nicht nur da, sondern auch zu anderen Zeiten an anderen Orten. Und es sind auch bei weitem nicht nur die Männer gefährdet, sondern immer stärker auch die Frauen. Alkohol und sexuelle Verführung – beide beginnen mit dem Rausch der Gefühle, der Lust in uns; und beide enden doch so bitter. So lohnt es sich wohl doch, noch einmal hinzuhören, was uns die Weisheit Gottes rät um unsere Triebe auf gute, uns dienliche Wege zu bringen; denn auch unsere Triebe sind ja letztlich Gottes gute Schöpfung. Dabei nimmt unser heutiger Bibeltext in Sprüche 5 die sexuelle Verführung in den Blick. Die Warnung vor der fremden Frau 1 Mein Sohn, höre willig und aufmerksam auf meine Weisheit, neige meiner Einsicht dein Ohr zu, 2 damit du Besonnenheit bewahrst und deine Lippen Klugheit/Erkenntnis hüten. 1 Mit diesen Worten ringt der Weise um unsere Aufmerksamkeit und unseren Willen, mit dem Alkohol und der Sexualität konstruktiv umzugehen. Und wo er schon mal bei den Lippen ist, setzt er hier gleich mit seiner Weisheit an: 3 Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig, glatter als Öl ist ihr Mund. 4 Doch zuletzt ist sie bitter wie Wermut, scharf wie die Schärfe (eines zweischneidigen) des Schwertes. 5 Ihre Füße steigen zum Tod hinab, ihre Schritte halten auf die Unterwelt zu. 6 Dass du nicht den Pfad zum Leben einschlägst, sind unstet ihre Gleise und du merkst es nicht. Die „fremde Frau“ kann im Hebräischen Frauen in ganz unterschiedlichen Situationen meinen. Sie kann z.B. die Ehefrau eines anderen Israeliten sein. Damit ist es als erstes eine Warnung vor dem Ehebruch. Finger weg von der verheirateten Frau. Du kannst nicht dein Glück auf dem Unglück einer anderen Beziehung aufbauen. > Du hast kein Recht – egal wie desolat im Moment die Ehe des/der anderen ist – in diese Ehe einzudringen. Sie kann aber auch eine Frau aus einem anderen Land und demzufolge mit einer anderen Religion sein. Damals hatte jedes Volk seinen Glauben. Die Bibel sieht den Menschen aus einem Guss: Körper, Geist und Seele. Religion ist kein kleiner Nebenschauplatz. Sie ist nach dem Verständnis des hebr. Denkens zentral. Ich denke, das liegt näher an der Realität, als das Denken von uns Mitteleuropäern. Denn was wir glauben, bestimmt unsere Werte, unser Denken und somit auch unser Reden und Handeln. Wenn du Atheist bist und Gott leugnest, dann hast du z.B. in aussichtslosen Lagen keinen Grund hoffnungsvoll zu sein. In deinem Denken ist ein Gott, der übernatürlich eingreifen kann, nicht vorgesehen. Warum solltest du dann z.B. deinen Kindern von Gott erzählen? Es macht in 2 deinem Weltbild ohne Gott keinen Sinn. Dir bleibt nur, selber Gott zu spielen. Ganz anders ist es, wenn du an den Gott der Bibel glaubst. Du weißt, dass es bei ihm keine aussichtslosen Lagen gibt. Bei ihm gibt es Kraft, Hoffnung, zuverlässige Weisheit, die über die Jahrhunderte immer wieder aktuell ist und auf die du bauen kannst. Christen und Noch-Nichtchristen leben zwar in der gleichen Welt; nehmen sie aber aufgrund ihres Glaubens unterschiedlich war: der eine mit, der andere ohne Gott. > So kann die fremde Frau also auch eine Frau mit einem anderen Glauben meinen. Wobei es hier jetzt selbstverständlich nicht darum geht, bestehende Ehen aus diesem Grunde aufzulösen. Es im Vorfeld zu beherzigen, dazu rät der Weise. Dieses Thema kann zunehmend an Bedeutung gewinnen: Wenn in den nächsten Jahren immer mehr Flüchtlinge zu uns kommen, dann kann es natürlich vorkommen, dass sich ein Flüchtling z.B. in eine deutsche Helferin verliebt oder umgekehrt. Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, kommen selbstverständlich auch als eine Einheit aus Körper, Seele und Geist zu uns. Also bringen viele von ihnen auch ihre Religion und das damit verbundene Weltbild mit. Das wird mit deinem Weltbild als Christ und mit deinen Werten nur schwer – wenn überhaupt – in Einklang zu bringen sein; erst Recht nicht, wenn ihr beide euren Glauben von ganzem Herzen lebt. > Es geht hier nicht darum, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen nicht heiraten könnten. Es geht hier um die Frage des Glaubens und es damit verbundenen Weltbildes. Viele Paare haben Unterschiede in diesen Fragen unterschätzt und viel Leid dadurch erlebt. Der Weise ermahnt uns, es ihnen nicht gleich zu tun. Natürlich wird dem ein oder anderen von euch jetzt auch ein Paar einfallen, wo das geglückt ist oder wo sogar der andere Teil später Christ wurde. Gott ist – ihm sei Lob und Ehre dafür – oft trotz unserer Dickköpfigkeit oft gnädig. Aber es gibt auf diese Art der Gnade kein Anrecht. 3 Umgekehrt dürfen wir uns aber auch der Unterstützung Gottes sicher sein, wenn wir um unseres Glaubens an Jesus Willen, unsere Gefühle bremsen, weil der angepeilte Schatz noch kein Christ ist. Zum dritten kann die fremde Frau aber auch eine Frau meinen, die jemandem durch Sitte oder gar Gesetz nicht zusteht. Damit kann die Liebhaberin eines Ehemannes gemeint sein, eine Prostituierte oder auch jede andere Form des vor- bzw. außerehelichen Sexes. > So viel zu dem, wer mit der „fremden Frau“ alles gemeint sein kann. Weil der Text von der „fremden Frau“ spricht, bleibe ich jetzt in meinem Sprachgebrauch auch dabei. Aber wie gesagt, es gilt natürlich genauso für den „fremden Mann“. 3 Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig, glatter als Öl ist ihr Mund. Der Weise kommt ohne Umschweife zum zentralen Problem: Die Mädels um uns herum werden nicht deswegen einfach hässlicher, weil wir heiraten und auch nicht, wenn wir ledig bleiben. Sie sind einfach zuckersüß. Kaum haben wir sie gesehen, gehen die Gefühle und Hormone ab wie ein geölter Blitz. Je länger du ihre Augen, ihre Lippen, ihre Figur betrachtest, umso süßer erscheint sie dir und umso geölter läuft´s bei dir. „So ist das“, sagt der Weise. „Wie recht er hat“, denkt die Gemeinde. „Doch wehe, wehe, wenn ich auf ihr Ende sehe!“ Ihr kennt den Spruch und der Weise benennt diese Tatsache: Es endet so bitter, wie Wermut schmeckt. Und wenn du dich einmal darauf einlässt, dann wird´s mörderisch. 5 Ihre Füße steigen zum Tod hinab, ihre Schritte (Lebenswandel) halten auf die Unterwelt zu. 6 Damit du nicht den Pfad zum Leben einschlägst, sind unstet ihre Gleise und du merkst es nicht. 4 Bei diesen Versen gewinne ich den Eindruck, dass der Weise hier eine Frau in den Blick nimmt, die es darauf anlegt, einen Mann zu verführen. Ethik und Moral sind ihr egal. Lebe und liebe, denn morgen sind wir tot! Das scheint ihr Motto. Ihre Geleise, ihre Lebensbahn ist unstet. Du blickst es nicht wirklich. Immer wieder kommt sie von einer anderen Seite. Immer wieder erreicht sie ihr Ziel der Verführung. Immer wieder neu fasziniert sie dich. Immer mehr verstrickt sie dich. Das geht so intensiv und u.U. auch so schnell, dass du gar nicht merkst, wie du vom rechten Weg abkommst; wie du allmählich immer mehr von den Werten über Bord wirfst, die dir eigentlich als Christ so wichtig sind. Was können wir gegen solche hormonellen Irritationen bzw. Angriffe auf unser Triebzentrum unternehmen? Die Antwort des Weisen: 7 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, weicht nicht ab von den Worten meines Mundes. 8 Halte deinen Weg von ihr fern, komm ihrer Haustür nicht nahe! > Gegen den Frust mit der Lust hilft nur der Umweg! Lass ihre Tür zu. Such nicht ihre Straße. Augen und Finger weg vom Klingelschild. Warum? Die Folgen 9 Sonst gibst du anderen deine (Lebens)Blüte/Frische/Glanz, deine Jahre einem Hartherzigen; 10 sonst sättigen sich Fremde an deinem Vermögen, dein mühsam Erworbenes kommt in das Haus eines andern. Zwei Gründe nennt der Weise, warum wir den Weg der Verführung nicht einschlagen sollen: 1. Dafür bist du zu schade. Verschleudere nicht deine Jugend, deine Frische; die Blüte deiner Jahre. Am Ende hast du nur bitteren Wermut. 2. Setz doch nicht alles auf´s Spiel für nichts. Der Gang ins Bordell ist ebenso kostspielig wie die Geliebte. Andere 5 bereichern sich an deinem sauer verdienten Geld. Sie verkaufen dir Lust, aber haben kein Herz. Sie werden dich am Ende ruinieren. Vielleicht kommst du sogar noch mit dem Gesetz in Konflikt. Die Gemeinde ist hier die Volksgemeinde. In rührender Art und Weise beschreibt der Weise, wie wir uns am Ende selber Vorwürfe machen könnten: 11 und am Ende wirst du knurren, wenn dein Leib und dein Fleisch dahinschwinden. 12 Dann wirst du sagen: Ach, wie konnte ich nur die Zurechtweisung hassen, mein Herz die Züchtigung/Strafe verschmähen; 13 ich habe nicht auf die Stimme meiner Erzieher gehört, mein Ohr nicht meinen Lehrern zugeneigt. 14 Wie leicht hätte ich ganz ins Unglück geraten könnenA, mitten in der Versammlung und der Gemeinde! A) o. Es fehlt nur noch wenig, dann bin ich in allem Übel Aus unserm Rausch der Sinne wird am Ende ein Knurren und Stöhnen des aufgeriebenen Körpers. Unerfüllt machen wir uns Vorwürfe, dass wir nicht auf den weisen Rat gehört haben. Wisst ihr, wie der Lieblingssatz aller „Schwachmaten“ beginnt: „Hätte ich doch …“ „Hätte ich mich doch besser im Griff gehabt …“ „Hätte ich mich doch zügeln können …“ „Hätte ich doch auf den Rat meiner Lehrer/Jugendleiter gehört …“ „Hätte ich doch gemacht, was mein Vater mir geraten hat …“ > Nicht wahr, wohl niemand mag es, wenn er angehalten wird, sich in Zucht zu nehmen. Aber ich denke, wir werden es noch weniger mögen, wenn wir zuchtlos leben. Wir verlieren die Achtung unserer Mitmenschen. Wir verlieren irgendwann unsere Selbstachtung. Und wenn wir nicht aufpassen, werden wir evtl. sogar strafrechtlich geächtet/belangt. Was können wir nun tun? 6 Vielleicht merkst du, dass du hier oder da schon zu weit gegangen bist. Was nun? - Kehr um zu Jesus. Er verachtet dich immer noch nicht. Er ist für deine Fehler am Kreuz gestorben. Er hat dafür bezahlt. Er möchte dich unter seine lebenschaffende Zucht nehmen. Er möchte dir helfen, der Versuchung Widerstand zu leisten. Kehr zu ihm um. Bitte ihn um Vergebung. Lade ihn (neu) in dein Leben ein. Übergib ihm bewusst die Herrschaft – auch in diesem Bereich. - Brich mit den falschen Wegen. Mach Schluss mit dem Gang ins Bordell. Trenne dich klar und eindeutig von der Geliebten. Hör auf in Gedanken immer wieder zu ihr zu gehen. Schließ die entsprechenden Magazine und Internetseiten endgültig. Und das war´s dann? Der Weise wäre kein Weiser, wenn er uns nach der Umkehr und dem Bruch mit dem falschen Umgang mit der Lust alleine in einem Vakuum zurück lassen würde. Darum beschreibt er, wie wir konstruktiv mit unserer Lust umgehen sollen und können; das Vakuum neu füllen können: 15 Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne, Wasser, das aus deinem Brunnen quillt. 16 Sollen deine Quellen nach draußen verströmen, auf die freien Plätze die Wasserbäche? 17 Dir allein sollen sie gehören, keinem Fremden neben dir. 18 Deine Quelle sei gesegnet; freue dich an der Frau deiner Jugend; 19 der lieblichen Gazelle/Hirschkuh, der anmutigen Gemse/Steinbockweibchen! Ihre Brüste sollen dich berauschen jederzeit, in ihrer Liebe sollst du taumeln immerfort! Über die Vergleiche mit Gazelle, Hirschkuh, Gemse und Steinbockweibchen darf man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Das war eben die Sprache der Liebenden damals in jenem orientalischen Kulturkreis. 7 > Aber, ihr Lieben, schimmern nicht letztlich doch durch diese Begriffe fantastische und farbenprächtige Bilder für eine langanhaltende und von Verliebtheit und Erotik erfüllten Liebe? Sich an den Brüsten der eigenen Frau berauschen, in ihrer Liebe taumeln – wow, was für gewaltige Bilder. Ja, mit dem älter werden kommt der ein oder andere Knitter in Gesicht und Gesäß. Da kannst du Streching und Sport machen bis der Arzt kommt. Aber wenn du in der Krise der Versuchung oder auch in anderen Beziehungskrisen treu bleibst und nicht eher Ruhe gibst, als bis dein Herz wieder ihr Herz gefunden hat, wirst du dich an ihrer Liebe berauschen können bis der Sarg kommt. Sex ist bekanntlich mehr als die Verquickung zweier Körper; es ist vielmehr die Verschmelzung zweier Herzen. Wer das erlebt, dem erscheint die suggestive Frage des Weisen gegen Ende völlig verständlich: 20 Warum, mein Sohn, solltest du an einer Fremden taumeln, die Hüfte (andere Übersetzungen: den Busen) einer Fremden umarmen? Es wäre ja doch nur ein trauriger Abklatsch gegenüber dem, was du mit deiner eigenen Frau erleben kannst. Am Schluss bringt der Weise mit sachlichem Ton noch einmal eine Dimension ins Liebesspiel, die selbstverständlich auch in Liebesangelegenheiten in guter schöpferischer Absicht über uns wacht: Ach: Gott! 21 Denn der Weg eines jeden liegt offen vor den Augen des Herrn, er ebnet (andere Übersetzungen: achtet auf)alle seine Geleise/Bahnen. 22 Seine eigenen Sünden fangen ihn, den Gottlosen/ Ungerechten und in den Stricken seiner Sünde wird er fest gehalten. 23 Er stirbt aus Mangel an Zurechtweisung, in seiner großen Torheit taumelt er dahin (LXX: wird er weggerafft). 8 Gott schuf unsere Lust und unsere Triebe. Sie sind dazu da, uns Lust auf unseren Ehepartner zu machen und uns zu ihm zu treiben. Dabei dürfen wir liebestrunken taumeln bis der Sarg kommt. So hat Gott sich das gedacht. Dabei möchte er uns sogar helfen. Uns immer wieder neu den Weg zueinander bahnen. Darum halte ich in Ehekrisen oder wenn die Versuchung naht so viel vom Gebet. Gott schuf unsere Lust. Gott kennt unseren Frust. Er bahnt uns den Weg in der Krise zurück zum anderen. Aber gehen müssen wir ihn schon selbst – alle beide. Wir dürfen es in seiner Kraft tun. Wer meint, es besser zu wissen als Gott, wird Gefangener seiner eigenen Sünden. 23 Er stirbt aus Mangel an Zurechtweisung, in seiner großen Torheit taumelt er dahin (LXX: wird er weggerafft). Schade, wo Gott dir doch helfen will, dass es bei euch so schön wird bzw. bleibt. Amen. 9
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