Laborkühlschrankdefekt– undkeinerhat´sbemerkt

Qualitäts
PRAXIS
Management
Auch Ärzte machen Fehler (5)
Laborkühlschrank defekt –
und keiner hat´s bemerkt
Der Fall: Eine Praxis hatte einen neuen
Kühlschrank fürs Labor angeschafft. Nach
nur vier Wochen hatte der allerdings einen
Motordefekt und kühlte ununterbrochen.
Da das Praxisteam dies nicht rechtzeitig
bemerkte, waren alle darin aufbewahrten
Hyposensibilisierungs- und Testlösungen
tiefgefroren und damit unbrauchbar. Der
Hersteller behob im Rahmen der Garantie
zwar den Schaden am Gerät, weigerte sich
aber, für den Inhalt aufzukommen mit der
Begründung, ein Haushaltskühlschrank
sei nicht für Medikamente geeignet.
Kommentar: Zunächst gibt es keine
Vorschrift darüber, welche Kühlschränke (und sonstiges Mobiliar) Ärzte in ihrer
Praxis verwenden müssen. Dies bringt es
gleichzeitig aber auch mit sich, daß der
Praxisinhaber selbst z. B. für die ordnungsgemäße Lagerung von Medikamenten verantwortlich ist. Werden Impfstoffe,
die bei einer Temperatur zwischen zwei
und acht Grad Celsius aufbewahrt werden sollten, und sonstige Sera tiefgefroren, sind sie nicht mehr verwendbar und
müssen verworfen werden. Die Hausratoder Praxisinventarversicherung dürfte
in der Regel für einen solchen Schaden
nicht einspringen – es sei denn, es besteht eine entsprechende Sonderregelung.
Gleichzeitig ist ein Ersatz auf Kosten der
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Foto: Der Allgemeinarzt
Ein Kühlschrank gehört zum Inventar jeder Hausarztpraxis. Welcher
das ist, entscheidet jeder Praxisinhaber für sich. Allerdings muß gewährleistet sein, daß Medikamente und
Sera ordnungsgemäß aufbewahrt
werden. Dafür ist nicht nur ein
guter Kühlschrank wichtig, sondern
auch die regelmäßige Kontrolle der
Temperatur mit einem geeigneten
Thermometer.
Die regelmäßige Kontrolle der Kühlschrankinnentemperatur (auch bei Umluftkühlschränken!) mit
Hilfe eines Minimum-Maximum-Thermometers ist eine der grundlegendsten QM-Maßnahmen in
Arztpraxen.
Krankenkassen(viaSprechstundenbedarfrezept) nicht zulässig; der erhöhte Bedarf
würde bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung
aufgedeckt und der dafür angesetzte Regreß wäre nicht zu vermeiden. Der Arzt
muß den Schaden also selbst tragen.
Spezielles Thermometer verwenden
Im übrigen sehen alle QM-Systeme für die
ordnungsgemäße Lagerung von Impfstoffen vor, die Kühlschranktemperatur mittels eines Minimum-Maximum-Thermometers zu kontrollieren. Es mißt nicht nur
die aktuelle Temperatur im Kühlschrank.
Vielmehr kann mit Hilfe der Minimum/
Maximum-Funktion auch über Nacht,
am Wochenende oder während des Praxisurlaubs nachgewiesen werden, daß die
empfohlene Temperatur eingehalten wurde und der Impfstoff noch verwendbar ist:
Der jeweils letzte Höchst- und Tiefstwert
wird angezeigt. So können beispielsweise
nächtliche Stromausfälle entdeckt werden. Damit es nicht unnötig Platz beansprucht, wird das Thermometer z. B. in
einer Ablage der Tür aufbewahrt. Sehr
praktisch sind auch Funkthermometer, da
die Anzeige außerhalb des Kühlschranks
gut sichtbar angebracht werden kann.
Werte täglich kontrollieren!
Jedoch nützt das beste Thermometer
nichts, wenn es nicht regelmäßig abgelesen wird. Daher sollte der Blick aufs
Kühlschrankthermometer zur Morgenroutine für eine Helferin werden. Sie trägt
die Meßwerte mit Datum in einer bereitliegenden Liste ein und drückt dann den
Resetknopf am Thermometer, damit es
wieder neu zu messen beginnt. Bei Abweichungen unter zwei oder über acht Grad
(bei Thermometern mit einer Toleranz
von einem Grad unter drei bzw. über sieben Grad) ist der Arzt zu informieren. ▪
Dr. med. Gerhard Bawidamann
Facharzt für Allgemeinmedizin
93152 Nittendorf
Für den Anhang im QM-Ordner
Interessant in dieser Ausgabe:
● Juristische Stolpersteine bei der Praxis-Homepage
● Banaler Infekt oder ernste Erkrankung: Warum hustet der Patient?
Der Allgemeinarzt 18/2006
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30.10.2006
14:17:00 Uhr