Widerstand in Flüchtlingsregimes bei der ersten Konferenz des

Call for Papers für das Panel
Widerstand in Flüchtlingsregimes
bei der ersten Konferenz des Netzwerks Flüchtlingsforschung „65 Jahre Genfer
Flüchtlingskonvention“, 6.-8. Oktober 2016 in Osnabrück
Organisator_innen: Andreas Kewes, Stephanie Schneider und Vicki Täubig
Gegenstand zahlreicher sozialwissenschaftlicher Forschung zu Migration, Flucht und Asyl ist die Frage
nach der politischen Steuerung und Kontrolle dieser Handlungszusammenhänge. Gleichwohl ist
Widerstand Teil der durch Genfer Konvention, Asylgesetzgebung und regionale Abkommen
erzeugten Flüchtlingsregimes. Widerstand in Flüchtlingsregimes fordert diese heraus, da „legale“
Grenzen überschritten, die Abschaffung bestehender Regelungen gefordert wird und somit
Steuerbarkeit und Wirkung der Flüchtlingsregimes in Frage gestellt werden. Ob und auf welche
Weise widerständige Akte zur (De-)Stabilisierung der Flüchtlingsregimes beitragen, ist dabei noch
wenig erforscht.
Widerständige Akteure sind Gruppen und Einzelpersonen. Als Beispiele des Widerstandes können auf
der Seite der Unterstützer_innen von Geflüchteten Kirchenasyle, zivilgesellschaftlicher Protest gegen
Abschiebungen (Küffner, i.E.), Initiativen wie Pro Asyl, oder Lebensmitteltauschaktionen zur
Umgehung des Sachleistungsprinzips angeführt werden. Zum Widerstand in Flüchtlingsregimes
gehören desgleichen Proteste gegen die Unterbringung von Geflüchteten aus verschiedenen
Positionen und politischen Lagern (Rosenberger 2015). Geflüchtete haben in den letzten Jahren
durch eigenen Protest in Form von Bustouren, Protestmärschen und -Camps oder (Hunger-)Streiks
bis hin zu Selbsttötungen widerständig auf ihre Situation in Flüchtlingsregimes aufmerksam gemacht.
Widerständige Praktiken von Geflüchteten zeigen sich weiterhin im Unterleben des Asylalltags
(Täubig 2009), in der sogenannten Nichtmitwirkung im Asylverfahren insbesondere bei der
Identitätsklärung (Ellermann 2010), im Weiterwandern oder im Abtauchen in die „Illegalität“
(Khosravi 2010; Alt 2003).
Das Panel versammelt empirische Forschungsarbeiten, die sich mit verschiedenen Formen des
Widerstandes in Flüchtlingsregimes auseinandersetzen. Darzustellen ist ausdrücklich die theoretische
Anlage der Untersuchung, um mit dem Panel auch die Theoriearbeit in der Forschung zu Zwangs- und
Fluchtmigration voranzutreiben. Insgesamt fokussiert das Panel die folgenden Fragestellungen:
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Wie lässt sich Widerstand analytisch fassen und inwiefern kann die Auseinandersetzung mit
Widerstand zu einem fundierteren Verständnis der gegenwärtigen Gestalt von
Flüchtlingsregimes beitragen?
Welche Formen des individuellen oder kollektiven Widerstands lassen sich empirisch
ausmachen? Wie ist das Verhältnis von individuellen und kollektiven widerständigen
Praktiken?
Welche Deutungen von Flüchtlingsregimes liegen den unterschiedlichen widerständigen
Praktiken zugrunde? Welche Praktiken werden von den beteiligten Akteuren als widerständig
konstruiert?
Wie verhalten sich widerständige Praktiken zu verschiedenen Akteuren im politischen
Mehrebenensystem? Welche wechselseitigen Bezugnahmen lassen sich ausmachen und wie
hängen Steuerungsversuche und Widerstand zusammen?
Wir bitten um die Zusendung eines Abstracts für einen ca. 20-minütigen Vortrag im Umfang von
maximal 2.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) und unter Angabe von institutioneller Anbindung und
Forschungsschwerpunkten bis zum 31. März 2016 an Frau Annette Zaiane: [email protected]