Buchhandlung zum Wetzstein Der Wetzsteinbrief Januar 2016 Der Mond Von Susanne Bader Neujahrslied Mit der Freude zieht der Schmerz Traulich durch die Zeiten. Schwere Stürme, milde Weste, Bange Sorgen, frohe Feste Wandeln sich zur Seiten. Und wo eine Träne fällt, Blüht auch eine Rose. Schon gemischt, noch eh' wir's bitten Ist für Thronen und für Hütten Schmerz und Lust im Lose. War's nicht so im alten Jahr? Wird's im neuen enden? Sonnen wallen auf und nieder, Wolken gehn und kommen wieder Und kein Wunsch wird's wenden. Gebe denn, der über uns Wägt mit rechter Wage, Jedem Mut für seine Leiden Jedem Sinn für seine Freuden, In die neuen Tage, Jedem auf des Lebens Pfad Einen Freund zur Seite, Ein zufriedenes Gemüte Und zu stiller Herzensgüte Hoffnung ins Geleite. Johann Peter Hebel Buchhandlung zum Wetzstein Letztes Jahr hatte es im Laufe des Abends zu schneien begonnen. Danach war die Welt eine andere, eine verzauberte Welt, in der man wieder zum Kind wurde: staunend, beeindruckt, ja überwältigt von der Schönheit und von der Stille der weißen Landschaft. In diesem Winter bisher Wärme statt Schnee, selbst auf 1500 m Höhe – Matsch. Doch wieder ist im schönen, weihnachtlich geschmückten Schwarzwaldhaus der große Kachelofen geheizt. Die Stadt, der Trubel sind weit weg und in gemütlicher Runde schnell vergessen. Schäufele, Sunnewirbele- und Kartoffelsalat schmecken köstlich. Die Gespräche sind lebhaft: ein Abend mit Freunden und – mit langer Tradition. Als wir aus dem Haus treten, leuchtet der Mond über den Tannen. Und die vielen Sterne haben Mühe, gegen sein kaltes Licht anzukommen. Weihnachten. Auch im Wetzstein ist Ruhe eingekehrt. Nur noch wenige Tage bis zum neuen Jahr, das auch dieses Mal – in langer Tradition – im Wetzsteinbrief mit dem Neujahrslied von Johann Peter Hebel beginnt. Die Melodie dieses Liedes verbindet das Ende mit dem Anfang, das Alte mit dem Neuen, den Schmerz mit der Hoffnung. Das Maß ist verloren gegangen. Die Begrenzungen, die alten, sind es auch. Gibt es in unserer Gegenwart überhaupt noch die großen Erzählungen, die Gesänge? Daniela Seel nutzt in ihrem neuen Lyrikband die Sprache in all ihren Facetten. Ihre Texte sind assoziativ, mit Bildern, die weniger erlebt als nur noch gesehen werden. was weißt du schon von prärie ist ein Abbild dessen, das uns im Digitalen, im Urbanen, im nur flüchtig Begriffenen umgibt, unser Leben begleitet, wenn nicht gar bestimmt. Vielleicht bleibt am Ende nur die Lyrik, bleiben nur Verse, wenn man zurückschaut auf ein Leben, in dem man es gewohnt war, Regie zu führen. Festspiele, Theater, Oper, Film und Literatur. Luc Bondy setzte Maßstäbe,. weil er immerzu angetrieben war von der Liebe zu den Menschen und zu seiner Arbeit. Toronto war sein letztes, ein lyrisches Stück. Das auch den langsamen, vom Krebs gebrachten Tod ausleuchtet. Dabei nicht von Schwermut, sondern einer sanften Ironie und einem Lächeln geleitet. Ausgangspunkt des neuesten Gedichtbandes von Raoul Schrott ist das Entdecken eines unbekannten Manuskripts, das er in der Biblioteca Classense gefunden haben möchte: De Arte Nihil Credendi. Die Kunst an nichts zu glauben. Eine atheistisches Glaubensbekenntnis aus dem 16. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert weit verbreitet. Schrott spielt geschickt mit der Wahrheit und der Lüge, stellt den Aussagen des er-, nicht gefundenen Manuskripts eigene Buchhandlung zum Wetzstein Gedichte wie Mosaiksteine, in Szenen, Stimmungen und Gedanken gegenüber. Sie sind Studien, Reflexionen über Situationen des normalen Lebens. Über Momente, die glücken können, oder auch nicht. Nahezu vergessen – Nicolas Born scheint uns abhandengekommen zu sein. Kaum mehr gesehen, kaum mehr beachtet wird dieser Träumer nach Vorne, dieser große Dichter. Seine Lyrik schwebt geglückt zwischen Empfindsamkeit, Engagement, großer Verletzlichkeit, Sachlichkeit, dem Alltag. Dieser Band versammelt und kommentiert erstmalig Borns lyrisches Gesamtwerk. Walle Sayer, Strohhalm, Stützbalken. Sayers lyrisch-prosaische Miniaturen: stimmungsvolle Betrachtungen von Dingen, die wunderbare Bilder des Lebens hervorbringen, Erinnerungen in uns wachrufen. Es scheint, als ob er einfach genauer hinsieht. Dies jedoch nicht direkt. Nur aus dem Augenwinkel. Aber mit großer Liebe und mit feinem, bezeichnendem Humor. In kalten, süddeutschen Winternächten war es – so die Erzählung –, als Descartes' Visionen ihn aufbrechen ließen, die Philosophie der Neuzeit zu begründen. Wahrheit und Vernunft – gedacht in Skepsis, Analyse, der Konstruktion und der unaufhörlichen Untersuchung des gegangenen Weges. Denn: Es gilt alles zu bezweifeln. Kalte Winternächte ließen auch Durs Grünbein sich auf den Weg machen – so die Erzählung –, um dem Begründer des Rationalen nachzugehen. Über Jahre hinweg umkreiste Grünbein Descartes und folgte in lyrischer Form den Stufen und Verschiebungen dessen Lebens. Vom Schnee oder Descartes in Deutschland ist dichtende Analyse, die die Kälte der Welt in einer Hommage an den Schnee zum lebendigen Bild gefrieren lässt. Morgens singen die Vögel. Während der Weihnachtstage strahlender Sonnenschein. Des Nachts ein großer und ernsthafter Mond am Himmel. Der Garten ist hell erleuchtet. Und die überall aus der Erde lugenden grünen Spitzen der Schneeglöckchen proben den Frühling. Henning Ziebritzki, Schöner Platz. Schöne Orte. Idyllen, Bilder, die die Möglichkeit von Zuflucht verheißen. Und manchmal, irgendwann, verzerren sich diese Bilder. Werden rätselhaft, fremd. Und sind dabei doch schön und klar. Der Lyriker Henning Ziebritzki malt mit seinen Gedichten das, was zu sehen ist, gesellt dazu die Erinnerung, hüllt das Alltägliche in einen weichen Mantel, um ihn dann plötzlich wegzuziehen. Und wir stehen da und frieren. Es sind die überraschenden Wendungen, die Ziebritzkis Gedichte so furchtbar Buchhandlung zum Wetzstein schön machen. Was bleibt ist ein Aushalten, gerade weil die Rätsel nicht aufgehen. Sylvia Geist, Gordisches Paradies. Wir kennen den Gordischen Knoten, aber was fangen wir mit einem Gordischen Paradies an? Ist es ein Paradies, das wir nur betreten können, nachdem wir es zerstört haben? Sylvia Geist tastet das Leben in einer wie Musik erklingenden Sprache ab. Sie sucht nach Verlässlichkeit und Halt, auch in der Liebe. Und weiß um die Vergeblichkeit dieser Suche. Bevor man fortgeht, / wehren sich die Dinge, manche irren sich / in sich und werden schön. Weihnachten ist vorüber, wir gehen ins neue Jahr. Mit all seinen Aufgaben, seinen Rätseln, die es zu lösen gilt. Über dem Garten ein Morgenhimmel in hellem Blau mit beiläufig hingetuschten Streifen von zartem Morgenrot. Der Mond, gläsern, durchsichtig, blass, wirkt fremd und entrückt. Azophi Hell stand er über den Hügeln, dann war er fort. Einige Bogenminuten lang - das kurze Hallo, Mit dem man den falschen Bekannten gern grüßt. Von wegen Himmelssystem: Da ist keine Ruhe In den Koordinaten, im Bewußtsein kein Halt. Alles verschiebt sich, ein Lidschlag trennt Sphären Und Menschenleben, die kommen und gehen. Er aber bleibt, kehrt auch den Urenkeln wieder Wie er den Ahnen erschien, transhistorischer Bote. Durs Grünbein Die Bücher zu diesem Wetzsteinbrief sowie unsere geänderten Öffnungszeiten finden Sie auf dem beigefügten Bestellzettel. Den regelmäßig erscheinenden Wetzsteinbrief senden wir Ihnen gerne an Ihre Email-Adresse, wenn Sie uns diese mitteilen. Der Wetzsteinbrief steht im Internet, in der Buchhandlung gibt es ihn in gedruckter Form. Vieles über uns erfahren Sie auf unserer Homepage www.buch-wetzstein.de Alle Rechte am Text: Buchhandlung zum Wetzstein Buchhandlung zum Wetzstein Buchhandlung zum Wetzstein Salzstraße 31 am Augustinerplatz 79098 Freiburg Bestellungen bitte per Telefon 0761 33999 oder per Telefax 0761 39280 oder per E-Mail [email protected] BESTELLSCHEIN Die Bücher zu diesem Wetzsteinbrief Hiermit bestelle ich die angekreuzten Titel: o Johann Peter Hebel, Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Faber & Faber Verlag. Vorzugsausgabe (antiquarisch) 80,00 Euro o Johann Peter Hebel, Werke. Müller Verlag. 3 Bde. (antiquarisch) 160,00 Euro o Johann Peter Hebel, Allemannische Gedichte. Sauerländer Verlag (erste illustr. Ausgabe von 1826, antiquarisch). 300,00 Euro o Daniela Seel, was weißt du schon von prärie. Gedichte. Kookbooks Verlag. 19,90 Euro o Luc Bondy, Toronto. Gedichte. Paul Zsolnay Verlag. 14,90 Euro o Raul Schrott, Die Kunst an nichts zu glauben. Hanser Verlag. 17,90 Euro o Nicolas Born, Gedichte. Wallstein Verlag. 34,00 Euro o Walle Sayer, Strohhalm, Stützbalken. Klöpfer und Meyer Verlag. 16,00 Euro o Durs Grünbein, Vom Schnee oder Descartes in Deutschland. Suhrkamp Verlag. 19,90 Euro o Durs Grünbein, Cyrano oder Die Rückkehr vom Mond. Suhrkamp Verlag. 19,90 Euro o Henning Ziebritzki, Schöner Platz. Gedichte. Dietrich zu Klampen Verlag. 17,00 Euro o Sylvia Geist, Gordisches Paradies. Gedichte. Hanser Berlin Verlag. 14,90 Euro o zur Abholung in der Buchhandlung zum Wetzstein Buchhandlung zum Wetzstein o zum Versand gegen Rechnung (ich bin bereits Kunde der Buchhandlung) o zum Versand gegen Vorkasse (ich bin noch nicht Kunde der Buchhandlung) an folgende Adresse: Name: Unterschrift: Datum: Neue Öffnungszeiten im Wetzstein Durchgehend geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 16 Uhr Am 7. und 8. Januar 2016 machen wir Inventur. Die Buchhandlung ist an diesen beiden Tagen geschlossen. Am Samstag, den 9. Januar sind wir wieder für Sie da. Am Donnerstag, den 28. Januar 2016 um 19 Uhr liest und erzählt Rüdiger Safranski aus Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen. Eine Veranstaltung der Buchhandlung im Kunstraum Alexander Bürkle, Robert-Bunsen-Straße 5, 79108 Freiburg. Eintrittskarten zu 15 Euro sind in der Buchhandlung erhältlich. Buchhandlung zum Wetzstein GmbH Geschäftsführende Gesellschafterin: Susanne Bader Eingetragen im Handelsregister Freiburg HRB 1658 Salzstraße 31 am Augustinerplatz 79098 Freiburg Telefon 0761 33999 Telefax 0761 39280 E-Mail [email protected] Internet www.buch-wetzstein.de
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