Höhenangst Frontwork CIS NiDozzo rückte sich die Krawatte zurecht, während ihn McFee mit einem fragenden Blick musterte. „Was soll das denn? Ausgerechnet jetzt, wo wir in bewaldetes Zielgebiet gehen...“ „Wald? Grüne Hölle nenne ich das!“, schnaubte NiDozzo. „Da muss es auch oberhalb der Gürtellinie stimmen. Für Siegertypen wie mich, jedenfalls.“ Dann schnappte er sich sein FCIS-Cap und die schusssichere Weste. „Du solltest dich ebenfalls rüsten, McFee. Der Mann ist gut. Man weiss nie, welche Art Spielzeuge er mit sich führt.“ Es war eher aussergewöhnlich, dass sich das Frontwork CIS-Team mal nicht per Auto, Helikopter oder Flugzeug an einen Ort des Geschehens bewegte. So aussergewöhnlich wie die feuerrote Aussenfarbe des Gefährtes, welches sich gemächlich, aber unbeirrbar seinen Weg bergauf durch die Wildnis bahnte. Der Auftraggeber hatte einen Extrawagen für den FCIS gechartert. „Also, der Mann, den wir suchen, ist wohl allen bekannt. 1.77 Meter gross, 180 austrainierte Pfund. Trotz seiner 68 Jahre ganz gut in Form. Und er hat ein entscheidendes Teil aus einem Kunstwerk entwendet, mitten in Zürich“, erklärte Fibbs seinem Team. „Gemäss neuesten Satellitenbildern hat er sich auf einem Aussichtsturm verschanzt. Stahlfachwerk, 72 Meter hoch. Die grosse Plattform, wo er zuletzt gesehen wurde, ist in 30 Meter Höhe. Unser Auftrag ist, ihn da runterzuholen. Mitsamt dem gestohlenen Objekt.“ NiDozzo hatte seinen Kopf demonstrativ Richtung Landschaft gerichtet, welche am Fenster des Eisenbahn-Abteils vorbeizog. „Sie wollen ihn mit Gewalt da runterholen?“ „Nein“, antwortete Fibbs kühl. „Wir werden einen Deal machen. Einen ganz speziellen Deal.“ Nachdem das Team am Bahnhof angekommen war, legte es das letzte Stück zu Fuss zurück, Richtung Gipfel des Berges. Neben einem grösseren Gebäudekomplex, einem Hotel augenscheinlich, befand sich der Turm. Er verfügte über eine dreieckige Grundfläche, schien sich in seiner Form wie eine eiserne Pfeilspitze in den Himmel zu bohren. Am Fusse der Konstruktion wurde der FCIS bereits erwartet. „Er ist da oben. Seit ein paar Stunden schon. Weigert sich, runterzukommen. Blockiert den Turm, für Ausflügler und Gäste.“ Fibbs beruhigte den aufgebrachten Mann; dann wandte er sich an sein Team. „Joe Fry ist Besitzer der Anlage. Er gab den entscheidenden Tipp, dass der Dieb sich hier verschanzt hat.“ „Was gedenken Sie zu tun? Mit seinem martialischen Gehabe führt er sich auf wie Rembo!“, ereiferte sich Fry. „Er ist Rembo“, erwiderte NiDozzo ungerührt. „John!“ Lautstark wandte sich Fibbs an den Turmbesetzer. „John Rembo! Wir wissen, dass du dort oben bist.“ Prompt neigte sich auf der Plattform eine Gestalt behutsam übers Geländer. Mit seinem Stirnband und dem langen schwarzen Haar, erinnerte der Mann an einen grimmigen Indianer. „John Rembo! Hier spricht L. J. Fibbs von Frontwork CIS. Trotz tausender roter Teile hast du dir ausgerechnet das weisse geschnappt. Doch das Versteckspiel ist vorbei. Ist das weisse Teil unversehrt und hältst du deine Muckis im Zaum, sind wir bereit, einen Tausch zu vollziehen. Und vergessen die Geschichte mit dem Diebstahl.“ „Fibbs? Fiiiibbs!“ Der Indianer starrte ungläubig nach unten. „Was 1 zum Teufel machst du denn hier?“ Engeistert fixierte NiDozzo seinen Vorgesetzten. „Boss! Was soll das? Rembo und Sie...?“ „Wir waren zusammen in Vietnam. Afghanistan. Und Burma“, bemerkte Fibbs betont beiläufig, seinen Blick unverwandt aufwärts Richtung Plattform des Turms gerichtet. „Ich schicke jetzt Special Agent NiDozzo zu dir rauf, John. Dann macht ihr den Austausch.“ Fry starrte auf das Ding, welches Fibbs seiner Jackentasche entnommen hatte. „Das bieten Sie ihm zum Tausch an? Einem Typen wie John Rembo?“ „Keine Sorge. Ich kenne John. Er geht darauf ein. Alles wird gut.“ Fibbs überreichte das Tauschobjekt NiDozzo. Der Special Agent nahm es nur widerwillig entgegen. „Ich kann das nicht, Boss.“ Fibbs wurde es zu bunt. „Was ist los, NiDozzo? Fehlt Ihnen etwa ein Aufzug zum Glück? Oder eine Rolltreppe?“ „178 Stufen vor dem Ziel. Und Sie kneifen?“, wunderte sich auch Joe Fry. „Akrophobie“, schaltete sich McFee dünkelhaft ein. „Ich gehe rauf. Ich schaff das. Mein Kumpel hat offensichtlich Höhenangst. Trotz edlem Schlips.“ McFee schnappte sich behände das Objekt, bewegte sich damit Richtung Treppe des Turms. Kurz, bevor er die erste Stufe nahm, warf er einen triumphierenden Blick zurück. „So sehen wahre Siegertypen aus, NiDozzo - Victory am Uetliberg!“ Der Austausch ging problemlos vonstatten. Denn Rembo war ohnehin nicht ganz glücklich über das schneeweisse Teil, welches er sich da angeeignet hatte; ‚kurzzeitig ausgeliehen‘ wie Fibbs‘ Kriegskamerad den Sachverhalt unverhohlen präzisierte. Das Team von Frontwork CIS brachte es unverzüglich an seinen rechtmässigen Standort Rennweg zurück - das Kunstwerk war wieder vollständig. Der FCIS hatte ganze Arbeit geleistet, Fibbs mit dem Tauschobjekt eindeutig Rembos Geschmack getroffen. Endlich hatte dieser ein Messer, welches seinem Status entsprach: Modell @ work, 58 mm; mit USB-Stick als elektronische Klinge. Denn der Dschungelkämpfer von heute trägt seine Fights am Computer aus. 2 frontwork ag hertistrasse 25 postfach ch-8304 wallisellen tel +41 44 802 80 10 [email protected] auffallendanders.ch
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