Februar / février 2009 berner schule / école bernoise 25 MONEYmix-Projekt Junge Referentinnen warnen vor der Schuldenfalle Im Projekt MONEYmix lernen je zwei Jugendliche einer Klasse die Tücken rund um das Thema Geld und Konsum kennen. Zu Hause instruieren sie dann ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in spannenden Referaten und werden so zu Multiplikatoren von Wissen. Die «berner schule» besuchte einen MONEYmix-Morgen in Trubschachen. meisten Gruppen eine stille Reserve. Nach der Lektion sagt eine Schülerin: «Jetzt weiss ich, warum meine Eltern sich so viel unterhalten haben, bevor sie den Stall umgebaut haben. Sie machten ein Budget und das gibt zu reden.» Und ein anderer sagt: «Ich will nie Schulden machen bei den Kollegen. Das gibt nur Ärger.» Konsumieren ohne Ende Stephanje Rüegsegger und Angela Gerber erklärten ihren Kolleginnen und Kollegen, wie man nicht in die Schuldenfalle tappt. Bild IS W ährend das Mittelland unter einer Nebeldecke steckt, scheint in Trubschachen die Sonne und beleuch- Isabelle Streit tet das Zimmer der gemischten Realklasse im Schulhaus Hasenlehn. Heute soll den Schülern zusätzlich ein Licht aufgehen. Sie werden lernen, was ein Budget ist, damit sie später nicht in die Schuldenfalle tappen. Stephanje Rüegsegger und Angela Gerber wechseln dazu die Rollen. Statt wie üblich die Schulbank zu drücken, übernehmen die beiden das Zepter und bestreiten die Lektion als Referentinnen. Dafür wurden sie eigens ausgebildet in einem viertägigen Anlass der Raiffeisenbank. Monika Kitsao, Projektleiterin von MONEYmix, betont: «Uns geht es dabei nicht um Werbung für unsere Bank, sondern wir möchten einen Beitrag leisten, damit Junge wissen, welche Gefahren im Umgang mit Geld im Alltag lauern und wie sie diese umschiffen können.» Im vergangenen Oktober hat die Bank darum 32 Oberstufenschüler nach Frutigen zu einem Seminar eingeladen. In verschiedenen Modulen lernten die jungen Leute, warum die Schuldenfalle ernst zu nehmen ist. Doch nicht nur das. Weil sie ja später als so genannte Multiplikatoren von Wissen auf- treten, wurden sie gelehrt, wie sie gute Referate halten können. Budgetieren will gelernt sein Stephanje erinnert sich: «Wir machten Rollenspiele und übten die Vorträge.» Übrigens: Die Mädchen haben sich gefreut auf die Reise nach Frutigen. «Wir waren etwas nervös, weil wir ja nicht genau wussten, was uns erwarten würde», sagt Angela. Aber sie hätten dort tolle Kontakte zu andern geknüpft und die durchaus anstrengenden Tage genossen. Mit Ferien hatte ihre Reise nämlich nichts zu tun. Sie büffelten neues Wissen und übten sich als Gesprächsleiterinnen. Dass das Thema Geld für Junge wichtig ist, zeigt ein Blick in die Statistik. 80 Prozent der Jugendlichen machen schon vor ihrem 25. Lebensjahr Schulden, und zwar bis zu 500 Franken und leider auch viel mehr. Ein Budget kann abhelfen. Darum zeigen Stephanje und Angela ihren Mitschülern, was sich hinter diesem Begriff versteckt. Sie organisieren eine Gruppenarbeit. Die Mitschüler sollen eine Schulfeier budgetieren. Munter machen sich die jungen Leute an die Aufgabe und kaufen fiktiv Grillwürste, mieten einen Raum und organisieren sogar Feuerwerk. Das Geld reicht bei allen Gruppen. Doch als nach der Party noch eine Rechnung ins Haus flattert für zerbrochenes Geschirr, fehlt bei den Das Projekt spricht heikle Themen an, denn viele Junge möchten sich alles Mögliche leisten, selbst wenn es ihren finanziellen Rahmen sprengt. Besonders viel Geld geben sie aus für Mobiltelefone, Kleider, Kosmetika oder später Autos. «Wir sind überzeugt, dass es sich lohnt, die Jungen für diese Themen zu sensibilisieren», sagt Monika Kitsao. «Sie geben jährlich rund 600 Millionen Franken aus. Damit sind sie im Visier von aggressiver Werbung.» Viele sind sogar süchtig nach Konsum. Prävention ist also angesagt. Vom Projekt überzeugt ist darum auch der Lehrer, Adrian Zurmühle aus Trubschachen: «Die Themen Geld und Konsum gehören in die Schule, darum habe ich gerne zwei Schülerinnen im Projekt angemeldet.» Er begrüsst den präventiven Charakter und die Tatsache, dass die Jungen einmal in einem anderen Umfeld lernen können. «Das Material, das die Schüler vom Anlass mitbrachten, überzeugt. Und ihre Vorträge und Diskussionen finde ich anregend und wertvoll.» Was er auch schätzt, ist die Tatsache, dass die Mitschüler den beiden Kolleginnen stets aufmerksam zuhören und angeregt mitmachen. «Sie nehmen die beiden Referentinnen sehr ernst und spüren, dass diese effektiv etwas zu erzählen haben.» Auf diese Weise könnten alle profitieren vom Projekt. MONEYmix – ohne Schulden durchs Leben Die Raiffeisenbank zieht positive B ilanz nach dem ersten Durchgang vom letzten Oktober und möchte darum weitere Seminare anbieten. Vorge sehen ist , dass das Projekt auch in anderen Kantonen durchgeführt wird. Wer mehr wissen möchte, findet zusätzliche Informationen unter: www.moneymix.ch Die nächsten Anmeldungstermine und Zulassungsbedingungen für den An lass vom kommenden Oktober werden in der «berner schule» publiziert.
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