W-FOS schreitet voran (pdf / 1798 KB)

MILCHPRODUKTION
NUTZTIERE
W-FOS schreitet voran
FUTTERBEWERTUNG Hochleistende Kühe brauchen qualitativ hochstehende
Futter. Ein Grossteil der Nährstoffe, die für die Milchproduktion verwendet werden,
wird im Pansen absorbiert. Das Fütterungssystem W-FOS bildet die Vorgänge im
Pansen im Detail ab, um den Tieren eine optimale Ration anbieten zu können.
Wilfried
van Straalen
Früher ist das Energieangebot in
Milchviehrationen anhand der
Kennzahl «Netto Energie Lakta­
tion» (NEL) optimiert worden. Ein
Nachteil des NEL-Systems ist, dass es
auf der Verdaulichkeit des Futters beruht und die Fermentation im Pansen
nicht berücksichtigt. Wird einer Kuh
mit hoher Milchleistung mehr Getreide
verfüttert, um ihren Energiebedarf zu
decken, riskiert man eine Pansenazidose. Je nachdem, welche Eigenschaften
das verfütterte Getreide aufweist, kann
es aber auch zu einem Überangebot an
Bypass-Stärke und damit zu einer geringeren Verdaulichkeit der Stärke
kommen. Indem die Ergänzungsfütterung auf die Pansenfermentation ausgerichtet wird, lassen sich solche Probleme vermeiden. Rund zwei Drittel der
Energie und zirka zwei Drittel des Proteins nimmt eine Kuh aus dem Pansen
auf. Pansenenergie ist für die Produktion von flüchtigen Fettsäuren (Essig-,
Propion- und Buttersäure) zuständig.
Pansenprotein stammt aus den Pansenmikroben. Um Milchviehrationen zu
optimieren, ist es ein Muss, die Pansenfermentation zu berücksichtigen.
Kennzahlen mit hohem Nutzen
Hierzu müssen verschiedene Fragen
beantwortet werden. Wie hoch ist der
fermentierbare Anteil eines Futters? In
welchem Zeitraum erfolgt die Fermentation? Um eine stichhaltige Antwort
zu finden, hat Schothorst Feed Research das System W-FOS (wirklich fermentierbare organische Substanz) entwickelt. W-FOS beschreibt den Abbau
verschiedener Komponenten der organischen Futtersubstanz (Rohprotein,
NDF, Stärke, Zucker und Rest). Es lie-
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fert Angaben über das wirklich fermentierbare Rohprotein (WFRP) und die
wirklich fermentierbaren Kohlenhydrate (WFKH) in drei verschiedenen Fraktionen: schnell fermentierbar (SF), mittelschnell fermentierbar (MF) und
langsam fermentierbar (LF). Für jedes
einzelne Rau- und Kraftfutter können
diese Kennwerte, basierend auf der
chemischen Zusammensetzung und
Abbauparametern, erhoben werden.
Die Resultate lassen sich für folgende
Zwecke nutzen:
• Steigerung des Verzehrs: Weisen
Rationen zu viel langsam oder zu viel
schnell fermentierbare Kohlenhydrate auf, fressen die Tiere langsam und
nehmen weniger Futter auf.
• Reduktion des Azidoserisikos: Enthält eine Ration zu viel schnell fermentierbare Kohlenhydrate, besteht
Gefahr für eine Pansenazidose (Pansenübersäuerung).
• Synchronisation der Pansenfermentation: Der Anteil an fermentierbarem Rohprotein kann auf den
Anteil an fermentierbaren Kohlenhydraten abgestimmt werden. Resultate sind eine höhere Stickstoffeffizienz und geringere Stickstoffverluste
im Pansen, weil die Aktivität der
Pansenmikroben steigt.
In Abhängigkeit von der Milchleistung
der Kühe werden für die fermentierbaren Kohlenhydrate in einer Ration ein
Minimum und ein Maximum empfohlen. Für die Rohproteinversorgung gibt
es Empfehlungen zum minimalen Angebot oder zum Verhältnis zu den fermentierbaren Kohlenhydraten.
die Ernährung von Wiederkäuern.
Ebenso ist das W-FOS-System die Basis
für moderne Fütterungssysteme wie
UFA W-FOS, welche die ganze Tierernährung umfassend beschreiben und
überprüfen helfen. Aufgrund der fermentierbaren Kohlenhydrate und des
Glukogene Nährstoffe Die Pansenfermentation ist die Grundlage für
2 2016 · UFA-REVUE
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fermentierbaren Rohproteins wird die
Produktion flüchtiger Fettsäuren und
mikrobieller Aminosäuren berechnet.
Ebenfalls werden der Anteil Rohprotein
und der Anteil Kohlenhydrate, die im
Pansen nicht verwertet werden können, geschätzt.
W-FOS beinhaltet Bedarfswerte für
die Produktion von Milchlaktose, -protein und –fett und beschreibt die Futter
entsprechend. So werden die Gehalte
an glukogenen Nährstoffen (werden für
Milchlaktoseproduktion verwendet)
beschrieben.
Neue Entwicklungen Das W-FOS
Systems wird seit seiner Einführung
laufend optimiert und verbessert. Hier
einige Beispiele:
• Die Kalkulation der W-FOS Parameter basiert auf dem Abbauverhalten
jedes einzelnen Futters. Neuerdings
kann dieses Abbauverhalten bei
Gras- und Maissilage mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) analysiert
werden.
• Die Daten zum Abbauverhalten von
Heu sind überarbeitet worden. Um
die W-FOS Werte zu optimieren,
wurden Angaben zur NDF-Verdaulichkeit mit Laboranalysen verglichen.
• Während der Lagerung verändert
sich die Qualität einer Silage. Beispielsweise ist der Gehalt an
Bypass-Stärke in der Maissilage nach
der Ernte wesentlich höher als nach
einigen Monaten Lagerung. Im
W-FOS System kann der Gehalt an
Bypass-Stärke in Abhängigkeit des
Verfütterungszeitpunktes geschätzt
werden.
• Die W-FOS Parameter werden durch
die Bearbeitung des Futters beein-
flusst. So hängt das Abbauverhalten
der Stärke und des Proteins beim
Getreide unter anderem vom Vermahlungsgrad ab. Seit Neuem wird
der Zusammenhang zwischen Futterpartikelgrösse und Abbauverhalten
im W-FOS System abgebildet. Weitere Untersuchungen, beispielsweise
zur Wirkung der Flockierung, sind im
Gang.
W-FOS auf der ganzen Welt W-FOS wird mittlerweile auf der ganzen Welt angewendet. So setzen
Marktleader in Ländern wie Holland,
Schweiz, Belgien, Deutschland, Norwegen und Dänemark auf dieses pansenorientierte Fütterungssystem. Kürzlich
haben auch führende Mischfutterhersteller aus China, Korea und Südafrika
das W-FOS System für die Rationsoptimierung übernommen.
m
Nutzen
auch Sie die
Vorteile!
In der Schweiz können
Futteranalysen und
Fütterungspläne nach
W-FOS über den
UFA-Beratungsdienst
bezogen werden. Die
UFA arbeitet eng mit
Schothorst Feed Research zusammen und hat
das W-FOS System an
Schweizer Rationen
angepasst.
Um die Gleichungen zur
Schätzung der Futter­
gehalte erstellen zu
können, war der Aufbau
einer umfangreichen
Datenbasis an Gehaltsanalysen für Schweizer
Rau- und Kraftfutter
erforderlich.
Lesen Sie auf den Folgeseiten mehr über die
Erfahrungen mit UFA
W-FOS in der Schweiz!
UFA hat das
Fütterungssystem auf
die Verhältnisse in der
Schweiz adaptiert.
Autor Dr. Wilfried
van Straalen, Schothorst
Feed Research,
Lelystad (Holland),
www.schothorst.nl
www.ufarevue.ch
UFA-REVUE · 2 2016
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