Ashtanga Yoga – Primary Series

ASANAS – ASHTANGA YOGA
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Ashtanga Yoga
Primary Series
Es ist nicht einfach, in der heutigen Zeit mit durchterminierten Wochen und endlosem Freizeitangebot eine beständige Praxis aufzubauen. Umso wichtiger erscheint es
mir, Yoga im Alltag zu integrieren, sich zurückzuziehen
und innezuhalten.
Ashtanga Yoga sollte konstant geübt werden, damit eine
Transformation stattfinden kann. Die Absicht dahinter –
Aufbau von Kraft, Flexibilität und Gleichgewicht sowie
mehr Bewusstsein im Geist – lässt sich so eher ins Leben
integrieren. Was aber, wenn die Zeit knapp ist? Die Antwort liefert David Swenson in seinem Buch: «Es ist sinnvoller, drei Mal die Woche 15–30 Minuten zu üben, als
an einem Tag zwei, am darauf folgenden eine Stunde und
während der nächsten drei Wochen gar nicht.»
Die folgende Serie aus seinem Buch «The Practice Manual» (1999) dauert 15 Minuten und soll Freude bereiten.
Geniesst das Bewegen eures Körpers, verbunden mit der
Atmung und dem Bewusstsein eines jeden einzelnen Moments.
«Ashta» bedeutet acht, «Anga» heisst Glieder und bezieht
sich auf Patanjalis Yoga Sutras. Krishnamacharya hat seit
1927 Hatha Yoga an K. Patthabi Jois weitergegeben; Jois
entwickelte daraus Ashtanga Vinyasa Yoga, wie es heute
von seinen Familienangehörigen in Mysore gelehrt wird.
Es zählt zu den schwierigsten Hatha Yoga-Systemen. Jede
Asana beginnt mit einer Ein-, endet mit einer Ausatmung
und wird verbunden durch ein Vinyasa (siehe Fotoserie).
Es existieren sechs definierte Serien, die in immer derselben
dynamischen Abfolge praktiziert werden.
Text und Modell: Sabine Roder, www.yogine.net
Fotos: Pascal Corbat
Februar/März 16
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ASANAS
Ashtanga Yoga Primary Series – 15 Minuten Kurzform
• Beginne deine Praxis mit fünf Surya Namaskara A und
drei Surya Namaskara B, um deinen Körper aufzuwärmen
und den Rhythmus der Bewegungsmeditation zu finden.
• Beende die Serie mit Savasana
• Versuche am Morgen zu praktizieren
• Bleibe in jeder Stellung für fünf tiefe Atemzüge
01
Paschimottanasana
Strecke deine Beine, flexe deine Füsse, atme ein, verlängere die Wirbelsäule. Atme aus, beuge den Oberkörper nach
vorne, greife nach den Fussaussenkanten. Atme ein, verlängere den Oberkörper, atme aus, sinke nach unten.
Dristi (Ausrichtung des Blicks): Zehen
Variationen: Knie beugen, bis die Fussaussenkanten gegriffen werden können
Die Asana
• komprimiert Verdauungsorgane, beruhigt und aktiviert
das parasympathische Nervensystem
• dehnt die Rückseite des Körpers
• stärkt Quadrizeps, Tibialis Anterior
ASHTANGA YOGA
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Vinyasa
• Atme ein: springe/gehe vom Sitz ins Brett
• Atme aus: sinke in Chaturanga Dandasana
• Atme ein: schiebe dich hoch in Urdhva Mukha Svanasana
• Atme aus: schiebe dich zurück in Adho Mukha Svanasana
• Atme ein: atme aus springe/gehe zurück in den Sitz
•Halte in jeder Stellung Mula Bandha und Uddiyana
Bandha, bei Padmasana zusätzlich Jalandhara Bandha
• Praktiziere zuerst die rechte, dann die linke Seite
02
Marichyasana
Strecke ein Bein, flexe den Fuss, ziehe das andere Knie
hoch, platziere die Hand, welche auf derselben Seite ist
wie das angezogene Knie, hinter dir. Atme ein, strecke
den anderen Arm hoch, atme aus, bringe den Ellenbogen
an die Aussenkante des Knies. Umarme das Knie, löse die
Hand vom Boden, fasse mit der vorderen Hand das hintere Handgelenk. Atme ein, verlängere die Wirbelsäule,
atme aus, sinke tiefer in die Rotation.
Dristi: über die hintere Schulter Richtung Horizont
Variationen: Arme nicht gebunden
Die Asana
• entgiftet durch die Rotation
• dehnt Piriformis, IT Band, Tensor Fasciae Latae, Biceps
Brachii, Pectoralis Minor
•stärkt Wirbelsäule, Interspinalis, Verdauungsorgane,
Sternocleidomastoid
• Integriere zwischen jeder Asana, auch zwischen den Seitenwechseln, ein Vinyasa
Februar/März 16
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ASANAS
Navasana – 2x
Strecke deine Beine auf Kopfhöhe, Füsse gestreckt. Rolle
Schultern zurück, strecke die Arme nach vorne.
Überkreuze nach einer Runde deine Beine, atme aus,
platziere die Hände neben dem Becken, atme ein, hebe
den ganzen Körper auf den Händen hoch, atme aus, sinke, atme ein, beginne mit der nächsten.
04
Urdhva Dhanurasana – 3x
Leg dich auf den Rücken, beuge deine Knie, platziere die
Füsse hüftbreit voneinander, die Hände – Finger Richtung Füsse – neben deine Ohren, schulterbreit. Atme ein,
hebe dein Becken an, strecke deine Arme.
Dristi: Nase
Variationen: Setu Bandha Sarvangasana
Die Asana
• stimuliert das sympathische Nervensystem, belebt
•dehnt Psoas, Rectus Abdominis, Quadriceps, Brachioradialis
•stärkt Biceps Brachii, Triceps Brachii, Hamstrings, Adduktoren
Dristi: Nase
Variationen: Knie gebeugt
Die Asana
• wärmt, belebt
• dehnt Rhomboiden, Hamstrings
•stärkt Abdomen, Beine, Quadriceps, Sternocleidomas­
toid, Arme, Multifidi, Erector Spinae, InterspinalesMuskeln, Adduktoren
ASHTANGA YOGA
05
Paschimottanasana
Wiederhole diese Asana für fünf Atemzüge.
06
Padmasana
Sitze im Lotus, atme ein, verlängere die Wirbelsäule, lege
die Hände auf deine Knie, strecke die Arme. Bringe deine
Hände in Gyan Mudra (Zeigfingerspitze und Daumenspitze berühren sich, restliche Finger gestreckt), atme aus,
praktiziere Jalandhara Bandha (Kinn zum Brustkorb).
Dristi: Nase
Variationen: Sukhasana, Siddhasana, Ardha Padmasana,
Die Asana
• verbessert den mentalen und spirituellen Fokus, bereitet
auf die Glieder des Patanjali Sutras – Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi – vor
• dehnt Piriformis, Tensor Fasciae Latae
• stärkt Bandhas, Rectus Abdominis
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