Indikator 5.8: Essstörungen

Indikator 5.8: Essstörungen
Essstörungen können schwerwiegende körperliche, psychische und soziale Konsequenzen für die
Betroffenen haben, die im Extremfall zu Invalidität und Tod führen. Eine solche Erkrankung hat
somit eine grosse klinische und gesellschaftliche Bedeutung.
2010 wurde die Prävalenz verschiedener Essstörungen erstmals in der Schweiz mittels einer
differenzierten Befragung von rund 10'000 Personen erhoben (Schnyder et al. 2010). Die
Datenerhebung erfolgte durch ein Team des Universitätsspitals und der Universität Zürich im
Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).
Aus den in Abbildung A dargestellten Resultaten geht hervor, dass 3.5 Prozent der Bevölkerung
der Schweiz im Alter von 15 bis 60 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben von einer
Essstörung betroffen waren (Lebenszeitprävalenz). Unterschieden wird in der Studie einerseits
zwischen Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge Eating Störungen. Zusätzlich wurden zwei
Gesamtkonstrukte erfasst: "Any Binge Eating Störung" bezieht sich auf verschiedene Formen von
"Essanfällen", während unter "Any Eating Störung" alle Personen subsumiert werden, die unter
einer der drei oben erwähnten Störungen leiden oder in der Vergangenheit gelitten haben.
Wie die Abbildung zeigt, sind Frauen deutlich häufiger von Essstörungen betroffen als Männer.
Gemessen an allen Essstörungen (Any Eating Störung) beträgt der Unterschied das 3.5-fache, bei
der Aneroxia nervosa gar das Sechsfache.
A) Lebenszeitprävalenz verschiedener Essstörungen 2010 nach Geschlecht (15-60-jährige
Bevölkerung)
%
5.3%
1.5%
Any Eating Störung
3.5%
5.3%
Any Binge Eating Störung
2.9%
4.1%
1.2%
Anorexia nervosa
0.2%
0.7%
2.4%
Bulimia nervosa
0.9%
1.7%
2.4%
Binge Eating Störung
0.7%
1.6%
0%!
1%!
2%!
Frauen
3%!
Männer
4%!
5%!
6%!
Alle
Quelle: Schnyder et al. (2012).
Datenbasis
Für die Abbildungen A bis C konnten die Daten der
folgenden Studie verwendet werden:
Schnyder, U., G. Milos, M. Mohler-Kuo und P.
Dermota (2012): Prävalenz von Essstörungen in
der Schweiz. Studie im Auftrag des Bundesamts
für Gesundheit. Bern: BAG.
Indikatorensammlung zum MOSEB • Stand Juni 2015
Die Studie basiert auf einer telefonischen Befragung
eines repräsentativen Querschnitts von 10'038
Personen im Alter zwischen 15 und 60 Jahren
(Befragung im Jahr 2010). Die Erfassung von
Essstörungen erfolgte mittels des Composite
International Diagnostical Interviews (CIDI) der
Weltgesundheitsorganisation.
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Weitere Resultate
Wie Abbildung B zeigt, sind vor allem jüngere
Menschen von Essstörungen betroffen. Besonders steil verläuft der Altersunterschied bei
der Bulimia nervosa und dem Gesamtkonstrukt für die Essstörungen (Any Eating
Störung), während die Unterschiede beim
Binge Eating geringer ausfallen.
Mit Blick auf die Abbildung gilt es überdies
festzuhalten, dass hier im Gegensatz zu den
Abbildungen A und C die 12-Monats-Prävalenzen (d.h. die im vergangenen Jahr
aufgetretenen Störungen) dargestellt ist, da
der Blick auf die Lebenszeitprävalenz zu
Verzerrungen führt.
B) Zusammenhang zwischen Essstörungen und Alter,
2010 (12-Monats-Prävalenz)
Anorexia nervosa
0.2%
0.0%
0.0%
0.1%
0.8%
0.6%
Bulimia nervosa
0.4%
0.3%
0.8%
0.8%
Binge Eating Störung
0.5%
0.3%
1.7%
1.4%
Any Eating Störung
0.9%
0.7%
0.0%
0.5%
1.0%
1.5%
2.0%
15-29 Jahre
30-39 Jahre
40-49 Jahre
50-60 Jahre
Quelle: Schnyder et al. (2012).
Wie aus Abbildung C hervorgeht, existiert ein
Zusammenhang zwischen Essstörungen und
der Betroffenheit von Übergewicht und
Adipositas. Während Personen, die unter
Anorexia nervosa leiden oder gelitten haben,
sehr selten übergewichtig sind, sind insbesondere Binge Eating Störungen mit einem
deutlich grösseren Risiko verbunden,
übergewichtig oder vor allem adipös zu
werden.
C) Zusammenhang zwischen Essstörungen und Übergewicht, 2010 (Lebenszeitprävalenz, 15-60-jährige
Bevölkerung)
Anorexia nervosa
5%
Bulimia nervosa
22%
14%
Binge Eating Störung
29%
Any Binge Eating Störung
28%
16%
14%
keine Essstörung
26%
7%
Alle
26%
7%
0%
10%
Übergewicht
20%
30%
40%
50%
Adipositas
Quelle: Schnyder et al. (2012).
Indikatorensammlung zum MOSEB • Stand Juni 2015
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