Auf großer Fahrt Vieler Menschen Städte sah er und lernte ihr

DAS WETZSTEIN WEIHNACHTSRÄTSEL
DES JAHRES 2015
Auf großer Fahrt
Vieler Menschen Städte sah er und lernte ihr Denken
kennen und litt auf dem Meer viel Qual in seinem Gemüte,
trachtend, sein Leben zu sichern und seinen Gefährten die Heimkehr.
***
Nach zwanzig Meilen brachen sie das Brot,
nach dreißig Meilen hielten sie Abendrast.
Fünfzig Meilen legten sie im Verlauf eines einzigen Tages zurück,
den Weg eines Monats und eines halben (schon) am dritten Tage.
Sie kamen dem Berge Libanon näher.
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Schon seit hunderttausenden von Jahren sind Menschen unterwegs. Aus
Not, auf der Flucht vor Hunger, Naturkatastrophen und Krieg, aber auch
um Waren zu tauschen, aus Wißbegier, Abenteuerlust und
Entdeckerfreude. Sie haben sich sicherlich schon immer ihre
Entdeckungen, Erlebnisse, ihre Abenteuer erzählt und dann auch
aufgeschrieben. Nicht zufällig sind wohl zwei der frühesten schriftlichen
Zeugnisse, Homers Odyssee und das Gilgamesch Epos, auch
Reiseberichte. Und so ist das diesjährige Wetzstein-Rätsel der
Reiseschriftstellerei gewidmet. Es gilt Reisende zu erraten, die auf
unterschiedlichste Art ihre, im wahrsten Sinne des Wortes, "Erfahrungen"
für uns aufgeschrieben haben. Bei allen zehn Aufgaben handelt es sich
nicht um Reiseromane in der Art von Gullivers Reisen, Sternes
Empfindsamer Reise, Jean Pauls Gianozzo oder Joseph Conrads Herz der
Finsternis, keine Phantasiereisen, sondern um wirkliche Fahrten aus fast
2500 Jahren und rund um die Welt. Als Lösung nennen Sie den Namen
des Autors oder der Autorin, der oder die sich in den zehn
Kurzbeschreibungen verstecken.
Unter den richtigen Einsendungen werden wir drei Exemplare des
wunderbaren Reisebuchs Orient-Express von John dos Passos auslosen.
Und nun gute Fahrt und viel Freude beim Rätseln.
Ihr
Harald Diebold
Einsendeschluß ist wie immer der 24. Dezember.
1.
Rund 150 Handschriften sind überliefert, aber keine ist eindeutig dem
Verfasser zuzuordnen. Gab es eine verlorene Ur-Handschrift, hat der
Reisende seine Erlebnisse nur diktiert, ist alles nur Fiktion und der
berühmte Mann war nie an den von ihm beschriebenen Orten? Dies alles
ist letztendlich ungeklärt und wahrscheinlich auch nie endgültig
herauszufinden. Aber bei einer Reise, die etwas über 800 Jahre zurückliegt
und fast ein Vierteljahrhundert dauerte, ist dies alles nicht weiter
verwunderlich.
2.
Eine Bäderreise im späten 16. Jahrhundert. Eine äußerst lebendige
Beschreibung der Sitten, Gebräuche, Unterkünfte und gesundheitlichen
Wirkungen der aufgesuchten Bäder - über manche Seiten liest sich der
Bericht fast wie ein medizinisches Bulletin. In Rom bietet sich dem Autor,
dessen Bücher auf dem Index Librorum Prohibitorum standen die seltene
Gelegenheit, mit dem Zensor selbst die inkriminierten Stellen zu
diskutieren. Erstmals gedruckt wurde dieser Text 1774.
3.
Auch er einer der ganz großen Fußgänger. In 9 Monaten legte er
geschätzte 6000 km zurück. Es war keine der zu dieser Zeit üblichen
Grand Tours, dazu war sein Blick zu nüchtern, zu kritisch und im Ton oft
spöttisch, und meist weniger an Kunst und Kultur als an politischen und
sozialen Verhältnissen interessiert. Das Buch endet passenderweise mit
einem Lob auf seinen Schumacher.
4.
Erstaunlich was er alles sah, auf allen fünf Kontinenten, und uns erzählt in
vielen kleinen Miniaturen, welche keiner Chronologie und keiner
Reiseroute folgend, uns mitnehmen zu Begegnungen, Erlebnissen,
Erinnerungen und so aber nicht nur eine Topographie der Erde
erschaffen, sondern vor uns auch die ganz persönliche Landkarte eines
geborenen Erzählers auffalten.
5.
Seine große Fußwanderung führt auf einer langen Diagonalen vom
Nordwesten in den Südosten Europas. Ein junger Mann, eine wunderbare
Mischung aus Abenteuerlust und humanistischer Bildung, zeigt uns eine
Welt, die gerade einmal 80 Jahre zurückliegt, aber uns vor Augen führt,
was für ein unwiederbringlich versunkener Kontinent das Alte Europa ist.
Geschrieben hat der Autor dieses grandiose dreiteilige Werk erst
Jahrzehnte später. Dieses Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden.
6.
Ihre Reisen waren wohl selten idyllisch. Unerschrocken und geradezu
angezogen von Krisen, Kriegen und schrecklichen Geschehnissen, gibt es
von dieser Berufs-Reisenden Berichte über das nationalsozialistische
Deutschland, den Spanischen Bürgerkrieg, den Vietnamkrieg, den
Bürgerkrieg in El Salvador und, und, und...
7.
Ebenfalls ein Kriegsberichterstatter, aber einer, der während des
Feldzuges vom Berichterstatter zum Kommandeur wird und das riesige
Söldnerheer seiner Landsleute, in einem Gewaltmarsch ans Schwarze
Meer führt. Insgesamt legt dieser Zug eine Strecke von weit über 6000 km
zurück.
8.
Ein Paar auf Forschungsreise und wohl die kürzeste aller Rätselreisen.
Eine extreme Verlangsamung auf dem Inbegriff der schnellen
Fortbewegung. Eine Drachenfahrt und ein Stationenweg mit 65
Haltestellen, die unser Paar erforscht und in einem Expeditionstagebuch
festhält. Sie halten sich streng an die vor Beginn der Reise festgelegten
Spielregeln. Ein sehr komisches, aber auch todtrauriges Buch, da beide
Expeditionsteilnehmer ihre Fahrt nicht lange überlebten. Sie starb noch
im Jahr der Reise, er keine zwei Jahre später.
9.
In einem für ihre Zeit schon recht fortgeschrittenen Alter konnte sie sich
das erste Mal auf große Fahrt begeben. Sie war Witwe, die beiden Söhne
waren erwachsen und vom Rest ihrer kleinen Erbschaft finanzierte sie die
erste Reise. Weitere Reisen ermöglichten ihr die Einnahmen aus den
Büchern, die sie darüber veröffentlichte. Sie war klein, anspruchslos,
äußerst zäh und legte in 16 Jahren eine Strecke zurück, die nahezu sieben
Erdumrundungen entspricht. Nur ein Kontinent fehlte ihr in ihrer
Sammlung, als sie mit 61 Jahren in ihrer Heimatstadt verstarb.
10.
Seine Stellung im Kanon der Weltliteratur und als Nationaldichter
verdankt er nicht seinen Reiseberichten, sondern einer vollkommen
anderen literarischen Gattung. Aber er war viel unterwegs, in über 30
Ländern Europas und des vorderen Orients. Sobald er etwas Geld
erübrigen konnte, ging er auf Reisen. Nur wenige Monate nach der
Eröffnung der Eisenbahnstrecke Magdeburg-Leipzig berichtet er
begeistert von seiner ersten Fahrt: er habe sich selten in seinem Leben, so
ergriffen gefühlt.
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